Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Das Relikt – Museum der Angst

Das Museum für Naturgeschichte in Chicago erhält zwei Kisten aus Südamerika mit seltsamen Steingötzen. Gleichzeitig kommt ein Schiff mit grausam zugerichteter Besatzung im Hafen von Chicago an, ein Wachmann des Museums wird grausam ermordet und einen Tag später soll eine Ausstellung über Aberglaube vom Bürgermeister und anderen Promis feierlich eröffnet werden.

Klingt nicht allzu originell und wird auch tatsächlich wie eine relativ überraschungsarme Nummernrevue abgespult. Was den Film jedoch rettet, ist seine sorgfältig Ausstattung, das von Stan Winston recht originell gestaltete Monster, sowie die gute Besetzung, – allen voran Tom Sizemore (Duddits – Dreamcatcher) als abergläubischen Cop, Penelope Ann Miller (Kindergarten Cop) als Evolutionsbiologin und Linda Hunt (Dune – Der Wüstenplanet) als energische Museumsdirektorin.

Recht überzeugend ist auch die temporeiche und kompetente Inszenierung von Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen, Outland), der 1997 nach Time Cop und Sudden Death mit Das Relikt endlich mal wieder einen Film ohne Jean-Claude Van Damme drehte. Seinerzeit war es schön mit Das Relikt endlich wieder eine vernünftig budgetierten Monsterfilm zu sehen, der es auf die Kinoleinwände schaffte und nicht sofort in den Videotheken landete.

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Ich kämpfe um Dich

Die junge Psychoanalytikerin Dr. Constance Peterson (Ingrid Bergman), hat Bedenken wegen ihres neuen Chefs. Der attraktive Dr. Edwardes (Gregory Peck) ist augenscheinlich psychisch verwirrt. Dr. Edwardes ist nicht Dr. Edwardes – so das Urteil der übrigen Ärzte. Als er des Mordes an dem echten Dr. Edwardes verdächtigt wird, flieht er aus der Anstalt. Constance, die ihm aus Liebe folgt, setzt ihre psychoanalytischen Fähigkeiten ein, um die Wahrheit herauszufinden.

Mit Ich kämpfe um Dich drehte Alfred Hitchcock 1945 den ersten Film über Psychoanalyse. Dabei brach er mit der Tradition, dass Träume in Kinofilmen immer in unscharfen Bildern dargestellt wurden. Für die Visualisierung der Traumsequenzen verpflichtete er Salvator Dali, der seine verwirrenden Ideen in großer Klarheit auf die Leinwand brachte.

Ausstellung von Dalis Traumsequenz 2024 in München

Die von Dali konzipierten surrealen Szenen hätte Hitchcock am liebsten im Freien gedreht, damit sich diese beeindruckenden Sequenzen noch stärker von dem ansonsten komplett im Studio gedrehten Film abhoben. Doch Produzenten David O. Selznick (Vom Winde verweht) war dagegen.

Auf DVD und Blu-ray ist die komplette Ouvertüre und Nachspannmusik mit dem beeindruckenden Soundtrack zu hören, für den Miklós Rózsa einen Oscar erhielt. Außerdem gibt es kurz vor Ende eine Sequenz, die so in dieser Form zuvor nicht im TV zu sehen war: Wenn ein Revolver (den Hitchcock als überdimensional großes Modell anfertigen ließ) direkt ins Publikum feuert, schnitt Hitchcock zur Verstärkung der Illusion einen ganz kurzen roten Blutspritzer in den ansonsten schwarzweißen Film hinein. Ein Effekt der immer noch überrascht und erschreckt!

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I. Astalos: Knüppeldick

Nach der Veröffentlichung von MADe in Farbe waren kaum zwei Wochen vergangen, da brachte Ivica Astalos schon sein nächstes Buch heraus. Eigentlich sollte Knüppeldick erst zum Comic Salon in Erlangen erscheinen. Doch “ausgelöst durch die aktuellen Ereignisse“ hat er seine Zusammenstellung mit Comics und Cartoons gegen Neonazis so schnell wie möglich herausgebracht.

