Schlagwort-Archive: Jiro Taniguchi

Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels I

Sechs Jahre nach dem Erscheinen der 12-bändigen Bild-Comic-Bibliothek und der 20-bändigen Reihe Klassiker der Comic-Literatur – Ausgewählt vom F. A. Z. – Feuilleton versuchte sich 2011 eine weitere Zeitung am Verlegen einer Comic Edition. Die Süddeutsche Zeitung meidet jedoch das vermeintlich infantil belegte Wort “Comic“ und verlegt unter dem Motto “Literatur trifft Illustration“ zehn “Graphic Novels ausgezeichneter Autoren“.

Will Eisner: Ein Vertrag mit Gott - Miethausgeschichten

Die Hardcoverbände haben ein einheitliches Format von 17 x 25 cm und sind mit Lesebändchen und fundierten Vorworten sehr ansprechend aufgemacht. Auch die Auswahl der Titel ist – abgesehen von einem ganz schön peinlichen Ausreißer (siehe unten) – recht gelungen.

Will Eisner: Ein Vertrag mit Gott - MiethausgeschichtenZwar konnte Art Spiegelman nicht davon überzeugt werden, sein mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Meisterwerk Maus für die Reihe zur Verfügung zu stellen. Doch mit Ein Vertrag mit Gott von Will Eisner wurde dennoch der optimale Titel gefunden, um die Reihe zu eröffnen. Dieser Comic gilt als die erste Graphic Novel, doch eigentlich handelt es sich nicht um einen “gezeichneten Roman“, sondern um eine lose durch die Örtlichkeit – ein Mietshaus in New York – zusammenhängende Sammlung von vier Kurzgeschichten.

Will Eisner: Ein Vertrag mit Gott

Die Titelstory handelt von einem frommen Mann, der nach dem Tode seiner Tochter seinen Glauben verliert und zum rücksichtslosen Geschäftsmann wird. Außerdem geht es um einen talentierten Straßensänger, der kurz vor dem großen Durchbruch viel (nicht ganz unverdientes) Pech hat und von einem unangenehmen Hausmeister, dem so übel mitgespielt wird, dass er dem Leser am Ende leid tut. Krönender Abschluss ist die Schilderung der Landpartie einiger New Yorker. Mit großem Ensemble erzählt Eisner äußerst souverän und sehr freizügig vom Streben nach Glück und Liebe.

Persepolis - Eine Kindheit im Iran

Mit Persepolis gelang Marjane Satrapi sowohl ein Comic über die persische Geschichte als auch die nachfühlbare Schilderung einer Kindheit und Jugend in einer instabilen und bedrohlichen Umwelt.  Satrapi schildert sie und ihre Verwandten vor, während und nach der Revolution unter den wechselnden Regimen zu leiden hatten.

Persepolis - Eine Kindheit im Iran

Satrapis Familie und Freundeskreis wirken dabei nicht wie Gestalten aus Tausendundeine Nacht, sondern sehr vertraut. Persepolis ist ein in einfachen und klaren Illustrationen erzählter Comic, der unter der Leitung von Satrapi verfilmt wurde und dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen.

Mit Gift startete 2010 die beachtliche Karriere der Zeichnerin und Autorin Barbara Yelin (Irmina). Der Comic entstand nach einem Szenario von Peer Meter (Haarmann) und handelt  von Gesche Gottfried. Diese hat 831 gestanden, fünfzehn Menschen (darunter ihre Eltern, Kinder und Ehemänner) mit “Mäusebutter“ (einem Gemisch aus Schmalz und Arsen) vergiftet zu haben. Gottfried wurde 1831 in Bremen öffentlich hingerichtet.

Süddeutsche Zeitung Bibliothek - Graphic Novels I

In der gesichtslosen chinesischen Metropole Shenzhen überwachte Guy Delisle eine Trickfilmproduktion. Abgesehen von Arbeit und langweiligen Nächten im Hotel hat Delisle eigentlich eher weniger erlebt. Die ihm unterstellten chinesischen Animatoren lernt er kaum näher kennen und die Stadt schildert er als trostlos. Delisles Comic-Reportage Shenzhen ist eine Art Ouvertüre zu seinem deutlich vielschichtigeren und sehr viel souveräner zu Papier gebrachten Comic Pjöngjang, in dem er seine skurrilen Erlebnisse in der nordkoreanischen Hauptstadt schildert.

