Jason: Hey, warte mal…

Die Jungen Jon und Björk sind gute Freunde. Sie verleben eine insgesamt sorglose Kindheit in der Batman-Comics noch deutlich wichtiger als Mädchen sind. Doch bei einer Mutprobe verunglückt Björk, weil Jon ihm „Hey, warte mal …“ zugerufen hatte, gerade als dieser in Richtung eines über einer tiefen Schlucht hängenden Astes springen wollte. Danach gerät Jons Leben aus den Fugen…

Der norwegische Comiczeichner John Arne Sæterøy alias Jason setzt diese Geschichte in schlichte und klare schwarzweiße Zeichnungen um. Er nimmt den Leser mit in eine seltsame Phantasiewelt in der die Hauptfiguren Hasenohren und Hundeschnauzen haben. Die Erwachsenen hingegen bewegen sich auf Stelzen durch die Straßen. Doch dies scheint irgendwie Sinn zu machen und steht der Erzählung nicht im Wege.

Anfangs ist „Hey, warte mal…“ eine Ansammlung von skurril und charmant verarbeiteten Kindheitserinnerungen, die kokett auf Pointen verzichten. Doch nach dem Tode von Björk kippt die Geschichte ins Tragische um.

Jason etabliert sich mit diesem Comic als großartiger Comicerzähler und kann auch mit seinen weiteren Werken wie Ein Norweger auf dem Jakobsweg voll überzeugen.

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Der Doktor und das liebe Vieh – Staffel 4

Die Vorstellung irgendwo auf dem Lande zu arbeiten, dort tagsüber Haustiere zu behandeln und abends herausgeklingelt zu werden, um Kühe zu verarzten, klingt nicht gerade wie ein Traumjob. Doch wenn sich all dies in der traumhaft schönen hügeligen Landschaft des nordenglischen Yorkshires abspielt und zudem auch noch nostalgisch verklärt daherkommt, schaut das Ganze schon sehr viel freundlicher aus.

Die Rechnung ging bereits auf, als die BBC von 1977 bis 1990 die von James Alfred Wright unter dem Pseudonym James Herriot verfassten auf tatsächlichen Erlebnissen basierenden Erinnerungen eines jungen Tierarzt in eine höchst vergnügliche Serie verwandelte. Die einzigen Mankos von “All Creatures Great and Small“ (so der Originaltitel) sind aus heutiger Sicht die mangelhafte Bildqualität und die blassen Farben.

Unvergessen ist jedoch das Hauptdarstellertrio Robert Hardy, Christopher Timothy und Peter Davison. Daher war Skepsis angesagt, als 2020 ein auf den Spuren von Downton Abbey wandelnder edel ausgestatteter Relaunch gestartet wurde. Die Neuauflage sieht sehr viel besser aus und auch die neue Besetzung mit Samuel West, Callum Woodhouse und Nicholas Ralph muss sich nicht vor den Originaldarstellern verstecken.

Die Geschichten wurden behutsam modernisiert. Jetzt leben im Dörfchen Darrowby und auf den nahegelegenen Höfen auch People of Colour. Außerdem spielen Herriots Gattin Helen (Rachel Shenton) und die Haushälterin Mrs. Hall (Anna Madeley) gleichberechtigte Hauptrollen. Deutlich an Profil gewonnen hat auch Mrs. Pumphrey (Patricia Hodge), die mittlerweile nicht nur durch Skurrilität, sondern auch durch Lebensweisheit glänzende wohlhabende Halterin des Pekinesen-Hündchens Tricki Woo.

Das Konzept die einzelnen Staffeln, die in einer zur Weihnachtszeit spielenden siebten Episode gipfeln, kam sehr gut an. Mittlerweile liegt – auch auf Blu-ray – die vierte Staffel vor, die 1940 spielt. Kriegsbedingt ist Callum Woodhouse als zu den Waffen gerufene Tristan Farnon diesmal nicht dabei. Doch als nicht minder schrulliger Ersatz sorgt James Anthony-Rose als theoretisch begabter Tierarzt in spe für so manchen Lacher.

Roter Faden der vierten Staffel ist der Kinderwunsch von James und Helen, sowie die Sorge, dass der angehende Vater in den Krieg ziehen muss. Auch diesmal wurde die Mischung aus dramatischen, komischen und zu Herzen gehenden Momenten wieder nahezu perfekt angerührt. Den Bewohnern der Tierarztpraxis im Skeldale House ist ein langes und ausgefülltes Leben zu wünschen, damit wir weiterhin im Jahrestakt daran teilhaben können.

