The Once and Future King ist der Originaltitel eines Romans von T. H. White über das Leben von König Artus, der bei uns als Der König auf Camelot veröffentlicht und von Walt Disney als Die Hexe und der Zauberer verfilmt wurde. Auch die in den USA bei Boom! erscheinende Serie Once & Future handelt vom Artus-Mythos, ist allerdings in der Gegenwart angesiedelt.
Autor ist der Brite Kieron Gillen, der zwar auch Star Wars: Darth Vader und Wolverine: Origin II schrieb, jedoch in erster Linie für seine etwas zweifelhafte Zweite-Weltkriegs-Fantasie Über bekannt ist. Gillen erzählt in der Comic-Serie davon, dass die deutsche Wehrmacht sogenannte “Panzersoldaten“ einsetzt und die Weltherrschaft der Nazis in greifbare Nähe rückt. Gillen ist dabei weniger an der Beschreibung eines alternativen Geschichtsverlaufs, sondern sehr viel stärker am Inszenieren von blutiger Action interessiert.
In dieser Hinsicht ist Once & Future ein großer Fortschritt, denn zwar gibt es bereits auf Seite 4 den ersten Toten, doch Gillen überrascht dadurch, dass er kaum auf Splatter setzt, sondern originell und sogar humorvoll erzählt. Sehr schnell gewinnt der Leser den etwas tollpatschigen Duncan lieb, dessen erstes Date mit der Historikerin Rose gnadenlos in die Hose geht.
Zu allen Überfluss erhält Duncan auch noch die Nachricht, dass seine Großmutter Bridgette McGuire aus dem Altersheim geflüchtet ist. Da die Auferstehung von König Arthus bevorsteht und dieser sein Königreich zurückverlangen wird, sieht sich Duncans Oma gezwungen, wieder in ihren alten Job als Monsterjägerin zurückzukehren…
Gillen gelingt es scheinbar spielend, den Leser mitten hinein in seine fantasievolle Geschichte zu ziehen. Eine große Hilfe sind dabei die herrlich schrullige und oft erschreckend ehrliche Oma Bridgette, sowie die regelmäßigen Auftritte von gewaltigen Monstern, die als Cliffhanger am Ende von fast jedem US-Heft auftauchen.
Unterstützt von Tamara Bonvillains strahlenden Farben setzt der Puerto-Ricaner Dan Mora (Buffy The Vampire Slayer, Klaus) die Ungetüme, aber auch die sehr menschlichen Hauptfiguren, äußerst ansprechend in Szene. Bei Cross Cult erscheint Once & Future zeitnah zur US-Veröffentlichung in schönen und handlichen Hardcover-Bänden.
Wie kommt ein deutscher Comiczeichner an die Ente? Hierzu Jan Gulbransson: “Angefangen hat das 1981. Ich war zuvor in einem Zeichentrickstudio angestellt und habe mich dann selbstständig gemacht. Da rief ein Kumpel an, der auf dem Weg zur Kinderbuchmesse in Bologna war und bei mir übernachten wollte. Er schlug, dass ich mitfahren sollte.“
„Der holländische Disney-Verleger Oberon hatte dort einen Stand und ich habe einen Redakteur, der gar nicht für die Disney Produkte zuständig war, eine Comicserie gezeigt, an der ich damals gerade arbeitete. Ihm gefiel meine Arbeit zwar, aber er meinte, dass ich mich als Disney-Zeichner mich gar nicht bewerben bräuchte, weil die in Holland genug eigene Leute haben. Ich habe es trotzdem probiert und bin nach Amsterdam gefahren. Dort hatten sie doch Interesse an meiner Comicserie und mich gefragt, ob ich auch Donald zeichnen könne.“
Jan Gulbransson Comics mit den Ducks sind von wenigen Ausnahmen zunächst fast abgesehen fast ausschließlich in Holland erschienen. Doch zum Glück schaffte 2005 der vierte Band der Ehapa-Reihe Hall of Fame Abhilfe. Nach dem US-Amerikaner Don Rosa, dem Chilenen Vicar und dem Italiener Romano Scarpa wird Jan Gulbransson als erster deutscher Disney-Zeichner innerhalb dieser Reihe gewürdigt.
