Schlagwort-Archive: DDR

Über sieben Brücken musst Du gehen

Es dürfte kein Geheimnis sein, dass Peter Maffay nicht der Erste war der Über sieben Brücken musst Du gehen gesungen hat. Es handelt sich um einen Song der DDR-Rockband Karat, deren Keyboarder Ed Swillms die eingängige Melodie komponierte.

Den Text stammt von Helmut Richter, der zuvor bereits eine Erzählung namens Über sieben Brücken musst Du gehen geschrieben hat. Die deutsch-polnische Liebesgeschichte wurde für das DDR-Fernsehen adaptiert und in dem Film war der Karat-Song erstmals zu hören. Nach der Ausstrahlung am 30. April 1978 wurde das Lied zu einem Hit in ganz Deutschland.

Dass der Erfolg des Songs den gleichnamigen TV-Film überstrahlte, liegt sicher auch daran, dass die DDR-Führung weitere Ausstrahlungen verboten hatte. Grund dafür war, dass eine Geschichte mit sympathischen polnischen Charakteren angesichts der Streiks der Gewerkschaft Solidarność nicht mehr ins ostdeutsche System passte. Doch mittlerweile wurde Hans Werners Film aus dem Giftschrank geholt und lag u. a. als DVD der Zeitschrift SUPERIllu („Die Nummer 1 des Osten“) bei.

Erzählt wird davon, wie eine Brigade aus Polen in einem grenznahen DDR-Dorf Zaspenhain (gedreht wurde in Pößneck) beim Bau von neuen Kühltürme für ein Kraftwerk helfen soll. Die Arbeiter aus dem Nachbarland werden zwar vom Bürgermeister feierlich und mit großen Worten begrüßt, doch hinter vorgehaltener Hand und vor allem in der Kneipe wird sich darüber aufgeregt, dass polnische Hilfskräfte geholt werden mussten.

Es ist die großartig und charismatisch von Viola Schweizer verkörperte Gitta, die engagiert für Völkerverständigung sorgt. Trotz Widerstand tritt die ständig den Lebensabschnittspartner wechselnde junge Frau in die FDJ ein und organisiert erfolgreich einen deutsch-polnischen Begegnungsabend. Sie macht dies jedoch nicht völlig uneigennützig, denn der polnische Facharbeiter Jerzy (Krzysztof Jendrysek) hat es der jungen Frau angetan.

Das Zustandekommen dieser von den ostdeutschen Bürgern mit Widerwillen beäugten Beziehung wird mit einer sympathischen Leichtigkeit erzählt. Doch der Film gerät auch nicht aus dem Gleichgewicht, als die Schrecken der Nazizeit ins Spiel kommen und klar wird, dass (Vorsicht, Spoiler) Gittas in den Westen geflüchteter Vater einst jenes Lager bewachte, in dem der Vater von Jerzy zu Tode kam…    

Eine Sichtung des 80-minütigen Films lohnt sich, denn die Darsteller sind großartig und es wird ein vielschichtiger Einblick in die Welt des “real existierenden Sozialismus“ geboten.

„Über sieben Brücken musst Du gehen“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Über sieben Brücken musst Du gehen“ von Karat als Stream bei AMAZON anhören, hier anklicken

Johnny & Me – eine Zeitreise mit John Heartfield

Katrin Rothe bezeichnet ihr neues Werk als “dokumentarischen Animationsspielfilm“, das klingt widersprüchlich, das Resultat kann sich jedoch sehen lassen. Rothe arbeitete bereits 2003 in ihrem Erstlingswerk Dunkler Lippenstift macht seriöser Zeichentricksequenzen ein.

Auch in Betongold – wie die Finanzkrise in mein Wohnzimmer kam setzte sie Animationen ein und zwar für Szenen, bei denen sie nicht mitfilmen durfte. Mit 1917 – Der wahre Oktober drehte sie 2017 einen abendfüllenden Animationsfilm über die Russische Revolution, trat zwischendrin aber auch in Realfilm-Sequenzen als Regisseurin in Erscheinung.

Katrin Rothes neuer Film beschäftigt sich mit dem dadaistischen Künstler John Heartfield, der als Kommunist in den Dreißigern mit seinen politischen Fotomontagen gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Kollage und Karikatur gegen Nazis ist ein ergiebiges und leider zeitloses Thema für einen abendfüllenden Film. Rothe erzählt zusätzlich noch in einer Rahmenhandlung davon, wie es dem nach England emigrierten Heartfield, schwergemacht wurde, seine Arbeit in der DDR fortzusetzen.

