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Batman: Schwarz-Weiss Collection

Batman ist in den Augen seiner vielen Fans der vielschichtigste Comic-Charakter, der je das Licht der Welt erblickt hat. Und dafür, dass Künstler und Autoren aus aller Welt sich geradezu darum reißen diesem Helden immer wieder neue Aspekte abzugewinnen und Nuancen geben zu können, ist dieses Werk der beste Beweis. Hier geben sich die Besten des Comic-Biz ein Stelldichein und liefern sowohl zeichnerisch wie auch erzählerisch kleine Meisterwerke rund um den Mitternachtsdetektiv ab.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Die Geschichten sind losgelöst von der monatlichen Kontinuität und durchleuchten Batman in allen seinen Facetten. Diese Minimierung auf das Wesentliche ist ein Lesegenuss – ein besonderes Highlight in dem Zyklus ist sicherlich direkt die erste Geschichte Der Werdegang von Warren Ellis und Jim Lee. Hier wird beschrieben, wie akribisch sich Bruce Wayne auf seine Aufgabe vorbereitet hat und wie zielstrebig er seine Bestimmung verfolgt. Keine Mittel sind ihm zu abwegig und zu absurd: So sieht man den jungen Bruce, wie er in einer Leichenhalle mit einem Revolver steht und die Wunden im menschlichen Fleisch untersucht, die er selbst mit verschiedenen Schusswaffen verursacht hat. Dieses Wissen muss er haben, in seinem immerwährenden Kampf für die Gerechtigkeit.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Diese Darbietungen in Schwarzweiß lassen eben viel Platz für unkonventionelle aber gute Ideen, sowohl vom Inhalt, als auch beim manchmal experimentellen Zeichenstil – und das ist zweifelsohne eine Bereicherung, sowohl für die Comic-Schaffenden, als auch für die Leser. Wieder einmal können wir erleben, was man mit Batman so alles machen kann. Dieser Charakter ist vielseitig verwendbar. Die Kost reicht von einfach bis gehaltvoll, aber nie dünn oder gar schlecht. Hier wird Batman von allen Seiten beleuchtet und man kann ihm sogar neue Nuancen abgewinnen. Was nicht ganz einfach ist, da der dunkle Ritter immerhin schon über 80 Jahre alt ist. Aber in diesen 104(!) Geschichten erleben wir Batman von seinen besten und spannendsten Seiten.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Hier kommt jeder auf seine Kosten: Wer realistische Zeichnungen mag, dem wird Der Ruf – illustriert von Claudio Castellini – gefallen, jene Geschichte von Mark Schultz über die bedingungslose Freundschaft zwischen dem Mitternachtsdetektiven und dem Mann aus Stahl. Wem es eher schräg gefällt, für den wird Fette Stadt von Mick McMahon was sein: Die fetteste Frau von Gotham City muss die Stadt retten, wo Batman allein nichts ausrichten kann.

