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Aviator

Zwei Jahre nach seinem hart umkämpften Werk Gangs of New York legte Martin Scorsese 2004 einen kaum weniger ambitionierten Film nach. Diesmal geht es um den geheimnisvollen Milliardär Howard Hughes (1905 – 1976), der von der Fliegerei und dem Hollywood-Kino (sowie den zugehörigen weiblichen Stars) gleichermaßen besessen war.

Scorsese konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1930 und 1950, die optisch am meisten hergibt. Hughes Jugend wird nur kurz angerissen und schon kurz danach befindet sich der Zuschauer mitten in den aufwändigen Dreharbeiten zum Kriegsdrama Hell’s Angels. Hughes setzte eine gewaltige Armada von Flugzeugen ein und stellte die Luftkämpfe des Ersten Weltkrieges filmisch nach. Als das Werk nach jahrelangen Dreharbeiten endlich fertiggestellt war, kam der Tonfilm dazwischen und Hughes ließ alles noch mal drehen. 

Weiter geht es in Aviator mit Hughes Beziehungen zu Hollywood-Stars wie Katherine Hepburn (Cate Blanchett) und Ava Gardner (Kate Beckinsdale), den halsbrecherischen Flugexperimenten, Hughes Kampf mit der Airline Pan Am um die internationalen Flugrechte und seine Flucht in die völlige Isolation.  

Auch ein dreistündiger Film kann einer komplexen Person wie Hughes nicht gerecht werden. Scorsese gelang eher ein Film über die Epoche in der Hughes lebte als ein Film über Hughes. Leonardo DiCaprio überzeugt in der Titelrolle durch Wandlungsfähigkeit. Cate Blanchett spielt die einzige Frau, die Hughes Paroli bieten konnte. Ihre Katherine Hepburn wirkt zunächst eher wie eine Karikatur, gewinnt erst im Verlauf des Filmes an Profil.

Während Scorsese zuvor bei Gangs of New York noch fast ganz auf Spezialeffekte verzichtete, kommt diesmal kaum eine Szene zumindest ohne farbliche Verzerrungen aus. Aviator ist in seinen Details und beeindruckenden Einzelepisoden sehr viel besser gelungen als im großen Ganzen. Dennoch handelt es sich um einen mutigen und kühnen Film, der in manchen Momenten scheitert, dadurch zugleich aber auch seiner Hauptfigur gerecht wird.

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Gangs of New York

Im März 2001 hatte Martin Scorsese sein Opus Gangs of New York abgedreht. Vor mehr als 30 Jahren hatte er erstmals das gleichnamige Sachbuch von Herbert Asbury gelesen und sich fest vorgenommen einen Film daraus zu machen. Im September 2001 führte er eine knapp vierstündige Schnittfassung vor und nach dem Anschlag am 11. September unterzog er seinen Film einer „neuerlichen strengen Prüfung“.

Wahrscheinlich hat es dem Film gut getan noch ein wenig zu reifen. Direkt nach dem 11. September hätte die US-Bevölkerung Bilder von konkurrierenden New Yorker Feuerwehrmännern, die sich um Hydranten prügeln und von einem Kanonenhagel, den die US-amerikanische Marine mitten in die Stadt feuert, unweigerlich in den falschen Hals bekommen. Als der Film in die Kinos kam verwundern gewisse Sequenzen, doch sie schmerzen nicht mehr.

Zunächst sieht es so aus, als wenn Scorsese einmal mehr von den Methoden des Gangstertums und von der Entstehung der Mafia erzählt. Die Geschichte wirkt dabei auch allzu vertraut. Im Jahre 1850 tötet in New York ein sehr böser egozentrischer Bandenführer (brillant: Daniel Day-Lewis als Bill the Butcher) einen etwas milderen religiös motivierten Bandenführer (Liam Neeson). Der Sohn des Opfers (Leonardo DiCaprio) schwört Rache, verfällt aber zunächst dem dunklen Charme des Bösewichts. Zwischen beiden Männern steht dann natürlich auch noch mit Cameron Diaz als trickreiche Taschendiebin eine Frau.



Anfangs ist dem Film deutlich anzumerken, dass Scorsese Kürzungen vorgenommen hat, manche Übergänge wirken holperig, während die Musikuntermalung oft etwas unpassend und penetrant erscheint. Doch die grandiosen Bilder und die unglaublich detailverliebte Ausstattung entschädigen mehr als reichlich. Das Ende überrascht wirklich und macht den Film doch noch zu einem Meisterwerk: Die beiden feindlichen Gangs wollen sich gerade eine weitere wüste Straßenschlacht liefern. Plötzlich marschiert die US-Army auf und schlägt mit brutaler Gewalt (die deutlich heftiger ausfällt als alles was der Film zuvor zeigte) einen gleichzeitig stattfindenden Aufstand gegen die allgemeine Wehrpflicht nieder.

In der Tat erhoben sich 1863 mehr als 70.000 New Yorker und wollten nicht an den Fronten des amerikanischen Bürgerkrieges sterben. Dieses blutige Ereignis setzt der Film in erschütternde Bilder um, die noch lange nachwirken. Gangs of New York mag seine Schwächen haben, aber schon die Tatsache, dass Scorsese bei der Erstellung seiner Endfassung nicht einknickte verdient Respekt. Dadurch wurde sein Film zu einer (leider wohl allgemeingültigen) Parabel auf die gnadenlose Funktionsweise unserer Gesellschaft.

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