Süddeutsche Zeitung Bibliothek - Graphic Novels I

Mit Palästina enthält auch der fünfte Band der SZ-Reihe eine Comic-Reportage. Im Winter 1991 war Joe Sacco für zwei Monate in den besetzten Gebieten Palästinas. Seine Eindrücke brachte er in einem kräftigen an Underground-Comics erinnernden Zeichenstil zu Papier.

Joe Sacco: Palästina

Im Schlusskapitel erzählt Sacco von drei israelischen Soldaten, die einen palästinensischen Jungen verhören und dabei im Regen stehen lassen, während sie trocken unter einem Vordach stehen. Mit dieser Schilderung dieser selbst vor Ort erlebten leider alltäglichen Situation gelingt Sacco ein eindringliches Gleichnis auf die immer noch verfahrene Situation in Palästina. Sacco schlussfolgert, dass der Junge bestimmt nicht denken wird: „Eines Tages werden wir eine bessere Welt haben, und diese Soldaten und ich, wir werden uns als Nachbarn grüßen.“

Alison Bechdel: Fun Home - Eine Familie von Gezeichneten

Wie sehr viele Graphic Novels ist auch Alison Bechdels Fun Home: Eine Familie von Gezeichneten eine autobiographische Erzählung. In ihrem preisgekrönten Comic erzählt Bechdel sehr sensibel von einem doppelten Coming Out mit tragischen Konsequenzen. Kurz nachdem sich sie ihren Eltern gegenüber als lesbisch outete, stahl ihr Vater ihr die Show. Er gestand homosexuell zu sein und starb kurz darauf unter Umständen, die auf Selbstmord schließen lassen…

Vertraute Fremde

Ein Comic von Jiro Taniguchi darf in dieser Edition nicht fehlen. Sein Manga Vertraute Fremde wurde als erster japanischer Comic 2003 auf dem Festival in Angoulême prämiert und auch verfilmt. Der Comic erzählt vom Architekt Hiroshi Nakahara, der nach langer Zeit wieder das Grab seiner Mutter besucht und dort er in Ohnmacht fällt. Als er erwacht, ist er plötzlich 14 Jahre alt und befindet sich im Jahre 1963. Diesen science-fiction-artigen Aufhänger verarbeitet Taniguchi in detailfreudigen Bildern zu einer sensiblen Familiengeschichte vor dem Hintergrund des langsam zu Wohlstand kommenden Nachkriegsjapans.

Jacques Tardi: Blei in den Knochen

Bei Blei in den Knochen handelt es um den dritten von fünf Comics, in denen Jacques Tardi Geschichten mit dem von Léo Mallet erfundenen Privatdetektiv Nestor Burma erzählt. Doch während es sich bei den übrigen Werken –  wie etwa 120, Rue de la Gare – um Adaptionen von Mallets Romanen handelt, stammt bei Blei in den Knochen auch die Geschichte von Tardi. Diese spielt 1957 in Paris und konfrontiert Nestor Burma mit dem Tod einer Frau und einem düsteren Kapitel aus dem besetzten Frankreich des Zweiten Weltkriegs. Die Graphic-Novel-Etikettierung passt  nur bedingt zu diesem Comicalbum , doch Tardis hier sogar farbigen, lässigen und äußerst atmosphärischen Zeichnungen kommen auch in der etwas kleinformatigeren SZ-Ausgabe sehr gut zur Geltung.

Cash – I see a Darkness

Cash – I see a Darkness ist der beeindruckende Auftakt von Reinhart Kleists Reihe mit Comic-Biografien über Musiker, die er mit Werken zu Elvis, Nick Cave und David Bowie fortsetzte. Dabei erzählt Kleist nicht nur markante Situationen aus dem daran nicht eben armen Leben von Johnny Cash, sondern setzt auch einige Songs wie I shot a Man in Reno just to watch him die oder A Boy named Sue sehr stimmungsvoll als Shortstories um. Dieser Band ist übrigens der einzige dieser SZ-Edition, der ein komplett anderes Cover als die reguläre Ausgabe des Comics hat.

