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Aus einem deutschen Leben

Im Januar 1979 wurde die US-Serie Holocaust Die Geschichte der Familie Weiss, die in den dritten Programmen der ARD in einer gekürzten Version gezeigt wurde, zu einem großen Erfolg. Danach kam die Frage auf, warum in Deutschland keine ähnlich aufrüttelnde filmische Auseinandersetzung mit der Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten entstanden ist.

Doch tatsächlich kam bereits ein Jahr vor Holocaust (und nahezu ein halbes Jahrhundert vor The Zone of Interest) ein deutscher Film in die Kinos, der das Thema nicht minder eindringlich behandelte, allerdings ausschließlich aus der Täterperspektive erzählt wurde. Basierend auf dem Roman Der Tod ist mein Beruf von Robert Merle setzte Theo Kotulla in Aus einem deutschen Leben wichtige Stationen aus dem Leben des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in Szene.

Im Gegensatz zu Guido Knopps ZDF-Dokus wie Hitlers Helfer beschäftigt sich Kotullas Film sehr damit, wie aus einem jungen Mann nicht nur ein überzeugter Nazi, sondern ein skrupellos alles Menschliche beiseiteschiebender Verbrecher werden konnte. In der ersten Hälfte folgt der Film nur bedingt der lückenhaft überlieferten Biografie von Rudolf Höß. Daher trägt die Hauptfigur den Namen Franz Lang, den Rudolf Höß benutzte, als dieser vergeblich versuchte nach dem Krieg unterzutauchen. Losgelöst vom „tatsächlichen Höß“ versucht Theo Kotulla jenes Lebensgefühl voller Selbstzweifeln zu vermitteln, das etliche junge Deutsche in die Fänge der Nazis getrieben hat.

Der Film beginnt 1914 und zeigt den jungen Franz Lang, der zunächst vergeblich versucht Soldat zu werden. Nachdem ihm dies gelingt, wird er für seine Tapferkeit ausgezeichnet, lebt jedoch nach dem Ersten Weltkrieg in Armut. Recht eindringlich zeigt Kotulla, wie der eigenbrötlerische Lang daran scheitert, sich kollegial in die Arbeitswelt einzufügen und schließlich bei der SA landet, wo er Karriere macht.

Den jungen Lang spielt Kai Taschner, der jedoch vom Hauptdarsteller Götz George synchronisiert wird. Dies wirkt etwas befremdlich, ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an diesem Film, in dem Götz George eine der besten darstellerischen Leistungen seiner bemerkenswerten Karriere erbringt. Obwohl George als Lang häufig rücksichtslos vorgeht, wird jederzeit klar, dass in seinem (wie es heute wohl heißt) “Mindset“ kein anderes Handeln im Angebot ist.

Wenn in Aus einem deutschen Leben gezeigt wird, wie Lang bzw. Höß schließlich 1941 die Leitung des KZ Ausschwitz übernimmt, orientiert sich der Film sehr nah an den tatsächlichen Ereignissen. Kotulla konnte hierzu an Originalschauplätzen im Stammlager Ausschwitz und im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau drehen.

Dennoch wurde der Film “ab 12 Jahren“ freigegeben, denn es wird nicht das Unmögliche versucht und Bilder für das unvorstellbare Grauen gesucht, dem die KZ-Häftlinge täglich ausgesetzt waren. Im Zentrum der Handlung steht Götz George, der einen erstaunlicherweise niemals unsympathisch wirkenden Karrieristen verkörpert, der ein wichtiges Rädchen im Getriebe des Holocausts war.

Bei Filmjuwelen ist eine vorbildlich aufgemachte Blu-ray-Edition erschienen, die als Bonus noch den 1968 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichneten Kurzfilm “Vor dem Feind“ von Theo Kotulla (18:09 min), den deutscher Trailer (4:08 min) und ein 28-seitige Booklet mit Texten von Oliver Bayan enthält.

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Barbara Yelin: Emmie Arbel

Bereits der 2022 erschienene Band Aber ich lebe – Vier Kinder überleben den Holocaust enthält einen 37-seitigen Comic von Barbara Yelin über Emmie Abel. Diese wurde 1942 zusammen mit ihrer jüdischen Familie aus den Niederlanden deportiert. Im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern überlebte sie die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen.

