Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Stephen King: Ein Gesicht in der Menge

Dean Evers ist scheinbar ein ganz normaler verwitweter Rentner, der seinen Ruhestand in Florida verbringt. Abends versucht er meist vergeblich sich ein schmackhaftes Mahl zuzubereiten und guckt sich im Fernsehen ein lokales Baseball-Spiel an. Doch plötzlich tauchen auf den nicht besonders gut gefüllten Zuschauerbänken Personen auf, die schon lange tot sind und die Dean an längst vergessen geglaubte nicht besonders angenehme Aspekte seines Lebens erinnern.

Dieses ist nach der bei uns nicht veröffentlichten Story Faithful – Two Diehard Boston Red Sox Fans Chronicle the Historic 2004 Season die zweite Geschichte mit Baseball-Bezug, die Stephen King gemeinsam mit Stewart O′Nan verfasste. Da bereits einige Bücher von O’Nan bei Rowohlt erschienen sind, wurde auch Ein Gesicht in der Menge dort veröffentlicht. Die Geschichte kann ohne Zweifel zu Kings besseren Arbeiten gezählt werden, da sie über Atmosphäre, Spannung, eine gute Charakterisierung der Hauptfigur und ein überraschendes Ende verfügt.

Etwas fragwürdig ist, ob die fünfzigseitige Geschichte wirklich in einem eigenen Hardcover-Büchlein veröffentlicht werden musste. Bei einem Preis von 8 Euro hätte das Buch eigentlich auch noch die zweite Zusammenarbeit der beiden Autoren enthalten können.

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Stephen King: Das Leben und das Schreiben

Mit diesem Sachbuch möchte Stephen King seinen Lesern erklären, wie er es immer wieder schafft, seine Schreibhemmungen zu überwinden und seinen recht hohen Output aufrecht zu halten. Das erste Drittel beschreibt zunächst einmal Kings Kindheit, die manche Inspiration für seine späteren Werke lieferte, und seine ersten Gehversuche als Autor. Hier findet der Leser schon die wichtigste Antwort auf die Frage worauf es ankommt um als Schriftsteller ins Geschäft zu kommen: Dranbleiben und niemals aufgeben, Geschichten schreiben und Geschichten an Verlage und Magazine absenden.

Wenn dann irgendwann einmal etwas mehr als ein vorformuliertes Ablehnungsschreiben zurückkommt und sei es auch nur eine kleine handschriftliche Fußnote vom Lektor, sollte dies schon als Erfolg gesehen werden. In diesem autobiographischen Teil gesteht King auch lange Zeit alkohol- und drogenabhängig gewesen zu sein. Darüber, dass er zu dieser Zeit allerdings auch seine wohl besten Werke geschrieben hat, sollte wohl besser nicht nachgedacht werden.

Im zweiten Mittelteil des Buches verrät King neben einigen handwerklichen Tricks auch wie wichtig es ist, sich ein regelmäßiges Schreibpensum (bei ihm sind es 2000 Worte am Tag) vorzunehmen und dies dann auch rigoros durchzuziehen. Zur Belohnung kommt dann gelegentlich die Muse vorbei und hilft weiter. King hält nicht viel von vorkonstruierten Handlungen, denn er möchte auch selbst davon überrascht werden, wie seine Geschichten weitergehen. Ebenfalls recht wichtig ist das Überarbeiten, wobei King dafür ist 10% bis 20% des Textes zu streichen um die Geschichten dadurch flüssiger und lesbarer zu machen.

Den Abschluss des Buches bildet dann eine Schilderung seines Unfalls und wie schwer es King danach fiel, wieder mit dem Schreiben zu beginnen. Insgesamt liest sich dieses Buch genauso spannend wie ein Roman von King.

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Stephen King: Fairy Tale

Es kostete mich etwas Überwindung mit der Lektüre des neuen Romans von Stephen King zu beginnen. Kings Bücher über den Revolvermann Roland und den schwarzen Turm haben mir nicht sonderlich gefallen, genau wie seine Fantasy-Werke Der Talisman oder Die Augen des Drachen. Dass Fairy Tale zudem noch einen Umfang von knapp 900 Seiten hat, schreckte mich zusätzlich ab.

