Die ledige Anwältin Lacy Stoltz arbeitet in Florida bei einer unterbudgetierten Rechtsaufsichtsbehörde, die die dortigen Justiz-Organe kontrollieren soll. Ein etwas zweifelhafter Informant behauptet Beweise dafür zu haben, dass eine Richterin auf der Lohnliste einer geheimnisvollen kriminellen Organisation steht…
Bisher konnte John Grisham mich immer fesseln. Seine Hauptcharaktere waren grundsympathisch, und ich hoffte stets, dass sie das in seinen Justiz-Romanen beschriebene Geschehen halbwegs unbeschadet überleben. Die Milieu-Beschreibungen des ehemaligen Anwalts waren zudem immer sehr plastisch. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch Grishams Fähigkeit Restaurant-Besuche so zu beschreiben, dass dem Leser das Wasser im Munde zusammenläuft…
Obwohl einige Nebencharaktere über interessante Macken verfügen und Schauplätze, wie ein von Indianern betriebenes Casino, als Bühne für ein spannendes Geschehen getaugt hätten, plätschert Bestechung ziemlich vorhersehbar dahin. Schade, doch John Grisham erreichte in seinem nächsten Roman Forderung wieder die alte Höchstform.
Nachdem er zuvor in Der Polizist den Anwalt Jake Brigance aus seinem 1989 entstandenen Erstlingswerk Die Jury zurückkehren ließ, machte er in Der Verdächtige Lacy Stoltz erneut zur Hauptfigur eines Romans.
Im Dezember 1972 führte Bob Haney in World’s Finest #215 die Super-Söhne ein. Sie waren die leiblichen Söhne von Superman bzw. Batman. Wer die Mütter waren, wurde nie gesagt.
Obwohl in der ersten Super-Söhne-Geschichte darauf hingewiesen wurde, dass es sich um tatsächliche Abenteuer aus dem Leben von Superman und Batman handelte, zeigte die letzte Geschichte von World’s Finest #263 (Juli 1980; „Final Secret of the Super-Sons“ von Dennis O’Neil), dass es die Söhne nie wirklich gegeben hatte – sie waren nur Computersimulationen. Geschaffen von Supermans Super-Computer aus seiner Festung der Einsamkeit. Aber bis dahin erfreuten sie sich über elf Hefte aus der Feder von Haney allergrößter Beliebtheit unter den Lesern.
Batman Jr. und Superman Jr. sprachen mit einem etwas übertriebenen Jugend-Slang, der in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren sehr populär war. Sie betrachten einander als Brüder, da beide den Druck verstanden, der daraus resultierte, der Sohn einer lebenden Legende zu sein. Kein Wunder also, dass dieses Konzept wieder mal aus der Mottenkiste der Ideen gekramt und wiederbelebt wird. Und wer wäre für diesen Job besser geeignet als Peter Tomasi? Er hat schon in seinen Erzählungen um Damian Wayne unter Beweis gestellt, dass er sich bei Geschichten, die sich um das Vater/Sohn-Verhältnis drehen, bestens auskennt. Nicht zuletzt, weil er viel aus eigenen Erfahrungen aus seiner Familie schöpft.
Damian und Jon werden als weltbeste F(r)e(u)inde für immer vorgestellt, die die Welt zusammen retten, wenn sie sich nicht vorher töten. Aber bis es soweit ist, müssen sie sich ganz schön zusammenraufen. Damian hat Jon nachspioniert und alles Mögliche über seine DNA herausgefunden. Nicht nur das, er weiß auch, dass Superboy versehentlich mit seinem Hitzeblick die Katze der Familie verdampft hat. Mit viel Wortwitz und Situationskomik charakterisieren Tomasi/Gleason die Kinder und deren Interaktion.
