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Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Das Lebensmotto von Harvey Pekar (“American Splendor“) könnte fast in einem Zitat aus diesem Comic zusammengefasst werden: “Was weiß ich schon? Ich mache Comics und schreibe über Jazz.“ Doch zugleich ergänzt er diesen Satz noch: “Aber ich kenne den Unterschied zwischen Recht und Unrecht.“

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Es erscheint zunächst etwas anmaßend wenn Pekar sich im letzten von ihm geschriebenen Comic auf 170 Seiten mit Israel beschäftigt, ohne jemals selbst dort gewesen zu sein. Doch seine auf angelesenes Wissen und lebenslanger Beobachtungen seines jüdischen Familienumfelds basierenden Überlegungen führen zum selben Resultat, wie Joe Saccos vor Ort gewonnenen Erkenntnisse, die er zu seinem Reportage-Comic “Palästina“ verarbeitete.

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Sacco beobachtete, wie drei israelischen Soldaten einen palästinensischen Jungen verhören und diesen dabei einem starken Regenguss aussetzen, während sie selbst trocken unter einem Vordach stehen. Sacco schlussfolgert, dass der Junge bestimmt nicht denken wird: “Eines Tages werden wir eine bessere Welt haben und diese Soldaten und ich, wir werden uns als Nachbarn grüßen.“

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Harvey Pekar schreibt am Ende von “Ein anderes Israel“: “Wir sind nicht automatisch frei von Schuld, weil wir Juden sind. Auch wenn Juden lange unterdrückt wurden, Israels Ruf nach Fairness klingt falsch, wenn die Palästinenser so behandelt werden.“ Woher Pekar seine Informationen bezieht, die bei ihm zu dieser Schlussfolgerung führten, davon handelt sein Comic. Die Geschichte spielt scheinbar nur an einem einzigen Tag, umfasst aber dennoch einen deutlich längeren Zeitraum, denn Pekars historischer Exkurs beginnt bei Adam und Eva.

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Pekar erzählt in “Ein anderes Israel“ wie ihn der ebenfalls jüdisch stämmige Zeichner JT Waldman Pekar in seiner Heimatstadt Cleveland besucht und beide ein riesiges Antiquariat und eine Bibliothek besuchen. Zwischendrin gehen die beiden essen, wobei Waldman gerade noch verhindern kann, dass es zu Burger King geht. Die ganze Zeit über erzählt Pekar von der Geschichte Israel und Waldman setzt diese manchmal etwas trockenen Fakten sehr lebendig – aber oft auch arg schlampig – in Szene.

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Das Resultat ist eine faszinierende Geschichtsstunde und zugleich eine letzte Begegnung mit dem eigenwilligen Comic-Autor Harvey Pekar, der 2010 verstarb und auch in diesem Comic sehr viel Persönliches preisgibt. Abgerundet wird “Ein anderes Israel“ durch einen Prolog von Pekars Witwe Joyce Brabner, die von Pekars komplizierten Verhältnis zu seinen Eltern erzählt.

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Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Wenn Jiro Taniguchi (Die Sicht der Dinge) aus dem Leben einer buddhistischen Religionsstifterin erzählt, dann ist das Resultat kein religiöser Erbauungsroman, sondern eher das japanische Gegenstück zu Anna Wimschneiders Erfolgsroman “Herbstmilch – Lebenserinnerungen einer Bäuerin“. Im Zentrum des Comics stehen die Jugendjahre von Tomoji Uchida, die nachdem sie 1932 ihren Cousin Fumaki Ito heiratete, gemeinsam mit diesem die Religionsgemeinschaft Shinnyo-En gründete.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Tomoji wurde 1912 in einfachen Verhältnissen in einem kleinen Bergdorf westlich von Tokyo geboren. Dort wuchs sie im Kreise einer weit verzweigten Familie zwar relativ behütet auf, wurde aber dennoch mit zahlreichen Schicksalsschlägen, wie dem Tod ihres Vaters und einiger Geschwister, konfrontiert. Sie kam damit besser klar als ihre Mutter, die eines Tages einfach aus dem Leben ihrer Kinder verschwand.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Taniguchi realisierte diesen Comic im Auftrag einer buddhistischen Religionsgemeinschaft. Er akzeptierte das Angebot unter der Bedingung, dass er sich bei der Erzählung Freiheiten erlauben und fiktive Ereignisse mit einbauen durfte. Gemeinsam mit der Autorin Miwako Ogihara zeigte sich Taniguchi stärker daran interessiert von den Härten eines arbeitsreichen Lebens auf dem Lande, als von den möglicherweise daraus resultierenden spirituellen Erkenntnissen zu erzählen.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Ganz ohne mystische Elemente kommt die Geschichte jedoch nicht aus. Der Aufhänger der Story ist eine nicht stattgefundene Begegnung zwischen Tomoji und ihrem späteren Ehemann Fumaki. Die Beiden verpassten sich 1925 knapp, als Fumaki auf dem Lande als Fotograf unterwegs war. Doch die manchmal etwas seltsam verschachtelt erzählte Geschichte vermittelt den Eindruck, dass das Paar, allen Widrigkeiten zum Trotz, füreinander bestimmt ist.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Doch in erster Linie erfreut auch dieses Werk von Taniguchi durch die Akribie mit der nur scheinbar banale Alltäglichkeiten nachfühlbar geschildert werden. Die deutsche Ausgabe von Carlsen erscheint in westlicher Leserichtung und enthält als Anhang ein aufschlussreiches Gespräch mit Taniguchi. Sehr schön ist auch, dass die jeweils ersten Seiten der sechs Kapitel in Farbe zum Abdruck kommen.