Doch damit nicht genug, Rothe baut in Johnny & Me noch eine als Realfilm realisierte weitere Handlungsebene ein. Hierin geht es um die von Selbstzweifeln gequälte Grafikerin Stephanie (Stephanie Stremler), die in einer Heartfield-Ausstellung anscheinend so stark von dessen Werken fasziniert ist, dass sie plötzlich in einem Atelier landet, wo sie auf einen 30 cm großen Papp-Heartfield trifft. Mit diesem diskutiert sie über dessen Leben und ihre Zukunft.

Wenn Stephanie dann auch noch zu Stabpuppen greift und mit diesen darstellt, wie zwei SED-Apparatschiks beschließen, Heartfield Berufsverbot zu erteilen, wird es etwas albern. Die Tatsache, dass der liebevoll durch Pappflächen animierte Kopf von Heartfield nachvollziehbarer agiert als (die allerdings auch eine undankbare Rolle spielende) Stephanie Stremler, spricht jedoch durchaus für den Film und vor allem für die ebenso engagierten wie fantasievollen Animatorinnen und Tricktechniker.

Durch seine oft etwas verrätselte Erzählweise fordert Johnny & Me beim Publikum volle Aufmerksamkeit ein. Doch wer sich nicht verwirren lässt und dranbleibt, bekommt als Belohnung einen faszinierenden Einblick in ein konsequentes Künstlerleben.

„1917 – Der wahre Oktober“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken  

MOSAIK-Handbuch

Ein Handbuch ist dieses nicht eben kleine und auch nicht gerade dünne Werk nur bedingt, doch warum MOSAIK mit Großbuchstaben geschrieben wird, dürfte dem Insider sofort klar sein. Das Buch beschäftigt sich ausschließlich mit jener Ära des DDR-Comicmagazins von 1955 bis 1975 als dort die Abenteuer von Dig, Dag und Digedag erzählt wurden. Die Zeit danach – als aus MOSAIK Mosaik wurde und die Abrafaxe die Digedags ersetzten – ist eine völlig andere Geschichte.

Das MOSAIK-Handbuch widmet sich MOSAIK von Hannes Hegen, jenem Manne, der es in der DDR mindestens so weit gebracht hatte wie Rolf Kauka in der BRD. Streng genommen sind die Figuren aus Kaukas Fix & Foxi-Universums (und sogar einige ihrer Storys) nur schwach kaschierte Varianten von Disney-Charakteren (Lupo = Goofy, Knox = Daniel Düsentrieb etc.) und den oftmals in den gleichen Heften erschienenen frankobelgischen Comic-Importen hoffnungslos unterlegen. Hannes Hegens Beitrag zur deutschen Comicgeschichte ist sehr viel eigenständiger aber auch regionaler, wie die selten mit Erfolg gekrönten MOSAIK-Auslandsveröffentlichungen beweisen.

2. Edition

Ein großer Teil des MOSAIK-Handbuch besteht aus farbigen streichholzschachtelgroßen Cover-Abbildungen der verschiedenen auch international veröffentlichten Hefte und Sammelbände. Hier wären vielleicht noch Hinweise bezüglich der Seltenheit einzelner Ausgaben hilfreich, damit das Buch auch als Katalog für Sammler verwendet werden kann. Doch ansonsten ist dies eine umfangreiche Materialsammlung, die zudem noch die “einzige umfassende Selbstaussage“ von Hegen, sowie die interessant bebilderte Kurzbiographie “Von Johann Hegenbarth zu Hannes Hegen“ und Porträts von MOSAIK-Mitarbeitern wie Lothar Dräger oder Lona Rietschel enthält.

Insgesamt wird hier das beeindruckende Lebenswerk eines Mannes dokumentiert dem schier Unmögliches gelang: Ein weitestgehend unideologisches (und daher auch sehr erfolgreiches) DDR-Comicmagazin. Die 2012 erschienene Erstauflage dieses Buchs wird bereits hoch gehandelt.