Waltz with Bashir

Der zehnte Band der SZ-Reihe ist ein Ausrutscher, denn es handelt sich nicht um eine von engagierten Künstlern geschaffene Graphic Novel, sondern lediglich um einen aus Filmbildern montierten Fotocomic zu Ari Folmans eher formal als inhaltlich überzeugenden Trickfilm Waltz with Bashir.

Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels II

Ganz im Gegensatz zu den Comic-Editionen von BILD und FAZ verkaufte sich die SZ-Comic-Bibliothek so gut, dass sie bereits ein Jahr fortgeführt wurde. Als 2012 die Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels II  erschien, wurden nicht alle zehn Bände gleichzeitig angeboten. Zunächst wurden fünf Titel veröffentlicht, die mit 17 x 25 cm das selbe Format wie die Comics der ersten Edition hatten und die restlichen Graphic Novel wurden einen Monat später im größeren Format von 22 x 30 cm veröffentlicht.

Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels 3

Auch die Verkaufszahlungen der zweite Comic-Edition der SZ  waren wieder so erfreulich, dass ein Jahr später die Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels III folgte, diesmal aber nur aus acht Bänden bestand. Die Auswahl war durchwachsener als bei den vorherigen Editionen. Es waren mit From Hell, Stadt aus Glas und Die Sache mit Sorge lediglich drei wirklich gute Graphic Novels und mit  Vallat und Scarface zwei sehr schwache Comics enthalten. Dass mit „Verbrechen“ also „Crime“ ein gemeinsames Thema gewählt wurde, war keine gute Idee, denn gute Graphic Novels lassen sich nur selten einem Genre zuordnen. Wie dem auch sein, bis heute wurde die Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels leider nicht fortgeführt.

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Jiro Taniguchi – Seine letzten Werke

Der Manga-Künstler Jiro Taniguchi (Die Sicht der Dinge) ist 2017 im Alter von 70 Jahren verstorben. Wie zwei Veröffentlichungen des Carlsen Verlags belegen, hat er bis zuletzt an neuen Projekten gearbeitet. Die Fantasy-Geschichte Im Jahrtausendwald sollte eine ökologisch motivierte Geschichte in einem “Ost-West-Stil“ erzählen, der durch sein zur schnellen Lektüre verführendes Seiten-Layout mit knappen Texten japanisch und durch die aufwändige Kolorierung frankobelgisch anmutet.

Jiro Taniguchi - Seine letzten Werke

Wie von Taniguchi vorgesehen, hat Carlsen in einem querformatigen Hardcover-Band das erste von fünf geplanten Kapiteln veröffentlicht, das 38 Seiten umfasst. Im Zentrum der Geschichte steht der zehnjährige Wataru, der bisher in Tokyo lebte, doch nach der Trennung seiner Eltern und der Erkrankung der Mutter zu den Großeltern aufs Land geschickt wird. Der dortige Wald ist etwas Besonderes und Magisches, doch nach dem Fund von Bodenschätzung droht Raubbau an der Natur. Zusammen mit den einheimischen Kindern versucht Wataru dies zu verhindern.

Jiro Taniguchi - Seine letzten Werke

Dieses noch durch aussagekräftige Skizzen und Anhänge ergänzte Fragment macht deutlich, dass dieser Comic, dessen Grundmotive an Filme aus dem Studio Ghibli wie Mein Nachbar Totoro, Pom Poko oder Prinzessin Mononoke erinnern, höchstwahrscheinlich ein absoluter Höhepunkt im ohnehin schon beeindruckenden Werk von Jiro Taniguchi geworden wäre.

Jiro Taniguchi - Seine letzten Werke

Ebenfalls noch im Krankenhaus zeichnete Taniguchi an der Geschichte Die Begleiterin, die den Abschluss von Carlsens hochinteressanter aus Comics und Texten bestehenden Hardcover-Sammelband Unruhige Geister und stille Gefährten bildet. Dieses auf einer Erzählung von Hyakken Uchida basierende 30-seitige Fragment hat Taniguchi im Krankenhaus skizziert und zum Großteil auch getuscht, nachdem Assistenten die Vorzeichnungen auf entsprechendes Papier übertragen hatten.