Barbara Yelin zeigt wie die achtjährige Emmie 1945 kurz nach der Befreiung miterleben muss, wie ihre Mutter stirbt. Die Comickünstlerin arbeitete für ihren Comic eng mit Emmie Arbel zusammen und erzählt auch davon, wie diese noch heute darüber nachdenkt, ob ihre Mutter vielleicht überlebt hätte, wenn sie ihrer Tochter nicht ihr Essen gegeben hätte.

Emmie Arbel war zunächst skeptisch, ob eine Graphic Novel das richtige Medium wäre, um ihre Erlebnisse zu erzählen. Doch als sie das Resultat sah, war sie – genau wie Barbara Yelin – der Meinung, dass knapp 40 Seiten bei weitem nicht ausreichen, um ihren Erinnerungen gerecht zu werden.

Daher entstand mit Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung ein 160-seitiger Comic, der sich auch äußerst intensiv damit beschäftigt, dass die Befreiung aus dem KZ kein Happy End war, weil danach das Leiden nicht aufhörte. Auf Emmie Arbels ausdrücklichen Wunsch hin thematisiert Barbara Yelin im Comic auch, dass die knapp zehnjährige Holocaust-Überlebende von dem Vater ihrer niederländischen Pflegefamilie ein Jahr lang fast jeden Tag sexuell missbraucht wurde.

Trotz der Einblicke in schreckliche Finsternisse ist der Comic kein durchgehend trauriges Buch. Barbara Yelin erzählt auch davon, wie Emmie Arbel nachdem sie nach Israel immigrierte – trotz zahlreicher Widerstände – ihren eigenen Weg ging und heute viel Zeit mit ihren Töchtern und ihrem Enkel im Garten ihres Hauses in der Nähe von Haifa verbringt.  

Mit Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung gelang Barbara Yelin eine Graphic Novel, die sich durch die wohlüberlegte kunstvolle Visualisierung und die menschliche Nähe, die die Autorin zur Hauptfigur aufbaut, ebenso intensiv wie Art Spiegelmans Klassiker Maus mit dem Schicksal von Holocaust-Überlebenden beschäftigt.

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Swamp Thing – Classic Collection

Len Wein, schrieb für Marvel allerlei Superhelden-Comics und war einer der Schöpfer von Wolverine. Zugleich hatte er aber auch ein Faible für Horrorgeschichten. So dachte er sich 1971 für den Zeichner Bernie Wrightson die tragische Geschichte von Alex Olsen aus. Der Wissenschaftler wurde im vorletzten Jahrhundert von seinem angeblichen Freund Damian umgebracht, da es dieser auf Olsens Frau Linda abgesehen hatte. Damian vergrub Alex in den Sümpfen von Louisiana.

Doch der Verstorbene ging eine Metamorphose mit den wilden Sumpfblüten ein, wurde zum mächtigen Swamp Thing und rächte sich bitterlich an seinem Mörder. Durch diese Untat und seine nun etwas blumige Erscheinung entfremdete sich Alex allerdings von seiner Frau und traurig ging das Ding zurück zu “seinem einzigen Freund“, dem Sumpf…

Diese im DC-Heft House of Secrets 92 auf nur acht Seiten erzählte Geschichte wurde zu einem gewaltigen Erfolg und die Leserschaft verlangte Nachschub. Nach anfänglichem Zögern machten sich Wein und Wrightson daran, aus Swamp Thing einen Serienhelden zu machen.

Sie verlagerten die Geschichte in die damalige Gegenwart und ließen diesmal den Biologen Alec Holland zum tragisches Ungetüm werden. Er traf auf ein nur leicht modifiziertes Monster von Frankenstein, aber auch auf Batman. Nach zehn Heften verließ Wrightson die Serie und drei Ausgaben später ging auch Len Wein von Bord. 1976 war dann erst einmal Schluss mit Swamp Thing.

Als 1982 ein von Wes Craven (Scream) gedrehter gar nicht einmal so guter Film in die Kinos kam, wurde der Comic unter dem Titel The Saga of the Swamp Thing neu gestartet. So richtig ab hob die Serie jedoch erst, nachdem der Brite Alan Moore (Watchmen) mit Heft 20 seinen ersten US-Comic textete. Er blieb der Serie bis 1987 treu und führte dabei ganz nebenbei den Detektiv und Magier John Constantine ein.

