Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Jaguar

Bei einem Besuch in Paris erwählt ein südamerikanischer Indianerhäuptling den leichtlebigen Perrin (Patrick Bruel) zum Retter seines Volkes. Da dieser gerade von Schuldeneintreibern gejagt wird, lässt er sich auf das Spielchen ein und bricht mit dem bulligen Dolmetscher und Survival-Experten Campana (Jean Reno) in den brasilianischen Dschungel auf. Dort macht Perrin einige unvergessliche Erfahrungen, verliebt sich und wächst über sich hinaus.

Jaguar

Francis Weber (Ruby & Quentin) schrieb die Drehbücher zu einigen der schönsten französischen Komödien wie etwa Ein Käfig voller Narren oder Der große Blonde mit den schwarzen Schuh. Als Regisseur setzte er die drei gelungene Actionkomödien Der Hornochse und sein Zugpferd, Zwei irre Spaßvögel und Die Flüchtigen mit dem ungleichen Paar Gerard Depardieu und Pierre Richard in Szene. An diese Tradition knüpft er 1996 in Jaguar mit Jean Reno und Patrick Bruel an.

Jaguar

Untermalt von einem wie immer herrlichen Soundtrack von Vladimir Cosma, unter Mitwirkung der attraktiven Venezianerin Patricia Velásquez (Die Mumie) und Danny Machete Trejo als Bösewicht gelang Weber ein rundum erfreulicher Film. Dieser ist zugleich spannend und amüsant, aber dabei nie albern ist, und hat – scheinbar ganz nebenbei – auch ein oder zwei Dinge zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Südamerika zu sagen.

Jaguar

Jaguar liegt schon lange als DVD vor, wer jedoch eine Blu-ray des Filmes möchte, muss zur Jean Reno Collection greifen. Die Box enthält neben Jaguar noch die 2017 entstandenen Filme The Adventures sowie Der Meisterdieb und seine Schätze.

Jaguar

Extras der Blu-ray von „Jaguar“: Kurzer Bericht mit Impressionen von den Dreharbeiten (3:00 min, ohne Untertitel) Making Of (19;51 min, wie alle übrigen Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln; Interviews mit Jean Reno (4:33 min) und Patrick Bruel (3:23 min), Deutscher Kinotrailer (2:08 min); Zwei Französische Trailer (0:31 min + 2:07 min); Galerie mit 60 Bildern

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Ruby & Quentin – Der Killer und die Klette

Der Profikiller Ruby (Jean Reno) sitzt schweigend in seiner Gefängniszelle. Um ihn endlich zu einer Aussage gegen den Gangsterboss Vogel zu bewegen, sperrt Kommissar Vernet den durchgeknallten und extrem nervigen Kleinkriminellen Quentin (Gerard Depardieu) in Rubys Zelle. Beiden gelingt durch eine Verkettung seltsamster Umstände die Flucht…

Ruby & Quentin - Der Killer und die Klette

Francis Veber hat in den Achtziger mit Der Hornochse und sein Zugpferd, Zwei irre Spaßvögel und Die Flüchtigen bereits drei ähnlich Filme gedreht, in denen Gerard Depardieu mit Pierre Richard als ungleiches Duo agierte. Seinerzeit war allerdings Depardieu der leichte genervte Stoiker, während Richard das Nervenbündel verkörperte.

Ruby & Quentin - Der Killer und die Klette

2003 hat Depardieu die Seiten gewechselt und Jean Reno (mit dem Veber bereits die gelungene Abenteuer-Komödie Jaguar drehte) spielt einmal mehr wie in  Léon – Der Profi den (zunächst) eiskalten Killer. Das auch mit harter Krimigewalt nicht gerade geizende Resultat überzeugt dank der Chemie zwischen den beiden ungleichen Hauptdarstellern und dank Vebers routinierter aber nicht formelhafter Inszenierung.

Ruby & Quentin - Der Killer und die Klette

Extras der DVD: Ein recht ausführliches „Making Of“, (26 min), wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln; Interview mit Francis Weber (15:27 min); B-Roll (21:13 min)    

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Pierre Richard & Gérard Depardieu

Zwischen 1981 und 1986 drehte Francis Veber drei Komödien mit Gérard Depardieu und Pierre Richard. Da die beiden Darsteller immer ähnliche Rollen (der raue Hüne mit dem goldenen Herzen und der sanfte Trottel) spielten, Vladimir Cosma in allen drei Fällen für sehr einfühlsame Filmmusik sorgte, Depardieu jeweils Kopfnüsse austeilte und zu jedem Werk ein US-Remake gedreht wurde, kann durchaus von einer Trilogie gesprochen werden.