Jiro Taniguchi - Seine letzten Werke

Es fällt schwer diese zuletzt nur noch aus zarten Skizzen bestehende mystische Geschichte eines Mannes, der einer geheimnisvollen Frau während eines Feuerwerks in einen seltsamen Salon folgt, nicht als Vermächtnis des japanischen Künstlers zu sehen. In seinem letzten Interview sagte Jiro Taniguchi: “Es gibt noch unendlich viele Dinge, die ich ausprobieren möchte.“ Doch zu unserem Glück hat er bereits sehr viel ausprobiert und hinterlässt ein beeindruckend vielfältiges Gesamtwerk.

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Der Gourmet: Auf den Spuren feiner Kochkunst

In diesem Band schildern der Autor Masayuki Kusumi und der leider bereits verstorbene Zeichner Jiro Taniguchi (Vertraute Fremde, Die Sicht der Dinge, Die Wächter des Louvre) in 13 Kapiteln weitere kulinarische Erlebnisse von Goro Inokashira. Genau wie im ersten Band Der Gourmet: Von der Kunst alleine zu genießen vermeidet es der Handlungsreisende immer wieder dieselben Restaurants aufzusuchen.

Der Gourmet: Auf den Spuren feiner Kochkunst

Neugierig begibt er sich in neue Umgebungen und probiert ihm unbekannten Speisen. Meist ist er in Tokio unterwegs. Dort isst er peruanisch (und trinkt Inca-Cola) im Tokioer Shinjuku-Bezirk, staunt über die feine Küche in der Uni-Mensa und versucht sich in einer Seitengassea n Pizzai. In Paris hingegen stellt er fest, dass die algerische Küche große Ähnlichkeiten mit der japanischen hat.

Der Gourmet: Auf den Spuren feiner Kochkunst

Auch diesmal gibt es wieder ein Kapitel, in dem Jiro die Rolle des beobachtenden Konsumenten verlässt und sich überraschenderweise einmischt. Als er mitbekommt, wie ein Vorgesetzter, der mit seinen Mitarbeitern abends essen geht, einen seiner Untergebenen sehr lautstark und penetrant dazu auffordert Alkohol zu trinken, platzt Jiro der Kragen. Der abstinent lebende Gourmet schreitet ein und schreckt auch vor einer Schlägerei nicht zurück…

Jiro Taniguchi: Der Gourmet

Wie keinem anderen Comic-Künstler gelang es Jiro Taniguchi durch detailfreudige Bilder einmal mehr auf die nur scheinbar kleinen Dinge des Alltags aufmerksam zu machen und den Leser aufzufordern, nicht sich nur auf ausgetretenen Pfaden zu bewegen, sondern sich jeden Tag neu überraschen zu lassen.

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Jiro Taniguchi: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Die knapp 40-jährige alleinstehende Tsukiko lebt als Angestellte in Tokio und führt dort ein unauffälliges Leben. Zum Essen und Trinken setzt sie sich gerne an die Theke ihres Stammlokals. Dort verkehrt auch ihr ehemaliger Japanischlehrer, der für Tsukiko nicht etwa “Herr Matsumoto“, sondern ganz schlicht “der Sensei“, also der “früher Geborene“ oder auch “der Meister“ ist.

Jiro Taniguchi: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Gelegentlich sitzen Tsukiko und der Sensei zufällig nebeneinander in ihrem Stammlokal. Sie unterhalten sich vorsichtig über Speisen und später auch über gemeinsame Interessen. Es braucht seine Zeit, bis das Duo zu gemeinsamen Aktivitäten wie dem Besuch eines Markts oder zum Pilze sammeln aufbricht.

Jiro Taniguchi: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Noch länger dauert es, bis Tsukiko erfährt, dass der Sensei von seiner mittlerweile verstorbenen Frau verlassen wurde. Sehr vorsichtig nähern sich die beiden einsamen aber nicht wirklich unglücklichen Menschen an und lassen sich schließlich aufeinander ein.

Jiro Taniguchi: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß

Dem leider schon verstorbenen japanischen Manga-Meister Jiro Taniguchi (Die Sicht der Dinge) gelang mit Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß eine seiner schönsten Comic-Erzählungen. Als Vorlage diente ihm ein Bestseller, der japanischen Autorin Hiromi Kawakami. Taniguchi betrat Neuland als er eine Geschichte aus der Sicht einer weiblichen Hauptfigur erzählte. Doch ihm gelangen, auch durch seine akribische Beschreibung des japanischen Alltags, sehr plastische Charaktere, deren Schicksal zu Herzen geht.

