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Alien – Der Comic zum Film

Auf dem Backcover dieses Buches wird Frank Miller zitiert, der die Comic-Adaption von Ridley Scotts Alien für die „womöglich einzige wirklich gelungene Adaption eines Films ins Medium Comic“ und „wahrlich überwältigend“ hält. Miller, der immer wieder in beiden Medien tätig war (so arbeitete er etwa bei beiden Robocop-Fortsetzungen sowohl an den Drehbüchern wie auch bei den zugehörigen Comicadaptionen mit), hat sicher nicht unrecht. Insbesondere wenn bedacht wird, dass die Macher, als sie an diesem Comic arbeiteten, den fertigen Film noch gar nicht gesehen hatten.

Alien - Der Comic zum Film

Erst als sie schon fast fertig mit ihrem Comic waren konnten der Autor Archie Goodwin und der Zeichner Walt Simonson, die auch viele im Star Wars Universum angesiedelte Comics schufen, eine Rohfassung von Alien sehen. Zuvor mussten sie sich an Fotos orientieren. Das Resultat vermittelt erstaunlich gut die Atmosphäre des Filmes, auch wenn gelegentlich die knalligen Horror-Elemente des Filmes etwas zu spektakulär durch übergroße Illustrationen hervorgehoben wurden.

Alien - Der Comic zum Film

Hilfreich war sicher auch, dass das Magazin Heavy Metal als Herausgeber nicht nur die Rechte am Alien-Drehbuch, sondern auch die „Likeness Rights“ am Aussehen von den Darstellern wie Sigourney Weaver oder Tom Skerritt (sowie natürlich dem Alien-Monster von HR Giger) mit eingekauft hatte. Dies ist im Comic-Bereich keinesfalls selbstverständlich, denn als Goodwin und Simonson zuvor Unheimliche Begegnung der dritten Art für Marvel adaptierten, durfte die gezeichnete Hauptfigur Roy Neary nicht wie der zugehörige Darsteller Richard Dreyfuss aussehen.

Alien - Der Comic zum Film

Als Appetizer erschienen 1979 vom Alien-Comic zunächst die ersten beiden Kapitel (aber nicht das ganze Werk) im Magazin Heavy Metal in schwarzweiß. Danach folgte die farbige Gesamtausgabe, wobei seinerzeit im Eifer des Gefechtes vergessen wurde, den Schriftzug „The Illustrated Story by Archie Goodwin & Walt Simonson“ zu entfernen, der scheinbar grundlos mitten im Comic auftauchte. Die Wertschätzung, die diesem Comic entgegen gebracht wird, unterstreicht auch die Tatsache, dass in den USA bei Titan Books eine großformatige knapp zwei Kilo schwere „Original Art Edition“ erschienen ist.

Alien - Der Comic zum Film

Doch auch die farbrestaurierte Ausgabe von Cross Cult kann sich sehen lassen. Es wäre wünschenswert, wenn weitere interessante Comic-Adaptionen von Filmen wie etwa die ebenfalls von Archie Goodwin geschriebene zu Blade Runner – gezeichnet von Al Williamson, der auch einen äußerst opulenten Comic zum Flash Gordon-Film von 1980 zu Papier brachte, oder Jim Sterankos in riesigen Panels aufregend in Szene gesetzte Version von Outland in ebenso schönen Neuauflagen erscheinen würden. Aktuell wurde übrigens gerade Mike Mignolas Comic zu Francis Ford Coppolas Dracula angemessen neu veröffentlicht. Bemerkenswert ist auch der von Bill Sienkiewicz gezeichnete Comic zu  Dune – Der Wüstenplanet von David Lynch.

Alien: Die Urfassung
Variant-Cover von Walter Simonson

2020 versuchte Dark Horse mit der fünfteiligen Miniserie Alien: Die Urfassung einen neuen Blick auf den Film-Klassiker zu werfen. Einen Mehrwert für Fans hat dieser Versuch durch die Titelbilder, die  von  Walter Simonson und seinem Koloristen Dave Steward stammen.

