Richard Schickel hat als Filmkritiker und Autor einen eigenen Kopf, das zeigte sich wohl am stärksten bei seinem Klassiker Disneys Welt – Zeit, Leben, Kunst & Kommerz des Walt Disney von 1968. In diesem Buch setzte er sich sehr kritisch (aber auch fair) mit der immer noch zunehmenden Disneysierung auseinander, was darin resultierte, dass zur Bebilderung nicht auf Filmfotos aus Disney-Filmen zurückgegriffen werden durfte.
Steven Spielberg: Seine Filme, sein Leben ist mit zahlreichen gut ausgewählten Fotos und Plakatmotiven, sowie mit einem Vorwort des von Schickel porträtierten Star-Regisseurs versehen. Dennoch handelt es sich um keine Jubel-Biografie. Der Autor macht dem Leser schon durch die Kürze seiner sehr informativen Texte zu gewissen Spielberg-Filmen wie A. I. – Künstliche Intelligenz, Minority Report oder Die Abenteuer von Tim und Struppi klar, dass er diese nicht gerade für Meisterwerke hält, während er unauffälligere Werke wie Terminal oder München durchaus zu schätzen weiß und sich ausführlicher mit diesen beschäftigt.
Recht interessant ist auch der einleitende Teil des Buchs. Hier beschreibt Schickel wie der 18-jährige Spielberg die Universal Studios als Tourist besichtigte, was seinerzeit eine Tour mit dem Bus quer durch Drehorte und Produktionsbüro war. Er versteckte sich auf der Toilette, bis sein Bus weiter gefahren war und erkundete das Studiogelände auf eigene Faust. Von einem freundlichen Mitarbeiter erhielt Spielberg schließlich sogar einen Passierschein für die nächsten Tage. Fortan trieb sich regelmäßig bei Universal herum. Dadurch erhielt er erste kleine Jobs und der Rest ist (Film-) Geschichte.
Beim Lesen und Betrachten des Buches wird klar, dass Spielberg möglicherweise der vielfältigste Regisseur aller Zeiten ist. Er kann Tier-Horror, nostalgische Action, Kriegsfilm und großes Drama. Eins kann er jedoch nicht: Flop. Selbst seine schwergängigeren Filme wie das Sklaven-Drama Amistad oder sein wohl schlechtestes Werk Always schrieben schwarze Zahlen. Richard Schickel schließt sein Buch mit den schönen Sätzen: “Er muss niemand außer sich selbst noch etwas beweisen. Für ihn wird es immer einen Film geben, den er noch unbedingt machen will. Zumindest hoffen wir das.“
Nach seiner Scheidung und nachdem er beim Morddezernat des LAPD wegen seines hohen Alkoholkonsums rausgeflogen war, wechselt Jesse Stone (Tom Selleck) die Küste. In Paradise, Massachusetts, einem kleinen und scheinbar ruhigen Ort in Neuengland, wird er vom Stadtrat Hastings Hathaway (Saul Rubinek) zum neuen Polizeichef gewählt. Dieser treibt dunkle Geschäfte und glaubt den neuen Chief leicht kontrollieren zu können, Dabei hat er sich jedoch ganz schön verrechnet…
Diese Geschichte erzählte der 2006 entstandene TV-Film Night Passage auf der Basis der Jesse-Stone-Romane von Robert B. Parker. Bereits ein Jahr zuvor entstand unter dem Titel Stone Cold ein erster Film mit Tom Selleck als entspannter aber hartnäckiger Kleinstadt-Polizeichef Jesse Stone, der zeitlich nach Night Passage angesiedelt ist. Beide Filme blieben dank ihres trockenen Humors, des interessanten Schauplatzes und der an englische Krimiserien erinnernden exakten Milieubeschreibung in angenehmer Erinnerung. Daher ging Jesse Stone in Serie.
Stone trägt keine Dienstmarke und statt Uniform lediglich eine marineblaue von ihm “selbst designte“ Schirmmütze mit dem Aufdruck PPD (Paradise Police Department). Er besteht immer wieder darauf mit seinem Vornamen angesprochen zu werden.
