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Blotch – Der König von Paris

Wenn jemand in seinem Künstlernamen einen einzigen Vokal auswechselt und dann in allerlei kurzen Comicgeschichten schildert, wie es wäre, wenn er es in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts als Karikaturist zum “König von Paris“ gebracht hätte und passend hierzu auch noch allerlei fiktiven Zitaten wie “Ich erkenne nur einen wahren Rivalen an, und das ist Blotch (Picasso)“ erfindet, dann dürfte eigentlich die nach oben hin offene Größenwahn-Scala nach oben hin neu geeicht werden.

Blotch - Der König von Paris

Wenn die Geschichten allerdings auch zeigen, dass dieser fiktive “König von Paris“ eigentlich auch nur ein Untertan ist, dem es seltsamerweise immer wieder gelingt seine zeichnerisch und humoristisch minderwertigen Ergüsse in der eigentlich erst 40 Jahre später entstandenen Zeitschrift Fluide Glacial unterzubringen, dann darf sich der Leser auf ein ulkiges teilweise irrsinnig komisches Spiel mit Realität und Fiktion einstellen.

Blotch - Der König von Paris

Wenn dieser Blutch (Der kleine Christian), der sich im Comic Blotch nennt (und in Wirklichkeit Christian Hincker heißt), sein Alter Ego auch noch mit zahllosen negativen Eigenschaften belegt (er hasst u. a. Kubisten, Sozialisten, Schwarze sowie wirklich talentierte Zeichner), zeugt dies weniger von Selbsthass sondern eher davon, dass hier jemand alle Welt dazu einlädt zwar auch über ihn aber in erster Linie mit ihm zu lachen. Wenn dieser famose Blutch, der sehr viel besser zeichnen kann als Blotch, auf dem Comicfestival in Angoulême auch noch den Grand Prix erhält, ist das absolut angemessen.

Wo ist Kiki?

Nach einem Szenario seines Bruders Robber schuf Blutch mittlerweile mit Wo ist Kiki? auch ein neues Abenteuer des klassischen Detektiv-Duos Harry und Platte.

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Franquin & Gotlib: Slowburn

Bereits Ende der 60er-Jahren hatte der belgische Comic-Meister André Franquin immer weniger Interesse daran, für das Traditionsmagazin Spirou zu arbeiten. Ihm behagte nicht, dass die in erster Linie für Jugendliche gedachte Publikation sehr stark auf Kriegs-Comics und redaktionelle Seiten über militärisches Gerät setzte (heute ist dies übrigens bei Spirou überhaupt nicht mehr der Fall).

Franquin & Gotlib: Slowburn

Während Franquin weiterhin seinen anarchistischen Gaston in Onepagern die Spirou-Redaktion aufmischen ließ, stieg er bei der Comic-Serie Spirou und Fantasio komplett aus. Stattdessen zeichnete er ab 1977 zunächst für Le Trombone illustré und, nachdem diese Beilage des Magazins Spirou eingestellt wurde, für die Zeitschrift Fluide Glacial mit Schwarze Gedanken etliche für seine Verhältnisse ungewöhnlich düstere Geschichten (passenderweise auch noch) in Schwarzweiß zu Papier.

Franquin & Gotlib: Slowburn

Auch ansonsten unterstützte Franquin nach Kräften die alternative und unabhängige Comic-Szene. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang seine Kooperationen mit dem genialen Comic-Chaoten Marcel Gotlieb alias Gotlib (Die Dingodossiers). Dem All Verlag ist es hoch anzurechnen, dass er einer bemerkenswerten Zusammenarbeit zwischen Franquin und Gotlib ein eigenes gebundenes Büchlein gewidmet hat.