Der in erster Linie durch seine köstlichen Märchenparodien aus MAD bekannte I. Astalos dokumentiert in Knüppeldick seinen “über 40 Jahre andauernden satirischen Kampf gegen Rechte“. Bei der Lektüre des im Eigenverlag herausgebrachten Buchs sollte berücksichtigt werden, dass die darin enthaltenen Beiträge zwischen 1975 bis 2018 in der deutschen Ausgabe des Satiremagazins MAD veröffentlicht wurden.

Sehr oft setzten sich die Cartoons daher mit rechtsradikalen glatzköpfigen Hooligans auseinander, die als ebenso brutal wie dumm dargestellt werden. 1975 und auch 2018 war noch nicht abzusehen, dass mittlerweile erschreckend viele Bundesbürger anscheinend kein Problem damit haben, eine eindeutig rechtsradikale Partei zu wählen.

Daher richtete sich die Satire von Astalos seinerzeit nur sehr selten gegen AFD-Politiker, die den Eindruck erwecken wollen, zur bürgerlichen Mitte zu gehören. Doch auf alle Fälle belegt dieser Band, dass das mittlerweile leider eingestellte MAD-Magazin dank Astalos immer wieder eindeutig Stellung gegen Rechtsextremismus bezogen hat.

Auch die im letzten Teil des Buchs veröffentlichten Cartoons haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Hier überrascht, wie aktuell die Satire gegen den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump wirkt. Dass dieser und seine Wähler scheinbar nicht zu bremsen sind, ist zwar immer noch komisch, allerdings immer weniger witzig.

Knüppeldick, sowie die anderen Werke von Astalos, können hier direkt beim Erzeuger bestellt werden. Wer sich auf diese Rezension beruft, dem zeichnet I. Astalos ein ähnlich schönes Bild wie das Obenstehende in das Buch.

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Queen: Das Comic!

Nachdem bei Bahoe Books bereits Comicbiografien zu Beatles, Stones und Doors erschienen sind, folgt jetzt Queen. Der auf Sachcomics spezialisierte Autor Emmanuel Marie hat die Geschichte der immer noch aktiven Band (das letzte Livealbum erschien 2020) in zwanzig Kapitel zerlegt und diese von 17 Zeichnern zu Papier bringen lassen.

Cover von Blast

Unter den in diesem Band vertretenen frankobelgischen Zeichnern und Zeichnerinnen befinden sich zwar keine “großen Namen“, doch alle verstehen ihr Handwerk. Dass der Zeichenstil ständig wechselt, hat durchaus seinen Reiz und die informativen Texte von Sophie Blitman sind die optimale Ergänzung zu den Kurzcomics.

Samuel Figuiére

Im Gegensatz zum Kinofilm Bohemian Rhapsody orientiert sich der Comic, so nah wie möglich an den tatsächlichen Ereignissen. Doch auch die gezeichnete Biografie erzählt fast ausschließlich vom schillernden Frontman Freddie Mercury und degradiert die restlichen Bandmitglieder Brian May, Roger Taylor und Roger Deacon zu Statisten.

Julien Hugonnard-Bert

Dies mag durchaus seine Berechtigung haben, denn nachdem Mercury 1991 an den Folgen einer HIV-Infektion starb, war die große Zeit von Queen vorbei. Dennoch hätte eins der Comic-Kapitel auch sehr gerne davon erzählen können, wie der 16-jährige Brian May zusammen mit seinem Vater aus einem Brotmesser und Teilen eines Motorrads seine legendäre Gitarre Red Special baute.

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Planet der Stürme

Bei einer sowjetischen Raummission zur Venus müssen zwei Kosmonauten notlanden. Zusammen mit dem Elektronenmenschen „John“ versuchen sie in der unwirtlichen Umgebung zu überleben. Sie müssen feststellen, dass der Planet Venus nicht wie erwartet tot und unbewohnt ist. Vom Sumpffieber geschwächt, müssen sie sich gegen Saurier und gegen die Urgewalt der glühenden Lava behaupten, entdecken aber auch Überreste einer untergegangenen menschenähnlichen Rasse.

