Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Riad Sattouf: Esthers Tagebücher 7: Mein Leben als Sechzehnjährige

Nachdem Riad Sattouf seine sechsbändige Serie Der Araber von morgen abgeschlossen hat, geht es noch eine Weile weiter mit Esthers Tagebuch. Diese Reihe startete Sattouf 2015 und veröffentlicht die von ihm als Comic adaptierten Erlebnisse und Beobachtungen eines damals neunjährigen Mädchens aus seinem Bekanntenkreis regelmäßig auf einer Seite des Wochenmagazins L’Obs.

Die auch als animierte TV-Serie umgesetzten Comics will Sattouf bis zum 18. Geburtstag von Esther zeichnen. Bei Reprodukt liegt mit Mein Leben als Sechzehnjährige mittlerweile der siebte Band des Tagebuchs vor. Eshers hier beschriebenen Erlebnisse spielen sich inmitten der Corona-Pandemie ab. Auch der von Donald Trump ausgelöste Sturm auf das Kapitol spielt eine Rolle, wobei Esther “den mit den Hörnern“ für recht attraktiv hält.

Doch die weltpolitischen Ereignisse finden in den Geschichten meist nur im Hintergrund statt. Für die Hauptfigur sind es dramatischere Erlebnisse, wenn sie ohne Bargeld in den falschen Bus steigt oder bei rotzfrechen Mädchen, die nur geringfügig jünger als sie sind, “babysitten“ soll.

Eine große Rolle spielt auch Esthers mehr als problematisches Verhältnis zum anderen Geschlecht. Sie würde viel häufiger Metro fahren, wenn es dort nicht so viele glotzende Männer gäbe, und dass “Hurensohn“ ein Schimpfwort ist, sieht sie gar nicht ein, denn wenn eine Mutter für ihre Kinder auf dem Strich geht, so ist das doch vorbildlich.

So wie es aussieht, folgen noch zwei weitere Alben mit Seiten aus Esthers Tagebuch. Danach wird die junge Dame, die in Wirklichkeit einen anderen Namen trägt, ihr Leben unbeobachtet fortsetzen.

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Aliens – Die Entstehungsgeschichte

Nach seinem sorgfältig recherchierten und prachtvoll bebilderten Buch über die Entstehungsgeschichte von Ridley Scotts Alien ließ der 2021 verstorbene Jonathan Rinzler ein ähnlich gehaltvolles Buch über die Fortsetzung des Science-Fiction-Klassikers folgen. Der Dreharbeiten von Aliens fanden ebenfalls in britischen Filmstudios statt, doch die Probleme die James Cameron dort hatte waren andere.

Ridley Scott hatte zuvor zwar zahlreiche Werbespots, doch nur einen Spielfilm gedreht, doch als Engländer hatte er kaum Probleme mit der britischen Crew. Ganz anders war es beim US-Regisseur Cameron, der 1985 mit seiner als Produzentin fungierenden Ehefrau Gale Anne Hurd und einem eigenen Team nach England.

Da Terminator, der vorherige Film von Cameron und Hurd noch nicht in den britischen Kinos angelaufen war, wurden der Regisseur und die Produzentin von den Studiotechnikern nicht für voll genommen. Dies wurde nicht besser, als der Workaholic Cameron versuchte, die in Großbritannien üblichen Teepausen zu verbieten, um den engen Drehplan einzuhalten.

Jonathan Rinzler beschreibt in seinem Buch, wie die Lage am Set eskalierte und wie die Kreativkräfte dennoch wieder zusammenfanden. Durch opulente Bebilderung dokumentiert Rinzler auch, wie Cameron parallel zu den Dreharbeiten fast ohne Computerunterstützung beeindruckende Spezialeffekte mit Miniaturmodellen von Raumschiffen und militärischen Gerätschaften in Szene setzte.    

Das Resultat ist ein dynamischer Science-Fiction-Film mit einer Sigourney Weaver, die zwar Waffen hasste, doch als Ripley mit vollem Einsatz den damals im Action-Kino alles andere als üblichen Prototyp einer selbstbewussten und tatkräftigen Frau spielte.