In der anderen Geschichte verschlägt es Superman, seinen Sohn Jon und den Superhund Krypto auf Dinosaurier-Island. Dort gibt es ein Wiedersehen mit dem letzten Überlebenden der Losers, Captain William Storm. Storm hatte seinen ersten Auftritt schon 1964. Und als Gruppe The Losers traten sie zum ersten Mal in G.I. Combat #138; Oktober/November 1969, geschaffen von Robert Kanigher, zusammen. Während der Crisis on Infinite Earths (1985) starben sie den Heldentod in dem fiktiven europäischen Kleinstaat Markovia. Unvergesslich ist aber ihr Wiedersehen in der Miniserie DC: The New Frontier (2004). Hier wurden sie zur Dinosaurierinsel geschickt, um Rick Flag zu retten. Nach und nach starben sie, bis nur noch Storm überlebte. Diese rührende Geschichte ist Darwyn Cooke gewidmet, dem Autor und Zeichner von DC: The New Frontier, der 2016 viel zu früh im Alter von 53 Jahren verstarb. DC: The New Frontier gewann mehrere Eisner Awards, Harvey Awards und Shuster Awards. In der dritten Geschichte (Annual #1) muss Superman von Swamp Thing so einiges über sich lernen. Seine Energiesignatur ist so ganz anders, als die des New-52-Supermans und passt nicht so richtig auf diese Erde. Es bleibt also spannend…
Norbert Elbers
Superman Sonderband 2: Super-Söhne; Enthält: “US- Superman volume 4” #7 – #11 (Dezember 2016 bis Januar 2017), Superman Annual #1 (Januar 2017); Text: Peter J. Tomasi, Patrick Gleason; Zeichnungen: Patrick Gleason, Doug Mahnke, Jorge Jimenez; Tusche: Mick Gray, Jaime Mendoza; Kolorierung: John Kalisz, Will Quintana; aus dem Amerikanischen von Christian Heiss; Prestige; Softcover: € 16,99, variant und limitiert auf 333 Exemplare: € 20,00; 156 Seiten; farbig; Panini/DC Comics; Beide Cover von Patrick Gleason, Variant-Cover: Ivan Reis und Joe Prado
Nach den dicken Büchern über Superhelden-Parodien und Spion & Spion, versucht Panini einen weiteren optimalen Sammelband mit ausgewählten Beiträgen aus dem Satire-Magazin MAD zusammenzustellen. Diesmal geht es um die “besten MAD Movie- und TV-Parodien aller Zeiten!“
Wer sich mit diesem Thema beschäftigt, kommt natürlich nicht am seit 1961 für MAD arbeitenden Mort Drucker vorbei, wobei sich dessen ebenso kunstvollen wie treffsicheren Karikaturen sehr viel besser gehalten haben, als die zugehörigen manchmal etwas albernen Texte von Autoren wie Larry Siegel, Dick DeBartolo, Stan Hart oder die verballhornten Songtexte von Frank Jacobs.
Zum 2012 in den USA erschienenen Sammelband Mort Drucker – Five Decades of his finest Works steuerten Hollywood-Größen wie Michael J. Fox, Steven Spielberg, J. J. Abrams, Michael J. Fox oder George Lucas Texte bei. Ihnen allen war es eine Ehre, wenn ihre Filme in MAD von Mort Drucker veralbert wurden. Der 1922 in New York geborene Mort Drucker arbeitete vor seiner Zeit bei MAD auch für die DC Comics. Parallel zu seiner Arbeit für MAD gestaltete er auch Filmplakate, am bekanntesten dürfte sein Poster zu American Graffiti von George Lucas sein.
Für MAD haben auch Zeichner wie Will Elder, Wally Wood, Jack Davis, Angelo Torres, Tom Bunk, Sam Viviano oder aktuell Tom Richmond, Hermann Mejia und der Australier Anton Emdin die Stars aus Hollywood treffsicher karikiert (einige Bespiele davon sind auch in diesem Buch zu finden). Die elegant zu Papier gebrachten Filmparodien von Mort Drucker sind jedoch eine Klasse für sich und für Hollywood-Produktion ähnlich wichtig wie ein Oscar. Nach seiner Parodie zum Film Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narniaging Drucker 2008 in den lange verdienten Ruhestand. Mort Drucker starb am 9. April 2020.