Die zehn von Wrightson gezeichneten und die von Moore getexteten Comics mit Swamp Thing wurden bei uns bereits in den 90er-Jahren veröffentlicht. Was zwischendrin mit dem “Ding aus den Sümpfen“ (so der Untertitel der Carlsen-Ausgabe) geschah, kann erst jetzt bei Panini in einer Classic Collection auf 900 Seiten nachgelesen werden, die neben den von Wrightson gezeichneten Comics auch noch die Comicadaption des Craven-Films enthält.

Es ist schon ein ziemlicher Bruch zu spüren, als das Artwork in Ausgabe 11 nicht mehr von Wrightson, sondern vom philippinischen Zeichner Nestor Redondo stammt. Swamp Thing ist plötzlich kein mysteriöses Pflanzenwesen mehr, sondern ein grünhäutiger Muskelprotz. Doch Redondo verpasste dem Sumpfmonster schon recht bald wieder den gewohnten Look, während die meistens von David Michelinie verfassten Stories durchaus bei der Fabulierfreude von Len Wein mithalten können.

Beim Neustart der Serie als The Saga of the Swamp Thing wurden die fast immer von Martin Pasko geschriebenen Geschichten zunächst von Thomas Yeates zu Papier gebracht, der seit 2012 auch die neuen Abenteuer von Prinz Eisenherz zeichnet. Während Yeates recht ansprechende Titelbilder gelangen, wirken seine routiniert ausgeführten Comicseiten oft etwas steril. Paskos Geschichten hingegen sind gelegentlich ganz schön wirr und seine in Bayern angesiedelte Storyline erzählt nicht immer geschmackssicher auch vom Holocaust.

Nach einem kurzen recht ansehnlichen Gastspiel der Brüder Scott & Bob Hampton übernahmen ab 1983 Stephen R. Bisette und John Totleben das immer wilder wuchernde Artwork. Dabei wird schon auf den Einsatz von Alan Moore eingestimmt. Die Lektüre der letzten Hefte der Deluxe Edition erleichtert den Einstieg in Paninis dreibändige Edition mit allen von Moore geschriebenen Swamp-Thing-Comics, für die sogar eine ansehnliche Neukolorierung spendiert wurde.

Mittlerweile liegen bei Panini mit Das Vermächtnis des Grüns und vor allem mit dem Deluxe-Band Geschichten aus dem Sumpf weitere interessante Veröffentlichungen zu Swamp Thing vor.

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Eric Heuvel: Kriegsgeschichten

2000 schlug der niederländische Zeichner Eric Heuvel (January Jones) dem Anne Frank Haus in Amsterdam vor, einen Comic über den Zweiten Weltkrieg für junge Leser in Szene zu setzen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Autoren gestaltete Heuvel eine höchst interessante Trilogie, die jetzt gebündelt in einem Hardcover-Band vorliegt.

Eric Heuvel: Kriegsgeschichten

Den Auftakt macht das Album Die Entdeckung, das sich mit der Zeit beschäftigt, als die Niederlande von deutschen Truppen besetzt wurden. Im Zentrum steht eine ganz normale Familie, die sich in jenen Jahren durchschlägt und versucht dabei anständig zu bleiben. Dies ist ganz besonders schwierig für den Vater, der als Polizist den Nazis zuarbeiten muss und auch beim Abtransport von Juden helfen sein soll…

Eric Heuvel: Die Suche

Eine wichtige Figur in Die Entdeckung ist die junge Jüdin Esther, die nach der Machtergreifung der Nazis mit ihrer Familie Deutschland verlassen hat und nach Holland geflohen ist. Sie gerät dabei vom Regen in die Traufe, denn nachdem die Deutschen in Esthers neuer Heimat einmarschiert sind, werden auch dort Juden vom öffentlichen Leben ausgegrenzt.

Eric Heuvel: Kriegsgeschichten

Eric Heuvel setzt diese und die folgenden Geschichten in einem sehr sauber ausgearbeiteten Ligne-Clair-Stil – irgendwo zwischen Hergé und Willy Vandersteen – in Szene. Auf den ersten Blick scheinen seine klaren, manchmal fast schon klinisch reinen, Zeichnungen nicht zum sehr düstersten Thema zu passen. Doch Heuvels Bilder wirken zugleich wie eine exakte Rekonstruktion der damaligen Zeit. Außerdem sind seine Charaktere sympathisch und glaubhaft in Love Stories verstrickt, wodurch der Leser ihnen – wider besseren Wissens – nichts Böses wünscht. Den Einstieg in die Geschichten erleichtern zudem noch in der Gegenwart spielende Rahmenhandlungen.

