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Jens Harder: ALPHA – directions

In seinem Standartwerk Comics richtig lesen schrieb Scott McCloud: “Die wenigen Zentimeter, die uns in einer Sequenz von einer Sekunde zur nächsten befördern, versetzen uns in einer anderen womöglich um Hundert Millionen Jahre.“ Während solche 2001: Odyssee im Weltraum-Momente (Knochen fliegt hoch, die nächste Einstellung zeigt ein Raumschiff) auch im Comic eher sparsam eingesetzt werden, sind sie bei Jens Harders ALPHA – directions fast schon der Regelfall.

Jens Harder: ALPHA - directions

Auf 336 Seiten wird hier die Geschichte der Evolution “vom Urknall bis zu den ersten Hominiden“. Hierzu hat Jens Harder (Gilgamesch) in vierjähriger Arbeit ungefähr 2.000 Zeichnungen erstellt, was bei einer sich über 14 Milliarden Jahre erstreckenden „Handlung“ “im Schnitt ein Bild alle 7 Millionen Jahre“ bedeutet.

Jens Harder: ALPHA - directions

Der 1970 in Weißwasser / Oberlausitz geborene Harder sieht sein voluminöses aber textarmes Buch zwar als eine Art Bilder-Bibel, doch er stellt keine Schöpfungsgeschichte im religiösen Sinne dar. Zwar tauchen immer wieder Querverweise zu den Weltreligionen auf, doch genauso baut er Zitate zu populärkulturellen Mythen wie King Kong oder Godzilla ein.

Jens Harder: ALPHA - directions

Harders Darstellung der Entwicklung des heutigen Universums sieht er als eine “mögliche Weltwerdung“, wobei er im Nachwort zugibt, dass bei der Entscheidung zwischen verschiedenen Evolutionstheorien auch ein möglichst “hoher Grad an Visualisierbarkeit“ eine große Rolle spielt.

Jens Harder: ALPHA - directions

Harders kapitelweise mit immer nur einer einzigen Schmuckfarbe kolorierten sehr detailreichen Bilder fesseln. Die Faszination an Dinosauriern, die maßgeblich zur Entstehung des Buches beitrug, ist den entsprechenden Zeichnungen immer noch sehr deutlich anzumerken.

Jens Harder: ALPHA - directions

Bei schneller Lektüre wird ALPHA – directions zu einem beeindruckenden wild in alle Richtungen wuchernden Exkurs, der einen schier unglaublich langen Zeitraum zusammenrafft. Dank knapper aber sehr übersichtlicher Anhänge und Zeittafeln zu allen Kapiteln taugt ALPHA – directions aber auch als Nachschlagewerk.

Jens Harder: ALPHA - directions

Jens Harder – der durch seine langjährige Beschäftigung mit der Entstehung unserer Welt nur noch bedingt an Lebensplanung glaubt – hat bereits die Fortsetzung Beta …civilisations: Teil 1 seiner Serie über die Evolutionsgeschichte fertiggestelt.

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Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

