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Diabolik – Perlen der Comicgeschichte

Die Reihe Perlen der Comicgeschichte des Bildschriften Verlags ist bereits auf acht Bände angewachsen. Präsentiert werden kommerziell produzierte Comics, die auch Freunden von skurrilen Geschichten viel Freude bereiten dürften. Im Zentrum des Buchs steht diesmal ein noch heute sehr agiler Antiheld aus Italien.

Diabolik

Die Schwestern Angela und Luciana Giussani schufen Anfang der sechziger Jahre mit Diabolik einen völlig amoralischen Helden. Sie begründeten damit zugleich ein ganzes Fumetti Neri genanntes Genre, dass es bis auf die Kinoleinwand schaffte. Bereits 1967 setzte Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) mit Gefahr: Diabolik dem Antihelden ein filmisches Denkmal und aktuell drehten die Manetti Bros. eine Diabolik-Trilogie.

Gefahr: Diabolik

Erstmals in der Comic-Geschichte war hier der Schurke die Hauptfigur. Dies schlägt sich auch in Diaboliks Maske nieder. Im Gegensatz etwa zum rechtschaffenden Zorro, ist Diaboliks gesamtes Gesicht verdeckt und nur die streng blickenden Augen sind zu sehen.

Gefahr: Diabolik

Den Erfolg der Serie versucht der italienische Autor Carlo Lucarelli wie folgt zu erklären: “Bald wurde den Lesern bewusst, dass Diabolik ein Krimineller war, aber nicht frei von Idealen. Eine Figur außerhalb der Gesellschaft, aber besser als viele andere in genau dieser Gesellschaft, die die Position von Macht und Ansehen besitzen.“

Gefahr: Diabolik

Die oft recht brutalen Schandtaten des Superverbrechers Diabolik erregten in der italienischen Öffentlichkeit so viel Aufsehen, dass die Schwestern sich schließlich gezwungen sahen die Figur etwas softer anzulegen. Ein Versuch des Ehapa Verlags die Serie auch bei uns zu etablieren scheiterte vor einigen Jahren schon nach sechs Ausgaben. Dies lag sowohl am ausgewählten Material als auch am hohen Preis. In Italien ist ein Comicheft kein Objekt für Sammler, sondern immer noch sehr erschwinglich und kann daher problemlos am Strand gelesen und dann sogar entsorgt werden.

Gefahr: Diabolik

Der gebundene Sammelband der Reihe Perlen der Comicgeschichte enthält drei herrlich trashige Abenteuer von Diabolik aus den Jahren 1968 bis 1973, sowie als Einleitung einen fundierten Text von Eckhard Friedrich.

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Craig Thompson: Blankets

Woran denken wir wirklich gerne zurück?!?  Der Moment wo im Fußball der Lieblingsverein aufstieg, abstieg, gerade noch vor dem Abstieg gerettet wurde und dann halt doch wieder mal abstieg. Erfolge in Beruf oder Prüfungsphasen, historische Ereignisse?!? Alles prägende Momente aber über allem steht dann doch die erste große (hoffentlich auch erfüllte) Liebe. Ein Augenblick der sofort mit einem Feuerwerk an Gefühlen, Bildern, Empfindungen assoziiert wird, als solches überrascht es sehr wenn sich der 29–jährige, amerikanische Comic-Künstler Craig Thompson (Habibi) gerade diesem für jeden sehr individuellem Thema mit seinem Comic Blankets widmet.

Craig Thompson: Blankets

In der erschreckend ehrlichen Tradition des autobiographischen Comic-Romans eines Joe Matt enthüllt Craig seine Kindheit, über die Pubertät bis hin zu dem Moment der ersten großen Liebe. Voller enormer Sensibilität beschreibt er das gemeinsame Aufwachsen mit seinem kleineren Bruder, die extrem christlich geprägte Erziehung durch seine Eltern, bis hin zum alles entscheidenden Ferienausflug in ein christliches Feriencamp. Während er zuvor oft als Außenseiter galt, trifft er plötzlich SIE – seine erste Liebe Raina. Diese Darstellung ist sowohl erzählerisch als auch graphisch so meisterlich, dass es automatisch zur eigenen Reflexion anregt. War es nicht umwerfend schön – das erste Date, die erste Berührung, der erste Kuss und das erste Kuscheln?!?

