Der 1972 in Bilbao geborene Zeichner und Autor Javier de Isusi hat in seiner spanischen Heimat bereits acht Comic-Geschichten veröffentlicht. Der bei der Edition Moderne erschienene Comic Ich habe Wale gesehen, über eine Freundschaft im Baskenland, ist seine erste Publikation auf Deutsch.
Im Zentrum der Geschichte stehen drei Männer, denen jeweils ein Kapitel gewidmet wird. Als Bindeglied fungiert Antón, dessen Vater von der baskischen Freiheitsbewegung ETA umgebracht wurde. Als junger Mann, der ein Priesterseminar besuchte, sagte Antón auf der Beerdigung seines Vaters, dass er den Mördern verzeihe. Seitdem wird er von Alpträumen gequält, in denen er immer wieder mit Gewalttaten konfrontiert wird.
Zur gleichen Zeit als Antón sich entschieden hatte, Priester zu werden, schloss sich sein bester Freund Josu der ETA an. Er wurde verhaftet und landete in einem Gefängnis in der französischen Provinz. Dort lernte er Emmanuel kennen, ein ehemaliges Mitglied der Anti-Terrororganisation GAL, die mit Billigung der spanischen Regierung ab 1983 Morde an wirklichen oder auch vermeintlichen Mitgliedern der ETA begangen hatte. Josu und Emmanuel stellen fest, dass sie sehr viel mehr gemeinsam haben als vermutet…
Der verschachtelt mit vielen Rückblenden, doch sehr gut nach vollziehbar erzählte Comic endet damit, dass sich Antón und Josu nach 25 Jahren wieder treffen. Der Titel des Comics bezieht sich darauf, dass Antón bei einer Ruderpartie mit Josu behauptete Wale gesehen zu haben. Josu sah diese nicht, hatte aber vielleicht andere eigene Illusionen, an die er glaubte.
Für seinen Comic über Ideale, Selbstbetrug, Vorurteile und Vergebung griff Javier de Isusi auf tatsächliche Ereignisse zurück. Neben der Geschichte, mit ihren knappen pointierten Dialogen, beeindruckt auch die Gestaltung. Dem Künstler gelingt es sehr gut die Gefühlswelten seiner Figuren mit gelben und grauen Aquarellfarben darzustellen. Es ist zu hoffen, dass weitere Comics von Javier de Isusi, der 2017 auf dem Comicfestival München zu Gast war, den Weg zu uns finden.
Der Psychologe William Moulton Marston erfand nicht nur Wonder Woman, sondern auch den Lügendetektor. Daher trägt seine Heldin mit mythologischen Background auch ein Lasso, das alle zwingt die Wahrheit zu sagen. Moulton, der in trauter Lebensgemeinschaft mit Ehefrau und Geliebter, sowie deren Kindern lebte, nannte die Amazone zunächst Suprema, the Wonder Woman.
Als Wonder Woman hatte sie Ende 1941 schließlich ihren ersten Auftritt im Heft All Star Comics # 8. Darin rettete sie den jungen Flieger Steve Trevor, der sie weg von ihrer nur von Frauen bevölkerten Paradiesinsel (die später Themyscira genannt werden sollte) mitten hinein in die Wirren des Zweiten Weltkrieges bringen sollte. Ab 1944 kämpfte Wonder Woman beim Verlag DC auch immer wieder an der Seite von Superman und Batman.
Die Wonder Woman Anthologie enthält leider nicht die erste Geschichte mit der Amazone, sondern beginnt mit der bereits etwas präziseren Origin aus dem ersten eigenen Comic-Heft der Heldin. Anfangs setzte der seinerzeit bereits über 60 Jahre alte Zeichner Harry G. Peter die Geschichten von Moulton Marston um. Auch wenn die Stories wohl halbwegs ernst gemeint waren, so wirken die Bilder eher etwas cartoonig. Das wird unterstrichen, durch die für etwas Humor sorgende recht füllige Etta Candy, die auch mit ihrer Abhängigkeit von Süßwaren für Humor sorgt.