Die Edition von Polyband enthält auf zwei Blu-rays alle sieben Episoden der vierten Staffel. Hinzu kommen ein Interview mit James Anthony-Rose (4:24 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), Schnellfragerunde (3:21 min) sowie ein Dialekt-Quiz mit den Darstellern Anna Madeley, Samuel West, Nicholas Ralph undJames Anthony-Rose (circa 9 Minuten)

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Aus einem deutschen Leben

Im Januar 1979 wurde die US-Serie Holocaust Die Geschichte der Familie Weiss, die in den dritten Programmen der ARD in einer gekürzten Version gezeigt wurde, zu einem großen Erfolg. Danach kam die Frage auf, warum in Deutschland keine ähnlich aufrüttelnde filmische Auseinandersetzung mit der Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten entstanden ist.

Doch tatsächlich kam bereits ein Jahr vor Holocaust (und nahezu ein halbes Jahrhundert vor The Zone of Interest) ein deutscher Film in die Kinos, der das Thema nicht minder eindringlich behandelte, allerdings ausschließlich aus der Täterperspektive erzählt wurde. Basierend auf dem Roman Der Tod ist mein Beruf von Robert Merle setzte Theo Kotulla in Aus einem deutschen Leben wichtige Stationen aus dem Leben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in Szene.

Im Gegensatz zu Guido Knopps ZDF-Dokus wie Hitlers Helfer beschäftigt sich Kotullas Film sehr damit, wie aus einem jungen Mann nicht nur ein überzeugter Nazi, sondern ein skrupellos alles Menschliche beiseiteschiebender Verbrecher werden konnte. In der ersten Hälfte folgt der Film nur bedingt der lückenhaft überlieferten Biografie von Rudolf Höß. Daher trägt die Hauptfigur den Namen Franz Lang, den Rudolf Höß benutzte, als dieser vergeblich versuchte nach dem Krieg unterzutauchen. Losgelöst vom „tatsächlichen Höß“ versucht Theo Kotulla jenes Lebensgefühl voller Selbstzweifeln zu vermitteln, das etliche junge Deutsche in die Fänge der Nazis getrieben hat.

Der Film beginnt 1914 und zeigt den jungen Franz Lang, der zunächst vergeblich versucht Soldat zu werden. Nachdem ihm dies gelingt, wird er für seine Tapferkeit ausgezeichnet, lebt jedoch nach dem Ersten Weltkrieg in Armut. Recht eindringlich zeigt Kotulla, wie der eigenbrötlerische Lang daran scheitert, sich kollegial in die Arbeitswelt einzufügen und schließlich bei der SA landet, wo er Karriere macht.

Den jungen Lang spielt Kai Taschner, der jedoch vom Hauptdarsteller Götz George synchronisiert wird. Dies wirkt etwas befremdlich, ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an diesem Film, in dem Götz George eine der besten darstellerischen Leistungen seiner bemerkenswerten Karriere erbringt. Obwohl George als Lang häufig rücksichtslos vorgeht, wird jederzeit klar, dass in seinem (wie es heute wohl heißt) “Mindset“ kein anderes Handeln im Angebot ist.

Wenn in Aus einem deutschen Leben gezeigt wird, wie Lang bzw. Höß schließlich 1941 die Leitung des KZ Ausschwitz übernimmt, orientiert sich der Film sehr nah an den tatsächlichen Ereignissen. Kotulla konnte hierzu an Originalschauplätzen im Stammlager Ausschwitz und im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau drehen.

Dennoch wurde der Film “ab 12 Jahren“ freigegeben, denn es wird nicht das Unmögliche versucht und Bilder für das unvorstellbare Grauen gesucht, dem die KZ-Häftlinge täglich ausgesetzt waren. Im Zentrum der Handlung steht Götz George, der einen erstaunlicherweise niemals unsympathisch wirkenden Karrieristen verkörpert, der ein wichtiges Rädchen im Getriebe des Holocausts war.

Bei Filmjuwelen ist eine vorbildlich aufgemachte Blu-ray-Edition erschienen, die als Bonus noch den 1968 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichneten Kurzfilm “Vor dem Feind“ von Theo Kotulla (18:09 min), den deutscher Trailer (4:08 min) und ein 28-seitige Booklet mit Texten von Oliver Bayan enthält.