Craig Thompson: Blankets

Mit dem Seelen-Zwilling wirkt das Leben plötzlich unkompliziert und selbst das schwierige Umfeld, die räumliche Entfernung zwischen den Liebenden sowie familiäre Extremsituationen erscheinen irgendwie regelbar und nebensächlich.

Craig Thompson: Blankets

Die Titelbezeichnung Blankets kann hierbei vielseitig interpretiert werden. Meint Craig etwa die charakteristische Decke / einen Quilt, den er von Raina geschenkt bekam, das gemeinsame Einkuscheln in eine Bettdecke, eine geschlossene Schneedecke (ein immer wiederkehrendes Motiv der Erzählung) oder die Schutzhülle der Verdrängung, wenn sich Liebe in Schmerz wandelt. Von allem etwas und doch findet jeder Leser sicherlich sein eigenes Blanket.

Craig Thompson: Blankets

Nicht ohne Grund hat der große Comic-Autor Brian Michal Bendis, Craig Thompson als einen der wahrhaftig Großen in der Comicwelt bezeichnet – was auch bei der Verleihung der Eisner–Awards auf dem Comic Con in San Diego entsprechend gewürdigt wurde und Thompson dort gleich zweifach prämiert wurde. Blankets ist ein Meisterwerk und berührt so sehr wie kaum eine andere Erzählung über zwischenmenschliche Ereignisse (egal in welchem Medium). Dabei schafft es Craig Thompson mit seiner Geschichte zu fesseln und aufzuwühlen, ohne dabei in schwülstigen Kitsch abzudriften. Das Ergebnis ist ein Comic-Roman, der sowohl Frauen als auch Männern, die eine oder andere Träne aus dem Knopfloch leiern wird.

Craig Thompson: Blankets

Trotz der großen Lorbeeren, ist Craig Thompson nicht nur ein herausragender Comic-Künstler sondern auch ein wahnsinnig netter und aufmerksamer Kerl geblieben.  Falls aber den Sammler von Comic-Originalen die fantastische Graphik von Blanket “fasziniert, wird es doch (zum Glück) keine weiteren Sammlungen mehr schmücken. Craig Thompson bedauert es selbst am meisten, dass er vor seinem derzeitigen Ruhm einige Prachtstücke seines Schaffens zur Beschaffung von Lebensmitteln veräußern musste. Zum Glück haben die Comic-Kritiker und -Verleger sein herausragendes Talent erkannt, so dass dieses hervorragende graphische und erzählerische Meisterwerk im Original nicht weiter zerstückelt werden muss.

Craig Thompson: Blankets

Nachdem Blankets zunächst bei Speed erschien, brachte Carlsen eine prachtvolle neu übersetzte Hardcover-Edition heraus. In Zeiten von Computerspielen und Mangas erscheint die Veröffentlichung einer autobiographischen, amerikanischen Liebesgeschichte ungewöhnlich und riskant. Aber wer Blankets in die Finger bekommt, erkennt die zeitlose Klasse dieser Comicerzählung und wird es den Verlegern danken.

Michael Kompa

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Craig Thompson: Tagebuch einer Reise

Mit seinem autobiografischen Album Blankets hat sich Craig Thompson (Habibi) sofort für die Comic-Oberliga qualifiziert und alle maßgeblichen Preise abgeräumt. Vorsorglich weist er daher auch im Vorwort von Tagebuch einer Reise darauf hin, dass es sich nicht um das “so genannte nächste Buch“ handelt, sondern um ein “ungeplantes Nebenprojekt: ein simples Reisetagebuch“.