Eric Heuvel: Die Suche

Mit dem zweiten Album Die Suche drangen Heuvel und seine Co-Autoren noch ein ganzes Stück weiter vor, ins Reich der Finsternis. Esther bricht zu einer Reise in die Vergangenheit auf. Sie besucht jenen niederländischen Bauernhof, auf dem sie sich einst vor den Nazis versteckte und so die Judenverfolgung überlebte. Von ihrem Jugendschwarm Bob erfährt sie, dass ihre Eltern in Auschwitz ermordet wurden. Als Esther Bob in Israel besucht, erfährt sie schreckliche Details über den Leidensweg ihrer Eltern.

Eric Heuvel: Kriegsgeschichten

Das dritte in diesem Sammelband enthaltene Album Die Rückkehr erzählt als deutsche Erstveröffentlichung davon, wie das heutige Indonesien als holländische Kolonie Niederländisch-Indien 1942 von den Japanern besetzt wurde. Das hat schrecklich Folgen für die dort lebenden Kolonisten, die zu Freiwild werden, aber auch für die Einheimischen, die recht bald merken, dass die neuen Herren keine Befreier waren, sondern sie zu ihrem eigenen  Vorteil unterdrückten,  genau wie zuvor die Niederländer.

Eric Heuvel: Kriegsgeschichten

Das Buch wird abgerundet durch ein reich bebildertes und aussagekräftiges Nachwort. Die drei enthaltenen sehr sorgfältig gestalteten und recherchierten historischen Comics sind ideal zum Einsatz in Schulen, aber auch Freunden europäischer Comic-Kunst sei dieser schön aufgemachte Hardcover-Band empfohlen.

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Bald sind wir wieder zu Hause

Sechs Kinder überlebten in Osteuropa während des Zweiten Weltkriegs Antisemitismus und Holocaust. Heute leben sie in Schweden und ein Comic erzählt ihre Geschichten. Die Autorin Jessica Bab Bonde hat die schrecklichen Erlebnisse von Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emerich und Elisabeth in schlichten aber ergreifenden Worten zu 10- bis 20-seitigen Comic-Geschichten zusammengefasst.

Bald sind wir wieder zu Hause

Selma beschreibt ihre Ankunft im Konzentrationslager mit diesen Worten: “Wir wurden zum Hauptmann des Lagers gebracht. (…) Er wählte meine Mutter und tötete sie an jenem Tag zusammen mit tausenden anderen Frauen und Kindern.“ Susanna erzählt aus Bergen-Belsen: “Jeden Tag sahen wir Wagenladungen voller nackter Körper. Sie sahen aus wie Skelette.“

Bald sind wir wieder zu Hause

Der Zeichner Peter Bergting (The Portent) setzt die Schilderungen in (leicht an Mike Mignola erinnernde) unspektakuläre, aber dennoch wirkungsvolle Bilder um. Diese vermitteln zusammen mit den authentischen Texten eine schwache, aber dennoch furchtbare Ahnung davon, was Millionen von Menschen durchgemacht haben. Die sechs Kinder haben zwar überlebt und in Schweden eine neue Heimat gefunden, doch sie verloren ihre Familien.

Bald sind wir wieder zu Hause

Bald sind wir wieder zu Hause ist angesichts von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalttaten gegen Asylanten leider zeitlos. Der Comic ist ideal geeignet für den Einsatz an Schulen, da dieser Wissen durch Schicksale vermittelt, ohne belehrend zu sein.

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Hunters

Al Pacino spielt den Holocaust-Überlebenden Meyer Offerman, der im New York der 70er-Jahre einen bunt zusammengewürfelten Haufen von Nazi-Jägern zusammengetrommelt hat. Das klingt eigentlich ganz vielversprechend und wurde laut Amazon Prime “inspiriert von wahren Begebenheiten“. Hinzu kommt noch der angesagte Regisseur Jordan Peele (Get Out) als Produzent, sowie allerlei Anspielung auf die Pop-Kultur.