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Diabolik wird gejagt

Um den über Leichen gehenden Meisterdieb Diabolik und seine geliebte Lady Eva Kant endlich dingfest zu machen, hat sich Inspektor Ginko einen besonders raffinierten Plan ausgedacht. Er hat einige tänzerisch begabte Polizistinnen als “Smaragd-Ballett“ auf Tournee geschickt und diese mit wertvollen Edelsteinen behängt.

Diabolik bleibt daraufhin nichts Anderes übrig, als sich als Polizist zu verkleiden und die jungen Damen mitsamt ihrem Schmuck zu kidnappen. Der Plan geht zwar auf, doch Ginko hat Sender in den Schmuck einbauen lassen. Dadurch kann er das geheime Versteck von Diabolik orten und stürmen. Diabolik entkommt zwar, muss aber Eva zurück lassen…

Beim zweiten Teil der Kino-Trilogie über den italienischen Fumetto-Antihelden Diabolik ist zwar wieder Miriam Leone als coole Eva Kant dabei, doch der Hauptdarsteller Luca Marinelli wurde durch Giacomo Gianniotti (Grey’s Anatomy) ersetzt. Auch diesmal orientierte sich das brüderliche Regie-Duo Marco und Antonio Manetti wieder sehr nah an der Comicvorlage.

Eine gute Vergleichsmöglichkeit bietet eine bei Plaion veröffentlichte Special Edition von Diabolik wird gejagt. Diese enthält neben einer Blu-ray und einer DVD auch ein 132-seitiges Taschenbuch mit dem 1964 erschienenen vierzehnten Diabolik-Comic.

Die gradlinig-spannende Geschichte der Giussani-Schwestern und die schlichten schwarzweißen Zeichnungen von Enzo Facciolo können immer noch fesseln. Die Handlung und den Look des Comics haben die Manettis teilweise fast 1:1 auf die Leinwand gebracht.

Einen Unterschied gibt es jedoch. Da innerhalb der Geschichte Diaboliks von Valerio Mastandrea verkörperter Gegenspieler Inspektor Ginko eine große Rolle spielt, wurde auch ihm eine Frau an die Seite gestellt. Für die erstmals im Diabolik-Comic # 22 auftretende sehr populäre Figur der Altea di Vallenberg konnte keine Geringere als Monica Bellucci verpflichtet werden!

Die Blu-ray von Plaion enthält neben dem 111-minütigen Hauptfilm noch eine Backstage-Doku (17:28 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln) und den deutschen Trailer (1:18 min)

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Die Wespe – Staffel 2

Eddie Frotzke (Florian Lukas) war 1997 und 1999 deutscher Dart-Meister. Er trägt Schnauzbart, Jogginghosen und den nur mäßig beeindruckenden Kampfnamen „Die Wespe“. Beim Versuch an seine alten Erfolge anzuknüpfen, verliert er ein Auge und landet im Knast.

Im Zentrum der zweiten Staffel von Die Wespe, die Tobi Baumann (Der WiXXer) anstelle von Hermine Huntgeburth (Lindenberg! Mach Dein Ding) inszenierte, steht noch stärker Eddies Frau Manu (Lisa Wagner). Diese ist ebenfalls eine begabte Dartspielerin und hat gute Chancen ihrem Mann den Rang abzulaufen.

Zu diesem sich permanent trennenden und wieder versöhnenden Chaospaar gesellen sich einige schillernde neue Charaktere. Großartige Auftritte haben Meret Becker als autoritäre und alles andere als uneigennützige Bewährungshelferin, Peter Lohmeyer als Kleinganove, sowie Aleksandar Jovanovic als schleimiger Esoterik-Coach.

