Nach The Magic Order ist dies bereits der zweite von Mark Millar (Kick-Ass) geschriebene Comic, der auch im Hinblick auf eine Netflix-Serie entstanden ist. So stammen die im Anhang dieses Buches enthaltenen Entwürfe und Kostümskizzen zu Prodigy nicht etwa vom Zeichner des Comics. dem Brasilianer Rafael Albuquerque (Hit-Girl in Rom), mit dem Millar bereits bei Huck zusammenarbeitete, sondern von Designern, die Netflix angeheuert hat.
Doch egal was da eines Tages gestreamt wird, der Comic steht auf eigenen Füßen. Mark Millar gelang es einmal mehr in nur sechs US-Heften einen neuen Helden zu kreieren und auf eine erste sehr spannende Mission zu schicken. Gegen Professor Edison Crane verblasst Indiana Jones, denn der dunkelhäutige Hüne ist reich, durchtrainiert, weiß mehr als Wikipedia und ist auch noch ein begnadeter Komponist.
Der umtriebige Crane hat ohnehin schon mehr als genug zu tun, als er auch noch die Invasion von böswilligen Bewohner einer in einem Paralleluniversum gelegenen Erde bekämpfen muss. In diese hochspannende, mitreißend von Albuquerque in Szene gesetzte, Geschichte lässt Millar auch noch in kleinen Häppchen entscheidende Momente aus der Vergangenheit von Edison Crane einfließen.
Abgerundet wird dieser Band durch den Abdruck der Prodigy-Variant-Cover, die u. a. aus der Feder von Frank Quitely und John Cassaday stammen.
Garth Ennis, der den Punisher einst das komplette Marvel-Universum liquidieren ließ, hat sich mit The Boys eine tolle Spielwiese geschaffen auf der er, gemeinsam mit dem Zeichner Darick Robertson, ungeniert seine Hassliebe zu Superhelden und sein Faible für Provokationen aller Art ausleben kann. Mit diesem Band setzt Panini seine Hardcover-Gesamtausgabe im leichten Überformat (19 x 29 cm) von The Boys fort. Da der zweite Band dieser Gnadenlos-Edition 16 Hefte der Serie enthält, ist diese Veröffentlichung sogar noch günstiger als die teilweise schon vergriffene Softcover-Ausgabe.
Unaufhaltsam und ohne Rücksicht auf Verluste machen “Boss“ Billy Butcher, Mother´s Milk, der Frenchman, das Weibchen und Neuzugang Wee Hughie den Superhelden das Leben schwer. Nachdem die Frau von Billie und die Freundin von Wee durch kostümierte Irre starben, wachen The Boys darüber, dass es die Übermenschen in Unterwäsche nicht übertreiben.
Variant-Cover von Garry Leach
Im Zentrum der Storyline Streicheleinheiten steht Blarney Cock, jenes Mitglied der Superhelden-Nachwuchs-Truppe Teenage Kix, das Wee zuvor versehentlich umgebracht hat, steht wieder von den Toten auf. Blarney ist allerdings völlig matschig im Hirn und will unbedingt seinen Hamster wiederhaben, der sich jetzt im Besitz von Wee befindet. In Stunde der Wahrheit erzählt The Legend, ein Comic-Schöpfer der etwas an Stan Lee erinnert, wie sich die Waffenfirma Vought nach einigen vermurksten Rüstungsaufträgen, die unzählige Todesfälle verursachten, darauf spezialisiert hat Superhelden zu produzieren. Auch hier ist mit einigen Totalausfällen zu rechnen…
Variant-Cover von Dave Gibbons
Zum Abschluss dieses Bands geht es um ein Schmutziges Geheimnis. Erzählt wird, wie ein Gründungsmitglied der legendären G-Men spektakulär Selbstmord beging und es danach den zahlreichen Superhelden-Gruppen, die ein G im Namen tragen, an den Kragen geht. Doch diesmal sind es nicht nur Billy Butcher und seine Boys sowie das Weibchen, die gegen allzu selbstgerechte Kostümträger vorgehen. Auch der Multikonzern Vought mischt eifrig mit und greift dabei zu noch drastischeren Methoden als die Boys…
Variant-Cover von Carlos Ezquerra
Kaum verschlüsselt veralbert Ennis hier äußerst treffsicher X-Men, X-Force und was es so noch an X-beliebigen Superhelden-Teams gibt. So hat z. B. Critter, das G-Men-Äquivalent zu Wolverine, anscheinend Flöhe und trägt daher einen dieser hohen Wauwau-Kegelkragen.