Hunters

Angestrebt wurde anscheinend eine Mischung aus Inglourious Basterds und Stranger Things, doch Hunters enttäuscht auf ganzer Linie. Der Hauptgrund ist nicht, dass die Serie vom plakativ-blutigen und möglichst “originellen“ Abschlachten von Nazis (so wird eine Dusche zu einer “Gaskammer“ umgebaut) handelt.

Hunters

Völlig inakzeptabel wird Hunters, durch Rückblenden, die nicht nur ziemlich unbeholfen versuchen, den Holocaust darzustellen, sondern das ohnehin kaum darstellbare Grauen durch frei erfundene Horror-Szenen vermitteln wollen. Besonders misslungen ist eine Sequenz, die zeigt, wie sich jüdische KZ-Häftlinge als lebende Schachfiguren gegenseitig töten müssen.

Hunters

Wer die erste Staffel tatsächlich bis zur 10. Episode durchhält, wird mit gleich zwei völlig hirnrissigen überraschenden Enthüllungen “belohnt“, die darauf hoffen lassen, dass sich der ganze Blödsinn spätestens damit endgültig disqualifiziert hat.

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Chris Scheuer: Reiche Ernte

1984 wurde auf dem 1. Internationalen Comic-Salon in Erlangen der Österreicher Chris Scheuer als „Bester deutschsprachiger Comickünstler“ ausgezeichnet. Scheuer wuchs in einem Kaff bei Graz und kannte zunächst nur Disney-Comics. Er hielt es nun für eine innovative Idee Geschichten mit realistisch gezeichneten Figuren zu erzählen.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

Hierdurch kam er mit dem Wiener Fachmagazin Comic Forum in Kontakt und machte dort durch seinen unverwechselbar dekorativen Stil und mit Comics wie Marie Jade auch in Frankreich schnell Furore. Er arbeitete jedoch hauptsächlich für die Werbung. Eher nebenbei entstand nach einem Szenario von Wolfgang Mendl, mit Sir Ballantime sein bisher wohl ambitionierter Comic.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

29 Seiten dieses im Indien des Jahres 1906 spielenden Comics wurden zunächst im kurzlebigen Comicmagazin Moxxito vorabgedruckt. Das schließlich vollende Farbalbum erschien 1990 im Rahmen eines sogenannten „deutschen Monats“ bei Carlsen. Doch es sollte 10 Jahre dauern, bis wieder eine Geschichte mit Scheuers adeligen Helden erscheint, der plötzlich (angeblich nicht aus lizenzrechtlichen) Sir Bell´Ol`Times hieß.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

In letzter Zeit ist es sehr ruhig um Chris Scheuer geworden, was auch daran liegen kann, dass die meisten seiner Comics zwar schön anzusehen sind, er aber mit seinen Autoren bisher wenig Glück hatte. Daher überraschte es, als bei Panini ein Comeback angekündigt war. Der Hardcover-Band Reiche Ernte enthält von Scheuer gezeichnete Kurzgeschichten, deren Vorlagen vom österreichischen Autor Matthias Bauer (Morbus Dei, Das Blut der Pikten) stammen.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

Dessen Stories setzen souverän Fantasy-, Mystery- und Horror-Versatzstücke ein, sind spannend erzählt und enden häufig mit einer wirklich überraschenden Schlusspointe. Basierend auf dieser soliden Grundlage schuf Chris Scheuer schuf originelle Comics, die in einem etwas reduzierteren Stil als seine früheren Werke zu Papier brachte. Meistens arbeitet er in Schwarzweiß, gelegentlich sertr er aber auch Farbe ein. Die so entstandenen Comic-Geschichten lassen durchaus an die Horror-Comic-Klassiker aus den Hause EC wie Tales from the Crypt denken.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

Dies trifft ganz besonders auf die Titelstory Reiche Ernte zu, die das Thema Holocaust in einer Horror-Geschichte einsetzt. Dass dies gut gehen kann, bewies der Klassiker Master Race von Bernie Krigstein, der 1955 im EC-Comicheft Impact erschien. Ganz diese Klasse erreicht Matthias Bauers Geschichte über einen Priester im Konzentrationslager nicht, doch Chris Scheuers Bilder verharmlosen das reale Grauen nicht.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

Ich würde durchaus so weit zu gehen, zu behaupten, dass dies der erste wirklich lesbare Comic von Chris Scheuer ist es ist sehr erfreulich, dass noch zwei weitere Bände von Reiche Ernte erschienen sind.