Pierre Richard & Gérard Depardieu

Die erste Zusammenarbeit von Veber, Depardieu und Richard bekam bei uns den unsäglichen Titel Der Hornochse und sein Zugpferd (La Chèvre). Richard verkörpert den totalen Tollpatsch François, der in Begleitung eines bulligen Privatdetektivs (Depardieu) in Mexiko die verschwundene Tochter seines Chefs suchen soll. Er ist die letzte Hoffnung, weil die junge Dame genau wie François das Unglück geradezu anzieht.

Pierre Richard & Gérard Depardieu

Unter dem treffenderen deutschen Titel Ein Tollpatsch kommt selten allein lief der Film im TV in einer besseren Synchronisation, die zum Glück neben der deutlich klamaukigeren deutschen Kinofassung ebenfalls mit auf die Heimkino-Veröffentlichung kam. 1991 entstand das US-Remake Pure Luck – Reine Glückssache mit Danny Glover und Martin Short.

Pierre Richard & Gérard Depardieu

Les Compères, der zweite Film der Trilogie wurde in Deutschland mit Zwei irre Spaßvögel ebenfalls unnötig grell betitelt. Depardieu und Richard werden hier als tatkräftiger Journalist Jean und als depressiver Selbstmordkandidat François von einer ehemaligen Freundin auf die Suche nach ihrem Sohn geschickt. Die verzweifelte Dame hat ihren beiden ehemaligen Liebhabern erzählt, sie wären jeweils der Vater des Jungen. Ivan Reitman drehte 1997 das deutlich weniger komische US-Remake Ein Vater zuviel mit Robin Williams und Billy Crystal.

Pierre Richard & Gérard Depardieu

Zum Abschluss besannen sich die deutschen Titelschmiede und verpassten Les Fugitifs, dem letzten gemeinsamen Werk von Veber, Depardieu und Richard, den fast schon poetischen Titel Die Flüchtigen. Hier ist Depardieu ein gerade aus der Haft entlassender Bankräuber, der wieder auf die gerade Bahn kommen will, dann aber dummerweise in einer Bank von einem verzweifelten Vater (Richard) bei einem ziemlich verunglückten Raub als Geisel genommen wird. Von diesem, dank einiger wirklich berührender Momente, wohl schönsten Werk der Trilogie realisierte Veber himself auch gleich das diesmal ganz passable US-Remake Das Bankentrio mit Nick Nolte und Martin Short.

Pierre Richard & Gérard Depardieu

Francis Veber beackerte auch weiterhin das fruchtbare Feld mit den ungleichen Filmpartnern, etwa in Jaguar mit Jean Reno und Patrick Bruel. Bemerkenswert ist auch Ruby & Quentin, denn hier ist zur Abwechslung einmal Gérard Depardieu (an der Seite von Jean Reno in der Rolle des sanften Trottels) zu sehen. Doch ganz an die Klasse der Trilogie reichten diese Werke nicht mehr heran.

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Walt Disney: Country Bears

1971 eröffnete in Disney Worlds Magic Kingdom in Florida eine Attraktion, die ursprünglich für ein von Disney betriebenes und doch nicht realisiertes Ski-Gebiet geplant war. Country Bear Jamboree präsentierte animatronische Bären, die Hillybilly-Songs zum Besten gaben und für die Disneyland-Parks in Anaheim und Tokio entstanden. Ein Jahr bevor aus der Disneyland-Attraktion Pirates of the Caribbian der Erfolgsfilm Fluch der Karibik entstand, kam ein Film in die US-Kinos, der von den Country Bears erzählt.