Auch die sechs Episoden der zweiten Staffel der Sky-Serie sind quasi ein durchgehender Spielfilm. Einer durchaus dramatischen Geschichte mit beeindruckend in Szene gesetzten Dart-Duellen werden immer wieder komische Momente abgetrotzt, ohne dass es jemals albern wird

Die DVD-Veröffentlichung der zweiten Staffel enthält als Bonus diese Dokus: „Das C in DIE WESPE steht für COMEBACK“, (4:03 min), „Interview mit Eddie Frotzke“ (5:05 min), “Eddie 2.0“ (1:58 min) „Dart-BFF 2.0“ (2;00 min), “Zu viert ist man weniger allein“ (2:18 min) und “Die Angst vor dem Verlieren verlieren“ (1:40 min)

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Mark Millar: Night Club

Genau wie seine Freunde Sam und May gehört der siebzehnjährige Danny Garcia in seiner Schule zu den Außenseitern. Um dies zu ändern versucht er es mit einem Fahrradstunt für seinen YouTube-Kanal. Doch statt in den Charts landet er im Krankenhaus. Während er dort um sein Leben kämpft, erhält er Besuch von Detective Nick Laskaras, der ein Vampir ist und weitete Blutsauger benötigt, um eine Mission zu erfüllen.

Greg Capullo

Durch einen Biss verwandelt Laskaras Danny in einen Vampir. Dieser hat mit seinen neuen Fähigkeiten so viel Spaß, dass er Sam und May davon überzeugt, sich von ihm beißen zu lassen. Das Trio besorgt sich Wrestler-Masken und formiert sich zu einem vampirischen Superhelden-Trio namens Night Club. Dies ist zunächst ein großer Spaß, doch diesen verdirbt ihnen Detective Laskaras ganz gehörig…

In letzter Zeit habe ich mich nur noch sehr selten über einen neuen Comic vom schottischen Autor Mark Millar (Wanted, Kingsman – The Secret Service) gefreut. Anstelle seiner immer wieder mitreißenden Ergänzungen zum Kick-Ass-Universum waren es Fortsetzungen von Serien wie Jupiter’s Legacy, The Magic Order oder Prodigy, die auf Netflix-Verfilmungen schielten und die Handlung eher verkomplizierten als weiter voranzubringen. 

Ben Templesmith

Auch Night Club entstand in Zusammenarbeit mit Netflix, was wohl ermöglichte, dass Image die ersten fünf Comichefte der Serie für $1.99 anbieten konnte und der Abschlussband mit doppelten Umfang für $3.99 zu haben war. Was Millar in dieser Miniserie erzählt und der Spanier Juanan Ramírez großartig in Szene setzt, ist inhaltlich barrierefrei zugänglich und erzählt eine abgeschlossene Geschichte, die mit einem Micro-Cliffhanger endet. Night Club würde sich also bestens als Vorlage für einen Blockbuster mit Aussicht auf ein Franchise eignen.

Matteo Scalera

Es sei noch erwähnt, dass es Millar wieder gelungen ist, großartige Künstler wie Greg Capullo (Batman vs. Spawn), Ben Templesmith (30 Days of Night) oder Matteo Scalera (King of Spies) für die Titelbilder und Variantcover zu gewinnen. Einige davon sind auch in diesem Panini-Band zu bewundern.  

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Punisher – Anthologie

Dieser großformatige Hardcoverband feiert auf 320 Seiten den 50. Geburtstag eines “Bestrafers und Vollstreckers“. Enthalten sind die zehn wichtigsten und besten Comics mit Marvels Punisher.

Hinzu kommen informative Texte, aus denen auch hervorgeht, warum es einige Comics, wie die Begegnungen des Punishers mit dem Barbaren Conan oder dem ewigen Teenager Archie, nicht in diese Anthologie geschafft haben,

Eröffnet wird der Comicreigen mit dem ersten Auftritt des Punishers von 1974. In The Amazing Spider-Man 129 war der schwarze Mann mit dem Totenkopf auf der Brust eigentlich nur als Handlanger des ebenfalls in diesem Heft debütierenden Schurken The Jackal vorgesehen. Doch dank des großartigen Covers von John Romita Sr. und da in Gerry Conways Story bereits zu erahnen war, dass hier eine tragische Figur debütierte, stahl der Punisher dem Schakal die Show.