Der nicht mehr ganz junge Polizist sieht seinen Job in Paradise als letzte Chance und er macht oft deutlich, dass es ihm bei seinen Ermittlungen nicht um “richtig oder falsch“, sondern um “legal oder illegal“ geht. Doch trotz seiner harten Schale ist Jesse Stone ein Idealist. Anstatt nach der Pfeife des an einem reibungslosen Touristenbetrieb interessierten Stadtrats von Paradise zu tanzen, versucht er “das Richtige“ zu tun.
Eine wichtige Rolle spielen aber auch die finsteren Seiten von Jesse Stone. Dieser schafft es nicht dem Alkohol abzuschwören, doch immerhin bleibt er im Dienst (meistens) trocken und trinkt selten mehr als zwei Gläser Scotch am Tag. Obwohl er bei der Damenwelt von Paradise und Boston recht gut ankommt, kommt Stone nicht von seiner Ex-Frau Jenn los und telefoniert täglich mit ihr. Ein wenig Linderung bringen ihm die Therapie-Sitzungen bei Dr. Dix (William Devane), der früher auch Polizist und Alkoholiker war.
Zwischen 2005 und 2015 entstanden bisher insgesamt 9 Filme mit Jesse Stone, von denen bei uns leider nur die ersten drei auf DVD vorliegen. Jeder Film erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Meist muss Stone einen größeren Mordfall lösen, aber er wird zugleich auch mit “kleineren“ sich hinter verschlossenen Haustüren abspielenden Delikten konfrontiert. Interessant ist die Reihe aber auch dadurch, dass die Filme aufeinander aufbauen und interessante Nebenfiguren wie der nicht völlig unmoralische Gangsterboss Gino Fish (William Sadler) oder die einem Rendezvous mit Jesse niemals abgeneigte Nonne Sister Mary John (Kerri Smith) immer mal wieder auftauchen.
Gar nicht genug gelobt werden können aber auch der ungewöhnliche mit Jazz- und Blues-Elementen spielende Soundtrack von Jeff Beal (House of Cards), sowie die tollen Leistungen der Nebendarsteller, aber auch der mitspielenden Hunde, die immer herrlich betrübt gucken, wenn sich Jesse einen weiteren Scotch eingießt. Es bleibt zu hoffen, dass der im Alter immer besser werdende Tom Selleck noch recht lange als Jesse Stone ermittelt.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und wer sich nicht von Hollywood vorschreiben lassen möchte, wie die Bilder zum Roman auszusehen haben – selbst wenn Tim Burton auf dem Regiestuhl sitzt – , der sollte vor dem Kinobesuch noch schnell die Buch-Vorlage lesen. In diesem Fall lohnt es sich ganz besonders.
In seinem Erstlingswerk Die Insel der besonderen Kinder erzählt der in Florida lebende Autor Ransom Riggs vom jungen Jacob, der nicht so recht weiß, ob er den Geschichten seines Großvater Glauben schenken soll. Dieser behauptet als kleiner Junge auf einer englischen Insel, zusammen mit einigen ganz besonders begabten Kindern, die haarsträubendsten Dinge erlebt zu haben.
Möglicherweise handelt es sich hierbei um die Fantasien eines Überlebenden des Holocausts, der in einem britischen Kinderheim einquartiert wurde. Doch nachdem sein Großvater unter seltsamen Umständen gestorben ist, bricht Jacob zu der Insel auf und erlebt selbst allerlei seltsame Dinge…
Über die Geschichte hinaus überrascht Die Insel der besonderen Kinder auch durch die Bebilderung. Die zum Abdruck kommenden Fotos wurden nicht etwa extra für das Buch angefertigt, sondern sie sind „echt“. Riggs und zehn weitere Sammler haben die alten schwarzweißen Fotos auf Flohmärkten, bei Garagen-Verkäufen und in Antiquariaten zusammengetragen. Rund um diese teilweise herzergreifend schlecht getricksten Fotos von angeblichen Zirkusfreaks, hat sich Riggs eine spannende Geschichte ausgedacht.
Riggs verfasste bereits zwei Fortsetzungen zu seinem Erfolgsroman, es bleibt abzuwarten, ob auch Tim Burtons Kinofilm in Serie geht.
Rainer Schneider berichtete über das Festival, das mit X-Men-Autor Chris Claremont, Daniel Torres, sowie dem neuen CORTO-MALTESE– Team Juan Diaz Canales (“Blacksad“) und Ruben Pellejero (“Dieter Lumpen“) wieder illustre Gäste eingeladen hat.
