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Martin Scorsese: The Blues

Diese von Martin Scorsese präsentierte DVD-Box erschien 2003 und enthält 7 Filme mit über 10 Stunden Musik und Musikgeschichte von 7 Regisseuren. Jeder stellt hier seine ganz persönlichen Vorlieben der Bluesmusik vor.

Feel Like Going Home
R: Martin Scorsese
ca. 80 min
Sorsese beginnt mit der Musik des Missisippi Deltas, wo alles mit Robert Johnson, Son House und Leadbelly begann. Mit Muddy Waters ziehen wir nach Chicago. Der Bluesgitarrist Corey Harris folgt diesen Spuren, sogar bis nach Afrika (Mali) zu den Ursprüngen dieser Musik.

The Soul Of A Man
R: Wim Wenders
ca. 99 min
Hier werden wir mit drei großen Bluesmusikern bekannt gemacht: Blind Willie Johnson und Skip James aus den späten 20igern. Den Originalaufnahmen aus dieser Zeit stellt Wenders neue Einspielungen von Marc Ribot, Bonnie Raitt und Lou Reed u. a. gegenüber. Von J.B. Lenoir werden bisher unveröffentlichte Filmdokumente gezeigt.

Warming By The Devil´s Fire
R: Charles Burnett
ca. 89 min
New Orleans. in dieser Stadt haben W.C. Handy, Son House und Ma Rainy den Blues. „Between heaven and hell“ der Konflikt zwischen Gospelmusik und Blues wird hier aufgezeigt.

Red, White & Blues
R: Mike Figgis
ca. 92 min
London als Stadt des Blues? Ja, Mike Figgis führt uns in das England der 60iger. Alexis Korner, John Mayall, Eric Clapton und die Stones entdecken hier den Blues und bringen Ihn nach Amerika zurück. Eine unbekannte, neue Musik für die weißen Collegeboys.

The Road To Memphis
R: Richard Pearce
ca. 89 min
Mit dem Bus auf den Weg nach Memphis. Es geht zur Beale Street und dem Plattenstudio Sun Records von Sam Phillips (Elvis) bis wir in einem Blueskonzert von Ike Turner, Rosco Gordon und B.B. King landen.

Godfathers And Sons
R: Marc Levin
ca. 96 min
Chicago, the Blues goes electric. Die Plattenfirma Chess nimmt Muddy Waters, Willie Dixon, Howling Wolf, Koko Taylor und viele andere unter Vertrag und der Siegeszug des Blues auf der Elektrogitarre beginnt. Die „alten“ Bluesmusiker treffen hier auf den HipHop.

Piano Blues
R: Clint Eastwood
ca. 89 min
Die Vorliebe von Eastwood ist der Blues auf dem Piano. Von Art Tatum bis Ray Charles, von Dave Brubeck bis Fats Domino, die Vielfalt dieser Musik wird hier dokumentiert. Live dabei Dr. John, Pinetop Perkins und der große Ray Charles. Wir sehen und hören noch mal den verstorbenen Ray Charles mit der amerikanischen Nationalhymne – als Blues.

Wer immer noch Lust auf den Blues hat, jede DVD (bis auf Piano Blues) enthält noch eine Einzelauswahl der Songs und viele, viele Bonus – Material. Eine großartige Box und man wünscht sich sofort, das es nicht die letzte dieser Art bleibt.

Jason Schramm

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Aviator

Zwei Jahre nach seinem hart umkämpften Werk Gangs of New York legte Martin Scorsese 2004 einen kaum weniger ambitionierten Film nach. Diesmal geht es um den geheimnisvollen Milliardär Howard Hughes (1905 – 1976), der von der Fliegerei und dem Hollywood-Kino (sowie den zugehörigen weiblichen Stars) gleichermaßen besessen war.

