Archiv der Kategorie: SERIE

Die beste Serien im TV oder online.

Der Doktor und das liebe Vieh – Staffel 4

Die Vorstellung irgendwo auf dem Lande zu arbeiten, dort tagsüber Haustiere zu behandeln und abends herausgeklingelt zu werden, um Kühe zu verarzten, klingt nicht gerade wie ein Traumjob. Doch wenn sich all dies in der traumhaft schönen hügeligen Landschaft des nordenglischen Yorkshires abspielt und zudem auch noch nostalgisch verklärt daherkommt, schaut das Ganze schon sehr viel freundlicher aus.

Die Rechnung ging bereits auf, als die BBC von 1977 bis 1990 die von James Alfred Wright unter dem Pseudonym James Herriot verfassten auf tatsächlichen Erlebnissen basierenden Erinnerungen eines jungen Tierarzt in eine höchst vergnügliche Serie verwandelte. Die einzigen Mankos von “All Creatures Great and Small“ (so der Originaltitel) sind aus heutiger Sicht die mangelhafte Bildqualität und die blassen Farben.

Unvergessen ist jedoch das Hauptdarstellertrio Robert Hardy, Christopher Timothy und Peter Davison. Daher war Skepsis angesagt, als 2020 ein auf den Spuren von Downton Abbey wandelnder edel ausgestatteter Relaunch gestartet wurde. Die Neuauflage sieht sehr viel besser aus und auch die neue Besetzung mit Samuel West, Callum Woodhouse und Nicholas Ralph muss sich nicht vor den Originaldarstellern verstecken.

Die Geschichten wurden behutsam modernisiert. Jetzt leben im Dörfchen Darrowby und auf den nahegelegenen Höfen auch People of Colour. Außerdem spielen Herriots Gattin Helen (Rachel Shenton) und die Haushälterin Mrs. Hall (Anna Madeley) gleichberechtigte Hauptrollen. Deutlich an Profil gewonnen hat auch Mrs. Pumphrey (Patricia Hodge), die mittlerweile nicht nur durch Skurrilität, sondern auch durch Lebensweisheit glänzende wohlhabende Halterin des Pekinesen-Hündchens Tricki Woo.

Das Konzept die einzelnen Staffeln, die in einer zur Weihnachtszeit spielenden siebten Episode gipfeln, kam sehr gut an. Mittlerweile liegt – auch auf Blu-ray – die vierte Staffel vor, die 1940 spielt. Kriegsbedingt ist Callum Woodhouse als zu den Waffen gerufene Tristan Farnon diesmal nicht dabei. Doch als nicht minder schrulliger Ersatz sorgt James Anthony-Rose als theoretisch begabter Tierarzt in spe für so manchen Lacher.

Roter Faden der vierten Staffel ist der Kinderwunsch von James und Helen, sowie die Sorge, dass der angehende Vater in den Krieg ziehen muss. Auch diesmal wurde die Mischung aus dramatischen, komischen und zu Herzen gehenden Momenten wieder nahezu perfekt angerührt. Den Bewohnern der Tierarztpraxis im Skeldale House ist ein langes und ausgefülltes Leben zu wünschen, damit wir weiterhin im Jahrestakt daran teilhaben können.

Die Edition von Polyband enthält auf zwei Blu-rays alle sieben Episoden der vierten Staffel. Hinzu kommen ein Interview mit James Anthony-Rose (4:24 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), Schnellfragerunde (3:21 min) sowie ein Dialekt-Quiz mit den Darstellern Anna Madeley, Samuel West, Nicholas Ralph undJames Anthony-Rose (circa 9 Minuten)

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Die Wespe – Staffel 2

Eddie Frotzke (Florian Lukas) war 1997 und 1999 deutscher Dart-Meister. Er trägt Schnauzbart, Jogginghosen und den nur mäßig beeindruckenden Kampfnamen „Die Wespe“. Beim Versuch an seine alten Erfolge anzuknüpfen, verliert er ein Auge und landet im Knast.

Im Zentrum der zweiten Staffel von Die Wespe, die Tobi Baumann (Der WiXXer) anstelle von Hermine Huntgeburth (Lindenberg! Mach Dein Ding) inszenierte, steht noch stärker Eddies Frau Manu (Lisa Wagner). Diese ist ebenfalls eine begabte Dartspielerin und hat gute Chancen ihrem Mann den Rang abzulaufen.

