Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Last Exit Schinkenstraße

Am Anfang kehrt Heinz Strunk kurz in die Welt von Fleisch ist mein Gemüse zurück. Er spielt den Saxophonisten Peter Voss, der zusammen mit seinem besten Kumpel, dem Trompeter Torben Bruhn (großartig: Marc Hosemann aus Die Discounter) in der ziemlich durchschnittlichen Partyband Boarding Time spielt. Bei einem Auftritt zum 50. Jubiläum eines Fleisch- und Wurstspezialisten erklingt auch der Heinz-Strunk-Hit Alarmstufe Rahmstufe.

Was jedoch nicht erklingt sind die Blasinstrumente von Hans und Torben. Die nicht mehr ganz jungen Mucker (Fachbegriff für mittelprächtig begabte Tanzmusiker, die bis spät in die Nacht Liveauftritte abliefern) hätten eigentlich schon während des Auftritts merken müssten, dass sie durch eine attraktive Sängerin ersetzt werden sollen.

Als ihnen dann der Bandleader Manni (herrlich schmierig: Charlie Hübner) auch noch das Tschüss anbietet, bricht für Peter und Torben eine gar nicht so prächtige Welt zusammen. Mit dem Mut der Verzweifelten versuchen sie dies als Chance zu sehen. Peter tritt als Pierre Panade am Ballermann mit selbstkomponierten Saufhits wie Liebesdöner oder Du sollst nicht lecken, bevor es tropft auf und Torben fungiert als sein Manager.

Die erste 20-minütige Episode dieser auf Amazon Prime online gestellten sechsteiligen Serie ist ebenso pointen- wie milieusicher. Danach gelingt es nicht immer dieses Niveau zu halten. Doch Strunks manchmal gar nicht so dunmme dumme Sprüche, die vor Ort auf Mallorca eingefangene Dauerparty inklusive allerlei tragikomische Momente, sowie amüsante Gastauftritte von Katharina Wackernagel, Bjaene Mädel, Ollie Schulz und (natürlich) Mickie Krause sprechen für Last Exit Schinkenstraße.

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Woody Allen in Comic Strips

Der Zeichner Stuart Hample kannte Woody Allen schon lange vor dessen Zeit als erfolgreicher und total unabhängiger Filmemacher. Er erlebte ihn in den 60er-Jahren als unbekannten Standup-Comedian, dessen Auftritte in New Yorker Clubs kaum jemanden zum Lachen brachte. 1975 schließlich kam er auf die Idee den mittlerweile sehr beliebten Filmkomiker zur Hauptfigur eines Zeitungsstrips zu machen. Allen war nicht abgeneigt und ließ Hamples Cartoonfigur sogar eine Zeichentricksequenz in Der Stadtneurotiker animieren.

Die einzelnen Strips von Stuart Hamples 1976 gestarteter Serie Inside Woody Allen begutachtete der Filmemacher höchstpersönlich und er stellte sogar Kladden mit unverwendeten Witzen zur Verfügung. Hiermit konnte Hample jedoch recht wenig anfangen, vielmehr flossen persönliche Erlebnisse mit Allen in seine Arbeit ein.

So inspirierte ihn die Tatsache, dass sich Woody Allen in New York zwar gerne mit einem tief ins Gesicht gezogenen Hut tarnte, sein Taxi aber erst dann verließ, wenn die Gehsteige halbwegs gut mit Passanten gefüllt waren.

Von 1979 bis 1981 erschienen bei Ehapa sechs Taschenbücher mit Woody-Allen Comics.

Woody Allens Manager Jack Rollins sah den Comicstrip als Möglichkeit seinen Klienten auch in jenen ländlichen US-Regionen populär zu machen in denen seine Filme nicht im Kino gezeigt wurden. Der Strip lief bis 1981, wobei das King Features Syndicate immer wieder bemängelte, dass die Gags viel zu abgehoben sind.

Eichborn veröfentlichte 1988 zwei Bände

Ein Sammelband mit dem Titel Vom Irrsinn des Lebens ist zwar keine Gesamtausgabe von Inside Woody Allen, enthält aber thematisch gegliedert zahlreiche gut ausgewählte meist wirklich lustige Strips.

