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Wasser für Canitoga

Im Frühjahr 1905 in einer Goldgräberstadt im nördlichen Kanada: Der Ingenieur Oliver Montstuart (Hans Albers in seiner zweitbesten Rollen nach Große Freiheit Nr. 7 ) hat auf einer Wasserleitungsbaustelle einen Saboteur in Notwehr erschossen. Da ihm niemand glaubt ergreift er die der Flucht.

Wasser für Canitoga

Kurz vor Neujahr taucht Montstuart plötzlich in Canitoga auf. Als er miterleben muss, wie sein alter Kumpel, der Sprengmeister Luigi, auf der Silvesterfeier als Alleinunterhalter vom Publikum ausgelacht wird, springt er ein und schmettert das Lied Goodbye Johnny (inklusive eines unglaublich irren Kieksers). Als danach jubelnder Applaus ausbricht, meldet sich ein Zuhörer sehr lautstark zu Wort und es entspinnt sich folgender unsterblicher Dialog:

Wasser für Canitoga

Mann: “Halt, halt, hierbleiben, weiter singen. Ich bin ein alter Soldat.“ 
Montstuart:
“Das bin ich auch, das ist Dein gutes Recht! Also, was willst Du?“
Mann:
“Dann musst Du auch Johnnys Ende singen! Mit der Fahne!“
Montstuart:
“Sag mal, Mann Gottes, das ist doch viel zu traurig, so was wollt Ihr doch nicht hören, oder?“
Mann:
(zieht Revolver) “Ich möchte den sehen, der dagegen ist!“
Montstuart:
“Pack Deine Kanone weg. Madame Lilly, möchten Sie denn sowas ernstes hören?“
Madame Lilly:
“Ja, gerne“
Montstuart:
“Wirklich?“
Madame Lilly:
“Sogar sehr gern!“
Montstuart:
“Also gut, Johnnys Ende! Macht mal das Licht aus!“

Abgesehen von Peter Kreuders Wahnsinns-Evergreen Goodbye Johnny, der später die DDR zu ihrer Hymne inspirieren sollte, hat der 1939 entstandene Film auch sonst so einiges zu bieten. Er sieht kein bisschen „deutsch“ aus, sondern wirkt wie ein US-Western und Albers ist in seiner selbstironischen Art unschlagbar. Textprobe: „Ich bin der Maharadscha von Whiskey-Pur“ oder „Was heißt schon regelmäßiges Leben? Regelmäßig besoffen ist doch auch regelmäßig gelebt!“ Und so ein Mann baut eine Wasserleitung! Also, macht mal das Licht aus und schaut Euch Wasser für Canitoga an!

2011 erschien der Film mit dem Aufdruck „Digitally Remastered“ als DVD. Angeblich wurde der Film in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung sorgfältig überarbeitet. Herausgekommen ist jedoch nur ein unterdurchschnittliches TV-Bild und eine Tonspur am Rande des Peinlichen.

Wasser für Canitoga

2021 veröffentlichte WVG Medien eine neue Version, deren Cover zwar potthäßlich ist, doch der beste deutsche Western wurde “neu digital remastered“ und sieht richtig gut aus. Grundlage ist eine neue Abtastung, die 2019 im Auftrag der Murnau-Stiftung entstanden ist.

Auf eine Bild-für-Bild-Restaurierung wurde leider verzichtet, doch endlich kann Wasser für Canitoga in voller Pracht genossen werden. Das Bonusmaterial ist mit einem interessanten Text von Marie Dudzik auf dem Innencover, einem neu gebastelten Trailer (2:58 min) und einer liebevoll zusammengestellten Bildergalerie (3:11 min) im grünen Bereich. Dennoch steht eine Blu-ray-Edition mit richtig guten Extras weiterhin aus.

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