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Texas Cowboys

Das ehemalige Greenhorn Harvey Drinkwater verschlägt es im zweiten Band von Texas Cowboys wieder nach Fort Worth, Texas. Erneut will der Reporter aus Boston den großstädtischen Lesern wilde Geschichten aus dem Westen liefern und wird einmal mehr fündig. Gemeinsam mit seinem rauhbeinigen Kumpel Ivy Forest erlebt er Geschichten, die Stoff genug für zehn Western-Filme gewesen wären. Unter anderem ist in immer abstruser werdenden Varianten zu erfahren, wie der Kriegs-Veteran Thomas Woodham angeblich seinen Arm verloren hat.

Texas Cowboys

Lewis Trondheim (A.L.I.E.E.N., Donjon), der Mann mit dem unglaublichen Output von schnell hingekritzelten Comics, und der eher akribisch im Bereich des realistischen Abenteuer-Comics arbeitende Matthieu Bonhomme (Der Marquis von Anaon) scheinen nicht so recht zusammen zu passen. Doch vor Texas Cowboys arbeitete das Duo bereits bei der ebenfalls bei Salleck im “Graphic-Novel-Format“ erschienenen Comicgeschichte Omni-Visibilis zusammen.

Texas Cowboys 2

Texas Cowboys 2 erzählt wieder nicht nur eine durchgehende Story, sondern die einzelnen Kapitel – ja oft sogar die einzelnen Seiten – sind abgefahrene Kurzgeschichten am Rande des Surrealen. Zu Papier gebracht hat Bonhomme diese in einem unglaublich lässigen Zeichenstil, der fast ein wenig so wirkt als wenn Moebius und nicht Jean Giraud den Leutnant Blueberry gezeichnet hätte. Dies brachte ihm den Auftrag den Hommage-Band Der Mann, der Lucky Luke erschoss zu zeichnen und zu schreiben.

Der Mann, der Lucky Luke erschoss
Der Mann, der Lucky Luke erschoss

Abgerundet wird dieser schöne Comic noch durch die als Titelbilder des fiktiven Magazins Texas Cowboys – The Best Wild West Stories Published gestalteten Einleitungen zu den einzelnen Kapitel, sowie durch einem Anhang, der erzählt wie das weitere Leben der einzelnen Figuren verlief. So will die Legende wissen, dass Thomas Woodham ein einziges Mal doch tatsächlich die Wahrheit darüber erzählte, wie er seinen Arm verloren hat.

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Émile Bravo: Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Kurz zuvor überraschte Émile Bravo mit einem ungewöhnlichen Spirou-Album – hier erzählt er aus der Jugend des traditionellen frankobelgischen Comichelden, den er vor dem Hintergrund des aufziehenden Zweiten Weltkrieges als nichtsahnenden Toren porträtierte – und der nächste Geniestreich folgte zugleich.

Émile Bravo: Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Auch in Meine Mutter… wird wieder aus der Jugendzeit erzählt, die auch hier nicht nur eine tolle Zeit war, sondern durchaus ihre düsteren Seiten hatte. Diesmal stammt die Story nicht von Bravo sondern von Jean Regnard mit dem der Zeichner bereits bei weiteren Comics zusammenarbeitete. Hauptfigur ist der kleine Jean, der gerade eingeschult wird. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Paul wird er hauptsächlich vom Kindermädchen Yvette großgezogen. Der Vater ist ein vielbeschäftigter Unternehmer und wo eigentlich seine Mutter ist, das traut sich Jean nicht zu fragen. Stattdessen erfindet er Geschichten wie die Sache mit Buffalo Bill…

Émile Bravo: Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen

Jean ist nicht nur die Hauptfigur sondern zugleich auch der Erzähler. Die Geschichte setzt weniger auf Dialoge in Sprechblasen, sondern sehr stark auf die niedergeschriebenen Beobachtungen des kleinen Jungens. Dessen wacher Geist kapiert manche Dinge erstaunlich schnell, wenn es aber um den Weihnachtsmann oder eben um seine Mutter geht, dann ist er doch noch ein sehr kleines Kind. Durch die einfühlsame Beschreibung einer nicht nur (aber auch!) lustigen Jugend und Bravos schlichten aber sehr effizienten Zeichenstil erinnert Meine Mutter… an die Peanuts, ist in erster Linie jedoch etwas ganz Eigenes.

