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Nie mehr MingaManga – Nachruf auf Robert Platzgummer

Ich habe nie aufgehört Comics zu lesen, doch manchmal scheint die Begeisterungsfähigkeit ein wenig nachzulassen. Dann jedoch gibt es immer wieder Augenblicke, in denen mir klar wird, warum ich Comics so sehr liebe. Einer dieser Momente fand statt, als ich 2008 die Ausgabe 24 des Münchner Gratis-Magazins Comicaze in Händen hielt.

Hierin waren die ersten 10 Seiten von Robert Platzgummers Serie MingaManga zu sehen. Bereits die ausgereiften irgendwie “frankobelgisch“ wirkenden – aber dennoch sehr eigenen – Zeichnungen von Münchner Örtlichkeiten und die sympathischen Figuren erregten meine Aufmerksamkeit. Doch der positive Gesamteindruck wurde noch gesteigert, durch die Geschichte, die schreiend komisch aber dennoch absolut wirklichkeitsnah war.

Robert Platzgummer beherrschte die Kunst alle drei Panels einen wirklich komischen Gag zu platzieren, zugleich aber auch noch eine interessante Story zu erzählen. Während der Türkenjunge Staffie alias Mustafa Süzer stark darunter leidet, dass sein Nachname “Süßer“ ausgesprochen wird, hält die Lehrerin den kleinen Bini alias Korbinian Panikowski, aufgrund seines starken bayrischen Dialekts und seiner langen Haare, für ein Mädchen aus Polen. Wie sich die beiden Buben kennen und hassen lernen – bevor sie dann doch noch dicke Freunde werden –  davon handelt MingaManga.

Robert schaffte es mit seiner Serie ins Comic-Magazin ZACK und dort im Oktober 2010 sogar aufs Titelbild. Ein Jahr später erschien im MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag ein gebundenes 48-seitiges Comic-Album im Querformat. Das hätte was ganz Großes werden können, ja müssen, doch mit den MingaMangas ging es danach leider nicht weiter. Robert arbeitete jedoch auch als Grafiker in seinem unverkennbaren Comic-Stil. Der manische Zeichner füllte weiterhin seine Sketch-Bücher mit beeindruckenden Bildern und Ideen. Als ich Robert auf einer Fete fragte, warum er in der Küche sitze und zeichne, anstatt zu feiern, blickte er nur kurz auf, meinte “Wieso, ich feiere doch!“ und skizzierte unermüdlich weiter.

Schon seit einigen Jahren war bekannt, dass Robert an Magenkrebs litt. Doch er zeichnete weiter, erschien fast immer zum monatlichen Comicaze-Stammtisch im Klenze 17, besuchte aber auch die beiden allerletzten Motörhead-Konzerte. Robert Platzgummer verstarb am 30. Dezember 2016 im Alter von nur 41 Jahren. Zu seiner Beerdigung erschien mit Gabriel Nemeth, Rolf Boyke, Uli Oesterle, Franz Gerg, Jan Reiser, Gerhard Schlegel und vielen anderen nahezu die komplette süddeutsche Comic-Szene.

Robert Platzgummers unberechenbarer Humor und sein akribischer Zeichenstil waren einzigartig!

Heiner Lünstedt

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Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Hier einige Impressionen von meinem Comic Café, das am Sonntag den 20. Mai 2018 im Münchner Werkstattkino stattfand.

Zu Gast: Franz Gerg

Franz Gerg ist einer der besten Comic-Zeichner Deutschlands. Der Szene blieb er weitestgehend unbekannt, da er fast ausschließlich Werbe-Comics zeichnet, diese jedoch auf einem international konkurrenzfähigen Niveau.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Franz Gerg studierte drei Jahre an der Berufsfachschule für Grafik und Werbung in München und begann dann als Werbegrafiker zu arbeiten.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

1983 begann er mit der Arbeit an Max & Luzie, einem Werbe-Comic für die Allianz-Versicherungsgesellschaft, der bis Ende 2002 lief.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Seit Anfang 2004 gehört Franz Gerg zum Künstlerteam des Sparkassen-Werbecomics KNAX.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Zwischen 2004 und 2007 produzierte er außerdem den Comic Eddie Erdmann für die Kinderzeitschrift Eddie des Fertighausbauers SchwörerHaus.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Wir waren sehr erfreut uns mit Franz Gerg im Comic Café über seine bisherigen und künftigen Werke unterhalten zu können.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Im Rahmen der Veranstaltung stellte außerdem Andi Papelitzky seinen neuen Comic BOUNTILUS vor.