Der Sinn von R. Buckminster Fullers hingekrackelten Prolog hat sich mir zwar nicht erschlossen, doch Stuart Hamples Vorwort ist äußerst aufschlussreich. Für die Reproduktion der Comicstrips wurden die Originalzeichnungen verwendet und diese kamen dann farbig reproduziert zum Abdruck.

Dadurch gibt das Buch einen sehr lebendigen Einblick in Hamples Arbeitsweise und hat zudem noch das Flair eines prachtvoll aufgemachten Ausstellungskataloges.

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Aus dem EC-Archiv: Wally Wood – Band 5

Der All Verlag veröffentlichte zuvor in drei Bänden alle Science-Fiction- und Fantasy-Storys, die der geniale Zeichner Wally Wood für die Comicserien von EC zu Papier gebracht hatte. Zu bestaunen sind in diesen Geschichten außerirdisch schöne Frauen, furchterregende Monster und tollkühne Raumfahrer, deren Helme wie umgedrehte Goldfischgläser aussehen.

Anschließend folgte eine Collection mit der erotischen Kunst von Wood. Enthalten sind auch ebenso so peinliche wie traurige Arbeiten aus dem Spätwerk des Künstlers, der sich 1981 im Alter von 54 Jahren, nach mehreren Schlaganfällen und nachdem er auf dem linken Auge erblindet war, das Leben nahm.

In einem weiteren Band aus dem EC-Archiv präsentiert der All Verlag alle Abenteuer-und Kriegs-Comics von Wood. Diese 21 Geschichten stammen aus den Magazinen Two-Fisted Tales, Frontline Combat, Piracy, Valor und Aces High.

Die Comics zeigen, dass es für Wood damals keine Grenzen gab. Ob Seeschlachten, Gladiatorenkämpfe im alten Rom, Jagdflugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg, wilde afrikanische Elefanten oder die Explosion der Atombombe, es gab nichts, was Wally Wood nicht unübertrefflich perfekt in Szene setzen konnte.

Enthalten sind auch einige prächtig anzusehende mittelalterliche Rittergeschichten, die immer noch traurig darüber machen, dass es nicht Wood war, der 1971 von Hal Foster als Nachfolger für seine Serie Prinz Eisenherz ausgewählt wurde. Foster veröffentlichte zwar eine beeindruckende Probeseite von Wood innerhalb der Serie, verfügte danach jedoch, dass sein ehemaliger Assistenten John Cullen Murphy Prinz Eisenherz übernahm.

Doch zurück zu den EC: Die Comics in diesem Band sind nur sehr selten ausschließlich eskapistische Abenteuer-Unterhaltung, sondern sie regten fast immer unaufdringlich zum Nachdenken an. Besonders bemerkenswert sind sieben Kriegs-Comics deren Stories von Harvey Kurtzman stammen. Dieser hatte dafür sorgfältig recherchiert und war nicht daran interessiert Soldaten als Helden darzustellen.

Der spätere Gründer des Satiremagazins MAD, der nicht wenige seiner Kriegscomics selbst zu Papier brachte, verfolgte einen realistischen Ansatz. Kurtzman nahm den Leser direkt mit an die Fronten und in die Schützengräben. Dabei vermittelt er die Ängste, die einfache Soldaten, Piloten bei Luftkämpfen oder Zivilisten bei Bombenangriffen auszustehen haben.

Im lesenswerten Nachwort dieses Bandes schreibt Michael T. Gilbert, dass die Zusammenarbeit zwischen Wood und Kurtzman nicht immer einfach war. Er zitiert den Zeichner: “Ich habe zweimal aufgehört, für Harvey zu arbeiten. Er hatte eine sehr irritierende Art, deine Arbeit zu kritisieren. Es ist nie einfach, für ihn zu arbeiten. Ich mag Harvey und ich respektiere ihn, aber er ist ein harter Mann, er ist ein Tyrann! Es musste immer alles nach ihm gehen, was ich vermutlich in gewisser Hinsicht sogar bewundere.”