Scorsese konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1930 und 1950, die optisch am meisten hergibt. Hughes Jugend wird nur kurz angerissen und schon kurz danach befindet sich der Zuschauer mitten in den aufwändigen Dreharbeiten zum Kriegsdrama Hell’s Angels. Hughes setzte eine gewaltige Armada von Flugzeugen ein und stellte die Luftkämpfe des Ersten Weltkrieges filmisch nach. Als das Werk nach jahrelangen Dreharbeiten endlich fertiggestellt war, kam der Tonfilm dazwischen und Hughes ließ alles noch mal drehen. 

Weiter geht es in Aviator mit Hughes Beziehungen zu Hollywood-Stars wie Katherine Hepburn (Cate Blanchett) und Ava Gardner (Kate Beckinsdale), den halsbrecherischen Flugexperimenten, Hughes Kampf mit der Airline Pan Am um die internationalen Flugrechte und seine Flucht in die völlige Isolation.  

Auch ein dreistündiger Film kann einer komplexen Person wie Hughes nicht gerecht werden. Scorsese gelang eher ein Film über die Epoche in der Hughes lebte als ein Film über Hughes. Leonardo DiCaprio überzeugt in der Titelrolle durch Wandlungsfähigkeit. Cate Blanchett spielt die einzige Frau, die Hughes Paroli bieten konnte. Ihre Katherine Hepburn wirkt zunächst eher wie eine Karikatur, gewinnt erst im Verlauf des Filmes an Profil.

Während Scorsese zuvor bei Gangs of New York noch fast ganz auf Spezialeffekte verzichtete, kommt diesmal kaum eine Szene zumindest ohne farbliche Verzerrungen aus. Aviator ist in seinen Details und beeindruckenden Einzelepisoden sehr viel besser gelungen als im großen Ganzen. Dennoch handelt es sich um einen mutigen und kühnen Film, der in manchen Momenten scheitert, dadurch zugleich aber auch seiner Hauptfigur gerecht wird.

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Gangs of New York

Im März 2001 hatte Martin Scorsese sein Opus Gangs of New York abgedreht. Vor mehr als 30 Jahren hatte er erstmals das gleichnamige Sachbuch von Herbert Asbury gelesen und sich fest vorgenommen einen Film daraus zu machen. Im September 2001 führte er eine knapp vierstündige Schnittfassung vor und nach dem Anschlag am 11. September unterzog er seinen Film einer „neuerlichen strengen Prüfung“.

Wahrscheinlich hat es dem Film gut getan noch ein wenig zu reifen. Direkt nach dem 11. September hätte die US-Bevölkerung Bilder von konkurrierenden New Yorker Feuerwehrmännern, die sich um Hydranten prügeln und von einem Kanonenhagel, den die US-amerikanische Marine mitten in die Stadt feuert, unweigerlich in den falschen Hals bekommen. Als der Film in die Kinos kam verwundern gewisse Sequenzen, doch sie schmerzen nicht mehr.

Zunächst sieht es so aus, als wenn Scorsese einmal mehr von den Methoden des Gangstertums und von der Entstehung der Mafia erzählt. Die Geschichte wirkt dabei auch allzu vertraut. Im Jahre 1850 tötet in New York ein sehr böser egozentrischer Bandenführer (brillant: Daniel Day-Lewis als Bill the Butcher) einen etwas milderen religiös motivierten Bandenführer (Liam Neeson). Der Sohn des Opfers (Leonardo DiCaprio) schwört Rache, verfällt aber zunächst dem dunklen Charme des Bösewichts. Zwischen beiden Männern steht dann natürlich auch noch mit Cameron Diaz als trickreiche Taschendiebin eine Frau.



Anfangs ist dem Film deutlich anzumerken, dass Scorsese Kürzungen vorgenommen hat, manche Übergänge wirken holperig, während die Musikuntermalung oft etwas unpassend und penetrant erscheint. Doch die grandiosen Bilder und die unglaublich detailverliebte Ausstattung entschädigen mehr als reichlich. Das Ende überrascht wirklich und macht den Film doch noch zu einem Meisterwerk: Die beiden feindlichen Gangs wollen sich gerade eine weitere wüste Straßenschlacht liefern. Plötzlich marschiert die US-Army auf und schlägt mit brutaler Gewalt (die deutlich heftiger ausfällt als alles was der Film zuvor zeigte) einen gleichzeitig stattfindenden Aufstand gegen die allgemeine Wehrpflicht nieder.