Von den im Band enthaltenen neun Geschichten sind drei zuvor noch nie erschienen. Zu einer Geschichte fehlte sogar der Text, den zu seiner großen Freude der Übersetzter Peter Daibenzeiher beisteuern durfte. Das Buch entstand in enger Zusammenarbeit mit Gulbransson, der zu jedem Comic nicht nur eine launige Einleitung schrieb, sondern auch noch einige sehr schön lockere Skizzen beisteuerte. Der Verlag kam auch dem Wunsch des Zeichners nach, der auf dem Umschlag seinem Namen lieber handschriftlich als gesetzt sehen wollte. Das unterstreicht sehr schön, dass dies nicht nur ein Buch über Gulbransson sondern auch eins von ihm ist.
Die enthaltenen Geschichten decken so ziemlich das ganze Spektrum des barkschen Enten-Universums ab, inklusive eines sich im Laufe der Jahre verändernden Zeichenstils. Neben pointierten zehnseitigen Geschichten wie Willkommen in Bürzelberg gibt es auch das sorgsam recherchierte Abenteuer-Reise-Epos Der Tiger von Bengalen, sowie gagreiche Shortstories wie Der Künstler.
Mittlerweile liegen mit den exklusiv für das deutsche Micky Maus Magazin als Fortsetzungs-Serien produzierten und dann als Sammelband veröffentlichten von Michael Kompa geschriebenen Serien Die Ducks in Deutschland und Die Ducks in den Alpen weitere Comics von Jan Gulbransson vor!
Der sechste Band von Egmonts Collector’s Edition enthält gleich vier Alben der Western-Serie Blueberry. In Vogelfrei und Angel Face wird erzählt, wie es dem im Militärgefängnis einsitzenden Ex-Leutnant Mike Blueberry gelingt wieder freizukommen. Doch als es fast schon zu spät ist, merkt er, dass er Teil einer Verschwörung ist, und Sündenbock bei einem Attentat auf Präsident Grant sein soll…
Mit Vogelfrei geht eine Ära zu Ende, denn es ist das letzte Album der Serie, das in Pilote erstveröffentlicht wurde. Die Veröffentlichung erfolgte als Fortsetzung in 21 Ausgaben des Magazins und Blueberry schaffte es kein einziges Mal aufs Cover. Jean-Michel Charlier fremdelte schon lange mit der dem Zeitgeist hinterherhechelnden Ausrichtung der von ihm 1959 mitgegründeten Comic-Zeitschrift. Bereits 1972 trat er als Chefredakteur zurück.
In Pilote kamen im Wochentakt jemeils meist zwei Seiten von Blueberry zum Abdruck, diese allerdings in einer Größe von circa 24 x 32 cm. Charlier und Jean Giraud konzipierten die Serie zukünftig stärker im Hinblick auf die Album-Veröffentlichung. Doch die Zeit bei Pilote war die produktivste Phase des Erfolgsteam. Denn von 1963 bis 1973 erschienen dort 16 albumlange Geschichten der Westernserie, während in den darauffolgenden 34 Jahren nur noch 12 von Giraud gezeichnete Blueberry-Alben veröffentlicht wurden.
Charlier erzählt in Vogelfrei eine manchmal fast schon zu umständlich verzahnte Geschichte voller Intrigen. Das nächste Album Angel Face bietet Spannung bis zum Abwinken und schildert im atemlose Tempo die turbulenten Ereignisse eines einzigen Tages. Giraud sprang hier zeitweise auch als Autor ein und garnierte die spannende Geschichte mit etwas mehr Humor (Stichwort: Blaubeer-Kuchen) als sonst bei Blueberry üblich.
Das Ende von Angel Face scheint Blueberry nicht überlebt zu haben. Da Charlier und Giraud unzufrieden mit ihrem Verleger Dargaud waren, ließen sie sich Zeit mit der Fortsetzung und erschufen mit Jim Cutlass einen neuen Westernhelden. Das nächste Blueberry-Abenteuer Gebrochene Nase erlebte dann überraschenderweise im Dezember 1978 seine Premiere unter dem Titel Die Kopfgeldjäger von Arizona im deutschen Comicmagazin ZACK und startete erst einige Wochen später in Frankreich bei Super-As.
