Archiv der Kategorie: BUCH

Lesenswerte Bücher

The Addams Family – Das Familienalbum

Die erfolgreiche Netflix-Serie Wednesday und zwei animierte Kinofilme beweisen, dass die Addams Family populär wie eh und je ist. Ein Familienalbum präsentiert erstmals alle Cartoons, Entwürfe und Skizzen mit den Mitgliedern der Gruselfamilie, die Charles Addams seit den 30er-Jahren in vier Jahrzehnten zu Papier gebracht hat.

Dabei verwundert, dass es sich dabei lediglich um wenig mehr als 200 Zeichnungen handelt, die meist in The New Yorker veröffentlicht wurden. Viele Bilder haben auf den ersten Blick nur wenig Ähnlichkeit mit dem heute für typisch empfundenen Addams-Look.

The Addams Family

Doch die Cartoons faszinieren immer noch durch die freundliche Selbstverständlichkeit mit der seltsam veranlagte, aber erstaunlich liebenswerte Charaktere ihren etwas anderen Alltag meistern. Dabei zünden die Gags nicht immer, doch die morbide Atmosphäre und die skurrilen Ideen fasziniert jedes Mal aufs Neue.  

Bemerkenswert ist, dass in den Bildern von Addams niemals das “eiskalte Händchen“ auftaucht. Stattdessen beobachtet in knapp 30 Cartoons ein grinsendes kindliches Wesen, meist gut versteckt im Hintergrund, das Treiben der Familie.

The Addams Family

Da diese Figur niemals von Kopf bis Fuß zu sehen ist, kamen die Produzenten der TV-Serie zu denen auch Addams gehörte 1964 auf die Idee, das Wesen schlicht “The Thing“ zu nennen und daraus eine “helping hand“ also ein “eiskaltes Händchen“ zu machen.

Die Texte des Familienalbums dokumentieren, wie Charles Addams aus den teilweise nur sporadisch in seinen Cartoons auftauchenden noch keinen Namen tragenden Figuren jene beliebte Charaktere wie Morticia, Gomez, Lurch, Onkel Fester, Pugsley und vor allem Wednesday machte, die immer wieder zu Neuinterpretationen einladen.   

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John Grisham: Feinde

Bei der Lektüre musste ich immer wieder an Gangsterfilme wie Der Pate oder Es war einmal in Amerika denken, die ihre Hauptfiguren von Kindertagen an begleiten und schildern, wie sie zu Kriminellen wurden. Doch John Grisham wäre nicht John Grisham, wenn er nicht zugleich auch vom Kampf für Gerechtigkeit erzählen würde.

Hauptfiguren sind Keith und Hugh, zwei baseball-begeisterte Jugendfreunde, die kroatische Wurzeln haben. Ihre Großväter hießen mit Nachnamen Rudic und Malokovic. Sie wurden von der US-Einwanderungsbehörde in Rudy und Malco umbenannt. Die Väter agierten in unterschiedlichen Gesellschaftskreisen. Jesse Rudy studierte erfolgreich Jura und wurde ein idealistischer Staatsanwalt. Lance Malco hingegen baute sich an der Küste des Staates Mississippi ein Imperium aus Nachtclubs, Bordellen und illegalen Spielcasinos auf.

Die Söhne schlagen ähnliche Wege ein. Während Keith als Anwalt in die Fußstapfen seines Vaters tritt, gerät Hugh immer stärker auf die schiefe Bahn und die Freundschaft geht in die Brüche, Noch problematischer wird es als Jesse Rudy den sich auch auf Drogen ausdehnenden kriminellen Machenschaften von Lance Malco den Kampf ansagt…

Grisham gelang ein nahezu epischer, atmosphärisch dichter und mit markanten Typen fast schon überbevölkerter Gesellschaftsroman, dessen spannende Handlung zu forciertem Lesetempo zwingt. Es stört ein wenig, dass die sich immer vorbildlich verhaltenden Rudys etwas langweilig geraten sind. Doch ein überraschendes und nachdenklich machendes Ende, das ich nicht habe kommen sehen, bestärkt mich im Entschluss weiterhin jeden Grisham-Roman zu verschlingen.

