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Das war der Wilde Westen

Mit Cinerama hatte Hollywood sich ein Schaufenster geschaffen, das nur noch angemessen vollgestellt werden musste: alles groß, alles komplett“, schrieb Joe Hembus in seinem Western Lexikon. Bezüglich Das war der Wilde Westen hatte er so unrecht nicht, denn die einzelnen ultabreiten Total-Einstellungen dieses Über-Western sind – ähnlich wie Star Wars – Episode I bis III von Georges Lucas – so voll gepackt mit Bildelementen, dass sich der Zuschauer unweigerlicher nach Großaufnahmen sehnt. Diese funktionieren jedoch leider nicht in einem Bildformat von fast 3 : 1.

Hervorgegangen ist Cinerama aus einem Trainingsprogramm der US-Luftwaffe. Hierbei wurden Aufnahmen, die von elf Kameras stammten, auf eine riesige nach innen gewölbte Leinwand projizierte. Angehende Piloten konnten so einen Eindruck vom Luftkampf gewinnen und Zielübungen machen.

Hieraus entstand ein Verfahren, bei dem die Szenen mit drei nebeneinander platzierten Kameras aufgenommen wurden. In speziellen Kinos (etwa auf die 27 x 10 m große gewölbte Leinwand des Hamburger Grindel-Kinos) wurden die Aufnahmen gleichzeitig nebeneinander projiziert.

Ab 1952 entstanden auf diese Weise zahlreiche Dokumentarfilme wie This is Cinerama, Seven Wonders of the World oder Windjammer, die das Publikum – ähnlich wie später die IMAX-Kinos – mit riesigen Zurschaustellungen von abgefilmten Achterbahnfahrten oder Naturaufnahmen scheinbar mitten ins Geschehen versetzten.

Da die Breitwand-Dokus zu gewaltigen Erfolgen wurden, entstanden auch zwei Spielfilme im Cinerama-Format. Parallel zu George Pals Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm wurde der Super-Western Das war der Wilde Westen gedreht. Bei diesem kamen nicht nur drei Kameras zum Einsatz, sondern mit George Marshall, John Ford und Henry Hathaway auch ebenso viele Regisseure.

In fast drei Stunden wurden recht geschickt nahezu alle Stars, wie John Wayne, James Steward, Henry Fonda, Gregory Peck oder Richard Widmark, und auch fast alle Klischees des Genres in den Kapiteln Der Fluss, Der Planwagen, Der Bürgerkrieg, Die Eisenbahn und Die Desperados zu einem gewaltigen Epos zusammengebastelt.

Im Fernsehen verwunderte dieser Film immer etwas durch die beiden seltsamen vertikalen Balken mitten im Bild. Doch bei der Digitalisierung für die Blu-ray-Veröffentlichung wurden diese Nahtstellen eliminiert und die prunkvoll angerichteten Breitwandbilder können ungetrübt bewundert werden.

SmileBox mit Debbie Reynolds

Als zusätzlicher Bonus ist der Film auf Blu-ray nicht nur im superbreiten Format, sondern auch im “SmileBox“-Verfahren zu sehen. Hierbei gibt es statt schwarzer Balken schwarze Bögen am Bildrand und die an den Seiten leicht verzerrten Bilder simulieren recht erfolgreich den bei einer Projektion auf eine gewölbte Leinwand entstehenden plastischen Effekt.

Extras: Audiokommentar von Filmemacher David Strohmaier sowie dem Vorstand der Cinerama, Inc. John Sittig, Filmhistoriker Rudy Behlmer, Musikhistoriker Jon Burlingame und Stuntman Loren James, ohne Untertitel,  „Cinerama Adventure“ – Dokumentation von 2002: (92:55 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), US-Kinotrailer (3:02 min)

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Red River

Durch John Fords Höllenfahrt nach Santa Fe mit John Wayne wurde 1939 das Westerngenre erwachsen. Knapp zehn Jahre später konnte sich Wayne in Red River von Howard Howks (Hatari!) erstmals als Charakterdarsteller profilieren. Der von ihm verkörperte Thomas Dunson ist zwar die Hauptfigur des Films über den ersten großen Viehtransport quer durch den Wilden Westen, ein Held ist er aber noch lange nicht. 