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Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 4: Ein beschwerlicher Weg

“Ein beschwerlicher Weg“ ist ein guter Titel für diesen vierten Band der Gesamtausgabe von Deribs “Buddy Longway“. Dieser enthält die vier aufeinander aufbauenden Comic-Alben “Der wilde Wind“, “Der Schwarzrock“, “Hooka-Hey“ und “Die letzte Prüfung“. Alle Geschichten handeln von den oft mit sehr viel Gewalttätigkeit ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen Weißen und Indianern.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3: Ein beschwerlicher Weg

Zugleich erzählen die Comics – ja eigentlich das gesamte Epos “Buddy Longway“ – davon, dass es auch ganz anders geht. Zentrales Thema der Erzählung ist die Liebe des Trappers Buddy zur Indianerin Chinook. Im “Bonusmaterial“ dieses Sammelbands ist viel darüber zu erfahren, wie die unverklemmte Freizügigkeit mit der Derib die erste Liebesnacht zwischen den beiden Hauptfiguren seinerzeit erzählte, die Leser beeindruckte. Zugleich sah sich aber auch Greg, der 1973 Chefredakteur des Comic-Magazins Tintin gezwungen, den Zeichner Eddy Paape (“Luc Orient“) damit zu beauftragen, den “Jungvermählten etwas anzuziehen“.

Buddy Longway

Interessant ist auch, zu erfahren, dass Derib seinerzeit voll bewusst war, dass er mit seinem Comic-Album „“Cinook“ etwas ganz besonderes geschaffen hatte, obwohl er selbst erst sehr viel später die Frau fürs Leben finden würde. Alle vier in diesem Sammelband enthaltenen Geschichten handeln von der Sehnsucht, die Buddy Longway nach Chinook und seinen beiden Kindern hat, von denen er bereits sehr lange getrennt ist. Dabei erzählt Derib auch, was die Indianerin und Buddy erlebten, bevor sie sich kennenlernten.

Derib: Buddy Longway – Gesamtausgabe 3: Ein beschwerlicher Weg

Ein Meisterwerk ist die Geschichte “Die letzte Prüfung“, in der Buddy Longway erfährt, wie es seinem Vater ergangen ist, nachdem dieser seinen Sohn bei seinem Bruder gelassen hatte und in die Wildnis aufbrach. Hier ist zu sehen, wie sich Derib nicht nur als Zeichner sondern auch als Erzähler weiterentwickelt hat. Während die vorherigen Comic-Geschichten fast immer ausschließlich gradlinig erzählt waren, gelingt Derib hier eine sehr in die Tiefe gehende Story, die er in verschiedenen Zeichenstilen souverän an den Leser bringt. Es tut fast ein wenig weh, daran zu denken, dass mit dem fünften Band der Gesamtausgabe die Geschichte von Buddy und Chinook beendet ist.

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Sabrina Schmatz: München 1945

Die Türme der Frauenkirche stehen 1945 noch, doch ansonsten liegt München großteils in Trümmern. Vom Himmel fallen Flugblätter, auf denen die US-amerikanischen Truppen ihren Einmarsch in die Stadt ankündigen und die Bürger dazu auffordern Vernunft zu bewahren und keinen Widerstand zu leisten. Dadurch soll den Fanatikern “das Heft aus der Hand“ genommen werden.

