Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Winnetou-Trilogie

Nachdem der erste Karl May-Film Der Schatz im Silbersee zu einem unglaublich großen Erfolg wurde, investierte Produzent Horst Wendlandt mit 4,5 Millionen DM in Winnetou 1. Teil noch eine Million mehr als in seine erste Karl May-Produktion. Der zweite Beitrag zur Karl May-Reihe ist eine Art Prequel und spielt noch vor Der Schatz im Silbersee. Es wird erzählt wie der deutschstämmige Old Shatterhand (Lex Barker als Karl Mays Alter Ego) erstmals auf seinen späteren Blutsbruder und dessen hübsche Schwester Nscho-Tschi (Marie Versini) trifft.

In Winnetou 2. Teil geht es um die bittersüße Liebes- und Dreiecksgeschichte zwischen dem Apachenhäuptling, Leutnant Merril (Mario Girotti alias Terence Hill) und der schönen Häuptlingstochter Ribanna (Karin Dor). Winnetou 3. Teil drückt zum Abschluss ganz kräftig auf die Tränendrüse und lässt den Titelhelden sterben.

Genau wie seine bereits in ersten Winnetou-Film gestorbene Schwester Nscho-Tschi (Marie Versini sollte diese Rolle 1966 noch einmal in Winnetou und sein Freund Old Firehand spielen) taucht natürlich der Apatschenhäuptling nach Winnetou III (und auch schon zwischen den Filmen der „Winnetou“-Trilogie“) in weiteren „Prequels“ wie Old Shatterhand (und 1998 sogar in einem Sequel, der ganz entsetzlichen zweiteiligen ZDF-Produktion Winnetous Rückkehr) auf.

Wohl auch, weil Harald Reinl diese Filme jedoch, von einer Ausnahme abgesehen (Reinl konnte 1968 Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten, den in jeglicher Hinsicht letzten Beitrag zur Karl May-Filmreihe, auch nicht mehr retten), nicht inszenierte, kamen die restlichen Karl May-Filme leider nicht mehr an das Niveau von Der Schatz im Silbersee und der Winnetou-Trilogie heran.

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Winnetou I – Das Drehbuch

Nach der Aufregung um den Kinderfilm Der junge Häuptling Winnetou, dem “kulturelle Stereotypen“ oder auch “kulturelle Aneignung“ vorgeworfen wurden, sah es eine Weile so aus, als wenn die Karl-May-Filme aus den Sechziger in der Versenkung verschwinden werden.

An dieser Stelle sei nur kurz angemerkt, dass Pierre Brice ganz gewiss kein Apache war, doch die westdeutschen Erfolgsfilme sich seinerzeit respektvoller (mit der vielleicht nicht immer voll verinnerlichten) mit der Kultur der indigenen Bevölkerung der heutigen USA auseinandergesetzt haben, als die meisten zeitgleich entstandenen Hollywood-Western.

Dieser prachtvolle Bildband ist ein Beleg dafür, wie groß immer noch das Interesse an den im ehemaligen Jugoslawien und in bundesdeutschen Studios gedrehten Winnetou-Filmen ist. Das Vorwort zum Buch über stammt von keinem Geringen als Mario Adorf, der immer noch von meist älteren Menschen angesprochen wird, die “mit verschämten Lächeln und um späte Verzeihung bittend gestehen“, dass sie ihn in ihrer Jugend gehasst haben, weil er in Winnetou I als schurkischer Santer Klekih-petra und Nscho-tschi erschossen hat.

Ein weites Vorwort stammt von Matthias Wendlandt, der seinerzeit seinen Vater Horst auf die Idee brachte Karl-May Filme zu produzieren und diesen zum Dank dafür oft zu den Dreharbeiten begleiten durfte. Das großformatige Buch entstand in Zusammenarbeit im Rialto Film. Es enthält nicht nur die Originalseiten des den kompletten Drehbuchs zu Winnetou 1. Teil, sondern beschreibt und zeigt durch mehr als 600 Fotos wie daraus einer der erfolgreichsten deutschen Filme wurde.

Zur Sprache kommen auch die Auseinandersetzungen vor der Produktion, bei denen es darum ging, ob der nach Der Schatz im Silbersee zweite Winnetou-Film eine originalgetreue Adaption von Karl Mays literarischer Vorlage oder – wie Horst Wendlandt es wollte – ein nicht allzu sehr “im Indianermilieu verhafteter Film“, der “zu 80% unter Weißen spielen“ werden sollte.