Nachdem Moulton Marston und Peters verstorben waren, lebte Wonder Woman weiter. Der Zeichner Ross Andru ließ sie in den 50er Jahren auf eine realistischere Art attraktiv wirken. Für einen großen Popularitäts-Schwung sorgte ab 1975 eine TV-Serie. Im Gegensatz zu Adam Wests Fernsehauftritten als Batman, nahm die Wonder-Woman-Serie ihre Hauptfigur halbwegs ernst. Das lag sicher auch an der Idealbesetzung mit Lynda Carter, der das Kunststück gelang im knappen Kostüm nicht nur attraktiv sondern auch würdevoll zu wirken. Carter hat ein Vorwort zur Wonder Woman Anthologie verfasst.
Garniert mit vielen informative Texten, enthält das Buch 18 abgeschlossene Comic-Geschichten, die zwischen 1942 und 2015 entstanden sind. Für jeden Freund von Superhelden-Comics dürfte etwas dabei sein. Zu, meinen persönlichen Favoriten gehört eine 6-seitige Short Story, die von Darwyn Cooke (Batman: Ego,Before Watchmen: Minutemen, The Spirit, Parker) stammt und die Zeichner J. Bone, angelehnt an dessen locker-lustigen Stil, in Szene gesetzt hat. Die Mutter der Bewegung ist ein Epilog zu Cookes auch verfilmten Meisterwerk DC New Frontier (deutsch als Neue Horizonte bei Panini erschienen) und lässt die emanzipierte Wonder Woman in einem Playboy-Club handgreiflich werden.
Ein weiteres Highlight ist die Geschichte Die Mission, in der es Greg Rucka, genau wie in Gotham Central, gelingt überraschend viel Realismus ins Superhelden-Genre zu bringen. Geschildert wird der erste Arbeitstag eines jungen Elite-Universitäts-Absolventen in der Botschaft von Themyscira. Diese dient Wonder Woman als Basis dazu, um nicht nur mit Superkräften, sondern auch durch (weibliche) Diplomatie für eine gerechtere Welt zu kämpfen.
Der Reihe mit DC-Anthologien ist ein langes Leben zu wünschen, denn es gibt noch sehr viele Superhelden, die es verdient haben, auf eine so schöne und informative Art gewürdigt zu werden.
In Star Wars – Das Erwachen der Macht wurde er zwar nicht mehr vom Briten Peter Mayhew, sondern von finnischen Basketball-Nationalspieler Joonas Suotamo verkörpert. Doch am Leben war Chewbacca zweifelsohne, was nicht immer der Fall war. 1999 ließ der Autor R. A. Salvatore in Vector Prime, dem ersten Band seiner Roman-Reihe The New Jedi Order (deutsche Ausgabe erschienen als Das Erbe der Jedi-Ritter 1. Die Abtrünnigen) den Heldentot sterben, um Han Solos jüngsten Sohn Anakin zu retten.
Eine vom Kroaten Darko Macan geschriebene vierteilige Comic-Reihe leistete 2001 Trauerarbeit. In zehn von verschiedenen Zeichnern, darunter Dave Gibbons (Watchmen), wird erzählt wie R2-D2 und C-3PO nach dem Tod des Wookie wichtige Weggefährten von Chewbacca aufsuchen. Neben Han, Luke und Leia sind auch Chewbaccas Frau Mallatobuck oder dessen Vater Attichitcuk darunter.
Im Gegensatz zu den aktuell erscheinende Comics und Büchern aus dem Star-Wars-Universum gehört alles was vor Beginn der Disney-Ära veröffentlicht wurde ins Reich der Legenden. Daher ist der Inhalt von R. A. Salvatores Roman und somit auch das Comic-Requiem auf den Wookie nicht mehr Teil der offiziellen Star-Wars-Saga. Doch eingestampft werden die alten Comics aus dem Hause Dark Horse deshalb noch lange nicht.