Charlier hatte sich wieder eine sich auf mehreren Ebenen abspielende, wild auswuchernde Geschichte ausgedacht. Blueberry versuchte bei einem befreundete Indianer-Stamm zur Ruhe zu kommen und hat ein Auge auf Chini, die Tochter des Häuptlings Cochise geworfen. Dadurch macht er sich den Apachen-Krieger Vittorio zum Feind und zudem droht einmal mehr ein Krieg der Indianer mit der US-Kavallerie…
Nachdem Charlier bei Gebrochene Nase noch mit einem recht strengen meist aus vier Panel-Reihen bestehenden Seitenlayout arbeitete, kam es beim nächsten Album zum Stilbruch. Bereits bei Angel Face hatte er seine Zeichnungen nicht mehr als Halbseiten sondern jeweils komplett auf einem Bogen angefertigt. Bei Der lange Marsch wurde sein Layout noch lockerer.
Jean Giraud brachte die Erfahrungen, die er bei seinen unter dem Pseudonym Moebius veröffentlichten Comics gewonnenen hatte, auch bei Blueberry ein. Seine Zeichnungen wurden einfacher und klarer, die meist in drei Reihen angeordneten Panels größer. Charlier ließ seinen Zeichnern große Freiheiten und nahm in Kauf, dass Giraud bei der wilden Eisenbahn-Action am Ende von Gebrochene Nase wieder kleinteiliger arbeitete, um die Geschichte auf den zur Verfügung stehenden 46 Seiten zu beenden.
Bemerkenswert ist, dass Charlier in Der lange Marsch mit Chini und der wieder zurückgekehrten Chihuahua Pearl gleich zwei weibliche Hauptfiguren auftreten ließ, was 1980 noch keine Selbstverständlichkeit war.
Auch dieser Band der Collector’s Edition überzeugt weniger durch die Wahl des matten Papiers, sondern durch das Bonusmaterial. So setzt Volker Hamann (Reddition) seine Reihe “Blueberry in Deutschland“ fort und beschäftigt sich mit der Veröffentlichung der Serie innerhalb der Ehapa-Reihe Die großen Edel-Western.
Interessant ist auch ein Artikel von Patrice Pellerin über die Arbeitsweise van Charlier. Pellerin ist Insider, denn er zeichnete zwei Alben der von Charlier geschriebenen Serie Der rote Kosar. Der Zeichner erzählt auch davon, dass der Fleischliebhaber Charlier glaubte, dass Giraud das Rauhbein Blueberry verweichlichter aussehen ließ, seit er Vegetarier geworden ist. Charlier belehrte Giraud angeblich wie folgt: “Vergiss nicht, dass diese Menschen rotes Fleisch gegessen haben. Die waren blutlüsternd, gewalttätig! Klar, Du mit Deinem Gemüse…“
Zwei Geschwister besuchen das Grab ihres Vaters auf einem abgelegenen Provinzfriedhof. Der Bruder erschreckt seine Schwester, indem er einen seltsam gehenden Mann, den er in der Ferne erblickt als Horror-Monster bezeichnet und auch noch torkelnd herumhampelt.
Der Mann kommt näher, entpuppt sich tatsächlich als Zombie und tötet den Bruder. Die Schwester flüchtet sich in ein Farmhaus. Dort trifft sie auf weitere Schutzbedürftige, die sich jedoch nicht auf eine gemeinsame Survival-Strategie einigen können und daher nach und nach alle Opfer der lebenden Toten werden…
George A. Romero wurde 1940 in New York geboren. Bereits in frühster Jugend machte er mit seiner Schmalfilmkamera die Bronx unsicher und wurde verhaftet als er für ein Filmprojekt eine brennende Puppe von einem Hausdach warf. Nachdem er in New York Malerei und Design studiert hatte, besuchte er das Carnegie Institute of Technologie in Pittsburgh.
Er fand Gefallen an der Stadt und gründete dort 1962 eine Firma für Werbe- und Industriefilme. Da er schon immer Spielfilme drehen wollte, ein früherer Versuch namens Expostulations scheiterte aus Geldmangel in der Nachproduktion, schuf er z. B. einen Calgon-Werbespot im Stil von Die phantastische Reise mit einem verkleinerten U-Boot in einer Waschmaschine.
