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Ministerium der Angst

England 1944. Stephen Neale wird aus der Irrenanstalt entlassen, in die er eingeliefert wurde, weil er angeblich seine todkranke Frau umbrachte. Bereits nach kurzer Zeit muss er feststellen, dass die Realität außerhalb der Anstalt surreal und verwirrend ist. Nachdem er auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung eine Torte gewonnen hat, die gar nicht für ihn vorgesehen war, gerät er in eine Spionage-Verschwörung der Nazis.

Ministerium der Angst

Fritz Lang verfilmte 1944 einen Roman von Graham Greene (Der dritte Mann), den er sehr schätzte. Vom Drehbuch war er jedoch weniger begeistert. Das Resultat kann sich dennoch sehen lassen, denn Ministerium der Angst erinnert in seiner Mischung aus Spionage- und Love-Story inhaltlich an Hitchcock-Filme wie Die 39 Stufen oder Der unsichtbare Dritte.

Graham Greene

Doch genau wie Fritz Langs  Noir-Thriller Gefährliche Begegnung ist Ministry of Fear trotz einiger humoriger Dialoge und Situationen geprägt von einer äußerst düsteren Grundstimmung. Dies liegt sicher auch daran liegt, dass Ray Milland in der Hauptrolle keinen Durchschnittsbürger spielt, sondern einen frisch entlassener Irrenhaus-Insassen, der mit seinem Leben hadert.

Das Verhalten der Nazi-Verschwörer entspricht zwar gängigen Kino-Klischees, doch Lang, der Deutschland 1933 gleich nach der Machtergreifung verließ, weiß aus eigener Erfahrung wovon er filmt. Sein Film spielt zwar in einer eher expressionistisch anmutenden Kulissenwelt, doch das Grauen des Zweiten Weltkriegs mit Bombenangriffen auf London und Menschen, die von heute auf morgen ihre Heimat verlassen mussten, sind integraler Bestandteil. Auch dadurch wird Ministerium der Angst zu mehr als einer weiteren Spionage-Phantasie aus Hollywood.

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Christian Keßler: Hollywood Blackout

„Die Arbeit an dem Buch hat mir ein wenig die seelentötende Zeit des ersten Corona-Jahres erleichtert, mit all seinen Widrigkeiten, seinen Entmutigungen und seiner lausigen Einsamkeit. Kunst ist niemals ein Allheilmittel, sie bläst das Böse nicht fort. Aber sie macht es erträglich, sie kleidet es ein in all das, was sein kann, wenn wir es zulassen. Und sie bleibt bei uns, sie wird ein machtvoller Teil von uns, wenn sie uns berührt. Deshalb – bleibt zuversichtlich, bleibt aufrecht, bleibt mutig. Und bleibt vor allen Dingen gesund. Wohlsein Euch allen!“

Christian Keßler: Hollywood Blackout

Es ist ganz gewiss kein Spoiler, wenn ich meine Rezension mit dem letzten wirklich zu Herzen gehenden Absatz aus Christian Keßlers neuen Buch beginne. Der gute Mann neigt ansonsten eher nicht zu Pathos und seine in Büchern wie Wurmparade auf dem Zombiehof nachzulesenden Filmanalysen sind oft amüsanter als die von ihm beschriebenen Trashfilme. Doch schon in Endstation Gänsehaut, seiner umfassenden Würdigung des Horror-Kinos, war Keßlers Liebe zum Genre-Kino überdeutlich zu spüren.

Christian Keßler: Endstation Gänsehaut

Dies ist bei Hollywood Blackout ebenfalls der Fall. Hier beschäftigt sich Keßler mit „Sternstunden des amerikanischen Noir-Kinos“ die zwischen 1941 und 1961 entstanden sind. Auch diesmal ist es ihm gelungen, neugierig auf Filme zu machen, die heute kaum noch bekannt sind und von vielen potentiellen Zuschauern gemieden werden, weil sie in Schwarzweiß gedreht wurden. Doch gerade der Einsatz von Licht und Schatten anstelle von pseudo-realistischer Technicolor-Farbigkeit macht den besonderen Reiz dieser von menschlichen Abgründen erzählenden Filme aus.