„MOSAIK-Handbuch“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Stasikomödie

1999 drehte der renommierte Theaterregisseur Leander Haußmann seinen ersten Spielfilm Sonnenallee. In dem gemeinsam mit Detlev Buck und Thomas Brussig verfassten Drehbuch flossen auch eigene Erlebnisse aus seiner Jugend in der DDR ein. Der Schlusssatz des Filmes lautet: “Es war die schönste Zeit meines Lebens, denn ich war jung und verliebt!“

2022 kommt eine Art Fortsetzung in die Kinos, die zugleich der Abschluss von Haußmanns DDR-Trilogie ist. Nachdem der 2005 entstandene Mittelteil, die Militär-Klamotte NVA, ziemlich in die Hose ging, ist Haußmann bei Stasikomödie wieder in Höchstform. Sonnenallee endete damit, dass der beste Freund der Hauptfigur sich von der Stasi anmustern lässt, um seine junge Familie ernähren zu können. Haußmann verdammt diese Entscheidung nicht, sondern lässt den frisch gebackenen Staatssicherheits-Mitarbeiten, beim großen Finale fröhlich mittanzen.

Auch Stasikomödie handelt von einen jungen DDR-Bürger, der von der Obrigkeit als Spitzel rekrutiert wird. Doch Haußmann macht aus diesem Vorgang eine sehr skurrile Szene. David Kross (Trautmann) bleibt als Ludger Fuchs sehr lange brav vor einer Ampel stehen und rettet ein Kätzchen erst vor einem heranfahrenden LKW, nachdem das rote Ampelmännchen grün geworden ist. An der Fernsteuerung der Ampel sitzt kein Geringerer als Stasioffizier Siemens (Henry Hübchen), der den scheinbar linientreuen Ludger sofort auf subversive Elemente ansetzt, die sich in leerstehenden miteinander verästelten Wohnung am Prenzlauer Berg eingenistet haben.

Nachdem er anfangs etwas gefremdelt hat, beginnt Ludger sein neuer Job richtig Spaß zu machen. Er lernt zwei tolle von Antonia Bill und Deleila Piasko dargestellte Frauen kennen, wird auf Erich Mielkes pompöse Kostümparty eingeladen und schwingt sich sogar zum im Westen verlegten oppositionellen Starschriftsteller auf.

In einer Rahmenhandlung spielt Jörg Schüttauf, der zuletzt in Lieber Thomas in einer ähnlichen Rolle zu sehen war, den gealterten Ludger Fuchs, der mit seiner Vergangenheit alles andere als im Reinen ist. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Detlef Buck als Vopo-Tölpel. Leander Haußmann gelang mit dieser großartig in Szene gesetzten Tragikomödie eine würdige Fortsetzung zu Sonnenallee.

„Stasikomödie“ als Blu-ray bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Stasikomödie“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Sonnenallee“ als Blu-ray bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Sonnenallee“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Lieber Thomas“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Lieber Thomas“ als Blu-ray bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Edgar Wallace: Der Hexer

Seinem Theaterstück The Gaunt Stranger von 1925 gab Edgar Wallace kurz danach den neuen Titel The Ringer. Der zugehörige Roman hieß bei uns Der Hexer. Der vielleicht bekannteste Krimi des britischen Autors wurde immer ab 1928 immer wieder gerne verfilmt. Für das westdeutsche TV entstanden 1956 und 1963 zwei Adaptionen und auch das DDR-Fernsehen produzierte 1962 eine Verfilmung.

Edgar Walace: Der Hexer

Kurz darauf geriet die 1959 mit Der Frosch mit der Maske gestartete Serie der Edgar-Wallace-Verfilmungen von Horst Wendlandts Produktionsfirma Rialto ein wenig ins Stocken. Die letzten Filme brachten nicht mehr den gewohnten Kassenerfolg. Daher wurden 1964 für den siebzehnten Film der Reihe mit Heinz Drache und Joachim Fuchsberger gleich beide Chef-Kriminalisten der Serie in einer Produktion eingesetzt.

Edgar Walace: Der Hexer

Der Humor lag in den bewährten Händen von Eddie Arent und Siegfried Schürenberg als Sir John. So entstand ein temporeicher Schwarzweiß-Film im Breitwandformat und mit deutlichen Anleihen bei James Bond, dessen Erfolg die Serie wiederbelebte. Es geht um den mysteriösen Hexer, der aus Australien nach England zurückkehrt, obwohl er dort steckbrieflich gesucht wird. Er will seine Schwester rächen, die von Mädchenhändlern getötet wurde…

Der Hexer

Wie immer innerhalb der Serie bleiben auch bei dieser Wallace-Verfilmung eher einzelne Situationen und Typen in Erinnerung, während die eigentliche Story eher nebensächlich ist und schnell wieder in Vergessenheit gerät. Daher kann bei jeder Wiederholung erneut geraten (aber kaum kombiniert) werden, wer der Täter ist. Kleiner Spoiler: Der Name des Hexer-Darstellers ist nicht im Vorspann des Films zu lesen.