Ein kurzer Prolog schildert, wie Dunson die Liebe seines Lebens bei einem Indianerüberfall auf einen Wagentreck verliert und den einzigen Überlebenden, den kleinen Matthew Garth, als Pflegesohn adoptiert. 15 Jahre später ist Thomas Dunson ein verbitterter Mann, der seine Ranch in Texas mit eiserner Hand führt. Auch bei einem langwierigen und sehr gefährlichen Viehtrail zur Eisenbahnlinie nach Missouri nimmt Dunson wenig Rücksicht auf seine Männer. Dies schmeckt Matthew überhaupt nicht und er rebelliert gegen seinen Stiefvater, den er eigentlich bewundert…

Lange bevor James Dean in Denn sie wissen nicht was die tun oder Jenseits von Eden gegen seine Väter aufmuckte, hatte Montgomery Clift in seinem ersten Kinofilm dem übermächtigen John Wayne auf seine ruhige besonnene Art Paroli geboten. Doch Red River wäre heute nicht der große Westernklassiker, wenn es nur um einen Vater-Sohn-Konflikt gehen würde.

Mit beeindruckenden Naturaufnahmen, realistischen Einblicken ins harte Cowboyleben, der legendären in City Slickers zitierten Yihaa!-Aufbruchsszene, einer wilden Stampede mit Tausenden von Rindern und einer kernigen alles bereinigenden Schlägerei gelang Howard Howks ein Meisterwerk des (Western-) Kinos.

Limited Collector’s Edition im Mediabook mit Blu-ray, Bonus-Blu-ray und DVD: Enthält sowohl die bekannte Langfassung (133:14 min, Originalfassung und zwei Synchronfassungen) als auch die von Howard Hawks bevorzugte, kürzere Original-US-Kinofassung (127: 03 min, keine deutsche Fassung ) erstmals in Deutschland neu restauriert in HD. Außerdem enthalten: die kolorierte TV-Fassung in SD (132:59 min). Mit einem exklusiv für diese Edition produziertes 34-minütiges Extra: „Hawks Goes Independent – Mike Siegel über Red River“. Hinzu kommt noch der deutsche Trailer (3:10 min) und der US-Trailer (1.55 min)

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Garth Ennis: Streets of Glory

Bei den meisten Veröffentlichungen des US-Verlags Avatar Pressie ist es meistens nicht die Optik, die die Comics zu etwas Besonderem macht. Dies ist auch bei Streets of Glory der Fall, denn die Zeichnungen von Mike Wolfer wirken trotz knalliger Kolorierung etwas steif.

Softcover-Cover

Die Avatar– Comics nehmen aber auch ansonsten wenig Rücksicht darauf, was der durchschnittliche Comicleser erwartet. Daher hat der Provokationen nicht abgeneigte, aus Nordirland stammende Wahl-New-Yorker Garth Ennis (Preacher, The Boys) dort bereis allerlei beachtliche Werke veröffentlicht, wie etwa Crossed, Rover Red Charlie, Code Pru oder die letzte Staffel seiner War Stories.

Streets of Glory spielt 1899 und ist ein Spätwestern, der Erinnerungen weckt an John Waynes letzten Film The Shootist. Zentrale Figur des nicht mit Gewalttätigkeiten geizenden Comics ist Joe Dunn, der sich als Soldat, Gesetzeshüter und Kopfgeldjäger nur selten zivilisiert benommen hatte. Dadurch trug er maßgeblich dazu bei, dass die Zivilisation im einst wilden Westen Einzug gehalten hat und es keinen Platz mehr für ihn gibt.

Daher reitet er nach Gladback in Montana, um noch einmal die Frau zu besuchen, die vor 20 Jahren liebte, aber verließ als es kompliziert wurde. Shelley ist mittlerweile als Ärztin tätig und konfrontiert Dunn damit, dass er Vater einer erwachsenen Tochter ist. Die Begegnung weckt Hoffnung auf ein paar glückliche letzte Jahre, doch natürlich gönnt Ennis seinem müden Antihelden kein Happy End.

Hardcover-Cover

Zeit um die gewaltigen Risse in seiner Beziehung zu Shelley zu kitten, findet Dunn kaum. Er muss sich mit dem brutal durch die Gegend metzelnden abtrümmigen Apachen Red Crow auseinandersetzen und – schlimmer noch – mit dem intriganten Spekulanten Morrison. Garth Ennis garniert seine Geschichte mit einer im Jahre 1959 spielenden Rahmenhandlung, durch die zu erfahren ist, was aus den interessanten Nebencharaktern geworden ist.

