Archiv der Kategorie: FILM

Die besten Filme

Die Fabelmans

Die US-Einspielergebnisse waren nicht gerade berauschend und trotz sieben Nominierungen ging Die Fabelmans bei der Oscar-Verleihung leer aus. Dennoch dürfte es Steven Spielberg nicht bereut haben, dass er diesen Film gedreht hat. Schon sehr lange plante er einen autobiografischen Film und als es während der Pandemie ziemlich finster aussah, befürchtete Spielberg, dass er vielleicht nur noch ein letztes Werk realisieren könne.

Zwar nannte er seine Kino-Familie jetzt die Fabelmans, doch er orientierte sich sehr nah an seinen eigenen Jugenderlebnissen, zu denen natürlich auch das Filmemachen gehört. Auf der Basis seiner Erinnerungen, ließ Spielberg seinen Hauptdarsteller Gabriel LaBelle noch einmal jene Filme drehen, die er selbst zusammen mit seinen Pfadfinder-Kameraden produziert hatte. Dabei wurden exakt jene Kameras und jenes Filmmaterial verwendet wie in Spielbergs Jugend. Jene Szenen, die als Film im Film zu sehen sind, entstanden während der Dreharbeiten.

Doch für Spielberg ist das Filmemachen sehr viel mehr als ein Handwerk. Es ist auch Therapie, denn erst nachdem er eine Tricksequenz aus Cecil B. DeMilles Die größte Schau der Welt, den ersten Film, den er auf großer Leinwand sah, auf der heimischen Modelleisenbahn nachstellte, konnte er die Ängste überwinden, mit denen er zuvor im Kino konfrontiert wurde.

Filme können auch verborgene Dinge ans Tageslicht bzw. auf die Leinwand bringen. Als sich Sammy Fabelman seinen während eines Camping-Ausflug gedrehten Schmalfilm genauer ansah, musste er feststellen, dass seine Mutter Mitzi (Michelle Williams) ein Verhältnis mit Benny (Seth Rogen), den besten Freund seines Vaters Burt (Paul Dano) hatte.

Doch selbstgedrehte Filme können auch dabei helfen akzeptiert zu werden. So feiert der in der Schule wegen seiner jüdischer Herkunft von den Klassenrowdys gehänselte Außenseiter Sammy Fabelman einen ganz großen Erfolg, nachdem er aus den Stranderlebnissen seiner Mitschüler einem pfiffig in Szene gesetzten Film zusammenschnitt.

Die Fabelmans endet lange bevor Sammy zum Meisterregisseur wird, gipfelt jedoch in einer großartigen Sequenz. Hier erhält der hoffnungsvolle Jungspund Tipps vom vielleicht größten Regisseure aller Zeiten, der wiederum vom möglicherweise originellsten Filmemacher der Gegenwart mit viel Spielfreude verkörpert wurde. Spielberg gelang nicht nur ein großartiges Ende, sondern er bereicherte seine Filmografie um ein weiteres erstaunlich vielschichtiges Werk.      

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Kirschblüten – Hanami

Trudi (Hannelore Elsner) führt mit ihrem Mann Rudi (Elmar Wepper), der Beamter in der Abteilung Abfallbeseitigung ist, ein geregeltes Leben in einem Dorf im Allgäu. Vom Arzt erfährt sie, dass Rudi schwer krank ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Sie verschweigt es ihm, schlägt aber vor die in Berlin lebenden Kinder zu besuchen. Dort merken Trudi und Rudi schon nach sehr kurzer Zeit, dass sie unerwünscht sind. Daher reisen sie weiter an die Ostsee, wo sie ein paar schöne Tage erleben. Doch dann ist es Trudi, die stirbt und ihren Mann ratlos zurücklässt.