Jiro Taniguchi: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
Gesamtausgabe

Carlsen hatte diese Erzählung zunächst in zwei Softcoveralben veröffentlicht und lässt jetzt eine gebundene Gesamtausgabe im größeren Format folgen. Der Comic hat diese schöne Neuausgabe wahrhaft verdient.

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100 Manga Artists

2004 erschien beim Taschen Verlag das von Masanao Amano herausgegebene voluminöse Buch Manga Design. 13 Jahre später erfolgt mit “100 Manga Artists“ eine Art kompakte gebundene Neuausgabe, die innerhalb von Taschens “Bibliotheca Universalis“ erschienen ist.

100 Manga Artists

Hierin präsentiert Herausgeber Julius Wiedemann auf 650 Seiten einige der interessantesten japanischen Zeichner und Autoren. Jeder der 100 Manga-Künstler wird auf 4 bis 8 Seiten mit Kurzbiografie (in englischer, deutscher und französischer Sprache), ausgewählten Seiten aus den japanischen Original-veröffentlichungen und Manga-Covern vorgestellt.

100 Manga Artists

Zum Abdruck kommen Klassiker aber auch Vertreter der Avantgarde. Wer es bisher noch nicht wusste, dem wird schon beim ersten Blättern in diesem ansprechend zusammengestellten Buch klar, dass Manga nicht automatisch großäugige Mädchen oder Riesenroboter bedeutet, sondern hier alles möglich ist. Bemerkenswert ist einmal mehr bei Taschen neben der schönen Aufmachung auch der günstige Preis von 15 Euro.

100 Manga Artists

Zum Abschluss hier noch die Namen der im Buch aufgeführten Manga-Künstler: Tomomi Abe, Mitsuru Adachi,Koji Aihara, Ken Alkamatsu, Fujio Akatsuka, Osamu Akimoto, Moyoco Anno Yuji Aoki, Gosho Aoyamo, Hirohiko Araki, Inio Asano, Kiyohiko Azuma, Tetsuya Chiba, Tatsuya Egawa, Hisashi Eguchi, Fujiko Fujio, Minoru Furuya, Usamaru Furuya, Moto Hagio, Kengo Hanazawa, Tetsuo Hara, Yasuhisa Hara, Akiko Higashimura, Kensshi Hirokane, Tsukasa Hojo, Yoriko Hoshi, Haruko Ichikawa, Riyoko Ikeda, Santa Inoue, Takehiko Inoue, Hajime Isayama, Shinichi Ishizuka, Keisuke Itakgaki, Junji Ito, Hitoshi Iwaaki, Mariko Iwadate, Shintaro Kago, Atsushi Kaneko, Masashi Kishimoto, Satoshi Kon, Yuriro Koyama & Lipyao, Mitsuro Kubo, Iou Kuroda, Masayuki Kusumi, Machiko Kyo, Gataro Man, Shohei Manabe, Suehiro Maruo, Leiji Matsumoto, Taiyo Matsumoto, Ryoji Minagawa,Nayuka Mine, Natsujikei Miyazaki,

100 Manga Artists

Shigeru Mizuki, Minetaro Mochiziku, Milk Morizono, Daijiro Morohoshi, Go Nagai, Tsuchika Nishimura, Miho Obana, Takeshi Obata, Eiichiro Oda, Reiko Okano, Kyoko Obazaki, Hiroya Oku, Yumiko Oshima, Shuzo Oshimi, Katsuhiro Otomo, Yoshiyuki Sadamoto, Rieko Saibara, Fumi Saimon, Takao Saito, Momoko Sakura, Noriko Sasaki, Kotobuki Shiriagari, Kenichi Tachibana & Yu Sasuga, Gengorch Tagame, Yuzo Takada, Rumiko Takahashi, Fumiko Takano, Jiro Taniguchi, Natsuko Taniguchi, Katzuto Tatsuta, Osamu Tezuka, Yoshihiro Togashi, Akira Toriyama, Yoshiharu Tsuge, Kazuo Umezu, Chika Umino, Naoki Urasawa, Hideo Yamamoto, Naoki Yamamoto, Kazumi Yamashita, Mari Yamazaki, Ai Yazawa, Sensha Yoshida, Fumi Yoshinaga.

