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Der unheimliche Mr. Sardonicus

Bevor er Roman Polanskis Rosemary´s Baby produzierte, machte William Castle in den 50er- und 60er-Jahren höchstpersönlich die Leinwände unsicher. Obwohl es ihm meistens gelang die Horrorlegende Vincent Price für die Hauptrolle seiner billig produzierten Thriller zu gewinnen, platzierte er noch zusätzlich Gimmicks in den Kinosälen.

Der unheimliche Mr. Sardonicus

So ließ er die Bestühlung vibrieren oder schloss Lebensversicherungen ab, falls sich jemand im Publikum zu Tode erschrecken sollte. In House of the Haunted Hill flatterte z. B. passend zur Handlung ein Pappskelett über das Kinopublikum und in Thirteen Ghosts wurden Spezialbrillen verteilt, die es dem Publikum ermöglichten Geister auf der Leinwand zu sehen. 1993 setzte Joe Dante (Gremlins) William Castle in seinem unterschätzten Werk Matinee ein kleines Denkmal.

Der unheimliche Mr. Sardonicus

Mit Der unheimliche Mr. Sardonicus startet Koch Media eine William Castle Collection. Auch für diesen 1961 entstandenen Horror-Film hatte sich Castle mit dem “Punishment Poll“ wieder etwas ganz Besonderes ausgedacht. Inspiriert von seinem großen Vorbild Alfred Hitchcock tauchte William Castle persönlich auf der Leinwand auf. Am Anfang des Films stimmte er das Publikum auf die im London des 19. Jahrhunderts spielende Geschichte ein und kurz vor dem Finale ließ er das darüber abstimmen, wie der Film ausgehen soll.

Der unheimliche Mr. Sardonicus

Castle hatte in den Kinos an die Zuschauer vor Beginn der Vorstellung kleine Karten verteilen lassen. Bedruckt waren diese mit einer im Dunkeln leuchtende Hand, deren Daumen – je nachdem wie herum das Kärtchen gehalten wurde – nach oben oder nach unten zeigte. Castle forderte die Zuschauer auf – wie im Alten Rom – zu entscheiden, ob der Übeltäter bestraft werden sollte oder unbehelligt davonkommt. William Castle auf der Leinwand tat dann so, als wenn er die “Daumen hoch“- und “Daumen runter“-Stimmen zählte und ließ dann den Filmvorführer das “böse Ende“ starten. Da er seine Pappenheimer kannte, hatte er es nicht für nötig gehalten, ein Happy End für den Schurken zu drehen.

Der unheimliche Mr. Sardonicus

Doch auch ohne den “interaktiven“ Teil (so wurde der Film auch in den deutschen Kinos gezeigt) ist Der unheimliche Mr. Sardonicus, der nach einer im Playboy veröffentlichten Kurzgeschichte entstand, ein spannender und auch sehr atmosphärischer Thriller. Der 1914 in New York geborene Castle setzt hier im Gegensatz zu seinen ansonsten in den USA spielenden Thrillern auf eine gotische Atmosphäre im Stile der Universal-Horror-Filme mit durchaus tragischen Untertönen. Es darf sich schon auf die nächsten Beiträge der William Castle Collection wie etwa Das alte, finstere Haus gefreut werden.

Der unheimliche Mr. Sardonicus

Die Edition von Koch Media enthält den 90-minütigen Film auf DVD und auf Blu-ray. Hinzu kommen einige sehr interessante Extras: Die 4 Minuten kürzere deutsche Kinofassung (hier fehlt der “interaktive Teil“), “Gothic Castle“ (26:41 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln): Der britische Darsteller und Autor Jonathan Rigby plaudert recht launig über den Film und macht dabei auch einige Verbesserungsvorschläge, “The Punishment Poll“ (5:53 min): Richard Kahn von der Columbia-Werbeabteilung erzählt, “Taking The Punishment Poll“ (7:24 min), Stuart Gordon kommentiert in der Reihe “Trailers from Hell“ den Film (3:45 min), Deutscher Trailer (2:39 min), US-Trailer (3:26 min) und eine Galerie mit 84 Fotos, Plakaten und Werbematerialien.  

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YPS

Am 31. August 2022 versucht sich Egmont bereits zum dritten Mal an einer Neuauflage des legendären Gimmick-Magazins YPS. Das Original startete 1975 und behauptete sich als wöchentliches Comicmagazin durch seine originellen Beilagen wie Urzeitkrebse, einer Maschine für viereckige Eier, Taschenlampen oder einem Stormtrooper aus Star Wars ein Vierteljahrhundert erfolgreich an den Kiosken.

Neustart 2022

Der erste Versuch einer Wiederbelebung wurde 2006 nach nur vier Ausgaben eingestellt. Etwas besser lief sechs Jahre später der nächste Neustart. Diesmal wurde versucht aus YPS eine Mischung aus P. M. – Peter Moosleitners interessantes Magazin und Playboy zu machen, allerdings ohne Besserwisserei und Erotik. Dies funktionierte immerhin bis 2017.

Erstes YPS von 1975

Das neue YPS befährt noch eindeutiger als Egmonts vorherige Neuauflage die Nostalgieschiene. Geboten wird “eine rasante Fahrt zurück in die kultige Zeit der 70er- und 80er-Jahre. Mit im Gepäck sind die schönsten und kultigsten Momente aus dieser Ära.“ Die Zielgruppe dürften reifere männliche Leser sein. In Artikeln werden Terence Hill und “erste große Lieben“ wie Farah Fawkett, Oliver Newton-John oder Carrie Fisher abgefeiert.

Eisenherz-Seite aus YPS

Als Gimmick liegt mit einer Länge von knapp drei Metern mal wieder der legendäre „Solar-Zeppelin“ bei. Als Comics ist neben den Eigengewächsen Yps & Co., Yinni und Yan sowie Pif & Herkules lediglich Prinz Eisenherz als großer Comicklassiker vertreten. Zum Abdruck kommen in Bonbonfarben neu kolorierte Seiten aus dem Jahre 1975 an denen neben Hal Foster auch bereits sein Nachfolger John Cullen Murphy beteiligt war.

Eizenherz in Originalfarben bei Bocola

Wie vielfältig und abwechslungsreich das teilweise exklusiv für das Heft gezeichnete Comic-Programm in den Hochzeiten von YPS einst war, belegen 2013 einige Spezial-Bände. Die erste Ausgabe hatte Dominik Scherer von der YPS-Fanpage zusammengestellt.

Vorgestellt wurden auf 68 Seiten in teilweise sehr kleinen Häppchen – doch unverändert, so wie einst in YPS veröffentlicht – Serien wie Percy Pickwick, Piffi, Gespenster GmbH, Isegrims Abenteuer, Captain York oder Robin Ausdemwald.

Nicht unerwähnt bleiben sollte noch, dass seinerzeit auch Serien wie Asterix, Lucky Luke, Garfield, Isnogud, das Marsupilami, Buddy Longway, Umpah Pah oder Jimmy das Gummipferd in YPS gastierten, deren Rechte teilweise bei Egmont liegen. Schaun wir mal, wann das nächste YPS kommt.

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