Chris Scheuer: Reiche ErnteBand 2 liegt mittlerweile vor und enthält nur drei statt fünf Geschichten, wobei Chris Scheuer bei einer davon auch Farbe einsetzte. Da mich persönlich diesmal die Pointen von Matthias Bauer nicht wirklich überrascht bzw. sich in einem Fall erst durch das Nachwort erschlossen haben, würde ich diesmal von einer etwas weniger reichen Ernte sprechen. Scheuers Artwork ist jedoch wieder phänomenal.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

Der Abschlussband präsentiert wieder fünf Stories. Eine davon trägt den Titel Früher hab ich den Herbst geliebt und liegt dem gebundenen Band im Leporello-Format als Poster bei. In seinem Vorwort bezeichnet Matthias Bauer diese Story-Sammlung als “ein in allen Belangen krönendes Finale“. Das erscheint etwas hochgegriffen, denn in Sachen originelle Pointen und grafische Raffinesse hinken diese letzten fünf Geschichten leider etwas hinter dem beeindruckenden Auftakt im ersten Band her.

Chris Scheuer: Reiche Ernte

Doch manche überraschende Wendung – Stichwort “Serial-Killer-Jagd als Disney-Film“ – gibt es dennoch und besonders gelungen ist wieder der Anhang mit Skizzen und sehr schönen alternativen Titelbildern.  Daher sei auch Reiche Ernte 3 allen Comicfreunden ans Herz gelegt. Dies gilt in einem noch stärkeren Maße für Chris Scheuers durch eine Crowdfunding-Kampagne ermöglichte Comic-Autobiografie von Chris Scheuer.

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Batman: Neal Adams Collection

Bereits 2008 startete Panini eine vierbändige Collection mit den von Neal Adams gezeichneten Batman-Comics. Für die neue dreibändige Edition veröffentlicht Panini die neu übersetzten Comics in drei Bänden, geordnet nach den jeweiligen Serien für die Adams tätig war. Abgerundet werden die Bücher durch interessante Vorworte und einen Anhang, der auch sämtliche Titelbilder enthält, die Adams zu den jeweiligen Serien beisteuerte.

Batman: Neal Adams Collection

Den Auftakt macht ein Band mit den Comics aus der Heft-Serie Batman. Hier hat Adams ab 1970 meist in Zusammenarbeit mit dem Autor Dennis O’Neil wohl seine populärsten Geschichten zu Papier gebracht. Dazu gehört zweifelsohne The Lazarus-Pit! aus Batman # 243 in der erklärt wird, warum der die Weltherrschaft anstrebende Ra’s al Ghul unsterblich ist.          

Batman: Neal Adams Collection

Die Comics von Adams und O’Neil waren auch eine Art Gegenbewegung zur überdrehten TV-Serie mit Adam West. Diese machte Anfang der Siebziger Jahre aus Batman einen halbwegs realistischen oft auch als Detektiv tätigen Helden. Zu diesem Konzept passte der Joker als Schurke nur bedingt. Er sollte erst 1973 in der letzten Story von O’Neil und Adams erzählten Batman-Story  The Joker’s Five-Way Revenge auftreten, die auch in Band 1 enthalten ist.

Batman: Neal Adams Collection

Bemerkenswert ist auch Batmans Auftritt als Sänger von Weihnachtsliedern in The Silent Night.

Batman: Neal Adams Collection

Ebenso verwundert  seine Begegnung mit Superhelden aus dem Hause Marvel in der Halloween-Story The Night of the Reaper!Bei Spider-Man, Thor und Captain America handelt es sich zwar nur um kostümierte Durchschnittsbürger.

Batman: Neal Adams Collection

Zugleich beschäftigt sich die Geschichte aber auch mit dem sehr realen Schrecken des Holocaust.

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Roots

Der schwarze Autor Alex Haley betrieb etliche Jahre intensiv Ahnenforschung und es gelang ihm die Wurzeln (englisch: Roots) seiner Familie bis zurück nach Afrika verfolgen. Dort wurde sein Urahne Kunta Kinte von Sklavenhändlern gefangen und in die Südstaaten der USA verschleppt. Dessen Enkel Chicken George gelang es durch seine Fähigkeiten als Trainer von Kampfhähnen ein kleines Vermögen anzuhäufen, durch das er sich schließlich freikaufen konnte.