In der Tat erhoben sich 1863 mehr als 70.000 New Yorker und wollten nicht an den Fronten des amerikanischen Bürgerkrieges sterben. Dieses blutige Ereignis setzt der Film in erschütternde Bilder um, die noch lange nachwirken. Gangs of New York mag seine Schwächen haben, aber schon die Tatsache, dass Scorsese bei der Erstellung seiner Endfassung nicht einknickte verdient Respekt. Dadurch wurde sein Film zu einer (leider wohl allgemeingültigen) Parabel auf die gnadenlose Funktionsweise unserer Gesellschaft.

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Shutter Island

2010 spielt Leonardo DiCaprio nach Gangs of New York, Aviator und Departed, bereits seine vierte Hauptrolle in einem Film von Martin Scorsese. Da die Romanvorlage zu Shutter Island auch noch vom Mystic River-Autor Dennis Lehane stammt, sind die Erwartungen recht hoch. Anfangs gelingt es Scorsese und DiCaprio beträchtliche Spannung aufzubauen.

Im Jahre 1954 reist der US-Marshall Teddy Daniels auf das auf einer abgelegenen Insel vor der Küste von Boston gelegenen Gefängnisinsel Shutter Island. Dort ist eine geisteskranke Mörderin entflohen. Der ärztliche Leiter Dr. Cawley (Ben Kingsley) und das Wachpersonal verhalten sich nicht sonderlich kooperativ.

Doch nicht nur die Zustände auf Shutter Island sondern auch die im Dachstübchen von Teddy Daniels sind mehr als befremdlich. Der Marshall leidet nicht nur schwer am Tod seiner Frau, sondern wird auch noch immer wieder von drastischen Erinnerungen an die Befreiung eines Konzentrationslagers heimgesucht, an der er als Soldat teilnahm.

Formal ist Shutter Island vor allem was die Ausstattung und die Kameraarbeit betrifft durchaus interessant. Doch die immer wieder reichlich penetrant eingestreuten Rückblenden lassen kaum Spannung aufkommen und das Ende des Films ist eher blödsinnig als überraschend.

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Departed – Unter Feinden

2006 erzählt nicht von der italienischen Mafia in New York, sondern von den irischen “Gangs of Boston“. Daher wird der Part, den ansonsten höchstwahrscheinlich Robert De Niro übernommen hätte, von Jack Nicholson verkörpert. Departed – Unter Feinden schildert zwar etliche nicht ganz unkomplizierte Verwicklungen und Beziehungen, doch das Grundgerüst der Story ist eher simpel.

Dem Undercover-Cop Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) gelingt es in die Bande des völlig unberechenbaren Unterweltbosses Frank Costello (Nicholson) aufgenommen zu werden. Sein Polizei-Kollege Colin Sullivan (Matt Damon) hingegen steht im Sold von Costello und versucht mit allen Mitteln die Identität des Verräters in dessen Reihen aufzudecken. Außerdem haben Costigan und Sullivan auch noch ein Faible für die ohnehin auf Problemfälle spezialisierte Psychologin Madolyn (Vera Farmiga).

In der Regel sind es eher Fernost-Horrorfilme wie The Ring oder The Grudge die von Hollywood recycelt werden. Doch jetzt hat es auch den Hongkong-Thriller Infernal Affairs erwischt. Angeblich hat Autor William Monahan (Königreich der Himmel) sich diesen Film gar nicht erst angesehen, sondern zum Verfassen seines Drehbuchs lediglich eine Übersetzung des chinesischen Original-Skriptes benutzt. Das US-Remake lässt sich sehr viel mehr Zeit die Charaktere einzuführen, während in Infernal Affairs die Figuren flach blieben und die Geschichte gnaden- und atemlos vorangetrieben wurde. Monahan verpasste der Story zudem noch ein etwas moralischeres aber nicht minder blutiges Finale. Das solide Hongkong-Grundgerüst wurde noch mit zusätzlichen Story-Elementen ausgeschmückt und ergänzt um interessante Nebenfiguren, für die sehr interessante Darsteller verpflichtet werden konnten.