Batman: Schwarz-Weiss CollectionWem es eher schräg gefällt, für den wird Bruce Wayne ist Batman! von Cyrus Voris (Story) und Chris Bachalo (Pencil, Inks) was sein: Eine namenlose Insassin beschwört die Geister, um zu erfahren, wer in Wirklichkeit Batman ist. Und als dann tatsächlich einer erscheint (mal wieder) und das Geheimnis lüftet, so interessiert das keinen. Schließlich hatte der Geist schon alle möglichen Kandidaten genannt: Bill Clinton, Mick Jagger und sogar George Clooney. Batman – verkleidet als putzender Matches Malone, weiß, dass sein Geheimnis nie wirklich in Gefahr ist.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Eine sehr liebevolle und überraschende Geschichte ist zweifelsohne Der Wahn des Alfred Pennyworth. Hier taucht Jason Todd auf! Zwar nur als Geist, aber dennoch greift er in die Handlung ein und hilft Batman bei seiner Jagd nach Verbrechern. Ab und zu trifft er sich sogar mit Alfred zum Teetrinken. Und wer wissen möchte, wie Poison Ivy ihren Farn wässert, wenn sie ganz alleine in ihrer Zelle im Arkham Asylum so einsitzt, der erfährt es in der Geschichte Die Wette von keinem geringeren als Paul Dini.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Und dass selbst Batman doch Sinn für Humor hat, das lernen wir in Falschgeld von Harlan Ellison. Schweizer stehen sehr auf Melodram – eine Schwäche, die Batman gekonnt ausnutzt, um vom  Eidgenossen Kaes Poppinger das zu bekommen , was er möchte. Böse Buben haben jede Menge Originalpapier zum Erstellen von US-Banknoten geklaut und brauchen jetzt nur noch diese perfekt zu bedrucken und schon haben sie jede Menge echtes Geld. Dazu brauchen sie die Fähigkeiten eines Graveurs – und Poppinger ist der beste in seinem Metier. Eigens hierfür wird er eingeflogen, aber durch einen Tipp von Interpol schon am Flughafen abgefangen und in Gewahrsam genommen. Und damit das Versteck der Fälscher auch noch ausgehoben werden kann und diese keinen Verdacht schöpfen, wenn Poppinger am vereinbarten Treffpunkt nicht erscheint, muss sich Batman dieses Falles auf Drängen der Bundesschatzbehörde annehmen.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Er spielt dabei alle seine detektivischen und psychologischen Trümpfe aus, die er zu bieten hat und erweist sogar am Ende noch eine gehörige Portion Humor! Die Dialoge vom Altmeister Ellison sind pointiert und geschliffen, die Illustration von Gene Ha gekonnt und sein Seitenlayout trickreich und mitunter so filigran, wie die Striche auf Geldscheinen – echten oder falschen. Wieso der Batman-Lehrer Max Dodge immer einen Ausweg als Entfesselungskünstler kannte, der erfährt es in der Geschichte Kein Ausweg von keinem geringeren als Paul Kupperberg.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Aber auch komische Episoden kann man mit diesen Kurzgeschichten erzählen – einen Batman mit einer gebrochenen Nase, der in seinem Badezimmer im Spiegel sein Gesicht betrachtet, und später dem Verursacher – einem ziemlichen Stümper von größenwahnsinnigem Verbrecher – Gleiches mit Gleichem vergilt, wird man in den monatlichen Heften wohl vergeblich suchen. Das zwar mit Recht, aber in dieser Erzählform einfach gut. Die Dialoge zwischen Alfred, der ihn wieder mal verarztet, und Batman sind geschliffen und scharf. Alfred vergleicht die Situation Batmans mit der ersten gebrochenen Nase mit dem Verlust der Unschuld und dem ersten Beischlaf – treffend und witzig in dieser Situation.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Die Themen sind so vielseitig, wie eben das Leben selbst: Angst und Mut, Zweifel und Entschlusskraft, Qual und Befreiung. Zum Glück haben ebenfalls die diversen Cover Einzug in dieses Werk gefunden: Unter anderem von Marc Silvestri, Frank Miller, Moebius und Vieles mehr.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Aufgrund des großen Erfolgs legte DC ab 2005 auch eine Figuren-Serie von Schwarzweiß-Statuen (in Resin) auf. Die erste Figur ist von Eduardo Risso. Auch hier war der Erfolg so groß, dass die Serie bis heute läuft.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

In Kürze erscheint die 100. Figur von Todd McFarlane. Die Figur ist an sein berühmtes Cover von Batman #423 (September 1988) angelehnt. Die Figur ist eine Neuauflage seiner vorherigen Figur (mit leicht anderer Tönung). Mittlerweile sind viele Figuren – wegen der großen Nachfrage – in einer 2nd Edition erschienen. Hier im Band sind (leider nur) zwölf Figuren abgebildet.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Das überaus lesenswerte Vorwort von Mark Chiarello gibt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser 912-seitigen Anthologien und erzählt von den Anfangsschwierigkeiten und Bedenken bei DC. Zu lesen ist auch von der Geschichte eines Comic-Genies, die „urkomisch aber bösartig war“ und deshalb nie gedruckt wurde.