Roots

Chicken George ist der Ur-Ur-Opa von Alex Haley, der das Schicksal seiner Vorfahren zum Bestseller Roots verarbeitete aus dem 1977 eine sehr erfolgreiche TV-Serie entstand, die Warner komplett als preiswerte DVD-Box anbietet. Die TV-Serie hat auch heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt und schildert sehr emotional das Schicksal einiger Sklaven (darunter LeVar Burton aus Star Trek – Next Generation als junger Kunta Kinte) von der Gefangennahme bis zur immer noch nicht rosigen Zukunft nach dem Sezessionskrieg der die Sklaverei beendete.

Roots

Die Serie hatte natürlich Folgen. So entstand die Fortsetzung 7-teilige Roots – Die nächsten Generationen“, die die Geschichte bis von Haley und seinen Vorfahren bis in die Gegenwart weiter erzählte und u. a. Marlon Brando in einem unvergesslichen Kurzauftritt als US-Nazi George Lincoln präsentierte. Doch auch die zwei Jahre nach Roots entstandene TV-Serie Holocaust über das Schicksal der jüdischen Familie Weiss während des Dritten Reiches wäre ohne die erfolgreiche Verfilmung von Haleys Bestseller nicht entstanden.

Roots

Extras der DVD: “Remembering Roots“, eine 19-minütige sehr interessante Zusammenstellung von Interviews, die während der Aufnahme des Audiokommentars entstand, wahlweise mit deutschen Untertiteln; Eine Tafel mit Roots-Familienstammbaum; Durchgehende Extratonspur mit Audiokommentaren von Regisseuren und Darstellern, nicht untertitelt

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Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss

Berlin 1935: Karl Weiss (James Woods) und Inga Helms (Meryl Streep) feiern ihre Hochzeit. Beide sind deutsche Staatsbürger, aber Karl ist Sohn einer jüdischen Familie. Wenig später werden die Nürnberger Gesetze erlassen, die sogenannte „Mischehen“ als „Rassenschande“ unter Strafe stellen.

Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss

Dennoch bleibt die Familie Weiss in Deutschland. Noch ist der Schrecken, mit dem die Nazis ihre jüdischen Mitbürger überziehen werden, real nicht vorstellbar. Doch dann beginnt mit der Kristallnacht am 9. November 1938 die grausame Verfolgung der Juden…

Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss

Ein Jahr nachdem sich 1977 die TV-Serie Roots ebenso plakativ wie erfolgreich mit dem Thema „Sklaverei in den USA“ beschäftigte, folgte mit Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss eine ähnlich aufgemachte vierteilige Miniserie über die Judenverfolgung im Dritten Reich. Mit den Kinostars James Woods und Meryl Streep waren die Hauptrollen äußerst prominent besetzt, doch ihre “Opfer“-Charaktere gerieten arg klischeehaft.

Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss

Das Thema vertieft jedoch die beeindruckende Darstellung von Michael Moriarty, der in der Rolle des arbeitslosen Juristen Erik Dorf langsam aber sicher zum “Täter“ wird, und – ganz im Gegensatz zu den etwas knallchargig als Heydrich und Himmler auftretenden Briten David Warner und Ian Holm – dem Grauen ein erschreckend normales Gesicht verleiht. Trotz aller Schwächen ist die Serie eine äußerst ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema “Holocaust“ zu einem Zeitpunkt als es nur wenig Vergleichbares gab.

Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss

Sicher auch aus Scham darüber, dass die westdeutschen öffentlich rechtlichen TV-Programme keine auch nur annähernd ähnlich umfassende und fassbare Aufarbeitung des Themas zustande gebracht hatten, wurde die US-Serie 1979 in die Dritten Programme verbannt. Dort erreichte sie trotzdem Traumquoten und regte zu heftigen Diskussionen an. Leider wurde Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss damals leicht gekürzt, vor allen um einen Epilog, der einen der Überlebenden bei der Gründung des Staates Israels dabei sein lässt. Seltsamer- und ärgerlicherweise fehlt diese Sequenz auch bei der DVD-Edition, obwohl diese über eine englische Tonspur verfügt.

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