Zu diesem sich permanent trennenden und wieder versöhnenden Chaospaar gesellen sich einige schillernde neue Charaktere. Großartige Auftritte haben Meret Becker als autoritäre und alles andere als uneigennützige Bewährungshelferin, Peter Lohmeyer als Kleinganove, sowie Aleksandar Jovanovic als schleimiger Esoterik-Coach.

Auch die sechs Episoden der zweiten Staffel der Sky-Serie sind quasi ein durchgehender Spielfilm. Einer durchaus dramatischen Geschichte mit beeindruckend in Szene gesetzten Dart-Duellen werden immer wieder komische Momente abgetrotzt, ohne dass es jemals albern wird

Die DVD-Veröffentlichung der zweiten Staffel enthält als Bonus diese Dokus: „Das C in DIE WESPE steht für COMEBACK“, (4:03 min), „Interview mit Eddie Frotzke“ (5:05 min), “Eddie 2.0“ (1:58 min) „Dart-BFF 2.0“ (2;00 min), “Zu viert ist man weniger allein“ (2:18 min) und “Die Angst vor dem Verlieren verlieren“ (1:40 min)

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The Responder

Für diese BBC-Serie spricht zunächst einmal, dass Martin Freeman in der Hauptrolle zu sehen war. Doch der zuvor durch markante und oft etwas knuffige Auftritte als Dr. Watson, der Hobbit Bilbo und Arthur Dent aufgefallene Brite spielte in The Responder die Titelrolle des degradierten Polizisten Chris Carson, der Nachschichten in Liverpool schiebt. Dabei ist er als Erster an den Tatorten und wird mit extremen Situationen und Charakteren konfrontiert.

Das Drehbuch stammt von ehemaligen Polizeibeamten Tony Schumacher, der eigene Erlebnisse einarbeitete. Die ersten beiden Folgen wirken wie eine Doku und verbreiten eine zutiefst depressive Grundstimmung. Ich brauchte einen zweiten Anlauf, um endgültig in die finstere Welt von Chris Carson abzutauchen und habe es nicht bereut.

Interessant wurde es, als dem ausgebrannten Nachtschichtler die junge Polizistin Rachel Hargreaves (Adelayo Abedayo) an die Seite gestellt wird. Diese hat unschöne Dinge über Carson gehört und misstraut ihm. Doch als die beiden mit ihren Lebensumständen alles andere als zufriedenen Ordnungshüter mehr übereinander erfahren, finden sie eine gemeinsame Basis und stellen sich den Herausforderungen der Nacht und des Lebens…

Die Blu-ray-Edition von Polyband enthält auf zwei Scheiben alle sechs Episoden der ersten Staffel (es wird eine Fortsetzung geben). Enthalten sind außerdem zwei kurze, aber interessante Dokus: “Making-of“ (6:24 min) und Über die Produktion (3:01 min)

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Australia

Epische Kino-Melodramen wie Vom Winde verweht oder Dr. Schiwago standen eindeutig Pate als Baz Luhrmanns (Moulin Rouge) 2008 sein Nationalepos Australia mit Nicole Kidman und Hugh Jackman auf die große Kinoleinwand brachte. Der fast dreistündige Film war fast überall ein großer Erfolg, nur in den USA nicht.

Als Tom Hanks bei den Dreharbeiten zu Elvis an Corona erkrankte und die Produktion brachlag, nutze Luhrmann die Zeit, um die seinerzeit nicht verwendeten Szenen zu sichten und an einer neuen Version von Australia zu arbeiten. Das Resultat ist die aus sechs unterschiedlich langen „Kapiteln“ bestehende Miniserie Faraway Downs, die bei uns auf Disney+ unter dem Originaltitel Australia läuft.

Der auffälligste Unterschied ist – abgesehen von den oft etwas abgehackt wirkenden Szenenwechseln – gleich am Anfang zu sehen, denn der neue Vorspann wurde von Aborigine-Kreativkräften gestaltet. Ansonsten ist die ganze Sache eine Stunde länger und Luhrmann hat ein anderes Ende verwendet. Auch die Serie zeigt imposante Aufnahmen von Naturkulissen, durch die Touristen nach Australien gelockt werden sollen.