Edgar Walace: Der Hexer

Bereits ein Jahr folgte mit Neues vom Hexer eine Fortsetzung, in der die Titelfigur wieder von Scotland Yard gejagt wird, gleichzeitig aber bei der Aufklärung eines verzwickten Kriminalfalls hilft. Diesmal ist allerdings nur der von Heinz Drache gespielte australischen Inspector Wesby dabei, weil sich Inspector Higgins alias Joachim Fuchsberger gerade in den Flitterwochen befindet.

Der Hexer

Der Hexer ist auf mittlerweile auch auf Blu-ray erschienen und wurde 2015 gemeinsam mit Der Frosch mit der Maske  und Der Hund von Blackwood Castle als Edgar Wallace Edition 1 veröffentlicht. Zu allen drei Filmen gibt es als Bonus Trailer und alternative Vorspänne. Für Der Frosch mit der Maske hat Joachim Kramp, der Autor des Edgar Wallace Lexikons einen Audiokommentar eingesprochen.

Der Frosch mit der Maske

Die Blu-ray zu Der Hund von Blackwood Castle enthält noch Interviews mit Karin Baal (9:04 min) und Rainer Brandt (4:31 min), der eine Nebenrolle spielte und später durch seine amüsante  Synchronisation  von Die Zwei bekannt wurde.

„Der Hexer“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Neues vom Hexer“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Gesamtedition“ auf Blu-ray bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Gesamtedition“ auf DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 1:  Der Frosch mit der Maske + Der Hexer + Der Hund von Blackwood Castle“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 2:  Der Fälscher von London + Das Gasthaus an der Themse + Der Zinker“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 3:  Der schwarze Abt + Der unheimliche Mönch + Der Mönch mit der Peitsche“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 4:  Die Bande des Schreckens + Das Rätsel der roten Orchidee + Das indische Tuch“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 5:  Die toten Augen von London + Das Geheimnis der gelben Narzissen + Im Banne des Unheimlichen“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 6:  Der grüne Bogenschütze + Die seltsame Gräfin + Neues vom Hexer“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 7:  Zimmer 13 + Der Bucklige von Soho + Die blaue Hand“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 8:  Der rote Kreis + Die Gruft mit dem Rätselschloss + Das Geheimnis der weißen Nonne“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Edgar Wallace Edition 9:  Die Tür mit den 7 Schlössern + Der Mann mit dem Glasauge + Die Tote aus der Themse“ als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Eine DVD-Box, die neben „Der Hexer“ auch noch „Der schwarze Abt“, „Zimmer 13“ und „Das indische Tuch“ enthält bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Robinson jr.

Widerwillig willigt der Mailänder Modemanager Roberto Minghelli ein, als seine Frau mit ihm unbedingt zu einer Kreuzfahrt aufbrechen möchte. Es kommt noch schlimmer als erwartet, denn Roberto strandet auf einer einsamen Insel. Dort findet er zwar Robinson Crusoes Hütte vor, doch er trauert um sein Luxusleben. Seine Lage verbessert sich merklich, als nach etlichen Monaten plötzlich eine attraktive dunkelhäutige Frau auftaucht, die Roberto natürlich Freitag nennt…

Robinson jr.

In Westdeutschland dürfte diese 1976 vom Django-Regisseur Sergio Corbucci gedrehte italienische Komödie kaum bekannt sein. Doch in den Kinos und im Fernsehprogramm der DDR war Robinson jr. – auch dank der amüsanten DEFA-Synchronisation – ein gewaltiger Hit. Nachdem zuvor einige Heimkino-Veröffentlichungen mit eher unbeholfenen Covern die Ostalgie-Schiene zu bedienen versuchten, ziert die neue Blu-ray-Veröffentlichung von Capelight Pictures ein prachtvoll gemaltes Motiv des großartigen Plakat-Künstlers Renato Casaro. Dies könnte dem Film neue Fans zutreiben.

Robinson jr.