In Frankreich ist es durchaus üblich, dass mehrere Zeichner gleichzeitig an einer Serie arbeiten, um einen raschen Veröffentlichungstakt zu ermöglichen. Man denke nur an die von Frank Giroud getextete und von zehn Zeichnern realisierte Reihe Zehn Gebote. Ähnlich funktioniert auch die von 2013 bis 2016 zunächst in vier Alben bei Castermann veröffentlichte Serie Femmes en Résistance, die nach einem Konzept von Emmanuelle Polack von den Autoren Régis Hautière und Francis Laboutique verfasst wurde.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Im Zentrum des Geschehens stehen vier Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben gelassen haben. Für den Zusammenhalt der Geschichte sorgen gleich zwei fiktive Rahmenhandlungen, sich über alle vier Alben erstrecken. Die Erste spielt in der Gegenwart und erzählt von einer jungen Frau, die im Nachlass ihrer verstorbenen Tante eine Schatulle mit Dokumenten vorfindet. Diese stammen von Anna Schaerer, einer geheimnisvollen Frau, die vorgab Journalisten zu sein, doch zugleich aber auch ab 1937 als Spionin tätig war. In einer zweiten Rahmenhandlung ist diese immer wieder auftauchende Dame das Bindeglied zwischen den vier Frauen des Widerstands.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Das erste Album wurde von Pierre Wachs (Das geheime Dreieck) gezeichnet und handelt von der in den 30er-Jahren sehr populären englischen Fliegerin Amy Johnson. Dieser gelang damals ein Alleinflug von Großbritannien nach Australien. Trotz ihrer Erfahrung lehnte es die RAF ab, sie im Zweiten Weltkriegs als Kampfpilotin einzusetzen. Stattdessen flog sie für eine Organisation, die auch weibliche Piloten einsetzte, um fertiggestellte Kampfflugzeuge an die Front zu überstellen. Bei einem Einsatz im Januar 1941 starb Amy Johnson unter nicht mehr genau zu klärenden Umständen. Der manchmal etwas umständlich erzählte Comic beschäftigt sich auch mit dem komplizierten Liebesleben der Flugpionierin.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Der zweite Band der Reihe Femmes en Résistance dürfte der Hauptgrund für das Erscheinen einer Gesamtausgabe der französischen Serie in Deutschland sein, denn im Zentrum steht hier die Widerstandskämpferin Sophie Scholl. Erwähnenswert dürfte sein, dass dieses Album in Frankreich bei AMAZON bereits vergriffen ist und gebraucht schon recht hoch gehandelt wird. Die oftmals recht detaillierten Zeichnungen stammen von Marc Weber und die Story macht auch hier wieder einige komplizierte Verrenkungen, um das spannende Leben der Mitglieder der Weißen Rose an den Leser zu bringen.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

In der Comic-Geschichte wird Anna Schaerer von Admiral Canaris, dem den Nazis sehr skeptisch gegenüberstehenden Leiter des deutschen Militär-Geheimdienstes, nach München geschickt, um herauszufinden, wer dort antifaschistische Flugblätter verteilt. (Canaris sieht im Comic übrigens genauso aus wie O. E. Hasse im gleichnamigen deutschen Kinofilm von 1954.) In der damaligen „Hauptstadt der Bewegung“ lernt Anna Schaerer die junge Sophie Scholl kennen und freundet sich mit dieser an. Anna kann jedoch nicht verhindern, dass Sophie und ihr Bruder Hans verhaftet und durch die Guillotine hingerichtet werden.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Die Mischung aus fiktiven und tatsächlichen Handlungselementen ist nur bedingt gelungen, denn das tatsächliche Leben von Sophie Scholl und den Mitgliedern der Weißen Rose verlief sehr viel interessanter und spannender als im Comic.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Band 3 wurde von Johann Leroux alias Ullcer gezeichnet und beschäftigt sich mit dem Leben der 1893 in Marseille geborenen Berty Albrecht. Diese engagierte sich europaweit für Menschenrechte und die Gleichstellung der Frau. Ab 1933 half sie Menschen, die aus Nazi-Deutschland geflohen waren, und während der deutsche Besatzungszeit veröffentlichte sie Untergrund-Zeitungen. 1943 wurde Berty Albrecht von der Gestapo verhaftet und gefoltert, kurz darauf erhängte sie sich. Natürlich wird auch in dieser Comic-Geschichte das Schicksal der historischen Figur mit dem Leben der mysteriösen Anna Schaerer verknüpft.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Die “Wahrheit“ über diese fiktive Figur enthüllt schließlich der vierte und letzte Band der Reihe. Im Zentrum steht diesmal Mila Racine, eine 1921 in Moskau geborene Jüden, die sich im antifaschistischen Widerstand engagierte und 1945 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet wurde. Die Zeichnungen stammen von Olivier Frasier, dessen Bilder weniger in der Tradition der manchmal etwas steril wirkenden “realistischen“ frankobelgischen Comic-Alben stehen, sondern – thematisch passend – oft roh und hart wirken. Optisch ist dies Album ganz sicher der Höhepunkt der vierteiligen Serie.