Doch King nutzt die in unserer Realität spielenden ersten 250 Seiten dazu, um seinen Lesern die Hauptfigur als so sympathisch darzustellen, dass diese danach gar nichts anders können als Charlie Reade auf seiner Reise in eine finstere Märchenwelt zu begleiten und zu hoffen, dass dem jungen Mann nichts Schlimmes geschieht. Doch es ist sicher nicht gespoilert, wenn verraten wird, dass auch in diesem Roman von Stephen King schlimme Dinge geschehen.

Alle Fantasy-Bedrohungen verblassen jedoch gegen den realistisch geschilderten Horror mit dem Charlie Reade gleich am Anfang des Buchs konfrontiert wird. Als er sieben Jahre alt war, starb seine Mutter und der Vater versuchte seinen Kummer im Alkohol zu ertränken. Sehr empathisch beschreibt King, wie Charlie jahrelang unter seinem immer stärker trinkenden Vater leidet. Dieser schafft dank der Anonymen Alkoholiker zwar die Rückkehr ins alte Leben, doch Charlie hat weiterhin ständig Angst, dass sein Vater rückfällig wird.

Die Tragödie seines Vaters hat Charlie aber auch sensibilisiert. Nachdem Howard Bowditch, ein älterer als schrullig geltender Nachbar, einen Unfall hatte und ins Krankenhaus musste, versorgt der mittlerweile 17-jährige Charlie dessen ebenfalls nicht mehr ganz jungen Schäferhund Radar. Nachdem Bowditch aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kümmert sich Charlie auch um den Alten, der ihm kurz bevor er stirbt ein Geheimnis anvertraut. Gemeinsam mit Radar bricht Charlie in die vom Zerfall bedrohte Welt von Empis auf…

So packend wie der Auftakt des Romans ist Charlies Fantasy-Reise zwar nicht mehr erzählt, dennoch ist es interessant, wenn Stephen King aus Märchen-, Fantasy- und Kinderbuch-Klischees eine Horrorwelt zusammenbastelt.

Leider hat es der Heyne Verlag versäumt auch die Rechte für die 33 tollen schwarzweißen Illustrationen der US-Ausgabe zu erwerben. Diese sind immer am Anfang der Kapitel zu finden und stammen von Nicolas Delort („gerades Kapitel“), sowie von keinem geringeren als von Gabriel Rodriquez („ungerades Kapitel“), der auch den von Stephen Kings Sohn Joe Hill geschriebenen Comic Locke & Key gezeichnet hat.

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Auftrag Rache

Nachdem er acht Jahre lang nicht mehr vor der Kamera zu sehen war, kehrt Mel Gibson 2010 mit einem grimmigen Thriller auf die Leinwand zurück. Er spielt den Polizisten Thomas Craven, der miterleben muss, wie sein einziges Kind, die 24-jährige Emma, direkt vor seiner Haustür erschossen wird. Der Mordanschlag galt scheinbar ihm, doch Craven findet schnell heraus, dass Emma den Machenschaften des mächtigen Nuklearenergie-Konzerns Northmoor auf der Spur war…

Wenn Craven dann seine beträchtlichen Erfahrungen als Elitesoldat im Kampfe gegen mächtige Politiker oder bezahlte Killer einsetzt, hätte das ganz schön in die Hose gehen können. Doch der – genau wie zuvor schon der US-Thriller State of Play – auf einer erfolgreichen BBC-TV-Serie – in diesem Fall auf Am Rande der Finsternis von 1985 – beruhende – Film setzt zum Glück kaum auf vordergründige Action sondern die Spannung entsteht durch interessante Charaktere und messerscharfe Dialoge.

Gibson liefert eine Galavorstellung als grimmig trauernder Vater, wer mag kann hier etwas alttestamentarische “Auge um Auge“-Mentalität durchschimmern sehen. Doch die beste Rolle hat einmal mehr Ray Winstone (Departed, Sexy Beast). Er übernahm die eigentlich für Robert De Niro vorgesehene Rolle des Darius Jedburgh, eines gemeingefährlichen britischen Experten für zweifelhafte Einsätze.

Wenn Jedburgh gemeinsam mit Craven über US-Macken oder Trauer philosophiert, dann gelang James-Bond-Regisseur Martin Campbell (GoldenEye, Casino Royale), der auch die dem Projekt zugrundeliegende BBC-Serie inszenierte, sehr viel mehr als nur ein hochspannender Thriller.