Franquin & Gotlib: Slowburn

Für den Comic Slowburn schuf Franquin 20 schwarzweiße Zeichnungen von kopulierenden Katzen. Durch geschickte Ergänzungen und Mehrfachverwendung der Bilder bastelte Gotlib daraus einen aus 60 Panels bestehenden Gag-Comic über eine unbefriedigte weibliche Katze. Das schöne quadratische Buch dokumentiert die Zusammenarbeit der beiden Humoristen. Im reichbebilderten Anhang kommen außerdem noch weitere Kooperationen zwischen Franquin und Gotlib zum Abdruck. Es ist äußerst erfreulich, dass dieser kleine Comic-Klassiker jetzt auch bei uns in adäquater Form vorliegt.

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André Franquin: Schwarze Gedanken

Zwischen 1977 und 1983 brachte die Comiclegende André Franquin (Gaston) zunächst für Le Trombone illustré und, nachdem diese Beilage des Magazins Spirou eingestellt wurde, für die Zeitschrift Fluide Glacial einige für seine Verhältnisse ungewöhnlich düstere Geschichten in Schwarzweiß zu Papier.

Franquins bitterböse Darstellungen von Jägern, Militärs und blindem Fortschrittsglauben sind sehr eindringlich und leider zeitlos. Die Comics hinterlassen beim Leser den Eindruck sehr viel mehr zu sein, als nur der Vorwand für makabre Schlusspointen. Franquin war es gelungen den passenden Zeichenstil für härteren Comic-Tobak zu finden, den er in seinem ausgereiften Gaston-Funnystil nur schwerlich an den Leser bringen konnte. Seine Figuren sind dabei viel mehr als nur Silhouetten, denn sie verfügen innerhalb ihrer Schwärze über zusätzliche Konturen.

André Franquin: Schwarze Gedanken

Franquin betonte immer wieder, dass keinerlei Zusammenhänge zwischen diesen Idées Noires und seinen damaligen Depressionen oder Nervenzusammenbrüchen bestehen, denn diese “dennoch neckischen“ Comics sind “nichts anderes als ein Ulk“.

Zum 40. Geburtstag der Reihe veröffentlichte Carlsen mit Es waren einmal Schwarze Gedanken eine faszinierende Mischung aus Sachbuch und Comicalbum. Auf 120 Seiten kamen schwarze Hommagen von Künstlern wie Marcel Gotlib (Die Dingodossiers), Édika, Luz oder Goossens zum Abdruck. Doch leider war nur eine Auswahl der Schwarzen Gedanken von Franquin enthalten.

Doch zum 100. Geburtstag des 1997 verstorbenen Künstlers präsentiert Carlsen eine optimal aufgemachte Ausgabe mit allen Schwarzen Gedanken. Die Comicseiten wurden anhand der Originalzeichnungen überarbeitet und beim Layout wurde sich an den Erstveröffentlichungen orientiert. Als Bonus enthält der Band interessante Auszüge aus Gesprächen mit Franquin und sieben Seiten mit Skizzen.

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Superdupont – Renaissance

Die Figur des Superdupont dürfte allen jenen, die in den 70er und 80er Jahren das Comic-Magazins U-Comix gelesen haben, ein Begriff sein. Der fliegende Mann im Unterhemd mit Baskenmütze war sowohl eine Parodie auf US-Superhelden als auch auf allzu patriotische Franzosen. Seine ersten Auftritte hatte Superdupont ab 1972 im Magazin Pilote, dort gastierte er jedoch nur recht kurz. Richtig los ging es ab 1975 in der sich an eine erwachsenere Leserschaft richtenden Satire-Zeitschrift Fluide Glacial.

Superdupont – Renaissance

Bemerkenswert ist auch, dass die (angeblich gleichzeitig) von Jacques Lob (“Lone Sloane“, “Snowpiercer“) und Marcel Gotlib (“Die Dingodossiers“) erfundene Figur von verschiedenen in sehr unterschiedlichen Stilen arbeitenden Künstlern wie Alexis, Solé, Goossens oder natürlich auch von Gotlib und sogar von der US-Superhelden-Legende Neal Adams (“Superman gegen Muhammad Ali“) gezeichnet wurde.