Eine weitere Grundlage für dieses Buch des Panini Verlags ist der 1998 erschienene Sammelband MAD about the Movies, der ausschließlich Parodien auf Filme aus dem Hause Warner Brothers (zu diesem Konzern gehört auch MAD) enthält. Mort Druckers Cover zu diesem Buch wurde für die Panini-Ausgabe von Martin Frei neu interpretiert. Jetzt sind auch deutsche Promis wie Götz George als Schimanski oder Horst Tappert als Derrick mit ins Wimmelbild vertreten.
Dies hat seinen guten Grund, denn die deutsche Edition enthält auch Parodien von Frederic Dieter Stein. Nachdem dieser zunächst für Fix & Foxizeichnete, reichte er seine Arbeiten beim deutschen MAD ein. Sofort erhielt er einen Anruf von Chefredakteur Herbert Feuerstein und arbeitete ab 1982 sechs Jahre für das Satiremagazin. Im Laufe der Jahre verarschte er Derrick, Lindenstraße, Eis am Stiel, Schimanski oder Die unendliche Geschichte. Doch auch zu Antonio Prohias‘ MAD-Klassiker Spion & Spion lieferte er Beiträge.
MADs Meisterwerke: Filme und TV-Serien bietet auf 400 Seiten eine abwechslungsreiche, chronologisch geordnete Zeitreise durch 55 Jahre Trivial-Kultur!
Die Idee ist nicht neu, was nicht nur daran liegt, dass Stephen King sie bereits Anfang der 70er Jahre vor seinem Durchbruch mit dem Roman “Carrie“ hatte. Wie wäre es, wenn jemand ins Jahr 1963 zurückreisen würde, um zu versuchen die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy zu verhindern? Doch seinerzeit sah sich der noch hauptberuflich als Lehrer tätige King außerstande die nötigen Recherchen zu bewältigen und knapp 10 Jahre nach dem Tode von JFK war außerdem “die Wunde noch zu tief“. Doch mittlerweile hatte Stephen King die Zeit und das nötige Kleingeld zur Recherche. In knapp zwei Jahren schrieb er ein Buch, das ihm fast so voluminös geriet wie sein vorheriger Roman “Die Arena“, dessen Entstehungsgeschichte ebenfalls bis in die Siebziger Jahre zurückreicht.
Hauptfigur von “Der Anschlag“ ist der frisch geschiedene Lehrer Jake Epping, der zufällig eine Tür entdeckt, die eine Pforte zum 9. September 1958 ist. Epping beschließt fünf Jahre in der Vergangenheit zu bleiben um ein paar ihm bekannte Tragödien (einen Jagdunfall und ein Familienmassaker) zu vereiteln sowie schließlich die höchstwahrscheinlich durch Lee Harvey Oswald begangene Erschießung des Präsidenten zu verhindern. Dabei trifft Epping (thematisch nur bedingt passend) auf ein paar Figuren aus Stephen Kings wohl besten Werk “Es“ und erfährt, dass sich die Vergangenheit nur höchst ungern ändern lässt. Epping lernt aber auch die Lehrerin Sadie kennen und denkt darüber nach, sich in ein glückliches Privatleben zurückzuziehen…
In seinem 40.Roman verwendet King kaum Horror-Elemente und so wenig Science Fiction wie möglich. Stattdessen betritt er allerlei Neuland. Ihm gelingt nicht nur ein spannender Polit-Thriller, sondern auch eine ergreifende Liebesgeschichte mit einem wirklich zu Herzen gehenden großen Finale, sowie zugleich eine einfühlsame weil sehr ausführliche Rekonstruktion jener scheinbar heilen 60er Jahre Welt, die zugleich aber auch verklemmt und rassistisch war. In einem kurzen aber prägnanten Kapitel bringt er letzteres auf den Punkt, in dem er Toilettenanlage einer Südstaaten-Tankstellen beschreibt, die aus einer Tür für Männer, einer Tür für Frauen und einem Wegweiser für Schwarze besteht, der dieser in eine Wildnis mit giftigen Efeu schickt.
