Der 98. Band der Traditions-Serie Lucky Lukeerzählt wieder kein durchgehendes Abenteuer, sondern kurze Geschichten aus der Jugendzeit des einsamen Cowboys, der schneller als sein Schatten zieht. Das ist sehr schade, denn gerade in den letzten beiden Alben Das gelobte Landund Ein Cowboy in Parisvom Team Achdé und Jul zeigte sich die Serie wieder in alter Größe.
Doch nun also bereits der siebte Sammelband mit Geschichten von Lucky Kid (oder Kid Lucky, wie er im Original heißt). Zur Eröffnung gibt es auch diesmal eine etwas längere sechsseitige Geschichte, der es recht gut gelingt eine Verbindung zwischen Lucky Luke, wie wir ihn kennen, und seiner kleinwüchsigen Jugend-Version herzustellen. Dabei geht es um Pferdediebe, denen der Galgen droht…
Das restliche Album ist mit Onepagern von Achdé gefüllt, bei denen manchmal der Schlussgag bereits im ersten Panel zu erraten ist. Doch es gibt auch pfiffigere Short Storys, die in Aussicht stellen, dass Lucky Luke auch Totengräber oder ein Superheld wie Captain America hätte werden können. Naja, zur Verkürzung der Wartezeit auf das nächste längere Abenteuer des Westernhelden taugt dieser Comic durchaus.
Bereits zuvor in seinem siebten Lucky-Luke-Album Das gelobte Land (bei uns als Band 95 erschienen) arbeitete der Zeichner Achdé sehr erfolgreich mit dem Szenaristen Julien Berjeaut alias Jul zusammen. Nachdem zuvor die Autoren ständig wechselten, wurden in der empfehlenswerten Arte-Dokumentation Lucky Luke – Unser liebster einsamer Cowboy Jul und Achdé als neues Zeichner- und Texter-Team in der Nachfolge von Morris und Goscinny vorgestellt.
Jul ist auch als Zeichner tätig und wurde für sein bei uns nicht erschienenes Album Le Guide du moutard: Pour survivre à 9 mois de grossesse (“Das Gören-Buch: So überlebe ich 9 Monate Schwangerschaft“) 2007 auf dem Festival in Angouléme mit dem Prix René Goscinny ausgezeichnet. Nachdem Jol und Achdé in Das gelobte Land den einsamen Cowboy eine jüdische Großfamilie bei einer Reise von St. Louis nach Montana eskortierten ließen, bringt er diesmal eine einzelne Dame von Paris nach New York. Die Lady ist allerdings auch nicht ohne und 93 Meter groß!
Bereits das Titelbild von Ein Cowboy in New York verrät, dass diesmal die Freiheitsstatue im Zentrum des Geschehens steht. Nicht allzu weit von tatsächlichen Ereignissen entfernt, erzählt Jul davon, wie der Franzose Auguste Bartholdi mit einer übergroßen Hand, die eine Fackel hoch hält, quer durch die USA auf Promotiontour geht, um Geld zu sammeln für den Sockel jener riesigen Statue, die die Freiheit verkörpert und – spendiert vom französischen Volke – auf einer Insel vor New York aufgestellt werden soll.
Als Gegenspieler fungiert der fanatische Gefängnisdirektor Abraham Locker (sogar sein Kanarienvogel ist an eine kleine Kugel gekettet), der auf derselben Insel einen Hochsicherheitsknast errichten möchte. Mit fiesen Tricks versucht Locker daher zu verhindern, dass die Freiheitsstatue gebaut wird. Doch er hat seine Rechnung ohne Lucky Luke gemacht…
Dank der ungewöhnlichen Thematik, einer sehr spannenden Geschichte, sowie vielen wirklich zündenden Gags gelang Jol und Achdé das bisher beste Album der nach dem Tode von Goscinny begonnenen Ära des Comic-Klassikers. Selbst darüber, dass Lucky Luke nicht mehr raucht, wird gescherzt („Ihr Passfoto ist nicht aktuell, sie haben eine Zigarette im Mund!“) und auch die Farben seiner Klamotten, die den Cowboy als Begier ausweisen, spielen eine Rolle in der witzigen Geschichte.
Demnächst erscheint mit Fackeln im Baumwollfeld ein weiteres Lucky-Luke-Abenteuer von Achdé und Jul.
