Archiv der Kategorie: COMIC

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Garth Ennis: Peacemaker

James Gunn (Guardians of the Galaxy) erhielt bei The Suicide Squad von DC/Warner völlige Narrenfreiheit. Zwar spielte auch Margot Robbie als Harley Quinn eine wichtige Rolle in der Fortsetzung von David Ayers nicht sonderlich gut gelungenem Vorgänger. Doch genau wie bei den Guardians erzählt Gunn von seltsamen Comicfiguren, die kaum jemand kennt.

Dazu gehört auch der Peacemaker, der ursprünglich kein DC-Charakter war, sondern 1966 für die Charlton Comics kreiert wurde. Nach dem Konkurs des Verlags nahm sich DC ab 1988 der Figur an, die immer wieder verändert wurde und es nie in die erste Liga der Superhelden schaffte.

Doch der vom muskulösen John Cena in The Suicide Squad verkörperte, ziemlich durchgeknallte Peacemaker hinterließ einen bleibenden Eindruck, als er mit Idris Elba als Bloodsport einen brutalen mit einer bitteren Pointe endenden Wettkampf darum veranstaltet, wer seine Gegner am originellsten tötet. James Gunn war so überzeugt von John Cena, dass er mit diesen eine ziemlich schräge Peacemaker-Serie drehte, die fortgesetzt wurde.

Cover von Juan Ferreyra

Film und Serie hatten auch Einfluss auf die Comics, wie ein interessant zusammengestellter Band bei Panini belegt. Genau wie James Gunn nahm sich auch der Autor Garth Ennis (Preacher, The Boys) bei seinem von Garry Brown gezeichneten Comic Disturbing the Peace, alle erdenklichen Freiheiten. Wie in seinen besten Comics geht es auch hier darum, was der Krieg aus den Menschen macht.

Variantcover von Garry Brown

Kunstvoll verschachtelt erzählt Ennis davon, wie Christopher Smith zu jemanden wird, der davon überzeugt ist, dass es ohne konsequent eingesetzte Brutalitäten keinen Frieden gibt. Smith ist auch hier ein permanent gewaltbereiter Psychopath, kommt jedoch deutlich intelligenter rüber als im Kino oder TV und lässt eher an die von Ennis für Marvel geschriebenen realitätsnahen Punisher-Comics denken.

Variantcover von Amanda Conner

Bemerkenswert an dem Comic ist, dass der Peacemaker darin niemals sein ziemlich lächerliches Kostüm trägt. Garth Ennis hat ein sehr kritisches Verhältnis zu Superhelden und macht sich oft einen Spaß daraus diese zu veralbern. Doch auf den von Juan Ferreyra gestalteten Titelbild und den ebenfalls im Panini-Band (leider recht kleinformatig) abgebildeten Variantcovern von Garry Brown, Bryan Brown und Amanda Conner ist Christopher Smith als der Mann mit dem Goldhelm zu sehen.

Cover von Chris Anka

Neben der 38-seitigen Story von Ennis enthält der Sammelband von Panini noch eine weitere, deutlich andere Version des Peacemakers. In der aus sechs Heften bestehenden Miniserie Peacemaker Tries Hard! versucht es der durch seine Comics mit Rick and Morty bekannte Kyle Starks in Sachen cleverer Superhelden-Satire mit James Gunn aufzunehmen.

Das klappt nicht wirklich, auch wenn die Zeichnungen und Layouts des Briten Steve Pugh (2020 Visions), sowie die plastisch kolorierten Cover von Chris Anka nicht ohne sind. Doch so richtig mitreißend oder wirklich komisch ist es nicht, wenn Peacemaker zusammen mit seinem Bewährungshelfer Red Bee gegen einen als Hirn in einer Glaskugel lebenden Superschurken und seinen Gorilla-Schergen Monsieur Mallah antritt, um einen gekidnappten Hund namens Bruce Wayne zu befreien.

