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Holy Flying Circus – Voll verscherzt

Es wirkt fast wie eine Episode aus Monty Python’s Flying Circus. Am 9. November 1979 wurden Michael Palin und John Cleese in die BBC-Sendung Friday Night, Saturday Morning eingeladen, um sich für ihren angeblich blasphemischen Film Das Leben des Brian zu rechtfertigen. Als Moderator fungierte Tim Rice, dessen Musical Jesus Christ Superstar ebenfalls zu Protesten von religiösen Eiferern geführt hatte. Um den Film zu verdammen wurden der Bischof von Southwark und Malcolm Muggeridge, der zum Christentum konvertierte ehemalige Herausgeber des englischen Satiremagazins Punch, eingeladen.

Holy Flying Circus - Voll verscherzt

Während die gelegentlich sichtlich nervösen Cleese und Palin um eine ernsthafte Diskussion bemüht waren, traten der Bischof und Muggeridge äußerst polemisch und polternd auf. Später war sogar zu erfahren, dass sie 15 Minuten zu spät in die Vorführung von Das Leben des Brian gekommen waren und gar nicht mitbekommen hatten, dass Brian und Jesus zwei völlig verschiedene Charaktere sind. Diese Sternstunde des britischen Fernsehens hätte die Vorlage für einen cleveren satirischen oder auch politischen Film wie Frost/Nixon sein können.

Holy Flying Circus - Voll verscherzt

Das klappt auch beinahe, allerdings erst im letzten Drittel des 2011 entstandenen TV-Films Holy Flying Circus – Voll verscherzt wenn die Diskussionsrunde – erstaunlich genau an der Realität orientiert – nachgestellt in einem originalgetreu rekonstruierten geschmacklosen pseudo-karibischen Studio nachgestellt wird. Die hier hervorragend aufspielenden Darren Boyd und Charles Edwards sehen haargenau wie Cleese und Palin aus, während Steve Punt wie ein mit perfekter Computeranimation getrickster junger Eric Idle wirkt. Auch die Auftritte von Stephen Fry als Gott sind recht originell geraten.

Holy Flying Circus - Voll verscherzt

Doch die erste Stunde von Holy Flying Circus ist leider entsetzlich albern und dadurch auch ganz schön langweilig geraten. Hier wurde vergeblich versucht den unberechenbaren und oftmals surrealen Stil von Monty Python zu imitieren, was einmal mehr zeigt, wie einzigartig der Ideenreichtum, das Timing und vor allem der Unterhaltungswert dieser legendären Komiker-Gruppe war.

Holy Flying Circus - Voll verscherzt

Extras der DVD und Blu-ray: Deleted Scenes (7:51 min) und Outtakes (18:58 min), wahlweise mit deutschen Untertiteln

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Monty Python’s Flying Circus

Als 1971 gerade eine dritte Staffel von Monty Python’s Flying Circus vorbereitet wurde, erhielt Terry Jones einen Anruf von einem BBC-Mitarbeiter. Dieser informierte Jones darüber, dass die Video-Bänder mit den ersten 13 Folgen der Serie gelöscht und für neue Aufzeichnungen genutzt werden sollen. Zum Glück gelang es Jones die Bänder entweder zu kaufen, zu stehlen oder heimlich zu kopieren, es gibt da verschiedene Versionen.

Monty Python's Flying Circus

Gar nicht auszudenken, was hier beinahe alles an Weltkultur-Gütern vernichtet worden wäre. Man denke nur an den komischsten Witz der Welt, der den Zweiten Weltkrieg entschieden hat, an die Selbstverteidigung gegen mit Obst bewaffnete Angreifer, an Katzen-Verwirrer und natürlich den mausetoten Papagei.

Monty Python's Flying Circus

Spurlos verschwunden wäre auch Michael Palin als Friseur, der mit seinem Job hadert und sehr viel lieber eine andere Tätigkeit ausüben würde. Was ist Monty Pythons späterer Hit Always Look on the Bright Side of Life gegen den legendären Lumberjack Song? Das britische Sextett 1972 sang das Lied sogar in deutscher Sprache sang: „Ich bin ein Holzfäller und fühl mich stark, ich schlaf des Nachts und hack am Tag.“

Monty Python's Flying Circus

Ab 1967 unternahmen Michael Palin, Terry Jones und Eric Idle in Do Not Adjust Your Set, sowie John Cleese und Graham Chapman in At Last The 1948 Show, erste Gehversuche in Sketch-Shows. Sie strebten jedoch ein Format an, in dem komische Szenen nicht einfach willkürlich aneinandergereiht werden, sondern die Sketche sollen sich zu einer übergeordneten größeren Verrücktheit zusammenfügen.

Monty Python's Flying Circus

Hierzu verbündeten sich die fünf Briten mit dem US-Amerikaner Terry Gilliam. Dieser fertigte für den Flying Circus nicht nur den animierten Vorspann an, sondern sorgte mit seinen verrückten Legetricks für fließende Übergänge zwischen den gespielten Witzen.  Ohne Gilliams Animationen hätte Monty Python’s Konzept „Jede Episode ein Gesamtkunstwerk“ nicht funktioniert.

Monty Python's Flying Circus

Anfang 1970 hatte die BBC alle 13 Episoden der ersten Staffel von Monty Python’s Flying Circus ausgestrahlt und bereits im September des selben Jahres ging es weiter. Die ersten beiden Folgen von Season Two  enthalten zwei absolute Höhepunkte.