Der schließlich auf die Leinwand gebrachte Kompromiss erfreute seinerzeit 10 Millionen Kinobesucher und hat sich – untermalt von der majestätischen Musik Martin Böttchers – in seiner eigenwilligen Mischung aus Pathos, Humor und Action gar nicht so schlecht gehalten.

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Der Spion, der aus der Kälte kam

Alec Leamas ist während der Hochphase des Kalten Kriegs Leiter der West-Berliner Abteilung des britischen Geheimdienstes. Er soll Hans-Dieter-Mundt, den Chef der Ost-Berliner Gegenspionage, außer Gefecht setzen. Dafür wird ein raffinierter Plan ausgearbeitet: Leamas wird scheinbar entlassen und spielt nach außen den zutiefst verbitterten Alkoholiker, damit ihn die Gegenseite als Überläufer anheuert. Der Plan scheint aufzugehen, doch dabei verfängt Leamas sich in den nebulösen Systemen der Geheimdienste…

Der Spion, der aus der Kälte kam ist ein schwarzweißer Film, der 1965 mitten im Kalten Krieges entstand und diesen auch als Hauptthema behandelt. Schwarzweißmalerei betreibt der Film dabei jedoch ganz gewiss nicht. Dies liegt zum einen an der Romanvorlage von John Le Carré (Die Libelle), die seinerzeit ein Bestseller war. 007-Glamour gibt es nicht beim Spionage-Insider Le Carré, der während des Kalten Krieges u. a. in Deutschland für den Britischen Geheimdienst spionierte. Seine Geschichten verbreiten eine gehörige Portion Depressivität und Melancholie, sowie die Erkenntnis, dass niemand den Kalten Krieg gewinnen kann. Die Hauptsache war, dass dieser „Krieg“ nicht heiß wurde. 

Der Amerikaner Martin Ritt war der richtige Regisseur für Der Spion, der aus der Kälte kam. Dieser stand als Linker auf Hollywoods Schwarzer Liste und hatte dadurch quasi Berufsverbot. (Später verarbeitete er seinen Frust darüber zum Film Der Strohmann mit Woody Allen.) Ritt glorifizierte weder die britischen Spionage-Bürokraten noch verteufelt er die ostdeutschen Geheimdienstler. Außerdem gelang ihm in englischen Filmstudios eine ausgezeichnete Rekonstruktion der Atmosphäre an der innerdeutschen Grenze in Berlin.  

Doch das größte Plus des Films ist – neben der beeindruckenden Schwarzweiß-Fotographie – der Hauptdarsteller. Wohl kein anderer Schauspieler kann derart souverän Alkoholiker und gebrochene Charaktere verkörpern wie Richard Burton. Hinzu kommen die meisterlichen Dialoge des Filmes: “Ist Ihre Handschrift leserlich?“ “Ja, außer an Wochenenden.“

Bei Filmjuwelen ist ein vorbildlich aufgemachtes Mediabook mit Blu-ray und DVD erschienen. Es enthält dieses Bonusmaterial: Interview mit Richard Burton (33:39 min, wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln), Interview mit Drehbuchautor John le Carré (39:00 min), Kommentar zu ausgewählten Szenen von Kameramann Oswald Morris (39:55 min), Doku: Das Leben und Werk von John le Carré (59:17 min), Audio-Unterhaltung zwischen Regisseur Martin Ritt und Filmhistoriker Patrick McGilligan (48:59 min), Galerie der Bühnenausstattung (2:32 min), Originaltrailer (1:29 min), Deutscher Trailer (1:40 min), sowie und ein 16-seitige Booklet mit Texten von Roland Mörchen.

