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Jessica Jones

Am 20. November 2015 stellte Netflix mit Jessica Jones nach Daredevil seine zweite Marvel-Serie online. Diese besteht aus 13 Episoden, die eine durchgehende, unerhört spannende Geschichte erzählen. Im Zentrum steht eine Privatdetektivin, die zwar über Superkräfte verfügt, diese jedoch eher spärlich einsetzt.

Jessica Jones - Alias

Krysten Ritter (Breaking Bad) überzeugt als ebenso taffe wie verletzliche Jessica Jones,  die einen scheinbar übermächtigen Gegner zu bekämpfen hat. Kilgrave wird angemessen diabolisch vom zehnten Doctor Who David Tennant gespielt und kann jeden Menschen zu einer willenlosen Marionette machen. Einst hatte er auch Jessica in seiner Gewalt, und diese ist davon immer noch traumatisiert.

Jessica Jones - Alias

Jessica Jones ist fest im Marvel Cinematic Universe verwurzelt, es wird Bezug genommen auf die Avengers-Kinofilme und die Daredevil-Serie. Es sind jedoch weniger die gelungenen Spezialeffekte oder die rasanten Action-Szenen, die faszinieren, sondern richtig spannend wird Jessica Jones dadurch, dass sich das Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren ständig verändert. Eine wichtige Rolle spielt zudem noch Luke Cage (Mike Colter), der auf Netflix ebenfalls eine eigene Serie bekommt.

Jessica Jones

Ein Jahr nach dem Start auf Netflix erscheint Jessica Jones auf DVD und Blu-ray. Die erste Staffel steckt zwar in einem hübschen Schuber (wobei der FSK16-Vermerk nicht zu entfernen ist), doch auf Bonusmaterial wurde leider komplett verzichtet.

Jessica Jones - Alias

Der Erfolg der durchgehend positiv rezensierten Serie kommt nicht von ungefähr. Bereits 2001, schon lange vor der TV-Serie, führte der Autor Brian Michael Bendis (“Powers“) Jessica Jones ins Marvel-Universum ein. In der 28-teiligen Serie “Alias“ ließ er sie  erstmals auftreten.

Jessica Jones - Alias

Jessica war zuvor bereits als Superheldin Jewel im Umfeld der Avengers tätig. Dies tat sie allerdings so unauffällig, dass sie vor 2001 in keinem einzigen Marvel-Comicheft zu sehen war. Jessica wurde der Superhelden-Tätigkeit jedoch schnell müde und versuchte sich in New York als Privatdetektivin durchzuschlagen.

Jessica Jones - Alias

In den Geschichten, die Bendis mit Jessica Jones erzählt, tauchen zwar Superhelden wie Captain America, Daredevil oder Ant Man auf. Doch Actionsequenzen sind Mangelware, denn in erster Linie geht es um das Schicksal ganz normaler Menschen. Da die Serie in Marvels Label MAX für reifere Leser erschienen ist, gab es in den Comics kaum Tabus.

Jessica Jones - Alias

Sehr gelungen ist etwa die in den Alias-Heften 11 bis 14 erzählte Geschichte eines plötzlich verschwundenen Kleinstadt-Mädchens. Bei ihren Ermittlungen findet Jessica heraus, dass die hochtalentierte Rebecca für eine Mutantin gehalten wurde und daher von ihren Mitschülern ausgestoßen wurde. Mit Unterstützung des nüchternen Artworks von Michael Gayos beschwört Bendis eine anfangs idyllische Welt unter deren Oberfläche Abgründe von religiösen Wahnsinn und Intoleranz lauern.

Jessica Jones - Alias

Die Bilder von Michael Gayos mögen auf ihre grobe Art etwas gewöhnungsbedürftig sein, doch sie gewinnen durch das originelle oft über zwei Seiten gehende Layout und eignen sich bestens um zähflüssige Verhöre oder unangenehme Gespräche in Szene zu setzen. Wer es gerne etwas dekorativer mag, dem hat die Serie mit ihren kunstvollen Covern von David Mack, sowie einigen ganzseitigen Illustrationen vom Maler-Meistern Bill Sienkiewicz, ebenfalls einiges zu bieten.