Gilbert meint dazu “Mit Kurtzman hatte Wood zu guter Letzt einen noch größeren Perfektionisten getroffen, als er selbst einer war. So sehr er ihn auch respektierte, Wood hasste es, wenn jemand anderes die Kontrolle hatte.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Wood auch als Texter tätig war. Die in diesem Band enthaltene von ihm im Alleingang realisierte Geschichte Grenze! (Perimeter!) kann bei den Kurtzman-Stories mithalten.

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James Bond: Doppelt oder nichts

Cross Cult hat in vierzehn sehr schön aufgemachten Büchern alle Romane und Kurzgeschichten, die Ian Fleming von 1953 bis zu seinem Todesjahr 1964 schrieb, in der Reihenfolge ihrer Entstehung veröffentlicht. Anschließend folgten – beginnend mit Colonel Sun (1968) von Robert Markham – ebenfalls chronologisch geordnet jene 007-Romane, die nicht aus der Feder von Fleming stammen.

Parallel dazu erschienen bei Cross Cult auch als deutsche Erstveröffentlichung von frisch erschienenen James-Bond-Abenteuern. Den Anfang machte mit Trigger Mortis – Der Finger Gottes, Ewig und ein Tag sowie Mit der Absicht zu Töten eine angenehm nostalgisch angehauchte 007-Trilogie von Anthony Horowitz, die zwischen 1953 und 1964 spielt, also in jenen Jahren in denen Flemings Romane entstanden sind.

Auch die Britin Kim Sherwood arbeitet an einer Trilogie, die in der Welt der Doppelnull-Agenten spielt. Doch – Oh Schreck! – , auf dem Cover ist zu lesen: “James Bond ist verschwunden“, gerade jetzt wo der an Elon Musk erinnernde Milliardär Sir Bertram Paradise mit Hightech den Klimawandel rückgängig machen will. Doch ist er wirklich ein Wohltäter der mit Wetterwaffen unseren Planeten retten will?

Sherwoods erster Double-O-Roman spielt in unserer Gegenwart, bzw. in einer nahen Zukunft, die vielleicht ohne James Bond auskommen muss. Im Zentrum des Buches stehen mit Johanna Harwood, Joseph Dryden und Sid Bashir, die divers besetzten und interessant charakterisierten Agenten 003, 004 und 009. Im MI6 hat sich einiges geändert. Ein Duo von Computernerds hat Q beerbt und Miss Moneypenny nimmt jetzt weitestgehend die Tätigkeiten vom M wahr.

Mit Zustimmung der Rechteinhaber durfte Kim Sherwood die Geheimdienst-Welt von Ian Flemings aktualisieren. Gleichgeblieben sind jedoch die präzise beschriebenen Schauplätze, wie diesmal etwa der Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, die überraschenden Wendungen und die mitreißend zu Papier gebrachte Action. Es bleibt spannend, wie es Anfang 2024 im nächsten Double-O-Roman A Spy Like Me weitergeht. Wenn bis dahin noch kein Nachfolger von Daniel Craig gefunden wurde, könnte ja nach Sherwoods Vorlage erst einmal ein Double-O-Film ohne James Bond entstehen.

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Alexander Braun: Staying West

2014 erschien mit Going West: Der Blick des Comics Richtung Westen ein bemerkenswerter Bildband, der zugleich Katalog einer Wanderausstellung war. Auf 430 Seiten beschäftigte sich Alexander Braun in Kapiteln wie Krazy Desert Kat, Tim in Amerika oder Mad Mad West mit der Geschichte der Besiedelung des nordamerikanischen Westens auf Kosten der Ureinwohner.

Nachdem er sich zwischendrin im Jahrestakt in weiteren Büchern und Ausstellungen u. a. mit Winsor McCay, Anime, Will Eisner, Horror im Comic oder den Katzenjammer Kids beschäftigt hatte, kehrt Braun in den Wilden Westen zurück. Sein neues Buch heißt Staying West und bietet Braun die “Gelegenheit, das Panorama von damals zu vervollständigen und angesichts der aktuellen Indianer- und Kulturellen-Aneignungs-Debatten einen neuen, kritisch geschärften Blick auf die Gattung zu werfen“.