Zur Beerdigung reist auch der jüngste Sohn Karl an, der in Japan lebt, wegen seines Jobs aber sofort wieder zurückmuss. Rudi beschließt Karl in Tokio zu besuchen. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil seine Frau schon immer davon geträumt, hat nach Japan zu reisen, den Fuji zu sehen und Butoh-Tänzerin zu werden. Karl ist nicht gerade begeistert darüber sein kleines Appartement mit seinem eigensinnigen Vater teilen zu müssen. Doch schon recht bald geht Rudi eigene Wege und lernt eine junge Butoh-Tänzerin kennen mit der er zum Fuji aufbricht…

Kirschblüten – Hanami hat Doris Dörrie (Freibad) wieder in jenem entspannten Erzähl- und Inszenierungsstil gedreht, der schon (ihren genau wie Der Fischer und seine Frau teilweise in Japan entstandenen) Erleuchtung garantiert zu einem so großen Vergnügen machte. Mit kleinem Team und Raum für improvisierte Dialoge entstand vor Ort im Allgäu, in Berlin, an der Ostsee und in Japan eine Art undogmatischer Dogma-Film.

Die Darsteller gehen gänzlich uneitel in ihren Rollen auf. Dadurch entstanden glaubhafte Menschen und keine Karikaturen oder Filmcharaktere. Doris Dörrie erzählt ihre häufig auch sehr traurige Geschichte (u. a. gibt es gleich drei Beerdigungen zu sehen) so locker und unverkrampft, dass ihr ein sehr entspannter Film über das Sterben gelungen ist.

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Der Fischer und seine Frau

In Japan lernt die Modedesignerin Ida (Alexandra Maria Lara) den Fisch-Doktor Otto (Christian Ulmen) kennen und lieben. Sie heiraten noch an Ort und Stelle. Doch wieder in Deutschland, erweist sich das Zusammenleben als kompliziert.

Während Otto mit seinen Koikarpfen zufrieden zu sein scheint, träumt Ida stets von Größerem und Besserem. Selbst Umzüge ins komfortablere Reihenhaus und die Villa am See befriedigen Idas Wünsche nach mehr nicht.

Lose eingebettet hat Doris Dörrie (Erleuchtung garantiert, Kirschblüten – Hanami, Freibad) diese Geschichte in das Märchen vom Fischer und seiner Frau. Gelegentlich kommentieren zwei Koifische – die ebenfalls von Maria Lara und Christian Ulmen gesprochen werden-  die Handlung und hoffen sich wieder in Menschen zurück zu verwandeln, wenn Ida und Otto zusammenbleiben.

Der Film überrascht und verzaubert am Anfang durch seine farbenprächtige Japan-Kulisse, originelle Ideen und witzige Dialoge. Doch genau wie viele Zweierbeziehungen verliert Der Fischer und seine Frau nach einiger Zeit deutlich an Drive. Der Film harkt etwas hektisch die weiteren Lebensstationen seiner von Alexandra Maria Lara und Christian Ulmen sehr sympathisch verkörperten Hauptfiguren ab, ist aber insgesamt eine äußerst erfreuliche Angelegenheit.

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Erleuchtung garantiert

Der Feng-Shui-Experte Gustav (Gustav-Peter Wöhler) und sein frisch von der Ehefrau verlassener Bruder Uwe (Uwe Ochsenknecht) wollen in einem Zen-Kloster in Japan inneren Frieden finden. Doch schon am ersten Abend in Tokio verirren sie sich völlig und bereits der Weg ins Kloster wird zu einem wahnwitzigen Selbstfindungstrip.

1999 – fast 10 Jahre vor ihrem Meisterwerk Kirschblüten – Hanami – drehte Doris Dörrie (Freibad) mit kleiner Crew und dem improvisationserfahrenen Produzenten Franz X. Gernstl (Gernstls Reisen) dieses kleine Filmjuwel vor Ort in Japan.

Erleuchtung garantiert könnte auch problemlos als Dogma-Film durchgehen (weil: kein Genre, keine Studiokulissen, keine extra komponierte Filmmusik, usw.), ist jedoch ein sehr viel entspannterer Film als die oft etwas anstrengenden skandinavischen Stilübungen.

Dem Film gelingt das Kunststück den Selbstfindungsversuchen seiner beiden Hauptfiguren allerlei lustige Seiten abzugewinnen, die ganze Sache (und Suche) aber dennoch nicht lächerlich zu machen und als durchaus nachahmenswert darzustellen.