Sterben für die Freiheit – Sophie Scholl und Frauen des Widerstands

Noch bevor in Frankreich eine Gesamtausgabe der Femmes en Résistance erschienen ist, hat Panini die Serie im etwas kleineren “Graphic-Novel-Format“ gebunden, gebündelt und garniert mit interessanten Hintergrundinfos zum günstigen Preis von 24,99 Euro veröffentlicht.

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Sabrina Schmatz: München 1945 – Band 2: Konstanze

München, April 1945. Der Zweite Weltkrieg ist für die Deutschen verloren und die Amerikaner sind in München eingetroffen. Im Nachkriegsdeutschland mangelt es an Vielem und langsam werden die Münchener mit dem Grauen der Diktatur konfrontiert. Konzentrationslager und Krematorien werden nicht ausgespart. Und irgendwie muss der Alltag wieder Einzug halten.

Sabrina Schmatz: München 1945 – Band 2: Konstanze

Bei der Arbeit kommen sich die 21-jährige Krankenschwester Konstanze Hofer und der 25-jährige amerikanische Sanitäter Daniel Stevens näher. Die packende Lovestory „München 1945“ nimmt weiter Fahrt auf und ersten Bewährungsproben müssen bestanden werden. Die Dialoge zwischen den beiden nehmen sehr viel Raum ein und verleihen der Geschichte Tiefe.

Sabrina Schmatz: München 1945 – Band 2: Konstanze

Liebevoll und prägnant charakterisiert Sabrina Schmatz die handelnden Personen. Ihre Bleistift-Zeichnungen wirken skizzenhaft, passen aber einfach zu Zeit und Stimmung, geben Dynamik und Lebendigkeit. Im Comic sprechen die Amerikaner tatsächlich Englisch – eine Übersetzung gibt es nicht, fehlt aber auch nicht, sondern verleiht Authentizität.

Sabrina Schmatz: München 1945 – Band 2: Konstanze

Ein, in allen Belangen überzeugendes Erstlingswerk von Schmatz; das Cover zieht einen von Anfang an in seinen Bann und der Inhalt lässt einen nicht los. Spannend ist, wie es weitergehen wird, der dritte Band liegt auch schon vor.

Norbert Elbers

Sabrina Schmatz: München 1945 – Gesamtausgabe

Mittlerweile liegen alle sechs Bände von München 1945.vor. Der Carlsen Verlag hat – mit dem Untertitel Eine Liebesgeschichte am Ende des Krieges – eine zweibändige gebundene Gesamtausgabe gestartet.

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COMICIADE 2016

COMICIADE 2016Vom 9. bis 11. September fand im Aachener Ludwig Forum zum zweiten Mal die COMICIADE statt.

COMICIADE 2016

Ein gewaltiges Wandgemälde mit Charlie Brown und seinen Freunden wurde exklusiv für die Comiciade von der in Aachen anwesenden Peanuts Zeichnerin Vicki Scott entworfen und wird auch weiterhin das Stadtbild der Kaiserstadt beleben.

ICIADE

Auch viele der anwesenden Zeichner erwiesen den Peanuts ihren Tribut!

COMICIADE 2016

Besonders gut gefallen hat mir der Beitrag von Timo Wuerz (Aaron und Baruch).

COMICIADE

Viele der Motive gab es auch als Klebe-Bilder zum Sammeln.

COMICIADE 2016

Haupt-Austragungsort war wieder das Ludwig Forum.

COMICIADE 2016

Bereits  bei der Eröffnung herrschte gute Stimmung bei den Gästen und beim COMICIADE-Team.

COMICIADE 2016

Eine Ausstellung war dem neuen Vater und Sohn Team Ulf K. und Marc Lizano gewidmet.

Ein weiterer Schwerpunkt waren Kinderbücher.

COMICIADE 2016

Anwesend waren Jörg Hilbert der Schöpfer von Ritter Rost

COMICIADE

… und Silvio Neuendorf, der Erfinder von Käpt’n Sharky.