Art-Print

Das Sahnehäupchen ist – wie oft beim Dantes Verlag – ein Anhang mit Infos des Übersetzers Jens R. Nielsen zu den historischen Hintergründen der Story. Den Comic gibt es auch als auf 222 Exemplare limitierte Hardcover-Ausgabe mit Variant-Cover und Art-Print.   

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Der Mann, der Liberty Valance erschoss

In einem seiner letzten Western erzählte der große John Ford (Faustrecht der Prärie, Stagecoach Kavallerie-Trilogie ) 1962 davon, wie Zivilisation und Demokratie auch in den abgelegensten Gegenden der USA Einzug halten. Der seinerzeit bereits deutlich über 50 Jahre alte James Stewart spielte den frischgebackenen Juristen Ransom Stoddard, der als naiver Idealist in den noch ziemlich wilden Westen reist, um dort als Anwalt für Recht und Ordnung zu sorgen.

Stewart war bereits häufiger in ähnlichen Rollen zu sehen, etwa 1939 sowohl in Mr. Smith geht nach Washington als auch in Der große Bluff. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Steward auch in Der Mann, der Liberty Valance erschoss durch seine solide Leistung schnell vergessen lässt, dass er mittlerweile eigentlich viel zu alt für diese Rolle war.

Doch seinen besonderen Reiz bezieht Fords Film vor allem durch die Mitwirkung von John Wayne, der auch diesmal scheinbar dieselbe Rolle wie in allen seinen John-Wayne-Filmen spielt. Als Tom Doniphon ist er mit seinem Revolver genauso treffsicher, wie mit seinem Mundwerk. Tom ist von vornerein klar, dass “Mister Anwalt“ nicht mehr allzu lange leben wird, da er sich mit dem schillernden Banditen Liberty Valance (Lee Marvin) angelegt hat.

Eigentlich könnte es Tom Doniphon nur recht sein, wenn der Mann von der Ostküste von der Bildfläche verschwindet, denn die von ihm begehrte Hallie (Vera Miles) fühlt sich immer stärker zum unbeholfenen Anwalt hingezogen. Doch irgendwie hat dieser Zyniker Tom Doniphon das Zeug zur tragischen Figur. Widerwillig beeindruckt von Stoddards Idealen steht Tom dem guten Mann bei, auch wenn er daran zerbricht…

„Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ ist seit 19. Mai erstmals als 4K UHD erhältlich

Nicht unerwähnt bleiben soll noch die bis in die kleinsten Nebenrollen großartige Besetzung. So steht etwa Lee Van Cleef immer wieder gefährlich grinsend neben Lee Marvin. Am Rande der Albernheit, aber doch irgendwie rührend agiert Andy Devine als feiger Sheriff. Einzigartig ist Edmond O’Briens als dem Suff zugeneigter Journalisten, der entscheidet, ob er die Legende oder die Wahrheit drucken lässt…        

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True Grit

Den einzigen Oscar während seiner langen Karriere erhielt John Wayne 1969 für seine Darstellung des versoffenen Marshalls Reuben J. „Rooster“ Cogburn in True Grit. Wenn die selbe – auf einem Roman von Charles Portis basierende – Geschichte von den Coen Brüdern mit Jeff Bridges verfilmt wird, ist alles Mögliche zu erwarten (inklusive einer Ku-Klux-Klan-Tanzeinlage), aber ganz gewiss kein knallharter “klassischer“ Western. Doch genau das ist True Grit tatsächlich geworden.

True Grit

Wie einst in ihrem (vor True Grit!) wohl besten Film Fargo verzichten die Coens ganz auf surreale Mätzchen und konzentrieren sich auf eine bleihaltige Geschichte. Die eigentliche Hauptrolle spielt dabei nicht Jeff Bridges (auch wenn er als schießwütiger Saufbold mit rauer Stimme alle Register zieht) oder der als prahlerischer Texas Ranger LaBoeuf auftretende Matt Damon, sondern die 14-jährige Hailee Steinfeld (Hawkeye).

True Grit

Sie verkörpert eine gewisse Mattie Ross, deren Vater vom Banditen Torn Chaney erschossen wurde und die alles dransetzt, damit dieser seine gerechte Strafe erhält. Mattie heuert nicht nur Rooster Cogburn an, sondern lässt es sich nicht nehmen diesem bei der Banditenjagd zu begleiten. Hailee Steinfeld spielt diese Rolle nicht als altkluges nerviges Kind, sondern als ernsthafter zu allem entschlossener Racheengel, der sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lässt. Sie ist der eigentliche Star des Filmes!