Passend dazu wurde gratis Sangria serviert.
COMICS LESEN!
Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht. Regelmäßig und kontrovers diskutiert Gastgeber Heiner Lünstedt in lockerer Runde über aktuelle Comics. Diesmal waren Igor Barkan (Zombiac), Rainer Schneider (Comicaze) und der Comiczeichner Rolf Boyke (alias boy) zu Gast.
Diese Comics stehen zur Debatte:
Mit SAVIOR (Panini) feiert Spawn-Schöpfer Todd McFarlane ein Comeback.
Hier die Wertung.
Mit DAS DOPPELTE LOTTCHEN (Dressler) hat Isabel Kreitz den vierten Roman von Erich Kästner adaptiert.
Hier die Wertung.
Das nächste Comic Café ist am Sonntag den 25. September 2016 um 18 Uhr.
Der erste Ghostbusters-Kinofilm begeisterte 1984 weltweit das Kinopublikum und schon zwei Jahre später gab es die Geisterjäger auch als TV-Trickfilmserie. Da der Titel Ghostbuster bereits durch eine 1975 produzierte TV-Serie belegt war, die ebenfalls ab 1986 als Trickfilm-Serie adaptiert wurde, bekam die auf dem Kinofilm basierende Cartoon-Reihe den durchaus passenden Titel The Real Ghostbusters.
Bill Murray, Dan Akroyd und Co. hatten kein Interesse daran, als Trickfiguren durch das TV-Vormittagsprogramm zu kaspern. Daher heißen die Hauptfiguren zwar genau wie im Kino Peter Venkman, Egon Spengler, Ray Stantz und Winston Zeddemore, haben jedoch keine Ähnlichkeit mit den Darstellern der beiden Filme. Ebenfalls verändert wurden die einheitlich grauen Overalls der Kino-Vorlage, die durch farbenfrohere Varianten ersetzt wurden.
Die in Japan teilweise recht hochwertig animierte Serie wurde zu einem großen Erfolg und wer sie in seiner Jugend gesehen hat, wird sich gerne daran erinnern. The Real Ghostbusters brachten es auf insgesamt 134 Episoden in sieben Staffeln. Anlässlich des neuen Kinofilms mit weiblichen Ghostbusters veröffentlicht Turbine Medien die Trickfilm-Serie in zwei sehr schön aufgemachten DVD-Boxen.
Die erste Edition enthält jene ersten 78 Episoden, für deren Inhalt der spätere Babylon 5-Schöpfer J. Michael Straczynski verantwortlich war. Soweit verfügbar wurde neben der Originalfassung sowohl die deutschen TV- als auch die VHS-Synchronisation mit auf die 11 DVDs gepresst. Neben einer Postkarte, zwei Aufklebern und einem Wendecover liegt der in einem Schuber steckenden Box noch ein 44-seitiges Booklet bei. Hierin vermittelt René Siepmann recht ansteckend (aber auch sehr faktenreich) seine immer noch anhaltende Begeisterung für The Real Ghostbusters.
2021 gelang Jason Reiman mit Ghostbusters: Legacy der erstaunlich vergnügliche Auftakt zu einem neuen Zeitalter der Geisterjäger.
Adriano Celentano war in den 70er und 80er Jahren in den bundesdeutschen Kinos ähnlich erfolgreich wie seine Landsmänner Bud Spencer und Terence Hill. Koch Media veröffentlicht in seiner ersten Collection die drei schönsten Filme von Celentano, die alle vom Regie-Duo Castellano & Pipolo inszeniert wurden und mehr oder weniger romantische Love Stories erzählen.
Hände wie Samt (1979, 97 min) lief bei uns auch unter dem Titel Der Millionenfinger im Kino. Hier spielt Celentano den Erfinder Guido Quiller, der es durch ein besonders widerstandsfähiges Sicherheitsglas zu beträchtlichem Reichtum gebracht hat. Die Mailänder Unterwelt ist jedoch nicht besonders begeistert von den diebstahlsicheren Glas, was erschwerend hinzu kommt als sich Guido in die reizende Taschendiebin Tilli (Eleonora Giorgi) verliebt. Er gibt sich sogar als Krimineller aus, um seine Angebetete zu erobern.