Alle zwei Wochen bringt Panini Deutschland in Eigenregie einen Hardcover-Band mit Star Wars Legends Comics heraus. Enthalten sind sowohl klassische als auch moderne Comics, sowie Adaptionen der Filme. Nebeneinander positioniert bildet sich auf den Buchrücken ein durchgehendes “galaktisches Panorama-Motiv“.
Die Miniserie Chewbacca ist bereits 2000 auf Deutsch bei Dino erschienen. Band 14 der Star Wars Comic-Kollektion enthält nicht nur die vier Hefte der Serie, sondern als Zugabe noch den zweiteiligen Comic Die Narrenreihe (Idiot‘s Army) sowie die Short Story Geister von Hoth. Obwohl diese Geschichten 2003 und 2004 erschienen sind, erfreut sich Chewbacca in ihnen bester Gesundheit.
Die drei Welten des Gulliver (auch bekannt als Herr der drei Welten) entstand 1961, direkt nach Ray Harryhausens erfolgreichsten und wohl auch besten Film Sindbads siebente Reise. Der Hauptdarsteller Kerwin Mathews bekam auch die Hauptrolle des Lemuel Gulliver, da er nach Aussagen von Ray Harryhausen so gut auf die, während der Dreharbeiten noch nicht vorhandenen, Trickfiguren reagieren konnte.
Für Freunde der Stop-Motion-Effekte ist Die drei Welten des Gulliver allerdings eher eine Enttäuschung. Während es in Sindbads siebente Reise vor lauter magischen Wesen, wie einem Drachen, Zyklopen oder einem fechtenden Skelett, nur so wimmelt, hat der darauf folgende Harryhausen-Film animationstechnisch lediglich ein großes Eichhörnchen und einen immerhin halbwegs bedrohlichen Alligatoren zu bieten, mit dem sich Mathews einen wirklich spannenden Zweikampf liefert.
Als netter Film für einen verregneten Samstag-Nachmittag taugt Die drei Welten des Gullivers allemal. Gullivers Begegnungen mit Liliputanern und Riesen kommen zwar ohne Stop-Motion aus, wurden aber achtbar getrickst in Szene gesetzt. Gelegentlich schimmert etwas von der Satire aus Jonathan Swifts Roman-Vorlage durch. Doch über alle Zweifel erhaben ist – neben dem Kampf mit dem Alligatoren – der Soundtrack von Alfred Hitchcocks Haus-Komponisten Bernard Hermann.
Die Blu-ray von Koch Media enthält neben dem 98-minütigen Hauptfilm noch “The Harryhausen Chronicles“, eine 58-minütige Dokumentation von Richard Schickel mit zahlreichen bisher unbekannten Ausschnitten aus den Frühwerken des Trickexperten. Sprecher der Kommentare: Leonard Nimoy. Außerdem gibt es ebenfalls wahlweise deutsch untertitelt die Kurz-Doku “This is Dynamation“ (3:23 min), ein Statement von Ray Harryhausen zum Film (5:11 min), einen US-Trailer (3:19 min), einen deutschen Trailer (3:09 min), sowie eine Galerie mit Fotos und Plakaten (2:40 min) zu sehen.
2012 erschien beim Taschen Verlag das neunte voluminöse Buch der Reihe Filme der Jahrzehnte. Fünf Jahre später erfolgt innerhalb von Taschens Bibliotheca Universalis eine kompakte, nicht einmal halb so große, aber ungekürzte Neuausgabe in deutscher Sprache.
Das Buch beschäftigt sich mit 120 ausgewählten Filmen, die zwischen 2001 und 2010 in die Kinos kamen. Genau wie in den vorherigen Bänden der Reihe werden in der Einleitung die Besonderheiten des Kino-Jahrzehnt mit einem vom Herausgeber, dem Kunsthistoriker Jürgen Müller, als besonders “typisch“ empfundenen Film verknüpft.