Batman: Schwarz-Weiss Collection

Chiarello meint die Geschichte von keinem Geringeren als Moebius, die 1998 in Penthouse Comix #3 leicht verändert und unter dem Namen Ratman erschien, allerdings in Farbe!

Norbert Elbers

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Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten

Am 12. November 2018 starb Stan Lee im Alter von 95 Jahren. Bereits zuvor erschienen mit The Stan Lee Story (Taschen) und der Marvel Treasury Edition (Panini) zwei opulente aber auch recht hochpreisige Bücher über den prominentesten Schöpfer von Superhelden. Figuren wie die Fantastic Four, die Avengers, die X-Men oder Spider-Man wurden nicht im Alleingang von Stan Lee geschaffen, der an ihn gerichtete Lobeshymen meist auch an Zeichner wie Jack Kirby oder Steve Ditko weitergab.

Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten

Darin unterscheidet sich Stan Lee von Walt Disney, der nichts dagegen hatte, wenn das Publikum glaubte, dass er die unter seinem Namen präsentierten Animationsfilme und Comics im Alleingang realisiert hatte. Die Marvel-Comics wurden immer als Teamwork angekündigt. Es war nie ein Geheimnis, wer für die Zeichnungen verantwortlich war. Die Geschichten waren jedoch ebenfalls Gemeinschaftswerke, auch wenn Stan Lee nichts dagegen hatte als alleiniger Autor genannt zu werden.

Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten

Auch dieser Aspekt spielt eine Rolle bei Paninis sehr zeitnah zum Tode von Stan Lee veröffentlichten Band Helden, Götter und Mutanten. Fundierte Texte von Christian Endres bemühen sich darum, die Lebensleistung von Stan Lee ins rechte Licht zu rücken. Interessant ist auch die Auswahl der Comics. Natürlich sind die ersten Comic-Auftritte der Fantastic Four, von Spider-Man (hier war es übrigens nicht, wie in den Filmen Peter Parkers Onkel Ben, sondern Stan Lee als Autor, der den legendäre Satz über große Macht und große Verantwortung zum Besten gibt) und von den X-Men enthalten. Endes weist aber auch darauf hin, dass es Jack Kirby und nicht Stan Lee war, der 1961 die Idee hatte, die Fantastic Four zuerst in Action zu zeigen und erst danach als Rückblende ihre Entstehungsgeschichte zu erzählen.

Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten

Das Buch enthält aber ansonsten nicht nur die “üblichen Verdächtigen“, sondern auch drei kurze Beispiele aus Stan Lees Frühwerk als Autor von Horror-Geschichten oder romantischen Comics. Einen Schwerpunkt bilden auch die sozial engagierten Geschichten, die Marvel bereits in den 60er Jahren veröffentlichte. So kümmerte sich Daredevil in Take my Hand! um einen in Vietnam erblindeten Soldaten und eine Storyline der Serie Amazing Spider-Man, in der sich Peter Parker 1971 um seinen drogensüchtigen Freund Harry Osborn sorgte, kommt – ihrer Bedeutung angemessen – in der vollen Länge von 60 Seiten zum Abdruck.

Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten

Enthalten sind auch einige Kuriositäten wie eine Kurzgeschichte von Marie Severin, die 1968  – wahrscheinlich nur leicht überzeichnet – darstellte wie wild und irre es bei Marvel zuging. Recht hübsch ist auch ein Comic in dem Stan Lee auftritt und versucht einen frustrierten Spider-Man wieder aufzubauen. Der durchaus krönende Abschluss ist ein Comic mit Captain America von 2014, den der begnadete Zeichner Bruce Timm (Batman Animated) zum 75. Jubiläum von Marvel in Szene setzte. Hierbei handelt es sich um die erste Geschichte, die Stan Lee für Marvel schrieb. 1941 kam diese Story jedoch nur als zweiseitiger Prosatext zum Abdruck.

Stan Lee: Helden, Götter und Mutanten

Erfreulich an dem gebundenen Buch ist, dass mit 29,80 Euro für 320 Seiten auch das Preisleistungsverhältnis stimmt.

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