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Sky Fighters

In keinem anderen Land der Welt entstanden so viele Comics über tollkühne Militärpiloten wie in Frankreich. Neben Buck Danny und Dan Cooper gehört die 1959 entstandene Serie Tanguy und Laverdure, die auch bei uns als Mick Tangy erfolgreich in ZACK veröffentlicht wurde, zu den langlebigsten Vertretern dieses Genres.

Der ungemein produktive Autor Jean-Michel Charlier (Blueberry) hatte schon im Rahmen seiner Recherche für Buck Danny den Berufspilotenschein gemacht und in Tanguy und Laverdure feierte er ausgiebig die Stärken des französischen Düsenjägers Mirage. Doch zunächst ging es nicht nur bierernst technisch in der Serie zu, dafür sorgte schon die Figur des tollpatschigen Laverdure, die der Asterix-Zeichner Albert Uderzo nach seinem Ebenbild gestaltete und die einen angenehmen Konrast zum heldenhaft-blassen Tanguy bildete.

Als 1966 dann Jije (Jerry Spring, Valhardi) das Zeichnen der Serie übernahm, wurden die Slapstick-Elemente etwas zurückgeschraubt. Zeitgleich entstand unter dem Titel Les chevaliers du ciel in Frankreich auch eine TV-Serie und Jije passte das Aussehen der Comic-Hauptfiguren dem Erscheinungsbild der Darsteller Jacques Santi und Christian Marin (Der Gendarm von St, Tropez) an. Unter dem Titel Les chevaliers du ciel entstand 2005 auch ein aufwändiger Kinofilm.

Diesmal wurden jedoch die Namen der Hauptfiguren in Capitaine Antoine „Walk’n“ Marchelli (Benoît Magimel) und Capitaine Sébastien „Fahrenheit“ Vallois (Clovis Cornillac spielte auch die Titelrolle in Asterix bei den Olympischen Spielen) geändert Im Mittelpunkt des explosiven Geschehens steht die von feindlichen Mächten begehrte Mirage 2000. Doch trotz massiver Unterstützung der französischen Streitkräfte gelang es dem Regisseur Gérard Pirès (Taxi) aus dem Stoff keinen pathetischen Rekrutierungsbilderbogen im Stile von Top Gun zu machen, sondern eine muntere und triviale Abenteuergeschichte zu erzählen, die trotz aller technischer Updates und einem deutlich höheren Anteil an tragenden weiblichen Rollen dem Geiste der Comicvorlage erstaunlich treu blieb.

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Red River

Durch John Fords Höllenfahrt nach Santa Fe mit John Wayne wurde 1939 das Westerngenre erwachsen. Knapp zehn Jahre später konnte sich Wayne in Red River von Howard Howks (Hatari!) erstmals als Charakterdarsteller profilieren. Der von ihm verkörperte Thomas Dunson ist zwar die Hauptfigur des Films über den ersten großen Viehtransport quer durch den Wilden Westen, ein Held ist er aber noch lange nicht. 

Ein kurzer Prolog schildert, wie Dunson die Liebe seines Lebens bei einem Indianerüberfall auf einen Wagentreck verliert und den einzigen Überlebenden, den kleinen Matthew Garth, als Pflegesohn adoptiert. 15 Jahre später ist Thomas Dunson ein verbitterter Mann, der seine Ranch in Texas mit eiserner Hand führt. Auch bei einem langwierigen und sehr gefährlichen Viehtrail zur Eisenbahnlinie nach Missouri nimmt Dunson wenig Rücksicht auf seine Männer. Dies schmeckt Matthew überhaupt nicht und er rebelliert gegen seinen Stiefvater, den er eigentlich bewundert…

Lange bevor James Dean in Denn sie wissen nicht was die tun oder Jenseits von Eden gegen seine Väter aufmuckte, hatte Montgomery Clift in seinem ersten Kinofilm dem übermächtigen John Wayne auf seine ruhige besonnene Art Paroli geboten. Doch Red River wäre heute nicht der große Westernklassiker, wenn es nur um einen Vater-Sohn-Konflikt gehen würde.