COMICIADE

Zu Gast war auch YPS-Zeichner Oliver Gerke.

Ein weiterer Veranstaltungsort war die ehemalige St. Elisabeth Kirche.

COMICIADE

Dort fand Cosplay statt.  Hier im Bild: Lani von Riddle Costumes.

COMICIADE

Die Kirche ist jetzt ein Hotel und dort wo früher der Altar war, ist nun ein Altar.

COMICIADE

Natürlich war auch Spider-Man anwesend.

COMICIADE

Einer der vielen Höhepunkte war der mitreißende Auftritt von Kai Havaii & Stefan Kleinkrieg. Die beiden EXTRABREIT-Musiker begeisterten mit einer konzertanten Lesung.

COMICIADE

Kein Besucher musste hungern, denn es gab jede Menge Karl-der- Kleine-Printen.

2018 geht es weiter mit der COMICIADE!

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Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Die jüdische Schauspielerin Channa Maron war in Deutschland nur in zwei kurzen Zeiträumen bekannt. 1931 wurde sie von Erich Kästner höchstpersönlich dazu auserkoren, am Deutschen Theater in Berlin das erste “Pünktchen“ in einer Inszenierung seines Kinderbuchs Pünktchen und Anton zu spielen. Noch im selben Jahr war die Jungdarstellerin in der Anfangsszene von Fritz Langs Film-Klassiker M – Eine Stadt sucht einen Mörder als jenes Mädchen zu sehen, das den Abzählreim Warte, warte nur ein Weilchen… aufsagte.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Channa Maron verließ Deutschland zusammen mit ihrer Mutter, nachdem die Nazis an die Macht kamen. In Israel wurde sie zur bekanntesten Bühnenkünstlerin des Landes und 1970 nach London zu einem Casting für das Musical Anatevka eingeladen. Auf dem Weg dorthin hatte sie eine Zwischenlandung in München und fiel dort einem von palästinensischen Terroristen verübten Sprengstoffattentat zum Opfer. Sie verlor ihr linkes Bein, kehrte aber an die Bühne zurück. Bis zu ihrem Tode im Jahre 2014 engagierte sie sich für ein friedliches Miteinander von Israelis und Palästinensern.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Das bewegte Leben von Channa Maron steht im Zentrum eines biographischen Comics, der bei Reprodukt erschienen und zugleich auch der Katalog einer vom Goethe Institut Israel initiierten Ausstellung ist. Hieran sind gleich zwei Künstler beteiligt. Der israelische Illustrator David Polonsky, der am Animationsfilm Waltz with Bashir mitarbeitete, hat zehn Bilder von Channa Maron angefertigt, die diese in ihren größten Rollen zeigen. Kurze Texte erklären sowohl die zugehörigen Inszenierungen, als auch die zeitgleich stattfindenden privaten und politischen Ereignisse.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treu

Noch interessanter ist der Ansatz der deutschen Comic-Zeichnerin  Barbara Yelin (Gift, Irmina), die in Form von jeweils zweiseitigen Comicgeschichten zehn wichtige Abschnitte aus Channa Marons Leben in Szene setzte. Grundlage dieser Erzählungen sind Gespräche, die Barbara Yelin mit Verwandten und Bekannten der Schauspielerin führte.

Barbara Yelin: Vor allem eins: Dir selbst sei treuDas schön aufgemachte querformatige Buch bietet einen ebenso spannenden wie menschlich anrührenden Einblick in ein sehr bewegtes Künstlerleben, das Channa Maron konsequent  unter dem Motto “Manchmal ist es wichtiger ein Mensch zu sein, als ein Schauspieler“ führte.

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John Lennon: Sein Leben nach den Beatles

Bei Boiselle & Ellert erschien bereits die Neuauflage einer “Graphic Novel Biographie“ über die Beatles, die Arthur Ranson in den 80er Jahren zeichnete. Daran knüpft jetzt eine weitere Veröffentlichung des Verlags an. Nach Texten und Seitenlayout-Vorgaben des Verlagschefs Steffen Boiselle erzählt die spanische Zeichnerin Olga Carmona Peral davon, wie das Leben von John Lennon nach seiner Zeit bei den Beatles verlief.