1967 gründete er gemeinsam mit neun Kollegen, die Produktionsfirma Image Ten und jeder zahlte 600 Dollar ein. Damit begann Romero die Dreharbeiten zu The Night of the Living Dead. Unter den “Anschubfinanzierern” waren der Co-Autor John A. Russo, sowie Russell Streiner, der Darsteller des am Anfang des Films ermordeten Bruders. Mit den ersten gedrehten Aufnahmen konnten weitere Finanziers überzeugt werden. Die Dreharbeiten verschlangen schließlich 114.000 Dollar und fanden in einem Zeitraum von neun Monaten statt.
Das Resultat wirkt dennoch wie aus einem Guss und überzeugt durch gelungene Schwarz-Weiß-Fotographie (Kamera: George A. Romero!) mit gutausgesuchten oftmals leicht abschrägten Kameraeinstellungen. Der Film wurde höchst unterschiedlich aufgenommen. Jugendschützer und kirchliche Verbände waren entsetzt, zumal der Film damals in den Kinos allen Altersklassen zugänglich war. Das New Yorker Museum of Modern Art hingegen erwarb eine Kopie des Filmes.
Dass Romero und seine Spießgesellen den Film 1968 hauptsächlich drehten, um einen politischen Kommentar abzugeben, darf getrost bezweifelt werden. Der Regisseur blieb dem Horror-Genre jedenfalls weiterhin treu und machte niemals Anstalten in Oliver Stones Terrain zu wildern.
Unterschwellig flossen aber durchaus einige Leitmotive der ausklingenden 60er-Jahre mit ein: Der einzige Mensch, der vernünftig handelt, ist – genau wie später in Romeros Dawn of the Dead (Zombie) – ein Afro-Amerikaner. Angeblich geschah dies nicht aus schlechtem Gewissen, z. B. wegen des Attentates auf Martin Luther King-, sondern weil Duane Jones der beste verfügbare Darsteller war. Auch die fröhlich herumballernde Bürgerwehr kann mit einiger Phantasie durchaus an amerikanische GIs erinnern, die in Vietnam zur selben Zeit Jagd auf Charlie machten.
Das interessanteste Leitmotiv des Films sind jedoch die lebenden Leichen selbst. Es handelt sich hierbei keinesfalls um herkömmliche karibische Zombies, sondern um Untote in Zivilklamotten, die ganz gemütlich herumstapfen und gleichgültig Böses tun. Wer möchte, kann hierin durchaus einen bissigen Kommentar zum Verhalten der schweigenden Mehrheit sehen.
Ebenfalls recht gelungen ist das Spiel mit wechselnden und überraschenden Wahrheiten. Das vermeintliche Monster am Anfang des Filmes ist tatsächlich ein Monster und ein absolut negativ angelegter Charakter hat tatsächlich recht, wenn er andauernd vorschlägt, sich im Keller des Hauses zu verbarrikadieren. Dies ist nämlich die einzige Möglichkeit die Nacht der lebenden Toten zu überstehen, allerdings nur um dann am nächsten Morgen von der Bürgerwehr abgeknallt zu werden…
1990 überarbeitete Romero sein Night of the living Dead – Drehbuch noch einmal geringfügig und sein Kumpel, der Makeup-Experte Tom Savini (Sex-Machine aus From Dusk till Dawn) drehte ein solides Remake. das bei uns Die Rückkehr der Untoten hieß, mit dem (ebenfalls zufälligerweise?) auch dunkelhäutigen “Candyman“ Tony Todd in der Hauptrolle. Der Film folgt der Ursprungshandlung, weist aber ein anderes Ende auf, bei dem die Bürgerwehr noch brutale Spielchen mit den Zombies treibt und die Situation außerdem auch noch für eine private Vendetta ausgenutzt wird.
2018 erschien Kristina Gehrmanns beeindruckende Adaption von Upton Sinclairs Sozial-Drama Adaption von Upton Sinclairs Sozial-Drama Der Dschungelüber die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen Chicagos. Drei Jahre später lässt Gehrmann einen weiteren epischen Comic mit einem Umfang von mehr als 300 Seiten folgen, der in eine völlig andere Richtung geht.
