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Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Die Zeichnerin Catel Muller ist bekannt für Comic-Biografien von bemerkenswerten Frauen wie Kiki de Montparnasse (Carlsen) oder Olympe de Gouges (Splitter). Als Anne Goscinny an herantrat und fragte: “Wie wäre es, wenn Du meinen Vater einen grafischen Roman widmen würdest?“ lehnte Catel zunächst ab. Im Zentrum ihres Werkes stehen Heldinnen, doch René Goscinny hatte für sie den Nachteil, dass er ein Held war.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Einige Zeit später hatte es sich Catel anders überlegt und Anne Goscinny gab ihr Einblick in das umfangreiche Familien-Archiv. Anders als ihre sonstigen Werke erzählte Catel Die Geschichte der Goscinnys im Alleingang, wobei ihr ein großartiger Auftakt gelang.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Neun Jahre nachdem der erst 51-jährige René Goscinny in Folge eines Belastungstests auf dem Fahrradergometer seines Kardiologen an einem Herzinfarkt gestorben war, hatte Anne Goscinny bei dem Arzt einen Termin vereinbart. Es war ihr 18ter Geburtstag und die junge Frau gab vor einen Revolver in der Manteltasche zu haben. Sie warf dem Mann vor: “Sie haben meinen Vater getötet, meine Mutter stirbt gerade daran und sie haben meine Jugend massakriert!“

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Diese Situation, die sich tatsächlich zugetragen hat, löst Catel erst am Ende ihres Comics auf. Für die verschiedenen Erzählebenen des Werks setzt sie unterschiedliche Färbungen ein. Der Prolog ist rosa koloriert, die Treffen zwischen Cate und Anne Goscinny Ocker und für die Lebensgeschichte des genialen Autors wurde die Schmuckfarbe Blau gewählt.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Catel widmet dem Leben Goscinnys über 320 Seiten, doch so mancher Comic-Freund wird bemängeln, dass dessen Erfolgsgeschichte etwas zu kurz kommt. Erst auf Seite 290 kommt es zur Gründung des Magazins Pilote und kurz darauf wird Asterix erfunden. Sehr viel ausführlicher hingegen dokumentiert Catel den zwar talentierten aber keinesfalls genialen Zeichner Goscinny. Sie druckt viele seiner Frühwerke ab und diese teilweise zum ersten Mal. Das ist faszinierend, stört in dieser Ballung jedoch den Erzählfluss und wäre vielleicht im Anhang  des Buchs besser aufgehoben gewesen.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys

Andererseits wurden die letzten Lebensjahre Goscinnys durch die Erinnerungen seiner Weggefährten und zahlreiche Werke der Sekundärliteratur bereits auf vielerlei Arten dokumentiert. Daher ist diese sich unter dem Motto „Geburt eines Galliers“ ausführlich mit Goscinnys glücklicher Kindheit in Buenos Aires und seinen zahlreichen meist frustrierenden Aufenthalten in New York beschäftigende Biografie eine interessante Ergänzung.

Catel: Die Geschichte der Goscinnys
Alle Bilder: © Catel et des Éditions Grasset & Fasquelle, 2019 + Carlsen

Wichtiger ist jedoch, dass es Catel in ihrem schlichten und zurückhaltenden Stil gelingt, dem Leser einen Eindruck davon zu vermitteln, was für ein Mensch dieser René Goscinny war, dessen Wunsch es schon in frühster Jugend war, später einmal „etwas lustiges“ zu werden.

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Kiki De Montparnasse

Die zu Beginn des letzten Jahrhunderts in sehr einfachen Verhältnissen auf dem Lande geborene Alice Ernestine Prin wurde zu einem in allen Belangen sehr aktiven Mitglied der Pariser Boheme. Sie bekam den Spitznamen “Kiki, die Königin von Montparnasse“ und diente Künstlern wie Moise Kisling, Amedeo Modigliani oder Per Krohg als Modell. Mit Man Ray war sie sieben turbulente Jahre lang zusammen.

Kiki De Montparnasse

Mit dem surrealistischen Meisterwerk Le Violon d’Ingres – hier wurde Kikis Rückenpartie zum Streichinstrument – setzte Man Ray Kiki 1924 ein fotografisches Denkmal. Dieses Motiv ziert auch das Cover der Comicbiografie. Doch Kiki war nicht nur Modell und Muse, sondern feierte auch große Erfolge als Malerin und Sängerin. Das Vorwort der englischsprachigen Ausgabe ihrer Autobiographie schrieb Ernest Hemingway, der derartige Tätigkeiten ansonsten mied.

Kiki De Montparnasse

Kiki De Montparnasse entstand wie viele französische Comics im arbeitsteiligen Prozess. Der erfahrene Autor José-Louis Bocquet erzählte mit Die Abenteuer von Hergé bereits die Biografie des Schöpfers von Tim und Struppi. Er grast chronologisch und anekdotisch die einzelnen Stationen von Kikis Leben ab. Die Zeichnerin Catel Muller eröffnet jedes Kapitel mit einer Jahreszahl und einer Zeichnung der zugehörigen Örtlichkeit. Die einzelnen Seiten sind übersichtlich gegliedert, die schwarzweißen Zeichnungen sauber und ordentlich.

Kiki De Montparnasse

Wenn zum Abschluss des Bandes noch ein äußerst umfangreicher Prosa-Anhang mit einer Chronologie von Kikis Leben und Kurzbiographien ihrer Bekanntschaften nachgeliefert wird, wirkt dies fast ein wenig so, als wenn dem Medium Comic nicht so richtig zugetraut wird eine Biografie zu erzählen.

Die Geschichte der Goscinnys

Mit Die Geschichte der Goscinnys gelang Catel 2019 ein vielschichtiger Comic über einen Menschen, dessen Wunsch es schon in frühster Jugend war, später einmal „etwas lustiges“ zu werden

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