Der Auftakt von Il signor Robinson ist etwas unbeholfen und albern. Doch wenn Paolo Villaggio als Roberto einsam über die Insel kaspert, dann ist das sehr viel erträglicher und amüsanter als Tom Hanks Konversation mit einem Volleyball in Cast Away. Besonders gelungen ist ein überraschend surrealer Gag mit Villaggio und einem tückischen (aber höflichen)  Bumerang.

Robinson jr.

Am Drehbuch beteiligt war, neben Corbucci und Villaggio, auch das Duo Castellano & Pipolo, das kurz danach u. a. mit Der gezähmte Widerspenstige einige der besten Komödie mit Adriano Celentano in Szene setzte. Nicht unerwähnt bleiben soll auch noch der eingängige Soundtrack der Bud-Spencer-Hauskomponisten Guido und Maurizio De Angelis, die für karibisches Flair sorgen. Wenn dann auch noch Zeudi Araya als Freitag die Leinwand betritt, ist sehr schnell vergessen, dass der Drehort keine tropische Insel war, sondern ein Strand auf Sardinien…Robinson jr.

Die Blu-ray von Capelight Pictures enthält neben dem 108-minütigen Hauptfilm noch ein interessantes Interview mit Zeudi Araya (13:14 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln)

„Robinson jr.“ als Blu-ray bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Robinson jr.“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adriano Celentano – Collection Vol. 1“ als DVD-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adriano Celentano – Collection Vol. 1″  als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adriano Celentano – Collection Vol. 2“ als DVD-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adriano Celentano – Collection Vol. 2″  als Blu-ray-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Adolars phantastische Abenteuer

In der ab 1968 in Ungarn entstandenen 13-teiligen Zeichentrickserie Heißer Draht ins Jenseits wurde die in einem Hochhaus in Budapest wohnende Familie Mézga immer wieder mit Erfindungen aus der Zukunft „beglückt“, die großes Chaos auslösten. Die noch vor der Einführung des Farbfernsehens in Ungarn in Farbe gedrehte Serie wurde ein großer Erfolg.

Adolars phantastische Abenteuer

Daher folgten unter dem Titel Adolars phantastische Abenteuer 13 weitere Episoden. Der kleine Adolar Mézga ist jetzt stolzer Besitzer der aufblasbaren Rakete Gulliverkli, die er in einem Geigenkasten unter seinem Bett versteckt. Damit kann er immer mal wieder seiner etwas spießigen Familie entkommen. Der Hund Schnuffi muss dann allerdings gelegentlich zur Tarnung Geige spielen.

So landet Adolar zunächst auf einem flachen Scheibenplaneten, der von zweidimensionalen Wesen bevölkert werden, denen es nicht nur an Plastizität fehlt, sondern deren Sprache sogar einige Vokale fehlen. In einem weiteren Abenteuer landet Adolar auf einem von Märchenwesen bewohnten Planeten. Wie man sehen wird, ist Adobar kein Vertreter von Star Treks „Prime Direktive“ und greift ganz massiv ein.

Adolars phantastische Abenteuer

Die Serie lief erfolgreich im DDR-Fernsehen und wurde dort auch von vielen Westbürgern gesehen. Dies lag neben den sympathischen Figuren und der auch für Anime-Freunde recht interessanten Animation auch an der liebevollen und wortspielfreudigen DEFA-Synchronisation.

Adolars phantastische Abenteuer

1998 brachte RTL II eine weit weniger gelungene Eindeutschung unter dem Titel Archibald der Weltraumtrotter, innerhalb der allerdings auch unter dem Titel Der Superkampfplanet eine nicht im DDR-Fernsehen gezeigte 13. Folge zu sehen war.

Adolars phantastischen Abenteuer

Die Serie ist als dreiteilige DVD-Veröffentlichung erschienen. Es fehlen leider die RTL II – Synchronisation, die ungarische Originalfassung, sowie die 13. Episode. Mittlerweile gibt es auch eine DVD-Box mit Heißer Draht ins Jenseits und Adolars phantastische Abenteuer. Auf alle Fälle haben diese fantasievollen Trickfilme nichts von ihrem Charme und der gelegentlich aufblitzenden satirischen Schärfe eingebüßt.