Recht gut fängt die Miniserie allerdings die aus James Gunns TV-Serie bekannte Charakterisierung der Hauptfigur ein. Auch in Starksʼ Comic ist der Peacemaker ein einsamer Eigenbrötler, der immer noch daran zu knabbern hat, dass sein Vater ihn nicht akzeptiert und der gerne Freunde hätte. Wenn Starks dieser traurigen Figur in Peacemaker Tries Hard! (Vorsicht, Spoiler!) ein Happy End spendiert, dann ist dies ähnlich ergreifend, wie so mancher überraschend pathetische Moment in den Filmen von James Gunn.

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Die neuen Russen

Der Autor und Zeichner Pierre-Henry Gomont hat seine Serie bereits vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine konzipiert. Im französischen Original trägt sie den Titel Slava. Die anfangs eher heimliche Hauptfigur ist der schlaksige Slava Segalow, der es leid ist, sich in der ehemaligen Sowjetunion als Künstler durchzuschlagen.

Daher verbündet er sich mit dem windigen Geschäftsmann Dimitri Lawrin, der nicht müde wird sich selbst anzupreisen und so tut, als wenn er Connections in alle Richtungen hat. Das ungleiche Duo plündert stillgelegte Fabriken, Parteigebäude oder Datschen und verhökert alles, was ihnen in die Finger kommt.

Doch als sie in einer einst sehr produktiven Bergwerkstadt im Kaukasus auf die ebenso schöne wie energische Nina und ihren eigenwilligen Vater Wolodia treffen, bekommt Slava Skrupel. Nina und Wolodia haben sich ein gewisses Maß an sozialistischen Idealismus bewahrt. Sie hoffen die heimischen Industrieanlagen wieder in Schwung zu bringen.   

Im weiteren Verlauf scheitet Dimitri dabei Kontakt zu einflussreichen Bonzen herzustellen, während sich der zuvor eher unbeholfen wirkende Slava dank seiner alten Künstlerfreunde als begnadeter Netzwerker erweist.

Pierre-Henry Gomont hat die zwischen Slapstick und Wirtschaftstheorie pendelnde Geschichte in einem sehr eigenständigen ziemlich lässigen Stil zu Papier gebracht. Das Hauptanliegen seines Comics ist darzustellen, was den Menschen in Putins Reich bereits vor dem Krieg mit der Ukraine zugemutet wurde, bzw. wie viel Aufwand am Rande der Kriminalität sie treiben mussten, um ein halbwegs erträgliches Leben zu führen.

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I. Astalos: Knüppeldick

Nach der Veröffentlichung von MADe in Farbe waren kaum zwei Wochen vergangen, da brachte Ivica Astalos schon sein nächstes Buch heraus. Eigentlich sollte Knüppeldick erst zum Comic Salon in Erlangen erscheinen. Doch “ausgelöst durch die aktuellen Ereignisse“ hat er seine Zusammenstellung mit Comics und Cartoons gegen Neonazis so schnell wie möglich herausgebracht.

Der in erster Linie durch seine köstlichen Märchenparodien aus MAD bekannte I. Astalos dokumentiert in Knüppeldick seinen “über 40 Jahre andauernden satirischen Kampf gegen Rechte“. Bei der Lektüre des im Eigenverlag herausgebrachten Buchs sollte berücksichtigt werden, dass die darin enthaltenen Beiträge zwischen 1975 bis 2018 in der deutschen Ausgabe des Satiremagazins MAD veröffentlicht wurden.

Sehr oft setzten sich die Cartoons daher mit rechtsradikalen glatzköpfigen Hooligans auseinander, die als ebenso brutal wie dumm dargestellt werden. 1975 und auch 2018 war noch nicht abzusehen, dass mittlerweile erschreckend viele Bundesbürger anscheinend kein Problem damit haben, eine eindeutig rechtsradikale Partei zu wählen.

Daher richtete sich die Satire von Astalos seinerzeit nur sehr selten gegen AFD-Politiker, die den Eindruck erwecken wollen, zur bürgerlichen Mitte zu gehören. Doch auf alle Fälle belegt dieser Band, dass das mittlerweile leider eingestellte MAD-Magazin dank Astalos immer wieder eindeutig Stellung gegen Rechtsextremismus bezogen hat.