Sabrina Schmatz: München 1945

Vor diesem Hintergrund empfindet das junge Mädchen Konstanze den Einmarsch der US-Truppen durchaus als Befreiung. Sie ist jedoch entsetzt, als die Wohnung ihrer Freundin Franziska von den Militärs beschlagnahmt und diese zusammen mit ihrem kleinen Sohn einfach auf die Straße gesetzt wird.

Sabrina Schmatz: München 1945

Zugleich fragt sich Konstanze ob die Deutschen „diese Verluste nicht irgendwie verdient haben“. Sie freundet sich ein wenig mit dem jungen amerikanischen Sanitätssoldaten Daniel an, was nicht nur bei ihrem aus dem Krieg heimkehrenden Cousin Roman auf wenig Verständnis stößt…

Sabrina Schmatz: München 1945

Sabrina Schmatz hat “München 1945“ in einem skizzenhaften Stil veröffentlicht, da sie “leider kein gutes Händchen“ hat, “was tuschen betrifft“ und befürchtet “alle Dynamik einfach tot“ zu inken. In der Tat sah schon so manche Comic-Erzählung sehr viel lebendiger aus, bevor sie dann mit dicken Umrisslinien und üppiger Farbgebung zum Drucker geschickt wurde.

Sabrina Schmatz: München 1945

Die Postkarten mit den Protagonisten aus “München 1945“, die Sabrina Schmatz auf dem Comic-Salon in Erlangen im Angebot hatte, zeigen jedoch, dass sie sehr gut mit Farben und konkreten Konturen klar kommt. Der skizzenhafte Stil mit dem sie “München 1945“ realisiert hat, passt jedoch sehr gut zu den unsicheren Verhältnissen am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Sabrina Schmatz: München 1945 – Gesamtausgabe

Mittlerweile liegen alle sechs Bände von München 1945 vor. Der Carlsen Verlag hat – mit dem Untertitel Eine Liebesgeschichte am Ende des Krieges – eine zweibändige gebundene Gesamtausgabe gestartet.

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Nils Oskamp: Drei Steine

In den 80er-Jahren wurde der Dortmunder Schüler Nils Oskamp Opfer von rechtsradikaler Gewalt. Er wiedersprach Mitschülern, die den Holocaust leugneten und machte sich über deren Anschauung offen lustig. Nachdem er einen Aufkleber der rechten Partei FAP entfernte, wurde er von drei Mitschülern brutal zusammengeschlagen. Doch obwohl er in der Schule und im Elternhaus keinerlei Unterstützung erfuhr, bestärkte die brutale Untat Nils Oskamp darin, weiterhin offen gegen Neonazis vorzugehen.

Nils Oskamp: Drei Steine

Eins der Resultate davon ist der Comic Drei Steine, in dem Oskamp die damaligen Ereignisse und seinen weiteres Lebensweg aufarbeitet. Bei oberflächlicher Lektüre könnte der Eindruck entstehen, dass Oskamps Erlebnisse eng mit den Verhältnissen in den achtziger Jahren zusammenhängen, als es offen rechtsradikale Lehrer gab, die noch in der Zeit des Dritten Reichs aktiv waren und ihre Schüler zweifelhaftes Liedgut singen ließen. Doch im Anhang des Comics informiert der Artikel “Kontinuität des Hasses“ von Alice Lanzke darüber, wie stark auch heute noch Nazis in Dortmund (und nicht nur dort) aktiv sind.

Nils Oskamp: Drei Steine

Nils Oskamps Comic ist ganz gewiss eine sehr gute Diskussionsgrundlage um über das Thema Rechtsradikalismus im Unterricht zu diskutieren, zumal die Handlung zu einem großen Teil in einer Schule spielt. Daher ist es sehr erfreulich, dass dank Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung hier gratis “Schulbuch-Exemplare“ des Comics bestellt werden können. Die Comic-Erzählung ist in den broschierten Ausgaben für den Unterricht zwar nicht ganz so umfangreich wie in der Panini-Hardcoverausgabe, doch die fehlenden Handlungselemente sind durch Prosa-Einschübe problemlos nachzuvollziehen.

