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Matthias Schultheiss: Kaputt in der City

Noch bevor Matthias Schultheiss der internationale Durchbruch mit Die Wahrheit über Shelby und der erst kürzlich krönend zum Abschluss gebrachten Serie Die Haie von Lagos gelang, adaptierte er 1984 acht Kurzgeschichten eines damals sehr prominentesten Autors.

In schlichten aber ergreifenden Worten brachte Charles Bukowski Episoden aus dem Leben von Menschen im sozialen Abseits, die versuchten sich durchzuschlagen, ohne sich anzupassen. Bei seinen klaren und deutlichen Schilderungen überschritt Bukowski gelegentlich die Grenzen zur Pornografie.

Interessanter waren für mich jedoch jene Geschichten, in denen sich Bukowski oder sein Alter Ego Henry Chinaski mit fast schon sportlichen Ehrgeiz versucht, trotz seiner unsteten Lebensführung, in den amerikanischen Hinter- und Schlachthöfen schlecht bezahlte aber körperlich stark fordernde Jobs zu absolvieren.

Bei der Beschreibung dieser schweißtreibenden Tätigkeiten – etwas als Schwellenstapler in der nordamerikanischen Wüste oder beim Schleppen von frisch geschlachteten Ochsen – haute Bukowski in dieselbe Kerbe wie seinerzeit Günther Wallraff in seinem erschütternden Reportage-Buch Ganz unten.

In harter schwarzweißer Grafik fing Matthias Schultheiss die direkte aber manchmal ganz schön schräge Erotik, aber auch die Atmosphäre der Scheißjob-Geschichten von Bukowski perfekt ein. Die 1984 in zwei Bänden bei Heyne erschienenen Comicadaptionen haben nichts von ihrem Reiz verloren. Da sie schon lange vergriffen sind, hätten sich viele Comicfreunde über eine Neuauflage gefreut.

Doch der für seine in beeindruckenden Farben direkt kolorierten Comics bekannte Schultheiss hat sich eine große Meisterschaft bei der Nachbearbeitung am Computer erarbeitet. Vierzig Jahre nachdem er die schwarzweißen Bukowski-Seiten zu Papier brachte, garnierte er diese noch unaufdringlich mit genau den richtigen Farbtönen. Dadurch wird die großartige Grafik nicht zugekleistert, sondern die beeindruckende Wirkung der Bilder noch verstärkt.

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Fil: Mitarbeiter des Monats

Plötzlich lernt der sich irgendwie als Punker fühlende Nick die tolle Jackie kennen. Erst kann es der Jüngling gar nicht fassen, dass sich so eine atemberaubende Schönheit mit einem Totalausfall wie ihm abgibt. Doch als er Jackies Wohnung betritt, die “auf eine beruhigende Art mit Müll angefüllt“ ist, wird Nick klar, dass Jackie ihre Schönheit nicht zu Kopf gestiegen ist. Schließlich liegen bei ihr “Essensreste, Bierflaschen, aber auch Steine, Holzbretter, Spiegelscherben und blutige Mullbinden“ herum. Sie ist “eine von uns – wer auch immer wir waren“.

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Doch ganz so einfach läuft es nicht mit den Beiden. Jackie lässt Nick nach langen schweigsamen Spaziergängen immer wieder in ihre Wohnung. Doch dort zeigt sie sich eher an ihren Katzen als an Nick interessiert, der aber immerhin “mit einer schlecht gelaunt zuckenden Erektion“ neben ihr schlafen darf. Das geht eine ganze Weile so, und Nick hofft auf mehr, doch dann eröffnet Jackie ihm, dass es gut wäre, wenn sie sich “eine Weile nicht sehen“ würden. Schweren Herzens hält sich Nick an die ihm verordnete dreimonatige Trennungsfrist. Als er sich jedoch danach bei wieder bei ihr meldet, ist Jackie mit jemand anderem zusammen, der “nicht so kompliziert“ ist.

Fil: Mitarbeiter des Monats
© Marion Strencioch

Dieses wohl fast jedem Leser bekannt vorkommende Beziehungs-Kuddelmuddel, inklusive  dem in jungen Herzen vorherrschenden Mischmasch aus Depressivität und Unbekümmertheit, beschreibt Fil Tägert sehr wirklichkeitsnah. Daher ist zu vermuten ist, dass er in seinem nach Pullern im Stehen zweiten Roman etliche autobiografische Bestandteile eingearbeitet hat. Das Buch ist nicht so durchgehend komisch, wie ein Live-Auftritt von Fil oder seine Comics mit Didi & Stulle, doch die Mischung aus Spaß und Ernst stimmt. Ein wenig wirkt Mitarbeiter des Monats als wenn Charles Bukowski Der Fänger im Roggen geschrieben hätte, doch Vergleiche wie diese hinken, denn Fil ist auch als Literat einzigartig.

Fil: Worte über Orte

Mit Worte über Orte liegt mittlerweile ein drittes Buch von Fil vor.

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