So geht es auch im zweiten Western-Buch um James Swinnerton, der in den 20er-Jahren die Leser des Magazin Good Housekeeping durch die Serie Canyon Kiddies mit dem Leben und den Ritualen von Hopi-Indianern vertraut machte. Dies geschah ohne eine weiße Identifikationsfigur und ohne Überheblichkeit. Braun merkt an, dass aus heutiger Sicht leicht kritisiert werden kann, dass sich hier “ein weißer Zeichner einen indigenen Schauplatz aneignet, um damit in der Zeitschrift eines weißen Mannes zu einem weißen Publikum zu sprechen.“

Doch “es gab 1922 keine großen Publikumsmagazine eines indigenen Verlegers für ein indigenes Publikum. Es gab nicht einmal Zeichner mit indigenen Wurzeln“. Daher wäre die Alternative zu Swinnertons Serie, dass “überhaupt nicht über indianische Kultur geredet worden wäre.“ An anderer Stelle in diesem Buch schreibt Braun: “Wenn an die Stelle einer vermeintlich falschen Darstellung eine Gar-nicht-mehr-Darstellung tritt, ist dem Problem wenig gedient.“  

Daher lohnt es sich genau hinzusehen, und es ist bemerkenswert, was Braun entdeckt hat. So beschäftigt er sich mit einem Disney-Comic von Carls Barks, der bei uns unter dem Titel Onkel Dagobert im Lande der Zwergindianer bekannt ist. Dabei fiel ihm auf, wie sensibel sich Barks hier mit indigener Kultur beschäftigt hat und wie wenig davon in der deutschen Übersetzung von Erika Fuchs übriggeblieben ist. Ganz anders als im Original wollen hier etwa Tick, Trick und Track gerne ein paar der “Zwergindianer“ mitnehmen, wozu Braun anmerkt: „Hagenbecks Völkerschauen lassen grüßen.“

Braun schreibt sogar: “Schlechter als Fuchs kann man den Originaltext kaum übersetzten.“ Das trifft sicher nicht auf die komplette und beachtliche Lebensleistung von Erika Fuchs zu. Doch anstatt – wie es aktuell geschieht – an den “heiligen“ Fuchs-Texten im Sinne von aktuellen Empfindlichkeiten herumzubasteln, wäre es der deutschen Comickultur förderlicher, wenn sich Neuübersetzung ausschließlich am Original von Carl Barks orientieren würden.

Auch ansonsten ist der beklagenswerte Zustand der deutschen Comickultur ein Leitmotiv von Braun zweiten Western-Buch. Wohl auch wegen ihrer mangelnden Qualität fanden im ersten Band in Deutschland entstandene Comics keine Berücksichtigung. Doch wenn es diesmal auch um die Karl-May-Comics, Hansrudi Wäscher oder die deutschen Bearbeitungen der Bessy– oder Silberpfeil-Hefte geht, dann fällt das gut begründete Urteil von Braun über die Produzenten vernichtend aus: “Von Walter Lehning über Rolf Kauka bis Gustav Lübbe: Niemand hatte Kenntnisse vom Comic-Machen, geschweige denn von der Comic-Historie. Alle wollten lediglich etwas verkaufen, für das offensichtlich eine Nachfrage bestand.“

Doch es gibt Hoffnung. Sehr ausführlich lobt Braun Zarter Schmelz, die großartige Lucky-Luke-Hommage von Ralf König. Durch sein neues opulent bebildertes Buch zeigt Alexander Braun mit klugen Analysen und kompetenten Erläuterungen zu den zahlreichen Abbildungen einmal mehr, dass es um die deutsche Comickultur nicht ganz so schlecht bestellt ist.    

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Heißer Verdacht – Prime Suspect

Anfang der 90er-Jahre gab es in Großbritannien weder bei der Polizei noch in TV-Serien weibliche Führungskräfte, die Ermittlungen leiteten. Dies änderte sich erst nachdem Helen Mirren 1991 als Detective Chief Inspector Jane Tennison ihren Dienst in der fiktiven Southampton Row Police Station in Central London antrat.

Die Serie Prime Suspect wurde zwar hauptsächlich in Manchester gedreht, doch die Erfahrungen, die Tennison mit ihren männlichen Mitarbeitern und Vorgesetzten machte, basieren auf tatsächlichen Erlebnissen von Jackie Malton, die eine der ersten weiblichen Polizeidetektive in England war. Malton gab Helen Mirren den Ratschlag als Jane Tennison im Dienst niemals zu lächeln, da dies als Schwäche ausgelegt werden kann. Malton glich auch die Drehbücher von Lynda Joy La Plante mit ihren Lebenserfahrungen ab.