Nils Oskamp: Drei Steine

Nils Oskamp gelang mit Drei Steine eine Comic-Erzählung, die keinen Leser kalt lassen dürfte und unweigerlich zum Nachdenken anregt.

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Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Die Idee von Michael Groenewald und Lutz Göllner, die diesem Comic zugrunde liegt, ist ebenso simpel wie gut. Comic-Kurzgeschichten erzählen von Ereignissen, die sich im Großraum Berlin zugetragen haben. Im Vorwort schreibt Göllner: “Die Storys müssen auch gar nicht wahr sein, aber sie sollten in der Folklore der Stadt verankert sein. Mythen eben, mal komisch, mal gruselig, mal spannend.“

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Als sich das Stadtmagazin zitty für das Konzept interessierte, wurde mit dem in Hürth geborenen Wahlberliner Reinhard Kleist (Der Boxer, Der Traum von Olympia) schnell ein geeigneter Zeichner gefunden. Dieser brachte sich auch inhaltlich sehr stark ein und setzte insgesamt 24 Geschichten in unterschiedlicher Länge in Szene, bevor zitty Anfang 2015 das Veröffentlichen von Comics einstellte.

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Die letzte Comic-Erzählung in diesem Sammelband ist daher auch gar nicht mehr in zitty erschienen. Doch jetzt ist auch die tragische Geschichte des Sinto-Boxers Johann “Rukeli“ Trollmann zu lesen, dessen elegante tänzelnde Kampftechnik für die Nazis “undeutsch“ war und der im KZ Neuengamme ermordet wurde. Nicht minder ergreifend ist die nah an tatsächlichen Ereignissen orientierte Schilderung einer Flucht aus der DDR, die auf nur fünf Comicseiten nicht nur die spannenden Aspekte, sondern auch die daraus resultierenden Repressalien schildert.

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Ein gelungener Kunstgriff ist es den Berliner Taxifahrer Ozan als Erzähler einzusetzen. Dieser chauffiert seine Fahrgäste nicht nur, sondern versorgt sie auch mit Anekdoten zu den jeweiligen Zielorten. Lediglich zum geplanten “Hauptstadtflughafen“ kann Ozan keine Geschichte beisteuern, denn der zugehörige Comic spielt 2064, und die Fahrt mit dem fliegenden Taxi ist zu viel kurz. Doch immerhin ist zu erfahren, dass der zentrale Flughafen auch in ferner Zukunft immer noch Tegel heißt…

Reinhard Kleist: Berliner Mythen

Abgerundet wird der schöne Sammelband noch durch Stadtpläne, in denen die Lage der Comic-Schauplätze eingetragen wurde. Ähnliche Comics zu weiteren Städten wären wünschenswert. In diesem Zusammenhang sollte auch noch einmal darauf hingewiesen werden, das jener Berlin-Reiseführer, der beim französischen Casterman Verlag erschienen ist und von der Comiczeichnerin Isabel Kreitz (Rohrkrepierer) eindrucksvoll bebildert wurde, bereits seit 2012 auf einen deutschen Verleger wartet.

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V wie Vendetta

Die britischen Anti-Utopien von George Orwell und Aldous Huxley, aber auch die mitunter nicht minder düsteren englischen Comics mit zweifelhaften (und auch zweifelnden) Helden wie Judge Dredd standen Pate als Alan Moore (From Hell) Anfang der 80er Jahre damit begann eine Geschichte für den Zeichner David Lloyd zu verfassen. Auch die ultrakonservative Thatcher-Regierung inspirierte Moore zu seinem ersten Fortsetzungs-Comic.

V wie Vendetta

Die Idee einen maskierten Rächer als jenen Guy Fawkes zu verkleiden, der 1605 versuchte das britische Parlament in die Luft zu jagen, kam von Lloyd. Das aus diesen Komponenten angerührte Resultat ist eine vielschichtige düstere Zukunftsvision. Obwohl angesiedelt im damals weit entfernten 1998 hat der Comic auch heute nichts von seiner Brisanz verloren.

V wie Vendetta

V for Vendetta erschien zunächst ab 1982 in schwarzweiß als Fortsetzung im britischen Magazin Warrior. Nachdem die Zeitschrift drei Jahre später eingestellt wurde, konnte der Comic zunächst nicht beendet werden. Doch nach dem Erfolg von Alan Moores Comic-Meilenstein Watchmen veröffentlichte DC die Serie in Farbe. Innerhalb dieser sechsbändigen US-Ausgabe konnten Moore und Lloyd V for Vendetta beenden.