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Am Ende kommen Touristen

Eigentlich hoffte Sven seinen Zivildienst in Amsterdam ableisten zu dürfen. Doch stattdessen verschlägt es ich nach Oświęcim. In diesem Ort, der unter seinem deutschen Namen Auschwitz traurige Berühmtheit erlangt hatte, soll Sven in einer Jugendbegegnungsstätte arbeiten und sich zudem um den eigenwilligen KZ-Überlebenden Stanisław Krzemiński (Ryszard Ronczewski) kümmern. Etwas Licht in diese nicht eben lebensfrohe Angelegenheit bringt die polnische Dolmetscherin Ania (Ania Łanuszewska), in die sich Sven verliebt…

Gemeinsam mit dem sympathisch zurückhaltend von Alexander Fehling verkörperten Sven lernt der Zuschauer die komplizierten Zustände rund um die Gedenkstätte Auschwitz kennen und einiges über das schwierige deutsch-polnische Verhältnis. Regisseur Robert Thalheim war als Zivildienstleistender in Auschwitz und arbeitete seine eigenen Erlebnisse 2007 in Am Ende kommen Touristen mit ein.

Im Film gibt es einen deutschen Chemiekonzern, der sich in der Nähe von Oświęcim niedergelassen hat und sich durch Gesprächsrunden für Lehrlinge oder das Errichten von Gedenksteinen ebenso widerwillig wie halbherzig mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Interessanteste Figur ist aber zweifelsohne Krzemiński, der als Zwangsarbeiter das KZ überlebte, es aber nicht schafft den Ort des Schreckens zu verlassen und zu seiner Verwandtschaft zu ziehen.

Er restauriert stattdessen Koffer von KZ-Häftlingen und ist dabei durch seine Bockigkeit und seine (zumindest in den Augen einiger eingebildeter Historiker) “unprofessionell“ ausgeführte Tätigkeit dort mittlerweile schon fast unerwünscht. Resignierend meint Krzeminski: “Dann sollen sich die Leute halt Schindlers Liste ansehen.“ Der erfrischend realitätsnahe und angenehm unspektakuläre Film Am Ende kommen Touristen hat sehr viel mehr zum Thema Holocaust zu sagen als die meisten aufwändigen Historiendramen.

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Peter Bergting: Drachen und Ungeheuer  

Zuletzt gestaltete Peter Bergting für den Klassiker Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren ein – laut Oettinger Verlag – “einzigartiges modernes Cover“. Neben seiner Tätigkeit als Illustrator ist der Schwede auch im Comicbereich tätig. So arbeitete er seit zwanzig Jahren mit Mike Mignola an Serien wie Baltimore oder Frankenstein: New World zusammen und startete mit The Portent eine eigene Fantasy-Serie.

Im Vorwort seines Bildbands Ungeheuer outet sich der 1970 geborene Bergting als Horror-Nerd, den die Bücher von Stephen King und Tobe Hoopers Blutgericht in Texas lebenslänglich prägten und der einen großen Teil seiner Jugend damit verbrachte sich auf die Suche nach Videocassetten mit ungekürzten Versionen von Splatter-Filmen wie Tanz der Teufel oder Hellraiser zu begeben.

Doch Bergting konsumierte nicht nur, sondern zeichnete eigene Versionen von “Geistern, Vampiren, Zombies und anderen Geschöpfen der Finsternis“, wie der Untertitel des Bildbands lautet. Zudem beschäftigte er sich auch mit den literarischen Vorlagen von Dracula oder Frankensteins Monster, sowie den mystischen Welten von H. P. Lovecraft.

All diese Vorlieben packte Bergting in ein Buch, das optisch und inhaltlich eine Pracht ist. Dabei gelang ihm sowohl eine nahezu vollständige Übersicht zu den wichtigsten Horror-Elementen, wie Clowns, Werwölfe oder kopflosen Reiter, aber auch eine durch die eigenständigen Bilder und die anekdotenreichen Texte sehr persönliches Buch.

Vielleicht etwas weniger vielfältig, aber nicht minder faszinierend ist ein zweiter, ähnlich gestalteter Bildband, in dem sich Peter Bergting “von Fàfnir bis Smaug“ mit Drachen beschäftigt. Auch hier gibt es interessante Textbeiträge zur Mythologie aber auch darüber, dass Bergting “hunderte von Drachen, vor allem für das Rollenspiel Dungeons and Dragons“ gezeichnet hat.

Bergting fertigte für das Buch über dreißig Gemälde von den bekanntesten Drachen aus Literatur, Film und Rollenspiel an. Enthalten sind prächtige Bilder von Katla aus Astrid Lindgrens Die Brüder Löwenherz, Fuchur aus Die unendliche Geschichte, Haku aus Chihiros Reise ins Zauberland oder dem Drachen, in dem sich die böse Fee Malefiz in Walt Disneys Dornröschen verwandelt.