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Walt Disney: Stolz und Vorurteil

Dass Micky, Donald und Goofy Auftritte in Adaptionen von bekannten Büchern auftreten, ist keine Seltenheit. Dies geschah immer wieder in den Lustigen Taschenbüchern und 2004 spielte das Trio die Hauptrolle in einer Zeichentrick-Version von Alexandre Dumas Die drei Musketiere.

Daher überrascht es nicht sonderlich, wenn aktuell ein wunderschön bebildertes Buch erscheint, in dem Micky, Donald und Goofy 20.000 Meilen unter dem Meer mit Kapitän Nemo konfrontiert werden. Etwas schade ist, dass dabei nicht auf den von Harper Goff so unvergesslich designten Look des Unterseebootes Nautilus aus der 1954 entstandenen Disney-Realverfilmung zurückgegriffen wurde.

Bemerkenswert ist auch, dass der im Film als Ungeheuer auftretende Krake hier unseren Freunden helfend zur Seite steht. Für die Rolle des Kapitän Nemo wurde mit Daniel Düsentrieb eine durchaus passende Disneyfigur “gecastet“.

Zwei zeitgleich bei BÄNG! Comics veröffentlichte Bücher zeigen, wie vielfältig einsetzbar die Freunde und Verwandten von Micky und Donald sind. Die Auswahl der beiden weiteren “disneyfizierten“ Werke überrascht, denn es sind literarische Klassiker, die sich mit großen Gefühlen beschäftigen.

Dabei erstaunt es, wie gut Minnie Bennet und Mr. Micksey ihre Hauptrollen in einer zwar simplifizierten aber dennoch den Ton des Originals treffenden dreißigseitigen Adaption von Jane Austens Stolz und Vorurteil spielen.

In den Titelrollen der Disney-Version von Louisa May Alcotts Little Women überzeugen Minnie, Daisy und Klarabella nicht minder. Dass dieses Bilderbuch nicht unter dem bei uns bekannten Titel Betty und ihre Schwestern veröffentlicht wurde, dürfte daran liegt, dass Disneys Mäuse und Enten (aber auch die Kühe) meist nicht direkt verwandt sind.

Daher sind in den Bilderbüchern die Little Women Betty, Meg, Jo und Amy keine Schwestern, sondern Cousinen, die nicht bei ihrer Mutter, sondern zusammen mit ihrer Oma (Duck) leben. Auch die fünf Bennet-Kinder sind in Disneys Stolz und Vorurteil keine Schwestern, sondern ebenfalls Cousinen, die auf dem Anwesen ihres Onkels Dagobert leben. Seltsam, aber so steht es geschrieben.

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Micky, Donald, Goofy – Die drei Musketiere

Micky, Donald und Goofy träumen schon seit ihrer Kindheit davon. königliche Musketiere zu werden. Kater Karlo, der heimtückische Hauptmann der Musketiere, plant anstelle von Königin Minnie über Frankreich zu herrschen. Daher setzt er das vermeintlich unfähige Trio als Leibwächter der Königin ein…

Dieser Zeichentrickfilm entstand 2004. Er wurde in Hollywood geplant, in den DisneysToon Studios in Sydney realisiert und erlebte seine Premiere auf DVD. Das Resultat kann sich tricktechnisch durchaus sehen lassen. Die Geschichte bedient sich nur sehr lose bei Alexandre Dumas und wurde „garniert“ mit einigen nur selten passenden Gesangsnummern, für deren Melodien sich Bruce Broughton bei bekannten klassischen Musikstücken bediente.

Bemerkenswert ist, dass Kater Karlo in der Schurkenrolle erstmals seit seinen ersten Auftritten in den ersten Disney-Cartoons wieder ein Holzbein hat und dies der erste abendfüllende Film mit Micky, Donald und Goofy ist. Insgesamt ist ein liebenswerter Film ohne größere Überraschungen und Glanzlichter.

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Die Passion Christi

Bereits 1995 im Finale seines Oscar-überschütteten Epos Braveheart ließ der Regisseur Mel Gibson seinen Hauptdarsteller Mel Gibson sehr qualvoll und äußerst detailreich sterben.

Knapp ein Jahrzehnt später beauftragte der Produzent Mel Gibson den Regisseur Mel Gibson damit ein Drehbuch von Mel Gibson in Szene zu setzten. Es verwunderte seinerzeit kaum, dass am Ende von Die Passion Christi der Hauptdarsteller (seltsamerweise diesmal nicht Mel Gibson sondern Jim Caviezel) wieder qualvoll und äußerst detailreich zu Tode kam.