V wie Vendetta

1990 brachte der Carlsen Verlag das bahnbrechende Werk in sechs Bänden im Albumformat heraus. Der mittlerweile leider insolvente Tilsner Verlag übernimmt in seiner etwas kleinformatigeren Gesamtausgabe die Übersetzung von Uwe Anton und das Lettering von Dirk Rehm. Es fehlte allerdings die nicht sonderlich gelungene Kolorierung (Lloyds Zeichnungen leben ohnehin von Schwarz-Weiß-Kontrasten) und einige recht überflüssige ganzseitige Einzel-Illustrationen, die den Lesefluss eher hemmen.

V wie VendettaDas ganz große Plus der Neuveröffentlichung sind allerdings die informativen Vorworte von Lloyd und Moore, sowie ein umfangreicher Artikel, den Alan Moore 1984 während seiner Arbeit an V wie Vendetta verfasste. Ferner sind noch zwei bisher bei uns nicht veröffentlichte insgesamt 10-seitige V wie Vendetta -Kurzcomics (eins davon erinnert ziemlich an Stephen Kings Shortstory Der Mauervorsprung von 1976) enthalten.

V wie Vendetta

Da diese Neuveröffentlichung mittlerweile vergriffen ist und eine aufwändige (allerdings ohne den Segen von Alan Moore entstandene) Verfilmung in die Kinos gekommen ist, liegt bei Panini eine weitere Neuauflage von V wie Vendetta vor. Diese ist noch etwas kleinformatiger als die Tilsner-Ausgabe, wurde neu gelettert und verfügt über eine dezente Kolorierung die den Lesegenuss steigert. Auch die Vorworte und Artikel von Lloyd und Moore sind enthalten.

V wie Vendetta

Somit liegt dieser Meilenstein der Comicgeschichte zum Glück wieder in einer ansprechenden Edition vor. Wer es gerne noch etwas feudaler mag, dem sei die “Masken-Edition“ oder die großformatige “Absolute Edition“ empfohlen.

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Einstein – Die Comic-Bigraphie

Bereits in den 80er-Jahren veröffentlichte Rowohlt als “Sach-Comics“ einige schlicht gezeichnete aber sehr umfassend belehrende Taschenbücher, darunter Werke wie Marx für Anfänger, Freud für Anfänger und Einstein für Anfänger.

Einstein - Die Comic-Bigraphie

Mittlerweile hat der Knesebeck Verlag diese Aufgabe übernommen und bereits Comic-Biographien zu Sigmund Freud und Karl Marx herausgebracht, die beide von der Autorin Corinne Maier und der Zeichnerin Anne Simon stammen.

Einstein - Die Comic-Bigraphie

Vom selben Team folgt nun eine Comic-Biographie über Albert Einstein, die versucht auf 60 Seiten sowohl das Leben, wie auch die Lebensauffassung des in vielen Disziplinen tätigen Universal-Genies zu vermitteln. Anne Simons Zeichenstil ist schlicht, der Seitenaufbau klar strukturiert und die Anzahl der eingesetzten Farben übersichtlich.

Einstein - Die Comic-Bigraphie

Doch der Text ist recht pointiert und lässt Einstein Weisheiten wie diese von sich geben: “Wir alle wissen, dass das Licht schneller ist als der Schall. Darum wirken manche auch klug, bis sie den Mund aufmachen.“ Insgesamt gelingt es dem Comic zu zeigen, dass Albert Einstein alles andere als ein reiner Theoretiker war.

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Captain America: White

1991 arbeiteten der Autor Jeph Loeb und der Zeichner Tim Sale erstmals bei einer achtteiligen Miniserie über die von Jack Kirby geschaffene DC-Heldentruppe “Challengers oft he Unknown“ zusammen. Dies hatte Folgen, denn nach einigen bemerkenswerten Batman-Comics zu denen auch die Meilensteine The Long Halloween und Dark Victory gehören, beschäftigte sich das Duo damit, wie Menschen mit Superkräften zu Helden wurden.

Captain America: White
Softcover-Cover

Nach Superman for all Seasons arbeiteten Loeb und Sale hauptsächlich für Marvel. Hier entstand mit Daredevil: Yellow (2001), Spiderman: Blue (2002) und Hulk: Gray (2004) eine Art Farbenlehre der Superhelden. 2008 sollte Captain America: White folgen und ein vielversprechendes Heft # 0 mit einem Prolog ist seinerzeit auch erschienen.