Auch die im letzten Teil des Buchs veröffentlichten Cartoons haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Hier überrascht, wie aktuell die Satire gegen den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump wirkt. Dass dieser und seine Wähler scheinbar nicht zu bremsen sind, ist zwar immer noch komisch, allerdings immer weniger witzig.

Knüppeldick, sowie die anderen Werke von Astalos, können hier direkt beim Erzeuger bestellt werden. Wer sich auf diese Rezension beruft, dem zeichnet I. Astalos ein ähnlich schönes Bild wie das Obenstehende in das Buch.

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Queen: Das Comic!

Nachdem bei Bahoe Books bereits Comicbiografien zu Beatles, Stones und Doors erschienen sind, folgt jetzt Queen. Der auf Sachcomics spezialisierte Autor Emmanuel Marie hat die Geschichte der immer noch aktiven Band (das letzte Livealbum erschien 2020) in zwanzig Kapitel zerlegt und diese von 17 Zeichnern zu Papier bringen lassen.

Cover von Blast

Unter den in diesem Band vertretenen frankobelgischen Zeichnern und Zeichnerinnen befinden sich zwar keine “großen Namen“, doch alle verstehen ihr Handwerk. Dass der Zeichenstil ständig wechselt, hat durchaus seinen Reiz und die informativen Texte von Sophie Blitman sind die optimale Ergänzung zu den Kurzcomics.

Samuel Figuiére

Im Gegensatz zum Kinofilm Bohemian Rhapsody orientiert sich der Comic, so nah wie möglich an den tatsächlichen Ereignissen. Doch auch die gezeichnete Biografie erzählt fast ausschließlich vom schillernden Frontman Freddie Mercury und degradiert die restlichen Bandmitglieder Brian May, Roger Taylor und Roger Deacon zu Statisten.

Julien Hugonnard-Bert

Dies mag durchaus seine Berechtigung haben, denn nachdem Mercury 1991 an den Folgen einer HIV-Infektion starb, war die große Zeit von Queen vorbei. Dennoch hätte eins der Comic-Kapitel auch sehr gerne davon erzählen können, wie der 16-jährige Brian May zusammen mit seinem Vater aus einem Brotmesser und Teilen eines Motorrads seine legendäre Gitarre Red Special baute.

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Jared Muralt: The Fall

Wenn auf der dritten Seite von The Fall im Radio der absolute Sommerhit Baby, Can You Dig Your Man? angekündigt wird, dürfte so manchem Leser klar sein, wer Jared Muralt zu seiner Comicserie inspiriert hat. The Fall ist das Gegenstück zu Stephen Kings The Stand, in dem Larry Underwood mit einem gleichnamigen Song einen Hit landet, doch eine 99,4 % der Menschheit tötende Seuche den ganz großen Durchbruch des Musikers verhindert.

Zentrale Figuren in The Fall sind Liam, sowie seine Kinder Sophia und Max, die miterleben müssen, wie eine Grippe-Pandemie ihr Leben grundlegend verändert. Der 1982 in Bern geborene Jared Muralt startete seine Serie zwei Jahre vor dem Ausbruch von Corona und vieles an der Geschichte wirkt prophetisch.

Heft 1

Während des Lockdowns arbeitete er unermüdlich weiter an seinem Comic und erzählte fernab jeglicher Katastrophenfilm-Hektik, wie sich die Zivilisation und vor allen das zivilisierte Leben immer mehr verabschiedete. Liam muss manche schwere Entscheidung treffen, um sich und seinen Kindern das Überleben zu ermöglichen.

Ähnlich spannend wie die Story von The Fall ist auch Jared Muralts Veröffentlichungspolitik, die sehr ungewöhnlich für einen europäischen Comic ist. Genau wie bei US-Serien üblich, erzählt Muralt seine Story als Fortsetzung in Einzelheften mit einem Umfang von jeweils 20 bis 30 Seiten.

Sammelband 1

Wenn er drei Hefte fertiggestellt hat, veröffentlicht er diese gebündelt in Sammelbänden, die im Format eines frankobelgischen Albums erscheinen. Dabei erstaunt, wie ausgereift Muralts Grafik und Farbgebung bereits beim Start der Serie waren. Dies fiel auch den Verlagen Image und Futuropolis auf, die The Fall in USA und Frankreich (unter dem Titel La Chute) veröffentlichen.