Jessica Jones - Alias

Panini veröffentlicht den ersten Run von “Jessica Jones“ in zwei fetten Tradepaperbacks, inklusive der Cover und einigen zusätzlichen Illustrationen von Gayos. Wer die Netflix-Serie mochte, sollte hier unbedingt zuschlagen!

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Civil War

Diese Mega-Events, die alljährlich gleichzeitig in möglichst vielen Serien der Superhelden-Verlage DC oder Marvel stattfinden, richten sich meist nur an absolute Insider. Die hier zelebrierten ach so überraschenden Ereignisse sind meist nur Strohfeuer und werden in der Regel schon im nächsten Jahr wieder in die Gegenrichtung zurechtgebogen (siehe Supermans Tod, Spider-Mans Klonsaga oder Bruce Waynes Rücktritte als Batman).

Civil War

Dies mag auch auf den 2006 von Marvel veranstalteten Civil War zutreffen, aber die Storyline ist – ganz im Gegensatz zum etwas komplizierter konzipierten Vorjahres-Event House of M – eine den Leser sofort packende Angelegenheit, die reichlich Parallelen zu aktuellen Tendenzen in der US-Politik hat. Zudem ist die Serie für Neueinsteiger eine sehr gute Gelegenheit um möglichst viele Marvel-Superhelden kennen zu lernen. Der dritte Kinofilm mit Captain America borgte sich einige Elemente aus dem Comic aus.

Civil War

Die Geschichte beginnt damit, dass es bei einem live im TV übertragenden Einsatz des PR-süchtigen Superhelden-Teams New Warriors in Stamford, Connecticut zu einer Katastrophe kommt. Einer der verfolgten Superschurken macht seinem Namen Niro alle Ehre und sprengt sich in die Luft. Dabei sterben Hunderte von unschuldigen Menschen, darunter viele Schulkinder. Ein bereits lange in der Schublade liegender Gesetzesentwurf zur Registrierung von allen Wesen mit Superkräften wird auf Druck der Öffentlichkeit sehr schnell vom US-Kongress verabschiedet.

Civil War

Dieses Gesetz bedeutet, dass alle Superhelden verpflichtet sind ihre Geheimidentität offen zu legen und ausschließlich im Auftrag der Regierung zu arbeiten. Während sich Spider-Man oder Iron Man, der von der Mutter eines der in Stamford gestorbenen Kinder auf der Beerdigung angespuckt wurde, dem Gesetz beugen, gehen andere Superhelden wie Daredevil oder Captain America in den Untergrund.

Beteiligt am Comic-Event Civil War waren einige der größten Talente der US-Comicszene. Brian Michael Bendis (Gotham Central) schrieb einen spannenden in den Sechziger Jahren angesiedelten Prolog zur Serie, Humberto Ramos (Fairy Quest) zeichnet erstmals Wolverine.

Civil War

Die Hauptstory schrieb der Schotte Mark Millar (Kick-Ass, Kingsman – The Secret Service, Jupiter’s Legacy). Die zugehörigen durchaus beeindruckenden Zeichnungen stammen vom Kanadier Steve McNiven, der bereits Millars Old Man Logan in Szene setzte. Die Tatsache, dass für die wichtigsten Hefte dieses großen Marvel Crossovers kein US-Amerikaner verpflichtet wurde, führte zu heftigen Protesten seitens eines Comicshop-Besitzers in Stamford, Connecticut. Dieser erreichte dadurch immerhin, dass Millar dessen Heimatort zum Auftakt von Civil War verwüstete.

Civil War

Panini präsentiert die aus sieben Heften bestehende Hauptstory von Civil War als Band 6 der Mark Millar Collection in einer 19 x 28 cm großen Hardcover-Edition. Als Ergänzung gibt es noch einen 80-seitigen Anhang mit interessanten Kommentaren von Mark Millar und anderen an der Entstehung dieses Marvel-Meilensteins beteiligten Kreativ-Kräften.