Seit den 90er Jahren erzählt Ralf König kurze, aber auch längere, Geschichten über das in einer offenen Beziehung lebende Kölner Pärchen Konrad und Paul. Während sich der Schöngeist Konrad auch mit alltäglichen Problemen befasst, interessiert sich Paul für wenig mehr als die eigene sexuelle Befriedigung.
Dass dies schon immer so war, schildert eine Rückblende in diesem Comic, die zeigt, wie Konrad vom blutjungen Paul bei einem gemeinsamen Italien-Trip auf das Schäbigste betrogen wird, denn, so Paul: “Wozu in den Urlaub fahren, wenn man keinen Spaß haben darf?“ Konrad hingegen ist viel zu verliebt in den kleinen Burschen und lässt Paul alles durchgehen.
Doch selbst an Paul beginnt der Zahn der Zeit zu nagen, und in seinem 48. Lebensjahr kommt im schwulen Nachtleben nur noch selten ungebremste Freude auf. Dass es seinen Freunden ähnlich geht, ist für den jetzt grauhaarigen und bebrillten Paul nur ein schwacher Trost. Genau wie der Klappentext zu diesem Buch behauptet, ist Herbst in der Hose ein Werk der Reife und eine ganz unverlogene (aber nicht verbitterte) Auseinandersetzung mit dem Unvermeidlichen.
Mit Herbst in der Hose feiert Ralf König auch das 30. Jubeljahr der Erstveröffentlichung seines erfolgreich verfilmten Bestsellers Der bewegte Mann. Dieser Comic erscheint bei Rowohlt gemeinsam mit Pretty Baby für 14,99 Euro in einer neuen Gesamtausgabe mit allerlei Bonusmaterialien, wie einem Gespräch zwischen Ralf König und Joachim Król, dem eigentlichen Star der Verfilmung von Der bewegte Mann.
Bereits 1972 – also drei Jahre nach der Mondlandung – stellte die NASA mit Apollo 17 das Raumfahrt-Programm der USA ein. Schuld daran war ganz gewiss auch das schwindende Interesse der Öffentlichkeit an den Flügen zum Mond. Vor diesem Hintergrund schrieb und inszenierte Peter Hyams (2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen) 1978 die Geschichte von Capricorn One, der ersten Mars-Mission.
Im letzten Moment wird festgestellt, dass diese nicht durchgeführt werden kann, da die Besatzung den Flug nicht überleben würde. Kurz vor Start werden die Astronauten daher aus dem Raumschiff evakuiert. Die Landung auf dem Mars findet jetzt in einem abgelegenen Filmstudio in der Wüste statt, und der Betrug scheint zu gelingen. Doch der Rückflug zur Erde der unbemannten Capricorn One misslingt und die – nun offiziell eigentlich toten – Astronauten flüchten aus dem Filmstudio…
Bereits zuvor hatte der Reporter Robert Caulfield, den Elliott Gould: mit viel kauzigen Charme spielt, erhebliche Zweifel daran, ob bei der Raummission alles mit rechten Dingen zugeht. Höhepunkt des Films ist eine Verfolgungsjagd zwischen dem klapprigen Doppeldecker des Kammerjägers Albain (Telly Salvalas) und einigen Helikoptern. Diese wollen verhindern, dass der sich an Bord des Flugzeugs befindende Astronaut Charles Brubaker (James Brolin) sein eigenes Staatsbegräbnis besuchen kann…
“Unternehmen Capricorn“ ist eine sehr gut besetzte, perfekt inszenierte und oft auch sehr komische Mischung aus Science-Fiction, Polit-Thriller und Action-Film, die jetzt endlich in einer schönen Steelbook-Edition auf Blu-ray vorliegt.