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Charles Bukowski: Letzte Meldungen – 119 Gedichte

“In der Bar hat die Bierflasche die einer packt schon verloren, draußen das Geräusch von Autoreifen im Regen. Es blitzt und splittert, jemand lacht.“ Sieht so ein Gedicht aus? Oder vielleicht so: “Ein alter Spruch geht so: Wen die Götter vernichten wollen, den lassen sie ausrasten. Auf den Freeways habe ich jeden Tag den Eindruck, die Götter sind drauf und dran, die ganze City of Angels auszuradieren.“ Ist das Lyrik?

Keine Ahnung, aber lesbarer als das meiste mehr oder wenige gereimte Zeug, das mehr Wert auf Versmaß und Wortwahl als auf Inhalt und Realitätsnähe legt, sind Charles Bukowskis in Letzte Meldungen versammelten “Gedichte“ allemal. Im einem ebenfalls in diesem Band enthaltenen “schlampigen Essay“ meint Bukowski, dass das Gedicht “das Rennen machen“ wird, denn “warum einen Roman schreiben, wenn man es in zehn Zeilen sagen kann? Warum zehn Romane schreiben, wenn man zehntausend schreiben kann?“


Zweitausendeins veröffentlicht neben dieser vom Übersetzter Carl Weissner zusammengestellten Sammlung mit “119 Romanen“ auch eine Neuauflage der CD Hello, it´s good to be back mit jener legendären Lesung bei der Bukowski am 18. Mai 1978 in der überfüllten Hamburger Markthalle mit sonorer aber kaum modulierter Stimme seine Gedichte vortrug. Diese sind auch alle im beiliegenden Booklet abgedruckt und hier kann festgestellte werden, wie werkgetreu und zugleich lebendig die Übersetzungen von Carl Weissner sind.

In harter schwarzweißer Grafik fing der Comickünstler Matthias Schultheiss (Die Haie von Lagos) 1984 die manchmal ganz schön schräge Erotik, aber auch die Scheißjob-Atmosphäre der Bukowski-Geschichten perfekt ein. Die 1984 in zwei Bänden bei Heyne erschienenen Comicadaptionen liegen mittlerweile unter dem Titel Kaputt in der City in einer beeindruckend kolorierten Neuauflage vor.

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Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf

Wer Heinz Strunk (Der goldene Handschuh, Fleisch ist mein Gemüse, Jürgen, Fleckenteufel) schon einmal bei seinen Lesungen oder Filmauftritten gesehen hat, wird bei der Lektüre dieses Buchs unweigerlich den Autor vor Augen haben, wenn Strunk davon erzählt wird, wie sich ein Herr Roth eine Auszeit in einem Touristenkaff an der Ostsee gönnt.

Doch Strunk geht nicht eben pfleglich mit der seiner anfangs noch sympathisch wirkenden Hauptfigur um. In der Darstellung von dessen Gedankenwelt offenbaren sich allerlei Abgründe, die immer mehr an der Zurechnungsfähigkeit des zunächst noch elegant gekleideten Herren zweifeln lassen…

Anfangs fühlt sich der finanziell gut gestellte Herr Roth den Einwohnern und Besuchern von Niendorf noch überlegen, und Strunk lässt uns an dessen spöttischen Gedanken teilhaben. Doch der Roman beschränkt sich zum Glück nicht darauf, eine Umgebung zu verspotten, in der die sogenannten „einfachen Leute“ ihren Urlaub verbringen.

Bevor er einen neuen Job antreten wird, hat sich Herr Roth für drei Monate in einem Apartment eingemietet, um diverse Tonbandaufzeichnungen zu einem – seiner Meinung nach bestsellerträchtigen – Abrechnungsbuch über seine Familie zu verarbeiten. Das hätte klappen können, wenn da nicht ein gewisser Herr Breda gewesen wäre…

Dieser ist nicht nur für das Apartment von Herrn Roth zuständig, sondern hat noch zahlreiche weitere Jobs, wie Standkorbwender oder Betreiber eines Schnapsladens. Breda läuft Herrn Roth immer wieder über den Weg und lädt ihn bereits in aller Frühe zu Alkoholverkostungen ein. Roths Widerstand bröckelt schleichend. Langsam aber sicher lässt er sich treiben und droht im Suff zu versinken. Doch Hilfe kommt von unerwarteter Seite…