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Die Weltenbummler – Band 2: Karneval

Schon nach kurzer Zeit folgte die lang und heiß ersehnte Fortsetzung. Heiner Lünstedt (Text) und Alfred Neuwald (Zeichnung), das deutsche Comics-Duo mit vielversprechender Zukunft, schickt Die Weltenbummler wieder ins Rennen – und überrascht mit einem genialen Trick! Die Hauptdarsteller sind nicht nur Monate, sondern gleich ein paar Jährchen gereift, was sich vor allem natürlich bei dem ehemaligen Gör Vic sehr vorteilhaft und ansehnlich bemerkbar macht.

Die Weltenbummler - Band 2: Karneval

Auch im zweiten Abenteuer der Weltenbummler liefern Lünstedt und Neuwald wieder die probate Mischung aus spannender Unterhaltung und informativem Einstieg in die Geschichte. Diesmal bietet die Lagunenstadt Venedig, die Serenissima, die Krone der Adria, viel Flair, Ambiente und Historie. Ja, so bekommen die Leser richtig Appetit auf Geschichtsunterricht. Comic und Infotainment at it’s best! Wer diesen Karneval in Venedig liest, der hat Lust, sofort selbst auf den Spuren der Weltenbummler in der Lagunenstadt Venedig, der Serenissima, der Krone der Adria, einherzu- und zu lustwandeln. So wie „Die Weltenbummler“ könnten und sollten übrigens Comics aussehen, die als sogenannte „Städte-Comics“ für PR-Zwecke eingesetzt werden.

Die Weltenbummler - Band 2: Karneval

Die Charaktere aus dem ersten Band spielen sich nun auch im „Karneval“ noch besser und routinierter die Bälle zu. Zum Brüllen komisch sind diesmal die Fiasko-Brothers, wenn sie eine Busladung Senioren auf Bildungsurlaub zu Quartalsäufern umschulen. Allerdings empfiehlt sich hier ein mahnender Hinweis: Ein Comic mit einem (Bildungs-) Anspruch wie Die Weltenbummler, der sich so sehr für den Einsatz im Schulunterricht eignet, sollte künftig die Wirkung alkoholischer Getränke nicht zu sehr verharmlosen, auch wenn es für die Story und für die Zeichnung der Charaktere ‚leicht was hergibt‘. Wie schon im ersten Band Leinen los!, ist auch diesmal Hauptfigur Hakan ganz deutlich das coole Alter Ego von Autor Heiner Lünstedt. Wir hoffen natürlich, dass er in den nächsten Abenteuern der Weltenbummler eine gewisse Distanziertheit gegenüber Girls wie Vic oder Lucia ablegt.

Die Weltenbummler - Band 2: Karneval

Ja, Lünstedt und Neuwald haben mit ihren Figuren ein nunmehr eingespieltes Ensemble geschaffen, das hoffentlich noch viele Abenteuer bestehen wird. Wir freuen uns darauf, dass jede Story – wie auch diesmal – wie einem tollen Bang endet.

Reinhold Reitberger

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Die Weltenbummler Band 1: Leinen Los

So könnten und sollten Comics aussehen, die von Schülern begeistert und dazu noch mit dem Segen der Pädagogen verschlungen werden! Ja, Die Weltenbummler liefern beste und spannende Unterhaltung und dazu fließt noch wie nebenbei und ganz unverkrampft genau die richtige Dosis Geschichtsinfos in die Story ein, so dass der Leser so richtig Appetit auf ‚mehr‘ bekommt – mehr Weltenbummler und mehr Geschichtsmaterial.

Die Weltenbummler Band 1: Leinen Los

Im ersten Band der Weltenbummler zeigt Autor Heiner Lünstedt, wie so ein vorbildlicher Comic für die jüngere Leserschaft heute aussehen muss. Er nimmt ganz einfach und locker Material in dem er sich auskennt – hier die Lokalität seiner Heimat Hamburg und dazu die Geschichte vom Piraten Klaus Störtebeker, der ja im Norden der Republik wohl so eine Art Nationalheiligen abgibt. Dazu mixt der in seiner Jugend bereits ausgezeichnete (im Sinne von mit Preisen bedachte) Autor geschickt die jüngere Vergangenheit – hier die Nachfolgelasten des Bombardements der englischen Flieger auf Helgoland nach dem II. Weltkrieg und serviert uns so ganz easy einen spannenden Storybogen: Die jugendlichen Helden suchen Störtebekers Schatz.