John Lennon: Sein Leben nach den Beatles

Die aus 22 Comicseiten bestehende Erzählung wurde zunächst im Musik-Magazin “Good Times“ veröffentlicht. Für die Buchveröffentlichung wurde das Werk mit zusätzlichen Illustrationen, Textzitaten und einem kleinen Making Of noch etwas angedickt. Genau wie schon bei Ransons Comic-Biographie zu den Beatles gibt es auch hier eine Variant-Cover-Edition. Diese ist auf 180 Exemplare limitiert und enthält neben einem von Boiselle signierten Druck noch einen Kühlschrank-Magneten.

John Lennon: Sein Leben nach den Beatles
Variant-Cover

Inhaltlich kann das Werk durchaus überzeugen. Die Zeichnungen wirken auf den ersten Blick etwas schlicht, bringen den Inhalt aber dennoch gut an den Leser. Interessant ist unter anderen, dass auch davon erzählt wird, wie sich John Lennon und Paul McCartney nach der Trennung der Beatles langsam wieder annäherten. Nachdem ihr Streit “weitgehend beigelegt“ war, freute sich Paul sogar darüber, dass John nach einer längeren Trennung wieder mit Yoko zusammen war und auch noch Vater wurde.

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Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Das Lebensmotto von Harvey Pekar (“American Splendor“) könnte fast in einem Zitat aus diesem Comic zusammengefasst werden: “Was weiß ich schon? Ich mache Comics und schreibe über Jazz.“ Doch zugleich ergänzt er diesen Satz noch: “Aber ich kenne den Unterschied zwischen Recht und Unrecht.“

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Es erscheint zunächst etwas anmaßend wenn Pekar sich im letzten von ihm geschriebenen Comic auf 170 Seiten mit Israel beschäftigt, ohne jemals selbst dort gewesen zu sein. Doch seine auf angelesenes Wissen und lebenslanger Beobachtungen seines jüdischen Familienumfelds basierenden Überlegungen führen zum selben Resultat, wie Joe Saccos vor Ort gewonnenen Erkenntnisse, die er zu seinem Reportage-Comic “Palästina“ verarbeitete.

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Sacco beobachtete, wie drei israelischen Soldaten einen palästinensischen Jungen verhören und diesen dabei einem starken Regenguss aussetzen, während sie selbst trocken unter einem Vordach stehen. Sacco schlussfolgert, dass der Junge bestimmt nicht denken wird: “Eines Tages werden wir eine bessere Welt haben und diese Soldaten und ich, wir werden uns als Nachbarn grüßen.“

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Harvey Pekar schreibt am Ende von “Ein anderes Israel“: “Wir sind nicht automatisch frei von Schuld, weil wir Juden sind. Auch wenn Juden lange unterdrückt wurden, Israels Ruf nach Fairness klingt falsch, wenn die Palästinenser so behandelt werden.“ Woher Pekar seine Informationen bezieht, die bei ihm zu dieser Schlussfolgerung führten, davon handelt sein Comic. Die Geschichte spielt scheinbar nur an einem einzigen Tag, umfasst aber dennoch einen deutlich längeren Zeitraum, denn Pekars historischer Exkurs beginnt bei Adam und Eva.

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Pekar erzählt in “Ein anderes Israel“ wie ihn der ebenfalls jüdisch stämmige Zeichner JT Waldman Pekar in seiner Heimatstadt Cleveland besucht und beide ein riesiges Antiquariat und eine Bibliothek besuchen. Zwischendrin gehen die beiden essen, wobei Waldman gerade noch verhindern kann, dass es zu Burger King geht. Die ganze Zeit über erzählt Pekar von der Geschichte Israel und Waldman setzt diese manchmal etwas trockenen Fakten sehr lebendig – aber oft auch arg schlampig – in Szene.