Der Musical-Fan Luhrmann hat aber auch Gesang und Tanz in die Handlung geschmuggelt. So intoniert Frau Kidmann zum Troste des kleinen Aborigine-Jungen Nullah (Brandon Walters) ziemlich schräg Somewhere over the Rainbow und zum großen Ball taucht der ansonsten im Film eher das legere Raubbein gebende Jackman plötzlich frisch rasiert und im schmucken Anzug auf.

Luhrmann versucht mit Australia fast die gesamte jüngere Geschichte seiner Heimat aufzuarbeiten. Dabei glorifiziert er nicht nur die trinkfesten Einwohner, sondern erzählt auch von jenen seinerzeit aus ihren Familien verschleppten Aborigines. Die Geschichte von der steifen britischen Lady hingegen, die es wegen der Farm araway Downs nach Australien verschlagen hat und die langsam aber sicher dem rauen Charme des Naturburschens verfällt, ist zwar nicht eben neu, gibt den beiden Hauptdarstellern aber Gelegenheit zu allerlei charmanten Mätzchen.

Das Resultat war ein bombastisches Filmepos, das stilsicher Kitsch, Humor, Pathos, Action, Romantik und großartige Bilder zu einem Gesamtkunstwerk vermengte. Dennoch sehnte ich mich seinerzeit im Kino nach knapp drei Stunden langsam nach einem Ende, doch Luhrmann kleisterte weiterhin eine spektakuläre Szene an die nächste. Auf Disney+ kann Australia jetzt wohldosiert genossen werden. Möglicherweise geht es sogar weiter, denn der verlängerte Film wird als “Staffel 1“ bezeichnet.

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Rabbit Hole

Endlich ist Kiefer Sutherland wieder in einer Thriller-Serie zu sehen. Dass ihm andere Rolle weniger liegen, beweist der Auftakt von Rabbit Hole. Als der von ihm verkörperte John Weir Erfolge im Beruf und im Liebesleben zu verzeichnen hat, gelingt es dem Darsteller Sutherland nicht wirklich seinem Charakterkopf ein zufriedenes Lächeln abzutrotzen.

Erst nachdem ihm am Ende der ersten Episode sein Leben um die Ohren geflogen ist, gewinnt er als dauerbesorgter Krisenmanager an schauspielerischem Profil. Genau wie als Jack Bauer in 24 können ihn in dieser Serie Brutalitäten keineswegs erschrecken, auch nicht, wenn er sie selbst begangen hat…

Doch während bei den acht Staffeln von 24 auch in der jeweils vierundzwanzigsten Episode noch Hochspannung herrschte, ist bei Rabbit Hole bereits nach acht Folgen die Luft raus und die Serie wird nicht in die Verlängerung gehen.

Dank mancher recht nah an den heutigen technischen Möglichkeiten orientierten Hightech-Spekulation, einer insgesamt guten Spannungsdramaturgie, sowie interessanter Darsteller wie Charles Dance oder Meta Golding lohnt sich die Serie.   

Bei Paramount ist eine Box mit allen acht Episoden auf drei DVDs erschienen (eine Blu-ray-Veröffentlichung gibt es in Großbritannien und USA) Enthalten ist dieses interessante Bonusmaterial: „Im Kaninchenbau graben“ (9:29 min), „Der Look von Rabbit Hole“ (10:43 min) und „Stunts“ (7:16 min).

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Die Wespe

Eddie Frotzke (Florian Lukas) war 1997 und 1999 deutscher Dart-Meister. Er trägt Schnauzbart, Jogginghosen sowie den nur mäßig beeindruckenden Kampfnamen Die Wespe und versucht immer noch an seine alten Erfolge anzuknüpfen, um vielleicht sogar zur Weltmeisterschaft nach London reisen zu können.

Eddies Frau Manu (Lisa Wagner) betreibt halbwegs erfolgreich ein Berliner Sonnenstudio. Sie finanziert ihrem Ehemann sein wenig glamouröses Leben als Teilnehmer an Dart-Turnieren in abgelegenen Gaststätten, bei denen es Preisgelder im dreistelligen Bereich zu gewinnen gibt.

Dann gibt es noch den hoffnungsvollen Newcomer Kevin (Leonard Scheicher), der Eddie zugleich bewundert und (Vorsicht, Spoiler) mit Manu betrügt. Dieses Dreiecksverhältnis gipfelt in einem Hahnenkampf mit Dartpfeilen, bei dem Eddie ein Auge verliert.