Die Weltenbummler Band 1: Leinen Los

Zwei Freunde, ein naseweises Gör, ein alter Kapitän, Schurken und ein paar Trottel (‚Die drei Fiaskos‘) für Comic Relief zum Ablachen, das alles ist klug gemixt und liest sich wie Butter auf einer Butterfahrt nach Helgoland (haha, der musste an der Stelle sein). Wenn man den Fotos trauen darf, die vorne im Album die Infos zu den Schöpfern ergänzen, ist Hakan, der sympathisch coole Held der Geschichte, nicht nur optisch das Alter Ego von Autor Heiner Lünstedt.

Die Weltenbummler Band 1: Leinen Los

Soviel darf noch verraten werden: Die Story endet mit einem schönen großen Knall. Ja, das macht Lust auf mehr – auf mehr Story, mehr Geschichtsinfo, mehr Abenteuer mit den Weltenbummlern.

Reinhold Reitberger

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Bryan Talbot: Grandville

Bryan Talbots Comic Grandville funktioniert auf erstaunlich vielen Ebenen erstaunlich gut. Am wichtigsten dürfte sein, dass hier spannende Kriminalfälle mit ebenso viel Action wie Humor erzählt werden und dass die Hauptfiguren dem Leser von Album zu Album immer mehr ans Herz wachsen.

Bryan Talbot: Grandville

Die Serie spielt in einer von anthropomorphen Tieren beherrschten Welt, in der Menschen „Teiggesichter“ genannt werden und Bürger zweiter Klasse sind. Dennoch hat dieses Universum auch Bezugspunkte zu unserer Realität, denn der Löwe Napoleon hat hier vor 200 Jahren die Schlacht bei Waterloo gewonnen und Frankreich ist seitdem die alles dominierende Macht in Europa.

Bryan Talbot: Grandville

Die Hauptstadt Paris heißt bei Bryan Talbot Grandville, benannt nach dem Zeichner Jean Ignace Isidore Gérard, der unter dem Pseudonym J. J. Grandville veröffentlichte. Hauptfigur der Comic-Geschichten ist der englische Polizist Archibald Archie LeBrock, ein Dachs mit einer bewegten Vergangenheit. Sein Assistent ist die Ratte Ratzi und das Duo muss immer wieder nach Grandville über die Kanalbrücke reisen, um Mordfälle zu klären, die in Verbindung mit Verschwörungen in höchsten Kreisen stehen.

Bryan Talbot: Grandville

Mit der Serie Grandville zollt der Brite Talbot auch der sehr vitalen frankobelgischen Comic-Szene Tribut. Gleich im ersten Album kommt es zu einer Begegnung mit einem Hund namens Snowy Milou. Diese tragische, in einer Opiumhöhle vor sich hindämmernde Figur, ist zweifelsohne eine Hommage an Tims treuen Begleiter Struppi, der im Original Milou und im Englischen Snowy heißt. Zudem gibt es Anspielungen auf Sherlock Holmes, James Bond, Künstler wie Auguste Rodin oder Gustave Dore und vor allem auf die Figuren aus Kenneth Grahams Klassiker Der Wind in den Weiden.

Bryan Talbot: Grandville

Gleich im ersten Grandville-Abenteuer wird LeBrock mit einer tragische Liebesgeschichte und einen perfiden Plan zum Herbeiführen eines Krieges zwischen Frankreich und England konfrontiert. Anspielungen auf 9/11 sind hier unübersehbar, aber auch der Page Spirou taucht auf. In Band 2 Mon Amour kann der psychopathische Mörder Bad Dog Mastock kurz vor seiner Hinrichtung aus einem britischen Knast fliehen, natürlich nach Grandville. Auf der Jagd trifft LeBrock auf zwei Prügelknaben, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Gaston von André Franquin und Lucien von Frank Margerin haben. In Band 3 De Luxe begeben sich LeBrock und Ratzi in den Louvre um den mörderischen Plan einer aufgeblasenen Kröte zu vereiteln. Gastauftritte gibt es hier u. a. von Mortimer aus Blake & Mortimer, den Bären Paddington, Little Lulu und den Schlümpfen.