Mit beeindruckenden Naturaufnahmen, realistischen Einblicken ins harte Cowboyleben, der legendären in City Slickers zitierten Yihaa!-Aufbruchsszene, einer wilden Stampede mit Tausenden von Rindern und einer kernigen alles bereinigenden Schlägerei gelang Howard Howks ein Meisterwerk des (Western-) Kinos.

Limited Collector’s Edition im Mediabook mit Blu-ray, Bonus-Blu-ray und DVD: Enthält sowohl die bekannte Langfassung (133:14 min, Originalfassung und zwei Synchronfassungen) als auch die von Howard Hawks bevorzugte, kürzere Original-US-Kinofassung (127: 03 min, keine deutsche Fassung ) erstmals in Deutschland neu restauriert in HD. Außerdem enthalten: die kolorierte TV-Fassung in SD (132:59 min). Mit einem exklusiv für diese Edition produziertes 34-minütiges Extra: „Hawks Goes Independent – Mike Siegel über Red River“. Hinzu kommt noch der deutsche Trailer (3:10 min) und der US-Trailer (1.55 min)

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Mad God

Seinen Namen hat noch nicht jeder gehört, doch seiner Kreationen dürften bekannt sein: Phil Tippett, zweifacher Oscar-Preisträger, Monster-Designer und Stop-Motion-Legende. Einer der führenden kreativen Köpfe der Special Effects bei Filmen wie Star Wars, Robocop und Jurassic Park. Seit Tippett mit fünf Jahren King Kong im Fernsehen gesehen hat, war es um ihn geschehen und er wusste, was er für den Rest seines Lebens machen wollte. Weitere Inspirationsquellen war Sindbads siebente Reise von Ray Harryhausen.

Schon früh beginnt Tippett mit einer Super-8- Kamera und selbstgebastelten Monstern zu experimentieren. Es folgen erste Aufträge für Cascade Pictures, wo er unter anderem auf Cartoon-Legende Tex Avery trifft. Mitte der 70er- Jahre stieß Tippett dann zum Team von Star Wars hinzu. Nachdem George Lucas einige seiner Stop-Motion-Puppen gesehen hat, lässt er Tippett die legendäre Schachsequenz animieren. Der Rest ist Legende: In der von Lucas gegründeten Special-Effects-Schmiede ILM entwirft Tippett so denkwürdige Kreaturen wie die riesigen, roboterartigen Schneeläufer, die kamelähnlichen Taun Tauns, das Rancor- Monster, Jabba the Hut und vieles mehr.

Tippetts Spezialität bleibt die Stop-Motion, bei der mit Kugelgelenken versehene Miniaturen einzelbildweise animiert werden. Anfang der 80er entwickelt er diese zur sogenannten “Go Motion“ weiter, die den Übergang zur heutigen Computeranimation bildet. Als 1993 Jurassic Park entsteht, verzichtet man auf Phil Tippets bereits angestaubte Technik zugunsten von Computereffekten. Dank seiner Erfahrungen mit Dinosaurier-Bewegungen war Tippett jedoch in beratender Funktion bei Jurassic Park tätig.

Bereits Mitte der 80er-Jahre gründet Tippett seine eigene Firma Tippett Studios, aktuell immer noch eines der führenden Studios für Special Effects (und hat natürlich hat er schon lange CGI- Animation in petto). Während andere die Arbeit an den Monitoren erledigen und seine Frau sich um die Finanzen kümmert, arbeitet Phil Tippett am liebsten im Keller an seinen eigenen Stop-Motion-Welten. Vor gut dreißig Jahren hat er ein ehrgeiziges Projekt in Angriff genommen: Einen abendfüllenden, reinen Stop-Motion- Film mit dem Titel Mad God, der teilweise durch Crowdfunding finanziert wurde.

Laut eigener Aussage hat Tippett das Projekt im Kopf, seit er in jungen Jahren einen Bildband mit Gemälden von Hieronymus Bosch in den Händen hielt. Der Film handelt von einem mysteriösen Gasmasken-Mann, der sich mit einer Taucherglocke in eine zerstörte, höllische Welt begibt. Auf seiner Reise durch die Unterwelt trifft er seltsame Kreaturen, die von noch größeren Monstern gejagt werden. Schließlich erreicht er eine Stadt, die von einer Armee gesichtsloser Drohnen beherrscht wird.