Captain America: White

Danach sah es so aus, als wenn die gesamte Serie nur eine Nullnummer wäre. Doch ab September 2015 erschienen in rascher Folge plötzlich doch noch die fünf Hefte der Serie und Panini legt zeitnah eine 140-seitige Gesamtausgabe vor. Diese gibt es auch als auf 333 Exemplare limitiertes Hardcover. Einziges Manko dieser Edition ist, dass hier nicht die schön aufgemachten Making-Of-Seiten aus dem ersten US-Comicheft übernommen wurden.

Captain America: White
Hardcover-Cover

Captain America: White beschäftigt sich hauptsächlich mit jener Zeit, als der erste Avenger gemeinsam mit seinem jugendlichen Sidekick James Buchanan Barnes alias Bucky an der Seite einer Spezialeinheit kämpfte. Diese “Howling Commandos“ wurden von einem gewissen Nick Fury angeführt, der seinerzeit weder Augenklappe noch schwarze Hautfarbe trug, aber auch schon damals selten einer Meinung mit dem Captain war.

Captain America: White

Der Geschichte ist anzumerken, dass Loeb versucht, sich darin nicht allzu weit zu entfernen, von den mittlerweile aus diversen Marvel-Kinofilmen bekannten Figuren und Situationen. Doch in erster Linie geht es ihm und Sale darum noch einmal jenes Goldene Zeitalter der Superhelden aufleben zu lassen, als beim Kampf gegen die Nazis völlig klar war, wer die Guten und wer die Bösen waren. Für etwas Abwechslung innerhalb der Story sorgt eine (natürlich sehr attraktive) französische Widerstandskämpferin, die darauf besteht auch einen Teil zur Befreiung ihres Heimatlandes beizutragen.

Captain America: White

Einmal mehr überzeugen aber auch Tim Sales klar durchkomponierte Bilder, die prachtvoll von Dave Steward koloriert wurden. Es ist schön, dass das Duo Loeb & Sale wieder zurück ist!

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Ein Ozean der Liebe

Was die Franzosen Grégory Panaccione (Bilder) und Wilfrid Lupano (Alim, der GerberValerian & Veronique: Shinguzlooz Inc., Szenario) hier abziehen, ist konsequent anders. Ein Ozean der Liebe ist nicht im klassischen Album-Format erzählt, doch trotz des Umfangs von 220 Seiten passt auch das gerne auf dickere Comics geklebte Etikett “Graphic Novel“ nicht so recht.

Ein Ozean der Liebe

Vielleicht handelt es sich nicht einmal um einen Comic, denn auf der Rückseite ist zu lesen, dass das Buch “garantiert ohne Delfine, ohne Text und ohne Lautwörter“ auskommt, aber “Spuren von Piktogrammen enthalten“ kann.

Ein Ozean der Liebe

Im Zentrum von Ein Ozean der Liebe steht ein kleiner, nicht mehr ganz junger bretonischer Fischer, der von seiner zweimal so großen Frau auf eine etwas herrische Art verwöhnt wird. Möglicherweise heißt die Gattin Maria, denn dies ist der Name des kleinen Boots mit dem der Fischer mitten in der Nacht hinaus auf die hohe See fährt. Doch diesmal kehrt er nicht zurück und seine Gattin macht sich mächtig Sorgen.

Ein Ozean der Liebe

Eine Hellseherin, die nicht im Teesatz, sondern in Crêpe liest, fabriziert einen Eierkuchen mit dem Gesicht von Che Guevara. Daher reist die Gattin nach Kuba und erlebt dort genauso skurrile Dinge, wie der wackere Fischersmann, der auf hoher See mit wilden Rebellen, gierigen Möwen, aber auch mit Ölpest und Plastikmüll, konfrontiert wird.

Ein Ozean der Liebe

Nicht nur der Geschichte fehlen die Worte, sondern auch dem Rezensenten, um wirklich zu beschreiben worin der ganz besondere Reiz von Ein Ozean der Liebe besteht. Sind es Panaccione atmosphärisch schimmernde Bilder oder ist es Lupanos nicht minder eigenwillige, herrlich absurde, zugleich aber auch spannende und rührende Geschichte? Ich denke jeder Leser wird in diesem auf vielen Ebenen überzeugenden Buch andere Stellen finden, die ihn besonders anrühren.

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