Bryan Talbot: Grandville

Bryan Talbot ist wohl der vielseitigste Künstler der britischen Comic-Szene. Er wird völlig zu Recht als der „David Bowie der Comics“ bezeichnet, da er sich bei jedem Album neu erfindet. Er hat mit Neil Gaiman an „he Sandman gearbeitet, mit dem Zweiteiler Mask (erschienen in Legends of the Dark Knight # 39 und # 40) einen verstörenden Batman-Comic abgeliefert und in dem auch bei uns veröffentlichten Album Die Geschichte einer bösen Ratte eine sehr vielschichtige Biografie der Illustratorin Beatrix Potter in Szene gesetzt. Es ist eine Schande, dass aktuelle Comic-Meisterwerke wie Comics wie Dotter of Her Father’s Eyes, bei dem Talbot mit seiner Gattin Mary zusammenarbeitete, keinen deutschen Verleger finden.

Bryan Talbot: Grandville

Dies hat sich etwas geändert, nachdem Mary und Bryan Talbot 2015 zum Comicfestival München kamen und Egmont anschließend Votes for Women – Der Marsch der Suffragetten  herausbrachte.

Bryan Talbot: Grandville

Es bleibt zu hoffen, dass bei uns auch das Mitte 2016 erscheinende neueste Werk der Talbots herausakommt. In The Red Virgin and the Vision of Utopia erzählen sie aus dem spannenden Leben der französischen Anarchistin, Feministin und Revolutionärin Louise Michel.

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Willy Brandt: Sein Leben als Comic

Wer war Willy Brandt? Und was bedeutet er uns heute noch? Das fragen sich zum 100. Geburtstag nicht nur nostalgische Sozialdemokraten und historisch Interessierte, sondern auch eine kürzlich erschienene Graphic Novel. Willy Brandt: Sein Leben als Comic von Heiner Lünstedt (Szenarist) und Ingrid Sabisch (Illustratorin) nähert sich der Ikone Brandt mit Grundsympathie und doch erfreulich unprätentiös.

Willy Brandt: Sein Leben als Comic

Durch die notwendige erzählerische Verdichtung liest sich das Leben des Lübecker Arbeiterjungen wie ein Schnelldurchlauf durch das 20. Jahrhundert. Der Mensch Willy Brandt wird dabei ein gutes Stück fassbarer. Der Leser bekommt eine Ahnung von seinen Motiven und seiner Gefühlswelt. Doch wie alle wirklich großen Männer bleibt auch Willy Brandt nach der Lektüre dieser grafischen Erzählung eine Projektionsfläche. Einen besonderen Reiz stellen dabei die inzwischen ikonisch gewordenen Bilder wie etwa der Kniefall zu Warschau dar. Gezeichnet und damit aus der historischen Fotooptik herausgelöst, glauben wir die Bilder wieder neu zu sehen.

Willy Brandt: Sein Leben als Comic

Heiner Lünstedt – unter anderem auch einer der beiden Leiter des Comicfestivals in München – und die Illustratorin Ingrid Sabisch zeichnen historische Gegebenheiten biographisch nach. Sie beobachten dabei glücklicherweise mehr als sie erklären und lassen so dem Leser die Freiheit, sich Willy Brandt selbst einmal – oder auch wieder einmal – anzueignen.

Willy Brandt: Sein Leben als Comic

Willy Brandt: Sein Leben als Comic ist ein faszinierendes Leseerlebnis. Für jüngere Leser mag es ein Stück Geschichtsunterricht in Bildern sein. Für Kenner von Willy Brandt und der Zeitgeschichte ist es ein Anlass, den wohl ungewöhnlichsten Menschen unter unseren Kanzlern noch einmal mit neuen Augen zu sehen. Beglückend ist dabei, dass der „Comic-Held“ in diesem Fall tatsächlich einer war. Selten habe ich einen Comicband stolzer zugeschlagen.

Gunther Brodhecker (neben Alexis Martinez – einer der Autoren von Das Tagebuch des Ricardo Castillo)

Hans-Jochen Vogel

Hans-Jochen Vogel schrieb ein Vorwort zum Willy-Brandt-Comic, hier ist er zusammen mit Autor Heiner Lünstedt zu sehen.

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Moby Dick

Herman Melvilles 1851 erstmals erschienener Roman Moby Dick wurde bereits einige Male verfilmt. Als vom weißen Wal besessener Kapitän Ahab waren u. a. Gregory Peck, Patrick Stewart und William Hurt zu sehen. Im Comic-Bereich wurde das Buch noch häufiger adaptiert, was ganz sicher daran liegt, dass es hier ohne Budget-Begrenzung – je nach dem Talent des Zeichners – relativ problemlos möglich ist einen angemessen bedrohlichen weißen Wal aufs Papier zu zaubern.