Diesmal widmet sie sich Mary Tudor, der Tochter des englischen Königs Heinrich VIII. Als sich der Monarch 1533 neu vermählen wollte, war dies ohne den Segen des Papstes nicht möglich. Daher sagte Heinrich VIII. sich und zudem auch noch ganz England von der römisch-katholischen Kirche los. Nach seiner zweiten Hochzeit erklärte er Mary zu seiner “illegitimen Tochter“ und sie wuchs getrennt von ihren Eltern auf.
Kristina Gehrmann erzählt wie die junge Mary den Launen ihres Vaters, sowie den unstabilen religiösen und politischen Verhältnissen zunächst hilflos ausgeliefert ist. Doch durch Sturheit und Willensstärke gelingt es ihr, so lange durchzuhalten, bis sich das Blatt wendet. 1553 bestieg sie als 37-jährige Frau schließlich den Thron von England. Als Mary I. versuchte sie in England den Katholizismus wieder einzuführen. Dies führte dazu, dass Hunderte von Protestanten hingerichtet wurden und die Königin Bloody Mary genannt wurde.
Gehrmann erzählt alle diese Ereignisse aus der Sicht von Mary. Ganz ohne Fußnoten gelingt es ihr durch eine spannende Geschichte historische Zusammenhänge zu vermitteln. Thematisch passend arbeitete sie diesmal erstmals in Farbe. In einem kurzen Nachwort erzählt sie, dass sie ihre Zeichnungen am Rechner anfertigte, diese dann ausdruckte, auf Holzbretter tackerte und mit Aquarellfarben kolorierte.
Das Resultat kann voll überzeugen und eine Fortsetzung ist auch schon in Planung. In Gloriana will Kristina Gehrmann die Geschichte von Marys Halbschwester Elisabeth erzählen, die nach dem Tod von Mary I. die Thronfolger antrat. Nachdem sie zuvor schon mit Im Eisland auf über 700 Seiten das Schicksal einer gescheiterten Arktis-Expedition großartig in Szene setzte, ist Gehrmann zuzutrauen, dass sie in zukünftigen Comics die britische Thronfolge bis in die Gegenwart dokumentieren wird.
Wenn in einem Actionfilm neben dem seit Mandy wieder angesagten Nicolas Cage auch noch Tony Jaa (Ong-Bak), Frank Grillo (The Return of the First Avenger) und der 007-erfahrene Richard Yun (Stirb an einem anderen Tag) dabei sind, kommt schon eine gewisse Vorfreude auf. Doch warum – um Himmelswillen! – spielt niemand aus diesem kampferprobten Quartett die Hauptrolle in Jiu Jitsu?
Dimitri Logothetis machte denselben Fehler bereits vier Jahre zuvor, als im vom ihm produzierten Kickboxer: Die Vergeltung immerhin Jean-Claude Van Damme und Dave Batista aus Guardians of the Galaxy dabei waren. Als Leading Man kam jedoch der uncharismatische Stuntman Alain Moussi zum Zuge. Auch im Zentrum von Logothetis‘ Regiearbeit Jiu Jitsu steht wieder Moussi, diesmal als Jake alias “Der Auserwählte“.
Doch damit nicht genug. Wenn Action mit Nicolas Cage, Tony Jaa und Frank Grillo ansteht, dann erwartet niemand ein kluges Drehbuch oder eine pfiffige Inszenierung. Doch bei den auf Zypern gedrehten Kloppereien gegen Aliens in Billig-Kostümen kommen schon nach wenigen Minuten Zweifel auf, ob in Jiu Jitsu wirklich das Schicksal der Erde auf dem Spiel steht.
Hinzu kommt noch, dass Gerardo Madrazo an der Zappel-Kamera immer zuverlässig dafür sorgt, dass die Action niemals beeindruckend rüberkommt. So versucht Madrazo vergeblich vorzugaukeln, er hätte eine längere nicht wirklich spektakuläre Kampf-Sequenz mit Tony Jaa in einem Rutsch gedreht. Vergeblich versucht Madrazo vorzugaukeln, er hätte eine längere nicht wirklich spektakuläre Kampf-Sequenz mit Tony Jaa in einem Rutsch gedreht. Wehmütige Erinnerungen an die tatsächlich durchgehend gedrehte vierminütige Action mit Jaa in Revenge of the Warrior kommen auf, immerhin. Manchmal ist das Schlechte der Freund des Guten!
