Eternauta

Die von 1957 bis 1959 im Comic-Magazin Hora Cero als Fortsetzung veröffentlichte Serie El Eternauta („Der ewig Reisende“) gilt als bedeutendster Comic Argentiniens. Dies liegt auch daran, dass die von Héctor Germán Oesterheld (Mort Cinder) geschriebene und von Francisco Solano López in Szene gesetzte Geschichte ab den Siebzigernn – auch durch das tragische Schicksal Oesterhelds –  als prophetisches politisches Gleichnis angesehen werden muss.

Eternauta

Doch unabhängig davon gelang Oesterheld und López eine hochspannende Geschichte, die als deutsche Erstausgabe beim avant-verlag erschienen ist. Ich empfehle dringend zunächst den 350-seitigen Comic zu lesen und sich erst dann mit den hochinteressanten Vorworten zu beschäftigen. Hier wird auf viele Details der Handlung eingegangen, die zwar für die Interpretation der Geschichte wichtig sind, zugleich werden dadurch aber auch der Verlauf der Handlung und das überraschende Ende vorweggenommen.

Eternauta

Das sehr stylische Cover der deutschen Ausgabe lässt vermuten, dass es sich um ein anspruchsvolles Stück Comic-Kultur handelt. Doch Eternauta ist sehr viel mehr: episch, immer wieder überraschend, menschlich anrührend und zudem auch noch unglaublich spannend. Erzählt wird davon, wie es im Winter 1963 plötzlich in Buenos Aires zu schneien begann. Dies passiert recht selten in der Hauptstadt Argentinien, doch diesmal ist der Schnee tödlich. Es überleben nur sehr wenige Menschen, deren Behausungen während des Schneefalls luftdicht verschlossen waren.

Eternauta

Im Zentrum der Handlung stehen der Eternauta Salvo, der zusammen mit einer Gruppe von Überlebenden, die sich luftdichte Anzüge geschneidert haben, versucht herauszufinden, was die Katastrophe ausgelöst hat. Achtung jetzt wird gespoilert: Hinter dem Schneefall stecken außerirdische Aggressoren, die wiederum andere Aliens, deren Planeten sie zuvor erobert haben, und später auch noch Menschen als willenlosen Marionetten bei ihrer Invasion einsetzen.

Eternauta
Wo ist Oesterheld?

Es ist schwierig, diese oft sehr grausame Schilderung des Zusammenbruchs der Zivilisation in Argentinien nicht mit dem rücksichtslosen Vorgehen der dortigen Militärdiktatur in den 70er Jahren in Verbindung zu bringen. Wenn am Ende der Geschichte Salvo der Eternauta verzweifelt versucht seine Familie wieder zu finden, dann erinnert dies auf äußerst tragische Weise an Elsa Oesterheld, die nie erfahren hat, was mit ihrem während der Militärjunta verschwundenen Mann Héctor, sowie mit den Töchtern Estela, Diana, Beatriz und Marina geschehen ist.

Eternauta

Die deutsche Ausgabe von Eternauta ist zugleich der Katalog einer vom Literaturhaus Stuttgart kuratierten Ausstellung. Der Comic wurde dafür eigens aufwändig restauriert und das Artwork von Francisco Solano López  sieht dadurch besser aus als in den spanisch- oder englischsprachigen Editionen.

Eternauta

Auch zu Lebzeiten Oesterhelds war El Eternauta ein Klassiker, an dessen Erfolg er anzuknüpfen versuchte. So schrieb er 1976 aus dem Untergrund eine Fortsetzung der Geschichte, die direkten Bezug auf die politischen Verhältnisse in Argentinien nahm und wieder von Solano López gezeichnet wurde. Eine Art Remake der Geschichte erschien 1969 als einziger Comic-Beitrag in der Illustrierten Gente. Der Text stammt wieder von Oesterheld und die sehr ungewöhnliche Grafik vom argentinischen Comic-Meister Alberto Breccia.

Eternauta 1969
Mit 50 Seiten ist diese Comic-Version von El Eternauta (die ursprüngliche Serie umfasste 350 Seiten) leider nur eine kleine Fußnote zum Klassiker geworden. Doch es ist sehr lobenswert, dass der Avant Verlag auch diesen Eternauta 1969, der dank der kreativen Meisterschaft von Oesterheld und Breccia, sehr viel mehr als ein Fragment ist, in einer schönen Hardcover-Version veröffentlicht hat.

Reddition 68

Eine gute Ergänzung zum Comic ist die Reddition #68, Die “Fachzeitschrift für Graphische Literatur“ widmet sich dem Werk Oesterhelds, aber auch seinem von Militärdiktatur und Unterdrückung bestimmten Leben. Seine wichtigsten Wegbegleiter Hugo Pratt, Alberto Breccia, Francisco Solano López, Arturo Del Castillo, José-Antonio Muñoz und Enrique Breccia werden porträtiert und interviewt.

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