Walt Disney: Country Bears

Die Hauptfigur ist Beary Barrington (wird im Original von Haley Joel Osment gesprochen), der größte Fan der legendären leider schon lange nicht mehr existierenden Band Country Bears. Er führt ein ganz normales Leben mit liebevollen Eltern. Doch eines Tages bemerkt er, dass er irgendwie anders ist: Er hat dickes braunes Haar – und zwar am ganzen Körper. Kurz entschlossen verlässt er seine menschliche Familie und pilgert zur legendären Konzerthalle der Country Bears. Dieser droht jedoch der Abriss durch einen skrupellosen Immobilienhai (hat solche Rollen schon fast abonniert Christopher Walken). Beary versucht die heilige Halle zu retten indem er die Country Bears wieder zusammenzubringt.

Walt Disney: Country Bears

The Country Bears kostete 35 Millionen Dollar und spielte in den USA nicht einmal die Hälfte davon wieder ein. Bei uns erlebte der Film daher seine Premiere gleich auf DVD. Doch wer sich auf das Werk einlässt, wird es nicht bereuen. Es scheint fast so als wenn weniger die plüschige Disneyland-Attraktion, sondern eher John Landis´ Blues Brothers Pate für den Film gestanden hat.

Walt Disney: Country Bears

Während die ulkige Bären-Band wieder zusammenfindet, gibt es einige wirklich überraschende Gags und Gastauftritte von Musikern wie Brian Setzer, Elton John, Willie Nelson, Queen Latifah, Krystal und Jennifer Paige (die eine Mördernummer als plötzlich singende Kellnerin hinlegt). Auch die fiktive Historie der Country Bears ist liebevoll zusammen gesponnen und kann noch einmal in einem Special auf der DVD nachvollzogen werden. Insgesamt ist The Country Bears sehr viel gelungener als erwartet und könnte durchaus einmal zum Kultfilm werden.

Walt Disney: Country Bears

Extras der DVD: Audiokommentar: Plauderei mit den Bären und Regisseur Peter Hastings, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertitel; Eine fiktive sehr lustige Historie der “Country Bears“ (14:18 min); „Konzert für Amerika“ – Aufritt der “Country Bears“ im El Capitano Theater in Hollywood (22:26 min), „Sing mit uns“ – Funktion für die Lieder im Film,  Musikvideo ‚The Kid In You‘ von Crystal (3:27 min)

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François Boucq: Bouncer

Von 2001 bis 2013 zeichnete François Boucq (Teufelsmaul, Die Frau des Magiers) neun Comic-Abenteuer des einarmigen Abenteurers Bouncer. Zwar spielte die Serie scheinbar im Western-Milieu, doch da die Storys vom gebürtigen Chilenen Alejandro Jodrowsky (John Difool, Alef-Thau, Lust & Glaube, Meta-Barone) stammten mit dem Boucq bereits die Serie Mondgesicht schuf, ging es – ähnlich wie in dessen Kultfilm El Topo – nicht nur bleireich, sondern auch ganz schön abgefahren und esoterisch zu.

Bouncer

2018 kehrte Boucq zu Bouncer zurück. Der Zeichner, dessen Bilder von zerfurchten Gesichtern und Landschaften ebenso beeindruckend wie die fantasievollen Geschichten von Jodorowsky sind, übernahm jetzt auch das Schreiben des Szenarios. Genau wie schon zuvor, ist auch Boucqs erster Bouncer ein Epos, das den Umfang eines einzelnen Comic-Albums sprengt.

François Boucq: Bouncer

François Boucq hat einige Handlungsfäden aus Jodrowskys gewaltigen Bouncer-Finale To Hell and back weitergesponnenn. In den beiden Bänden Der Fluch des Goldes und Der Drachenrücken erzählt auf 160 Seiten von einer Schatzsuche. Dabei beginnt er die Geschichte mit einer Begegnung zwischen Bouncer und seinem verstorbenen Vater. Nicht minder mystisch sind die brutalen Wüsten-Amazonen, die im Finale der Geschichte auftreten. Ebenfalls in der Tradition von Jodorowsky steht der Auslöser des Abenteuers, denn der Weg zum Schatz wurde einem kleinen Mädchen im Bereich des Haaransatzes auf den Kopf tätowiert.

François Boucq: Bouncer

Die Charaktere aus Boucqs großem und interessant charakterisierten Ensemble agieren jedoch menschlich nachvollziehbarer als Jodrowskys zumeist völlig unberechenbaren Figuren. Hierzu passt auch, dass Boucq seine Geschichte weniger depressiv enden lässt, als dies ansonsten der Fall war. Doch auch das leicht hoffnungsvolle Ende macht gespannt auf die weiteren Abenteuer von Bouncer.