Ein Film, der die Öffentlichkeit (bzw. deren selbsternannte Vertreter) so stark aufregt, dass es zu öffentlichen Ausschreitungen kommt, so etwas scheint heute kaum noch möglich und wenn dann bestimmt nicht in den aufgeklärten westlichen Industrienationen, in denen sich höchstens bequem zurückgelehnt am PC im Internet aufgeregt wird.
1951 wollten kirchliche Würdenträger verhindern, dass ihre Schäfchen Hildegard Knef als Die Sünderin sehen. 1992 versuchten Frauenrechtlerin und Homosexuelle zu verhindern, dass die Dreharbeiten zu Basic Instinct stattfanden. 2006 wollten Bedenkenträger Deutschtürken vom Besuch des nicht eben pro-amerikanischen Actionfilm Tal der Wölfe abhalten.
Stefan Volk hat aus der Filmgeschichte knapp 40 “Skandalfilme“ herausdestilliert und diese sowie ihre Auswirkungen mal mehr mal weniger ausführlich beschrieben. Chronologisch geordnet sind gewisse Muster zu erkennen. So wurde in der Weimarer Republik von Staat und Marine alles drangesetzt um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit den revolutionären Panzerkreuzer Potemkin (1925) zu sehen bekam. Die Nationalsozialisten setzten gegen den pazifistischen Im Westen nichts Neues (1930) und SED-Ideologen beim sich nach einem besseren Sozialismus sehnenden Spur der Steine (1966) gar bezahlte Schreihälse ein. um die Filme im Kino niederzubrüllen.
Chronologisch gegliedert und garniert mit interessant ausgewählten Filmkritiken führt Stefan Volk durch die Geschichte der Skandalfilme und schließt das Buch mit einem Zitat vom Kritiker Benjamin Henrichs: “Skandale sind die Festtage der Kunst – natürlich nur solange das Feuer in den Köpfen brennt und nicht in den Theatern.“
“Je nachdem, wie man die Story sieht, könnte es ein Liebesbrief an eine vergangene Zeit sein oder eine allegorische Betrachtung zeitgenössischer Probleme oder einfach eine große Keilerei oder ein historisches Melodram mit detailliert geschilderten Charakteren. Die Wahl sollte wie immer beim Leser liegen.“
Mit diesen treffenden Worten beschreibt Darwyn Cooke (Batman: Ego,Before Watchmen: Minutemen, The Spirit, Parker) im Nachwort der jetzt auch bei uns vorliegenden Prachtausgabe seines 2004 erschienenen Meisterwerks DC New Frontier, das bei uns zwei Jahre später unter dem Titel Neue Horizonte in zwei Teilen bei Panini veröffentlicht wurde.
Da Cooke in seine Geschichte tatsächliche historische Ereignisse, sowie wie fingierte Zeitungsartikel einarbeitet und davon erzählt, wie unsere Welt aussehen würde, wenn es tatsächlich Superhelden gäbe, drängt sich ein Vergleich mit Watchmen, dem ähnlich konzipierten Comic-Meilenstein von Alan Moore und Dave Gibbons, geradezu auf. Doch bei Cooke werden die DC-Superhelden durchweg positiv dargestellt, denn sie kämpfen optimistisch für eine bessere Zukunft. Daher haben sie kein Interesse daran, nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Dienst der US-Regierung zu stehen.
Die einzige Ausnahme – und da ähnelt DC New Frontier Frank Millers Batman: The Dark Knight Returns – ist Superman. Einer der Höhepunkte in Cookes 400-seitigen Epos zeigt, wie der Stählerne inmitten des Indochina-Kriegs versucht Wonder Woman zur Rede zu stellen, weil diese einige gefangene und misshandelte Frauen befreite, diese aber nicht davon abhielt, sich an ihren Peinigern zu rächen.