Mit großem Ernst präsentiert dieser 1962 entstandene sowjetische Science-Fiction-Film seine eigentlich ganz schön abgedrehte Story. Im amerikanischen Monthly Film Bulletin war zu lesen: “Verglichen mit einer amerikanischen Durchschnittsproduktion ist diese russische Space Opera vernünftiger und widerspiegelt mehr echte Science Fiction als dies normalerweise der Fall ist.“

Deutsche DVD von Voyage to the Prehistoric Planet

Dennoch dürften es hauptsächlich die aus heutiger Sicht zwar trashigen aber Anfang der Sechziger Jahre durchaus beeindruckenden Trickeffekte und die immer noch äußerst sehenswerte aufwändige Ausstattung gewesen sein, die den Billigproduzenten Roger Corman dazu bewogen haben die Rechte an Planet der Stürme zu erwerben und den Film ergänzt um nachgedrehte Szenen mit US-Darstellern gleich zweimal in die US-Kinos zu bringen: 1965 als Voyage to the Prehistoric Planet mit Sherlock Holmes Basil Rathbone und 1968 als Voyage to the Planet of Prehistoric Women mit Mamie Van Doren.

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Basil Rathbone als Sherlock Holmes

Was Jeremy Brett, der ab 1984 in insgesamt 41 Episoden als Sherlock Holmes auftrat, für das Fernsehen war, ist Basil Rathbone für die Leinwand. Der zuvor auf elegante Schurkenrollen in Filmen wie Die Abenteuer des Robin Hood oder Im Zeichen des Zorro spezialisierte britische Darsteller spielte in 14 Kinofilmen den Meisterdetektiv. Diese Zusammenstellung enthält nicht nur die vier ersten, sondern wohl auch die interessantesten Sherlock-Holmes-Kinofilme mit Rathbone und Nigel Bruce, der als Dr. Watson von Film zu Film anscheinend immer trotteliger wurde.

Bei der recht werkgetreuen Verfilmung von Der Hund von Baskerville spielte das Detektivduo 1939 eher die zweite Geige und die aufwändige Produktion der 20th Century Fox war stärker an der Liebesgeschichte zwischen Richard Green (Sir Henry Baskerville) und Wendy Barrie (Beryl Stapleton) interessiert, die sehr viel glücklicher als in Arthur Conan Doyles Romanvorlage verläuft.

Doch Rathbone und Bruce überzeugten so stark, dass die Fox noch im selben Jahr Die Abenteuer des Sherlock Holmes folgen ließ. Der Film verfügt zwar über eine schöne viktorianische Atmosphäre, doch die sich eher an einem Theaterstück von William Gilette als an Conan Doyle orientierende Geschichte geriet reichlich wirr und weitere Kinofilme folgten erst einmal nicht.

Rathbone und Bruce traten daher erst einmal im Radio (in mehr als 300 Hörspielen) als Holmes und Watson auf. Doch 1942 beschlossen die Universal-Studios eine eigene Sherlock-Holmes-Reihe zu starten, die aus insgesamt 12 Filmen bestand. Hier ermittelten Holmes und Watson in der damaligen Gegenwart. In einer Szene von “Die Stimme des Terrors“ erinnert Dr. Watson Sherlock Holmes daher auch daran, dass dieser versprochen hatte nicht mehr seine typische Deerstalker-Mütze, sondern eine modischere Kopfbedeckung zu tragen.