Bemerkenswert ist auch der zweite Comic in diesem Band, den Dennis O’Neil 1981 für das Amazing Spider-Man Annual 15 geschrieben hatte. Die Zeichnungen stammen von keinem Geringeren als Frank Miller, der zeitgleich große Erfolge mit seinen Daredevil-Geschichten feierte. Das Resultat, in dem der Punisher gegen Dr. Octopus antritt, kann dank des großartigen Artworks von Miller und seinem Inker Klaus Janson immer noch begeistern.

Ab 1986 konnte der Punisher auch als Solo-Antiheld begeistern und agierte in realistischen Umgebungen, in denen sich Marvel-Charaktere ansonsten nur selten blicken lassen. In der Miniserie Circle of Blood, von der das erste Heft in diesem Band enthalten ist, landete Frank Castle im Knast und ließ sich dadurch in seiner Tätigkeit als Bestrafer in keinster Weise bremsen.

Noch eine ganze Ecke beeindruckender ist das erste Heft der zwei Jahre später gestarteten Serie The Punisher: War Journal. Als Zeichner kam hier der damals schon beeindruckende Jim Lee zum Einsatz, der auf 28 Seiten gleich zwei Geschichten erzählte. Im unteren Viertel der Seiten setzte Lee in grellen Farben und ohne Text die Geschichte des tragisch endenden Central-Park-Picknicks der Familie Castle in Szene.

Ein weiterer Höhepunkt ist das 1992 erschienene erste Heft der Serie The Punisher: War Zone, in dem Chuck Dixon erzählt, wie Frank Castle unter dem Tarnnamen Johnny Tower scheinbar der Mafia beitritt. Doch natürlich kocht er sein eigenes Süppchen, was den großartigen John Romita Jr. immer wieder zu dynamischen Doppelseiten zum Drehen mit durchgehenden Motiven voller Brutalität inspirierte.       

Punisher kills the Marvel Universe

1996 war ein entscheidendes Jahr in der Geschichte von Marvels Bestrafer, denn Garth Ennis trat in das Leben von Frank Castle. In The Punisher kills the Marvel Universe konnte der nordirische Autor nach Herzenslust über Superhelden herfallen. Seine Comic variiert die Origin des Punishers geringfügig und bei Ennis sind es keine Gangster, sondern die gegen Aliens ankämpfenden X-Men und Avengers, die die Schuld am Tod seiner Familie tragen.

Nick Castle trifft auf eine Gruppe, deren von gut betuchte Mitglieder ebenfalls geliebte Menschen als “Kollateralschaden“ beim Einsatz von Superhelden verloren haben. Der Punisher wird mit der nötigen Feuerkraft ausgestattet, um systematisch Superhelden zu töten. Doch kurz vor Abschluss seiner blutigen Mission beginnt er am Sinn seines blutigen Treibens zu zweifeln…

Ab 2000 schrieb Garth Ennis einige der besten Storys mit dem Punisher. Neben dem kompletten 44-seitigen Comic Punisher kills the Marvel Universe, den der Brite Doug Braithwaite in recht rohen aber wirkungsvollen Bildern in Szene setzte, enthält dieser Band auch das erste Heft der von Ennis geschriebenen und von Steve Dillon gezeichneten Miniserie Welcome Back, Frank. Dies war der Startschuss zu einer Reihe von weiteren grandiosen Punisher-Comics, die immer wieder von blutigen Ernst zu wahnwitziger Brachialkomik wechselten.

Dass es neben Garth Ennis noch weitere interessante Punisher-Autoren gibt, zeigen einige etwas aktuellere Comics. 2011 gab Greg Rucka (Gotham Central, Whiteout, The Old Guard) dem Italiener Marco Checcetto im einen grandios verschachtelt erzählten Serienauftakt zu einer neuen Punisher-Serie die Möglichkeit zum stimmungsvoll kolorierten Ausloten der Möglichkeiten des Medium Comic.