COMICS LESEN!

Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht. Regelmäßig und kontrovers diskutiert Gastgeber Heiner Lünstedt in lockerer Runde über aktuelle Comics. Diesmal waren der Comiczeichner Rolf Boyke (alias boy), Rainer Schneider (Comicaze) und Igor Barkan (Zombiac) zu Gast.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Diese Comics stehen zur Debatte:

Die Biografie zu ELVIS PRESLEY von Philippe Chanoinat und Fabrice Le Hénanff ist bei Salleck erschienen.

Hier die Wertung der Expertenrunde:

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

In einem Band seiner mittlerweile auf 30 Ausgaben angewachsenen Reihe Künstler Biographien in Comicform hat sich Willi Blöß mit VINCENT VAN GOGH beschäftigt.

Hier die Wertung der Expertenrunde:

Rolf Boyke (alias boy), Rainer Schneider (Comicaze) und Igor Barkan (Zombiac

 

Danach fand wie immer ein gemütliches Beisammensein im Fraunhofer statt.

Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018

Hier noch einige Skizzen, die Rolf Boyke während der Veranstaltung gemacht hat:Bilder vom Comic Café vom 20.05.2018Die nächsten Termine sind der 1. Juli und der 22. Juli 2018!

GAST AM 22. JULI IST DER MAD-ZEICHNER I. ASTALOS!

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Anno Domini – Eine Geschichtensammlung zum 850. Stadtjubiläum Münchens von Comicaze

Auch die orts- (und umlands-) ansässige Comicszene feiert das 850. Stadtjubiläum Münchens. Dies geschah mit einer Ausstellung, die im Rahmen der Aktion „Jung mischt auf“, die im Juli 2008 auf dem Maximiliansplatz zu bestaunen war. Für die damals nicht anwesende Nachwelt und alle Comicfans gibt es außerdem auch noch 850 Kataloge zu je 850 Cent. 15 Comicazler haben sich darin mal mehr mal weniger ernst markante Ereignisse aus der Stadtgeschichte vorgenommen.

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So erklärt z. B. Thomas Gilke ziemlich einleuchtend“ warum erst 850 Jahre München“, Gaelle Liedts und Michael Kompa erzählen vom Werden des Oktoberfestes, Uli Knorr verarbeitet sehr eindringlich Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg, Ingrid Sabisch erläutert wie es zum Freistaat Bayern kam, Ralf Palandt erzählt in einer Fotocomic-Variante zu Spiegelmans Maus eine böse Geschichte aus dem Dritten Reich, während sich Peter Knoblich dem Widerstand der Weißen Rose widmet.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt

Christoph Schöne bebildert ein ihm überliefertes Ereignis aus der Stunde Null und Frank Cmuchal erzählt die ergreifende Geschichte vom Eremiten Väterchen Timofei, dessen Haus mit angeschlossener Kapelle dann doch nicht den Bauarbeiten zur Olympiade 1972 zum Opfer fiel. Insgesamt also eine anregende Zeitreise durch die Münchner Geschichte.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt

Nachdem die Comicaze-Zeichner beim Volk Verlag eine Sammlung mit Wiesn-G’schichtn – Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt rund um das Oktoberfest zusammenstellten, folgt unter dem Motto “Sein ganzes Leben in einem Comic“ eine Biografie von Karl Valentin und  der Sammelband BIER – Alles über den Durst.

Bier: Alles über den Durst

Übrigens treffen sich die Comicaze-Macher und alle Comic-Interessierten jeweils am zweiten Mittwoch im Monat in der Münchener Kneipe Klenze 17 in der Klenzestrasse 17.

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Bier: Alles über den Durst

Nach Wiesn-G’schichtn – Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt (2010) und Karl Valentin – Sein ganzes Leben in einem Comic (2012) erscheint im Volk Verlag die dritte Comic-Anthologien der Macher des Münchner Gratismagazins Comicaze. Unter dem Motto “Alles über den Durst“ wird zum 500. Jubiläum des Reinheitsgebots aus der 10.000-jährigen Geschichte des Biers erzählt.