Craig Thompson: Tagebuch einer Reise
Cover der Ausgabe von 2005

Thompson hat seine Eindrücke von einem Trip durch Europa (hauptsächlich Frankreich) und Marokko zu Papier gebracht. Skizzen, die immer vor Ort entstanden sind, von Land, Leuten und Kätzchen wechseln mit der Schilderung von sehr persönlichen (manchmal vielleicht etwas zu persönlichen, doch da kann er wohl auch nicht anders), Erlebnissen, die oft um den Frust kreisen, den er empfindet, nachdem ihn seine Freundin verlassen hat und er auf der Reise fast nur mit Pärchen abhängt.

Craig Thompson: Tagebuch einer ReiseInteressant sind natürlich jene Passagen in denen Thomson andere Comickünstler wie Lewis Trondheim, Mike Allred und Charles Burns trifft, die sich auch in seinem Skizzenbuch verewigen. Nach immerhin 224 Seiten endet das illustrierte Tagebuch dann schließlich etwas abrupt. Mehr Seiten wurden Craig Thompson vom Verlag nicht zugestanden und außerdem wollte er “seine zerbrechliche Hand schützen“ und es wird “irgendwann langweilig eine Promotiontour zu zeichnen“.

Craig Thompson: Tagebuch einer ReiseSo kommen wir leider nicht in den Genuss von Thompsons Eindrücken des “verdammten viertägigen Comicfest in Erlangen.“ Doch Thompson wollte wenig mehr als etwas schaffen, das “mit etwas Glück unterhaltsamer als ein paar Urlaubsdias ist“ und das ist ihm allemal gelungen.

Craig Thompson: Tagebuch einer Reise
Gebundene Neuausgabe von 2021

Tagebuch einer Reise wurde auf dem Comicfestival München zum “Besten US-Comic“ gekürt und erhielt dafür den Comicpreis PENG!.

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Craig Thompson: Habibi

Sieben Jahre hat sich Craig Thompson Zeit gelassen – sein zwischendrin entstandenes Tagebuch einer Reise ist nicht mehr als das hübsch bebilderte Tagebuch einer Reise – um seinem preisgekrönten Meisterwerk Blankets einen weiteren Comic folgen zu lassen. Habibi ist ein noch voluminöseres Buch, erzählt eine nicht minder mitreißende Liebesgeschichte, Religion spielt eine gewisse Rolle und Thompson brilliert auch hier mit erlesener schwarzweißer Grafik, doch damit hat es sich auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

Craig Thompson: Habibi

Während Thompson in Blankets sehr persönlich und intim eine Jugendliebe aufarbeitete, versucht er in Habibi so viel Orient wie möglich zwischen zwei recht weit auseinander liegende Buchdeckel zu quetschen. In der sich sehr kompliziert zwischen dem dunkelhäutigen Zam und der neun Jahre älteren Dodola entwickelnden Liebesgeschichte verarbeitete er allerlei Motive aus Tausendundeiner Nacht. Er lässt zunächst Haremsdamen, Eunuchen und Karawanen aufmarschieren, wechselt aber auch nahtlos in den fiktiven aber modernen Wüstenstaat Wanatolien, in dem es von Wolkenkratzern und Müllkippen nur so wimmelt.

Craig Thompson: Habibi

Thompson erzählt nicht streng chronologisch wie sich Zam und Dodola fanden, wieder verloren haben und dann sehr lange suchten. Dabei lässt er keine Gelegenheit ungenutzt, um geschickt verzahnt Geschichten aus dem Koran einfließen zu lassen, die meist im direkten Zusammenhang zur Haupthandlung stehen. Sehr oft fällt die Ähnlichkeit zu den Legenden des Christentums auf. Die Gemeinsamkeiten zwischen Koran und Bibel aufzuzeigen scheint das Hauptanliegen von Thompson zu sein.