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Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Wenn Jiro Taniguchi (Die Sicht der Dinge) aus dem Leben einer buddhistischen Religionsstifterin erzählt, dann ist das Resultat kein religiöser Erbauungsroman, sondern eher das japanische Gegenstück zu Anna Wimschneiders Erfolgsroman “Herbstmilch – Lebenserinnerungen einer Bäuerin“. Im Zentrum des Comics stehen die Jugendjahre von Tomoji Uchida, die nachdem sie 1932 ihren Cousin Fumaki Ito heiratete, gemeinsam mit diesem die Religionsgemeinschaft Shinnyo-En gründete.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Tomoji wurde 1912 in einfachen Verhältnissen in einem kleinen Bergdorf westlich von Tokyo geboren. Dort wuchs sie im Kreise einer weit verzweigten Familie zwar relativ behütet auf, wurde aber dennoch mit zahlreichen Schicksalsschlägen, wie dem Tod ihres Vaters und einiger Geschwister, konfrontiert. Sie kam damit besser klar als ihre Mutter, die eines Tages einfach aus dem Leben ihrer Kinder verschwand.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Taniguchi realisierte diesen Comic im Auftrag einer buddhistischen Religionsgemeinschaft. Er akzeptierte das Angebot unter der Bedingung, dass er sich bei der Erzählung Freiheiten erlauben und fiktive Ereignisse mit einbauen durfte. Gemeinsam mit der Autorin Miwako Ogihara zeigte sich Taniguchi stärker daran interessiert von den Härten eines arbeitsreichen Lebens auf dem Lande, als von den möglicherweise daraus resultierenden spirituellen Erkenntnissen zu erzählen.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Ganz ohne mystische Elemente kommt die Geschichte jedoch nicht aus. Der Aufhänger der Story ist eine nicht stattgefundene Begegnung zwischen Tomoji und ihrem späteren Ehemann Fumaki. Die Beiden verpassten sich 1925 knapp, als Fumaki auf dem Lande als Fotograf unterwegs war. Doch die manchmal etwas seltsam verschachtelt erzählte Geschichte vermittelt den Eindruck, dass das Paar, allen Widrigkeiten zum Trotz, füreinander bestimmt ist.

Jiro Taniguchi: Ihr Name war Tomoji

Doch in erster Linie erfreut auch dieses Werk von Taniguchi durch die Akribie mit der nur scheinbar banale Alltäglichkeiten nachfühlbar geschildert werden. Die deutsche Ausgabe von Carlsen erscheint in westlicher Leserichtung und enthält als Anhang ein aufschlussreiches Gespräch mit Taniguchi. Sehr schön ist auch, dass die jeweils ersten Seiten der sechs Kapitel in Farbe zum Abdruck kommen.

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Taniguchi & Moebius: Ikarus

Lange hat es gedauert bis diese Zusammenarbeit zweier auch bei uns sehr populärer Comickünstler endlich als deutsche Ausgabe vorliegt. In den 90er Jahren bemühten sich japanische Comic-Verlage darum mit westlichen Künstlern zusammenzuarbeiten. So erlebte Barus 1996 auf dem Comic-Salon in Angoulême als bestes Album prämiert Comic-Meisterwerk Autoroute Du Soleil seine Premiere zwei Jahre zuvor im Manga-Magazin Morning des Verlags Kōdansha.

Taniguchi & Moebius: Ikarus

Dort erschien 1997 ebenfalls als Fortsetzung-Serie der Comic Ikarus. Dieser entstand nach einer Geschichte, die Jean Giraud alias Moebius (Sternenwanderer) gemeinsam mit Jean Annestay entwickelte. Den ursprünglich für einen Umfang von 10.000 Seiten (!) konzipierten Comic setzte Jiro Taniguchi (Vertraute Fremde) in Szene.