Dass auch Frauen etwas mit der Figur des Punishers anfangen können. bewies einmal mehr die auch als Zeichnerin tätige Autorin Becky Cloonan. Für Steve Dillon schrieb sie 2017 bereits Punisher: Operation Condor. Dieser Band enthält eine pointierte Geschichte von Cloonan für über eine gestohlene Punisher-Pistole, die Kris Anka zeichnete.

Eine Figur wie der grimmige Punisher passt nur bedingt in ein vom Disney-Konzern erworbenes Marvel-Universum, zumal sich reale Söldner und zweifelhafte Gruppierungen mit dessen Totenkopf-Emblem schmücken. Daher gab es 2022 mit der Serie Der König der Killer einen Versuch die umstrittene Figur neu zu definieren.

Jason Aaron erzählt in seinem Punisher-Neustart davon, wie Frank Castle in die Fänge des Ninja-Kults Die Hand gerät. Die Erzpriesterin dieser weltweit operierenden Organisation will den Punisher anheuern und hat als Argumentationshilfe dessen ermordete Familie revitalisiert…

Grafisch ist die Serie teilweise interessant, was weniger an den routinierten realistischen Zeichnungen von Star-Wars-Zeichner Jesús Saiz liegt. Sehr viel interessanter sind die von Paul Azaceta (Outcast) in einem völlig anderen experimentellen Stil realisierten Rückblenden, in denen Aaron interessante Details aus der Jugend von Frank Castle nachliefert. Während dieser Teil des Comics überzeugt, ist das neue mit Hörnern versehene Totenkopf-Emblem des Punishers nicht der Bringer und gehört schleunigst wieder auf Anfang gestellt. 

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23 – Nichts ist so wie es scheint

Mit seinem ersten Kinofilm Nach Fünf im Urwald gelang Hans-Christian Schmid 1995 ein Überraschungserfolg, der die Karriere seiner Hauptdarstellerin Franka Potente in Gang brachte. Schmids nächste Regie- und Drehbucharbeit war keine leicht zugängliche sympathische Familienkomödie, sondern ein ganz schöner Klotz von einem Film.

Basierend auf tatsächlichen Ereignissen und mit dem großartigen August Diehl (Inglourious Basterds, The King’s Man: The Beginning) in seiner ersten Filmrolle erzählt 23 – Nichts ist so wie es scheint vom hochintelligenten 19-jährigen Karl Koch, der sich von seiner Umwelt immer mehr abkapselt, um sich als einer der ersten Hacker zu betätigen und Gedanken über die angebliche Weltherrschaft der Illuminaten, sowie der alles verbindenen magischen Zahl 23 zu widmen.   

Als 23 – Nichts ist so wie es scheint 1998 in die Kinos kam, wirkte die von Schmids Team sorgfältig rekonstruierte (Computer-) Welt der Achtziger bereits ganz schön anachronistisch. Das hat sich mittlerweile natürlich potenziert, doch die zentralen Themen “Big Brother“ und “Verschwörungstheorien“ sind aktuell wie noch nie. Daher ist es sehr erfreulich, dass Turbine Medien den Film nach einem Vierteljahrhundert erstmals auf Blu-ray veröffentlicht.

Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen: Audiokommentar von 2001 mit Hans-Christian Schmid, Autor Michael Gutmann, sowie den Produzenten Jakob Claussen und Thomas Wöbke, Hauptdarsteller August Diehl erinnert sich nach 23 Jahren an “23“ (13:29 min), Hans Heinrich Hübner, ein Hacker-Kollege Karl Koch erzählt von damals (44:45 min), Schriftsteller Christopher Weidner informiert über die Illuminaten (26:56 min), Gesprächsrunde über Karl Koch und „Illuminatus!“ (18:36 min), Interviews mit Hans-Christian Schmid (4:11 min), sowie den Darstellern August Diehl (3:31 min), Fabian Busch (2:54 min), Jan-Gregor Kremp (2:13 min) und Dieter Landuris (2:24 min), Making-of Featurette (4:14 min); Hinter den Kulissen (4:18 min) und der Trailer (1:46 min)

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Genie & Schnauze

Langsam aber sicher geht Dr. Watson dieser aufgeblasene Sherlock Holmes ziemlich auf den Keks. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn Holmes heißt in Wirklichkeit Reginald Kincaid, ist ein erfolgloser Schauspieler und wurde von Watson als Staffage angeheuert. Zunächst um seinen guten Ruf als Mediziner zu schützen und dann auch um die Beamten von Scottland Yard durch auffällige “Detektivarbeit“ abzulenken und es dem scharfsinnigen Watson zu ermöglichen in aller Ruhe seine Untersuchungen an den Tatorten vornehmen kann.