2021 ist Mad God schließlich fertiggeworden und Tippett bekam dafür auf dem Filmfest in Locarno eine Auszeichnung. Kollegen wie Filmregisseur Guillermo del Toro (Shape of Water) schätzen Mad God als „das Werk eines wahren Meisters“. Doch um es vorwegzunehmen: Eine wirkliche Story darf hier nicht erwartet werden. Es gibt kein Drehbuch, Phil Tippett packt einfach alles, was sich in seinem Kopf angesammelt in seinen Film.

Dabei kommen erstaunliche Bilder und Figuren heraus, auch wenn der Film als Ganzes ein wenig konfus und manchmal auch ein bisschen billig wirkt (besonders dann, wenn Stop-Motion durch verkleidete Schauspieler ersetzt wird). Vor allem aber ist Mad God das kompromisslose Werk eines Künstlers, der diesen Film einfach machen musste. Um nicht verrückt zu werden vielleicht? Wer weiß. Schließlich trägt Tippett seit einigen Jahren einen weißen Rauschbart, der ihn wie der liebe Gott aussehen lässt.

Matthias Schäfer

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Red Heat

Walter Hill hatte 1982 mit Nur 48 Stunden nicht nur Eddie Murphy zum Star gemacht, sondern auch gleich ein neues Filmgenre geschaffen: Das Buddy-Movie. Hier gehen sich zwei unterschiedliche Charaktere, meist Cops, in der ersten Hälfte des Filmes aufs ausgiebigste auf den Keks, um sich dann in der zweiten Hälfte des Filmes zusammenzuraufen, ihren Fall mit Karacho zu lösen und sich dabei auch noch andauernd das Leben zu retten.

Nachdem 1988 in Alien Nation bereits ein Außerirdischer als Partner für James Caan verpflichtet worden war, konnte schließlich im selben Jahr auch noch das letzte Tabu gebrochen werden und James Belushi musste mit einem Russen zusammenarbeiten. Da Walter Hill damals sehr viel besser in Form war als bei seiner später entstandenen 48 Stunden-Fortsetzung wurde Red Heat ein rundum erfreulicher Film, der so geschickt Ironie und Action ausbalancierte, dass es schließlich sogar eine Dreherlaubnis für Moskau gab. Diese kam jedoch zu spät, da Budapest bereits als Double hergehalten hatte und das wirkliche Moskau daher nur recht kurz am Anfang und am Ende von Red Heat zu sehen ist.

James Belushi als sarkastischer Gegenpart zu Arnie funktionierte so gut, dass er nach Red Heat gleich noch ein weiteres unkonventionelles Buddy-Movie drehte: In K 2 – Mein Partner mit der feuchten Schnauze war sein Buddy ein deutscher Schäferhund. Auch Arnies nächster Film, Zwillinge mit Danny de Vito, kann getrost als Buddy-Movie bezeichnet werden.

Red Heat zeigt darüber hinaus auch erstmals einen darstellerisch wirklich geforderten Schwarzenegger. Für seine Rolle als Russe Danko, der nach Chicago kommt um einen Drogenbaron in seine Heimat zu überführen und die USA mit erheblichen Misstrauen beäugt, hat Arnie sich immerhin Greta Garbos Arroganz aus Ninotschka (USA 1939, Regie: Ernst Lubisch) zum Vorbild genommen und er bringt dadurch einen für westliche Zuschauer glaubhaften Russen zustande.

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Argo

Wenn sich ein Drehbuchautor diese Geschichte ausgedacht hätte, wäre er in Hollywood höchstwahrscheinlich nicht zum Zuge damit gekommen. Am 4. November 1979 wurde die US- Botschaft in Teheran gestürmt und fanatisierte iranische Studenten nahmen 52 Amerikaner als Geiseln. Sechs Botschaftsangestellten gelang es zu fliehen und der kanadische Botschafter versteckte sie in seinem Haus. Der CIA-Agent Tony Mendez hatte eine wahnwitzige Idee, wie seine sechs Landsleute ohne Anwendung von Gewalt zurück in die USA reisen könnten.