Hinzu kommen zahlreichen Entwurfszeichnungen, sowie Abbildungen von bekannten Drachentötern. Einziges Manko ist, dass mit Balerion, Drogon, Rhawgal und Viserion für meinen Geschmack etwas viele Drachen aus Game of Thrones enthalten, zumal es sich dabei – wie deren Schöpfer George R. R. Martin zitiert wird – um “keine richtigen Drachen, das ist sicher“ handelt, sondern laut Bergting um “Wyern, da sie keine Vorderbeine haben“.     

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Peter Bergting: The Portent

Der junge aber schon sehr erfahrene Schwertkämpfer Milo hat einst einen folgenschweren Fehler begangen. Er durchstreift eine Schattenwelt, die nur sehr selten von Menschen besucht und von seltsamen Dämonen bewohnt wird. Gemeinsam mit der Zauberin Lin und dem alten Soldaten Alkuin versucht Milo die Welt der Menschen zu retten.

Obwohl der Autor und Zeichner Peter Bergting das “F-Wort“ ablehnt, handelt es sich bei The Portent zweifelsohne um eine Fantasy-Serie. Allerdings wurde die Geschichte garniert mit Horror- und Asia-Elementen sowie einer äußerst melancholischen Atmosphäre. Dieser Sammelband enthält die ersten vier Hefte, die in den USA bei Image erschienen sind.

Überraschenderweise lebt und zeichnet Bergting jedoch von seiner Heimat Schweden aus und hat sich bei der Gestaltung seiner Schattenwelt meist an den Landschaften Norwegens orientiert. Das stimmungsvoll kolorierte und äußerst kontrastreiche Artwork erinnert etwas an Mike Mignolas Hellboy und überzeugt auch im etwas kleineren Format der Cross Cult-Ausgabe.

Diese Edition ist sehr liebevoll aufgemacht und enthält neben einer Galerie mit Bildern von Gastzeichnern auch noch ein sehr interessantes Interview, das Frauke Pfeifer, die Übersetzerin von The Portent mit Peter Bergting führte. Wir erfahren hier, dass die Fantasy-Serie quasi nach Feierabend entstand. Neben seiner Arbeit als Kinderbuch- und Fantasy-Illustrator mit Vorliebe für Drachen und Ungeheuer hat Bergting anschließend noch “von 19 bis 2 Uhr nachts“ an The Portent gearbeitet.

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Jason: Ein Norweger auf dem Jakobsweg

Jasons Erlebnisse als er von St-Jean-Pied-de-Port über Santiago de Compostela bis nach Finisterre auf dem Jakobsweg unterwegs war, sind alles andere als spektakulär. Das trifft auch auf die schwarzweißen, sehr aufgeräumten Zeichnungen zu, mit denen der Norweger seine Erinnerungen in Szene setzte.


Dem Umstand, dass alle seine Protagonisten Tierköpfe tragen, trotzt Jason, einen wirklich guten Gag ab. So wird der anthropomorphe Jason im Comic von einem australischen Pilger gefragt, ob er in dessen Handykamera sprechen und sagen könne, dass er Norweger sei. Da dies auf YouTube gestellt werden, soll lehnt Jason es ab.

In der Nachbetrachtung hält er sich für inkonsequent, weil er diese Begebenheit zwar auf Seite 133 in seinem Comic eingebaut hat, selbst aber nicht gefilmt werden möchte. Doch dann kommt ihm der Gedanke, dass er es zugelassen hätte, wenn ihn jemand gefragt hätte, ob er ihn als einen Hund zeichnen darf, der sagt, dass er Jason aus Norwegen sei.

Trotz seiner simplen Bilder vermittelt Jason sehr viel besser als Harpe Kerkeling in Ich bin dann mal weg oder der Film Dein Weg mit Martin Sheen, was es bedeutet, einige Wochen zu Fuß bei Wind und Wetter unterwegs zu sein, abends in Zimmern voller Etagenbetten zu übernachten und sehr viele Menschen aus aller Welt oft nur sehr oberflächlich kennenzulernen.