„Adolars phantastische Abenteuer + Heißer Draht ins Jenseits“ als DVD-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adolars phantastische Abenteuer Vol. 1 – 3“ als DVD-Box bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adolars phantastische Abenteuer Vol. 1“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adolars phantastische Abenteuer Vol. 2“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Adolars phantastische Abenteuer Vol. 3“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Zelba: Im selben Boot

Ende 1989, als die DDR langsam aber sicher zusammenbrach und die Mauer durchlässig wurde, ging zugleich das ganz normale Leben in Westdeutschland weiter. Die 16-jährige Wiebke Petersen bekam die dramatische politische Entwicklung in Ostdeutschland zwar am Rande mit, doch im Zentrum ihres Lebens stand der Rudersport.

Zelba: Im selben Boot

Direkt konfrontiert mit den Folgen der deutschen Einheit wurde Petersen erst, als sich in einem Trainingslager im Ratzeburg, unweit von der ehemaligen Zonengrenze, ein gesamtdeutsches Team formieren musste, um gemeinsam bei der Weltmeisterschaft in Spanien anzutreten. Die jungen Sportler überwanden ihre jeweiligen Vorurteile und gewannen Medaillen.

Zelba: Im selben Boot

Nach diesem für sie unvergesslichen Erlebnis zog sich Wiebke Petersen vom Rudersport zurück und verwirklichte ihren Traum Grafikerin zu werden. Heute lebt sie in Frankreich und zeichnet unter dem Pseudonym Zelba Comics. Für ihren autobiografische Geschichte über Rudern vor dem Hintergrund des Mauerfalls konnte sie den renommierten Verlag Futuropolis gewinnen.

Zelba: Im selben Boot

Dans le même bateau erschien in Frankreich pünktlich zum 30. Jubiläum des Mauerfalls und die deutsche Ausgabe Im selben Boot veröffentlichte Schreiber & Leser rechtzeitig zur Feier “30 Jahre deutsche Einheit“. Zelba hat ihren Comic in einer interessanten Mischung persönlichen Erinnerungen und ansprechend dargestellten Hintergrundinfos in Szene gesetzt.

Zelba: Im selben Boot

Ihre teilweise sehr persönlichen Erlebnisse setze sie in einem skizzenhaften kaum kolorierten Stil um, zwischendrin platziert sie aber auch immer wieder doppelseitige, sehr bunte Schautafeln zu Themen wie “Die Regatten“, “Der Sport in der DDR“ oder auch zur “großen Reise des François Mitterrand“, der kurz nach dem Mauerfall noch einen Staatsbesuch in der DDR absolvierte.

Zelba: Im selben Boot

Zelba gelang es ein Stück gelebte Geschichte mitreißend zu vermitteln.

„Im selben Boot“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

 

Die Bertinis

Ralph Giordano überlebte zusammen mit seinen Eltern und den beiden Brüdern die letzten Tage des Dritten Reichs im Keller eines zerstörten Hamburger Hauses. Die Nazis definierten die Beziehung zwischen Giordanos italienischstämmigen Vater und seiner jüdischen Mutter als “privilegierte Mischehe“. Daher wurde die Familie nicht deportiert, musste sich aber nach entwürdigenden und sich willkürlich ändernden Gesetzen richten.

Die Bertinis

Bei der Familie handelte es sich um Christen, und Giordano wurde – wie er später sagte – erst “durch die Nazis zum Juden geprügelt“. 1941 im Alter von 18 Jahren beschloss er sein Leben genau zu protokollieren, um dies als Grundlage für einen Roman zu verwenden. Es sollte über 40 Jahre dauern, bis schließlich sein Buch Die Bertinis erschien und zu einem großen Erfolg wurde.

Die Bertinis

1988 produzierte das ZDF eine fünfteilige aufwändige Verfilmung. Regie und Drehbuch stammten von Egon Monk, der sein Handwerk unter Bertold Brecht beim Berliner Ensemble gelernt hatte. Für Die Bertinis kehrte Monk in die damalige DDR zurück und drehte mit DEFA-Personal in Babelsberg, aber auch in Prag , weil am es am Originalschauplatz Hamburg kaum noch Altbau-Bestände gab.

Die Bertinis

Der Auftakt der Serie ist etwas seltsam. Die erste Episode beginnt 1882 und erzählt nahezu dialogfrei von Ralph Giordanos Großvater, der Sizilien in Richtung Deutschland verlässt. Den jungen Opa spielt Nino de Angelo die reifere Version Drafi Deutscher, höchstwahrscheinlich weil beide mit demselben Song (Jenseits von Eden alias Guardian Angel) zuvor einen Hit gelandet hatten.