Doch als Watson dem trunksüchtigen Frauenheld Kincaid kündigt und versucht selbst eine Karriere als der “Kriminaldoktor“ zu beginnen, muss er schmerzlich feststellen, dass er ohne den “genialen“ Meisterdetektiv nicht ernst genommen wird. Zur Lösung eines ganz großen Falles um Mord und Fälscherei muss das ungleiche Duo sich doch noch einmal zusammen raufen… 

Auch dem Autor Arthur Conan Doyle ging der Erfolg seiner literarischen Schöpfung Sherlock Holmes nach einigen Jahren ziemlich auf den Keks. Er versuchte sogar den Meisterdetektiv in einer Erzählung zu töten. Doch auf Wunsch der gewaltigen Fangemeinde schrieb Conan Doyle widerwillig weitere Abenteuer des Meisterdetektivs. Daher ist die Sherlock-Holmes-Variante, die dieser 1989 von Thom Eberhardt köstlich in Szene gesetzte Film präsentiert, nicht völlig abwegig.

Mit den geadelten Darstellern Michael Caine (der hier leider nicht von seinem markanten Stammsprecher Jürgen Thormann sondern von Hans-Werner Bussinger synchronisiert wurde) und Ben Kingsley konnte zudem noch eine Idealbesetzung verpflichtet werden. Genie & Schnauze ist somit ein opulent angerichtetes Festmahl für alle Freunde (und Gegner) von Sherlock Holmes.

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Tanguy und Laverdure Collector’s Edition 4

Am 29. Oktober 1959 erlebte in der ersten Ausgabe des Comicmagazins Pilote nicht nur Asterix seine Premiere, sondern auch eine weitere ebenfalls von Albert Uderzo gezeichnete Serie startete hier im wahrsten Sinne des Wortes durch.

Auch die Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Michel Tanguy und Ernest Laverdure haben mittlerweile Klassikerstatus. Die Serie inspirierte zwei TV-Serien, sowie den aufwändigen französischen Kinofilm Sky Fighters.

Albert Uderzo blieb allerdings nur kurz an Bord und löste nach acht detailfreudig zu Papier gebrachten Alben mit Tanguy und Laverdure den Schleudersitz aus. Ein Wochenpensum von fünf Comicseiten pro Woche für Asterix und die Fliegerserie war für ihn nicht mehr zu bewältigen. Daher fragte er bei Joseph Gillain alias Jijé an, ob er die Serie übernehmen wolle. Zu Uderzos Überraschung war der Schöpfer von Comicerfolgen wie Valhardi oder Jerry Spring bereit in seine Fußstapfen zu treten.

Uderzo stand bei der Übergabe mit Rat und Tat zur Seite. Diese Zusammenarbeit beim Album Sondereinsatz resultierte in einigen höchst amüsanten und lässig in Szene gesetzten Slapstick-Aktionen, bei denen sich der tollpatschige Laverdure als Wintersportler versuchte.

Uderzo hielt es jedoch für keine gute Idee, dass Jijé das nach und nach das Aussehen von Tanguy und Laverdure änderte, damit sie den Darstellern Jacques Santi und Christian Marin (Der Gendarm von Saint Tropez) ähneln, die deren Rollen seinerzeit in der erfolgreichen TV-Serie Les Chevaliers du ciel spielten. Uderzo hatte damit nicht ganz unrecht, denn die TV-Serie ist heute vergessen, während Comics mit Tanguy und Laverdure immer noch erscheinen.

