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Stasikomödie

1999 drehte der renommierte Theaterregisseur Leander Haußmann seinen ersten Spielfilm Sonnenallee. In dem gemeinsam mit Detlev Buck und Thomas Brussig verfassten Drehbuch flossen auch eigene Erlebnisse aus seiner Jugend in der DDR ein. Der Schlusssatz des Filmes lautet: “Es war die schönste Zeit meines Lebens, denn ich war jung und verliebt!“

2022 kommt eine Art Fortsetzung in die Kinos, die zugleich der Abschluss von Haußmanns DDR-Trilogie ist. Nachdem der 2005 entstandene Mittelteil, die Militär-Klamotte NVA, ziemlich in die Hose ging, ist Haußmann bei Stasikomödie wieder in Höchstform. Sonnenallee endete damit, dass der beste Freund der Hauptfigur sich von der Stasi anmustern lässt, um seine junge Familie ernähren zu können. Haußmann verdammt diese Entscheidung nicht, sondern lässt den frisch gebackenen Staatssicherheits-Mitarbeiten, beim großen Finale fröhlich mittanzen.

Auch Stasikomödie handelt von einen jungen DDR-Bürger, der von der Obrigkeit als Spitzel rekrutiert wird. Doch Haußmann macht aus diesem Vorgang eine sehr skurrile Szene. David Kross (Trautmann) bleibt als Ludger Fuchs sehr lange brav vor einer Ampel stehen und rettet ein Kätzchen erst vor einem heranfahrenden LKW, nachdem das rote Ampelmännchen grün geworden ist. An der Fernsteuerung der Ampel sitzt kein Geringerer als Stasioffizier Siemens (Henry Hübchen), der den scheinbar linientreuen Ludger sofort auf subversive Elemente ansetzt, die sich in leerstehenden miteinander verästelten Wohnung am Prenzlauer Berg eingenistet haben.

Nachdem er anfangs etwas gefremdelt hat, beginnt Ludger sein neuer Job richtig Spaß zu machen. Er lernt zwei tolle von Antonia Bill und Deleila Piasko dargestellte Frauen kennen, wird auf Erich Mielkes pompöse Kostümparty eingeladen und schwingt sich sogar zum im Westen verlegten oppositionellen Starschriftsteller auf.

In einer Rahmenhandlung spielt Jörg Schüttauf, der zuletzt in Lieber Thomas in einer ähnlichen Rolle zu sehen war, den gealterten Ludger Fuchs, der mit seiner Vergangenheit alles andere als im Reinen ist. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Detlef Buck als Vopo-Tölpel. Leander Haußmann gelang mit dieser großartig in Szene gesetzten Tragikomödie eine würdige Fortsetzung zu Sonnenallee.

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Herr Lehmann

2001 erschien mit Herr Lehmann das erste Buch des zuvor hauptsächlich als Musiker tätigen Sven Regener. Eine Geschichte wird eher nicht erzählt. Die Titelfigur driftet planlos aber durchaus glücklich durch die Kneipenszene West-Berlins und wundert sich, dass ihn alle „Herr Lehmann“ nennen aber duzen. Am 9. November 1989 merkt Frank Lehmann kaum, dass er 30 wird und die Mauer fällt.

Herr Lehmann

Das Buch wurde zu einem großen Erfolg und daher von Leander Haußmann verfilmt sowie von Regner durch die Bücher Neue Vahr Süd und Der kleine Bruder zur Trilogie erweitert. Da Herr Lehmann seinerzeit bei Eichborn veröffentlicht wurde, liegt dort jetzt auch eine Comic-Adaption des Buches vor.

Herr Lehmann

Tim Dinter hat (mit Unterbrechungen) drei Jahre an dem Comic gearbeitet. Während Leander Haußmann in seiner Verfilmung von Herr Lehmann mit allerlei inszenatorischen Mätzchen arbeitete und markante Darsteller wie Christian Ulmen (in der Titelrolle) oder Detlev Buck (Rubbeldiekatz) sich die Charaktere vielleicht ein wenig zu sehr aneigneten, erfreut Dinters Comic durch seine schwarzweiße Schlichtheit.

Herr Lehmann

Die Figuren sind simpel aber jederzeit wiedererkennbar zu Papier gebracht und sehr gelegentlich gibt es auch leicht verwaschen wirkende Bildhintergründe zu sehen. Diese zurückhaltende Grafik ermöglicht einen unverbauten Blick auf Regeners Geschichte. Wichtiger noch ist, dass dessen eigenwillige Merksätze über Schweinebraten („Kruste wird sowieso überschätzt“), Frühstücker in Kneipen („Der Feind an sich“) oder die subtilen Unterschiede zwischen Liebe und Verliebtheit im Comic noch stärker funkeln als im Kinofilm.

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