Bei Die Passion Christi hat sich Gibson bei allen vier Evangelisten bedient und daraus seine Version der letzten zwölf Stunden im Leben von Jesus zusammengebastelt. Sehr stark betont er dabei den Konflikt zwischen dem eher besonnenen dargestellten römischen Stadthalter Pontius Pilatus und den am Rande der Karikatur agierenden jüdischen Pharisäern, die anstatt Jesus lieber den irren Mörder Barrabas freilassen wollen.

Das vor Lobhudeleien überquellende Presseheft wurde seinerzeit nicht müde zu betonen, dass Gibsons Film nichts „Anti-Semitisches oder Anti-Jüdisches“ enthält. Wenn dem so wäre, hätte Gibson sich doch zumindest jenen Moment verkneifen können, in dem der jüdische Hohepriester den am Kreuz hängenden Jesus verhöhnt.

Ansonsten gelang Gibson ein durchaus beeindruckender und teilweise wirklich mitreißender Film, der allerdings weniger an der Barmherzigkeit des Heilands und stärker am Splatter interessiert war.  Der Kunstgriff die Darsteller in Aramäisch und „Straßen-Latein“ sprechen zu lassen, erweckt beim Zuschauer gelegentlich den Eindruck tatsächlich dabei zu sein. Angeblich wollte Gibson zunächst sogar ganz auf Untertitel verzichten.

Problematisch ist die selbstzweckhaft wirkende ausführliche Drastik in den Kreuzigungsszenen. Völlig abgedreht wird es, wenn am Rande des Geschehens ein androgyner Satan auf- und abtaucht und am Ende die Auferstehung mit Musik von John Debney unterlegt wird, die an Brad Fiedels Soundtrack zu Terminator erinnert.

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John F. Kennedy – Das geheime Tagebuch: Europa 1937

Lange bevor John F. Kennedy 1961 Präsident der USA wurde, besuchte er als junger Mann gleich dreimal Deutschland. Bei seiner ersten Europa-Reise war er 1937 gemeinsam mit seinem Kumpel Lem Billings im eigens dafür über den Atlantik transportierten eigenen Cabrio unterwegs und führte er Tagebuch. Die sorgfältig editierten nicht immer einfach zu entziffernden Aufzeichnungen von JFK erscheinen in der Reihe Das vergessene Buch des Wiener DVB Verlags, in der auch Dorothy Thompsons Erlebnissbericht I saw Hitler! veröffentlicht wurde.

Im Gegensatz zu seinem hauptsächlich kulturell interessierten Kumpel Billings, beschäftigte sich JFK bereits auf seiner ersten Europareise sehr stark mit der politischen Situation vor Ort. Gerne nahm er einheimische Anhalter in seinem Auto mit und führte mit ihnen angeregte Gespräche. Daraus zog er oftmals recht seltsame Schlussfolgerungen, wie: “Faschismus ist das Richtige für Deutschland und Italien, Kommunismus für Russland und Demokratie für Amerika und England“ oder „Die Städte (am Rhein) sind alle sehr reizend, was zeigt, dass die nordischen Rassen den romanischen gewiss überlegen zu sein scheinen. Die Deutschen sind einfach zu gut – deshalb schließt man sich gerne gegen sie zusammen, um sich zu schützen…“

Die Lektüre des nicht allzu umfangreichen Tagebuchs lohnt sich aber auch, weil es einem sehr lebendigen und direkten Eindruck in die damaligen Verhältnisse bietet. Bemerkenswert ist auch, dass der aus einer sehr wohlhabenden Familie stammende JFK immer wieder gezwungen war, Filialen von American Express aufzusuchen, um seine Barschaften aufzustocken. Dass er und Billings oft in zweifelhaften Absteigen übernachteten, rückt ihren Trip in die Nähe einer Interrail-Reise.

Neben den Aufzeichnungen von JFK ist auch das Tagebuch von Lem Billings enthalten der mit sehr viel mehr Worten die selben Eindrücke wie JFK zu Papier brachte. Hinzu kommen aussagekräftige Fotos von der ersten Reise, so wie ein interessanter Text von Oliver Lubrich, der auch über die beiden weiteren Deutschland-Trips des späteren Präsidenten informiert.

1939 war es JFK bei seiner zweiten Reise durch seine Beziehungen als Botschaftersohn möglich, nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Danzig zu reisen. Damals notierte er sehr hellsichtig: „Sollte sich Deutschland zum Krieg entschließen, wird es versuchen Polen in die Rolle des Aggressors zu drängen und sich dann ans Werk zu machen.“ 1945 schließlich beobachtete der mit dem „Purple Heart“ dekorierte Kriegsheld JFK als Reporter die Potsdamer Konferenz. Alle diese Erlebnisse und Beobachtungen flossen mit ein in seine bemerkenswerte „Ich bin ein Berliner“-Rede.