In den ersten beiden Universal-Werken Die Stimme des Terrors und Die Geheimwaffe bekämpfen Holmes und Watson die größte Bedrohung des damaligen Englands: Die Nazis. Wir erfahren daher von Holmes auch folgende Neuigkeit: “Die Messerwerfer aus Hamburg sind weltberühmt.“

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Species

HR Giger, dessen Monster-Design des aus Alien die Zuschauer in Angst und Schrecken versetzte, sollte bei seinen weiteren Hollywood-Jobs wenig Glück haben. Bei der Fortsetzung Aliens wurde er ignoriert und – genau wie zuvor in Poltergeist wurde auch 2001 bei Species nur sein klangvoller Name genutzt. Gigers kunstvollen Entwurfszeichnungen wurden jedoch von einem vielköpfigen Spezialeffekt-Team weichgespült.

Erstaunlich ehrliche Auskunft hierzu gibt das von der Filmfirma MGM abgesegnete reich bebilderte Buch Species – Design by HR. Giger. Hier ein interessantes Zitat von Giger: „… aus meiner Beauty war ein vogelscheuchenartiges Monster geworden, das zwar hervorragend gefertigt war, aber ästhetisch nicht zu überzeugen vermochte: Die Leute waren Monsterbauer und kein Schönheitssalon.“

Species ist dennoch ein durchaus spannend und interessant. In einigen Momenten des mit Ben Kingsley, Michael Madsen, Alfred Molina und Forest Whitaker sehr gut besetzten Films über eine wild mordende Außerirdische blitzt der pure Giger durch. So hat der Schweizer Künstler auf eigene Kosten eine Alptraum-Eisenbahn realisiert, die in den sehr kurzen Szenen, in denen sie in den Film geschnitten wurde, einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Species wurde zwei Jahre später sehr viel ungenierter trashig fortgesetzt. Das Sequel macht großen Spaß, auch weil hier Michael Madsen erfreulich viel Raum eingeräumt wurde. 2004 folgte Species III, der für den DVD-Markt produziert wurde. Dem erstaunlich blutigen Film, geht allerdings die “Hier wird die ganze Menschheit bedroht“-Dimensionen der beiden Species-Kinofilmen ab. Dies gilt auch für die 2007 entstandene dritte Fortsetzung Species IV – Das Erwachen.

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Peeping Tom – Augen der Angst

1960 kamen im Abstand von zwei Monaten Filme in die Kinos, die von jungen sympathischen Männern handeln, die – wahrscheinlich aufgrund von schwer gestörten Elternteilen – zu Frauenmördern geworden sind.

Der von Alfred Hitchcock im Stile seiner billig produzierten TV-Serie gedrehte Psycho schockierte zwar dadurch, dass die scheinbare Hauptdarstellerin Janet Leigh (bzw. die von ihr verkörperte Marion Crane) bei einem grandios inszenierten Mord unter der Dusche umgebracht wurde, bevor der Film so richtig losging. Dennoch pder gerade dadurch wurde der schwarzweiße Schocker zu Hichcocks erfolgreichsten Film.

Im zwei Monate zuvor gestarteten Peeping Tom schockierte der britische Starregisseur Michael Powell (Der Dieb von Bagdad) ebenfalls dadurch, dass eine prominent besetzte Figur Mitten im Film brutal ermordet wurde. Zuvor drehte Powell mit der Tänzerin Moira Shearer seine erfolgreichen Ballettfilme Die roten Schuhe und Hoffmanns Erzählungen. Auch in Peeping Tom hat Shearer noch kurz die Gelegenheit ihr tänzerisches Können zu demonstrieren, bevor das von ihr verkörperte Starlet Vivian brutal ermordet wird.

Der als Kameramann bei seichten britischen Komödien und als Fotograf von softpornografische Postkarten tätige Mark Lewis ersticht Vivien mit einem präparierten Stativ. Dabei filmt er, wie Vivien zu Tode kommt und schaut sich diese und weitere ähnliche Aufnahmen daheim immer und immer wieder an. Der Österreicher Karlheinz Böhm spielte den Mörder so sanft und leidend, dass er die Zuschauer zu seinen Komplizen machte. Michael Powell setzte Peeping Tom in knalligem Eastman-Color kunstvoll und ohne Splatter in Szene. Doch die britische Presse schüttete Kübel voller Hass über den Film aus und die Karriere von Powell war beendet.