Die Blu-ray von Koch Media enthält neben dem 123-minütigen Hauptfilm, wahlweise mit (nicht untertitelten) Audiokommentar von Regisseur Peter Hyams, noch einige sehr interessante, wahlweise deutsch untertitelte, Dokus: “Flights of Fancy“ von 2008 (17:17 min), “What if?“ von (6:48 min), Am Set: Wüste (38:20 min) und Studio (4:06 min), US-Trailer (3:09 min), US-TV-Spot (0:30 min), US-Radio-Spot (0:28 min), Deutschsprachige Super-8-Fassung (29:40 min) und eine sehr gut zusammengestellte Galerie mit 96 Fotos und Plakaten.
Dass in den USA gibt mehrere höchst unterschiedliche Wege zum Erfolg führen, zeigt Regisseur John Lee Hancock (Saving Mr. Banks) sehr plastisch an der Entstehungsgeschichte von McDonalds. Das Grundkonzept des Fast-Food-Giganten entwickelten die Brüder Dick und Mac McDonald, indem sie ihr Hamburger-Restaurant in San Bernadino, Kalifornien immer weiter optimierten.
Nicht ohne Humor wird ausführlich gezeigt, wir die brilliant von Nick Offerman und John Carroll Lynch verkörperten Brüder ihr Erfolgskonzept auf einem Tennisplatz planten. Durch ein inmitten von Kreidemarkierungen pantomimisch agierendes Küchen-Ensemble fanden sie heraus, wie es möglich ist, eine Großküche so zu organisieren, dass schmackhafte Hamburger in Minutenschnelle serviert werden können.
Wenn nicht Ray Kroc, ein mäßig erfolgreicher Vertreter von Milkshakes-Mixgeräten, in San Bernadino aufgetaucht wäre, würde es den weltweit agierenden Konzern McDonalds heute möglicherweise gar nicht geben. Kroc erkannte sofort, dass er eine Goldgrube vor sich hat. Doch Dick und Mac waren aufgrund ihrer hohen Qualitätsansprüche nicht am Expandieren interessiert. Zunächst durch Hartnäckigkeit und später durch Rücksichtslosigkeit gelingt es Kroc schließlich die Brüder auszutricksen. Kroc kaufte Ihnen ihr Konzept (aber auch ihren Namen!) für 2,7 Millionen Dollar ab.
Als Ray Kroc gelang Michael Keaton eine weitere schauspielerische Glanzleistung. Trotz seiner Intrigen strahlt Keaton als Kroc zugleich eine pure Begeisterung für das McDonalds-Konzept aus. Selbstzweifel sind ihm fern und sein rastloser Optimismus (der sich auch in einem Liedchen am Piano niederschlägt) überstrahlt den ohnehin schon äußerst gut gelungenen Film!
Die Blu-ray von Splendid enthält neben dem 115-minütigen Hauptfilm noch einige sehr interessante (wahlweise deutsch untertitelte) Kurz-Dokus: Das Ensemble (3:55 min), Das Speedy System (3:26 min), Interviews mit Michael Keaton (3:26), Regisseur John Lee Hancock (4:49 min) und Produzent Don Handfield (5:49 min).
Hier einige Impressionen von meinem Comic Café, das am Sonntag den 20. August 2017 im Münchner Werkstattkino stattfand.
Spanisches Comicfestival in A Coruña
“Viñetas desde o Atlántico” findet seit 1998 jährlich im Heimatstadt des Festivalleiters Miguelanxo Prado (Ardalén, Der tägliche Wahn) statt. Wahrzeichen des Orts und des Festivals ist der Herkulesturm, ein aus der Römerzeit stammender Leuchtturm, der im Laufe der Jahrzehnte bereits von etlichen Comic-Künstlern in Szene gesetzt wurde.
Zum 20. Jubiläum wurden mehr Künstler denn je zum Festival eingeladen. Eduardo Risso (100 Bullets, Batman) kam aus Argentinien, Dave McKean (Batman – Arkham Asylum, Cages) aus Großbritannien, Cameron Steward (Fight Club 2) aus Kanada und Nob (Dad) aus Frankreich. Doch auch die einheimische Comic-Szene präsentierte sich in beeindruckenden Ausstellungen.
Wir zeigten Impressionen vom möglicherweise schönsten, aber ganz gewiss entspanntesten Comicfestival der Welt.