Bier: Alles über den Durst

Mein persönlicher Favorit ist gleich am Anfang des 176-seitigen Softcoveralbums zu bestaunen. Lurchi-Zeichner Jan Reiser (De Gschicht vom Brandner Kasper) verarbeitet hier ein Fragment aus dem Gilgamesch-Epos. In seinem ausgereiften Stil erzählt er, wie ein Ur-Mensch in den sechs Tagen und sieben Nächten, die er mit der Tempeldirne Schamchat verbrachte, nicht nur Verstand und Bewusstsein erlangte, sondern beides durch eine Überdosis Bier gleich wieder einbüßte.

Bier - Alles über den Durst
Jan Reiser

Sehr gut gefallen hat mir auch der von Frank Cmuchal gezeichnete und von Sastre erzählte Comic Die alte Freyung, der auf fünf Seiten einen wirklich spannenden Kriminalfall im historischen Büttner-Milieu erzählt. Witzig und optisch eine Augenweide ist die nach einer Geschichte von Nana von Ferdinand Haschner in Szene gesetzte Hopfen-Farce “Holledau, 1816“.

Bier - Alles über den Durst
Ferdinand Haschner

Doch das ist nur der Schaum, denn der gut eingeschenkte bis zum Rand gefüllte Band enthält über 40 Beiträge. Darunter befinden sich auch Zeichnungen von internationalen Künstlern wie Bryan Talbot (Grandville), Jock (Green Arrow – Year One), Clint Langley, Rufus Dayglo oder Rob Davis, die auf dem Münchner Comicfestival entstanden sind. Dem Herausgeber Christoph Schöne gelang eine bunte Mischung aus lustigen und oft auch sehr informativen Comic-Beiträgen.

Bier: Alles über den Durst
Jock

Übrigens treffen sich die Comicaze-Macher und alle Comic-Interessierten jeweils am zweiten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr in der Münchener Kneipe Klenze 17 in der Klenzestrasse 17.

Bier: Alles über den Durst
Buch-Präsentation und Ausstellung im Bier- und Oktoberfest-Museum

Hier noch die Namen der am Comic beteiligten Künstler: – Mouna Arnaout, Olga Andriyenko (AsuRocks), Rolf Boyke, Tom Bunk, Chibs, Frank Chmuchal, Chriseff, Rob Davis, Rufus Dayglo, Caroline Ennemoser, Thomas Gilke, Steffen Haas, Werner Härtl, Dieter Hanitzsch, Gunter Hansen, Ferdinand Haschner, HuawaSepp,  Michael Kaintoch (TAZ), Oliver Kammel, Susanne Köhler, Helga L., Java, Jock (Mark Simpson), Clint Langley, Maximilian Lückenhaus, Armin Parr, Felix Pestemer, Peter Puck, Boris Purmann (Boleo), Jan Reiser,  Mikael Ross, Antonio Sarcinella, Sastre, Matthias Schäfer, Rainer Schmidt, Christoph Schöne, Claudia Schöne (Nana), Simon Sieber, Uwe Sieber, Mikkel Sommer, Anna Spies, Bryan Talbot, Yvonne Tauss (Jade GFX), Timo Wuerz, Inci Yenen.

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Karl Valentin – Sein ganzes Leben in einem Comic

Nachdem die Münchner Zeichner aus dem Umfeld des Gratismagazins Comicaze beim Volk Verlag bereits eine Sammlung mit Wiesn-G’schichtn – Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt rund um das Oktoberfest zusammenstellten, folgt unter dem Motto “Sein ganzes Leben in einem Comic“ eine Biografie von Karl Valentin. Insgesamt 22 Comicschaffende nähern sich auf höchst unterschiedliche Art und Weise dem Münchner Humoristen und Querdenker, der sich auch als bildender Künstler versuchte, z. B. mit seinem Stiefelwichse-Gemälde Kaminkehrer bei Nacht.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt

Drei Highlights eröffnen den chronologisch geordneten Geschichten-Reigen. Lurchi-Zeichner Jan Reiser (De Gschicht vom Brandner Kasper) setzt sehr stimmungsvoll Valentins Jugend in Szene. Ende des vorletzten Jahrhunderts lässt er den kleinen Valentin, der später seinen Vornamen zum Nachnamen machen sollte, auf einer selbstgezimmerten Bühne einen seiner Sketchklassiker aufführen. Chriseff (von dem auch das markante Cover des Albums stammt) schildert in äußerst dynamischen Bildern einen von Valentins Jugendstreichen.