Harvey Pekar: Ein anderes Israel

Das Resultat ist eine faszinierende Geschichtsstunde und zugleich eine letzte Begegnung mit dem eigenwilligen Comic-Autor Harvey Pekar, der 2010 verstarb und auch in diesem Comic sehr viel Persönliches preisgibt. Abgerundet wird “Ein anderes Israel“ durch einen Prolog von Pekars Witwe Joyce Brabner, die von Pekars komplizierten Verhältnis zu seinen Eltern erzählt.

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Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Wenn Jiro Taniguchi (Die Sicht der Dinge) aus dem Leben einer buddhistischen Religionsstifterin erzählt, dann ist das Resultat kein religiöser Erbauungsroman, sondern eher das japanische Gegenstück zu Anna Wimschneiders Erfolgsroman “Herbstmilch – Lebenserinnerungen einer Bäuerin“. Im Zentrum des Comics stehen die Jugendjahre von Tomoji Uchida, die nachdem sie 1932 ihren Cousin Fumaki Ito heiratete, gemeinsam mit diesem die Religionsgemeinschaft Shinnyo-En gründete.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Tomoji wurde 1912 in einfachen Verhältnissen in einem kleinen Bergdorf westlich von Tokyo geboren. Dort wuchs sie im Kreise einer weit verzweigten Familie zwar relativ behütet auf, wurde aber dennoch mit zahlreichen Schicksalsschlägen, wie dem Tod ihres Vaters und einiger Geschwister, konfrontiert. Sie kam damit besser klar als ihre Mutter, die eines Tages einfach aus dem Leben ihrer Kinder verschwand.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Taniguchi realisierte diesen Comic im Auftrag einer buddhistischen Religionsgemeinschaft. Er akzeptierte das Angebot unter der Bedingung, dass er sich bei der Erzählung Freiheiten erlauben und fiktive Ereignisse mit einbauen durfte. Gemeinsam mit der Autorin Miwako Ogihara zeigte sich Taniguchi stärker daran interessiert von den Härten eines arbeitsreichen Lebens auf dem Lande, als von den möglicherweise daraus resultierenden spirituellen Erkenntnissen zu erzählen.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Ganz ohne mystische Elemente kommt die Geschichte jedoch nicht aus. Der Aufhänger der Story ist eine nicht stattgefundene Begegnung zwischen Tomoji und ihrem späteren Ehemann Fumaki. Die Beiden verpassten sich 1925 knapp, als Fumaki auf dem Lande als Fotograf unterwegs war. Doch die manchmal etwas seltsam verschachtelt erzählte Geschichte vermittelt den Eindruck, dass das Paar, allen Widrigkeiten zum Trotz, füreinander bestimmt ist.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Doch in erster Linie erfreut auch dieses Werk von Taniguchi durch die Akribie mit der nur scheinbar banale Alltäglichkeiten nachfühlbar geschildert werden. Die deutsche Ausgabe von Carlsen erscheint in westlicher Leserichtung und enthält als Anhang ein aufschlussreiches Gespräch mit Taniguchi. Sehr schön ist auch, dass die jeweils ersten Seiten der sechs Kapitel in Farbe zum Abdruck kommen.

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Sabrina Schmatz: München 1945

Die Türme der Frauenkirche stehen 1945 noch, doch ansonsten liegt München großteils in Trümmern. Vom Himmel fallen Flugblätter, auf denen die US-amerikanischen Truppen ihren Einmarsch in die Stadt ankündigen und die Bürger dazu auffordern Vernunft zu bewahren und keinen Widerstand zu leisten. Dadurch soll den Fanatikern “das Heft aus der Hand“ genommen werden.

Sabrina Schmatz: München 1945

Vor diesem Hintergrund empfindet das junge Mädchen Konstanze den Einmarsch der US-Truppen durchaus als Befreiung. Sie ist jedoch entsetzt, als die Wohnung ihrer Freundin Franziska von den Militärs beschlagnahmt und diese zusammen mit ihrem kleinen Sohn einfach auf die Straße gesetzt wird.