Monty Python's Flying Circus

Der Sketch The Ministry of Silly Walks stammt zwar von Michael Palin und Terry Jones, die Lorbeeren erntete jedoch John Cleese, dessen “silly“ Stechschritt zum absoluten Höhepunkt der Serie wurde. Dass die Zustände im „Ministerium für alberne Gangarten“ auch als Bürokratie-Parodie gedeutet werden können, wurde von den Pythons billigend in Kauf genommen, viel wichtiger war jedoch, dass es dort schön silly, also so albern wie möglich, zugeht.

Monty Python's Flying Circus

Gleich danach in Episode 2 folgt ein weiterer Höhepunkt. Im Verlauf von zwei scheinbar nicht zusammenhängenden Sketchen ist zu hören, dass niemand „die Spanische Inquisition erwartet“. Das ist zwar richtig, aber trotzdem tauchen prompt Kardinal Ximinez (Michael Palin), Kardinal Fang (Terry Gilliam) und der nach einem britischen Pulp-Helden benannte Kardinal Biggles (Terry Jones) in knallroter Montur auf und fuchteln mit Krutzifixen herum. Ihren dritten Einsatz verpatzt die spanische Inquisition jedoch und erreicht ihr Ziel erst, während bereits der Abspann läuft.

Monty Python's Flying Circus

Anfang 1972 startete die dritte Staffel. In der zweiten Episoden hinterließ eine nur 20 Sekunden andauernde Szene einen bleibenden Eindruck. Michael Palin führte auf einer Schleusenanlage den Fish-Slapping Dance vor und schlug dabei kunstvoll zum Takt der Musik mit zwei Sardinen auf John Cleese ein. Dieser beendete die Sache ziemlich brachial, indem er Palin eine große Forelle um die Ohren haute und dieser ins Wasser fiel.

Monty Python's Flying Circus

In der aus sechs DVDs bestehenden Zusammenstellung Monty Python’s Personal Bests war The Fish-Slapping Dance für alle Pythons außer Eric Idle (der jedoch in sein Musical Spamalot einen Fisch Schlapping Song einbaute) einer der Höhepunkte der Serie.  Auch George Harrison war ein großer Fan des Fisch-Tanzes und Michael Palin nutze sogar Teddington Lock, den Drehort des Sketches, als Schauplatz für seine “Personal Best“-Präsentation.

Monty Python's Personal Bests

Dass es sinnvoll ist, Monty Python’s Flying Circus nicht schon abzuschalten, wenn der Abspann beginnt, belegt besonders schlüssig die dritte Staffel. Hier tritt z. B. nach den End-Credits Ringo Starr auf oder bei der dritten Episode folgen nach dem Abspann noch 8 Minuten mit weiteren mehr als sehenswerten Sketchen.

Monty Python's Flying Circus

Nach dem Ende der dritten Staffel stieg John Cleese aus und 1974 entstanden noch sechs Episoden ohne ihn, allerdings stammten noch eine Sketch-Ideen von ihm. Die vierte Staffel ist deutlich schwächer, was sicher nicht nur daran liegt, dass die robuste Persönlichkeit von Cleese fehlt. Wahrscheinlich waren auch für die restlichen Pythons die Möglichkeiten ihres Chaos-Konzept der TV-Serie ausgereizt. Dass einige der späteren Episoden schon fast kleine Spielfilme waren, deutete an, dass die Zukunft der Truppe im Kino stattfand.

Monty Python's Flying Circus

In einer einzigartigen Edition präsentiert capelight pictures alle 45 Episoden der  Serie, restauriert und in der passablen Sat.1-Synchronisation von 1998, aber natürlich auch in der Originalfassung. Zu fast allen Episoden gibt es Outakes und alternative Versionen der Sketche. Die Animationen von Terry Gilliam wurden neu gescannt und sahen noch nie so gut aus. Ein 18-minütiger  Bericht zeigt wie beeindruckt Gilliam vom neuen Look seiner Legetricks ist.

Monty Python's Flying Circus

Interessant sind auch ein Studentenfilm von 1970, in  den Vic Jamison über die Dreharbeiten der zweiten Staffel berichtete (12:12 min), sowie die Tonspur eines 1971 entstandenen Interviews mit Ian MacNaughton (28:16 min), dem Produzenten und Regisseur von 42 der 45 Episoden. Hier ist zu erfahren, dass die Lacher, die in den Episoden zu hören sind, nicht vom Band kommen. Die Publikumsreaktionen stammen aus Live-Aufführungen der Sketche, bei denen auch die Animationen und die aufwändig mit Außenaufnahmen produzierten Sequenzen eingespielt wurden.

Monty Python: Almost the Truth - The Lawyer's Cut

Hinzu kommt ein 20-minütiger Bericht der BBC2-Sendung  In Vision, der am 6.12.1974 ausgestrahlt wurde, also einen Tag , nachdem die letzte Folge vom Flying Circus  gezeigt wurde. Hier kommen Graham Chapman, Terry Jones und recht ausführlich Terry Gilliam zu Wort. Wer bei dieser optimal zusammengestellten Edition weitere Hintergrund-Infos vermisst, dem sei die großartige Doku Monty Python: Almost the Truth – The Lawyer’s Cut, sowie bedingt der TV-Film Holy Flying Circus – Voll verscherzt empfohlen.

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