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Weird Science

Im Mai 1950 werden wohl nicht allzu viele Comicfreunde traurig gewesen sein, als im zwölften Heft der Serie Saddle Romances keine weiteren Cowboy-Liebesgeschichten, sondern unter dem neuen Titel Weird Science Stories von verrückten Wissenschaftlern und Kreaturen aus dem Weltraum zum Abdruck kamen.

Auch der Titel wurde geändert, denn bei EC-Comics erschien anstatt der zwölften Ausgabe von Saddle Romances urplötzlich das Heft Weird Science # 12. Die Gründe, warum es für William M. Gaines zeitweise preiswerter war, bei einer laufenden Comicreihe den Titel zu ändern, anstatt eine neue Serie an die Kioske zu bringen, sind ähnlich mysteriös, wie so manche der plötzlich im Heft enthaltenen Science-Fiction-Geschichten.

Der SR-Verlag startete The EC Archives mit einem Hardcoverband, der die ersten sechs Hefte der klassischen Horror-Serie Tales from the Crypt enthält. In ähnlicher Aufmachung folgt jetzt der Auftakt der nicht minder bemerkenswerten Reihe Weird Science mit einem Vorwort von George Lucas. In dieser Serie kamen viele der großartig von Wally Wood gezeichneten Science-Fiction-Stories zum Abdruck, die beim All-Verlag bereits in einer schönen Edition veröffentlich wurden.

Doch die Ausgabe vom SR-Verlag hat den Vorteil, dass hier in chronologisch korrekter Reihenfolge verfolgt werden kann, wie sich die EC-Comics entwickelt haben. Der wichtigste EC-Mitarbeiter war zweifelsohne Al Feldstein, von dem viele Titelbilder und Comics stammen. Er hat aber auch häufig Geschichten für andere Zeichner wie Jack Karmen oder Graham Ingels geschrieben.

Ein kurzes Gastspiel als EC-Zeichner gab Harry Harrison, der oft gemeinsam mit Wally Wood Comics zu Papier brachte. Harrison merkte jedoch recht bald, dass er ein sehr viel talentierterer Autor als Zeichner war und daher sehr viel Science-Fiction schrieb, wie etwa den Roman Make Room! Make Room!, der Vorlage des Erfolgsfilms Soylent Green (… Jahr 2022 … die überleben wollen).

Ein Höhepunkt dieser Ausgabe sind sechs Comics, die Harvey Kurtzman gezeichnet und größtenteils auch getextet hat. Kurtzmans Stil war sehr eigenwillig und überschritt häufig die Grenze zur Karikatur, was ihn als ebenso idealen wie genialen Herausgeber des EC-Satiremagazins MAD qualifizierte.

Kurtzman zeichnete mit Verschollen im Mikrokosmos auch die erste in Weird Science veröffentlichte Story. Diese von Al Feldstein geschriebene Geschichte hat große Ähnlichkeit mit der sechs Jahre später von Richard Matheson verfassten Erzählung Die seltsame Geschichte des Mr. C., die Jack Arnold 1957 verfilmte. Es bleibt zu hoffen, dass der SR-Verlag einen langen Atem hat, und die deutschen Comicfreunde mit vielen weitere EC-Meisterwerken erfreuen wird!

Direkt beim SR-Verlag kann unter info@film-boerse.info eine auf 100 Exemplare limitierte und nummerierte Vorzugsausgabe von Tales from the Crypt # 1 mit Druck und einem anderem Cover für 80,- Euro bestellt werden.

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The Marvels

Im Zentrum des 33. Films des Marvel Cinematic Universe stehen drei Superheldinnen. Da The Marvels jedoch die Fortsetzung zu Captain Marvel von 2019 ist, spielt Kamala Khandie Hauptrolle. Ihr zu Seite stehen Teyonah Parris, die als Monica Rambeau bereits bei Disney+ eine wichtige in WandaVision hatte, während Iman Vellani als Kamala Khan alias Ms. Marvel bereits eine eigene Serie hat.

Auch Regie – Nia DaCosta drehte zuvor den gelungenen Horrorfilm Candyman – und Drehbuch sind fest in weiblicher Hand. Das Trio traf ein paar etwas seltsame kreative Entscheidungen. So gibt es mit Aladna eine Art Musical-Planeten, auf dem die Landessprache Gesang ist und Captain Marvel als Prinzessin verehrt wird.