Dies war bei Karlheinz Böhm ähnlich. Der Star der Sissi-Trilogie wollte durch den britischen Thriller sein Image ändern und wurde nach Peeping Tom kaum noch für anspruchslose Rollen verpflichtet, ähnlich wie Anthony Perkins, der nach Psycho fast nur noch in Fortsetzungen des Hitchcock-Klassikers und weiteren Horrorfilmen zu sehen war. Doch Peeping Tom hat ein Happy End. Der 1990 verstorbene Michael Powell erlebte noch, wie sein einst verhasster Film durch Unterstützung von Martin Scorsese ein neues aufgeschlossenes Publikum fand und in die Liste der besten Filme des letzten Jahrhunderts aufgenommen wurde.        

Als der Film 2006 erstmals auf DVD erschien, wurde hierfür eine neue deutsche Fassung angefertigt, die sich stärker an der Originalfassung orientiert. Doch der ganz große Nachteil dabei war, dass nicht die Stimme von Karlheinz Böhm zu hören ist, der sich 1960 selbst synchronisierte, sondern mit Martin Lohmann ein neuer Sprecher zum Einsatz kam. Die neue Edition von Studiocanal präsentiert Peeping Tom auf DVD, Blu-ray und 4K Ultra HD in einer bestens restaurierten Version mit beiden deutsche Fassungen.  

Bonusmaterial der Blu-ray: Audiokommentar von Filmwissenschaftler Ian Christie (wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln), Intro von Martin Scorsese (2007, 2:05 min), Gespräch mit Sir Christopher Frayling (27:43 min), “Take me to your Cinema: Das Vermächtnis von Peeping Tom“ (37:18 min), “Über die Restaurierung“ (14:47 min), “The Eye of the Beholder“ (18:14 min), Interview mit Thelma Schoonmaker, der Witwe von Michael Powell (2007, 10:18 min), zwei englischer Trailer (2:27 min + 1:03 min), Galerie mit 26 schwarzweißen Fotos und ein 32-seitiges Booklet mit Texten David Parkinson

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Der Biss der Schlangenfrau

Der junge schottische Archäologe Angus Flint (Peter Capaldi) findet auf dem Grundstück der Schwestern Eve und Mary Trent (Catherine Oxenberg + Sammi Davis) einen riesigen Schlangenschädel. Durch die Bekanntschaft mit den beiden Mädchen, deren Eltern erst kürzlich ganz plötzlich verschwunden sind, lernt Flint den jungen Landadeligen Lord James D’Ampton, der vom damals noch gänzlich unbekannten Hugh Grant verkörpert wird.

Ein Vorfahre des Lords soll einst einen weißen Lindwurm getötet haben, dem es nach jungfräulichen Frischfleisch dürstete. Dieses Ereignis wird alljährlich ganz groß gefeiert und dabei ist auch die mitreißende von Emilio Perez Machado and Stephen Powys interpretierte folkloristische Mördernummer The D’Ampton Worm zu hören. Zur selben Zeit taucht eine mondäne Lady (unvergesslich: Amanda Donahue) auf, deren ganzes Wesen gefährlich an eine Schlange erinnert…

Blu-ray Cover A

Zunächst scheint es sich bei Der Biss der Schlangenfrau, der 1988 nach einem eher unbekannten Spätwerk des Dracula-Autors Bram Stoker entstand, um einen ganz soliden kleinen ländlichen Horrorfilm im Stile der Hammer Studios zu handeln. Doch langsam aber sicher gibt der Regie-Exzentriker Ken Russell (Tommy, Gothic), ähnlich wie in seinem ebenfalls recht straight startenden Horrorfilm Der Höllentrip, immer mehr Vollgas.