Martin Scorsese setzte als Hauptdarsteller nach Gangs of New York und Aviator zum dritten Mal Leonardo DiCaprio ein. Auch Matt Damon geht voll in seiner Rolle auf. Ebenso glaubhaft wie realitätsnah agiert er als angepasst wirkender Karriere-Cop, der jedoch von der Unterwelt ferngesteuert wird. Jack Nicholson bringt seine diesmal völlig passenden unberechenbaren Mätzchen gewinnbringend ins große Ganze ein. Markante Momente haben auch Martin Sheen und Mark Wahlberg als guter (väterlicher) und böser (aber moralisch intakter) Cop. Auch der bullige britische Darsteller Ray Winstone (Sexy Beast) hinterlässt in seinen kurzen Auftritten als Sullivans rohe rechte Hand Mr. French einen bleibenden Eindruck.

Auf der Tonspur passiert ebenfalls so einiges. Während Howard Shores Soundtrack eher unauffällig bleibt, überzeugt auch diesmal Scorseses pointierter Einsatz von Songs. Zu hören sind einmal mehr die Stones, aber bei romantischeren Momenten auch Pink Floyd und wenn die irische Mafia ausrückt kraftvoller Folk Rock. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Leistung von Kameramann Michael Ballhaus, der hier zum sechsten Mal mit Scorsese zusammenarbeitet. Seine grünlich-grauen Bilder lassen thematisch passend zugleich an TV-Doku und Film Noir denken.

Doch all dies wäre nichts ohne Scorseses meisterliche Bildsprache. Dies zeigt sich vor allen in intimeren Momenten, etwa, wenn Vera Farmiga langsam merkt, dass ihr Freund Colin sie belügt und ein düsteres Geheimnis hat. Eine ebenso knisternde Spannung verbreitet ein Telefonat zwischen Damon und DiCaprio, bei dem beide nicht miteinander reden aber ganz genau wissen wen sie jeweils am anderen Ende der Leitung haben. Departed ist eine gute Stunde (und zwar eine wirklich gute Stunde!) länger als Infernal Affairs und es ist unglaublich was ein wirklich guter Regisseur alles aus einer nur bedingt originellen Geschichte rausholen kann!

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New York, New York

1977, gleich nach Taxi Driver, beschloss Martin Scorsese ein Musical im klassischen Stil zu drehen. Hierzu hatte er einen arg verkopften Ansatz. Ihm war aufgefallen, dass die in den Hollywood-Studios nachgebauten Versionen von New York nur wenig Ähnlichkeit haben, mit der Stadt, die niemals schläft. Daher drehte er seine kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieg spielende Geschichte natürlich auch in einem Studio an der Westküste.

New York, New York

In den aufwändig dem Stil von Meisterwerken wie Singin‘ in the Rain oder The Band Wagon nachempfundenen Kulissen tanzten allerdings keine sympathischen Darsteller wie Gene Kelly oder Fred Astaire herum, sondern im Zentrum steht Robert De Niro, der seinen zum Free Jazz neigenden Saxophonisten Jimmy Doyle nur geringfügig weniger am Rande des Wahnsinns spielt als kurz zuvor den Taxifahrer Travis Bickle.

New York, New York

Nicht die beste Idee war es zudem, zwar die Musiknummern perfekt durchzuplanen, die Darsteller hingegen ihre Texte improvisieren zu lassen, was sich nicht gerade in pfiffigen Dialogen niederschlug. Da wundert es wenig, dass die erste Fassung des Films vier Stunden lang war. Doch auch die 137-minütige Kinofassung konnte zwar einige Cineasten, aber nicht das große Publikum begeistern.