Heinz Strunk: Fleckenteufel

Zwar spricht Heinz Strunk auch die ganz großen Probleme unserer Zeit wie Religionswahn oderZwae laxer Umgang mit Betäubungsmitteln an und gibt gelegentlich seinem Schöngeist ganz schön Zucker, doch trotz seiner eigentlich tragischen Handlung, kommt bei der Lektüre die Hoffnung auf, dass dieser Sommer in Niendorf nie enden wird.

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James Bond: Mit der Absicht zu töten

Cross Cult hat in vierzehn sehr schön aufgemachten Büchern alle Romane und Kurzgeschichten, die Ian Fleming von 1953 bis zu seinem Todesjahr 1964 schrieb, in der Reihenfolge ihrer Entstehung veröffentlicht. Anschließend folgten – beginnend mit Colonel Sun (1968) von Robert Markham – ebenfalls chronologisch geordnet jene 007-Romane, die nicht aus der Feder von Fleming stammen. Parallel dazu erschienen bei Cross Cult auch die neuen James-Bond-Abenteuer von Anthony Horowitz.

Nachdem er in Trigger Mortis – Der Finger Gottes von James Bonds ersten Auftrag als 007 erzählte und danach den Roman Ewig und ein Tag in der Mitte der Karriere des Geheimagenten ansiedelte, vollendet Horowitz jetzt seine Trilogie. Im Gegensatz zu fast allen anderen nicht von Ian Fleming geschriebenen 007-Büchern wird auch in Mit der Absicht zu töten keine in der Gegenwart angesiedelte Geschichte erzählt, die sich zudem auch noch darum bemüht, die Gigantomanie der 007-Kinofilme zu übertreffen. Anthony Horowitz, der bereits Bücher mit Sherlock Holmes schrieb, lässt seine Geschichte 1964 spielen, also in jenem Jahr in dem Ian Fleming starb und nicht mehr erlebte, wie sein letzter Roman Der Mann im dem goldenen Colt veröffentlicht wurde.

Fleming erzählt in diesem Buch nicht nur davon, wie James Bond versuchte, jenen gefährlichsten Hitman Francisco “Pistol“ Scaramanga zu töten, den Christopher Lee in der Verfilmung spielte. Am Anfang des Romans geht es darum, dass der KGB dem gefangen genommenen 007 das Gehirn wäscht und nach London zurückschickt, damit dieser seinen Chef M tötet. Doch der Anschlag misslingt und nach einer intensiven Elektroschock-Behandlung ist Bond fast wieder der Alte und darf daher den Mann mit dem goldenen Colt jagen. Hier knüpft Anthony Horowitz an und lässt seinen Roman mit einem Begräbnis von M beginnen.

Die Beerdigung wurde in der Hoffnung fingiert, dass jene Russen, die Bond einst umdrehen wollten, den angeblichen Mörder aus der Haft befreien, um ihn für ihre Zwecke einzusetzen. Der Plan klappt, und 007 landet erst in Sankt Petersburg und dann in Moskau. Nach einigen perversen Tests wird er mit einem Mordauftrag nach Ostberlin geschickt. Horowitz gelingt auch diesmal eine spannende Geschichte, die genau wie Flemings Romane dadurch fasziniert, dass die Schauplätze, aber auch die Speisen und Getränke, detailliert beschieben werden. Natürlich gibt es auch eine bittersüße Love Story, sowie ein großartiges Finale. Dieses ist als letzter Einsatz von James Bond sehr viel überzeugender als Daniel Craigs Schwanengesang in Keine Zeit zu sterben.  

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The Katzenjammer Kids – Der älteste Comic der Welt

In dichter Folge veröffentlichte Alexander Braun in den letzten beiden Jahren mit ANIME fantastisch, Will Eisner – Graphic Novel Godfather und Horror im Comic gleich drei ebenso großartig bebilderte wie sorgfältig recherchierte Bücher. Diese waren zugleich auch die Kataloge zu von ihm kuratierten Ausstellungen, die im Dortmunder schauraum comic + cartoon und weiteren Locations gezeigt wurden.