Hände wie Samt war bereits der 24. Spielfilm (zu denen auch Fellinis La Dolce Vita gehört), in denen Celentano zu sehen war. Dank der Mischung aus Romantik und Komödie, der guten Besetzung und dem rauen Charme von Adriano Celentano wurde der Film 1979 zum größten Erfolg des zuvor hauptsächlich als Sänger aufgefallenen italienischen Superstars.
Der gezähmte Widerspenstige (1980, 104 min) konnte noch stärker an der Kinokasse (und wohl auch als Gesamtkunstwerk) punkten. Celentano spielt den nicht sonderlich liebenswerten Winzer und Naturburschen Elia Codogno, in den sich ausgerechnet die elegante Großstadt-Pflanze Lisa verknallt. Dass diese Lisa von der wunderschönen Ornella Muti gespielt wurde, trug nicht unwesentlich zum großen Erfolg des Films bei.
Die Edition von Koch Media enthält als interessante Variante die etwas weniger alberne deutsche Synchronisation, die in den Kinos der DDR zu hören war. Ein sehr interessantes Extra ist das ausführliche Interviews mit dem Komponisten Mariano Detto, der es noch heute bedauert, dass Celentano es seinerzeit ablehnte, am Ende des Films das Leitmotiv des Soundtracks zu singen. Doch jetzt ist alles gut, denn im Bonusmaterial interpretiert Deto höchstpersönlich seinen Song, und der ist tatsächlich schöner als das Lied Innamorata, incavolata a vita, das Celentano am Ende des Films singt.
Gib dem Affen Zucker (1981, 97 min) vereinte Celentano ein zweites (und leider auch letztes) Mal mit Ornella Muti. Die im Film erzählte Geschichte verbeugt sich vor einem Hollywood-Klassiker. 1953 verfilmte William Wyler vor Ort in Rom mit Ein Herz und eine Krone die romantische Liebesgeschichte zwischen einem amerikanischen Reporter und einer Prinzessin, die einmal für einen Tag dem Hof-Zeremoniell entkommen möchte. Der höchst vergnügliche Film machte Audrey Hepburn zum Star und schadete Gregory Peck ganz gewiss auch nicht.
Knapp 30 Jahre später spielte Ornella Muti die Thronfolgerin eines verschuldeten europäischen Königshauses, die eigentlich einen “Kanonen-Krupp“ heiraten soll, in Rom aber einen von Adriano Celentano verkörperten Busfahrer kenenlernt. Obwohl es diesmal deutlich alberner zugeht als in Ein Herz und eine Krone (Celentano ist ein wahrer Superman in allen nur erdenklichen Disziplinen), wurde Gib dem Affen Zucker dank seiner sympathischen Besetzung (inklusive dem unverwüstlichen Adolfo Celi als König) trotzdem ein recht charmanter Film. Es ist immer noch mehr als entzückend anzusehen, wenn Ornella Muti aus ihren Designerkleid schlüpft. In Jeans und T-Shirt gleitet sie auf dem Geländer der Palasttreppe in die Freiheit.
Bonusmaterial der DVD-Box: “Hände wie Samt“: Interview mit der Hauptdarstellerin Eleonora Giorgi (15:06 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertitel) und Galerie mit 21 Bildern; “Der gezähmte Widerspenstige“: Hier ist wahlweise die deutsche Synchronisation aus der BRD und aus der DDR zu hören; Interviews mit dem Komponisten Mariano Detto (12:50 min + 15:11 min); Deutscher Trailer (3:15 min) und Galerie mit 29 Bildern; “Gib dem Affen Zucker“: Interview mit dem Regisseur Giuseppe Moccia alias Pipolo (29:00 min) und Galerie mit 37 Bildern.
Auf der Welle des Kinofilms “Batman V Superman: Dawn of Justice“ schwimmend, veröffentlich Panini die Hefte der im Jahr 2003 neu gestarteten Serie Superman/Batman wieder neu. Im Oktober 2003 bekamen die beiden Zugpferde des Hauses DC wieder ein gemeinsames Heft, nachdem 1986 mit der Nummer #323 die Serie WORLD’S FINEST COMICS nach fünfundvierzig Jahren – von denen sie sich immerhin die letzten zweiunddreißig Jahre diesen Titel allmonatlich geteilt hatten – eingestellt worden war. Die gemeinsamen Geschichten von Batman und Superman werfen also große Schatten und eine lange Tradition voraus.