New York, New York

Ein schlechter Film ist New York, New York dennoch nicht, was hauptsächlich an der großartig spielenden und singenden Liza Minelli liegt. Für Scorsese war sie als Sängerin Francine Evans die Idealbesetzung, denn schließlich ist sie die Tochter von Judy Garland und dem Musical-Großmeister Vincente Minelli (Ein Amerikaner in Paris). Am Ende des Films singt sie den Titelsong, der seinerzeit nicht einmal eine Oscar-Nominierung erhielt und erst zum Hit wurde, nachdem Frank Sinatra seine Version von New York, New York sang.

New York, New York

Eine schön aufgemachte Special Edition von Koch Film enthält den Film erstmals in HD auf Blu-ray, wahlweise in der 137-minütigen Kinofassung oder in einer u. a. die komplette Nummer Happy Endings enthaltenden 163-minütigen Version. Hinzu kommt umfangreiches Bonusmaterial: Martin Scorseses Einführung zu „New York, New York“ (5:35 min), Kommentar von Regisseur Martin Scorsese und Filmkritikerin Carrie Rickey, Alternative und entfallene Szenen (40:27 min), Alternatives Ende (1:26 min)

New York, New York

„New York, New York“-Stories (25:30 min + 26:57 min), Liza Minelli über „New York, New York“ (21:14 min), Englischsprachige Super-8-Fassung (16:18 min), Kommentar zu ausgewählten Szenen von Kameramann Laszlo Kovacs (9:48 min), Galerie mit 132 Bildern, Zwei US-Trailer (3:27 min + 2:07 min), sowie ein 24-seitiges Booklet mit Texten von Anna S. Ullmann und Daniel Wagner

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Hugo Cabret

Hugo Cabret ist wahrscheinlich der Film, der das 3D-Verfahren am sinnvollsten und kreativsten einsetzt. Atemberaubende Kamerafahrten lassen den Zuschauer glauben, wirklich mittendrin zu sein in diesem unglaublich kitschig wirkenden Paris des Jahres 1931, das fast nur von britischen Darstellern wie Jude Law oder Christopher Lee bevölkert wird.

Hugo Cabret

Warum Martin Scorsese (The King of Comedy, Silence) , der Spezialist für nicht mit Brutalitäten geizende Harte-Männer-Dramen, unbedingt einen nach schlechter Disney-Zuckerwatte schmeckenden Familienfilm drehen wollte, wird recht schnell klar.

Hugo Cabret

Die herzergreifend gemeinte Geschichte vom Waisenknaben Hugo Cabret, der im Pariser Bahnhof Gare Montparnasse die Uhren in Gang hält und sich vor einem Bahnpolizisten Inspektor Gustave verstecken muss, interessiert ihn nicht wirklich. Diese Lustlosigkeit ist der Inszenierung jederzeit anzumerken, die vergeblich versucht zu vermitteln, wie entzückend die auf rührend getrimmte Geschichte doch ist.

Hugo Cabret

Sehr viel mehr Engagement zeigt der Cineast Scorsese, wenn er in vom für etliche Jahre  in Vergessenheit geratenen Filmpionier Georges Méliès (Ben Kingsley) erzählen kann, der bis 1932 einen Spielzeugladenim Bahnhof Montparnasse betrieb. Mit Liebe zum Detail stellt Scorsese nach, wie Méliès mit Jahrmarkt-Zaubertricks und viel Phantasie Anfang des letzten Jahrhunderts Kinoklassiker wie Die Reise zum Mond drehte.

Hugo Cabret

Recht gelungen in Szene gesetzt ist auch die rührende Love Story zwischen der Blumenhändlerin Lisette (immer sehenswert: Emily Mortimer) und dem kriegsversehrten Inspektor Gustave, den Sacha Baron Cohen (Borat) als Mischung aus Inspektor Clouseau und dem Kinderfänger aus Tschitti Tschitt Bäng Bäng spielt.

Hugo Cabret

Als Doku-Drama über die Kindertage des Kinos taugt der überlange Film durchaus, als Kino-Drama jedoch sehr viel weniger.