Die Handlung wird im weiteren Verlauf immer wieder unterbrochen von verwirrenden äußerst blasphemischen Traumsequenzen, die von Russell in eindrucksvolle Bilder in Musicvideo-Ästhetik inszeniert wurden. Der mit sympathischen Schauspielern besetzte und nicht ohne Ironie inszenierte Film mündet in ein wirklich spannendes Finale und liegt als gut ausgestattete Blu-ray vor.

Mediabook

Bonusmaterial der Blu-ray: Drei Audiokommentare von Ken Russell + von Lisi Russell und dem Filmhistoriker Matthew Melia + von Christoph N. Kellerbach und Tom Burgas, die Dokus: „Worm Food“ über die Spezialeffekte (27:06 min), „Cutting for Ken“ über den Schnitt (9:30 min) und „Mary; Mary“- Gespräch mit Sammi Davis (15:39 min), sowie “Trailer from Hell“ mit Dan Ireland (2;42 min), Bildergalerie (3:03 min) und englischer Trailer (2:11 min)

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Jared Muralt: The Fall

Wenn auf der dritten Seite von The Fall im Radio der absolute Sommerhit Baby, Can You Dig Your Man? angekündigt wird, dürfte so manchem Leser klar sein, wer Jared Muralt zu seiner Comicserie inspiriert hat. The Fall ist das Gegenstück zu Stephen Kings The Stand, in dem Larry Underwood mit einem gleichnamigen Song einen Hit landet, doch eine 99,4 % der Menschheit tötende Seuche den ganz großen Durchbruch des Musikers verhindert.

Zentrale Figuren in The Fall sind Liam, sowie seine Kinder Sophia und Max, die miterleben müssen, wie eine Grippe-Pandemie ihr Leben grundlegend verändert. Der 1982 in Bern geborene Jared Muralt startete seine Serie zwei Jahre vor dem Ausbruch von Corona und vieles an der Geschichte wirkt prophetisch.

Heft 1

Während des Lockdowns arbeitete er unermüdlich weiter an seinem Comic und erzählte fernab jeglicher Katastrophenfilm-Hektik, wie sich die Zivilisation und vor allen das zivilisierte Leben immer mehr verabschiedete. Liam muss manche schwere Entscheidung treffen, um sich und seinen Kindern das Überleben zu ermöglichen.

Ähnlich spannend wie die Story von The Fall ist auch Jared Muralts Veröffentlichungspolitik, die sehr ungewöhnlich für einen europäischen Comic ist. Genau wie bei US-Serien üblich, erzählt Muralt seine Story als Fortsetzung in Einzelheften mit einem Umfang von jeweils 20 bis 30 Seiten.

Sammelband 1

Wenn er drei Hefte fertiggestellt hat, veröffentlicht er diese gebündelt in Sammelbänden, die im Format eines frankobelgischen Albums erscheinen. Dabei erstaunt, wie ausgereift Muralts Grafik und Farbgebung bereits beim Start der Serie waren. Dies fiel auch den Verlagen Image und Futuropolis auf, die The Fall in USA und Frankreich (unter dem Titel La Chute) veröffentlichen.

Sammelband 3

Ende 2022 hatte Jared Muralt bereits die Hälfte seiner auf sechs Sammelbänden mit 18 Heften angelegten Serie fertiggestellt und widmete sich erst einmal anderen Projekten. Die bisher vorliegenden Veröffentlichungen können immer wieder überraschen. So wirkte der Comic anfangs so, als würde sich die Geschichte genau – wie Kings The Stand – in den USA abspielen. Doch “nach internen Besprechungen und Zusprachen der Leserschaft“ entschied sich Muralt dafür seinen Comic in der Schweiz anzusiedeln, was bestens funktioniert.

Alle Abbildungen: © Jared Muralt

Während der Auftakt von The Fall fast schon wie ein Dokumentarfilm wirkt, arbeitet Jared Muralt im Laufe der Serie auch skurrile Momente und Figuren ein, wie etwa einen Jungen, der ständig ein Dinosaurier-Kostüm trägt. Es bleibt spannend was Liam, Sophia, Max und uns Leser noch alles erwartet.

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