Die Bertinis

Doch die erste Episode erzählt auch von der Zeit nach der “Machtergreifung“ und hat ein Ende mit Schrecken. Erstmals – und noch ohne Ledermantel – tritt der Gestapo-Mann “Melone“ in Erscheinung, indem er die gutbürgerliche Familie Bertini im scharfzüngigen Befehlston unangemeldet in ihrer eigenen Wohnung terrorisiert. Gert Haucke (älteren Zuhörern vielleicht noch bekannt aus der Radio-Sendung Papa, Charly hat gesagt…) spielt mit erschreckender Intensivität einen sich in seiner Machfülle suhlenden Nazi-Schergen.

Die Bertinis

Im weiteren Verlauf der Serie wird gezeigt, wie langsam aber stetig die Daumenschrauben der Nazis angezogen werden. Die Einhaltung unmenschlicher Regeln wird von Amtspersonen überwacht, die sich hinter ihren Vorschriften verschanzen und bestenfalls “korrekt“ verhalten. Dabei gibt es schmerzhafte Einblicke in menschliche Abgründe, die auch nicht dadurch relativiert werden, dass die Familie Bertini alias Giardano das zwölf Jahre andauernde Grauen gerade so eben überlebt hat.

Die Bertinis

Die DVD-Edition von Die Bertinis überzeugt zwar nicht gerade durch ihre Bildqualität, aber immerhin durch das Bounsmaterial, allen voran ein beeindruckender 55-minütiger Monolog  von Ralph Giordano. Hinzu kommen die TV-Berichte „Im Gespräch mit Egon Monk“ (11:50 min), „Heute Journal: Dreharbeiten“ (3:30 min) und „Aus dem Ateliers“ (10:03 min).

„Die Bertinis“ als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

„Die Bertinis“ als Roman bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Lindenberg! Mach dein Ding

Die Filmbiografie konzentriert sich auf die Zeit vor Udo Lindenbergs großen Durchbruch, was auch schon eine Menge Holz ist. Scheinbar wahllos, aber doch wohlüberlegt, wird parallel erzählt, wie Udo vor US-Truppen in Libyen auftritt, wie sein Vater Gustav (wie immer großartig: Charlie Hübner) ihm eine Zukunft als Klempner prophezeit, er sich als kleiner Junge in ein älteres Mädchen verliebt (was ihm zum Song Sie spielte Cello inspirierte) und vor allem, wie er als Jugendlicher aus der westfälischen Provinz das wilde St. Pauli der 60er-Jahre erlebte.

Lindenberg! Mach dein Ding

In der Titelrolle überzeugt Jan Bülow auch als Sänger. Die Schlüsselszene des Films zeigt, wie Udo nach einer unglücklich verlaufenden Liebschaft mit einer jungen Frau aus der DDR, in der fast leeren Hamburger Musikkneipe Onkel Pö auf der Bühne steht und zunächst A-capella den Song Mädchen aus Ost-Berlin anstimmt. Obwohl der weitere Verlauf alles andere als klischeefrei ist – langsam steigt die Band mit ein, nacheinander betreten Talentscout Mattheisen (Detlev Buck) und Udos Mutter Hermine (Julia Jentsch) die Kneipe und sind schwer gerührt – gelingt Regisseurin Hermine Huntgeburth (Die weiße Massai) hier ganz großes (deutsches) Kino.

Lindenberg! Mach dein Ding

Das trifft sicher nicht auf den kompletten Film zu, doch insgesamt stimmt die Mischung aus Realität. Legende, Zeitgeschichte, Musik und Drama. Vor auch nicht völlig fehlerfreien Biopics wie Bohemian Rhapsody oder Rocketman muss sich der Film jedenfalls nicht verstecken.

Lindenberg! Mach dein Ding

Neben dem 134-minütigen Hauptfilm (wahlweise mit Audiokommentar mit Hermine Huntgeburth und Produzent Michael Lehmann) enthält die Blu-ray von LEONINE noch dieses Bonusmaterial: Premierenclip (2:36 min); Musikvideo “Niemals dran gezweifelt“ von Udo Lindenberg (3:47 min); Interview mit Cast & Crew (8:43 min); Featurette (3:58 min); Zwei Trailer (1:10 min + 2:03 min); Wendecover

“Lindenberg! Mach dein Ding” als DVD bei AMAZON bestellen, hier anklicken

“Lindenberg! Mach dein Ding” als Blu-ray bei AMAZON bestellen, hier anklicken