Civil War

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Will Eisner: Ich bin Fagin

In seinem letzten Comic Das Komplott – Die wahre Geschichte der Protokolle der Weisen von Zion beschäftigte sich Will Eisner (Ein Vertrag mit Gott) kurz vor seinem Tod 2005 sehr ausführlich mit Antisemitismus und einem gefälschten Dokument, das die angebliche jüdische Weltverschwörung belegen soll. Bereits zwei Jahre zuvor hat Eisner ein ähnliches Thema behandelt.

Will Eisner: Ich bin Fagin

In Charles Dickens Roman Oliver Twist gibt es einen nicht eben sympathisch gezeichnete jüdischen Straßenganoven namens Fagin, der eine ganze Kinderschar zu Straftaten anstachelt. Einige von Dickens‘ Zeitgenossen empfanden diese Figur als eine unangenehme rassistische Karikatur. Dies wurde noch durch George Cruikshanks Illustrationen zum Roman unterstrichen, in denen Fagin hässlich mit Zottelbart und Hakennase dargestellt wurde.

Oliver Twist George CruikshanksIllustration zu Oliver Twist von George Cruikshanks

Der Autor eliminierte in späteren Auflagen etliche Stellen in denen er Fagin einfach nur als “Der Jude“ bezeichnet hatte. Doch das Klischee vom diebischen und hinterhältigen Juden überlebte. So legte sich z. B. Alec Guinness 1948 bei einer Oliver Twist-Verfilmung von David Lean bei seiner Darstellung des Fagin dermaßen stark in die (rassistische) Kurve, dass viele seiner Szenen in den USA und bei uns herausgeschnitten wurden.

Will Eisner: Ich bin Fagin

Ungefähr zur selben Zeit ließ Eisner neben seinem maskierten Comic-Detektiv The Spirit einen kleinen dunkelhäutigen Helfer namens Ebony agieren, den Brian Michael Bendis nicht grundlos im Vorwort zu diesem Buch als “offen gesagt ziemlich rassistische Karikatur“ bezeichnet. In späteren Jahren, als sich Eisner in seinen Comics wie in Zum Herzen des Sturms (enthalten im Sammelband Lebensbilder) mit seiner jüdischen Herkunft beschäftigte, war ihm dieser Ebony etwas peinlich.

Will Eisner: Ich bin Fagin

Dies könnte einer der Gründe sein warum Eisner sich mit Dickens‘ markanter Nebenfigur Fagin beschäftigte. In seinem 2003 entstandenen Comic Fagin the Jew (der deutsche Titel des Buch ist mit “Ich bin Fagin“ alle andere als werkgetreu) erhält der Schurke eine tragische Vorgeschichte an. Nah orientiert an historischen Tatsachen erzählt Eisner, was es bedeutete im London des 19. Jahrhunderts als jüdisches Kind aufzuwachsen.

Will Eisner: Ich bin Fagin

Der schon früh seinen Vater verlierende Fagin wird am Anfang des Comics gar zu einer Art jüdischen Oliver Twist. Eisners Bestreben historische Zusammenhänge zu vermitteln, lassen diesen Teil der Geschichte manchmal etwas arg konstruiert wirken. In der zweiten Hälfte seines Comics erzählt Eisner, der auch Moby Dick und Don Quichotte als Comic adaptierte, die aus Dickens‘ Oliver Twist bekannte Geschichte noch einmal neu. Dabei lässt er Fagin allerdings deutlich sympathischer erscheinen.

Will Eisner: Ich bin Fagin
Cover der Originalausgabe

Abgerundet wird dieses sehr schön editierte Buch durch hochinteressante Vor- und Nachworte von Eisner und dem Journalisten Jeet Heer. Der Comicautor Brian Michael Bendis (Ultimate Spider-Man) schreibt in seinem Vorwort recht treffend zu Fagin the Jew: “Ich finde, einen wahren Meister erkennt man daran, dass auch eins seiner kleinen Werke ein wichtiges Werk ist.“

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