Craig Thompson: Habibi

Habibi ist jedoch sehr viel mehr als eine bildungsbürgerliche Fleißarbeit, sondern zugleich auch eine in wunderschön durchkomponierten schwarzweißen Zeichnungen in Szene gesetzte, ebenso ergreifende wie abenteuerliche Liebesgeschichte mit einigen wirklich überraschenden Wendungen.

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Marvels

1994 unternahm der Comicautor Kurt Busiek (Astro City) ein höchst interessantes Experiment. Er verknüpfte die Geschichte der Marvel-Comics mit der tatsächlichen Geschichte.

Marvels

In seiner Story diskutieren die Bürger New Yorks im Jahre 1939 nicht nur über den aufziehenden Zweiten Weltkrieg, sondern auch über einen brennenden Superhelden namens The Human Torch. Kurz darauf steigt ein Unterwassermensch namens Namor aus dem Hudson River und Captain America sowie weitere bunt kostümierte Helden ziehen gegen die Nazis in den Krieg.

Marvels

In den 60er Jahren erleben die Bürger New Yorks dann wie sich die Fantastic Four formieren, zwei Mitglieder des Superhelden-Teams glamourös heiraten und das Quartett anschließend die Menschheit vor dem riesigen Weltenverschlinger Galactus rettet. Diese Ereignisse erlebt der Leser scheinbar hautnah durch die Augen des Fotoreporters Phil Sheldon, also quasi aus der Froschperspektive. Sheldon wird aber auch mit der panischen Angst seiner New Yorker Mitbürger konfrontiert, die in Lynchjustiz-Stimmung ausartet und erlebt schließlich hautnah den Tod von Spider-Mans Freundin Gwen Stacy.

Marvels

Ohne die ebenso hyperrealistischen wie kunstvollen plastischen Bilder von Alex Ross (der danach mit Kingdom Come ein ähnlich ambitioniertes Projekt für DC gestaltete) wäre die vierteilige Miniserie Marvels ganz gewiss nicht jener Klassiker geworden, der er heute zweifelsohne und verdientermaßen auch ist.

Marvels

Zum 10-jährigen Geburtstag von Marvels erschien in den USA ein prachtvoll ausgestatteter Jubiläumsband, der u. a. auch über viele kleine Anspielungen in den Bildern von Ross informiert. So hat dieser nicht nur Figuren aus Alan Moores Klassiker Watchmen  sondern auch die Reporter Lois Lane und Clark Kent sowie sogar Stan Lee und Jack Kirby in seinen Zeichnungen versteckt.

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Kingdom Come

Nachdem er 1994 in Marvels die Comicfans mit seinen plastisch dargestellten “realistischen“ Superheldengemälden von Spider-Man & Co. begeisterte, nahm sich Alex Ross zwei Jahre später die kostümierten Helden aus dem Hause DC vor.

Kingdom Come

Während die von Kurt Busiek (Astro City) geschriebene Miniserie Marvels noch eine recht interessante Angelegenheit war, die der Frage nachging, wie es sich aus der Froschperspektive eines normalen Bürgers “anfühlen“ würde, wenn es tatsächlich Superhelden gäbe, drohte Kingdom Come an der überambitionierten Story von Mark Waid zu ersticken.

Kingdom Come

Erzählt wird, wie sich Superman und seine Heldenkollegen vom Welten-Retten zurückgezogen haben und dem Nachwuchs eine Chance geben. Lediglich der schon leicht angegreiste Batman kann nicht loslassen. Er hat den Playboy-Smoking von Bruce Wayne komplett an den Nagel gehängt und kontrolliert Gotham City mit Erschreckungs-Robotern. Zugleich arbeitet er auch noch daran, dieses Konzept zu exportieren. Die neue junge Helden-Generation hingegen verrichtet ihre Tätigkeit so rücksichtslos, dass sich die alten Recken wieder in ihre (leicht modifizierten) Kostüme zwängen und einmal mehr für Recht und Ordnung (und den “American Way“) sorgen.