Doch die Amazonen-Kriegerin, die Cooke einen halben Kopf größer als Superman zeichnet, denkt im Gegensatz zu diesem, nicht daran sich an Vorschriften zu halten, die sie davon abhalten sollen sich einzumischen, “außer es handelt sich um einen dreckigen Sabotageakt, den unsere Regierung billigt.“ Sie beendet das Streitgespräch mit den Worten; “Da ist die Tür, Außerirdischer!“
Doch auch wenn Superman, Wonder Woman und natürlich Batman großartige Auftritte haben, so stehen sie doch nicht im Zentrum von Cookes Geschichte. Sehr viel stärker interessiert ihn der kritische Blick, mit dem der auf der Erde gestrandete J’onn J’onzz alias Martian Manhunter sein neues Umfeld beäugt, das Kriegstrauma vom im Laufe der Geschichte zur Green Lantern werdenden Hal Jordan, sowie Barry Allen, der sein Flash-Kostüm an den Nagel hängen will, weil seine Heldendienste in der McCarthy-Ära anscheinend nicht mehr erwünscht sind.
Hinzu kommen noch jede Menge DC-Charaktere, wie der Regierungsdagent King Faraday, Colonel Rick Flag, Ace Morgan und die Challengers from Beyond oder Cooke Lieblingsfigur, der hartgesotenen Detektiv Slam Bradley. Alle diese nur DC-Insidern bekannten Figuren haben ihre großen Momente in einer Geschichte, deren wirklich großes Finale an Roland Emmerichs Independence Day denken lässt. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Darwyn Cookes ungebremste Fabulierfreude noch von seiner Zeichenkunst übertroffen wird.
New Frontier, der Titel des Comics, bezieht sich auf eine Rede von John F. Kennedy, deren Text Cooke im letzten Kapitel mit seinen Zeichnungen illustriert hat. Thematisch zum Comic passen sprach der US-Präsident 1960 von “einer neuen Grenze unbekannter Möglichkeiten und Gefahren“. Kennedy sah jenseits dieser Grenze “unbekannte Bereiche der Wissenschaft und des Weltraums, ungelöste Probleme von Frieden und Krieg“.
Paninis im Überformat von 22 x 33 cm erschienene Absolute Edition trägt diese Bezeichnung völlig zu Recht. Neben dem noch um einige zuvor nicht veröffentlichte Seiten ergänzten Comic gibt es noch einen Anhang. Dieser enthält auf über 100 Seiten zahlreiche Skizzen und Comics, wie ein auf Kuba spielendes Solo-Abenteuer von King Faraday. In einem reich bebilderten Text benennt Cooke seine Inspirationsquellen und weist auf versteckte Anspielungen hin.
Hinzu kommt noch der Comic Justice League: The New Frontier Special. Dieser entstand 2008 um eine im Rahmen der Reihe DC Universe Animated Original Movies entstandene Verfilmung zu promoten, der es in 75 Minuten recht gut gelingt, einige der schönsten Momente des Comics in bewegte Bilder umzusetzen.
Cooke war aktiv an der Verfilmung beteiligt und nutze das Promoheft, um eine große Auseinandersetzung zwischen Batman und Superman in Szene zu setzten, von der in DC New Frontier nur erzählt wird. Hinzu kommen noch zwei von Cooke geschriebene Stories mit Robin und Wonder Woman, die von J. Bone und David Bullock, dem Regisseur des Animationsfilms, in Szene gesetzt wurden. Schöner kann ein Meisterwerk nicht abgefeiert werden!
1970 verarbeitete James Alfred Wright seine Erlebnisse als junger Tierarzt in den Hügeln von Yorkshire zu einem höchst vergnüglichen Roman. Das unter dem Pseudonym James Herriot veröffentlichte Buch wurde zu einem großen Erfolg und diente zwei Spielfilmen als Vorlage. Noch gelungener ist jedoch eine BBC-Serie, die von 1977 bis 1990 lief und auch bei uns zum Klassiker wurde.
Erzählt wird von den Landtierärzten James Herriot und Siegfried Farnon, die sich in ihrer Gemeinschaftspraxis um “All Creatures Great and Small“ (so der Originaltitel der Serie) kümmern, da die Erkrankungen von Tieren sich auch auf die Gemütsverfassung der „Herrchen“ niederschlagen. Robert Hardy – Cornelius Fudge aus den Harry-Potter-Filmen – spielte seinerzeit als schlitzohriger Siegfried Farnon die Rolle seines Lebens.