Dass es sich hierbei mit No Country for Old Men von den Coen Brothers um einen nicht von jedermann geliebten Film handelt, belegt nicht nur die Fixierung der Buchreihe auf das Hollywood-Kino sondern auch die erfrischende Subjektivität bei der Zusammenstellung des Jahrzehnt-Kanons.
So fehlen weder kommerzielle Highlights wie James Camerons Avatar(der Film zierte das Titelbild der Erstauflage), wie auch die jeweils komplett besprochenen Filmreihen Der Herr der Ringe („Frodo“ Elijah Wood ist auf dem Cover der Neuauflage zu sehen) und Harry Potter, während von der Bourne-Trilogie nur der dritte Teil Das Bourne Ultimatum als besonders herausragend empfunden wird.
Erfreulich ist auch, dass sich mit Good Bye Lenin, Das Leben der Anderen, Gegen die Wand, Yella, Der Baader Meinhof Komplex und Das weiße Band auch einige auf höchst unterschiedliche Art gelungene deutsche Kinofilme platzieren konnten, die in der Tat auf Augenhöhe mit Hollywood-Highlights stehen. Einmal mehr überzeugt auch das Konzept des Buchs, die einzelnen Filme mit kurzen aber kenntnisreichen Texten und Biographien sowie sehr gut ausgewählten Bildern vorzustellen werden. Dabei werden konsequenterweise nur Plakate und Aufnahmen von markanten Szenen aus den Filmen, aber kein Fotos von den Dreharbeiten, verwendet.
Jürgen Müller hat auf diese Art mittlerweile mehr als ein Jahrhundert Filmgeschichte abgehandelt und Anfang 2021 erschien 100 Filme der 2010er.
Wer den 1933 entstandenen Monsterfilm King Kong und die weiße Frau in seiner Jugend sah, wird Zeit seines Lebens die ebenso alptraumhafte wie romantische Story nicht mehr vergessen. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Geschichte vom Riesenaffen und seiner Heimat Skull Island immer wieder neu erzählt wird.
Bereits ebenfalls 1933 kam mit Son of Kong eine etwas hastig zusammengebastelte Fortsetzung in die Kinos. 1945 arbeitete der spätere Stop-Motion-Guru Ray Harryhausen mit King-Kong-Tricktechniker Willis O`Brien bei Mighty Joe Young (Panik um King Kong) zusammen. 1962 konfrontierte der Japaner Ishirō Honda in Die Rückkehr des King Kong die US-Kultfigur mit seiner Schöpfung Godzilla. Fünf Jahre später ließ Honda in King Kong – Frankensteins Sohn den riesigen Affen gegen einen nicht minder großen Roboter antreten.
1976 roduzierte Dino De Laurentiis ein erstes Remake, das in der damaligen Gegenwart spielte. Im Finale bestieg King Kong in New York nicht das Empire State Building, sondern das World Trade Center. Quasi als Abfallverwertung schob De Laurentiis zehn Jahre später auch noch die sehr viel grottigere Fortsetzung King Kong lebt nach. Den Geist des Originals fing deutlich besser Peter Jackson ein, dessen Neuverfilmung von 2005 herrlich nostalgisch in den 30er Jahren angesiedelt war.
Mit Kong: Skull Island ist ein Film entstanden, der versucht einen eigenen Zugang zum Mythos zu finden. Ein kurzer Prolog spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ein japanischer und ein US-Pilot werden abgeschossen und landen auf Skull Island. Als sie hier ihre kriegerische Auseinandersetzung weiter austragen wollen, werden sie dabei gestört von, na ratet mal von wem…
Der dann folgende Vorspann fungiert als eine Art Zeitreise und endet im Jahre 1972 in Washington. Hier kämpft sich William Randa, der von John Goodman gespielte Chef einer mysteriösen Regierungsorganisation, durch eine Gruppe von Demonstranten. Randa schüttelt den Kopf und meint, dass es wohl nie wieder so schlimme Zustände in der US-Hauptstadt geben wird.