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Jason: Hey, warte mal…

Die Jungen Jon und Björk sind gute Freunde. Sie verleben eine insgesamt sorglose Kindheit in der Batman-Comics noch deutlich wichtiger als Mädchen sind. Doch bei einer Mutprobe verunglückt Björk, weil Jon ihm „Hey, warte mal …“ zugerufen hatte, gerade als dieser in Richtung eines über einer tiefen Schlucht hängenden Astes springen wollte. Danach gerät Jons Leben aus den Fugen…

Der norwegische Comiczeichner John Arne Sæterøy alias Jason setzt diese Geschichte in schlichte und klare schwarzweiße Zeichnungen um. Er nimmt den Leser mit in eine seltsame Phantasiewelt in der die Hauptfiguren Hasenohren und Hundeschnauzen haben. Die Erwachsenen hingegen bewegen sich auf Stelzen durch die Straßen. Doch dies scheint irgendwie Sinn zu machen und steht der Erzählung nicht im Wege.

Anfangs ist „Hey, warte mal…“ eine Ansammlung von skurril und charmant verarbeiteten Kindheitserinnerungen, die kokett auf Pointen verzichten. Doch nach dem Tode von Björk kippt die Geschichte ins Tragische um.

Jason etabliert sich mit diesem Comic als großartiger Comicerzähler und kann auch mit seinen weiteren Werken wie Ein Norweger auf dem Jakobsweg voll überzeugen.

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Der Doktor und das liebe Vieh – Staffel 4

Die Vorstellung irgendwo auf dem Lande zu arbeiten, dort tagsüber Haustiere zu behandeln und abends herausgeklingelt zu werden, um Kühe zu verarzten, klingt nicht gerade wie ein Traumjob. Doch wenn sich all dies in der traumhaft schönen hügeligen Landschaft des nordenglischen Yorkshires abspielt und zudem auch noch nostalgisch verklärt daherkommt, schaut das Ganze schon sehr viel freundlicher aus.

Die Rechnung ging bereits auf, als die BBC von 1977 bis 1990 die von James Alfred Wright unter dem Pseudonym James Herriot verfassten auf tatsächlichen Erlebnissen basierenden Erinnerungen eines jungen Tierarzt in eine höchst vergnügliche Serie verwandelte. Die einzigen Mankos von “All Creatures Great and Small“ (so der Originaltitel) sind aus heutiger Sicht die mangelhafte Bildqualität und die blassen Farben.

Unvergessen ist jedoch das Hauptdarstellertrio Robert Hardy, Christopher Timothy und Peter Davison. Daher war Skepsis angesagt, als 2020 ein auf den Spuren von Downton Abbey wandelnder edel ausgestatteter Relaunch gestartet wurde. Die Neuauflage sieht sehr viel besser aus und auch die neue Besetzung mit Samuel West, Callum Woodhouse und Nicholas Ralph muss sich nicht vor den Originaldarstellern verstecken.

Die Geschichten wurden behutsam modernisiert. Jetzt leben im Dörfchen Darrowby und auf den nahegelegenen Höfen auch People of Colour. Außerdem spielen Herriots Gattin Helen (Rachel Shenton) und die Haushälterin Mrs. Hall (Anna Madeley) gleichberechtigte Hauptrollen. Deutlich an Profil gewonnen hat auch Mrs. Pumphrey (Patricia Hodge), die mittlerweile nicht nur durch Skurrilität, sondern auch durch Lebensweisheit glänzende wohlhabende Halterin des Pekinesen-Hündchens Tricki Woo.

Das Konzept die einzelnen Staffeln, die in einer zur Weihnachtszeit spielenden siebten Episode gipfeln, kam sehr gut an. Mittlerweile liegt – auch auf Blu-ray – die vierte Staffel vor, die 1940 spielt. Kriegsbedingt ist Callum Woodhouse als zu den Waffen gerufene Tristan Farnon diesmal nicht dabei. Doch als nicht minder schrulliger Ersatz sorgt James Anthony-Rose als theoretisch begabter Tierarzt in spe für so manchen Lacher.

Roter Faden der vierten Staffel ist der Kinderwunsch von James und Helen, sowie die Sorge, dass der angehende Vater in den Krieg ziehen muss. Auch diesmal wurde die Mischung aus dramatischen, komischen und zu Herzen gehenden Momenten wieder nahezu perfekt angerührt. Den Bewohnern der Tierarztpraxis im Skeldale House ist ein langes und ausgefülltes Leben zu wünschen, damit wir weiterhin im Jahrestakt daran teilhaben können.