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Die Löwen von Bagdad

Während eines amerikanischen Luftangriffs im Frühjahr 2003 fielen auch Bomben auf den Zoo von Bagdad. Dadurch entkam ein Rudel Löwen und versuchte inmitten der Kriegswirren zu überleben. Den Autor Brian K. Vaughan (Y: The Last Man, Ex Machina, Saga, We stand on Guard) inspirierte dieses Ereignis am Rand des Golfkriegs zu einer Graphic Novel, die ein Stück Zeitgeschichte aus einer ungewöhnlichen Perspektive schildert.

Die Löwen von Bagdad

Zwar lassen die Hauptfiguren gelegentlich an das Ensemble aus Disneys Der König der Löwen denken, doch Vaughan gelang es seine Raubkatzen plastisch zu charakterisieren, ohne sie allzu stark zu vermenschlichen. Die Odyssee, die der Löwe Zill gemeinsam mit seinem Sohn Ali, seiner Gefährtin Noor und der nicht mehr ganz jungen Safa antritt, weckt Erinnerungen an Richard Adams´ ähnlich glaubhaft geschildertes Kaninchen-Abenteuer Watership Down – Unten am Fluss.

Die Löwen von Bagdad

Doch auch die aufwändig kolorierten Zeichnungen des Kanadiers Niko Henrichon (Meta-Baron) können überzeugen. Er vermittelt sowohl die animalische Unschuld der Hauptcharaktere wie auch die Schrecken des Kriegs, die durch detailreiche Bilder für den Leser ebenso bedrohlich wie für die Löwen wirken. Vaughan und Henrichon gelang mit Die Löwen von Bagdad – nicht nur bezogen auf die fast nur an Superhelden-Geschichten interessierte US-Comicbranche – eine außergewöhnlich mitreißende Erzählung.

Die Löwen von Bagdad

Zeitnah zur US-Veröffentlichung erschien bei Panini bereits 2007 eine Softcover-Edition von Die Löwen von Bagdad. 2021 folgte im Überformat von 19 x 28 cm eine gebundene Deluxe Edition. Diese enthält neben zahlreichen sehr aussagekräftigen Skizzen von Niko Henrichon auch noch zwei Texte, mit denen Brian K. Vaughan 2003 und 2004 den Verantwortlichen bei DC Vertigo sein Konzept schmackhaft machte. Besonders interessant ist dabei die Charakterisierung der vier Löwen, die verschiedene Strömungen innerhalb der irakischen Gesellschaft verkörpern sollen. Doch auch wenn dieses Konzept bei der Lektüre kaum durchschimmert, gelang dennoch eine  mitreißende Fabel über Krieg und Freiheit.

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Lust & Glaube

Alain Mangel mangelt es eigentlich an nichts. Der gerne in lilafarbenen Klamotten auftretende Philosophie-Professor kommt an der Pariser Sorbonne vor allem bei seinen Studentinnen sehr gut an. Als seine Frau ihm zum 60. Geburtstag die Scheidung schenkt und danach auch noch die Wohnung leerräumt, muss Alain umdenken.

Lust & Glaube

Ob es wirklich eine so gute Idee war sich mit seinem getreusten Fan, der wunderschönen ebenfalls immer lila tragenden Studentin Elisabeth, einzulassen wird sich noch zeigen. Als diese vom sich eigentlich für impotent haltenden Alain schwanger wird, glaubt Elisabeth sie trage den Messias in sich und findet zudem auch noch einige sehr seltsame Gleichgesinnte…

Lust & Glaube

Lust & Glaube überrascht zunächst dadurch, dass das Erfolgsteam von John DiFool: Der Incal  hier recht realistisch die linksliberale Realität an der Pariser Uni wiedergibt. Doch Moebius und Alejandro Jodorowsky wären nicht sie selbst, wenn sie nicht doch nach und nach immer mehr esoterische Zutaten in ihr Süppchen einrühren würden. Während der Eröffnungsband Die Irre von Sacré Coeur noch fast wie eine Boulevardkomödie um einen alten Narren wirkt, der noch einmal jung sein möchte, endet der zweite Teil Gefangen im Irrationalen als groteskes Action-Abenteuer.