Ein gutes Beispiel ist die optimal zusammengestellte Collector’s Edition von Egmont. In den frei ersten Bänden kamen alle von Albert Uderzo gezeichneten Fliegercomics zum Abdruck. In der vierten Hardcoveredition sind nicht nur die ersten beiden albenlangen Geschichten von Jijé enthalten, sondern auch noch drei in Schwarzweiß gezeichnete Comics, die in der 1968 und 1969 in der kurzlebigen Taschenbuchreihe Super Pocket Pilote veröffentlicht wurden.

Diese jetzt im Albumformat abgedruckten Stories sind für Comicfreunde sehr interessant. Die erste, recht humoristische Geschichte erzählt davon, wie sich Michel Tanguy und Ernest Laverdure erstmals trafen. Soviel sei gespoilert: Es war nicht gerade Freundschaft auf den ersten Bilck. Die zweite Geschichte Flugzeug in Flammen ist ebenfalls recht amüsant und zeigt die Piloten im amourösen Zweikampf.

Bemerkenswert ist die letzte Kurzgeschichte Ein Pilot tappt in die Falle, denn diese Story wurde von Jijé plastisch mit Grautönen „koloriert“. In der interessant zusammengestellten Einleitung des Buchs kommt auch eine in Spanien veröffentlichte Alternativversion der ersten Comicseite dieser Geschichte zum Abdruck, Diese wurde knallbunt eingefärbt und dabei auch noch zensiert, denn ein Transistorradio wurde so verschoben, dass sich dahinter jetzt das zuvor gut zu sehende Bikinioberteil einer jungen Dame befindet.

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Dorothy Thompson: Ich traf Hitler!

“Als ich Adolf Hitlers Zimmer betrat, war ich der festen Überzeugung, dem künftigen Diktator von Deutschland zu begegnen. Keine fünfzig Sekunden später war ich mir ziemlich sicher, dass dies nicht der Fall war. So lange dauerte es in etwa, um die verblüffende Bedeutungslosigkeit dieses Mannes zu ermessen, der die Welt in Atem hielt.“

Dies schrieb die Journalistin Dorothy Thompson, nachdem sie im Dezember 1931 versuchte Hitler im Berliner Hotel Kaiserhof zu interviewen. Doch dies gestaltete sich schwierig, “denn man kann mit Hitler kein Gespräch führen. Er redet die ganze Zeit so, als wäre er auf einer Massenveranstaltung, (…) In jeder Frage sucht er nach einem Motiv zu dem er loslegen kann.“

Dennoch verfasste Thompson für den Cosmopolitan einen vielbeachteten Artikel über ihr “Interview“ und verwendete diesen es als Grundlage für ihren Bestseller I saw Hitler!. Der Erfolg ihrer Texte schlug sich auch daran nieder, dass sie im August 1934 als erster amerikanischer Journalist aus Nazideutschland ausgewiesen wurde. Auch darüber schrieb Dorothy Thompson einen Zeitungsartikel. Good-Bye to Germany ist ebenfalls in diesem Buch enthalten.

Genau wie John F. Kennedy – Das geheime Tagebuch: Europa 1937 erscheint auch I saw Hitler! als sorgfältig editierte Ausgabe in der Reihe Das vergessene Buch des Wiener DVB Verlags. Zum Abdruck kommt die als Buch veröffentlichte Version des Textes über die Begegnung mit Hitler, die um eine 80-seitige kommentierte Bildstrecke zum “Aufstieg einer Partei und einen Führer“ ergänzt wurde. Neben einer Wachsfigur von Hitler, gibt es hier auch spitze Dolchringe für den Straßenkampf der SA zu sehen.

All dies relativiert die aus heutiger Sicht blauäugige Formulierung Thompsons, die damals angeblich “keine fünfzig Sekunden“ brauchte, “um die verblüffende Bedeutungslosigkeit“ Hitlers zu erkennen. Sie sah in ihm zwar auf Anhieb “Den Kleinen Mann“, spekulierte aber auch: “Vielleicht liegt darin, und gerade darin, das Geheimnis seines enormen Erfolges.“

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