Dieser versucht sich daraufhin als Staubsauger-Vertreter und trägt zu Manus Verwunderung zum ersten Mal seit Jahrzehnten “Hosen mit Knöpfen“. Dies rettet jedoch nicht die Ehe und Eddie zieht zu seinem alten Kumpel Nobbe alias „Der Norbinator“ (Ulrich Noethen) in die Gartenlaube.

Unter der Regie von Hermine Huntgeburth (Lindenberg! Mach Dein Ding) entführt ein großartiges Ensemble in die schäbig schimmernde Welt der deutschen Dartprofis. Es ist zu vermuten bzw. zu befürchten, dass die knochentrocken erzählte Sky-Serie nicht allzu weit entfernt von der Realität angesiedelt ist.    

Die sechs Episoden der ersten Staffel von Die Wespe funktionieren auch als durchgehender Spielfilm. Dank der gut ausbalancierten Mischung aus Komik und Tragik wird Appetit auf die Fortsetzung geweckt. Die DVD-Veröffentlichung enthält als Bonus die fünf kurzen Dokus „Dart ist kein Kinderspiel“, „Das K in DIE WESPE steht für KULT“, „Das S in Kevin steht für SUPERSTAR“, „Das Dreigestirn der Dart-Szene“ und „Dart-BFF“, die zugleich auch als Trailer sind.

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Last Exit Schinkenstraße

Am Anfang kehrt Heinz Strunk kurz in die Welt von Fleisch ist mein Gemüse zurück. Er spielt den Saxophonisten Peter Voss, der zusammen mit seinem besten Kumpel, dem Trompeter Torben Bruhn (großartig: Marc Hosemann aus Die Discounter) in der ziemlich durchschnittlichen Partyband Boarding Time spielt. Bei einem Auftritt zum 50. Jubiläum eines Fleisch- und Wurstspezialisten erklingt auch der Heinz-Strunk-Hit Alarmstufe Rahmstufe.

Was jedoch nicht erklingt sind die Blasinstrumente von Hans und Torben. Die nicht mehr ganz jungen Mucker (Fachbegriff für mittelprächtig begabte Tanzmusiker, die bis spät in die Nacht Liveauftritte abliefern) hätten eigentlich schon während des Auftritts merken müssten, dass sie durch eine attraktive Sängerin ersetzt werden sollen.

Als ihnen dann der Bandleader Manni (herrlich schmierig: Charlie Hübner) auch noch das Tschüss anbietet, bricht für Peter und Torben eine gar nicht so prächtige Welt zusammen. Mit dem Mut der Verzweifelten versuchen sie dies als Chance zu sehen. Peter tritt als Pierre Panade am Ballermann mit selbstkomponierten Saufhits wie Liebesdöner oder Du sollst nicht lecken, bevor es tropft auf und Torben fungiert als sein Manager.

Die erste 20-minütige Episode dieser auf Amazon Prime online gestellten sechsteiligen Serie ist ebenso pointen- wie milieusicher. Danach gelingt es nicht immer dieses Niveau zu halten. Doch Strunks manchmal gar nicht so dunmme dumme Sprüche, die vor Ort auf Mallorca eingefangene Dauerparty inklusive allerlei tragikomische Momente, sowie amüsante Gastauftritte von Katharina Wackernagel, Bjaene Mädel, Ollie Schulz und (natürlich) Mickie Krause sprechen für Last Exit Schinkenstraße.

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Heißer Verdacht – Prime Suspect

Anfang der 90er-Jahre gab es in Großbritannien weder bei der Polizei noch in TV-Serien weibliche Führungskräfte, die Ermittlungen leiteten. Dies änderte sich erst nachdem Helen Mirren 1991 als Detective Chief Inspector Jane Tennison ihren Dienst in der fiktiven Southampton Row Police Station in Central London antrat.

Die Serie Prime Suspect wurde zwar hauptsächlich in Manchester gedreht, doch die Erfahrungen, die Tennison mit ihren männlichen Mitarbeitern und Vorgesetzten machte, basieren auf tatsächlichen Erlebnissen von Jackie Malton, die eine der ersten weiblichen Polizeidetektive in England war. Malton gab Helen Mirren den Ratschlag als Jane Tennison im Dienst niemals zu lächeln, da dies als Schwäche ausgelegt werden kann. Malton glich auch die Drehbücher von Lynda Joy La Plante mit ihren Lebenserfahrungen ab.