Die von Mirren gespielte Kriminalistin hat durch ihre Hartnäckigkeit zwar große Erfolge, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis. Da sie quasi immer im Einsatz ist, gehen ihre Beziehungen beständig in die Brüche. Obwohl sie im Job mit vielen Menschen konfrontiert wird, ist sie einsam. Mirren gelingt es sowohl das Leid von Jane Tennison, die in der letzten Episode zu den Anonymen Alkoholikern geht, als auch ihre kurzen Momente des Triumpfes, die die Polizistin gerne im Spiegel betrachtet, mitreißend darzustellen.

Aus heutiger Sicht mögen die ersten drei Staffeln, die jeweils eine durchgehende Geschichte in zwei spielfilmlangen Episoden erzählen, ein wenig langatmig wirken. Doch die in spannende Handlungen verpackten Themen Gleichberechtigung, Rassismus und Homophobie stehen immer noch auf der Tagesordnung.

Als in der vierten Staffel drei in sich abgeschlossene Episoden erzählt wurden, hob die Serie für mich richtig ab. Ich vergaß völlig, dass ich hier eine vor drei Jahrzehnten entstandene Serie sah und war live dabei als Jane Tennison immer wieder vergeblich versuchte, ein Privatleben am Rande ihrer Ermittlungen zu führen.

Die siebte und letzte Staffel wurde 2006 ausgestrahlt und erzählt von Jane Tennisons letzten Fall. Wer Prime Suspect heute bingewatcht, kann an einem Tag die Highlights und Tiefpunkte eines 15-jährigen Berufslebens miterleben. Manche der Geschichten mögen etwas künstlich zugespitzt wirken, doch wenn es Jane Tennison gelingt Licht in ganz finstere Angelegenheiten zu bringen, dann scheint ihr Einsatz ohne Rücksicht auf eigene Verluste Sinn zu machen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Heimkinoveröffentlichung. In Großbritannien ist eine Box mit allen sieben Staffeln auf 10 DVDs erschienen. In Deutschland veröffentlichte Koch Media eine schön aufgemachte Blu-ray-Edition im Schuber. Die “Superbox mit 6 Discs“ hat allerdings ein paar Schönheitsfehler.

So fehlt die siebte Staffel, obwohl es dazu als Bonus ein Making-Of gibt. Die Bildqualität schwankt, die Episode Kind vermisst (The Lost Child) ist seltsamerweise nur im Vollbildformat enthalten und die frühen Episoden wurden nicht komplett synchronisiert. Für letzteres sind die öffentlich-rechtlichen Sender verantwortlich, die anscheinend ihren Zuschauern 1996 nicht zumuten wollten, dass Jane Tennison abgetrieben hatte. Auch in dieser Hinsicht sind die Heimkino-Editionen interessant, denn hier sind auch jene Szenen (mit deutschen Untertiteln) enthalten, die bei der deutschen Erstausstrahlung fehlten.  

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Prinz Eisenherz: Excalibur

1994 startete Marvel eine vierteilige Prinz-Eisenherz-Serie, die sich nur sehr lose an dem auch heute noch im Wochentakt erscheinenden Zeitungscomic orientiert.

Bereits 1954, im Windschatten der Eisenherz-Verfilmung mit Robert Wagner, brachte der Dell Verlag in Eigenregie und ohne Mitwirkung von Hal Foster einige Comichefte heraus, die bei uns von Bocola als Sonderbände veröffentlicht wurden. Dort wird jetzt ebenfalls die Marvel-Serie im Großformat von 23 x 32 cm und als Ergänzung zur optimal aufgemachten Eisenherz-Gesamtausgabe herausgebracht.