Kingdom Come

Doch Alex Ross übererfüllte in Kingdom Come die in ihn gesetzten Erwartungen und bietet eine Unmenge von detailverliebten Wimmelbildern. Besonders gelungen ist das Superhelden-Themenrestaurant Planet Krypton. Diesen Schauplatz hat Ross so liebevoll ausgestaltet (“Ich nehme amerikanische Werte mit Mayo“), dass es verwundert, dass Warner-DC diese Vision noch nicht verwirklicht hat.

Kingdom Come

Insgesamt jedoch richtet sich Waids unnötig kompliziert erzählte Geschichte eher an Insider und erst bei seinen späteren Team-Ups mit Paul Dini wie wie Batman – Krieg dem Verbrechen oder JLA – Freiheit und Gerechtigkeit schuf Alex Ross Superhelden-Comics die auch Menschen ohne DC-Abitur verstehen.

Kingdom Come

Ein Comic-Meilenstein ist Kingdom Come trotz aller inhaltlicher Schwächen aber allemal und daher ist eine Neuauflage dieses Klassikers, der 1997 erstmals mit dem Untertitel Die Apocalypse bei Carlsen erschien, immer willkommen. Vor allem wenn diese Ausgabe neben den vier zusätzlichen Comicseiten, die Ross und Waid nachträglich eingefügt haben, auch noch “über 130 Seiten mit unveröffentlichten Bonus-Material“ enthält (und auf das entbehrliche Vorwort von Elliot S. Maggin verzichtet, der eine Romanversion zu Kingdom Come schrieb und durch die Hintertür Mitautorenschaft am Comic anmeldet).

Kingdom Come

In der fetten Neuausgabe von Panini erklärt Alex Ross nicht nur noch ausführlicher die Modifizierungen, die er an DC-Ikonen wie Superman, Batman oder Wonder Woman vorgenommen hat, sondern liefert auch Informationen zu weniger bekannten Figuren wie Bloodlust, Demon Damsel oder Black Mongul. Außerdem bietet ein Index noch zusätzliche Anmerkungen zu Anspielungen auf Momente aus der reichhaltigen DC-Historie, die Waid und Ross auf fast jeder Seite von Kingdom Come platziert haben.

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Wednesday Comics

2009 gab es in den USA bei DC ein interessantes Experiment. An zehn aufeinanderfolgenden Mittwochen (oder heißt es Mittwochs) erschienen die Wednesday Comics mit The World´s Greatest Heroes und The World´s Greatest Comics, was doppeldeutig gemeint ist.

Wednesday Comics

Bei den auf das Format eines normalen Comic-Hefts zusammengefalteten Ausgaben handelte es sich um Zeitungen, die auf 35 x 50 cm großen Seiten in Fortsetzungen jeweils Abenteuer von 15 Helden aus dem Hause DC erzählten, die von bekannten Autoren und Zeichnern wie Neil Gaiman, Dave Gibbons, Kyle Baker, Eduardo Rizzo, Mike Allred oder Adam Kubert gestaltet wurden.

Wednesday Comics

Dies ist schon deshalb interessant, weil es mehr oder weniger die Superhelden waren, die das Comic-Heft populär machten. Zuvor erschienen in den USA Comics fast ausschließlich in Zeitungen, wobei wochentags Strips mit drei oder vier Bildern veröffentlicht wurden und die Sonntagsausgaben riesige prachtvolle Farbseiten mit den Erlebnissen von Little Nemo, Tarzan, Flash Gordon oder Prinz Eisenherz enthielten. Heute tummeln sich in den Sonntagsbeilagen der US-Zeitungen zwar immer noch Unmengen von farbigen Comics, hierbei handelt es sich jedoch fast ausschließlich um kleinformatig abgedruckte Gag-Strips. Die großen Abenteuer sind fast ganz verschwunden.