Frau ohne Gewissen

Keßler beschäftigt sich mit circa 300 Filmen der Schwarzen Serie. Darunter befinden sich natürlich auch anerkannte Meisterwerke wie Filme wie Billy Wilders Frau ohne Gewissen oder Fritz Langs Gefährliche Begegnung. Doch es ist zu spüren, dass der Autor mehr Spaß daran hat, sich mit vergessen Filmschätzen zu beschäftigen, anstatt zum x-ten Mal die Meisterschaft eines Alfred Hitchcock zu feiern, dessen Werke keine Aufnahme ins Buch fanden. Für Keßler sind die Helden des “Genies aus London“ zu puritanisch, denn sie atmen selten “den Abgrund der Schlangengrube“, den er mit dem Film Noir verbindet.

Frau ohne Gewissen

Da die Filme in chronologisch Reihenfolge besprochen werden, können auch historische Zusammenhänge vermittelt werden und gezeigt werden, wie Karrieren von Künstlern, die sozial engagierte Filme drehten, in den 50er-Jahren durch die Hexenjagd von Senator Joseph McCarthy tragisch endeten. Einmal mehr gelingt es Keßler, der für besonders abscheuliche Noir-Charaktere die schöne Bezeichnung “Schmierseppel“ erfunden hat, beim Leser Vorfreude auf Filme zu erwecken, von deren Existenz er zuvor nichts wusste.

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Gefährliche Begegnung

Der angesehene Psychologie-Professor und Familienvater Richard Wanley lernt zufällig ausgerechnet jene junge Frau kennen, deren er Porträt gerade im Schaufenster in einer Kunstgalerie bewundert. Spontan lädt diese ihn in ihr Apartment ein. Die beiden werden dort vom eifersüchtigen Freund der jungen Dame überrascht, der droht sie umzubringen. In Notwehr tötet der Professor den Angreifer…

Gefährliche Begegnung

In Gefährliche Begegnung (The Woman in the Window) erzählt Fritz Lang (Ministerium der Angst) von einem angesehenen Bürger, der sich scheinbar unverschuldet immer weiter in Schwierigkeiten bringt. Dieser wird von Edward G. Robinson verkörpert, der Biedermänner ebenso eindringlich wie Gangster spielen kann.

Gefährliche Begegnung

Als Prof. Wanley lässt er sich von der attraktiven Alice (Joan Bennett) dazu überreden, den von ihm begangenen Mord zu vertuschen und sieht schließlich nur noch Selbstmord als Ausweg, um dem Sumpf aus Verdächtigungen und Erpressung zu entkommen…

Gefährliche Begegnung

Wenn der Film dann doch noch völlig überraschend (Vorsicht, Spoiler!) eher heiter endet, mag dies den Zuschauer zwar zunächst erfreuen. Doch ins Oeuvre des Meisterregisseurs Fritz Lang (M – Eine Stadt sucht einen Mörder) mag der ansonsten meisterlich in Szene gesetzte heute als Klassiker des Film Noir geltende Film nicht so recht passen. Das Happy End wirkt wie ein fauler Kompromiss, der verhindert, dass ein guter Film zum sehr guten Film wirkt.

Gefährliche Begegnung

Ebenfalls 1944 setzte Billy Wilder in seinem ähnlich gelagerten Film Frau ohne Gewissen Edward G. Robinson in der Rolle des hartnäckigen Ermittlers ein, Seine Geschichte, in der Barbara Stanwyck (Union Pacific) als rücksichtslose Femme Fatal einen Versicherungsvertreter (Fred McMurray) dazu bringt, ihren Mann zu ermorden, lässt Wilder sehr viel böser und konsequenter enden.

Gefährliche Begegnung

Unter dem Titel Die Frau im Fenster liegt Gefährliche Begegnung mittlerweile auch als Blu-ray vor. Als Extras gibt es den US-Trailer und eine kurze aber schöne Galerie mit Artwork zum Film.

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