Kaum waren die 450 Seiten von Horror im Comic durchgelesen, da folgte auch schon Brauns neustes Epos. Im Zentrum dieses Buchs steht Rudolph Dirks, der mit seinen Eltern und Geschwistern aus Norddeutschland in die USA auswanderte und dort mit The Katzenjammer Kids ab 1897 den laut Braun “ältesten Comic der Welt“ zeichnete.

Braun hat sein Buch diesmal nicht alleine verfasst, sondern gemeinsam mit dem Comiczeichner Tim Eckhorst (Pure Fruit), der aus derselben Gegend in Schleswig-Holstein wie Familie Dirks stammt. Eckhorst, der sich in seinen Comics immer wieder mit den Dirks‘ beschäftigt und gemeinsam mit der Regisseurin Martina Fluck 2019 den Dokumentarfilm Katzenjammer Kauderwelsch gedreht.

In ihrem Buch machen Braun und Eckhorst keinen Hehl daraus, dass sie die zweifelsohne von Wilhelm Buschs Max und Moritz inspirierten auf farbigen Sonntagsseite dargebotenen Lausbubenstreiche von Hans und Fritz nicht zu den beeindrucktesten Beiträgen zur Comicgeschichte zählen. Basierend auf intensiven Faktenstudium kommen sie zur Schlussfolgerung, dass es dem auch als Maler tätigen Rudolph Dirks an Ehrgeiz mangelte und dieser sich sehr schnell mit dem bereits erreichten Standard zufrieden gab.

Sehr viel ambitioniertere Comickünstler waren etwa Rudolphs jüngerer Bruder Gus, der mit Latest News from Bugville beeindruckte und 1902 Selbstmord beging, oder auch Harold Kerr, der ab 1914 die Katzenjammer Kids zeichnete, während Dirks die selbe Serie in einer anderen Zeitung unter dem Titel The Captain and the Kids weiterführte. Rudolph Dirks fungiert bei diesem Buch als roter Faden, der es erlaubt auch andere Zeichner wie James Swinnerton, Frederick Burr Opper oder Gus Mager und ihre Comics vorzustellen.

Wie üblich in den Büchern von Braun ist auch diesmal sehr viel über die Historie zu erfahren, so ist die Leserin oder der Leser anhand der großartigen Bebilderung mit Fotos, Landkarten und Webeanzeigen von Reedereien fast schon direkt dabei, wenn die Familie Dirks zusammen mit anderen Auswanderern den Atlantik überquert. Doch diesmal geht Braun (oder Eckhorst) noch einen Schritt weiter und verlässt den halbwegs sicheren Boden des sorgfältig recherchierten Sachbuchs.

Ein Kapitel über Gus Dirks tendiert besonders stark in Richtung Roman. So lautet hier der erste Satz: “Vor zwei Tagen habe ich mir ein Loch in den Kopf geschossen.“ Genau in diesen Kopf hinein, haben sich Braun und Eckhorst begeben. Mit einem frei erfundenen Text aus dem Jenseits laden sie dazu ein, auch beim Ehebruch dabei zu sein, den Gus mit Rose, der Ehefrau seines Bruder Rudolf, begangen hatte: “Die rote Sonne klebte am Himmel wie eine Oblate. Wir liebten uns an diesem Abend noch zwei weitere Male.“

Dieses etwas seltsame Stilmittel (der Tagespiegel schreibt recht passend von „semifiktionalen Passagen“) wird jedoch nicht überstrapaziert und hat mich inmitten der anregenden Lektüre eher erstaunt als gestört. Insgesamt sind diese spekulativen Passagen sogar so gut und mitreißend geschrieben, dass ich einen Roman von Braun (oder Eckhorst) garantiert lesen würde.  

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Die Klapperschlange – Die Entstehungsgeschichte

1981 vermuteten John Carpenter und Nick Castle, dass sechszehn Jahre später die ganze Insel Manhattan ein Hochsicherheitsgefängnis sein würde, in dem drei Millionen Häftlinge ohne Wärter eingesperrt sind. Aus dieser Ausgangsidee entstand der Film Die Klapperschlange, bei dem John Carpenter Regie führte und der bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.