Mendez macht sich auf nach Hollywood und bedient sich der Hilfe des Planet der Affen-Maskenbildners John Chambers um ein gefaktes Science-Fiction-Filmprojektnamens Argo in Gang zu bringen. Zwei Jahre zuvor wurden für Star Wars einige Szenen in der Wüste Marokkos gedreht und daher scheint es plausibel zu sein, wenn Mendez als angeblicher Produzent des angeblichen kanadischen Filmes Argo in den Iran reist, um dort nach exotischen Drehorten Ausschau zu halten. Ob es jedoch den iranischen Behörden plausibel erscheint, wenn Mendez allein in Teheran als Produzent einreist und anschließend gemeinsam mit einen sechsköpfigen “Filmteam“ wieder ausreist, wird sich noch zeigen…

Mit seiner dritten Regiearbeit gelang Ben Affleck ein ebenso amüsanter wie hochspannender Film. Die Szenen in Hollywood mit Alan Arkin als ausgefuchsten Produzenten und John Goodman als jovialem Maskenbildner sind schreiend komisch. Im hochspannenden Finale hingegen wird nachvollziehbar die bedrückende Unsicherheit von Menschen vermittelt, die nicht wissen ob sie in ihr Heimatland zurückreisen dürfen oder hingerichtet werden.

Affleck erzählt seine Geschichte ganz ohne politische Hetze und glorifiziert auch den CIA nicht, sondern lässt dort einen Haufen Bürokraten um die Wette intrigieren. Beeindruckend ist auch, dass Ben Affleck, der 2002 in Der Anschlag noch Tom Clancys CIA-Mann Jack Ryan gradlinig heroisch spielte, die Hauptrolle des Tony Mendez als fast schon schüchternen Individualisten anlegt, der sich daran macht seinen “besten schlechten Plan“ gewaltfrei in die Tat umzusetzen. Im Nachspann werden die Darsteller den tatsächlichen Personen gegenübergestellt und die Ähnlichkeit ist frappierend. Auf den weiteren Verlauf von Ben Afflecks Karriere bin ich mehr als gespannt!

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Die Entdeckung der Currywurst

Hamburg kurz vor Kriegsende: Lena Brückner, deren Mann und Sohn im Kriegseinsatz sind, lernt den jungen Marinesoldaten Hermann kennen. Sie verbringen eine Nacht zusammen und Lena bietet ihm danach an, sich weiterhin in ihrer Wohnung zu verstecken, während sie tagsüber im Versorgungsamt arbeitet. Ihr tristes Leben ist auf einmal voller Leidenschaft. Als plötzlich der Krieg zu Ende ist, verschweigt sie Hermann dies, denn er hat ihr ja auch nicht erzählt, dass er Frau und Kind hat…

Ach ja, in Uwe Timms auch schon als Comic adaptierter Novelle geht es natürlich auch noch um die Erfindung bzw. Entdeckung der Currywurst, doch dies Ereignis (das anderen Legenden zufolge in Berlin oder im Ruhrpott stattfand) wird nur ganz am Rande dieser Liebesgeschichte erzählt. Genauso verhält es sich mit dem historischen Hintergrund, den die Regisseurin Ulla Wagner eher beiläufig (aber ganz gewiss nicht verharmlosend) vermittelt. Ein Aufenthalt im Luftschutzkeller, der penetrante Blockwart aber auch die Freude an einer Zigarette vom Schwarzmarkt führen dazu, dass sich Lena und Herrmann noch stärker zueinander hingezogen fühlen.

Durch das hanseatische Understatement in der manchmal etwas zähen Erzählstruktur vermittelt der Film die Leidenschaft in der Beziehung zwischen Lena und Hermann – trotz der guten darstellerischen Leistungen von Barbara Sukowa und Alexander Khoun – nur bedingt. Doch als Gegenpol zu krachigen protzig ausgestatteten und eigentlich überflüssigen Kriegsepen wie es sie in TV (Dresden) oder Kino (Der Untergang) zuhauf gibt, taucht diese unaufgeregt in Szene gesetzte Geschichte (die zum Ende dann doch noch an Witz und Tempo gewinnt, schließlich muss ja noch die Currywurst entdeckt werden) allemal.

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