Superdupont – Renaissance
Gotlib als Superdupont gezeichnet von Boucq

Der Splitter Verlag hat sich der Figur angenommen, bringt jedoch keinen Sampler mit den Highlights aus der über 40-jährigen Geschichte heraus, sondern veröffentlicht das aktuellste Werk “Superdupont – Renaissance“, das in Frankreich im September 2015 erschienen ist. Das liegt sicher auch daran, dass diesmal Francois Boucq als Zeichner fungierte, denn dessen Meisterwerke “Die Frau des Magiers“, “Teufelsmaul“ und “Little Tulip“ sind bereits ebenfalls bei Splitter erschienen.

Superdupont – Renaissance

Nach einem Szenario von Gotlib und Karim Belkrouf setzt Boucq in seinem unverwechselbaren, ebenso detailreichen wie lässigen, Zeichenstil eine durchgehende 60-seitige Geschichte in Szene. Dabei handelt es sich weniger um politische oder gesellschaftskritische Satire, sondern ein großes ziemlich abgefahrenes gagreiches Abenteuer.

Superdupont – Renaissance

Superdupont bekommt hier Nachwuchs, doch bevor er seinen ebenfalls mit Superkräften gesegneten Sohn richtig einnorden kann, wird dieser auch schon vom Papst der Finsternis entführt. Es bleibt zu hoffen, dass Splitter noch mehr von diesem verrückten französischen Zeug herausbringt.

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Die Dingodossiers

Wer René Goscinny ist, muss wohl niemandem erklärt werden. Marcel Gottlieb alias Gotlib hingegen ist in der deutschen Comiclandschaft leider sträflich unterrepräsentiert. Das war nicht immer so, denn einst gehörten seine verrückten Geschichten, genau wie Gilbert Sheltons Freak Brothers, zu den beliebtesten Beiträgen im Magazin U-Comix und Carlsen veröffentlichte seine Serie Rubrique à Brac unter dem Titel Auf Fall und Knall.

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Doch am Anfang seiner Karriere arbeitete er mit dem großen René Goscinny zusammen und beide versuchten in der regelmäßig im Comicmagazin Pilote erscheinenden Serie Les Dingodossiers aus alltäglichen Situationen so viel chaotischen Humor wie möglich herauszuholen. Ihr großes Vorbild war das US-Satiremagazin MAD. Ab 1963 entstanden 169 Episoden, die zumeist aus zwei schwarzweißen Seiten bestanden.

Die Dingodossiers

Der Splitter Verlag hat sich diesem seltsamerweise bisher noch nie in Deutsch veröffentlichten Comicklassiker angenommen und veröffentlicht gleich eine Gesamtausgabe, die zudem auch noch ein sehr informatives reich bebildertes Vorwort, sowie einige Dingodossiers enthält, die seinerzeit nicht in Pilote zum Abdruck kamen.

Die Dingodossiers

Wer Gotlib noch aus U-Comix kennt, wird sicher sofort den perfekten, aber dennoch sehr eigenen, Zeichenstil Gotlibs erkennen, sich vielleicht aber etwas über den harmlos-freundlichen Humor der Geschichten wundern. Nachdem sich Goscinny 1967 als Texter zurückzog, präsentierte Gottlib in seiner im Alleingang realisierten Serie Rubrique à Brac sehr viel wildere und unberechenbarere Gags. Die danach in seinem eigenen Magazin Fluide Glacial entstandenen Comics waren dann alle andere als jugendfrei. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch Gotlibs Zusammenarbeiten mit André Franquin wie Slowburn.

Die Dingodossiers

Es bleibt zu hoffen, dass Splitter auch diese einzigartigen Comics in ähnlich schönen Editionen veröffentlicht. Dort erschien auch ein Band der Serie Superdupont mit einer Geschichte, die Gotlib “nur“ getextet hat. Die Zeichnungen hingegen stammen von François Boucq, der ein ebenso begnadeter Comic-Künstler wie Gotlib ist.

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