Die beeindruckenden Sammlungen von Don Rosa und Denis Kitchen
DON ROSA ist einer der beliebtesten Comiczeichner der Welt. Mehr als 20 Jahre lang hat er mit seinen Geschichten um Onkel Dagobert, Donald Duck oder die Panzerknacker den Entenkosmos seines Idols Carl Barks fortgeschrieben. Für seine detailverliebten Duck-Abenteuer wird er vergöttert, mit Onkel Dagoberts Biografie Sein Leben, seine Milliarden hat er sich unsterblich gemacht und einen Eisner-Award gewonnen, den wichtigsten Comicpreis der Welt.
Der prachtvolle Bildband I STILL GET CHILLS der Edition Lammerhuber zeigt wie sich der Zeichner in seinem traumhaft abgeschiedenen Anwesen inmitten der weiten Landschaft Kentuckys eingerichtet hat. Rosa lebt inmitten einer der größten Comic-Sammlungen Nordamerikas, White-Castle-Fast-Food-Devotionalien, erstaunlichen Buch-, Film- und CD-Bibliotheken, zahllosen Riesenbildschirmen, exquisiten Vintage Cars und einer Flipper-Sammlung, die neidisch macht.
Auch auf dem abgelegenen Anwesen des Underground-Zeichner, Herausgeber, Experten und Agenten DENIS KITCHEN gibt es drinnen wie draußen allerlei zu sehen. Davon konnte ich mich persönlich überzeugen. Neben zahlreichen Originalen von Comic-Legenden wie Will Eisner, Robert Crumb oder Harvey Kurtzman, hortet Kitchen auch Postkarten aus den 20er Jahren, auf denen besoffene Frauen abgebildet sind, betätigt sich als Chauffeur eines Oldtimer-Leichenwagens und versucht sich als skurriler Landschaftsarchitekt.
Wir begaben uns auf eine Reise in wahre Comic-Wunderwelten!
Rainer Schneider präsentierte einen seiner Lieblings-Comics
In TORPEDO 1972 erzählt Autor Enrique Sánchez Abulí ein weiteres Kapitel des Killers Luca Torelli, alias „Torpedo“.
Als Zeichner trat hier nun Eduardo Risso (100 Bullets, Batman) in die Fußstapfen von Jodi Bernet. Das Team wird übrigens auch 2019 zum Comicfestival München kommen!
Rainer stelle dem Publikum den demnächst bei uns bei Cross Cult erscheinenden Comic Torpedo 1972 vor.
Danach fand wie immer ein gemütliches Beisammensein im Fraunhofer statt.
Eckart Sackmann und Peter Hörndl setzen bei comicplus+ den Reigen an gebundenen auf 1000 Exemplaren limitierten und kommentierten Gesamtausgaben fort. Nach Giacomo C., Tramp, Unterwegs, Zehn Gebote, Hopfen und Malz und Der Schrei des Falken folgt nun Agent Alpha.
Der erste Band enthält eine sich über die drei Alben Die Übergabe, Der Bogdanow-Clan und Blutige Abrechnung erstreckende durchgehende Geschichte. Die für den CIA arbeitende Titelfigur gibt sich hier als Kunstmaler aus, um sich in Paris an die junge Russin Assia Donkowa heranzumachen, die vorgibt als Galeristin tätig zu sein. Agent Alpha kommt Assia dabei sehr viel näher als er eigentlich wollte…
Die Serie startete 1996 in Frankreich bei Le Lombard. Die ersten beiden Alben schrieb Pascal Renard und nach dessen Tod übernahm Mythic (Jean-Claude Smit-le-Bénédicte). Bemerkenswert an Agent Alpha ist, dass der Zeichner Juri Schigunow bzw. Youri Jigounov aus Moskau stammt. Dessen erster im Westen veröffentlichter Comic Kriwtsows Briefe erschien bei uns ebenfalls bei comicplus+ (in der Collection Cabrio).