Cover von Michael Kaluta

Der von Bocola gewählte Titel “Excalibur“ passt recht gut, denn einer der Gründe für Marvels Interesse an dem Rittercomic dürfte John Boormans gleichnamiger Kinoerfolg gewesen sein. Auf der Webseite von Bocola ist ein Interview mit dem britischen Zeichner John Ridgway zu finden, in dem dieser erzählt, dass „die einzige konkrete Anweisung, die ich von dem Redakteur bei Marvel bekam, war, dass die Rüstung aussehen sollte wie im Film.“

Zeichnung von John Ridgway

Ridgway fügt noch hinzu: „Allerdings ist der im Film gezeigte Plattenpanzer aus dem 15. Jahrhundert und Fosters Eisenherz spielt im 6. Jahrhundert. Insofern fand ich diese Vorgabe etwas seltsam. Dieser zuständige Redakteur verließ das Projekt, nachdem ich mit der Arbeit am ersten Buch begonnen hatte, so dass es zu spät war, über eine Überarbeitung der Rüstung nachzudenken.“

Farben von Curtis Woodbridge

John Ridgways Zeichnungen mit denen von Hal Foster wäre unfair, da die Marvelserie für ihn und alle Beteiligten in erster Linie ein Job zum Broterwerb und keine Selbstverwirklichung war. Dennoch ist hier sehr viel mehr kreativer Idealismus im Spiel als bei den schlichter gestrickten Dell-Heften. Das Konzept der Eisenherz- Miniserie stammt von Charles Vess, der auch als Fantasy-Künstler und Comiczeichner tätig ist. Vess steuerte zu den Marvelheften einige Illustrationen bei und orientierte sich bei der inhaltlichen Ausrichtung an einem der bekanntesten literarischen Werke über König Arthur.

Illustration von Charles Vess

T. H. Whites Roman Der König auf Camelot (The Once and Future King) von 1958 inspirierte den Disneyfilm Die Hexe und der Zauberer und das Musical Camelot. Vess übernahm von White für die vier Marvel-Comics die Kapitel-Überschriften The Sword in the Stone, The Queen of Air and Darkness, The Witch in the Wood und The Ill-Made Knight.  Dies ist zwar etwas unlogisch, denn während Whites Buch mit der Jugend von Arthur beginnt, fängt der Comic mit dessen Ende an.

Bocolas bereits vergriffene Vorzugsausgabe

Dennoch entstand ein inhaltlich ansprechender Fantasy-Comic, der sich einige Freiheiten im Umgang mit Fosters Eisenherz nimmt. Details hierzu liefert das interessante Vorwort von Uwe Baumann. Für diese Veröffentlichung spricht auch die im Vergleich zur Carlsen-Ausgabe von 1995 sehr viel bessere Druckqualität, in der die teilweise wirklich beeindruckenden Zeichnungen von John Ridgway und die detvon allen typographischen Ballast befreiten Titelbilder von Michael Kaluta zum Abdruck kommen.

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Das fliegende Klassenzimmer

1933 schrieb Erich Kästner mit Das fliegende Klassenzimmer seinen wohl komplexesten Jugendroman. Da das Buch in einem nur von Jungen besuchten Internat spielt hat es – ganz im Gegensatz zu Pünktchen und Anton, Das doppelte Lottchen und (dank Pony Hütchen) auch Emil und die Detektive – ein nahezu ausschließlich aus männlichen Charakteren bestehendes Ensemble. Erst in der vierten Verfilmung des Klassikeres sind auch Schülerinnen dabei.

1954 machte der Komödienspezialist Kurt Hoffmann (Ich denke oft an Piroschka, Wir Wunderkinder) aus Das fliegende Klassenzimmer einen gemütlichen Schwarzweißfilm mit einen leicht nervigen Mundharmonika-Soundtrack.

Die Hauptrolle des von allen Schülern geliebten Lehrers Dr. Johannes Bökh alias “Justus“ spielt Paul Dahlke, mit dem Hoffmann ein Jahr später die sehr amüsante Kästner-Verfilmung Drei Männer im Schnee drehte.

Ein noch sehr junger Peter Kraus verkörpert den Schüler Johnny und als der in einem Eisenbahnwagen wohnende und von allen “Der Nichtraucher“ genannte Jugendfreund von „Justus“ ist Paul Klinger zu sehen.

Kästner mit Kalb Eduard

Die etwas biedere aber sehr werkgetreue Adaption gewinnt deutlich dadurch, dass am Anfang und Ende des Films Erich Kästner höchstpersönlich als Erzähler seiner Geschichte zu sehen ist.  

