Hollywood Babylon

Kenneth Anger wurde 1927 in Santa Monica, Kalifornien geboren, also in unmittelbarer Nähe von Hollywood. Zeit seines Lebens hat er Skandalgeschichten rund um die Filmstadt gesammelt und diese im Buch Hollywood Babylon zusammengetragen. Das Werk erschien zunächst 1959 in Frankreich und erst 1975 in den USA. Die Fortsetzung (die bei uns in einer 2006 erschienenen Neuauflage von Hollywood Babylon gleich mitgeliefert wird) folgte 1985 und ein dritter Band ist seit Jahren angekündigt.

Hollywood Babylon

Aus heutiger Sicht verwundern nicht nur die scheinbar wahllos im Buch platzierten unterstrichenen Worte (die den Leser im Zeitalter des Internets oft virtuell zur Maus greifen lassen). Es wirkt auch etwas seltsam, wenn Anger über die Hollywood-Klatschtanten Louella Parsons und Hedda Hopper sowie über das Schmierblatt Confidential herzieht, zugleich aber ähnlich respektlos über Prominente und ihre Blowjobs lästert. Ferner will die reichhaltige und äußerst interessante Bebilderung nicht immer zu den Texten passen. Wo ist z. B. der Bericht über die “liebe Rabenmutter“ Joan Crawford und was war da zwischen Cary Grant und Randolph Scott?

Hollywood Babylon

Die Kapitel des Buches scheint Anger nach Lust und Laune geschrieben zu haben. Mal geht es äußerst oberflächlich zu (z. B. in den sehr kurzen Kapiteln zu Alfred Hitchcock oder Erich von Stroheim) und gelegentlich wird es richtig spannend (wenn etwa die seltsamen Hausorgien vom sehr viel weniger bekannten Lionel Atwill geschildert werden). Recht interessant ist auch das abschließende Kapitel des zweiten Bandes über Ronald Reagan. Hier fragt sich Anger wie der “durchaus sympathische Star“ und eher liberale Präsident des Filmschauspieler-Verbandes zum welt- und umweltpolitisch katastrophalen US-Präsidenten werden konnte.

Hollywood Babylon

Fazit: Statt eines ähnlich gelagerten dritten Bandes sollte Anger vielleicht eine ergänzte und überarbeitete Neuausgabe erwägen. Auf alle Fälle aber ist Hollywood Babylon ein gewaltiger Schmöker, der ebenso viel Schwächen wie ein Hollywoodstar hat, zugleich aber Appetit macht auf wirklich große Kinofilme.

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