Und dies ist die Geschichte von der Rückkehr einer alten Heldin, von der es im DC-Universum schon sehr viele Varianten und Inkarnationen gab. Verdeutlicht es doch sehr, dass es sie geben muss, aber es immer schwer war, an der Seite von Superman zu existieren und gute Geschichten über sie und mit ihr zu schreiben. Und so ist es kein Wunder, dass mit dieser Aufgabe – attraktive und zeitgemäße weiblichen Comiccharaktere zu schaffen – jemand betraut wurde, der bekannt dafür ist, eben dies wie kein anderer zu können: Michael Turner.
Innerhalb der Serie Batman/Superman durfte er zusammen mit dem Autor Jeph Loeb (“Superman for all Seasons“, “Smallvile“) in einer sechsteiligen Geschichte die Wiederkehr von Supermans Cousine Supergirl präsentieren. Und das gelingt den beiden Kreativen sehr gut. Die Historie von Supergirl ist nicht ganz einfach, denn schon zu viele Heldinnen gab es, die diesen Namen trugen: Das Pre-Crisis-Supergirl Kara Zor-El, Matrix, der Erdenengel Linda Danvers, Cirl-El, und und und…
In der vorliegenden Geschichte wird Supergirl als die Cousine von Superman eingeführt, die ebenso wie er die Explosion von Krypton überlebt hat. Dies funktioniert, da das alte Supergirl, welches bei der Crisis gestorben war, nach der Neuschreibung des DC-Universums ja nie existiert hatte! Jetzt also ist ein neues Supergirl wieder da und die Art und Weise, wie die beiden Kreativen ihr neues Leben einhauchen ist wirklich von der ersten Seite an, überaus beeindruckend und fesselnd gelungen. Loebs Story beginnt mit der Suche nach dem Kryptonit, das auf die Erde niedergeprasselt war. Superman muss in seiner Festung der Einsamkeit unter Quarantäne die Zeit verbringen, während die Helden der Erde überall Kryptonit einsammeln. So auch Batman im Hafen von Gotham City. Und was er da tief unten auf dem Meeresboden findet, das lässt den Meisterdetektiven überraschen: Ein Raumschiff kryptonischen Ursprungs.
Und schnell wird auch klar, wer an Bord war: Eine junge Frau, die noch gar nicht weiß, wie ihr geschah und wo sie ist. Das Letzte, an das sie sich noch erinnern kann, war, dass sie als junges Mädchen ihrem Cousin Kal-El, der als Baby in eine Rakete gesetzt worden war, folgen sollte. Die Jahre sind vergangen und aus dem Baby wurde der mächtigste Held der Erde und sie ist immer noch der Teenager von einst.
Was Loeb da abliefert ist spannend, humorvoll und auch voller Dramatik und unerwarteter Wendungen. Die Bilder von Turner sind einzigartig und schön. Seine bekannten Schwächen (seine Gesichter sehen meist ähnlich aus) sind nicht überwunden, aber scheinbar schwächer geworden. Loeb lässt es sich auch nicht nehmen, eine Vielzahl von weiblichen Figuren in die Geschichte hinein zu schreiben (die Amazonen um Wonder Woman, die Furien von Apokolips u.v.a.m.). Rasant sind die Wendungen, aber immer durchdacht und es macht sehr viel Spaß ihnen zu folgen (besonders in einem Rutsch ohne auf eine Fortsetzung warten zu brauchen).
Supergirls Erscheinen auf der Erde bleibt nicht lange unerkannt und so machen sich viele daran, sie für sich zu gewinnen: Allen voran Darkseid, der eine Nachfolgerin für Big Barda sucht. Er entführt sie kurzerhand und scheint in ihr eine dunkle Seite zu aktivieren. Geschickt versteht es Loeb den Leser in ein Wechselbad zu tauchen und bis zum Schluss im Ungewissen darüber zu lassen, wer genau dieses Supergirl ist und was es möchte. Haben etwa Batman (und Krypto) Recht, die ihr nicht trauen? Oder der gutgläubige Superman, der von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran lässt, dass dies seine leibhaftige Cousine von Krypton ist, die zur Erde kam, um ihm beizustehen?