Über die 1973 entstandene zweite Verfilmung lässt sich nur wenig Gutes sagen, denn trotz der interessanten Besetzung mit Joachim Fuchsberger als “Justus“ und Heinz Reincke als “Nichtraucher“ ist diese unbeholfen modernisierte Version ziemlich langweilig. Aus heutiger Sicht verfügt der Film – im Gegensatz zu den kurz zuvor entstandenen “Lümmel“-Filmen mit Hansi Kraus – über keinerlei nostalgischen Charme.

2003 überraschte Tommy Wigand mit einem gelungenen Update von Das fliegende Klassenzimmer. Der Film spielt im Leipziger Internat des (nur aus Jungen bestehenden) Thomanerchors. Erzählt wird von fünf recht unterschiedlichen Schülern, die diesmal nicht um Diktathefte, sondern um Notenblätter kämpfen.

Auch die jüngere deutsche Geschichte findet Berücksichtigung, denn einee Flucht aus der ehemaligen DDR führte in dieser Verfilmung zur Trennung der Jugendfreunde. Ulrich Noethen (Comedian Harmonists) ist absolut glaubhaft in der Rolle des um Gerechtigkeit und Freundschaft zu den Schülern bemühten „Justus“. Er wird optimal unterstützt vom „Nichtraucher“ Sebastian Koch (Das Leben der Anderen) und von Piet Klocke als leicht trotteligem Internatsdirektor.

Erst 2023 dürfen endlich auch Schülerinnen Das fliegende Klassenzimmer betreten. Die neue Version entstand unter der Regie von Carolina Hellsgård (Endzeit) und erfindet Kästners Geschichte (zum Glück) nicht neu. Sie öffnet den in einem Internat für Jungen spielenden Klassiker aber ganz selbstverständlich und unausgesetzt für interessante weibliche Charaktere.

Das Jungvolk ist mit frischen Darstellern besetzt, während Tom Schilling (Werk ohne Autor) als „Justus“ und Trystan Pütter als „Nichtraucher“ ihre schauspielerische Reife in die Waagschale werfen. Ganz im Sinne von Kästner zeigt der von Tom Schilling gespielte Lehrer , dass echte Autorität ohne autoritäres Verhalten auskommt.

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1923: A Yellowstone Origin Story

Noch bevor Taylor Sheridan (Hell or High Wate, Wind River, Tulsa King) seinen Serienerfolg Yellowstone, einen glaubhaft das Montana der Gegenwart versetzten Western mit Kevin Costner als Patriarch John Dutton, zu Ende bringt, hat bereits zwei Prequels produziert.  

1883 erzählt wie die von den Countrysängern Tim McGraw und Faith Hill verkörperten Vorfahren der Familie Dutton mit einem aus immer weniger Planwagen bestehenden Siedlertreck nach Westen unterwegs sind. Für eine der Hauptrollen konnte Sheridan den erfahrenen Westerndarsteller Sam Elliott verpflichten und in kleinen Nebenrollen sind Tom Hanks und Billy Bob Thornton zu sehen.

Im zweiten Yellowstone-Prequel 1923 spielen Helen Mirren und Harrison Ford die Hauptrollen. Wenn man den auf der DVD enthaltenen Specials trauen kann, so sind die beiden Stars ganz begeistert vom Drehbuch und der sorgfältigen Machart der Serie. Ford spielt Jacob Dutton den Urgroßonkel des von Costner verkörperten John Dutton und muss sich bereits 1923 gegen den Fortschritt stemmen, um seine große Farm in Montana zu retten. Als moralisch verrohter Spekulant Donald Whitfield erbringt der ehemalige 007 Timothy Dalton eine der besten Leistungen seiner Karriere.         

Doch in 1923 verlässt Taylor Sheridan auch immer ein wenig die Cowboy-Perspektive, zumindest in einem der Handlungsstränge. Hier wird erzählt, wie Jacob Duttons von seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg traumatisierter Neffe Spencer sich in Afrika für einige Jahre in eine Art Auftragskiller für besonders gefährliche Raubtiere betätigt und sich erfolgreich im Alexandra, eine kurz vor der Hochzeit stehende Britin aus besten Hause verliebt.  

