Batman: Jahr Null – Die geheime Stadt

Leider viel zu selten passiert es, dass ein Autor zusammen mit einem Zeichner ein unverwechselbares Team bildet. Jerry Siegel und Joe Shuster waren ein solches Team. Jeph Loeb und Tim Sale sind ein solches und auch Doug Moench und Paul Gulacy. Die beiden Kreativen Greg Capullo/Scott Snyder sind das Dreamteam des DC-Relaunches im Jahre 2011. Bis heute sind sie (zum großen Glück) dem monatlichen Titel treu geblieben. Sie gehören zu den wichtigsten Stützen des Erfolges des augenblicklichen DC-Programmes.

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Ein Relaunch bietet immer wieder die Gelegenheit, altbekannte Geschichten nuanciert anders zu erzählen und neue spannende (bisher zu wenig beleuchtete) Aspekte hinzuzufügen. Nach der Krise der unendlich vielen Welten (“Crisis on Infinite Earths“) in den Jahren 1985/1986 wurde damals Frank Miller damit beauftragt, die Herkunftsgeschichte von Batman komplett neu zu erzählen in “Batman: Year One“ (US-Batman #404-407; Anfang 1987). Sie ist seitdem im kollektiven Bewusstsein der meisten Menschen die Origin für den Dunklen Mitternachtsdetektivs. So gut wie alle Autoren nach Miller, haben immer wieder darauf aufgebaut.

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Nach dem DC-Relaunch in “The New 52“ lag es also nahe, dass auch dieses Mal wieder die Origins diverser Helden neu erfunden werden würden. Für Batman übernehmen also Scott Snyder und Greg Capullo diese ehrenvolle Aufgabe. Um klar zu machen, dass ihre Origin für Batman noch früher ansetzt und inhaltlich noch viel mehr umfasst, wird der Titel ihrer Storyline vom Year One ins Zero Year vorverlegt und auf zwölf Hefte ausgedehnt.

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© DC Comics

In Gotham City treibt die Red Hood Gang ihr Unwesen. Ihr Anführer schafft es unbedarfte Bürger dazu zu zwingen, sich ihm anzuschließen und Verbrechen zu begehen, indem er sie erpresst und/oder Verwandte entführt. Nach langer Abwesenheit kommt der für tot geglaubte Bruce wieder zurück nach Gotham City. Die Umtriebe der Gang rufen ihn natürlich auf den Plan.

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© DC Comics

Vieles, was sich im Batman-Mythos bewährt hat, ist auch hier im Jahr Null wiederzuerkennen: Bruce kommt nach langer Abwesenheit wieder zurück nach Gotham und nimmt seinen Krieg auf gegen das Verbrechen. Das Zusammenspiel von Gordon und Batman, welches bei Miller perfekt dargestellt wurde, nimmt auch bei Snyder einen großen Raum ein. Ebenso darf die Inthronisierungs-Szene im Zimmer vor einer Büste von Dr. Thomas Wayne nicht fehlen: Bruce ist völlig zerschunden und schwer verletzt, er weiß nicht weiter – da kommt eine Fledermaus durch das offene Fenster und nimmt auf dem Kopf ihren Platz ein. Auch das obligatorische Glöckchen auf dem Beistelltisch ist zu sehen.

Dennoch schaffen es die Kreativen, ganz eigene und neue Aspekte einzubauen: Der Riddler erhält ebenfalls eine wichtige Rolle im Zero Year, Snyder führt den Onkel Philip Kane (Martha Wayne Bruder) ein, der Wayne Industries leitet. Anders als bei Miller spielen hier Psychopathen direkt von Anfang an eine große Rolle: Riddler, Penguin, Red Hood One. Ist bei Miller noch die Stadt anfangs von der Mafia und korrupten Polizisten besiedelt und beherrscht, spielen sie zwar auch bei Snyder mit, aber eher untergeordnet (ein Cousin von Carmine Falcone wird von Red Hood One getötet).

Aufgrund der Tatsache, dass Snyder zwölf Hefte für seine Geschichte zur Verfügung hat, kann er sich für die Charakterisierung der Personen viel Platz und Tiefe erzeugen. Vieles in der Persönlichkeit von Red Hood One lässt vermuten, dass der Joker sich dahinter verbergen könnte, zumal es zur finalen Konfrontation zwischen Batman und Red Hood One im Gebäude von ACE Chemicals kommt, aber – wie gesagt: Man kann es zurzeit nur vermuten.

Die Zeichnungen von Capullo sind sensationell: Mit viel Liebe zum Detail verleiht er den Charakteren viel Charme. Zum Beispiel trägt Batman zu anfangs lila Handschuhe – eben ganz wie 1939 in Detective Comics #27. Auch das mittlerweile ikonische Cover eben dieser Ausgabe wird durch Capullo neu interpretiert. Auf einer Wand ist ein Graffiti zu lesen: “BK was here“.

Norbert Elbers

Batman Paperback 4, enthält: US-Batman (vol. 2): #0, #21 bis #24 (November 2012 bis Dezember 2013); Text: Scott Snyder, James Tynion IV; Zeichnungen: Greg Capullo, Rafael Albuquerque; Tusche: Danny Miki, Jonathan Glapion; aus dem Amerikanischen von Steve Kups; Prestige; Softcover: € 16,99, auf 444 Exemplare limitierter Hardcover: € 29,00; 172 Seiten; farbig Cover von Greg Capullo; Panini/DC Comics

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