Wednesday Comics

Von Ausnahmen, wie dem immer noch erscheinenden Spider-Man-Tagesstrip, abgesehen, wurden die Superhelden in den Zeitungen nie richtig heimisch. Das ist schade, denn die Wednesday Comics beweisen, dass im Großformat auf höchst unterschiedliche Arten optisch aber auch inhaltlich sehr aufregende Geschichten erzählt werden können.

Wednesday Comics

Da die zehn Ausgaben der Wednesday Comics schon lange vergriffen sind und es auch etwas mühselig war hinter den einzelnen Geschichten herzublättern, ist es erfreulich, dass auch bei uns im geringfügig kleineren Format (29 x 45 cm) ein sehr schön aufgemachter auf 999 Exemplaren limitierter Band alle Stories und noch etwas Bonusmaterial erschienen ist.

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The Umbrella Academy

Die mit besonderen Fähigkeiten gesegnete Rumor wird plötzlich mit ihrer eigenen Leiche konfrontiert und in einer TV-Talkshow geben der erstaunliche Mordsmagier und seine liebliche Gehilfin die Assistentin damit an eine Superheldin in der Mitte durchgesägt zu haben. Für diese verzwickte Ausgangssituation, mit der 2007 am Free Comic Book Day in einem Gratisheft erstmals die The Umbrella Academy vorgestellt wurde, fand Gerard Way eine ziemlich durchgeknallte Erklärung, die aber zumindest innerhalb des von ihm entworfenen Universums durchaus logisch ist.

The Umbrella Academy

Doch mit diesem grandiosen Auftakt (die der vorliegende Band als Teil des umfangreichen Bonusmaterials enthält) hatte der Frontman der Band My Chemical Romance sein Pulver noch lange nicht verschossen. In einem kurzen Prolog zu seiner sechsteiligen Storyline Weltuntergangs-Suite erzählt Way wie Sir Reginald Hargreeves, der eigentlich ein Außerirdischer ist, aus sieben unbefleckt empfangenen Kindern ein Superhelden-Team formt. Dieses rettet die Welt vor Bedrohungen wie einem Amok laufenden Eiffelturm. Doch Jahre später haben sich die einstigen Mitglieder der Umbrella Company zerstritten und treffen erst auf Sir Reginalds Beerdigung wieder aufeinander…

The Umbrella Academy

Trotz etlicher höchst eigenwilliger Storyelemente – wie einer Superheldin, die die Kraft hat Gerüchte zu verbreiten, die sofort wahr werden – wirkt The Umbrella Academy niemals albern, sondern ist bei aller surrealen Turbulenz auch menschlich anrührend. The Umbrella Academy ist zweifelsohne der eigenwilligste und mitreißenste Superhelden-Comic der letzten Jahre.

The Umbrella Academy

Wer nun glaubt Way hätte nach dem pompösen Finale der mit dem Eisner Award prämierten Weltuntergangs-Suite sein Pulver verschossen, der wird in der Storyline Dallas eines besseren belehrt. Der Aufhänger der Geschichte ist die Ermordung von John F. Kennedy, die ja bereits von Zack Snyder bei seiner Verfilmung von Watchmen in einen Superhelden-Kontext gestellt wurde. Doch damit nicht genug, denn es geht auch wieder um ein amoklaufendes Nationalmonument und um Zeitreisen. Wie meist bei Superhelden-Team-Ups ist jedoch das Hauptproblem, dass die speziell begabten Personen große Probleme im Umgang miteinander haben.