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Joker

Der Traum von einem DC Extended Universum, das ähnlich wie Disneys Marvel Cinematic Universe geschickt verzahnte Blockbuster im Monatstakt liefert, ist bei Warner mangels Geduld und Talent (erstmal?) ausgeträumt. Das hat nicht nur Nachteile, wie Joker beweist. Die Popularität von Batmans Gegner ist ungebrochen und daher erscheint es nicht allzu abwegig den durchgeknallten Clownprinz einmal ganz ohne seinen Gegenpart, den Dunklen Ritter, in das Zentrum einer Geschichte zu stellen, die keine Rücksicht auf bisherige Comics oder Filme nimmt.

Joker

Stärker noch als die Besetzung der Titelrolle mit dem wandlungsfähigen Joaquin Phoenix (Gladiator, Im Feuer) überrascht die Wahl des Regisseurs. Todd Philipps fiel bisher hauptsächlich durch brachiale, aber auch sehr komische Filme wie Old School oder die Hangover-Trilogie aus. Als Inspiration für seinen Joker dienten ohne Zweifel Filme von Martin Scorsese wie Taxi Driver oder The King of Comedy.

Joker

Daher ist Scorsese als Produzent dabei, Robert De Niro spielt einen etwas schmierigen TV-Talkmaster und Philipps`Gotham City erinnert weniger an die finstere Heimatstadt von Batman, sondern ähnelt eher dem dreckig-grauen Moloch New York aus dem Kino der 70er- und 80er Jahren. Daher sind bei Joker die Bilder körnig, das Bildformat ist weniger breit, ähnlich wie bei einem Uralt-Fernseher und das Warner-Logo am Anfang des Films ist auch nicht gerade auf dem neusten Stand.

Joker

In dieser realistisch rekonstruierten Retro-Umgebung ist der mit großer Begeisterung als bunter Werbeclown agierende Arthur Fleck ein Fremdkörper und er bekommt auch prompt Ärger mit einer Jugendgang. Fleck leidet an einer psychischen Krankheit, die ihn immer wieder grundlos lachen lässt. Dies macht ihn zu einem Außenseiter und wir werden Zeuge, wie bei ihm immer mehr Sicherungen durchknallen. Todd Philipps beschreibt diesen langsamen Zusammenbruch ausschließlich aus der Sicht des künftigen Jokers.

Joker

Abgesehen von einem kleinwüchsigen Kollegen und einer Nachbarin (Zazie Beetz aus Deadpool 2) ist kein Charakter des Films positiv gezeichnet. Dies trifft gant besonders auf Thomas Wayne (Brett Cullen), den Vater des künftigen Batman zu, der als kaltherziger Karrierist porträtiert wird. Am Rande der Geschichte gibt es auch einige interessante Verknüpfungen zum Batman-Mythos. Doch in erster Linie ist Joker eine ebenso faszinierende wie höllisch spannende One-Man-Show von Joaquin Phoenix, für die es innerhalb einer straff organisierten Filmwelt wie dem Marvel Cinematic Universe keinen Platz gegeben hätte.

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The King of Comedy

The King of Comedy ist die fünfte Zusammenarbeit von Robert De Niro und Martin Scorsese. Der Film war 1982 ein völliger Flop und spielte – bei einem Budget von knapp 20 Millionen Dollar – wenig mehr als 2 Millionen wieder ein. Das lag sicher auch daran lag, dass Erwartungen nicht erfüllt wurden. So hätte niemand einen Darsteller wie Jerry Lewis in der Hauptrolle eines Scorsese-Films erwartet.

The King of Comedy

Wahrscheinlich gar nicht so weit von seiner tatsächlichen Persönlichkeit entfernt, spielte der Star-Komiker den erfolgreichen Showmaster Jerry Langford spielt, der privat keinen Spaß versteht. Ausgerechnet ihn hat sich Rupert Pupkin als Idol auserkoren und erwartet Dankbarkeit dafür, wenn er sich als Langfords größter Fan bezeichnet. Noch schlimmer ist, jedoch, dass sich Pupkin auch noch für einen geborenen Komiker hält, der nur auf seinen großen Durchbruch wartet.