Karl Valentin - Sein ganzes Leben in einem Comic

Rees Jeannotte hingegen erzählt in einem an Winsor McCay und alte Bilderbögen erinnernden Stil wie Karl Valentin sein Orchestrion, mit dem er zwanzig Musikinstrumente gleichzeitig spielen konnte, frustriert zertrümmerte und der leicht genervte Wirt jener Kneipe, in der er mit dem jenem Mordinstrument auftrat, dies launig mit “Schöner hat´s no nia ’klunga“ kommentiert.

Karl Valentin - Sein ganzes Leben in einem Comic

Tobias Bitterer und Ferdinand Haschner gelang eine stimmige Schilderung von Valentins erfolgreichem aber von schwerem Heimweh nach München überlagertem Gastspiel in Berlin. Leider erreichen längst nicht alle der restlichen Comicbeiträge das Niveau dieser Geschichten und das sehr spezielle Verhältnis von Karl Valentin zu Liesl Karlstadt wird bestenfalls angedeutet. Doch insgesamt ist der Band, der im Rahmen einer Ausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum präsentiert wurde, eine bunte und abwechslungsreiche Comicbiografie.

Karl Valentin - Sein ganzes Leben in einem Comic

Als nächstes versuchten sich die Comicazler an dem Sammelband BIER – Alles über den Durst. Übrigens treffen sich die Comicaze-Macher und alle Comic-Interessierten jeweils am zweiten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr in der Münchener Kneipe Klenze 17 in der Klenzestrasse 17.

Karl Valentin - Sein ganzes Leben in einem Comic

Hier noch die Namen der am Comic beteiligten Künstler: Adrian vom Baur, Tobias Bitterer, Timo Böhmler (Patsch), Frank Cmuchal, Christian Effenberger (Chriseff), Brigitte Gebhard (Bhrìd), Josef Hölzl (Huawa Sepp), Rees Jeannotte, Michael Kaintoch (TAZ), Uli Knorr, Gaelle Liedts (Helga L.), Maximilian Lückenhaus, Jan Reiser, St. Königshausen, Eva Klaehn, Sastre, Oskar Rauch, Heiner Lünstedt, Inci Yenen, Thomas Schwarzenberger, Ferdinand Haschner, Ingrid Sabisch

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Wiesn-G’schichtn – Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt

Die Initialzündung war ein kleines im A5-Querformat und Selbstverlag herausgebrachte Album namens Anno Domini, das 2008 zum 850. Stadtjubiläum Münchens erschien. Hierin erzählten 15 Zeichner und Autoren aus dem Umfeld des Gratismagazins Comicaze Geschichten aus der bayrischen Metropole.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt

Das Resultat verkaufte sich nicht nur wie warme Brezn, sondern machte auch den Münchner Volk Verlag (nicht zu verwechseln mit Raymond Martin schon lange nicht mehr existierenden Volksverlag) auf die Zeichnergruppe aufmerksam. Hier konnten die Comicazler in einem schönen Hardcover-Band zum fairen Preis ihre sorgfältig geplante und recherchierte Zusammenstellung von Wiesn- Geschichten veröffentlichen.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt
Halbwegs chronologisch gegliedert und inhaltlich verknüpft enthält das Album fünfzehn meist auf tatsächlichen Ereignissen basierende Geschichten rund um das Oktoberfest. Dabei geht es meist eher heiter zu, so erhält 1888 Albert Einstein schon als kleiner Bub seine typische Frisur als er seinem Onkel Jakob dabei half das Schottenhammel-Festzelt elektrisch zu beleuchten. Doch neben kauzigen Bajuwaren wie dem 14-maligen Gewinner des Oktoberfest-Pferderennens Franz Xaver Krenkl (Wahlspruch: “Wer ko, der ko“), dem rabiaten Hans Steyrer, der gegen den Widerstand der Obrigkeit den ersten Festzug der Wiesnwirte durchführte, wird auch die Zeit des Dritten Reiches oder der Oktoberfest-Bombenanschlag vom 18. September 1981 thematisiert.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der WeltDas Album ist sehr liebevoll aufgemacht. Lurchi-Zeichner Jan Reiser (De Gschicht vom Brandner Kasper) verzierte die Innencover mit lässig hingerotzten typischen Wiesn-Situationen, wie einen sehr entspannt kotzenden Biertrinker. Ein umfangreicher Anhang stellt die Protagonisten der Geschichten, sowie die Macher vor und enthält Skizzen zu jeder Story. Doch wichtiger noch ist, dass – im Gegensatz zu den meisten Story-Sammlungen – ALLE Geschichten zeichnerisch und inhaltlich voll überzeugen können.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt

Als nächstes versuchten sich die Comicazler an den Sammel-Bänden Karl Valentin – Sein ganzes Leben in einem Comic und an BIER – Alles über den Durst. Übrigens treffen sich die Comicaze-Macher und alle Comic-Interessierten jeweils am zweiten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr in der Münchener Kneipe Klenze 17 in der Klenzestrasse 17.

Wiesn-G'schichtn - Komisches, Tragisches und Unerhörtes vom größten Volksfest der Welt
Hier noch die Namen der am Comic beteiligten Künstler: Adrian vom Baur, Tobias Bitterer, Timo Böhmler (Patsch), Frank Cmuchal, Christian Effenberger (Chriseff), Brigitte Gebhard (Bhrìd), Josef Hölzl (Huawa Sepp), Rees Jeannotte, Michael Kaintoch (TAZ), Peter Knoblich, Uli Knorr, Gaelle Liedts (Helga L.), Maximilian Lückenhaus, Robert Platzgummer, Jan Reiser, Oskar Rauch, Christoph Schöne, Simon Sieber

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Robert Platzgummer: MingaManga – Kruzitürk und Sowobini-Bayer

Während der Türkenjunge Staffie alias Mustafa Süzer stark darunter leidet, dass sein Nachname “Süßer“ ausgesprochen wird, hält die Lehrerin den kleinen Bini alias Korbinian Panikowski aufgrund seines starken bayrischen Dialekts und seiner langen Haare für ein Mädchen aus Polen. Wie sich die beiden Buben kennen und hassen lernen – bevor sie dann doch noch dicke Freunde werden – davon erzählte Robert Platzgummer zuerst in der 24. Ausgabe des Münchner Gratismagazins Comicaze.

Robert Platzgummer: MingaManga - Kruzitürk und Sowobini-Bayer

Platzgummer zeichnete im allerfeinsten frankobelgischen Funny-Artwork und präsentierte Gags, die nicht nur saukomisch sind, sondern sich auch noch äußerst amüsant mit dem Themen Migration und Jugendkultur auseinandersetzen.

MingaManga - Kruzitürk und Sowobini-BayerDa “es zu umständlich ist, die Geschichte im Rahmen des Comicaze fortzusetzen “ (Platzgummer) bastelte sich der MingaManga-Macher danach gemeinsam mit Jan Reiser (De Gschicht vom Brandner Kasper), Franz Gerg (Max & Luzie, Knax) und Huawa Sepp einfach ein eigenes querformatiges Comicmagazin namens Bayern – des samma mia zusammen, das in München in einer Auflage von 2.500 Exemplaren gratis verteilt wurde.

MingaManga - Kruzitürk und Sowobini-Bayer

So langsam wurde dadurch auch die Aufmerksamkeit des Comic-Establishments geweckt und Platzgummer konnte seine MingaMangas zunächst bei ZACK unterbringen und zum Comicfestival München 2011 brachte die zugehörige ZACK Edition einen feinen 48-seitigen Hardcoverband heraus. Dieser ist zwar nur halb so groß wie ein “normales“ Comicalbum, aber garantiert mindestens doppelt so witzig!

Robert Platzgummer: MingaManga - Kruzitürk und Sowobini-Bayer

Am 30.12.2016 ist Robert Platzgummer im Alter von nur 41 Jahren an Krebs verstorben, hier mein Nachruf. Sein unberechenbarer Humor und sein akribischer Zeichenstil waren einzigartig!

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