Sabrina Schmatz: München 1945

Zugleich fragt sich Konstanze ob die Deutschen „diese Verluste nicht irgendwie verdient haben“. Sie freundet sich ein wenig mit dem jungen amerikanischen Sanitätssoldaten Daniel an, was nicht nur bei ihrem aus dem Krieg heimkehrenden Cousin Roman auf wenig Verständnis stößt…

Sabrina Schmatz: München 1945

Sabrina Schmatz hat “München 1945“ in einem skizzenhaften Stil veröffentlicht, da sie “leider kein gutes Händchen“ hat, “was tuschen betrifft“ und befürchtet “alle Dynamik einfach tot“ zu inken. In der Tat sah schon so manche Comic-Erzählung sehr viel lebendiger aus, bevor sie dann mit dicken Umrisslinien und üppiger Farbgebung zum Drucker geschickt wurde.

Sabrina Schmatz: München 1945

Die Postkarten mit den Protagonisten aus “München 1945“, die Sabrina Schmatz auf dem Comic-Salon in Erlangen im Angebot hatte, zeigen jedoch, dass sie sehr gut mit Farben und konkreten Konturen klar kommt. Der skizzenhafte Stil mit dem sie “München 1945“ realisiert hat, passt jedoch sehr gut zu den unsicheren Verhältnissen am Ende des Zweiten Weltkriegs.

Sabrina Schmatz: München 1945 – Gesamtausgabe

Mittlerweile liegen alle sechs Bände von München 1945 vor. Der Carlsen Verlag hat – mit dem Untertitel Eine Liebesgeschichte am Ende des Krieges – eine zweibändige gebundene Gesamtausgabe gestartet.

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Nils Oskamp: Drei Steine

In den 80er-Jahren wurde der Dortmunder Schüler Nils Oskamp Opfer von rechtsradikaler Gewalt. Er wiedersprach Mitschülern, die den Holocaust leugneten und machte sich über deren Anschauung offen lustig. Nachdem er einen Aufkleber der rechten Partei FAP entfernte, wurde er von drei Mitschülern brutal zusammengeschlagen. Doch obwohl er in der Schule und im Elternhaus keinerlei Unterstützung erfuhr, bestärkte die brutale Untat Nils Oskamp darin, weiterhin offen gegen Neonazis vorzugehen.

Nils Oskamp: Drei Steine

Eins der Resultate davon ist der Comic Drei Steine, in dem Oskamp die damaligen Ereignisse und seinen weiteres Lebensweg aufarbeitet. Bei oberflächlicher Lektüre könnte der Eindruck entstehen, dass Oskamps Erlebnisse eng mit den Verhältnissen in den achtziger Jahren zusammenhängen, als es offen rechtsradikale Lehrer gab, die noch in der Zeit des Dritten Reichs aktiv waren und ihre Schüler zweifelhaftes Liedgut singen ließen. Doch im Anhang des Comics informiert der Artikel “Kontinuität des Hasses“ von Alice Lanzke darüber, wie stark auch heute noch Nazis in Dortmund (und nicht nur dort) aktiv sind.

Nils Oskamp: Drei Steine

Nils Oskamps Comic ist ganz gewiss eine sehr gute Diskussionsgrundlage um über das Thema Rechtsradikalismus im Unterricht zu diskutieren, zumal die Handlung zu einem großen Teil in einer Schule spielt. Daher ist es sehr erfreulich, dass dank Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung hier gratis “Schulbuch-Exemplare“ des Comics bestellt werden können. Die Comic-Erzählung ist in den broschierten Ausgaben für den Unterricht zwar nicht ganz so umfangreich wie in der Panini-Hardcoverausgabe, doch die fehlenden Handlungselemente sind durch Prosa-Einschübe problemlos nachzuvollziehen.

Nils Oskamp: Drei Steine

Nils Oskamp gelang mit Drei Steine eine Comic-Erzählung, die keinen Leser kalt lassen dürfte und unweigerlich zum Nachdenken anregt.

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