Randa gelingt es eine US-Militär-Einheit, die aus Vietnam abgezogen wurde, für die Erforschung von Skull Island zu verpflichten. Deren Kommandant Colonel Packard (Samuel L. Jackson) sieht hier eine Möglichkeit, den abgebrochenen Krieg weiter auszutragen. Mit auf die Reise kommt neben dem desillusionierten britischen Soldaten James Conrad (Tom Hiddleston) auch die Fotografin und Friedensaktivistin Mason Weaver (Brie Larson), die sich einige Wortgefechte mit Colonel Packard liefert.
Der Auftakt von Kong: Skull Island bemüht sich der Geschichte einen politischen Background mit einer Prise Apocalypse Now zu geben. Doch jeglicher Realismus geht von Bord, sobald Skull Island erreicht wird. Das fängt schon damit an, dass aus den fünf oder sechs Hubschraubern, die zuvor auf dem Transportschiff der Expedition zu sehen waren, plötzlich Dutzende geworden sind. Diese bringt King Kong dann innerhalb kürzester Zeit alle zum Absturz.
Im Gegensatz zu den sonstigen Bewohnern der geheimnisvollen Insel wirkt der diesmal noch um einiges größere Riesenaffe halbwegs glaubhaft. Der Regisseur Jordan Vogt-Roberts, der mit Kong: Skull Island sein Spielfilm-Debüt abliefert, fand Inspiration bei den Filmen des Studio Ghibli, insbesondere bei Prinzessin Mononoke. Anstatt Dinosaurier (von denen jedoch Schädel zu sehen sind) gibt es diesmal seltsam modifizierte Riesen-Versionen von Spinnen, Kraken, Echsen aber auch Wasserbüffeln , sowie lustig bemalte Eingeborene.
Nahtlos in dieses Konzept, wenn es denn eins ist, fügt sich John C. Reilly als zotteliger US-Soldat, der jahrelang auf Skull Island lebte und keine Ahnung hat, wie der Zweite Weltkrieg ausgegangen ist. Kong: Skull Island ist ein Film mit phänomenalen Momenten, Spezialeffekten und Darstellern, sowie vielen originellen Ansätzen (man denke nur an die wirklich ergreifende Schlussszene). Doch als Gesamtkunstwerk überzeugt das bunte Sammelsurium nur bedingt.
Wer den 1933 entstandenen Monsterfilm King Kong und die weiße Frau in seiner Jugend sah, wird von der ebenso alptraumhaften wie romantischen Story Zeit seines Lebens nicht mehr loskommen.
Daher ist es absolut nachvollziehbar, dass der neuseeländische Filmemacher Peter Jackson nach dem nicht sonderlich gut gelungenen Remake von Dino De Laurentiis alles dransetzte, um eine Neuverfilmung inszenieren zu dürfen. Ende der 90erJahre war es fast so weit, doch erst nach dem Erfolg seiner Der Herr der Ringe-Trilogie durfte Peter Jackson endlich sein Traumprojekt realisieren.
Der Regisseur hatte jetzt alle Freiheiten und das bekommt dem Film im ersten Drittel nicht allzu gut. Es entsteht hier eher der Eindruck eines um unnötige Szenen ergänzten Director´s Cut. Immerhin gelingt es Peter Jackson in kurzen Szenen die Stimmung im depressions-erschütterten New York der frühen 30er-Jahre zu rekonstruieren. Doch ansonsten schildert er viel zu langatmig das Zusammenkommen jener Expedition, die schließlich (nach über einer Stunde!) auf einer mysteriösen Insel den Riesenaffen King Kong und diverses Urzeit-Getier trifft.