Sammelband 3

Ende 2022 hatte Jared Muralt bereits die Hälfte seiner auf sechs Sammelbänden mit 18 Heften angelegten Serie fertiggestellt und widmete sich erst einmal anderen Projekten. Die bisher vorliegenden Veröffentlichungen können immer wieder überraschen. So wirkte der Comic anfangs so, als würde sich die Geschichte genau – wie Kings The Stand – in den USA abspielen. Doch “nach internen Besprechungen und Zusprachen der Leserschaft“ entschied sich Muralt dafür seinen Comic in der Schweiz anzusiedeln, was bestens funktioniert.

Alle Abbildungen: © Jared Muralt

Während der Auftakt von The Fall fast schon wie ein Dokumentarfilm wirkt, arbeitet Jared Muralt im Laufe der Serie auch skurrile Momente und Figuren ein, wie etwa einen Jungen, der ständig ein Dinosaurier-Kostüm trägt. Es bleibt spannend was Liam, Sophia, Max und uns Leser noch alles erwartet.

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Es waren einmal Schwarze Gedanken

Nachdem bei Carlsen bereits Gesamtausgaben der Schwarzen Gedanken von André Franquin veröffentlicht wurden, erscheint zum 40. Jubiläum der Reihe mit Es waren einmal Schwarze Gedanken eine faszinierende Mischung aus Sachbuch und Comicalbum. Auf 120 Seiten kommen ein Großteil der Schwarzen Gedanken zum Abdruck. Zusätzlich gibt es noch weitere ähnlich gelagerte Comics, die Franquin teilweise zusammen mit Marcel Gotlib (Die Dingodossiers) gezeichnet hat.

Abgerundet wird der Band durch aussagekräftige Interviews mit Franquin, dessen Tochter Isabelle und Gotlib. Enthalten sind auch Hommagen von anderen Zeichnern, wie Édika oder Goossens. Darunter befindet sich auch ein Auszug aus dem Comic Katharsis von Luz. Darin beschreibt dieser, wie er versuchte zu verkraften, dass er den Anschlag auf Charlie Hebdo knapp überlebte. Im Buch ist auch zu erfahren, dass Franquin Charlie Hebdo nicht nur regelmäßig gelesen hat, sondern auch immer wieder darüber nachgedacht hat, für das französische Satiremagazin zu arbeiten.

André Franquin: Schwarze Gedanken

Bedauerlich ist nur, dass das Buch nicht auch als Gesamtausgabe taugt. Zum Abdruck kommen “nur“ 46 der insgesamt 65 von Franquin gezeichneten Schwarzen Gedanken. Auf die paar zusätzlichen Seiten wäre es doch nicht wirklich angekommen, zumal manche der enthaltenen Hommagen nur bedingt gelungen sind. Doch es gelingt in einer Mischung aus Texten, Interviews, Comics und Skizzen dem Leser den Menschen André Franquin ein Stück näher zu bringen.

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Mort Cinder

Hauptfigur der Serie ist der nicht mehr ganz junge Londoner Antiquar Ezra Winston, der durch mysteriöse Hinweise dazu gebracht wird, das Grab eines gerade hingerichteten Mannes aufzusuchen. Bei diesem handelt es sich um Mort Cinder, der von den Toten aufersteht und mit Ezra durch Raum und Zeit reist…       

Das neue stylische Cover von Thomas Gilke passt sehr gut zur Gesamtausgabe von Mort Cinder, denn die argentinische Mystery-Serie aus den frühen Sechzigern wirkt auch heute noch zeitlos modern. Die Geschichten bieten sehr viel mehr als gepflegten Grusel. Sie stammen von Héctor G. Oesterheld, der zuvor bereits Szenarios für Hugo Pratt schrieb und diesen dadurch zu seinem Meisterwerk Corto Maltese anspornte.