Lust & Glaube

Das letzte Album Der Irre von der Sorbonne erschien erst fünf Jahre nach Band 2. Hier ist Moebius’ Zeichenstil cartooniger geworden und seine Bilder sind mit oftmals fünf Panelreihen pro Seite sehr viel kleinformatiger. Jodorowskys Geschichte nimmt jetzt keinerlei Rücksicht mehr auf Realität oder Logik, sondern ist ähnlich wild entfesselt wie beim Incal.

Lust & Glaube

Die ersten beiden Bände von Lust & Glaube erschienen bei uns zuerst bei Ehapa und Schreiber & Leser veröffentlichte danach den Abschlussband. Dort erschien auch eine Gesamtausgabe im handlichen “Graphic Novel Format“.

Lust & Glaube

Leider wurde das am wenigsten ansprechende Cover für diese Komplettedition ausgewählt und die beiden anderen Titelbilder (von Band 1 und 3) nicht mitveröffentlicht. Doch ansonsten ist eins der schönsten Werke des Dreamteams Moebius und Jodorowsky endlich wieder lieferbar. Das Format der Comiczeichnungen ist dabei nur geringfügig kleiner als in der alten Edition, die herrlich grellen Farben sind jetzt noch etwas knalliger und außerdem gibt es als Bonus noch ein Lesebändchen, natürlich in Lila!

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Franquin & Gotlib: Slowburn

Bereits Ende der 60er-Jahren hatte der belgische Comic-Meister André Franquin immer weniger Interesse daran, für das Traditionsmagazin Spirou zu arbeiten. Ihm behagte nicht, dass die in erster Linie für Jugendliche gedachte Publikation sehr stark auf Kriegs-Comics und redaktionelle Seiten über militärisches Gerät setzte (heute ist dies übrigens bei Spirou überhaupt nicht mehr der Fall).

Franquin & Gotlib: Slowburn

Während Franquin weiterhin seinen anarchistischen Gaston in Onepagern die Spirou-Redaktion aufmischen ließ, stieg er bei der Comic-Serie Spirou und Fantasio komplett aus. Stattdessen zeichnete er ab 1977 zunächst für Le Trombone illustré und, nachdem diese Beilage des Magazins Spirou eingestellt wurde, für die Zeitschrift Fluide Glacial mit Schwarze Gedanken etliche für seine Verhältnisse ungewöhnlich düstere Geschichten (passenderweise auch noch) in Schwarzweiß zu Papier.

Franquin & Gotlib: Slowburn

Auch ansonsten unterstützte Franquin nach Kräften die alternative und unabhängige Comic-Szene. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang seine Kooperationen mit dem genialen Comic-Chaoten Marcel Gotlieb alias Gotlib (Die Dingodossiers). Dem All Verlag ist es hoch anzurechnen, dass er einer bemerkenswerten Zusammenarbeit zwischen Franquin und Gotlib ein eigenes gebundenes Büchlein gewidmet hat.

Franquin & Gotlib: Slowburn

Für den Comic Slowburn schuf Franquin 20 schwarzweiße Zeichnungen von kopulierenden Katzen. Durch geschickte Ergänzungen und Mehrfachverwendung der Bilder bastelte Gotlib daraus einen aus 60 Panels bestehenden Gag-Comic über eine unbefriedigte weibliche Katze. Das schöne quadratische Buch dokumentiert die Zusammenarbeit der beiden Humoristen. Im reichbebilderten Anhang kommen außerdem noch weitere Kooperationen zwischen Franquin und Gotlib zum Abdruck. Es ist äußerst erfreulich, dass dieser kleine Comic-Klassiker jetzt auch bei uns in adäquater Form vorliegt.

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Walt Disney: Die Geistervilla

Der Immobilienmakler Jim Evers ist andauernd im Stress und versucht Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Daher kombiniert er einen Ausflug mit seiner Ehefrau und Geschäftspartnerin Sara und seinen beiden Kindern mit einer Hausbesichtigung. Doch die staatliche Villa in der Nähe von New Orleans beherbergt nicht nur 999 grauenvolle Geister, sondern Sara wird mit der geheimnisvollen Vergangenheit des Anwesens konfrontiert.

