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Waltz with Bashir

Nachdem ein Freund ihm einen seltsamen immer wiederkehrenden Traum erzählte, der mit seiner Zeit als Soldat im Libanon-Krieg vor 25 Jahren zusammenhängt, beginnt auch der israelische Filmregisseur Ari sich mit lange verdrängten Erinnerungen auseinander zu setzen. Er besucht ehemalige Freunde und Kriegskameraden und nach und nach kommen die Erinnerungen wieder, auch an israelische Massaker in Palästinenser-Flüchtlingslagern…

Waltz with Bashir

Ari Folman drehte und schnitt seine autobiographische Dokumentation Waltz with Bashir zunächst konventionell auf Video. Hierzu führte er reale Interviews mit Zeitzeugen, nur zwei seiner Freunde ließen sich von Schauspielern doubeln, die jedoch reale Texte aufsagten. Anschließend wurden auf dieser Basis von jeder Szene Illustrationen angefertigt, die dann wiederum in einer Mischung aus Flash-Animation, klassischer Animation und 3D in Bewegung gesetzt wurden.

Waltz with Bashir

Folman ist es wichtig festzustellen, dass nicht durch Rotoskopie das “reale Video illustriert und übermalt wurde“, sondern durch “das große Talent von Art Director David Polonsky (Vor allem eins: Dir selbst sei treu) und seiner drei Assistenten von Grund auf neu gezeichnet wurde.“ Entstanden ist so eine oft sehr fesselnde Mischung aus realen Statements und surrealen Traumsequenzen, die nur als Trickfilm funktionieren kann.

Waltz with Bashir
Comic zum Film

Doch obwohl Walz with Bashir formal sehr interessant – ja manchmal sogar meisterlich – ist, leidet der Film unter der erdrückenden Schwere seiner Thematik. Natürlich ist es bemerkens- und lobenswert, wenn ein Film aus Israel sich mit Gräueltaten beschäftigt, die israelische Soldaten an palästinensischen Zivilisten begangen haben. Doch die glatt durchgestylten Bilder und die phantasievollen Traumsequenzen vermitteln das Trauma der untätigen Beobachter – und erst recht das Leid der Opfer – nur höchst unzureichend. Wohl auch daher endet der Film mit realen Bildern des Massakers.

Waltz with Bashir

Zum Film erschien auch ein aus Filmbildern montierter Comic, der 2011 auch in der Reihe Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels veröffentlicht wurde.

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Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Die jüdische Schauspielerin Channa Maron war in Deutschland nur in zwei kurzen Zeiträumen bekannt. 1931 wurde sie von Erich Kästner höchstpersönlich dazu auserkoren, am Deutschen Theater in Berlin das erste “Pünktchen“ in einer Inszenierung seines Kinderbuchs Pünktchen und Anton zu spielen. Noch im selben Jahr war die Jungdarstellerin in der Anfangsszene von Fritz Langs Film-Klassiker M – Eine Stadt sucht einen Mörder als jenes Mädchen zu sehen, das den Abzählreim Warte, warte nur ein Weilchen… aufsagte.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Channa Maron verließ Deutschland zusammen mit ihrer Mutter, nachdem die Nazis an die Macht kamen. In Israel wurde sie zur bekanntesten Bühnenkünstlerin des Landes und 1970 nach London zu einem Casting für das Musical Anatevka eingeladen. Auf dem Weg dorthin hatte sie eine Zwischenlandung in München und fiel dort einem von palästinensischen Terroristen verübten Sprengstoffattentat zum Opfer. Sie verlor ihr linkes Bein, kehrte aber an die Bühne zurück. Bis zu ihrem Tode im Jahre 2014 engagierte sie sich für ein friedliches Miteinander von Israelis und Palästinensern.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Das bewegte Leben von Channa Maron steht im Zentrum eines biographischen Comics, der bei Reprodukt erschienen und zugleich auch der Katalog einer vom Goethe Institut Israel initiierten Ausstellung ist. Hieran sind gleich zwei Künstler beteiligt. Der israelische Illustrator David Polonsky, der am Animationsfilm Waltz with Bashir mitarbeitete, hat zehn Bilder von Channa Maron angefertigt, die diese in ihren größten Rollen zeigen. Kurze Texte erklären sowohl die zugehörigen Inszenierungen, als auch die zeitgleich stattfindenden privaten und politischen Ereignisse.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Noch interessanter ist der Ansatz der deutschen Comic-Zeichnerin  Barbara Yelin (Gift, Irmina), die in Form von jeweils zweiseitigen Comicgeschichten zehn wichtige Abschnitte aus Channa Marons Leben in Szene setzte. Grundlage dieser Erzählungen sind Gespräche, die Barbara Yelin mit Verwandten und Bekannten der Schauspielerin führte.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treuDas schön aufgemachte querformatige Buch bietet einen ebenso spannenden wie menschlich anrührenden Einblick in ein sehr bewegtes Künstlerleben, das Channa Maron konsequent  unter dem Motto “Manchmal ist es wichtiger ein Mensch zu sein, als ein Schauspieler“ führte.

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