Ebenfalls noch vor Mort Cinder schrieb Oesterheld die Science-Fiction-Serie Eternauta, die von einer Alien-Invasion und einem mysteriösen Mann erzählt, der seine Familie sucht. Heute ist es schwer, bei der Lektüre von Eternauta nicht an das das tragische Schicksal des Autors zu denken. Oesterheld und drei seiner Töchter sind während der Militärjunta in den Siebzigern verschwundenen.

Bemerkenswert an Mort Cinder ist auch das Artwork. Es wird sofort klar, dass der großartige Zeichner Alberto Breccia, der auch Oesterhelds Fortsetzung Eternauta 1969 zeichnete, sehr viel mehr als routiniertes Artwork abliefert. Er experimentiert mit Schwarzflächen und Grautönen. Das Ergebnis ist Atmosphäre pur.

Daher ist es gut, dass diese 260 seitige, großformatige Gesamtausgabe Breccias schwarzweiße Zeichnungen so originalgetreu wie möglich wiedergibt, wofür meist extra dafür eingescannten Originalzeichnungen verwendet wurden. Dadurch ist immer wieder Breccias Pinselduktus zu erkennen und es ist großartig, dass uns dieser Klassiker in einer optimal aufgemachten Ausgabe präsentiert wird.

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Roaming – Fünf Tage in New York

Bereits die Graphic Novels Skim und Ein Sommer am See waren Gemeinschafts-Produktionen von Mariko und Jillian Tamaki. Die Geschichten stammten von Jilian und ihre Cousine Mariko brachte sie zu Papier. Die Kanadierinnen arbeiten aber auch gerne an Soloprojekten und mit anderen KünstlerInnen zusammen.

Roaming – Fünf Tage in New York ist der dritte gemeinsame Comic der Tamakis. Die Grundidee stammt diesmal von Mariko, die zehn Jahre in New York lebte. Zuvor hat sie die Metropole bereits auf einem Kurztrip mit Freundinnen erkundet. Diese Erlebnisse brachten Mariko auf die Idee die Erlebnisse von drei höchst unterschiedlichen Frauen zu erzählen, die sich ein Hostel-Zimmer teilen und auf Big Apple einlassen.

Daniele alias Dani hat sich vorbereitet und genau überlegt, was sie an den fünf Tagen sehen möchte. Ihre Kommilitonin Fiona hingegen will sich von New York überraschen lassen und “nutzlose Dinge“ einkaufen, etwa im überdimensionieren M&M´s Store am Times Square. Die dritte im Bunde ist Zoe, die schon recht bald zwischen die Fronten gerät. Einerseits möchte sie ihre gut organisierte Jugendfreundin Dani nicht verärgern, andererseits fühlt sie sich zu der unbekümmerten Fiona hingezogen, was auf Gegenseitigkeit beruht…

Den Tamakis gelingt das Kunststück, sowohl eine zwischen Komik und Drama wechselnde Dreiecksgeschichte zu erzählen, als auch die schönsten Örtlichkeiten New Yorks in den Farbtönen Lila und Apricot erstrahlen zu lassen.

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Reddition 77: Comics aus der Schweiz

Die 77. Ausgabe der Zeitschrift für graphische Literatur beschäftigt sich mit Comics aus der Schweiz und hat wieder sehr viel mehr zu bieten, als auf den ersten Eindruck thematisch zu erwarten war. Natürlich gibt es bestens recherchierte und teilweise mit umfangreichen Bibliografien versehene Artikel zu den “Lokalmatadoren“ Derib (Buddy Longway), Cosey (Jonathan) und Zep (Titeuf).

Der historische Abriss über die Geschichte der Comics in der Schweiz ist bei Cuno Affolter und Urs Hangartner in den besten Händen Dabei geht es natürlich auch um den Comicpionier Rodolphe Töpffer, sowie um die immer noch sehr beliebten Werbefiguren Globi und Papa Moll, mit deren Schöpferin Edith Oppenheim-Jonas diese Reddition ein aufschlussreiches Interview enthalten ist.