Die Reise nach Apokolips von Superman, Batman, Wonder Woman und Big Barda entwickelt sich zu einem Feuerwerk und wieder einmal liegt es Batman anheim, alle zu retten und dafür zu sorgen, dass alle wieder – zusammen mit Supergirl – zur guten alten Erde zurückkehren. Aber der so Besiegte lässt es mit seiner Niederlage nicht beruhen und sinnt sofort auf Rache. Das vermeintlich gut versteckte Supergirl auf der Farm der Kents ist für ihn nicht schwer auszumachen und so taucht er auf und legt mit seinen Omega-Strahen alles in Schutt und Asche: Auch das neue Supergirl. Superman ist außer sich vor Wut. Aber wieder greift Loeb in die Trickkiste und zaubert Unvorhersehbares hervor.
Das Ganze ist unterhaltsame Comicliteratur und wird von Turner gekonnt und beeindruckend in Szene gesetzt. Seine männlichen Helden (allen voran Batman) sind gut gebaut und seine weiblichen Figuren sind ebenfalls nett anzuschauen. Seine Hintergründe und Kulissen sind stimmungsvoll, fantasievoll und wissen zu überzeugen.
Batman/Superman: Supergirl; enthält Superman/Batman #8 bis #13; Text: Jeph Loeb; Zeichnungen: Michael Turner; Farben: Peter Steigerwald; aus dem Amerikanischen von Christian Heiss; Softcover € 16,99 / Hardcover € 25,00; 150 Seiten; farbig; Panini/DC Comics
Mit Valentinstag setzte der am 19. Juli 2016 verstorbene Komödien-Spezialist Garry Marshall (Pretty Woman, Mother’s Day) im Großraum Los Angeles bereits einen stargespickten Film rund um einen Feiertag erfolgreich in Szene. Happy New Year funktioniert nach dem selben Muster, hat aber mit dem winterlichen New York als Schauplatz eine zusätzliche Attraktion. Auch in der noch weihnachtlichen Metropole es in zahlreichen mehr oder weniger verzahnten Episoden meist um die Frage “Wer mit wem?“
Mit dabei ist auch “unser“ Til Schweiger. Dieser spielt einen werdenden Vater, der unbedingt möchte, dass seine Frau exakt zu Neujahr niederkommt, da es dann eine Prämie gibt. Schweigers Dreharbeiten dauerten nur eine Woche und seinen Co-Star Robert De Niro, der einen sterbenskranken von Halle Berry gepflegten Patienten spielte, bekam er überhaupt nicht zu Gesicht. Doch nur dank eines straffen Drehplan lässt sich mit einem Budget von “nur“ 56 Millionen Dollar ein Film mit Stars wie Jessica Biel, Jon Bon Jovi, Josh Duhamel, Katherine Heigl, Ashton Kutcher, Sarah Jessica Parker und Hilary Swank in gleichberechtigten Hauptrollen stemmen.
Das Resultat ist unterhaltsam und kurzweilig, wobei allerdings keine Episode sonderlich herausragt. Lediglich das Duo Zac Efron (High School Musical) und Michelle Pfeiffer als ungleiches, aber sehr charmantes, Pärchen, sowie Marshalls Stammdarsteller Héctor Elizondo als osteuropäischer “Neujahrskugel-Meachaniker“ bieten etwas mehr als Schauspiel nach Vorschrift. Gegen Ende gibt es bezüglich der Beziehungen unter den Charakteren noch so einige Überraschungen, die meist romantisch oder auch (ähnlich wie in Valentinstag) patriotisch enden.
In seinem letzten Film macht der am 19. Juli 2016 verstorbene Regisseur Garry Marshall noch einmal das, was er am besten kann. Indem er für gute Stimmung am Set sorgte, gelang es ihm auch sehr oft die Zuschauer ebenfalls bestens zu amüsieren. Nach dem etwas besseren Valentinstag (2010) und dem sehr viel schlechteren Happy New Year (2011), setzte er sein Feiertags-Konzept fort.