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Filmjahr 2021/2022

Seit 2002 veröffentlicht der Schüren Verlag alljährlich seinen lexikalisch geordneten Rückblick zum vergangenen Filmjahr. Kernstück sind Kurzbesprechungen zu allen in deutschen Kinos gestarteten Filmen, hinzu kommen noch ausgewählte TV-Produktionen, wie etwa alle Beiträge zur Tatort-Reihe. Mittlerweile werden auch alle Einträge bewertet, von 5 Sternen für “herausragend, ein Meisterwerk“ bis hin zu “ärgerlich, anstößig eine Zumutung“.

Eine ausführliche Würdigung erfahren zudem noch die “20 besten Kinofilme des Jahres 2021“. Dies ist eine gute Möglichkeit, sich über Filme zu informieren, die vielleicht übersehen wurden. So schaffte es diesmal Mads Mikkelsen als in Thomas Vinterbergs Der Rausch ständig unter Strom stehender Pädagoge auf das Titelbild des Buchs. Zu den 20 “besten Filmen“ zählen außerdem neben natürlich Nomadland auch Lieber Thomas und Dune.  

Frankenstein – Die ultimative Monster-Collection

Doch das Jahrbuch beschränkt sich nicht darauf Filme zu beurteilen. Aufnahme fand auch die Rubrik “15 bemerkenswerte Serien“ mit interessanten Texten zu TV-Produktionen wie Nine Perfect Strangers, Foundation oder Inside Job. Hinzu kommen auf insgesamt 544 Seiten noch eine Übersicht über herausragende Heimkino-Veröffentlichungen wie Frankenstein – Die ultimative Monster Collection, Crazies oder Dune – Der Wüstenplanet, die mit dem “Silberling“ ausgezeichnet wurden, ein monatlich gegliederter Rückblick auf das Filmjahr 2021, Nachrufe und Infos zum deutschen Film. Wollen wir hoffen, dass uns diese Reihe in den nächsten Filmjahre erhalten bleibt.

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Karl der Kleine: Printenherz

Nachdem sich Karl der Kleine in seinem letzten Abenteuer mit globalen Problemen auseinandersetzte und in der Klimahölle landete, steht im Zentrum seines neusten Comics wieder die Kaiserstadt Aachen. Dies ist die Wahlheimat des aus Hamburg stammenden Zeichners Alfred Neuwald alias Neufred (Die Weltenbummler, Stups der kleine Schwertwal) und in Aachen erfreut sich sein kleiner Karl großer Beliebtheit.

Das Album Printenherz wurde nach Karls Lieblingsnahrungsmittel benannt und im Zentrum der Geschichte steht ein Aachener Stadtoriginal. Der schlaksige Lennet Kann war ein Lebenskünstler, der sich durch diverse Festivitäten und Begräbnisse schnorrte. Dabei war er so einfallsreich und liebenswert, dass ihm kaum jemand böse sein konnte und er noch heute im Aachener Karneval weiterlebt.

Damit eine Begegnung zwischen Karl der Kleine, der im heutigen Aachen ansässig ist, und dem 1916 verstorbenen Lennet Kann möglich ist, hat sich Neufred ein besonders originelles Szenario ausgedacht. Auf dem Altstadtflohmarkt findet Karl ein Comicheft, in dem sein bester Kumpel als Superheld auftritt. Als er dem freundlichen Wassergott Granus das Druckerzeugnis zeigt, ist dieser entsetzt.

Die blaubärtige Gottheit, die bereits seit Jahrtausenden in Kleidern herumläuft, möchte jetzt endlich ihre weibliche Seite ausleben und fortan Grannini genannt werden. Da passen Auftritte als männlicher Superheld nicht mehr ins neue Gesamtbild. Durch eine Zeitreise soll verhindert werden, dass Ludwig Mies van der Rohe die Erfolgsserie mit Granus zeichnet. Dies macht durchaus Sinn, denn der Mann könnte ja schließlich auch als Architekt arbeiten…

Einmal mehr gelang Neufred ein kurzweilig erzähltes Abenteuer, das er wieder sehr sorgfältig recherchiert hat. Daher ist es zwar verwunderlich, doch historisch im Rahmen des Möglichen, wenn Indianer durch Aachen galoppieren, denn Buffalo Bill präsentierte dort 1891 seine Wild West Show.             

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Tausend Zeilen

2019 beschrieb Juan Moreno in Tausend Zeilen Lüge wie er als freier Spiegel-Mitarbeiter seinen Kollegen Klaas Relotius als Fälscher entlarvte. Kernstück des Buchs ist die Entstehungsgeschichte der Spiegel-Reportage Jaegers Grenze. Während Moreno eine Flüchtlings-Karawane begleitete, die auf die US-Grenze zumarschierte, fantasierte sich Relotius filmreife Geschichten über eine illegale Bürgerwehr zusammen, die angeblich in Arizona den Eindringlingen schwerbewaffnet auflauerte.  