Dieses Buch ist bereits der 28. Band der durch seine knallrote Titelbildgestaltung vielleicht nicht optimal, doch zumindest einheitlich aufgemachten Gesamtausgabe von Lucky Luke. Die 2003 gestartete Reihe sollte somit auf dem neusten Stand sein, doch dies ist leider nicht der Fall, denn zwei im (auf dem Cover zu lesenden) Zeitraum von 2016 bis 2018 erschienene Lucky-Luke-Comics fehlen in dieser Edition.
Hierbei handelt es sich um Alben, die nicht vom amtierenden Stammzeichner Achdé (Hervé Darmenton) zu Papier gebracht wurden. Sehr viel Aufmerksamkeit erregten um Umfeld des 70. Geburtstag von Lucky Luke zwei recht ungewöhnlich gestaltete Comics, über den einsamen Cowboy. Während Matthieu Bonhomme in einem recht realistischen Stil die zwar spannende, aber nur bedingt komische Geschichte Der Mann, der Lucky Luke erschosszeichnete und erzählte, setzte Guillaume Bouzard in Jolly Jumper antwortet nicht auf einen reduzierten Stil und respektlose Flapsigkeit.
Der Band der Gesamtausgabe enthält stattdessen mit Martha Pfahlund Mitten ins Schwarze zwei von Achdé gestaltete Kurzgeschichten-Sammlungen um die nicht unumstrittene Jugendversion Lucky Kid, die im französischen Original Kid Lucky heißt und seit Mitte der 90er Jahre bereits in sechs Alben auftrat.
Sehr viel gelungener, ja fast schon so gut wie die Geschichten aus der Hochphase von Morris & Goscinny, ist das ebenfalls in dieser Gesamtausgabe enthaltene Abenteuer Das gelobte Land. Lucky Luke hilft hier einer aus Osteuropa kommenden jüdischen Familie von St. Louis nach Montana zu gelangen. In den informativen Texten, die Horst Berner zur Gesamtausgabe beisteuerte, ist zu erfahren, dass Szenaristen Julien Berjeaut alias Jul, der Autor von Das gelobte Land bereits Ideen zu vier bis fünf weiteren Abenteuern mit Lucky Luke hat. Um die Zukunft der Serie muss sich somit nicht gesorgt werden.
Der 96. Band der Traditions-Serie Lucky Luke erzählt wieder kein durchgehendes Abenteuer, sondern kurze Geschichten aus der Jugendzeit des einsamen Cowboys, der schneller als sein Schatten zieht.
Fast ganz ohne Beteiligung von Lucky-Luke-Schöpfer Morris entstanden mit Am Fluss der rosa Biber und Oklahoma Jim bereits Mitte der 90er Jahre Abenteuer von Lucky Kid. Während diese Geschichten bei uns in die nicht chronologische geordnete Lucky-Luke-Reihe als Band 82 und 73 aufgenommen wurden, heißt diese Figur in Frankreich Kid Lucky und hat eine eigene Serie.
Morris hat Lucky Kid nach zwei Alben mit durchgehenden Geschichten auf Eis gelegt. Achdé, der dessen Erbe angetreten hat, zeichnete und textete seit 2011 unermüdlich weiter. Er füllte bereits vier Alben mit den zumeist einseitigen Kurzgeschichten über den kleinen Lucky Luke.
Beim vorliegenden Comic handelt es sich um den sechsten Band von Lucky Kid, bzw. um Les Aventures de Kid Lucky d’après Morris sous le numéro 4. Den Story-Reigen eröffnet eine sechsseitige Geschichte, in der auch der erwachsene Lucky Luke dabei ist und sich an seine Jugendzeit erinnert. Die restlichen 40 Seiten enthalten kurze Gagstrips von unterschiedlicher Güte. Recht hübsch mitzuerleben, wie Lucky Lukes Pferd Jolly Jumper seine ersten vergeblichen Gehversuche macht. Zu jedem Gagstrip gibt es belehrende Texte und so ist zu erfahren, dass es sich bei Jolly Jumper um ein Ouarter Horse mit “spanischen, englischen und indianischen Chickasaw-Blut“ handelt.
Die Lektüre dieses Bandes bietet kurzweilige Unterhaltung und entlockt dem Leser manches Schmunzeln. Doch so richtig zu glauben ist es nicht, dass aus dem harmlosen Lausbuben Lucky Kid einmal ein unglaublich cooler durch nicht zu erschütternder Cowboy werden soll.