Die von Mirren gespielte Kriminalistin hat durch ihre Hartnäckigkeit zwar große Erfolge, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis. Da sie quasi immer im Einsatz ist, gehen ihre Beziehungen beständig in die Brüche. Obwohl sie im Job mit vielen Menschen konfrontiert wird, ist sie einsam. Mirren gelingt es sowohl das Leid von Jane Tennison, die in der letzten Episode zu den Anonymen Alkoholikern geht, als auch ihre kurzen Momente des Triumpfes, die die Polizistin gerne im Spiegel betrachtet, mitreißend darzustellen.

Aus heutiger Sicht mögen die ersten drei Staffeln, die jeweils eine durchgehende Geschichte in zwei spielfilmlangen Episoden erzählen, ein wenig langatmig wirken. Doch die in spannende Handlungen verpackten Themen Gleichberechtigung, Rassismus und Homophobie stehen immer noch auf der Tagesordnung.

Als in der vierten Staffel drei in sich abgeschlossene Episoden erzählt wurden, hob die Serie für mich richtig ab. Ich vergaß völlig, dass ich hier eine vor drei Jahrzehnten entstandene Serie sah und war live dabei als Jane Tennison immer wieder vergeblich versuchte, ein Privatleben am Rande ihrer Ermittlungen zu führen.

Die siebte und letzte Staffel wurde 2006 ausgestrahlt und erzählt von Jane Tennisons letzten Fall. Wer Prime Suspect heute bingewatcht, kann an einem Tag die Highlights und Tiefpunkte eines 15-jährigen Berufslebens miterleben. Manche der Geschichten mögen etwas künstlich zugespitzt wirken, doch wenn es Jane Tennison gelingt Licht in ganz finstere Angelegenheiten zu bringen, dann scheint ihr Einsatz ohne Rücksicht auf eigene Verluste Sinn zu machen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Heimkinoveröffentlichung. In Großbritannien ist eine Box mit allen sieben Staffeln auf 10 DVDs erschienen. In Deutschland veröffentlichte Koch Media eine schön aufgemachte Blu-ray-Edition im Schuber. Die “Superbox mit 6 Discs“ hat allerdings ein paar Schönheitsfehler.

So fehlt die siebte Staffel, obwohl es dazu als Bonus ein Making-Of gibt. Die Bildqualität schwankt, die Episode Kind vermisst (The Lost Child) ist seltsamerweise nur im Vollbildformat enthalten und die frühen Episoden wurden nicht komplett synchronisiert. Für letzteres sind die öffentlich-rechtlichen Sender verantwortlich, die anscheinend ihren Zuschauern 1996 nicht zumuten wollten, dass Jane Tennison abgetrieben hatte. Auch in dieser Hinsicht sind die Heimkino-Editionen interessant, denn hier sind auch jene Szenen (mit deutschen Untertiteln) enthalten, die bei der deutschen Erstausstrahlung fehlten.  

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1923: A Yellowstone Origin Story

Noch bevor Taylor Sheridan (Hell or High Wate, Wind River, Tulsa King) seinen Serienerfolg Yellowstone, einen glaubhaft das Montana der Gegenwart versetzten Western mit Kevin Costner als Patriarch John Dutton, zu Ende bringt, hat bereits zwei Prequels produziert.  

1883 erzählt wie die von den Countrysängern Tim McGraw und Faith Hill verkörperten Vorfahren der Familie Dutton mit einem aus immer weniger Planwagen bestehenden Siedlertreck nach Westen unterwegs sind. Für eine der Hauptrollen konnte Sheridan den erfahrenen Westerndarsteller Sam Elliott verpflichten und in kleinen Nebenrollen sind Tom Hanks und Billy Bob Thornton zu sehen.

Im zweiten Yellowstone-Prequel 1923 spielen Helen Mirren und Harrison Ford die Hauptrollen. Wenn man den auf der DVD enthaltenen Specials trauen kann, so sind die beiden Stars ganz begeistert vom Drehbuch und der sorgfältigen Machart der Serie. Ford spielt Jacob Dutton den Urgroßonkel des von Costner verkörperten John Dutton und muss sich bereits 1923 gegen den Fortschritt stemmen, um seine große Farm in Montana zu retten. Als moralisch verrohter Spekulant Donald Whitfield erbringt der ehemalige 007 Timothy Dalton eine der besten Leistungen seiner Karriere.         