Dies belegt aktuell ein großformatiger Bildband, der noch einmal die Entstehungsgeschichte des Kultfilms Revue passieren lässt. Dass die Hauptrolle des raubeinigen Augenklappenträgers an Kurt Russel ging, überrascht heute niemanden mehr. Seinerzeit war er jedoch hauptsächlich aus Disney-Produktionen wie Superhirn in Tennisschuhen oder der Fortsetzung Es kracht, es zischt, zu seh’n ist nischt bekannt.

Doch John Carpenter hat mit Russell bereits einen TV-Film über Elvis gedreht und wusste, dass er der richtige war, um in die Gefängnishölle von New York aufzubrechen. Dort soll er jene rote Rettungskapsel finden, mit der sich Donald Pleasence als US-Präsident in Sicherheit bringen wollte. Dank dieses Buchs wissen wir, dass jene Rettungskapsel kurz darauf Robin Williams als “Mork vom Ork“ in der gleichnamigen TV-Serie als Raumschiff diente.

Ein hübscher Funfact ist auch, dass James Cameron (Avatar) maßgeblich an Die Klapperschlange beteiligt war und zahlreiche Gemälde anfertigte, die dazu beitrugen, dass der Drehort St. Louis zu einen futuristisch abgerockten New York wurde. Der Bildband beschäftigt sich intensive mit den Spezialeffekten und dem Design des Films.

Porträtiert werden aber auch die großartigen Darsteller Ernest Borgnine, Isaac Hayes, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, sowie die Westernlegende Lee Van Cleef. Hinzu kommen wunderschöne Filmplakate aus aller Welt, eins davon stammt vom Comickünstler Paul Chadwick. Schöner kann ein Kultfilm nicht gefeiert werden.

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The Fantastic World of Frank Frazetta

Bereits 1999 erschien bei Taschen unter dem Titel Frank Frazetta – Master of Fantasy Art ein schön zusammengestellter Hardcoverband, der auf 164 Seiten einige der besten Werke des begnadeten Zeichners und Malers in Wort und Bild vorstellte.

Doch dies Werk verblasst gegen die neue Veröffentlichung, bei der Taschen seine Muskeln ähnlich stark spielen lässt, wie Tarzan oder Conan auf den Gemälden von Frazetta. Jetzt sind es 468 Seiten geworden und das Format ist auf 32 x 47 cm angewachsen. Auch der Leser benötigt Muskeln, um das knapp 5 kg schwere Buch zu bewegen.

Doch erfreulicherweise wird auch der Geist angesprochen, denn die in Deutsch, Englisch und Französisch abgedruckten Texte gehen durchaus in die Tiefe. In seiner Einleitung stellt Dan Nadel den Künstler als das genaue Gegenteil von dessen Idol Hal Foster vor. Wo der Schöpfer von Prinz Eisenherz “edel war, da war Frazetta prachtvoll vulgär“.

In den vier Kapiteln “Anthropomorphe Tiere und Li’l Abner“, “Tarzan, Conan und Ringo Starr“, “Esquire und Death Dealer“ sowie “Fire and Ice and From Dusk Till Dawn“ wird nicht immer erfolgreich versucht, Ordnung in das in nahezu alle Richtungen wuchernde Werk von Frazetta zu bringen.  

Wo Texte, zumindest wenn sie eine akzeptable Länge haben sollen, versagen, schaffen – wie immer bei Taschen – die unzähligen mit viel Bedacht ausgewählten Abbildungen Abhilfe. Anfangs chronologisch und auf den letzten Seiten thematisch geordnet, kommen nicht nur die allgemein bekannten, erstaunlich lässig hingehauenen Ölschinken wie Death Dealer oder die kürzlich für 5,4 Millionen Dollar verkaufte Egyptian Queen in angemessener Größe zum Abdruck.