Taniguchi & Moebius: Ikarus

Ikarus spielt in einem zukünftigen Japan, das von einer sadomasochistischen Diktatorin beherrscht wird. Hier kommt ein kleiner Junge zur Welt, der bereits als Säugling schweben kann. Icaro wird sofort von der Mutter getrennt, auf einer Insel eingesperrt und dort Experimenten unterzogen. Als er zum jungen Mann heranreift, verliebt Icaro sich in die Wissenschaftlerin Yukiko. Dem Paar gelingt die Flucht…

Taniguchi & Moebius: IkarusDie Serie kam bei ihrer Erstveröffentlichung nicht allzu gut bei den japanischen Lesern an und schloss bereits nach 280 Seiten mit einem eher offenen Ende ab. Taniguchi setzte sich erfolglos für eine Fortführung von Ikarus ein. Immerhin fand er einen japanischen Verlag, der 2000 eine Gesamtausgabe veröffentlichte. Internationale Veröffentlichungen folgten und “Ikarus“ erhielt dadurch endlich die verdiente Aufmerksamkeit.

Taniguchi & Moebius: Ikarus

Bei Schreiber & Leser liegt eine gebundene Gesamtausgabe von Ikarus vor, die zudem noch ein sehr interessantes und aufschlussreiches Interview mit Moebius enthält, das Numa Sadoul im April 2004 führte. Hier ist zu erfahren, dass Taniguchi dem Comic nicht nur durch die Zeichnungen, sondern auch durch seine Freiheit beim Inszenieren der Geschichte seinen Stempel aufgedrückt hat.

Taniguchi & Moebius: Ikarus

Die Wucht mit der hier eine futuristische aber auch zutiefst emotionale Geschichte ohne viele Worte doch mit großartigen oft auch großformatigen Bildern in Szene gesetzt wird, lässt immer wieder an Katsuhiro Otomos Manga-Klassiker Akira denken. Doch Ikarus ist zugleich etwas ganz eigenes. Schade, dass es mit der Geschichte nicht weiterging, doch großartig, dass „Ikarus“ endlich erschienen ist.

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Vertraute Fremde

Als er von einer Geschäftsreise zurückkehrt steigt der Comiczeichner und Familienvater Thomas scheinbar zufällig in den falschen Zug und landet in einem Dorf in den französischen Bergen. Hierbei handelt es sich um seinen Geburtsort. Thomas sucht dort erstmals seit Jahren wieder das Grab seiner Mutter auf und fällt in Ohnmacht. Als er wieder erwacht, ist er plötzlich 14 Jahre alt und befindet sich plötzlich in den 60er Jahren. Er trifft auf seine Mutter und seinen Vater, der kurz darauf die Familie verlassen hat. Thomas setzt alles daran dies zu verhindern…

Vertraute Fremde

Als erster japanischer Comic überhaupt wurde Jiro Taniguchis Vertraute Fremde 2003 auf dem französischen Comicfestival in Angoulême mit dem Preis für das beste Szenario ausgezeichnet. Noch erstaunlicher ist jedoch, dass sechs Jahre später der belgische Regisseur Sam Garbarski (Irina Palm) den Manga mit Alexandra Maria Lara in einer der Hauptrollen verfilmte und die Handlung nach Frankreich verlegte.

Jiro Taniguchi: Vertraute Fremde

Außerdem machte der Film aus der Hauptfigur, die in Taniguchis Manga Architekt war, auch noch einen Comiczeichner und heuerte den populären Comickünstler Frank Pé (Jonas Valentin, Zoo) an um hierfür das nötige Artwork anzufertigen. Außerdem hatte Jiro Taniguchi noch einen Gastauftritt in Garbarskis Film.

Vertraute Fremde
Das Resultat ist jedoch weniger das Wunschprojekt eines Comic-Nerds, sondern transportiert ebenso kompakt wie sensibel Inhalt und Grundaussage von Taniguchis Manga. Auch vor europäischen Hintergrund funktioniert die Geschichte vom Mann, der noch einmal seine Jugend durchlebt, und vom Vater, der das Recht auf ein zweites Leben einfordert.