Variant-Cover von John Cassaday
Ähnlich wie schon in Ennis‘ Meisterwerk Preachersind es auch bei The Boys nicht nur die ruppigen und satirischen Elemente, die faszinieren. Auch diese Serie lässt sich immer wieder Zeit für ruhige zwischenmenschliche Passagen und erzählt von Wees Freundschaft zu Billy und seiner aufkeimenden Liebe zu Annie January. Hier ahnt der gute Wee allerdings nicht, dass diese ein Mitglied des Superhelden-Teams The Seven ist…
Variant-Cover von David Lloyd
Einmal mehr vermischt Ennis äußerst mitreißend bissige (gelegentlich aber auch leicht sentimentale und oftmals dezent antiamerikanische) Dialoge mit drastischen Gewaltszenen, die aber immer im Dienste der guten Sache bzw. Story stehen. Gleichzeitig enthüllt er immer mehr Details über die dreckigen Machenschaften hinter den eher gemeingefährlichen als hilfreichen Superhelden.
Variant-Cover von Jim Lee
Abgerundet wird dieser Band der Gnadenlos-Edition durch den Abdruck von Variant-Titelbilder, die prominente Comic-Künstler wie John Cassaday, Howard Chaykin, Carlos Ezquerra, Garry Leach, Steve Dillon, Dave Gibbons, David Lloyd und Jim Lee zur Serie beigesteuert haben.
Auf Amazon Prime ist mittlerweile die erste aus acht Episoden bestehenden Staffel einer erstaunlich gut gelungenen Serien-Adaption von The Boys zu sehen. Scheinbar direkt aus dem Comic entsprungen zu sein, scheint der Neuseeländer Karl Urban (Dredd, Star Trek). Dieser sondert als Billy Butcher herrlich derbe Flüche ab, legt großartige Wutausbrüche hin und lässt auch immer wieder einen seelisch schwer verletzten Menschen durchschimmern.
Eine Galavorstellung gibt auch Anthony Starr als Ober-Superheld Homelander. Sein arrogantes Lächeln wirkt erschreckend echt und fast so bedrohlich, wie die Abgründe die dahinter lauern. Auch die restliche Besetzung – allen voran Elisabeth Shue als eiskalte Konzernchefin von Vought International – wurde recht passend ausgewählt und erstaunlich viele Grundideen des Comics flossen in die Geschichte ein.
Es ist schon erstaunlich mit welchem Tempo der schottische Comic-Autor Mark Millar neue Comic-Serien raushaut. Noch erstaunlicher ist, dass trotzdem nicht der Eindruck von Massenproduktion entsteht, sondern jeder Comic über einen ganz eigenen individuellen Charme verfügt.
Nach dem jeden Tag eine gute Tat vollbringenden Superhelden Huck sowie den beiden optimistischen Science-Fiction-Reihen Starlight und Empress lässt Millar mit Reborn eine originelle Variante zur Heroic Fantasy folgen.
Im Zentrum steht die 78-jährige Bonnie Black, die sich nach ihrem Tode plötzlich nicht nur in der Fantasy-Welt von Adystria sondern auch noch im Körper einer wunderschönen jungen Frau wiederfindet. Zu allem Überfluss trifft sie dort auch noch auf ihren schon lange verstorbenen Vater. Gemeinsam brechen sie zu einer Mission auf um Bonnies ebenfalls in Adystria lebenden Ehemann Harry zu finden und den Tyrannen Lord Golgotha zu bezwingen…
Bei Reborn arbeitet Millar erstmals mit dem populären Zeichner Greg Capullo zusammen. Dieser begeisterte Comic-Fans vor allem durch seine detailverliebte Darstellung von Spawn und Batman. In Reborn bringt Capullo sowohl die reale Welt als auch den Fantasy-Kosmos souverän und prächtig zu Papier.
Variant-Cover von Todd McFarlane
Das Paperback von Panini Deutschland enthält alle sechs US-Hefte von Reborn, die Titelbilder der Originalausgaben, sowie vier Seiten mit Skizzen von Greg Capullo.
Variant-Cover von Jock
Schade nur, dass nicht alle Variantcover enthalten sind, denn sie stammen von Meistern ihres Fachs wie Todd McFarlane, Jock, John Cassaday oder Frank Cho.
Wer sich einen Überblick über die klassischen Titelbilder, der 1977 noch vor der Premiere von Star Wars gestarteten zugehörigen Comic-Serie von Marvelerhofft, dürfte von diesem Prachtband etwas enttäuscht. Denn in erster Linie feiert Marvel hier seinen am 14. Januar 2015 in den USA erfolgten Neustart von diversen Serien mit Star Wars Comics.