Die Edition von Polyband enthält auf zwei Blu-rays alle sieben Episoden der vierten Staffel. Hinzu kommen ein Interview mit James Anthony-Rose (4:24 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), Schnellfragerunde (3:21 min) sowie ein Dialekt-Quiz mit den Darstellern Anna Madeley, Samuel West, Nicholas Ralph undJames Anthony-Rose (circa 9 Minuten)

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Aus einem deutschen Leben

Im Januar 1979 wurde die US-Serie Holocaust Die Geschichte der Familie Weiss, die in den dritten Programmen der ARD in einer gekürzten Version gezeigt wurde, zu einem großen Erfolg. Danach kam die Frage auf, warum in Deutschland keine ähnlich aufrüttelnde filmische Auseinandersetzung mit der Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten entstanden ist.

Doch tatsächlich kam bereits ein Jahr vor Holocaust (und nahezu ein halbes Jahrhundert vor The Zone of Interest) ein deutscher Film in die Kinos, der das Thema nicht minder eindringlich behandelte, allerdings ausschließlich aus der Täterperspektive erzählt wurde. Basierend auf dem Roman Der Tod ist mein Beruf von Robert Merle setzte Theo Kotulla in Aus einem deutschen Leben wichtige Stationen aus dem Leben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in Szene.

Im Gegensatz zu Guido Knopps ZDF-Dokus wie Hitlers Helfer beschäftigt sich Kotullas Film sehr damit, wie aus einem jungen Mann nicht nur ein überzeugter Nazi, sondern ein skrupellos alles Menschliche beiseiteschiebender Verbrecher werden konnte. In der ersten Hälfte folgt der Film nur bedingt der lückenhaft überlieferten Biografie von Rudolf Höß. Daher trägt die Hauptfigur den Namen Franz Lang, den Rudolf Höß benutzte, als dieser vergeblich versuchte nach dem Krieg unterzutauchen. Losgelöst vom „tatsächlichen Höß“ versucht Theo Kotulla jenes Lebensgefühl voller Selbstzweifeln zu vermitteln, das etliche junge Deutsche in die Fänge der Nazis getrieben hat.

Der Film beginnt 1914 und zeigt den jungen Franz Lang, der zunächst vergeblich versucht Soldat zu werden. Nachdem ihm dies gelingt, wird er für seine Tapferkeit ausgezeichnet, lebt jedoch nach dem Ersten Weltkrieg in Armut. Recht eindringlich zeigt Kotulla, wie der eigenbrötlerische Lang daran scheitert, sich kollegial in die Arbeitswelt einzufügen und schließlich bei der SA landet, wo er Karriere macht.

Den jungen Lang spielt Kai Taschner, der jedoch vom Hauptdarsteller Götz George synchronisiert wird. Dies wirkt etwas befremdlich, ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an diesem Film, in dem Götz George eine der besten darstellerischen Leistungen seiner bemerkenswerten Karriere erbringt. Obwohl George als Lang häufig rücksichtslos vorgeht, wird jederzeit klar, dass in seinem (wie es heute wohl heißt) “Mindset“ kein anderes Handeln im Angebot ist.

Wenn in Aus einem deutschen Leben gezeigt wird, wie Lang bzw. Höß schließlich 1941 die Leitung des KZ Ausschwitz übernimmt, orientiert sich der Film sehr nah an den tatsächlichen Ereignissen. Kotulla konnte hierzu an Originalschauplätzen im Stammlager Ausschwitz und im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau drehen.

Dennoch wurde der Film “ab 12 Jahren“ freigegeben, denn es wird nicht das Unmögliche versucht und Bilder für das unvorstellbare Grauen gesucht, dem die KZ-Häftlinge täglich ausgesetzt waren. Im Zentrum der Handlung steht Götz George, der einen erstaunlicherweise niemals unsympathisch wirkenden Karrieristen verkörpert, der ein wichtiges Rädchen im Getriebe des Holocausts war.

Bei Filmjuwelen ist eine vorbildlich aufgemachte Blu-ray-Edition erschienen, die als Bonus noch den 1968 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichneten Kurzfilm “Vor dem Feind“ von Theo Kotulla (18:09 min), den deutscher Trailer (4:08 min) und ein 28-seitige Booklet mit Texten von Oliver Bayan enthält.

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