Michael Bully Herbig (Der Schuh des Manitu) sah in diesem Buch die ideale Vorlage für einen Film, doch auch nach dessen Fertigstellung ist er sich unsicher, welchem Genre sein Werk zuzurechnen ist. Naheliegend wäre es gewesen, eine knallige Satire zu drehen, wie sie Helmut Dietl 1992 mit Schtonk! so großartig über den Stern-Skandal mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern drehte. Doch in einem Spiegel-Interview bezeichnet Herbig Schtonk! als einen Film, den man “heute so nicht mehr machen kann“, vielleicht auch, weil er die Hauptrolle in Dietls Mediensatire Zettl spielte, die bereits in ihrem Entstehungsjahr 2012 nicht auf der Höhe der Zeit war.

Bullys Tausend Zeilen ist in erster Linie ein Film über den vierfachen Familienvater Juan Romero, dessen Ehe durch seinen journalistischen Eifer in eine Krise gerät. Elyas M’Barek ist als erstaunlich zotteliger Hauptdarsteller eine sehr gute Wahl und auch Jonas Nay (Deutschland 83) überzeugt als aalglatter Fake-News-Fabrikant Lars Bogenius. Garniert wird das Beziehungsdrama durch Michael Ostrowski als wirklich komischer österreichischer Sidekick-Fotograf und allerlei originelle inszenatorische Einfälle.

So friert schon mal das Bild bei einer Szene aus der Redaktion des Die Chronik, (so heißt Der Spiegel im Bullyversum) ein und Juan Romero schlurft im Bademantel durchs Bild, um zu erklären, was gerade abgeht. Doch solche Elemente werden nur sehr sporadisch eingesetzt und viele Nebenfiguren bleiben eher blass. Trotz bildgewaltiger Inszenierung entsteht der Eindruck, hier wurde die Chance vertan, die Steilvorlage der Spiegel-Blamage in einen zeitlosen Klassiker wie Diels Schtonk! zu verwandeln.  

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Robin 2 – Der Lazarusdämon

Im Juni 1971 führte das legändere Trio Julius Schwartz (Redakteur), Dennis O’Neil (Autor) und Neal Adams (Zeichnungen) in US-Batman #232 den unsterblichen Ökokriminellen Ra’s al Ghul ein. Bereits einen Monat zuvor in US-Detective Comics #411 debütierte dessen Tochter Talia. Seitdem sind sie fester Bestandteil des Batman-Universums. Aus der Beziehung des Dunklen Ritters und der mörderischen Talia entstand deren leiblicher Sohn Damian, der mittlerweile als Robin tätig ist.

In Turnier der Killer, dem ersten Band einer Robin-Serie wurden die besten Kämpfer der Welt auf Lazarus-Island zu einem Turnier auf Leben und Tod eingeladen. Dem Sieger wurde Unsterblichkeit versprochen. Das Turnier schreitet fort und in der Zwischenzeit kommt Robin hinter das Geheimnis der mysteriösen „Mother Soul“, die die Herrscherin auf Lazarus-Island ist. Im Finale des Turniers schließlich stehen sich Robin und Connor Hawke, der leibliche Sohn von Oliver Queen, gegenüber. Auf fünfzehn epischen Seiten – die wirklich actionreich und dynamisch gestaltet sind – schlagen die Protagonisten aufeinander ein, bis der Sieger feststeht. Aber ob es wirklich ein Segen war, zu gewinnen? Denn die Lazarus-Grube hat noch manche mystischen Geheimnisse und ihr entspringt wahrhaft ein Dämon.

Der Autor Joshua Williamson greift tief in die Trickkiste und entlockt der Origin von Ra’s al Ghul noch viele spannende Aspekte, die auch direkte Auswirkungen auf seinen Enkel Damian haben. Viele Aspekte, die Grant Morrison in seinem Batman-Run von 2006 bis 2011 dem Batman-Mythos hinzugefügt hatte, greift Williamson auf und vertieft sie. Es sei verraten, dass Mother Soul die Mutter von Ra’s als Ghul ist und die Familiengeschichte der al Ghuls noch viele Geheimnisse parat hält.