Walt Disney: Die Geistervilla

Nach Fluch der Karibik und dem bei uns nur auf DVD veröffentlichten Country Bears ist Die Geistervilla der dritte Versuch aus einer Disneyland-Attraktion einen Spielfilm zu machen. Diesmal diente Haunted Mansion als Vorlage. Hierbei handelt es sich um ein Spukhaus, das im Disneyland in Anaheim zunächst seit 1963 leer stand. 1969 wurde darin dann eine technisch beeindruckende Geisterbahn eingerichtet, die mittlerweile zum festen Bestandteil aller Disneyland-Parks gehört.

Walt Disney: Die Geistervilla

Die Hauptrolle in Die Geistervilla spielt Eddie Murphy, während Regisseur Rob Minkoff und Produzent Don Hahn mit Der König der Löwen der erfolgreichste Zeichentrickfilm aller Zeiten gelang. Das Resultat kann weit weniger überraschen als Fluch der Karibik. Der Film versucht genau jenen sanften Schrecken zu verbreiten, der auch in der beeindruckend gestalteten Disneyland-Geisterbahn herrscht. Doch dort dauert die Fahrt nur wenige Minuten und taugt daher auch nur bedingt als Vorlage für einen kompletten Spielfilm.

Walt Disney: Die Geistervilla

Trotz hübscher Tricks und Kulissen sowie zahlreicher Anspielungen auf die Disneyland-Geisterbahn wird Die Geistervilla wohl weder die Freunde von Eddie Murphy und schon gar nicht die Fans saftiger Horrorfilme zufrieden stellen.

2023 entstand eine weitere Filmversion von Haunted Mansion, die bei uns den schlichten Titel Geistervilla erhielt und mit Owen Wilson, Rosario Dawson, Danny DeVito und Jamie Lee Curtis recht prominent besetzt ist. Auch dieser nicht unsympathische Film ist weder besonders gruslig noch allzu komisch und war an der Kinokasse noch erfolgloser als die zwei Jahrzehnte zuvor entstandene Version mit Eddie Murphy.  

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Rocky Balboa

Eigentlich ist Rocky Balboa ganz zufrieden. Er besitzt ein nettes kleines Lokal am Stadtrand von Philadelphia und erzählt den Gästen gerne von seinen Meisterschafts-Boxkämpfen. Es bahnt sich langsam aber sicher wieder eine nette Beziehung für den Witwer an. Auch die Sache mit seinem etwas entfremdeten Sohn wird er durch freundliche Hartnäckigkeit noch gekittet kriegen. Doch dann wird im TV ein am Computer simulierter Boxkampf gezeigt bei dem der einstige Champignon Rocky den amtierenden reichlich arroganten Schwergewichts-Weltmeister virtuell auf die Bretter schickt. Prompt wird in Las Vegas ein “Exibition Fight“ angesetzt und Rocky beginnt wieder mit dem Training…

Rocky Balboa

Auf diesen Film hat sicher kaum jemand gewartet, denn die vorherigen vier Fortsetzungen zu Stallones großen Durchbruch Rocky waren alle eher entbehrlich und erreichten nie auch nur ansatzweise die Klasse des Erstlings. Doch oh Wunder bei Rocky Balboa besinnt sich Stallone wieder auf alte Qualitäten. Der Film ist an liebevoll geschilderten Alltäglichkeiten mindestens ebenso stark interessiert wie am großen Schlussfight, dessen ersten beiden Runden diesmal zur Abwechslung in Echtzeit und im Look einer HBO-Liveübertragung gezeigt werden.

Rocky Balboa

Doch das letzte etwas zu planmäßig verlaufende Drittel des Films mit Rustikal-Training an Gefrierfleisch für Rocky und computergestützten Hightech-Coaching für den Champ (dessen einziger Fan anscheinend Mike Tyson heißt) ist schnell wieder vergessen. Sehr viel stärker in Erinnerung bleiben die fest in der Realität verankerten Momente, etwa wenn Rocky auf einem Klappstuhl vor Adrians Grab sitzt. Es macht wieder richtig Freude dabei zuzusehen wie Stallone sich (selbst bei den vollmundigen großen Monologen) erfreulich uneitel als gutherziger Kraftkerl in Szene setzt und mit seinem lustigen Hut durch Philadelphia streift. Beim Verlassen des Kinos summte ich Bill Contis eingängige Melodien und der Gedanke an einen siebten Rocky-Film (gerne ganz ohne Boxsport) erschien plötzlich durchaus interessant.

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