Doch von da an gibt es ordentlich was auf die Augen. Bereits eine Brontosaurier-Stampede bietet mehr Dinosaurier-Action als Jurassic Park und wird durch Kino Kongs schwindelerregenden Lianen-Kampf mit gleich drei T-Rexs noch getoppt.
Ein kleiner Fremdkörper ist eine Ekelszene mit Rieseninsekten, die auf einem verschollenen Outtake der 33-er Version basiert. Diese sogenannte „Spider Pit“-Sequenz hat Jackson zeitgleich gemeinsam mit seinen Weta-Technikern für die (leider nur in den USA erhältliche) DVD-Veröffentlichung des Ur-King-Kongs sogar im klassischen Stop-Motion-Stil rekonstruiert.
Überhaupt ist Jacksons Film so werkgetreu wie möglich. Daher wird, nachdem King Kong betäubt wurde, ebenfalls sehr rasant von Skull Island nach New York gewechselt. Dort sind während der Präsentation des Riesenaffens in einem Theater Teile aus Max Steiners Original-Soundtrack zu hören.
Spätestens bei King Kongs Flucht durch New York zeigt sich, dass die von Naomi Watts verkörperte Ann Darrow aus einem anderen Holz geschnitzt ist, als ihre meist nur herumschreiende Vorgängerin Fay Wray. Die deutlich aktivere Hauptdarstellerin begibt sich diesmal freiwillig in die Hände Kongs (wodurch die berühmte Szene mit der Riesenpranke im Hotelzimmer leider fehlt), um dessen Amoklauf zu stoppen.
Die dann folgende romantische Rutschpartie auf einem zugefrorenen See im Central Park ist hingegen eine eher bescheuerte Modernisierung, die aber locker vom bombastischen Finale auf dem Empire State Building neutralisiert wird. Abgesehen vom etwas lahmen Auftakt gelang Peter Jackson somit ein Film voller gewaltiger Schauwerte, der auch dadurch dem Original voll gerecht wird.
Wie nicht wirklich anders zu erwarten, brachte Peter Jackson – genau wie bei seinen Trilogien Der Herr der Ringe und Der Hobbit – auch zu King Kong ein Jahr nach Kino-Start (und ein halbes Jahr nach der ersten DVD-Veröffentlichung) eine verlängerte Fassung des Filmes heraus. Eine Edition mit beigepackter Skulptur, wie zu den Tolkien-Filmen, ist hingegen nicht erschienen.
Auf den ersten Blick dürfte etwa enttäuschen, dass Jackson seinen Film diesmal lediglich um 12 ½ Minuten (durch drei neue und fünf ergänzte Szenen) gestreckt hat. Doch die zusätzlichen Momente haben es in sich und spielen sich fast alle auf Skull Island ab. So gibt es einen temporeichen Styracosaurier-Angriff, der als Hommage an jene Szene aus dem Ur-King-Kong zu verstehen ist, als die Expedition erstmals auf prähistorische Tiere traf. Damals war es allerdings ein Stegosaurier.
Auch für die tödliche Floßfahrt aus der 33er-Version gibt es jetzt eine atemberaubend getrickste Entsprechung in Form einer unheimlichen Begegnung mit einem von den Weta-Trickexperten frei erfundenen Seeungetüm. Außerdem wurde die drastische Spider-Pit-Sequenz mit den Rieseninsekten noch etwas ausgebaut. Monster-Freunde kommen bei der Extended Edition also voll auf ihre Kosten.
Zusätzlich werden aber auch noch als separates Extra über 40 Minuten nicht verwendete Szenen geboten. Diese spielen sich meist während der schon im Kino etwas langatmig anmutenden Schiffsreise zur Insel von King Kong ab, sind für sich betrachtet aber durchaus interessant. Sehr stimmungsvoll ist z. B. die im Film nur kurz gezeigte Tanzszene an Bord mit Naomi Watts, die in der vollständigen Fassung allerdings etwas zu stark an die ausgelassene Feier auf dem Unterdeck von James Camerons Titanic erinnert. Insgesamt ist einzusehen, dass Jackson diese zusätzlichen Momente nicht auch noch in seine erweiterte Version schneiden wollte, um den Einstieg nicht noch schwerfälliger zu machen. Doch sehenswert sind diese Szenen allemal.