Norbert Elbers

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Zettl

Eine gewisse Vorfreude herrschte schon, als 2012 zu erfahren war, das es Helmut Dietl (Schtonk!, Monaco Franze) endlich gelungen war eine Fortsetzung seiner legendären TV-Serie Kir Royal ins Kino zu bringen. Eine Verlegung der Geschichte von München (dass die Serie keine rein bayrische Angelegenheit war, belegte schon die Tatsache, dass seinerzeit nicht der BR sondern der WDR produzierte) nach Berlin erschien nur konsequent, denn dort ist zur Zeit in Deutschland die größte Dichte von Blendern und Skandalen.

Da Franz Xaver Kroetz nicht die zweite Geige neben Michael Bully Herbig spielen wollte, ließ Dietl die Figur des Baby Schimmerlos zu Beginn des Films in einer Zeichentricksequenz das Zeitliche segnen. Der von Herbig gespielte Chauffeur Zettl übernimmt die Chefredaktion eines neuen Online-Klatschmagazins namens The New Berliner. Er könnte das Internet bequem vollblastern mit Meldungen über besoffene Talkmasterinnen, Geschlechtsumwandlungen beim Berliner Bürgermeister oder die Hintergründe vom Tod des Bundeskanzlers, wenn er nur dürfte.

Das Resultat ist nicht wie Kir Royal eine opulent in Szene gesetzte sinnliche Zurschaustellung von menschlichen Unzulänglichkeit und Abgründen, sondern ein ganz furchtbares Kaspertheater in denen ansonsten zuverlässige Darsteller wie Ulrich Tukur, Götz George oder Sunnyi Melles darum wetteifern, sich auf möglichst nervige Art zu blamieren. Einzig Senta Berger und Dieter Hildebrandt, die ihre Parts aus Kir Royal noch einmal spielen, gelangen ein paar wirklich rührende Szenen, die jedoch auch nichts mehr rausreißen.

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Lewis Trondheim: Herr Hase – Beim Teutates!

Das Erstaunlichste an diesem Comic ist, dass er überhaupt erscheinen konnte. Noch 1993 trieben die deutschen Anwälte von Albert Uderzo einen Verleger in den Ruin, der es gewagt hatte durch Alben, deren Helden Alcolix oder Isterix hießen, einen Erfolgsserie mit ähnlichem Titel zu parodieren.

Lewis Trondheim (Donjon, A.L.I.E.E.N., Texas Cowboys, Mickey’s Craziest Adventures) hingegen zeichnet die Bewohner des kleinen gallischen Dorfes nicht nur in seinem unverwechselbaren reduzierten Stil, sondern lässt diese sogar unter ihren Klarnamen Obelix, Majestix oder Miraculix auftreten. Trondheim spricht im Impressum des Comics Goscinny und Uderzo seine „aufrichtige Bewunderung“ aus. Für alle, die die Abenteuer von Asterix weiterführen, empfindet Trondheim ebenfalls Sympathie, aber auch Mitgefühl.

Als zusätzliche Absicherung hat sowohl L’Association in Frankreich als auch der deutsche Reprodukt Verlag auf das Cover noch einen Sticker mit der Aufschrift „Dies ist kein Asterix-Album!“ geklebt. All dies scheint geholfen zu haben, denn der Band konnte erscheinen, ohne dass jemandem der Himmel auf den Kopf gefallen ist.

Trondheim verpasst Obelix zwar eine etwas gewöhnungsbedürftige Kartoffelnase und seine Kämpfe gegen die Römer enden erstaunlich blutig. Doch es handelt sich um keine boshafte Rundumverarsche und Trondheims erzählerischer Ansatz hätte wohl auch René Goscinny gefallen. Die Geschichte handelt davon, dass im Dörfchen plötzlich jemand erscheint, der sich als keltischer Gott Teutates ausgibt und den Galliern im Kampf gegen die Römer beistehen will…

Beim Teutates! ist zugleich auch ein weiteres der zahlreichen seit 1995 erscheinenden haarsträubenden Abenteuern von Trondheims tierischem Helden Herrn Hase. Dieser befindet sich diesmal durch nur sehr unzureichend erklärte Umstände – jemand hat eine Maschine erfunden, mit der man in Bücher reisen kann –  plötzlich im Körper von Asterix.

Die daraus resultierenden Verwicklungen sind mindestens so komisch, wie fast alle Asterix-Alben, die nach dem Tode von Goscinny erschienen sind.  

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