The Umbrella Academy

Doch The Umbrella Academy lebt nicht nur durch die Fabulierfreude von Gerard Way. Mindestens ebenso wichtig und anregend unkonventionell sind die detailverliebten höchst eigenwilligen Zeichnungen und verspielten Seitenlayouts des Brasilianers Gabriel Bá. Entfernt erinnert dessen Stil an Mike Mignola (Hellboy), was nicht verwundert, denn die The Umbrella Academy erscheint in den USA ebenfalls bei Dark Horse. Bei uns hat sich Cross Cult der Sache angenommen und liefert einmal mehr über den Comic hinaus noch eine beeindruckende Ansammlung von Bonusmaterial wie Interviews und Entwurfskizzen.

The Umbrella Academy

Nachdem langsam aber sicher Schluss ist mit den furios gestarteten Marvel-Serien auf Netflix, werden dort fleißig Alternativ-Programme produziert. Dazu gehört auch eine auf The Umbrella Academy basierende Serie. Die 10 Episode der ersten Staffel sind bereits online. Die Optik ist toll und die Darsteller rund um Ellen Page (Juno, Inception) gut ausgewählt.Die teilweise etwas chaotisch erzählte Geschichte fand ihr Publikum und mittlerweile ist bereits eine zweite Staffel online.

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Moebius: The Long Tomorrow

Jean Giraud alias Moebius ist zwar am 10. März 2012 gestorben, aber seine Comics leben auch bei uns weiter! Bei Ehapa erschien sein letztes Werk Arzak in einer sehr schönen großformatigen Ausgabe, Splitter schloss seine optimal aufgemachte sechsbändige Incal-Reihe ab und Cross Cult stockt seine bisher aus den Bänden Die hermetische Garage und Arzach bestehende Moebius Collection noch gewaltig auf.

Moebius: The Long Tomorrow

Im selben Format erschienen gleichzeitig fünf Bände mit teilweise bisher nur in Métal Hurant oder in Schwermetall aber noch nie im Albumformat veröffentlichten Comics. The Long Tomorrow ist möglicherweise das interessanteste Album dieser Reihe. Enthalten ist u. a. jene Short Story, die Ridley Scott zum Look von Blade Runner inspirierte sowie eine hochinteressante Einleitung von Moebius zum Zustandekommen dieses Comics.

Moebius: The Long Tomorrow

1975 arbeitete Moebius an einer Verfilmung von Frank Herberts Dune – Der Wüstenplanet unter der Regie von Alejandro Jodorowsky. Aus diesem leider gescheiterten Projekt resultierte nicht nur die einflussreiche Comicserie Der Incal, die Moebius nach Texten von Jodorowsky zeichnete. Wie sich herausstellte war auch der für die Spezialeffekte bei Dune angeheuerte Dan O’Bannon (Dark Star) ein guter Zeichner. Seine futuristische Detektiv-Geschichte The Long Tomorrow hatte er in Form von Storyboard-Zeichnungen entwickelt und Moebius machte daraus einen 16-seitigen ebenso spannenden wie opulent in Szene gesetzten Comic.

Moebius: The Long Tomorrow

Der Band enthält noch sechs weitere Comic-Kurzgeschichten von Moebius. Diese beeindruckenden eher durch das Artwork (bei Anflug auf Centauri arbeitete Moebius mit Philippe Druillet zusammen und kopierte perfekt dessen Zeichenstil) als durch die – auch nach der Lektüre der zugehörigen Passagen von Moebius’ Vorwort – nicht immer einleuchtenden Geschichten!

Moebius: The Long Tomorrow

In identischer Aufmachung erschienen bei Cross Cult zeitgleich außerdem noch diese Moebius-Collections: Der Mann von der Ciguri, Die blinde Zitadelle, Zwischenlandung auf Pharagonescia und Die Ferien des Majors.