Mit großem Ensemble erzählt Garry Marshall kleine Geschichten rund um einen “unreligiösen“ Feiertag. Doch ganz so wild wuchernd wie in den beiden vor Verwicklungen nur so strotzenden Vorgänger-Filmen geht es diesmal nicht zu. Im Zentrum der in Atlanta angesiedelten Geschichte über Menschen, deren Leben sich am Muttertag entscheidend ändert, stehen diesmal genau genommen nur zwei recht geschickt verzahnte Episoden, die beide auch als eigenständige Spielfilme funktioniert hätten.
Da wäre Jesse (Kate Hudson), die ihren texanischen Redneck-Eltern verschwiegen hat, dass sie einen Mann indischer Abstammung geheiratet hat (während ihre mit einer Frau zusammenlebende Schwester nicht daran denkt, sich zu outen). Als die Eltern überraschend und unangemeldet am Muttertag zu Besuch kommen, bricht ein passables Chaos aus. In Episode II geht es um Sandy (Jennifer Aniston), deren Ex-Mann Henry (Timothy Olyphant) heimlich eine sehr viel jüngere Frau geheiratet hat. Bei ihren Versuchen mit der Situation fertig zu werden, trifft sie in besonders peinlichen Momenten immer wieder auf den verwitweten Bradley (Jason Sudeikis)…
Als Bindeglieder zwischen diesen Geschichten fungieren kürzere Episoden, wobei Julia Roberts (die für nur vier Drehtage eine Gage von 3 Millionen Dollar erhielt) in einer recht lustigen Nebenrolle als Star eines Homeshopping-Senders den Film dominiert. Ganz großes Kino ist eine kurze Szene mit Roberts und Héctor Elizondo, der in allen 18 Spielfilmen von Marshall dabei war (und daher im Nachspann den Credit “as always“ erhält). Wenn Julia Roberts kurz ihre Gabel hebt, um zu zeigen, dass sie jetzt mit Besteck klar kommt, ist dies eine hübsche Anspielung auf Garry Marshalls Mega-Erfolg Pretty Woman.
In den Kriegswirren wurden die Zwillingsbrüder Walter und Wolfgang Schulz getrennt. Während Walter in Stralsund Propaganda-Slogans für die SED entwirft, arbeitet Wolfgang in einer Hamburg Werbeagentur. Als sie sich Mitte der Achtziger Jahre schließlich wieder treffen, beschließen sie ihre Rollen für einen Tag zu tauschen. Dadurch stiften sie ziemliche Verwirrung in West und Ost…
Der aus der DDR geflüchtete Gerhard Gabers und der in Polen aufgewachsene Krystian Martinek entwarfen 1987 – also lange bevor das Ende der DDR abzusehen war – das Konzept des ersten Schulz & Schulz-Films. Beide waren seinerzeit zunächst nicht allzu begeistert als der damals hauptsächlich als Schimanski bekannte Götz George die doppelte Titelrolle spielen sollte. Doch dieser lieferte hier eine seiner besten Leistungen. Während er den Wessie Wolfgang als leicht schmierige Karikatur eines Karrieristen spielte (nicht unähnlich seiner Rolle in Schtonk!) ist sein Ossie Walter ein sehr viel stärker moralisch denkender Gemütsmensch.
Schulz & Schulz wurde 1989 zu einem großen Erfolg und die sich rasant wandelnde Realität der nächsten Wechseljahre versorgte die Autoren mit reichlich Stoff. Daher kam es zu vier weiteren Begegnungen mit den ungleichen Brüdern. Oft sehr nah an der Realität wurden sie mit westdeutschen Spekulanten, ostdeutschen Wendehälsen und mit dem zunehmenden Rechtsradikalismus konfrontiert. Speziell der letzte Teil Fünf vor zwölf von 1993 ist trotz aller Lustspiel-Einlagen eine höchst engagierte Auseinandersetzung mit Fremdenhass und auch durch sein unversöhnliches Ende (leider) immer noch höchst aktuell.
Die Box von “Studio Hamburg Enterprises“ enthält auf 3 DVDs im 4:3-Vollbildformat die Filme „Schulz & Schulz“ (1989), „Schulz & Schulz II: Aller Anfang ist schwer“ (1991), „Schulz & Schulz III: Wechselspiele“ (1993), „Schulz & Schulz IV: Neue Welten“ (1992) und „Schulz & Schulz V: Fünf vor zwölf“ (1993), sowie Drehberichte zu Episode I (12:33 min) und zu Episode II (8:01 min)