Eine deutsche Gesamtausgabe von Agent Alpha macht durchaus Sinn, denn bisher liegen bei comicplus+ nur die ersten acht Bände der spannenden und detailreich gezeichneten Serie vor, während in Frankreich für 2018 ein vierzehntes Album angekündigt ist.
Im zweiten Band der Gesamtausgabe ist neben Wenn Tote morden, dem fünften Album der Serie auch Band 4 Die Stasi-Liste enthalten. Diese Geschichte beginnt mit dem Fall der Berliner Mauer und Agent Alpha versucht für den CIA an eine brisante Liste heranzukommen, die Amerikaner benennt, die aus eigennützigen Motiven mit der DDR paktiert haben. Im Bonusmaterial des Buches gibt es einen Artikel über die Geschichte der Stasi, sowie einen Werkstattbericht über die Entstehung des Albums.
Band 3 der Gesamtausgabe enthält die in den Jahren 2002 und 2003 entstandenen Geschichten Fallensteller und Finger am Abzug. Da die zweite Geschichte von einem geplanten Anschlag auf den US-Präsidenten erzählt, beschäftigt sich der Anhang auch mit diesem Thema und beschreibt Attentate in der Realität sowie im Kino.
Der vierte Band der Gesamtausgabe präsentiert mit den Alben Machtgeil und Scala, den Abschluss des ersten Zyklus. Ebenfalls enthalten ist der zuvor nicht auf Deutsch erschienenen Band Alles Lüge, der eine zwar verwirrende, aber auch interessante Mischung aus kurzen Comics und “Dokumenten“ bietet. Mittlerweile hat Schigunow Agent Alpha verlassen und zeichnet Jean Van Hammes aktuell von Yves Sente (Ein Stern aus schwarzer Baumwolle) geschriebene Erfolgsserie XIII.
Der von Emmanuel Herzet geschriebene und von Eric Loutte gezeichnete zweite Zyklus von Agent Alpha erscheint nicht mehr bei comicplus+. Dort liegt als Einzelband auch noch das von Juri Schigunow im Alleingang realisierte Alpha-Abum Fucking Patriot vor.
Der Zweite Weltkrieg hätte bereits im Mai 1940 an der Westfront entschieden werden können. Die deutsche Wehrmacht hatte seinerzeit einen Großteil der britischen und der französischen Armee an der Küste der französischen Hafenstadt eingekesselt. Doch dann sprach Hitler aus bis heute ungeklärten Gründen einen Haltebefehl für die deutschen Panzertruppen aus. Vor allem hierdurch war es möglich, dass knapp 340.000 alliierte Soldaten nach Großbritannien evakuiert werden konnten.
Dass dieser gewaltige Truppenrückzug dennoch alles andere als ein Kinderspiel war, zeigt ein Spielfilm des bisher für brillanten Eskapismus bekannten britischen Regisseurs Christopher Nolan. Vor allem in seiner Trilogie um den “Dark Knight“ Batman war Nolan immer darum bemüht, die ausgedehnten Action-Sequenzen so realistisch wie möglich aussehen zu lassen. Die hierbei gemachten Erfahrungen bringt Nolan auch in sein 107-minütiges Kriegsepos mit ein, wobei er auf alles überstrahlende Heldenfiguren verzichtet.
Vielmehr versucht Nolan so viel Aspekte der Kämpfe bei Dünkirchen wie möglich in seinen Film zu packen. Während Tom Hardy als englischer Flieger stundenlang deutschen Kampffliegern standhält, versucht Newcomer Fionn Whitehead an Bord der auch aus Fischerkuttern bestehenden Evakuierungsflotte zu kommen. Mark Rylance (“Bridge of Spies“) hingegen versucht trotz des Widerstands eine aus dem Wasser geretteten britischen Soldaten (Cillian Murphy) mit seinem Privatboot nach Dünkirchen durchzukommen um weitere Truppenteile zu retten.
Ganz nebenbei vermittelt der hochspannende Film, dass es keine Schande (aber auch nicht einfach) ist, eine verlorene Schlacht mit so wenig Verlusten wie möglich zu beenden.