Mit Berichten zur Edition Moderne zum Luzerner Fumetto Festival und dem Magazin Strapazin finden auch innovative Strömungen Berücksichtigung. Unter dem Titel Les Demoiselles Pencil – Töpffers brillante Töchter werden die Comickünstlerinnen Anna Sommer, Kati Rickenbach, Simone F. Baumann, Léonie Bischoff, Anja Wicki, Serpentina Hagner und Lika Nüssli (Starkes Ding) porträtiert.

Auch diese Reddition bietet wieder überraschende neue Erkenntnisse. Hochinteressant fand ich Falk Straubs Artikel über Jared Muralt. Dessen in den USA bei Image verlegte Endzeit-Serie The Fall wurde durch die Corona-Pandemie von der Realität eingeholt. Doch Muralt gab nicht auf und setzt alles dran, um sein auf 18 in sechs Sammelbänden veröffentlichten Heften angelegten Comic durchzuziehen.

Zu bestellen unter: www.reddition.de

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I. Astalos: MADe in Farbe

Zu den bekanntesten Werken von Ivica Astalos gehören seine schrägen Märchenparodien, die oft die Rückseite der deutschen Ausgabe des Satiremagazins MAD zierten. Nach einer komplett neugezeichneten Ausgabe seines Klassiker Das MAD-Buch der Technik, veröffentlichte  er im November 2023 – ebenfalls im Eigenverlag – eine nahezu unveränderte Neuausgabe des 1982 erschienenen MAD-Buch der Märchen, wie sie keiner kennt. Diesmal musste er nicht nochmal zeichnen, da sich alle Originale in seinem Besitz befinden.

Anschließend wollte der mittlerweile 70-jährige Astalos nach neun selbstverlegten Büchern eigentlich keine weiteren MAD-Nachdrucke herausbringen, denn “die Arbeit macht zwar Spaß“, ist finanziell jedoch „nicht gerade erfolgreich“. Doch, oh Wunder, kaum war das neue Jahr angebrochen, da erschien unter dem Titel MADe in Farbe ein neues, diesmal kunterbuntes Paperback von I. Astalos

Auf Wunsch seiner Fans macht Astalos doch noch weiter und auch für MADe in Germany konnte er auf bereits bestehende Zeichnungen zurückgreifen, “da wir in den Neunzigern ein Buch mit Märchen machen wollten und ich da einiges neu gezeichnet habe. Aus dem Projekt wurde damals nichts.“ Auf den ersten 88 der 120 Seite von MADe in Germany sind neu kolorierte Versionen jener märchenhaften Farbseiten zu bestaunen, die in den Jahren 1975 bis 1995 im Deutschen MAD veröffentlicht wurden.

Außerdem enthält das Buch u. a. noch nicht minder komische Beiträge aus der Rubrik “Sternstunden der Menschheit – Was wirklich geschah“, Hinzu kommt die legendäre, altmeisterlich auf die Leinwand gezauberte Werbeparodie “Der Tag kommt, Johnnie Wackler geht“ und ein Gemälde mit Alfred E. Neumann als Superman. Beides belegt, dass Astalos nicht nur in jenem wiedererkennbaren Stil zeichnen konnte, den MAD-Chefredakteur Herbert Feuerstein mit den Worten “gut gemeint, aber unsicher im Strich“ bei ihm bestellt hatte.

Das nächste Astalos-Buch ist bereits in der Mache: “Aus aktuellem Anlass folgt in Kürze was zu Neonazi“. Knüppeldick erschien bereits zwei Wochen nach MADe in Farbe und ist alles andere als märchenhaft. Bereits zuvor in seinem selbstverlegten Band Zarenthron Geschichten bewies Astalos sich als Meister Madiger Satire. Seine ebenso bitterbösen wie treffsicheren Cartoons beschäftigen sich mit dem blutigen Wahnsinn, den Putin in der die Ukraine anrichtet und mit dessen lupenreinen Steigbügelhalter Schröder.

MADe in Farbe mit den zeitlosen farbigen Märchen-Klassikern, sowie die anderen Werke von Astalos, können hier direkt beim Erzeuger bestellt werden. Wer sich auf diese Rezension beruft, dem zeichnet I. Astalos ein ähnlich schönes Bildchen wie das Obenstehende in das Buch.

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