50 Jahre nach dem Erscheinen von Herriots ersten Roman wurde eine Neuverfilmung von Der Doktor und das liebe Vieh gewagt. Das einzige Manko der BBC-Serie sind aus heutiger Sicht die recht mangelhafte Bildqualität und die blassen Farben. Der auf den Spuren von Downton Abbey wandelnde Relaunch sieht sehr viel besser aus. Es braucht jedoch eine Weile, bis ein Freund der alten Serie sich an die Nachfolger von Robert Hardy, Christopher Timothy, Peter Davison und Carol Drinkwater gewöhnt hat.
Doch spätestens in der siebten und letzten Episode der ersten Staffel bleibt kein Auge mehr trocken. Vor dem Hintergrund einer 1937 in der Tierarztpraxis stattfindenden Weihnachtsfeier wächst zusammen, was zusammengehört. Während Siegried (Samuel West) und sein Bruder Tristan (Callum Woodhouse) tapsig auf Freiersfüßen wandeln, droht Helen Alderson (Rachel Shenton), die große Liebe von James Herriot (Nicholas Ralph), in einen fremden Hafen der Ehe einzulaufen.
Ein netter Bonus der Serie ist, dass Dame Diana Rigg (Mit Schirm, Charme und Melone, Game of Thrones) als Mrs Pumphrey, das ebenso reiche wie exzentrische Frauchen des verwöhnten Pekinesen-Hündchens Tricki Woo, in einer ihre letzten Rollen zu sehen ist. Die Neuauflage gewinnt aber auch dadurch, dass Anna Madeley, die als Haushälterin Mrs. Hall versucht Ordnung in das Leben ihrer Doktoren zu bringen, eine gleichberechtigte Hauptrolle spielt. Mittlerweile liegt bereits die vierte Staffel vor. Den neuen Doktoren und ihren lieben Viechern ist ein langes Leben zu wünschen!
Die Edition von Polyband enthält auf 2 DVDs alle 7 Episoden der ersten Staffel. Hinzu kommen Interviews mit den Darstellern (30:01 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), ein Rundgang durch die Sets (13:36 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), sowie ein schön gestaltetes zwölfseitiges Booklet mit sehr informativen Texten.
Autor Wilbur Gray (Peter Cushing) will seinen skeptischen Herausgeber Frank Richards (Ray Milland) davon überzeugen, dass sein Buch über makabre Katzengeschichten unbedingt veröffentlicht werden muss. Gray glaubt unumstößliche Beweise dafür zu haben, dass Katzen das absolut Böse sind. Er unterstreicht sein Argument mit drei unheimlichen Geschichten aus seinem Buch…
Da aufgrund der episodenhaften Handlung für die Schauspieler jeweils nur wenige Drehtage erforderlich waren, konnten recht preiswert bekannte Darsteller wie Peter Cushing, Ray Milland oder Donald Pleasence verpflichtet werden. In den 70er-Jahren sorgte die britische Produktionsfirma Amicusnoch einmal mit Verfilmungen von Fantasy-Romanen des Tarzan-Autors Edgar Rice Burroughs wie Caprona das vergessene Landoder Der sechste Kontinentfür eine gewisse Aufmerksamkeit.
Danach trennten sich Rosenberg und Subotsky, der sich 1977 mit kanadischen Partnern in Montreal und in den britischen Pinewood-Studios noch mal einem Episodenfilm drehte. Basierend auf der Kurzgeschichten-Sammlung Beware of the Cat von Michael Parry (der auch das Drehbuch schrieb) kreisen in Das Unheimliche alle Episoden um manipulative und mordgierige Katzen, was die Sache etwas eindimensional macht.
Doch in der Rahmenhandlung brilliert Peter Cushing, genau wie schon im ersten Amicus-Episodenfilm Die Todeskarten des Dr. Schreck. Seine Darstellung eines vom Wahnsinn getriebenen Verschwörungs-Theoretikers, sowie Donald Pleasence (Halloween, Die Klapperschlange), der in der dritten Episode recht uneitel einen eitlen Filmschauspieler spielt, machen diesen für die DVD-Veröffentlichung erstmals (mit 31 Jahren Verspätung) deutsch synchronisierten Film für alle Freunde des klassischen Horrors zu einem großen Vergnügen.