True Grit

1975 war John Wayne noch einmal als Rooster Cogburn zu sehen. in Mit Dynamit und frommen Sprüchen agierte er an der Seite von Katherine Hepburn. Die Rechnung, dass daraus eine Wildwest-Neuauflage von African Queen werden könnte, ging nicht ganz auf. Dennoch wäre ein von den Coens in Szene gesetztes Mit Dynamit und frommen Sprüchen-Remake mit Jeff Bridges und vielleicht Sigourney Weaver oder Meryl Streep eine Überlegung wert.

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Hatari!

Eine internationale Truppe rund um den raubeinigen Sean Mercer (John Wayne) arbeitet im Tansania als Tierfänger. Als die Fotografin Dallas (Ela Martinelli) zu dem eingeschworenen Haufen stößt, ist es vorbei mit der alkoholseligen und nikotingetränkten Mischung aus täglicher Action und abendlichen Gelagen. Die junge Dame setzt alles dran, um Sean den Kopf zu verdrehen und betätigt sich zudem auch noch als Pflegemutter für drei Elefantenbabys.

Hatari!

Mit Hatari! konnte der vielseitig talentierte Howard Hawks (Leoparden küsst man nicht, Red River, Das Ding aus einer anderen Welt) 1962 auf dem Höhepunkt seine Karriere noch einmal alle Register ziehen. Turbulente Aufnahmen von vor Ort in Afrika gedrehten rasanten motorisierten Tierjagden (bei denen oftmals die Schauspieler in voller Action zu sehen sind) wechseln sich ab mit ruhigen oder humorvollen Momenten.

Hatari!

So wird etwa eine Rakete zum Fangen von Affen eingesetzt und sehr dramatisch geht es bei der Jagd nach dem Nashorn zu. Unvergesslich ist auch Henri Mancins Soundtrack mit Ohrwürmern, wie den Baby Elephant Walk. Zur internationalen Besetzung gehört Red Buttons (Elliot, das Schmunzelmonster), der Franzose Gérard Blain (Der amerikanische Freund) und Hardy Krüger, der sich nach den Dreharbeiten eine Farm in Afrika zulegte.

Hatari!

Am Ende dieses wahrhaft entspannten Unterhaltungsfilms fällt es dem Zuschauer – selbst nach 2 ½ Stunden – nicht eben leicht dieses sympathische afrikanische Paralleluniversum zu verlassen.

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Shanghai Dream

Kaum bekannt ist, dass knapp 20.000 Juden vor dem nationalsozialistischen Terror nach Shanghai flüchteten. Dies war Ende der 30er-Jahre nahezu die einzige Möglichkeit Nazi-Deutschland zu verlassen und die Anreise fand meist unter abenteuerlichsten Bedingungen statt. Dies diente dem vielbeschäftigten französischen Autor Philippe Thirault (Rückkehr nach Belzagor, O’Boys) als Grundlage für eine fiktive Comic-Geschichte.

Shanghai Dream

Er siedelte seine Erzählung im Film-Milieu an und Hauptfigur ist der jüdische UFA-Mitarbeiter Bernard Hersch, der 1938 seine Anstellung wegen der Rassengesetzte verliert. So weit so wirklichkeitsnah. Doch gleich die erste Comic-Seite wirft die Frage auf, ob Thirault sich wirklich ernsthaft mit der Zeit beschäftigt hat, von der er erzählt.

Shanghai Dream

Gezeigt werden Dreharbeiten in den UFA-Studios, wobei die Darsteller zum Indiana-Jones-Outfit rote Armbinden mit Hakenkreuzen tragen. In einem “zweitausend Jahre alten Tempel“ finden sie mit einem in Stein gemeißelten Hakenkreuz den Beweis dafür, dass “das Reich tausend Jahre überdauern wird“. Ein derartiger Film wurde von der UFA nie gedreht. Dort wurde Ende der 30er-Jahre hauptsächlich auf scheinbar harmlose Unterhaltung gesetzt und direkte Bezüge zum Nationalsozialismus vermieden.

Shanghai Dream

Den nächsten Bock schießt Thirault auf Comic-Seite 15. Dort ist ein Berliner Kino zu sehen, das 1938 Das Haus der sieben Sünden zeigt. Dieser Film ist von 1940, was als Vorwurf etwas kleinlich wäre. Doch außerdem spielte darin – neben John Wayne – Marlene Dietrich die Hauptrolle, deren Hollywood-Filme ab Mitte der 30er-Jahre im Dritten Reich nicht mehr gezeigt wurden.