Alex Ross
Dass dieser zu einem Erfolg wurde, lag sicher auch daran, dass die ersten Ausgabe der von Jason Aaron geschriebenen und von John Cassaday gezeichneten Comicserie “Star Wars“, die direkt an Episode IV anschloss, mit 70 verschiedenen Covern herausgebracht wurde. Viele dieser Hefte mit exklusiven Titelbildern gab es nur in bestimmten Läden wie etwa bei Forbidden Planet in London.
John Cassaday
Hinzu kommen noch sechs Titelbilder die exklusiv für Panini Comics angefertigt wurden und ebenfalls in diesem Buch enthalten sind. Allein diese vielen Titelbilder, sowie einige zugehörige Skizzen und die Variant-Cover der folgenden fünf Ausgaben der neuen Comicserie “Star Wars“, füllen schon die Hälfte des Buchs.
Skottie Young
Das Betrachten dieser Titelbilder hat mir sehr viel mehr Spaß gemacht, als die Lektüre der zugehörigen Comics. Unter den beteiligten Künstlern befinden sich Meister ihres Fachs wie Alex Ross ((Marvels, Kingdom Come, von ihm stammt auch das Titelbild des Buchs), Sergio Aragones, Joe Queada, J. Scott Campbell, Gabrielle Dell’Otto, Amanda Conner, Dale Keown, Mike Perkins, Stan Sakai, Skottie Young, Howard Chaykin, Humberto Ramos und Phil Noto.
John Tyler Christopher
Eine Klasse für sich sind jedoch die Titelbilder von John Tyler Christopher. Dieser hat nicht nur liebevolle Hommagen an die klassischen Star Wars Actionfiguren von Kenner angefertigt, sondern lässt auch den in den 70er Jahren in Marvels klassischer Serie eingeführten 1,80 m großen Hasen Jaxxon auftreten, obwohl George Lucas diese Figur angeblich gehasst hat.
John Tyler Christopher
Die zweite Hälfte des Buchs zeigt die teilweise mit ähnlichen Konzepten und Ideen arbeitenden, und von den selben Künstlern erstellten, Titelbilder zu den neuen Marvel-Reihen “Star Wars: Darth Vader“ von Kieron Gillen (“Über“) und “Star Wars: Princess Leia“ von Mark Waid (“Kingdom Come“). Zum Abschluss des Buchs wird dann doch noch ein kleines bisschen auf Marvels “vor sehr langer Zeit“ entstandene Star-Wars-Comics eingegangen, unter besonderer Berücksichtigung der extra für zahlreiche Neu-Editionen angefertigten Titelbilder.
Howard Chaykin
Für das Buch sprechen nicht nur die tollen Abbildungen, sondern auch die interessanten begleitenden Texte, in denen viele der an den neuen Marvel Comics beteiligten Künstler von ihrem Besuch auf der legendären Skywalker Ranch schwärmten, der sie in die richtige Star Wars Stimmung versetzte.
Der Schotte Mark Millar ist ein Comic-Autor gibt, der immer wieder für ein Überaschung gut ist. Er spekulierte in “Genosse Superman“ darüber, was geschehen wäre, wenn die DC-Ikone nicht in Kansas sondern in der Sowjetunion gelandet wäre und in “Old Man Logan“ erzählte er vom Untergang des Marvel-Universums. Mittlerweile macht er im Label “Millarworld“ sein eigenes Ding, und Comics wie “Wanted“, “Kick-Ass“ oder “Kingsman“ liefern Steilvorlagen für Kino-Blockbuster.
Obwohl ihn das Superhelden-Genre groß gemacht hat, beschränkt sich Millar nicht darauf von kostümierten Rächern zu erzählen. “Starlight“ ist eine Liebeserklärung an pulpige Science Fiction im Stile von “Flash Gordon“, “Buck Rogers“ oder “Captain Future“. Im Zentrum der sechsteiligen Mini-Serie, die 2014 bei Image erschien, steht Duke McQueen. Der alte Herr ist gerade zum Witwer geworden, was für ihn besonders schmerzhaft ist. Seine Ehefrau Joanne war die Einzige, die dem ehemaligen Testpiloten glaubte, nachdem dieser vor 40 Jahren in ein Wurmloch geriet und auf einem weit entfernten Planeten landetet. Captain McQueen gelang es dort den Bewohnern dabei zu helfen sich von einem Tyrannen zu befreien, doch aus Liebe zu Joanne kehrte er wieder auf die Erde zurück.