Auch etliche schwarzweiße Zeichnungen, etwa aus seinen EC-Comics sind enthalten und belegen, was für ein begnadeter Zeichner bereits der junge Frazetta war. Hinzu kommen jene Plakate zu Filmen wie Was gibt’s Neues, Pussy?, Tanz der Vampire, Clint Eastwoods Der Mann, der niemals aufgibt, Fire and Ice und das leider nicht rechtzeitig zum Kinostart fertiggewordene Motiv zu From Dusk Till Dawn, von deren fürstlicher Entlohnung Frazetta jeweils ein ganzes Jahr leben konnte.

Beeindruckend ist auch die Fülle von Paperback-, Magazin- und LP-Covern, die das Buch präsentiert und die zeigen, dass Frazetta vielleicht nicht der vielseitigste, doch ganz sicher der omnipräsenteste Künstler seiner Zeit war.

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Inside James Bond

Es ist eigentlich keine Neuigkeit, dass nach Werken wie Unnützes James Bond Wissen, Roger Moores Bond über Bond, On the Set of James Bond’s Spectre und dem großformatigen 50 Jahre James Bond Filmplakate ein weiteres Buch über die James-Bond-Filme erschienen ist. Auch dass der Bildband von “Europas größter Film-Lifestyle-Zeitschrift“ Cinema, die arg mit Auflagenschwund zu kämpfen hat, zusammengestellt wurde, weckt nur bedingt Neugierde.

Doch der Inhalt überzeugt und überrascht. Die Bebilderung wurde zwar gut ausgewählt, kann jedoch nicht bei Taschens wuchtigem The James Bond Archives mithalten. Für das Cinema-Buch sprechen jedoch die vielen interessanten Infos, bei denen es sich nur selten um bereits allseits bekannte Anekdoten handelt. Ebenfalls sehr gut gelungen ist auch die sinnvolle Gliederung.

Nach einer knappen aber unterhaltsamen Einleitung, bei der von Ian Fleming, dem Autor der James-Bond-Romane, sowie den Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman erzählt wird, folgt der spannendste Teil des Buchs.

Nacheinander werden Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Timothy Dalton, Pierce Brosnan und Daniel Craig, sowie ihre 007-Filme vorgestellt. Neben aussagekräftigen Biografien und Interviews, gibt es auch Infos zu den Kinoauftritten, die die Darsteller außerhalb der 007-Reihe absolviert haben.

Weitere Kapitel beschäftigen sich mit den weiblichen Darstellern, den Schurken, den Drehorten, den Kulissen, den Gadgets und der Musik. Letzteres Kapitel ist besonders interessant. Völlig neu war mir, dass Alice Cooper 1974 einen Titelsong namens The Man with the Golden Gun eingereicht hatte, der nicht verwendet wurde, jedoch auf dem Album Muscle of Love enthalten ist.

Den Abschluss des Buches bilden erfrischend subjektive Kritiken zu allen Bond-Filmen, die dazu einladen manche zuvor eher verschmähte Werke wie In tödlicher Mission, Lizenz zum Töten, Die Welt ist nicht genug oder Ein Quantum Trost noch einmal mit neuen Augen zu betrachten.    

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Pardon

Unter dem durchaus passenden Titel Teuflische Jahre wird noch bis zum 19. März im Caricatura Museum Frankfurt der 60. Geburtstag des Satiremagazins Pardon gefeiert. Wer es nicht in die Ausstellung schafft, enthält durch einen sehr schön zusammengestellten Katalog ebenfalls einen äußerst lebendigen Einblick in den Auf- und Abstieg der Monatsschrift, die zeitweilig mit einer Auflage von über 300.000 Exemplaren ein Millionenpublikum zum Lachen aber auch ins Grübeln brachte.

Die Pardon-Ausstellung erfreut durch eine erstaunlich hohe Anzahl von großartigen Originalzeichnungen. Kuratoren waren der ehemalige stellvertretende Pardon-Chefredakteur Gerhard Kromschröder und der Grafiker Till Kaposty-Bliss, der die Ausstellung auch durch Sperrmüllfunde bereichert hat. Die Vielzahl der wohlüberlegt angeordneten Exponate lassen darüber staunen, wer alles – von Volker Ernsting über Kurt Halbritter, Brösel, Volker Reiche, Tom Bunk, Gerhard Seyfried, Bernd Pfarr, Peter Butschkow, Tetsche bis hin zu Erich Rauschenbach für das Satiremagazin tätig war.