The King of Comedy

Robert De Niro porträtiert Rupert Pupkin als einen Menschen, der zunächst durch seine große aufgesetzte Freundlichkeit nervt, doch genau genommen nicht weniger gefährlich ist, als in seiner Rolle als Parade-Psychopath Travis Bickle in Taxi Driver. Als Langford nicht daran denkt Pupkin zum Erfolg zu verhelfen, knallt dieser völlig durch. Kurzentschlossen entführt Pupkin sein Idol, um für sich einen TV-Auftritt zu erpressen. Unterstützt von der ebenfalls großartig durchgeknallt aufspielenden Sandra Bernhard geht Travis bei seinem Vorhaben erstaunlich brutal vor.

The King of Comedy

Martin Scorsese gelang hier nicht nur ein weiterer großartiger New-York-Film, sondern auch eine bitterböse Satire auf das Showbusiness und das Streben nach Erfolg um jeden Preis. Eine Blu-ray-Veröffentlichung zeigt, dass The King of Comedy ganz gewiss nicht der Tiefpunkt in den Filmografien von Robert De Niro und Martin Scorsese ist.

The King of Comedy

Die Blu-ray-Edition von Filmconfect präsentiert interessantes Bonusmaterial. Neben dem 109-minütigen Hauptfilm ist noch das Making Of “A Shot at the Top” von 2002 (18:10 min, wie alle übrigen Extras wahlweise mit deutschen Untertitel), Deleted and Extended Scenes (39:11 min) und der Bericht “Inside Rupert Pupkin“ (39:21 min) enthalten.

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Silence

Nachdem das Christentum im Japan im Windschatten des portugiesischen Kolonialismus sich zunächst ungehindert verbreitete, änderte sich dies ab circa 1630. Um die Einflussnahme fremder Mächte auf die eigene Kultur zu verhindern, wurde mit teilweise drastischen Methoden gegen Japaner vorgegangen, die den christlichen Glauben angenommen hatten.

Silence

Dieses Themas nahm sich der japanische Autor Shūsaku Endō an, dessen 1966 erschienener Roman Schweigen zum Bestseller wurde. Erzählt wird von zwei jungen Jesuiten, die 1639 nach Japan aufbrechen, um ihren Mentoren Pater Cristóvão Ferreira zu suchen, der angeblich zum Buddhismus übergetreten ist und eine Japanerin geheiratet hat.

Silence

Bereits 1971 verfilmte der Japaner Masahiro Shinoda das Buch. Auch der katholisch erzogene Martin Scorsese war von der in Schweigen geschilderten Thematik fasziniert und versuchte seit den 90er Jahren aus dem Buch einen Film zu machen. Seine Version schildert zwar die große Brutalität mit der japanische Feudalherren gegen ihre christlichen Landsleute vorgehen. Es wird gezeigt wie Bauern mit heißem Quellwasser gefoltert oder in der tosenden Meeresbrandung gekreuzigt werden.

Silence

Doch vom selbstzweckhaften Märtyrer-Folter-Horror, den Mel Gibson in Die Passion Christi zelebrierte, ist Silence weit entfernt. Martin Scorsese zeigt sich stärker an subtileren Methoden der Entchristianisierung interessiert. So wurden christliche Bürger gezwungen auf ein Bildnis Christi zu treten und durften danach ihrer Wege gehen.

Silence

Mit 161 Minuten ist Silence nicht eben kurz und es hätte nicht geschadet, wenn Scorsese den Mittelteil etwas gestrafft hätte. Doch wenn am Ende des Film Andy Garfield (The Amazing Spider-Man) als junger Jesuit Sebastião (endlich!) auf den von Liam Neeson gespielten ehemaligen Pater Ferreira trifft, dann ist das großes Kino. Dieser Moment lässt das an die Begegnung von Martin Sheen und Marlon Brando im Finale von Apocalypse Now denken.

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