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Volker Reiche: Strizz

Von Mai 2002 bis Dezember 2010 ließ Volker Reiche (Kiesgrubennacht, Snirks Café) die Leser der nicht gerade für Experimente bekannten Frankfurter Allgemeinen Zeitung fünfmal die Woche teilhaben an den Erlebnissen eines gewissen Herrn Strizz (Vornahme unbekannt). Dieser äußerlich eher unauffällige Zeitgenosse war angestellt in der Firma eines gewissen Herrn Leo (Vorname ebenfalls unbekannt) und bringt diesen eigentlich eher phlegmatischen Menschen regelmäßig auf die Palme.

Volker Reiche: Strizz

Faul ist er ja nicht wirklich, dieser Strizz. Er ist sogar ziemlich eifrig, wenn es darum geht sich vor der Arbeit (die aus dem Aufstellen von Knurrhahn-Listen und Überprüfen von Hartlaub-Kalkulationen besteht) zu drücken. Vorwände findet Strizz in der Zeitungslektüre, was Reiche ermöglicht immer wieder aktuelle Ereignisse in seine Geschichten einzuarbeiten. Doch auch privat tut sich so einiges bei Strizz, seit ihn im Juni 2002 versehentlich eine gewisse Irmi (Nachname unbekannt) anrief. Es sind jedoch etliche Hürden zu überwinden, bis es im November 2002 endlich zum ersten (auf einer Doppelseite gefeierten) Rendezvous kommt.

Volker Reiche: Strizz

Doch trotz des durchaus vorhandenen übergreifenden Spannungsbogens erzählte Reiche täglich in sich abgeschlossene Mini-Dramen. Er räumte sich hierzu auch weitaus mehr Raum ein als ansonsten beim meist nur aus drei Bildern bestehenden Zeitungsstrip üblich ist. Täglich neun Panels zu zeichnen und diese auch noch mit geistreichen Geschichten und wirklich originellen Gags zu füllen ist schon eine gewaltige Leistung. In den Genuss dieser Arbeit kamen auch FAZ-Muffel durch Strizz-Jahresbände.

Volker Reiche: Strizz

Das Strizz-Universum konnte nach und nach Zuwachs verzeichnen. Im Keller der Firma Leo & Co hatte sich der Archivar Berres verschanzt. Er hielt sich für unkündbar, da er eine Bescheinigung des ehemaligen Firmenchefs aus dem Jahre 1955 hatte, die ihm bestätigt: „Berres, Du kannst so lange in der Firma bleiben, wie Du willst.“ Dass es sich hierbei nur um die Erlaubnis handelt, seinerzeit das Mofa einen Abend lang in der Firma zu reparieren, stört Berres nicht weiter und bringt Strizz auf dumme Gedanken.

Volker Reiche: Strizz

Herr Berres hält sich die Ratte Lilo als Haustier und auch ansonsten hat die Menagerie des Strips noch Zuwachs durch den bulligen aber sehr poetischen Hofhund Tassilo bekommen, der sich oftmals erfolgreich in der schwierigen japanischen Haiku-Reimform versucht. Die an der Tagespolitik entlang schrammenden Erlebnisse der Tierwelt rund um Kater Paul sind geballt gelesen eher etwas nervig. Dafür machen die sich fortlaufend weiterentwickelnden Geschichten um Strizz, seine Freundin Irmi und dem kleinen Rafael umso mehr Spaß.

Volker Reiche: Strizz

Einen guten Einstieg in das Strizz-Universum bietet ein 2005 innerhalb der Reihe Klassiker der Comic-Literatur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienener 250-seitiger Band.

F. A. Z. - Klassiker der Comic-LiteraturAuch für die Strizz-Kundigen und die Besitzer der Sammelbände hat dieses Büchlein einiges zu bieten. So hat Volker Reiche zu den thematisch gegliederten Kapiteln (Strizz und sein Chef, Strizz und seine Feldsteine, Strizz und Irmi, Rafael und seine Philosophen) neue farbige Einführungsbilder gezeichnet. Außerdem hat Reiche über 70 Seiten extra für den Sammelband erstmals koloriert.

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