Shanghai Dream

Solche Ungenauigkeiten nehmen Thiraults Geschichte, neben der Glaubwürdigkeit, auch die Kraft, um als Drama vor historischen Hintergrund zu funktionieren. Das Resultat ist ein spannend erzählter exotischer Abenteuer-Comic mit gelegentlichen Bezügen zur tatsächlichen Geschichte. Doch stärker noch als ums Überleben, kämpft Bernard Hersch im von Japanern besetzten Shanghai darum, ein Drehbuch seiner in Berlin zurückgebliebenen Frau Illo zu verfilmen…

Shanghai Dream

Formal gibt es wenig zu meckern. Dem portugiesischen Zeichner Jorge Miguel (Als die Zombies die Welt auffraßen) gelangen ebenso detailfreudige wie atmosphärische Bilder, während Splitter die komplette aus zwei Alben bestehende Serie in einem schönen Hardcover-Band in gewohnter Qualität veröffentlicht.

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John Wayne – Perlen der Comicgeschichte

Die Reihe Perlen der Comicgeschichte des Bildschriften Verlags wächst und gedeiht. In bereits acht sachkundig kommentierten Hardcover-Bänden werden kommerziell produzierte nostalgische Comics präsentiert, die zwar “ernst“ gemeinter Mainstream sind, aber auch Freunden von skurrilen Geschichten viel Freude bereiten dürften.

John Wayne - Perlen der Comicgeschichte

Im Zentrum des siebten Bandes steht John Wayne, bzw. ein Comic- Alter-Ego von ihm, das von 1949 bis 1955 durch insgesamt 31 Comic-Hefte des US-amerikanischen Verlags Toby Press galoppierte und dabei oft von einem an das Western-Urgestein Al St. John alias Fuzzy erinnernden Sidekick namens Bonanza begleitet wurde.

John Wayne - Perlen der Comicgeschichte
Typisch, John Wayne!

Die in diesen Heften erzählten Geschichten sind kaum der Rede wert. Sie spielen in jener klinisch reinen Hollywood-Western-Welt, deren gebügelte farbenfrohe Hemden tragende Helden auch in vielen TV-Serien gefeiert wurden. Interessant werden die John Wayne Adventure Comics jedoch dadurch, dass hierfür zwei Comic-Großmeister am Zeichenbrett saßen.

John Wayne - Perlen der Comicgeschichte

Al Williamson wurde später bekannt als genialer Zeichner von Science-Fiction-Geschichten bei den EC-Comics, aber auch innerhalb der Serien Flash Gordon und Star Wars, hier schuf er auch einige großartige Comic-Adaptionen zu den Filmen. Williamson, ist schon dadurch zu identifizieren, dass er einige seiner Arbeiten für Toby Press signieren durfte. Dass Williamson sein Handwerk beim großartigen Tarzan-Zeichner Burne Hogarth erlernte, ist zwei in diesem Band enthaltenen Geschichten anzumerken, in denen John Wayne gegen schwarze Panther kämpft.

John Wayne - Perlen der Comicgeschichte

Ebenfalls beteiligt an einigen der John Wayne Comics war Frank Frazetta, der durch seine kunstvollen Titelbilder zu Tarzan– oder Conan-Romanen, seine detailverliebten Filmplakate und seine altmeisterlich gemalte Fantasy-Kunst auch außerhalb der Comic-Szene Ruhm erntete. Frazetta arbeitete bei den John-Wayne-Comics gelegentlich mit Williamson zusammen. Spuren durch Signaturen hat er nicht hinterlassen, und den Perlen-der-Comickunst-Herausgebern ist es auch nicht gelungen hierzu Genaueres in Erfahrung zu bringen. Doch der Stil einiger in diesem Buch präsentierten Comics erinnert deutlich an Frazettas Klassiker White Indian.

John Wayne - Perlen der Comicgeschichte

Einmal mehr macht hier ein Band dem Titel Perlen der Comickunst alle Ehre. Interessant wäre vielleicht ein weiterer Band, der die Comic-Adaptionen zu Filmklassikern mit John Wayne wie El Dorado, Der schwarze Falke, Der Eroberer, Rio Bravo oder auch Hatari! enthält.

