Reinhard Kleist: Havanna

Das Etikett “Graphic Novel“, mit der in letzter Zeit verstärkt versucht wird Comics auch im Buchhandel prominent zu platzieren, wurde diesmal eher dezent auf der Rückseite des Bandes platziert und ist auch nicht wirklich treffend für das neue Werk von Reinhard Kleist (Cash, Der Boxer, Der Traum von Olympia). Bei Havanna handelt es sich vielmehr um eine Mischung aus persönlichem Reisebericht und Skizzenbuch in der Tradition von Joe Saccos Palästina, Craig Thompsons Tagebuch einer Reise oder Guy Delisles Pjöngjang.

Reinhard Kleist: Havanna

Am 9. März 2008 brach Kleist zu einer vierwöchigen Reise durch Kuba auf. Er hatte sich zuvor mit Spanischkurs und “haufenweise Büchern“, sowie durch Kontakte zur “sehr freundlichen Botschaft in Berlin“ aber auch zu Exilkubanern, auf die Reise vorbereitet. Seine Impressionen bringt er in schwarzweißen oder stimmungsvoll kolorierten Einzelillustrationen aber auch in kurzen Comic-Einschüben zu Papier.

Reinhard Kleist: Havanna

Er vermittelt den Eindruck eines Landes dessen Bevölkerung zwar unter allerlei Repressionen leidet (von denen die Internet-Zensur á la China noch das kleinste Problem ist), trotzdem aber seine Lebensfreude nicht eingebüßt hat und bezüglich des neuen “Maximo Leader“ Raúl Castro sogar gewisse Hoffnungen hegt.

Reinhard Kleist: Havanna

Kleist ist sich natürlich bewusst, dass er nur einen sehr subjektiven und höchst unvollkommenen Eindruck vermitteln kann. Er thematisiert auch dies und führt in einigen Comics fiktive Diskussionen mit dem seinerzeit durch allerlei Plakate immer noch allgegenwärtigen Fidel Castro, den Kleist kurz darauf ins Zentrum eines biografischen Comics stellte.

Reinhard Kleist: Castro

Dessen Foto aus der Parteizeitung entgegnet Kleist noch beim Abflug: “Was hast Du schon gesehen von unserem Land? Was maßt du dir ein Urteil an?! Letztlich bist du nur ein Tourist…“ In den Kurzcomics von Kleist klingt jedoch an, dass viele Kubaner auch gerne einmal Touristen wären…

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