Millars Comic schildert zunächst recht realistisch und mit viel Mitgefühl das Leben des alten aber keineswegs verbitterten Duke McQueen, der in Erinnerungen an seine galaktischen Abenteuer aber auch seine verstorbene Ehefrau schwelgt. Plötzlich landet jedoch ein Raumschiff in seinem Vorgarten und auf geht es zu neuen Abenteuern bei denen Duke McQueen beweisen kann, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
Millars Geschichte strotzt nur so vor jener galaktischen Phantasie, die George Lucas abhanden gekommen war, als er die Star Wars Episoden I bis III drehte. Doch durch die gut geerdete Charakterisierung der Hauptfigur wird die Geschichte nicht zur plumpen Retro-Space-Opera.
Eine Klasse für sich sind aber auch die Bilder des in Zagreb lebenden kroatischen Zeichners Goran Parlov (“Marvel Universe vs. The Punisher“). Sein klares Artwork lässt immer wieder an die “Incal“-Serie des großen Moebius denken.
Cover von Bill Siekiewicz
Wie immer bei den Serien der “Millarworld“ gibt es auch zu den einzelnen Heften von “Starlight“ noch Variant-Cover. Diese stammen diesmal von meistern ihres Fachs wie Bill Siekiewicz, John Cassaday, sowie natürlich auch von Goran Parlov, und sind dankenswerterweise alle in diesem Panini-Sammelband abgedruckt.
Sheldon Sampson hat während der Weltwirtschaftskrise sein Vermögen verloren und bricht 1932 zu einer mysteriösen Insel auf. Mit dabei sind sein Bruder Walter und seine spätere Ehefrau Grace. 80 Jahre später steht das Trio an der Spitze einer mächtigen Gruppe von Superhelden. Walter versucht seine Kräfte dazu einsetzen, um die sich wieder in einer Krise befindenden USA politisch und wirtschaftlich zu reformieren. Doch der patriotische Sheldon will sich nicht in die inneren Angelegenheiten seines Landes einmischen und verrichtet stur seinen Job als Superheld Utopian. Der Konflikt eskaliert und hat gewaltige Auswirkungen auf das Leben von Sheldons sehr unterschiedlich veranlagten Kindern Cloe und Brandon.
Mit Jupiter’s Legacy gelang dem Schotten Mark Millar nach den erfolgreich verfilmten Comic-Reihen Wanted, Kick-Ass und Kingsman – The Secret Service einmal mehr eine sehr ungewöhnliche Geschichte über speziell begabte Menschen. Die Mischung aus Familientragödie, Superhelden-Epos und Polit-Thriller funktioniert bestens.
Die in diesem Panini-Sammelband enthaltenen ersten fünf Hefte erzeugen in vielerlei Hinsicht Spannung auf den weiteren Verlauf der Serie. Der Sammelband endet mit einem gewaltigen Cliffhanger, hüllt sich aber auch bezüglich der Ereignisse, die Anno 1932 auf der geheimnisvollen Insel geschehen sind, in ziemliches Schweigen.
Qualität hat nicht nur ihren Preis, sondern braucht auch ihre Zeit. Zwischen der Veröffentlichung, der ersten fünf Hefte von Jupiter’s Legacy verging ein Zeitraum von fast zwei Jahren. Die Akribie mit der, der genau wie Mark Millar in Glasgow lebende, Frank Quitely (All Star Superman) gearbeitet hat, ist jedem der meist sehr breiten Panels deutlich anzusehen. Die auch von Quitely getuschten Zeichnungen sehen einmal mehr eher “europäisch“ als “amerikanisch“ aus.
Mark Millar ist nicht nur Texter, sondern auch Herausgeber der unter seinem Label Millarworld bei Image erscheinenden Serie. Er hat sich dazu entschlossen mit der Fortsetzung erst an den Start zu gehen, wenn die nächsten fünf Hefte fertiggestellt sind. Stattdessen brachte er im Monatstakt die 12-teilige Ableger-Serie Jupiter’s Circleheraus, die von mehreren Zeichnern wie Wilfredo Torres oder Davide Gianfelice. gezeichnet wurde und im Jahre 1959 spielt.
Variant-Cover von Jock
Abschließend sollte Panini noch dafür gelobt werden, dass der Jupiter’s Legacy Band nicht nur die ersten fünf Hefte enthält, sondern auch noch die – wie immer in der Millarworld – graphisch sehr interessanten Variant-Cover enthält, die von hochklassigen Comic-Künstlern wie Bryan Hitch, Dave Johnson, Phil Noto, John Cassaday, Duncan Fegredo oder Jock stammen.