Moby Dick

Natürlich gab es im Rahmen der Reihe Classics Illustrated (bei uns als Illustrierte Klassiker bekannt) bereits in den 40er-Jahren eine Comic-Adaption, bei der wie meist das Cover beeindruckender als der Inhalt des Heftes war. Sehr viel opulenter geriet 1990 eine von Bill Sienkiewicz für einen nur kurz andauernd Neustart des selben Labels gezeichnete Version von Moby Dick. 1998 schließlich adaptierte Will Eisner den Roman von Melville. Doch der seinerzeit ansonsten eher episch erzählende Gründervater der Graphic Novel fertigte die 900-seitige Buchvorlage auf nur 30 Comicseiten ab. Genau dort liegt auch das Problem bei den meisten Comic-Adaptionen, da sie zu atemlos erzählt sind und von Highlight zu Highlight eilen.

Moby Dick

Dies gilt zum Glück nicht für die beim Splitter Verlag erschienene Comic-Version von Moby Dick. Diese mag vielleicht nicht ganz so stilsicher geraten sein wie Riff Reb’s‘ im selben Hause erschienene Comic-Version von Jack Londons Der Seewolf. Doch auf 120 Comic-Seiten kann der Autor Olivier Jouvray (Fluchttunnel nach West-Berlin) recht viele Aspekte von Melvilles iterarischer Vorlage unterbringen. So dauert es geschlagene 100 Seiten bis der weiße Wal im wahrsten Sinne des Wortes auftaucht. Bis dahin sind dem Leser der die Geschichte erzählende Matrose Ismael, der reich tätowierte Harpunier Queequeg, der aufrechte Erste Steuermann Starbuck und die ganze unter dem Regime von Kapitän Ahap leidende Mannschaft der Pequod ans Herz gewachsen.

Moby Dick

Die stimmungsvoll in immer nur sehr wenigen Farben kolorierten Zeichnungen von Pierre Alary (SindBad, Belladonna) können sich nicht nur sehen lassen, sondern vermitteln auch sehr gut die Atmosphäre der Erzählung. Insgesamt dürfte dies die bisher beste Comic-Adaption von Moby Dick sein.

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Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe

Die bisher schönste Ausgabe von Winsor McCays Comic-Klassiker Little Nemo um einen Jungen, der immer dann wenn es am spannendsten ist aus seinen Träumen gerissen wird, stammt aus dem Jahre 2000 und vom Taschen Verlag. Enthalten waren die Comics aus den Jahren 1905 bis 1914, also jene Zeitungsseiten, die unter dem Titel Little Nemo in Slumberland im New York Herald und danach ab 1911 bei der Konkurrenz des Verlegers William Randolph Hearst als In the Land of Wonderful Dreams erschienen sind.

Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe

2014 legte Taschen noch einen drauf und präsentierte im ziemlich genau doppelt so großen Format den kompletten Little Nemo. Diesmal sind auch noch jene 130 Seiten enthalten, die McCay von 1924 bis 1927 wieder unter dem Ursprungstitel Little Nemo in Slumberland für die New York Herald Tribune zeichnete. Gegenüber der alten Taschen-Ausgabe wurde auch noch der Little Nemo Comic vom 23. August 1914 ergänzt und zudem noch alle Seiten mit dem Erscheinungs-Datum versehen (wodurch es jetzt nicht mehr zu Verwechslungen in der Reihenfolge kommt).

Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe

Während die alte Ausgabe in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, die Texte jedoch aufgrund des kleineren Formates kaum zu lesen waren, liegt die neue Edition in englischer Sprache vor. Dies ist nicht allzu schlimm, denn sehr viel stärker als die erzählte Geschichte  faszinieren bei Little Nemo McCays atemberaubende Bilder. Diese kommen auf dem rauen Papier der Neuausgabe authentischer rüber, da der Leser jetzt eher den Eindruck hat, er würde in einer Zeitung blättern und nicht in einem Hochglanz-Comicalbum.

Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe

Als wäre dies noch nicht genug, hat Taschen auch noch eine besondere Zugabe zu bieten und der in einem Pappkoffer verpackten Edition im selben Großformat (aber als Softcover) noch Alexander Brauns fabelhaften schon lange vergriffenen deutschsprachigen Ausstellungskatalog Winsor McCay – Comics, Filme, Träume beigelegt. Von so einer Ausgabe konnte Little Nemo bisher nur träumen!

Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe

150,- Euro für diese Gesamtausgabe sind jedoch eine Menge Holz und wie immer veröffentlicht Taschen einige Zeit nach der Erstveröffentlichung eine preiswerte Alternative. Diese ist jetzt für 59,90 Euro zu haben und erscheint gebunden im selben Großformat von 34,4 x 44 cm wie die Gesamtausgabe. Alexander Brauns komplettes 150-seitiges reich bebildertes Sachbuch über Winsor McCay ist in deutscher Sprache im Buch enthalten.

Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe

Hinzu kommen alle von 1905 bis 1919 erschienenen Little Nemo-Comics in der englischsprachigen Originalversion. Die nicht in diesem Buch enthaltenen knapp 350 “Little Nemo“-Seiten wurden von Taschen in einem zweiten Band nachgeliefert. Als Einstieg ist dieses Buch auf alle Fälle optimal, auch weil es besser in der Hand liegt als die Gesamtausgabe.

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Mark Millar Collection 4: Genosse Superman

2003 – lange bevor er in Old Man Logan dem Marvel-Universum eine finstere Zukunft andichtete oder Captain America in The Ultimates nicht kapitulieren ließ, da das A auf seiner Stirn ja schließlich nicht für Frankreich steht und bevor er unter dem Label Millarworld mit Wanted, Kick-Ass und The Secret Service Vorlagen für Hollywood -Filme schrieb – dachte Mark Millar ziemlich effektvoll darüber nach, was passiert wäre, wenn Superman nicht in den USA sondern in Stalins Sowjetunion gelandet wäre.

Mark Millar Collection 4: Genosse Superman

Millar beschert uns in der dreiteilige Miniserie Red Son zusätzlich auch noch alternative Versionen von Wonder Woman, Green Lantern, Brainiac und vor allem von Batman, der mit spitzohriger Pelzmütze im russischen Untergrund den als Super-Kommunisten agierenden Außerirdischen bekämpft. Wie außerhalb des Klassikers Watchmen bei DC eher unüblich, hat das Erscheinen des russischen Übermenschen auch Auswirkungen auf die Zeitgeschichte. Richard Nixon wird erschossen, JFK macht Marilyn Monroe zur First Lady und ist eine ganze Weile US-Präsident, bevor er schließlich – womit wir wieder bei DC wären – von Lex Luthor abgelöst wird.

Mark Millar Collection 4: Genosse Superman

Das ist eine ganze Menge Holz für einen verhältnismäßig kompakten Superhelden-Comic und so mancher guter Ansatz bleibt inmitten der rasanten, visuell prachtvoll in Szene gesetzten Erzählung nur angedeutet. Mir persönlich hat besonders eine kurze Szene gefallen, die Superman als mächtigsten Mann Russland zeigt, der an einer riesigen ihn selbst darstellenden Statue herummeißelt und permanent ausrückt um Unglücke zu verhindern. Das eigentliche Übel, die politischen Verhältnisse, lässt er jedoch unverändert.

Mark Millar Collection 4: Genosse Superman

Red Son erschien bei uns 2004 unter dem Titel Genosse Superman kurz nach der US-Veröffentlichung als Band 29 der Panini-Reihe DC Premium. Zehn Jahre später folgte als Neuauflage eine auch als limitiertes Hardcover erhältliche neue Edition, die noch um 17 zusätzliche Seiten mit Entwurfszeichnungen von Dave Johnson, der sich durch seine plakativen Titelbilder zu 100 Bullets für den Job qualifizierte, Kilian Plunkett und Alex Ross (Marvels, Kingdom Come) ergänzt wurde. Als Band 4 von Paninis Mark Millar Collection erscheint Genosse Superman in einer etwas größeren (19 x 28 cm) Hardcover-Edition. Die Bildgalerie wurde um eine Seite (mit Green Lantern Entwürfen) abgespeckt, doch dafür gibt es ein Vorwort von Tom Desanto, den Drehbuch-Autor der ersten beiden X-Men-Filme.

Superman: Red Son

2020 erschien Superman: Red Son als Animationsfilm, nahm sich allerdings bei der Adaption ziemlich viele Freiheiten.

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