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Blutch: Der kleine Christian

Der kleine Christian lebt im Elsass in der Nähe von Straßburg. Er hat gehört, dass auf der anderen Seite des Rheins ein seltsames Volk lebt. “Ihr Stammesleben war bestimmt von einem äußerst strengen Ehrenkodex. Sie waren berüchtigt für ihre barbarischen Bräuche. Ihre Umgangsformen verstörten die misstrauischen Franzosen.“ Doch der kleine Christian, der sich gelegentlich für den Cowboy “Lacki Luk“ hält, achtete die Deutschen so “wie man große Krieger achtet: aus der Ferne.“

Blutch: Der kleine Christian

Blutch (Blotch – der König von Paris) der eigentlich auch Christian (Hincker) heißt und 2009 auf dem Comicfestival in Angoulême den Grand Prix gewann, betrachtet als Der kleine Christian in ebenso sensiblen wie komischen Comickurzgeschichten die Welt aus der Sicht eines Fünftklässlers.

Christian (Hincker

Dieser holt sich in seinen Phantasien schon einmal Rat bei John Wayne oder Marlon Brando ein, findet Mädchen doof aber interessiert sich trotzdem sehr stark für Frauen wie Farrah Fawcett, ist jedoch ganz enttäuscht als er erfährt, dass diese den Sechs Millionen Dollar Man Lee Majors geheiratet hat.

Christian (Hincker

Reprodukt veröffentlicht gebündelt die ersten beiden Alben mit dem kleinen Christian, wobei der zweite Band sich nicht nur durch den Einsatz der Schmuckfarbe rot vom ersten unterscheidet, sondern hier hat sich die Figur des kleinen Christians tatsächlich weiterentwickelt und kommt in die sechste Klasse. Der kleine Christian verliert etwas das Interesse an Lacki Luk und Playmobil, denn er hat sich in die schöne Catie (“Sie ist ein Kunstwerk!“) verliebt. Doch schon Woody Allen sagte: “Das Herz ist ein sehr beweglicher Muskel.“ Daher entliebt sich Christian auch wieder und die etwas in Vergessenheit geratenen Comicfiguren warten schon auf ihn.

Wo ist Kiki?

Nach einem Szenario seines Bruders Robber schuf Blutch mittlerweile mit Wo ist Kiki? auch ein neues Abenteuer des klassischen Detektiv-Duos Harry und Platte.

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Stagecoach

Der Film ist bei uns auch als Ringo oder Höllenfahrt nach Santa Fe bekannt – erlebte im magischen Hollywoodjahr 1939 neben Klassikern wie Vom Winde verweht oder Der Zauberer von Oz seine Premiere. Der Film ist sicherlich auch dafür bemerkenswert, dass durch ihn John Wayne – der auf der Besetzungsliste noch an zweiter Stelle hinter Claire Trevor genannt  wird- zum Star wurde. Doch wichtiger noch ist, dass der Western mit Stagecoach erwachsen wurde.

Stagecoach

Nachdem das Genre zuvor fast ausschließlich in billig produzierten Serials stattfand, erzählt John Ford (Kavallerie-Trilogie, Faustrecht der Prärie) in Stagecoach – trotz beeindruckender Außenaufnahmen mit Indianer-Action im Monument Valley und einem sehr spannenden Showdown-Finale – in erster Linie ein Kammerspiel. Der Film handelt von sehr unterschiedlichen Charakteren, die zusammengepfercht eine gefährliche Kutschfahrt überstehen müssen. Dabei entpuppt sich der Bankdirektor als Schurke, der besoffene Doktor als heldenhafte Hebamme und dass die selbstlose Alice eine Prostituierte ist, wird mehr als nur zart angedeutet.

Stagecoach

Lange hat es gedauert, bis Stagecoach endlich als DVD oder gar als Blu-ray vorliegt. Der Anbieter Schröder Media hat sich für die Blu-ray fast schon ein wenig zuviel Mühe gegeben. So ist auf der deutschen Tonspur nicht nur eine sehr ordentliche deutsche Synchronisation zu hören, sondern gelegentlich gar zwei Soundtracks gleichzeitig. Es wäre nicht nötig gewesen den Film noch mit Ennio-Morricone-artiger Musik und zusätzlichen Geräuscheffekten wie Hühnergegacker zu „veredeln“. Die Bildqualität ist während des Vorspanns grenzwertig, fängt sich dann aber wieder und insgesamt bereitet es viel Freude diesen kapitalen Klassiker als Blu-ray neu zu erleben.

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