1976 packte den italienischen Produzenten Dino De Laurentiis der schiere Größenwahn und er produzierte eine Neuverfilmung des Klassikers King Kong und die weiße Frau. Leider machte De Laurentiis seinem Vornamen keine Ehre und der Film kam ganz ohne die beliebten Dinosaurier des Originals aus. Lediglich gegen eine popelige Riesen-Schlange musste King Kong auf seiner Heimatinsel Skull Island antreten.
Zwar wurde für den Film von Carlo Rambaldi ein “lebensgroßer“ King Kong gebaut, doch der war nahezu unbeweglich. Daher wurde der Riesenaffen meistens durch einen Menschen (in diesem Fall den American Werewolf–Maskenbildner Rick Baker) in einem Kostüm verkörpert, was das 24 Millionen Dollar teuren Remake in die Nähe der Godzilla-Reihe rückte.
Ein paar Qualitäten hat der Film dennoch, wie z. B. den Soundtrack vom James-Bond-Komponisten John Barry. Auch der Auftakt ist recht spannend. Hier ist die Modernisierung wirklich gelungen, wenn diesmal kein abenteuer-lustiges Film-Team, sondern profit-orientierte Öl-Sucher, auf King Kongs nebeliger Insel landen.
Die Hauptrollen sind sehr sympathisch besetzt, Jessica Lange machte anschließend durch Tootsie Karriere und dank Jeff Bridges wurden danach weitere halbgare phantastische Filme wie Tron oder Starman einigermaßen erträglich.
Besonders pikant aus heutiger Sicht mutet es natürlich an, wenn King Kong zum großen Finale nicht wie Anno 33 das Empire State Building, sondern das World Trade Center besteigt und auch noch Hubschrauber in das Gebäude krachen lässt. Hier wirkt der Film dann wieder genauso naiv wie sein Vorgänger.
Quasi als Abfallverwertung produzierte Dino De Laurentiis zehn Jahre später die noch sehr viel grottigere Fortsetzung King Kong lebt. Hier gründet der Riesenaffe eine Familie. In der weiblichen Hauptrolle war die zwei Jahre zuvor durch Terminator zum Star gewordene Linda Hamilton zu sehen. Der 18 Million Dollar teure Film spielte nur knapp 5 Millionen ein.
Für die TV-Ausstrahlung 1978 auf NBC wurde der Film noch um 45 Minuten verlängert, so dass er an zwei Abenden gezeigt werden konnte. Die Blu-ray-Edition enthält 16 Minuten von diesem “neuen“ Material, darunter eine längere Version von Kongs Kampf mit der Schlange, sowie den US-Trailer (2:23 min).
Eigentlich ist King Kong und die weiße Frau ja ein hirnrissig naiver Monsterfilm um einen verliebten Riesenaffen, der erst im Dschungel gegen Saurier und dann in New York gegen Doppeldecker-Flugzeuge kämpft.
Die mühsam vom Trick-Pionier Willis O`Brien per Hand ausgeführten Spezialeffekte und die phantasievolle Story mit dem Finale auf dem Empire State Building wurden jedoch so liebevoll realisiert, dass dieser 1933 entstandene Klassiker auch heute kein bisschen von seinem Charme eingebüßt hat. Das gilt auch für den in den selben Kulissen gedrehten Action-Film The Most Dangerous Game (Graf Zaroff – Genie des Bösen).
Ebenfalls 1933 kam mit Son of Kong eine etwas hastig zusammengebastelte Fortsetzung in die Kinos. 1945 arbeitete der spätere Stop-Motion-Guru Ray Harryhausen mit Willis O`Brien bei Mighty Joe Young (Panik um King Kong) zusammen. 1962 konfrontierte der Japaner Ishirō Honda in Die Rückkehr des King Kong die US-Kultfigur mit seiner Schöpfung Godzilla. Fünf Jahre später ließ Honda in King Kong – Frankensteins Sohn den riesigen Affen gegen einen nicht minder großen Roboter antreten.