Doch in 1923 verlässt Taylor Sheridan auch immer ein wenig die Cowboy-Perspektive, zumindest in einem der Handlungsstränge. Hier wird erzählt, wie Jacob Duttons von seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg traumatisierter Neffe Spencer sich in Afrika für einige Jahre in eine Art Auftragskiller für besonders gefährliche Raubtiere betätigt und sich erfolgreich im Alexandra, eine kurz vor der Hochzeit stehende Britin aus besten Hause verliebt.  

Julia Schlaepfer und Brandon Skendar

Diese vor Ort in Afrika und Europa aufwändig in Szene gesetzte Geschichte ist fast noch spannender als die in Montana spielende Haupthandling. Dies liegt auch an Brandon Skendar und Julia Schlaepfer, die als Jacob und Alexandra ebenso beeindrucken wie Mirren und Ford. Im Gegensatz zu 1883 ist 1923 nach acht Episoden noch lange nicht zu Ende erzählt, und so wie es aussieht wird es noch zwei weitere Staffeln und zudem auch noch diverse andere Yellowstone-Prequels geben. Wenn Taylor Sheridan das hohe Niveau hält, dann nur her damit.

Kurz nach der Ausstrahlung bei Paramount+ erscheint die erste Staffel von “1923“ auch auf DVD, während es in USA und England Blu-ray-Editionen gibt. Doch die Extras der deutschen DVD können sich sehen lassen. Zu jeder der acht Episoden gibt es eine circa siebenminütige Doku. Hinzu kommt noch die Berichte: “Unaufhaltsame Veränderung: Das Abenteuer von 1923″ (41:52 min), “Ich bin das Land: Teonna Rainwater“ (13:13 min), “Wie man die Menschheit abbildet: Der Schnitt von 1923″ (14:34 min) und “Ein Einblick in die Serie“ (16:57 min)

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Munich Games

Dass diese für Sky produzierte Miniserie nicht pünktlich zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats online gestellt wurde, könnte daran liegen, dass befürchtet wurde, Nachahmungstäter könnten durch Munich Games auf sehr dumme Gedanken gebracht werden.

Erzählt wird von einem Fußballspiel der fiktiven Vereine München 08 und Halutzi Tel Aviv, das 2022 zum Gedenken an die Opfer des Terroraktes und als Beweis der deutsch-israelischen Freundschaft stattfinden soll. Bereits im Vorfelde des Freundschaftsspiels kommt es zu allerlei Gerangel zwischen den deutschen Geheimdiensten, der Landespolizei und dem Mossad.

Es wird nicht besser, nachdem im Darknet ein Videogame auftaucht, das dazu einlädt, das Olympiastadium schwerbewaffnet zu stürmen und die israelischen Sportler zu ermorden. In der Computergrafik sind Details von Sicherheitsmaßnahmen zu sehen, die nur Insider kennen.

Maria Köhler (Seyneb Saleh), eine deutsche Polizistin libanesischer Herkunft, versucht mit dem über brisante Geheiminformationen verfügenden israelischen Agenten Oren Simon (Yousef Sweid) zusammen zu arbeiten. Schon recht bald gibt es den ersten Toten…

Der Sechsteiler Munich Games verfügt über eine großartige internationale Besetzung, einen verwaschenen Look und einen alles andere als symphonischen experimentellen Soundtrack. Konventionelle Actionsequenzen sind Mangelware, doch dem Team von Regisseur Philipp Kadelbach (Unsere Mütter, unsere Väter) gelingt es innerhalb einer glaubhaften Geschichte eine fast permanente Hochspannung aufzubauen. 

Die Edition von Polyband enthält auf zwei DVDs alle sechs Episoden der Miniserie. Als Bonus gibt es diese elf Kurzdokus: „Das Drehbuch“, „Wiederholt sich die Geschichte?“, „Unterschiedliche Methoden, ein Ziel“, „Maria & Owen: Ein Team?“, „Agenten im Jahr 2022“, „Sky Fußballübertragung“, „Seyneb Saleh ist Maria Köhler“, „Yousef Sweid ist Oren Simon“, „Sebastian Rudolph ist Michael Hahn“, „Igal Naor ist Rafi Paz“ und „Dov Glickman ist Jackie Igelski“. Es handelt sich um ein- bis zweiminütige Berichte, die zwar Fakten zur Produktion enthalten, aber eher Trailer sind.

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