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Jiro Taniguchi: Der geheime Garten vom Nakano Broadway

Obwohl Jiro Taniguchi (Vertraute Fremde, Die Sicht der Dinge) diesem Comic nicht getextet hat, sind die kurzen Geschichten maßgeschneidert für den akribischen Chronisten des japanischen Alltags. Auf der Basis eigener Beobachtungen erzählt der Autor Masayuki Kusumi, der mit Taniguchi auch bei Der Gourmet: Von der Kunst allein zu genießen zusammenarbeitete, vom leitenden Angestellten Uenohara, der immer wieder vom rechten (Spazier-)Weg abkommt und dabei kuriose Entdeckungen macht.

Jiro Taniguchi: Der geheime Garten vom Nakano Broadway

Die Geschichte des “geheimen Garten vom Nakano Broadway“ ist seltsamerweise in diesem Band nicht in Comicform vorzufinden, sondern wird von Masayuki Kusumi im umfangreichen Nachwort erzählt. Hier erklärt dieser auch die Hintergründe zu seinen acht Short Storys, die für ein Magazin konzipiert wurden, das hauptsächlich von Hausfrauen gelesen wird. Doch die Geschichten haben einen universellen Charme und laden dazu ein, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich auf Entdeckungsreise zu begeben. Vielleicht findet der Leser ja auch etwas ähnlich Kurioses wie den Nachbau einer Edison-Glühbirne, in deren schwachen Licht manches (wie etwa die eigene Ehefrau) neu zu erstrahlen beginnt.

Jiro Taniguchi: Der geheime Garten vom Nakano Broadway

Ein wenig erinnert dies Konzept an Taniguchis Comic Der spazierende Mann, den Carlsen in einer um Farbseiten ergänzten Ausgabe neu herausgebracht hat. Auf den ersten Innenseiten von Der geheime Garten vom Nakano Broadway ist ein wunderschönes Aquarellgemälde von Taniguchi abgebildet, das zeigt wie gut aber auch wie lässig dieser mit Farben umgehen kann und es ist ein bisschen schade, dass seine Comics fast nur aus schwarzweißen Seiten bestehen.

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Jiro Taniguchi: Sky Hawk

Wer Jiro Taniguchi nach Meisterwerken wie Von der Natur des Menschen, Die Sicht der Dinge oder dem auch verfilmten Manga Vertraute Fremde für einen Erzähler hält, der sich hauptsächlich für die inhaltlich und zeichnerisch akribische Wiedergabe von japanischen Alltagswelten interessiert, sollte sich nicht nur dessen Veröffentlichungen bei Carlsen anschauen. Schreiber & Leser brachte einige Werke von Taniguchi wie Die Stadt und das Mädchen, Der Wanderer im Eis oder Der Gipfel der Götter heraus, die eher dem Abenteurer-Genre zuzurechnen sind.

Jiro Taniguchi: Sky Hawk

In diese Richtung geht auch Sky Hawk, denn hierbei handelt es sich um einen klassischen Western. Passend hierzu stammt auch das Vorwort des Buches von Jean “Moebius“ Giraud (Blueberry). Dieser attestiert Taniguchi, dass er der einzige Mangaka ist, “der in der Lage ist, die speziellen Voraussetzungen eines Western zu verstehen“ und das so gut, dass “Hollywood gar nicht mehr gebraucht wird“. Taniguchi gibt in seinem Nachwort zu, dass er “wichtige Anregungen“ von Western-Serien wie Mac Coy, Blueberry, Comanche, Jonathan Cartland oder Buddy Longway empfangen hat, ohne die er “mit Sicherheit diesen Western nicht gezeichnet hätte.“

Jiro Taniguchi: Sky Hawk

Doch auf eine seltsame Weise wirkt Taniguchis Western-Ansatz auch ganz schön “deutsch“. Während in “Frankobelgien“ fast immer US-Amerikaner die Comichelden sind, schickt Taniguchi zwei Samurais in den Wilden Westen. Diese sind genau wie Karl Mays sächsischer Old Shatterhand die besseren Westmänner, da sie sich mit den Indianern anfreunden und diese nicht wie die bösen Weißen ausrotten wollen. Ähnlich wie in einem ostdeutschen DEFA-Indianerfilm sind nahezu alle innerhalb der Geschichte auftretenden US-Amerikaner abgrundtief böse und hinterhältig.

Jiro Taniguchi: Sky Hawk

Doch Klischees gehören schließlich zum Western und auch daher ist Sky Hawk eine sehr spannende und interessante Variation altbekannter Motive.

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