1976 roduzierte Dino De Laurentiis ein erstes Remake, das in der damaligen Gegenwart spielte. Im Finale bestieg King Kong in New York nicht das Empire State Building, sondern das World Trade Center. Quasi als Abfallverwertung schob De Laurentiis zehn Jahre später auch noch die sehr viel grottigere Fortsetzung King Kong lebt nach. Im Vergleich zu diesen nicht sonderlich gelungenen, aber sehr aufwendigen Filmen wird die inhaltliche und formale Qualität des unter primitivsten Bedingungen entstandenen Klassikers von 1933 erst richtig deutlich.
Den Geist des Originals fing sehr viel besser Peter Jackson ein, dessen Neuverfilmung von 2005 herrlich nostalgisch in den 30er Jahren angesiedelt war. Der Film bietet reichlich Dinosaurier-Action und wirkte seinerzeit genauso spektakulär, wie der Klassiker von 1933 zum Zeitpunkt seines Entstehens. Auch die 2017 entstandene Neuinterpretation Kong: Skull Island hat tricktechnisch einiges zu bieten.
Abschließend sei noch angemerkt, dass es eine cineastische Schande ist, dass der Ur-Kong in Deutschland erst 2022 auf Blu-ray erschienen ist, jedoch immerhin in einer großartigen Edition!
Wien, 1948: Der amerikanische Schriftsteller Holly Martins (Joseph Cotton) will in der besetzten Stadt seinen alten Freund Harry Lime besuchen. Er kommt gerade noch rechtzeitig zu dessen Beerdigung. Seine Nachforschungen führen ihn zu Limes Geliebter, der Schauspielerin Anna Schmidt, die aus dem russischen Sektor geflohen ist und ihm bei seinen Ermittlungen hilft. Martins Suche nach der Wahrheit zieht ihn immer tiefer in einen gefährlichen Teufelskreis aus Betrug, Korruption und Mord…
1949 drehte der britische Regisseur Carol Reed nach einem Drehbuch von Graham Greene das gelegentlich durchaus komische Nachkriegs-Drama Der dritte Mann. Die in leichter Kamera-Schieflage eingefangenen Originalaufnahmen vom zerbombten Wien, die sehr nah an der damaligen Realität angesiedelte Geschichte, die internationale Besetzung mit Orson Welles als mysteriöser Harry Lime und die Zither-Musik von Anton Karas summieren sich zu einem unvergesslicher Filmklassiker.
Bevor Graham Greene das Drehbuch verfasste, schrieb er die im Film erzählte Geschichte zunächst als Erzählung nieder. Diese veröffentlichte er jedoch erst ein Jahr nachdem Der dritte Mann im Kino angelaufen war. Das in Abstimmung mit Carol Reed und durch Input von Orson Welles (Stichwort “Kuckucksuhr“) entstandene schließlich verfilmte Drehbuch unterscheidet sich nicht unerheblich von Greenes Erzählung. So war bei Greene die Hauptfigur zunächst Brite und hieß Rollo Martins, und das Ende der Geschichte ist eher happy.
Die Edition Büchergilde hat Greenes Erzählung von Nikolaus Stingl neu übersetzen lassen. Die 1984 in der Nähe von Hamburg geborene freischaffende Künstlerin Annika Siems hat zudem noch stimmungsvolle Illustrationen zum Buch beigesteuert. Inspiration fand sie im Wiener Dritte-Mann-Museum. Das Problem, dass jeder Leser sofort die Bilder aus dem Film im Kopf hat, war Annika Siems bewusst und ihr gelang mit Sepia-Tusche eine recht eigenständige Bebilderung.