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Frau ohne Gewissen

Mit seinem dritten Hollywood-Film erfand Billy Wilder nach Der Major und das Mädchen sowie Fünf Gräber bis Kairo gleich ein neues Genre. Frau ohne Gewissen war 1944 der erste Film Noir und ist ganz gewiss einer der besten sich mit menschlichen Abgründen beschäftigende Thriller.

Frau ohne Gewissen

Wilder hat gleich zwei Meister des Kriminalromans der Gattung “Hardboiled“ an Bord. Die Romanvorlage stammt von James M. Cain (Wenn der Postmann zweimal klingelt) und nachdem es diesem nicht möglich war das Drehbuch zu schreiben, wurde Raymond Chandler (The Big Sleep) verpflichtet. Die Zusammenarbeit mit Billy Wilder beim Adaptieren des Romans verlief sehr unerfreulich, doch Chandlers Trunksucht inspirierte Wilder zu seinem vierten Hollywoodfilm: In das verlorene Wochenende spielte Ray Milland einen alkoholabhängiger Autor und bekam einen Oscar dafür.

Frau ohne Gewissen

Auch für Frau ohne Gewissen fand Wilder eine hervorragende Besetzung. Nach anfänglichen Bedenken überzeugte Barbara Stanwyck (Union Pacific) als rücksichtslose Femme Fatal, die einen Versicherungsvertreter dazu bringt ihren Mann zu ermorden. Den Mörder spielt der eher aus leichten Komödien bekannte Fred McMurray, der 15 Jahre später in Wilders Meisterwerk Das Apartment ebenfalls als amoralischer Charakter überzeugen sollte.

Frau ohne Gewissen

Abgerundet wird die finstere Love-Story durch Edward G. Robinson als spleenigen aber brillanten Versicherungsdetektiv, dessen pointierten Monologe von Billy Wilders Schlagfähigkeit inspiriert wurde. Ebenfalls 1944 sollte Robinson in Fritz Langs Gefährliche Begegnung (The Woman in the Window) quasi die Rolle von MacMurray spielen.

Frau ohne Gewissen

Obwohl der Frau ohne Gewissen mit seinem altertümlichen Requisiten wie Robinsons  Diktiergerät unverkennbar ein Kind seiner Zeit ist, hat er nichts von seiner Frische verloren, und es ist immer noch beeindruckend wieviel Ungezogenheiten Wilder an den Zensoren des Hays Office vorbeischmuggeln konnte,

Frau ohne Gewissen

Die Blu-ray von „Frau ohne Gewissen“ besticht weniger durch hervorragende Bildqualität sondern durch die aussagekräftige Dokumentation “Shadows of Suspence“ (37:56 min), in der zahlreiche prominente Kritiker wie Paul Duncan, Kim Newman, Richard Schickel und der Regisseur William Friedkin („The French Connection“, „Der Exorzist“) ihre Liebe zu Wilders Film fundiert begründen. Hinzu kommen noch ein Intro von Robert Osbourne 2:31 min) und der US-Trailer (2:14 min)

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Fünf Gräber bis Kairo

Die besten Hollywood-Filme der 40er- und 50er-Jahre drehten ein Brite und ein Österreicher. Während Alfred Hitchcocks Suspense-Thriller nicht mit Humor geizten, waren die Komödien von Billy Wilder meist ganz schön spannend. Hitchcock war zweifelsohne der virtuosere (weil erfahrenere) Filmemacher, doch Billy Wilders Werk besticht dadurch, dass ihm oft etwas mehr gelang als pures Entertainment.

Fünf Gräber bis Kairo

Ein Musterbeispiel dafür ist die bittersüße Komödie Das Appartment mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine, die – scheinbar ganz nebenbei – eine immer noch gültige Abrechnung mit menschenverachtenden Zuständen in großen Firmen ist. Auch Wilders zweiter Hollywood-Film Five Graves to Cairo hatte 1943 ein Anliegen, das der Regisseur durch eine spannende Geschichte und humorvoll-geistreiche Dialoge an den Zuschauer brachte.

Fünf Gräber bis Kairo

Der Film erzählt die Beinahe-Love-Story zwischen einem britischen Soldaten (Franchot Tone) und einer jungen Französin (Anne Baxter) vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs in Afrika. Es geht auch darum, heraus zu finden, wo das deutsche Afrikakorps Vorräte und Waffen gebunkert hat. Das größte Plus des Films ist aber ganz sicher der große Stummfilm-Star Erich von Stroheim, mit dem Wilder später bei Sunset Boulevard noch einmal zusammenarbeiten sollte.

Fünf Gräber bis Kairo

Von Stroheim trägt zwar Operettenkostüme, die an die Fantasie-Uniformen von Hermann Göring erinnern (sollen), gibt jedoch zugleich eine Gala-Vorstellung als teuflisch schlauer und sehr eloquenter Feldmarschall Erwin Rommel. Unaufdringlich informiert Wilders gemeinsam mit Charles Brackett verfasstes Drehbuch darüber, dass das Deutsche Militär den Krieg lange vorbereitet und bestens präperiert angetreten hat. Scheinbar ganz nebenbei ist auch von Konzentrationslagern zu hören.

Fünf Gräber bis Kairo

Anders als in manchen plumpen US-Propaganda-Streifen stellt Wilder, der von 1927 bis 1933 in Berlin lebte, die deutschen Soldaten als effizient, intelligent und dadurch als sehr gefährlich dar. Dies war zu einer Zeit, als mancher US-Bürger daran zweifelte, ob es richtig ist sich am Zweiten Weltkrieg zu beteiligen, eine Entscheidungshilfe. Ein Propagandist des “American Way of Life“ war Billy Wilder keineswegs, denn fünf Jahre später machte er sich in Eine auswärtige Affäre ebenso wirklichkeitsnah wie pointiert über korrupte US-Truppen im besetzten Nachkriegs-Deutschland lustig.

Fünf Gräber bis Kairo

Die Blu-ray von Koch Media enthält neben dem 97-minütigen Hauptfilm noch eine schön zusammengestellte Bildergalerie (3:26 min) und den US-Trailer (2:17 min)  

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