Im September 1962 erschien die erste Ausgabe von Pardon. Enthaltenwaren Texte von Hans Magnus Enzensberger, Ephraim Kishon und Erich Kästner, der wortgewaltig davon erzählt, wie schwierig es war, im harmoniesüchtigen Nachkriegsdeutschland eine satirische Zeitschrift zu etablieren und Pardon viel Erfolg wünschte. Das Cover der Ausgabe wurde bereits für eine nicht für den Verkauf bestimmte Nullnummer verwendet. Es stammt von Loriot und zeigt dessen berühmtes Knollennasenmännchen, das – versteckt in einem prächtigen Blumenstrauß – dem Betrachter eine Bombe mit brennender Lunte entgegen hält. Dieses Bild ist genau wie Loriots Entwürfe zum Cover der Pardon-Ausgabe vom März 1977 im Caricatura Museum als Original zu sehen.

Das Cover der Nullnummer stammt von Loriot und zeigt dessen berühmtes Knollennasenmännchen, das versteckt in einem prächtigen Blumenstrauß dem Betrachter eine Bombe mit brennender Lunte entgegenhält. Pardon zeigte den Mächtigen im Lande immer wieder kunstvoll den Stinkefinger. Franz Josef Strauß, den 1972 ein Pardon-Titelbild lächelnd neben der eine Bombe haltenden Ulrike Meinhof zeigt, hatte das Satiremagazin achtzehnmal erfolglos verklagte.  

Pardon-Cover von Horst B. Baerenz

Doch leider fühlte sich Herausgeber Nikel nicht nur für Satire, sondern auch für Literatur, Philosophie und – schlimmer noch! – für Bewusstseinserweiterung zuständig. Spätestens als 1977 ein Cover einen schwebenden Mann im Lotussitz vor blauem Himmel zeigte und einen “unsatirischen Bericht zum Thema “Kein Witz: Ich kann fliegen!“ hatten viele Mitarbeiter die New-Agen-Faxen dick.

Für Peter Knorr war Pardon “aus den lichten Höhen rational aufklärerischer Satire in die Schleimgruben esoterischer Weltsicht“ geraten. Daher hatten sich im Laufe der Jahre viele PARDON-Mitarbeiter, wie die Urgesteine der Neuen Frankfurter Schule Robert Gernhardt, F. W. Bernstein und F. K. Waechter, oder Clodwig Poth verabschiedet und nach einer Alternative gesucht. Im November 1979 tauchte dann erstmals das “endgültige Satiremagazin“ Titanic auf.

Ein knappes Jahr später legte Nikel sein Amt als Chefredakteur nieder und Henning Venske übernahm den Posten. Der auch aus der Sesamstraße bekannte Kabarettist konnte noch kurz punkten, indem er die seinerzeit omnipräsente Werbekampagne eines Kräuterlikör-Fabrikanten mit dem von einem zehnjährigen Jungen aufgesagten Slogan “Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer zurzeit im Knast sitzt“ veralberte.

Vor Gericht wurde Pardon auf Schadenersatz verklagt und musste eine Gegendarstellung der Schnapsfirma veröffentlichen. Dies geschah dann in einer Ausgabe, auf deren Cover ein Säugling an der Mutterbrust zu sehen ist und der zugehörige Text lautet “Ich trinke Jägermeister, weil meine Mami voll davon ist.“ Als Pardon in Berufung ging, zog Jägermeister den Schwanz ein und alle Forderungen zurück. Danach hielt das Satiremagazin noch bis Juli 1982 durch, wurde dann eingestellt und zwei Wiederbelebungsversuche scheiterten.

Der schöne Katalog zur Ausstellung präsentiert neben den Covern sehr interessante Texte von Pardon-Veteranen wie Herbert Feuerstein, Otto Waalkes, Alice Schwarzer, Hannes Wader oder Günter Wallraff. Leider ist genau wie in der Ausstellung nur wenig über Pardons bahnbrechendes Patenkind, das Comicmagazin Slapstick, doch sonst ist alles prima.   

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