Julia Schlaepfer und Brandon Skendar

Diese vor Ort in Afrika und Europa aufwändig in Szene gesetzte Geschichte ist fast noch spannender als die in Montana spielende Haupthandling. Dies liegt auch an Brandon Skendar und Julia Schlaepfer, die als Jacob und Alexandra ebenso beeindrucken wie Mirren und Ford. Im Gegensatz zu 1883 ist 1923 nach acht Episoden noch lange nicht zu Ende erzählt, und so wie es aussieht wird es noch zwei weitere Staffeln und zudem auch noch diverse andere Yellowstone-Prequels geben. Wenn Taylor Sheridan das hohe Niveau hält, dann nur her damit.

Kurz nach der Ausstrahlung bei Paramount+ erscheint die erste Staffel von “1923“ auch auf DVD, während es in USA und England Blu-ray-Editionen gibt. Doch die Extras der deutschen DVD können sich sehen lassen. Zu jeder der acht Episoden gibt es eine circa siebenminütige Doku. Hinzu kommt noch die Berichte: “Unaufhaltsame Veränderung: Das Abenteuer von 1923″ (41:52 min), “Ich bin das Land: Teonna Rainwater“ (13:13 min), “Wie man die Menschheit abbildet: Der Schnitt von 1923″ (14:34 min) und “Ein Einblick in die Serie“ (16:57 min)

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Bastei Freunde 59

Es ist ebenso erstaunlich wie erfreulich, dass mittlerweile bereits die 59. Ausgabe des Magazins Bastei Freunde erschienen ist. Ertugrul Edirnes Gemälde auf dem Titelbild kann zwar technisch und atmosphärisch überzeugen, doch es zeigt Pferde und die reitende Bastei-Heldin Conny.

Ich war nicht sicher, ob ich wirklich das auf dem Cover abgekündigte “letzte Geheimnis“ von Conny erfahren wollte. Doch um die Pferdezeitschrift ging es im Heft nur am Rande und stattdessen stand einmal mehr Klaus Dills Werk im Mittelpunkt des Hefts. Es waren wieder sehr interessante Details über dessen Leben und Wirken zu erfahren.

Den einstigen Maler von Plakaten zu Filmen wie Tarantula oder 12 Uhr Mittag dürften Comicfans in erster Linie durch seine 150 Titelbilder zur Westernserie Bessy kennen. Dills stimmungsvolle Gemälde trugen dazu bei, dass zeitweise wöchentlich 400.000 Bessy-Hefte verkauft wurden.

Die neue Ausgabe der Bastei Freunde dokumentiert, wie Klaus Dill dennoch darum kämpfen musste, für seine zeitaufwändigen Arbeiten anständig bezahlt zu werden. Da der Bastei Verlag immer stärker auf Künstler zurückgriff, die mit einer niedrigeren Gage zufrieden waren, wurde 1979 auf der 700. Ausgabe von Bessy das letzte neue Dill-Cover veröffentlicht, obwohl die Serie noch sechs Jahre lief.

Dill kehrte 1984 noch einmal zu Bastei zurück und zeichnete Cover für Pferdecomics mit Conny. Der erste Bessy-Chefredakteur Helge Hasser war mit Klaus Dill befreundet. Er wird in dieser Ausgabe der Bastei Freunde mit einer Charakterisierung Dills zitiert, die ich in Anbetracht der Freude, die mir Dills Werke in meiner Jugend bereitet haben, sehr erschütternd fand und die ich hier gerne zitieren möchte:    

„Ein netter Kerl, grundanständig, von Krieg und Gefangenschaft psychisch niedergedrückt, immer negativ in seiner Zukunftssicht, kein Held, kein Charmeur, keine Chance bei Frauen – nicht einmal als Künstler charismatisch. Er war ein Star unter den Plakatkünstlern der damals boomenden Filmindustrie – aber er fühlte sich immer als Underdog; unverstanden und schlecht bezahlt. Klaus Dill, immer höflich und zuvorkommend, war eine tragische Figur. Und es gab nichts, womit man ihn aus dieser Rolle locken konnte.“

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