Hinzu kommt noch ein zweiter Musical-Bezug, denn bei der merkwürdigsten Szene des Films ist Barbara Streisand mit der Schnulze Memory aus Cats zu hören. Was die Katzen dazu im Film anstellen, möchte ich nicht verraten, weil es ohnehin nahezu unbeschreiblich ist.   

Zwar verwundert der Verlauf der Geschichte recht häufig, doch es macht Spaß den drei Hauptdarstellern dabei zuzusehen, wie sie sich langsam aber sicher zu einem schlagkräftigen Team formieren und gegen die von Zawe Ashton ebenfalls recht charismatisch verkörperte Kree-Schurkin Dar-Benn antreten. Ein weiteres Plus des Films sind die souveränen Auftritte von Samuel L. Jackson als Nick Fury, die machen albernen Moment neutralisieren.  

© 2023 Marvel

Die Blu-ray von Disney enthält neben dem 105-minütigen Film noch dieses Bonusmaterial: Audiokommentar von Nia DaCosta und Spezialeffekt-Künstlerin Tara DeMarco, wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln, Kurzdoku “Die Verschränkung“ (10:57 min), “Die Produktionstagebücher“ (5:30 min), “Pannen vom Dreh“ (1:59 min), sowie vier zusätzliche Szenen (insgesamt 5:48 min)

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Über sieben Brücken musst Du gehen

Es dürfte kein Geheimnis sein, dass Peter Maffay nicht der Erste war der Über sieben Brücken musst Du gehen gesungen hat. Es handelt sich um einen Song der DDR-Rockband Karat, deren Keyboarder Ed Swillms die eingängige Melodie komponierte.

Den Text stammt von Helmut Richter, der zuvor bereits eine Erzählung namens Über sieben Brücken musst Du gehen geschrieben hat. Die deutsch-polnische Liebesgeschichte wurde für das DDR-Fernsehen adaptiert und in dem Film war der Karat-Song erstmals zu hören. Nach der Ausstrahlung am 30. April 1978 wurde das Lied zu einem Hit in ganz Deutschland.

Dass der Erfolg des Songs den gleichnamigen TV-Film überstrahlte, liegt sicher auch daran, dass die DDR-Führung weitere Ausstrahlungen verboten hatte. Grund dafür war, dass eine Geschichte mit sympathischen polnischen Charakteren angesichts der Streiks der Gewerkschaft Solidarność nicht mehr ins ostdeutsche System passte. Doch mittlerweile wurde Hans Werners Film aus dem Giftschrank geholt und lag u. a. als DVD der Zeitschrift SUPERIllu („Die Nummer 1 des Osten“) bei.

Erzählt wird davon, wie eine Brigade aus Polen in einem grenznahen DDR-Dorf Zaspenhain (gedreht wurde in Pößneck) beim Bau von neuen Kühltürme für ein Kraftwerk helfen soll. Die Arbeiter aus dem Nachbarland werden zwar vom Bürgermeister feierlich und mit großen Worten begrüßt, doch hinter vorgehaltener Hand und vor allem in der Kneipe wird sich darüber aufgeregt, dass polnische Hilfskräfte geholt werden mussten.

Es ist die großartig und charismatisch von Viola Schweizer verkörperte Gitta, die engagiert für Völkerverständigung sorgt. Trotz Widerstand tritt die ständig den Lebensabschnittspartner wechselnde junge Frau in die FDJ ein und organisiert erfolgreich einen deutsch-polnischen Begegnungsabend. Sie macht dies jedoch nicht völlig uneigennützig, denn der polnische Facharbeiter Jerzy (Krzysztof Jendrysek) hat es der jungen Frau angetan.

Das Zustandekommen dieser von den ostdeutschen Bürgern mit Widerwillen beäugten Beziehung wird mit einer sympathischen Leichtigkeit erzählt. Doch der Film gerät auch nicht aus dem Gleichgewicht, als die Schrecken der Nazizeit ins Spiel kommen und klar wird, dass (Vorsicht, Spoiler) Gittas in den Westen geflüchteter Vater einst jenes Lager bewachte, in dem der Vater von Jerzy zu Tode kam…    

Eine Sichtung des 80-minütigen Films lohnt sich, denn die Darsteller sind großartig und es wird ein vielschichtiger Einblick in die Welt des “real existierenden Sozialismus“ geboten.

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