Innerhalb des Marvel-Universums existieren zwei unterschiedliche Gruppen von kostümierten mehr oder minder hochbegabten Charakteren…
Zum einen wären da die diversen Superhelden, die oftmals eine Geheimidentität haben, zumeist einzeln wie SPIDER-MAN oder DAREDEVIL agieren, sich gerne aber auch in Teams wie den FANTASTIC FOUR oder AVENGERS zusammenfinden. Eine Klasse für sich sind die Mutanten, die entweder in Professors Xaviers Schule für Hochbegabte Pläne für eine gemeinsame Zukunft mit der Menschheit schmieden oder unter der Leitung des durchaus tragischen Antihelden MAGNETO die Herrschaft über unseren Planeten für sich beanspruchen.
Die Frage welcher Superheld am stärksten ist, hat die Fanboys schon immer brennend interessiert und die Verlage Marvel oder DC immer wieder dazu angespornt Ideen zu entwickeln, um ihre beliebtesten Figuren nicht mit Superschurken sondern gegeneinander kämpfen zu lassen. Der Klassiker dürfte die erste Begegnung zwischen SUPERMAN und SPIDER-MAN gewesen sein, die 1976 unentschieden endete. Als es 20 Jahre später zu einer Konfrontation zwischen Marvel und DC kam, durften die Fans den Ausgang von einigen der Kämpfe per Abstimmung selbst entscheiden. Daher konnten seinerzeit die Marvel-Helden mehr Siege für sich verbuchen, was auch daran liegt, dass DC abgesehen von SUPERMAN und BATMAN nicht allzu viel wirklich populäre Figuren in seinem Ensemble hat. Marvel hingegen kann ohne Probleme ein gewaltiges Epos wie komplett mit eigenen Superhelden in Szene setzen, wie der vorliegende Band belegt.
AVENGERS vs. X-MEN war bei Marvel 2012 das große Mega-Event, das simultan in etlichen Heft-Serien stattfand. Dem Team aus Star-Textern und -Zeichnern wie Brian M. Bendis, Ed Brubaker, John Romita Jr., Olivier Coipel oder Adam Kubert gelang das Kunststück eine Story zu erzählen, die mehr als nur ein Vorwand für diverse Zweikämpfe war.
Hauptmotiv der Geschichte ist jene allmächtige Phoenix-Kraft, der einst die Mutantin Jean Grey zum Opfer fiel (siehe auch den dritten X-Men-Kinofilm). Diese hat bereits andere Planetensysteme zerstört und bewegt sich auf die Erde zu. Die junge Mutantin Hope Summers droht der neue Phoenix-Wirt zu werden, was sie für etliche Mutanten als neuer Messias erscheinen lässt, den meisten Avengers hingegen große Angst macht, während sich wiederum andere wie etwa der nur bedingt team-fähige WOLVERINE nicht von einer der beiden Seiten vereinnahmen lassen wollen. Die Konfrontation beginnt mit einer Schlägerei zwischen dem X-Man CYCLOPS und CAPTAIN AMERICA, ufert dann aber immer weiter aus…
Speziell die ersten fünf von John Romita Jr. gezeichneten und von Brian Michael Bendis getexteten AVENGERS vs. X-MEN sind mitreißend erzähltes ganz großes Superhelden-Kino. In den restlichen sieben ebenfalls in diesem über 400-seitigen Sammelband enthaltenen US-Hefte hingegen werden die Geschichte – aber auch die mit Unmengen von Superhelden bevölkerten Wimmelbilder – immer unübersichtlicher.
Dennoch ist es sehr erfreulich, dass dieses Stück Marvel-History komplett in einem mit reichlich Bonusmaterial wie Variantcover und Statements der Zeichner versehenen fetten Sampler erschienen ist.
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Anno 1602 ist Königin Elisabeth besorgt angesichts des selbst für englische Verhältnisse kaum noch auszuhaltenden Wetters, der Himmel hat sich blutrot verfärbt. Sie ruft zwei Berater zu sich: Ihren Spionage-Chef Sir Nicholas Fury und den Magier Stephen Strange, die beide versuchen den seltsamen Phänomenen auf die Spur zu kommen.
Als weitere Helfer fungieren u. a. ein blinder Barde ohne Furcht, Carlos Javier und die hochbegabten Insassen seiner Erziehungsanstalt, eine vierköpfige Reisegruppe, die in der neuen Welt durch einen Schiffsbruch ungeahnten Veränderungen ausgesetzt ist sowie ein gewisser Peter Parquagh, der nicht von einer Spinne gebissen wird.
Der britische Kultautor Neil Gaiman (Sandman) wollte 2003, nach dem 911-Anschlag, in seinem ersten Marvel-Comic keine im damaligen New York spielenden Abenteuer erzählen. Daher holte er sehr weit aus und entwarf eine 400 Jahre zurückliegende Frühgeschichte des Marvel-Universums. Eingebettet in eine spannende Story präsentiert er faszinierende Ur-Versionen von vertrauten Superhelden wie Spider-Man, den X-Men , sowie ein überraschende Version von Captain America.
Doch es gelingt Gaiman tatsächlich den Bogen so zu spannen, dass die Geschichte zugleich auch ins aktuelle Marvel-Universum eingebettet ist und nicht etwa in den Bereich Elseworld gehört. Adäquate Unterstützung fand er im Zeichner Andy Kubert (Wolverine Origin) und auch die an alte Holzschnitte erinnernden in Schabtechnik von Scott McKowen gestalteten Titelbilder sind eine Klasse für sich. Ein nette kleine Beigabe war auch, dass Spider-Man-Schöpfer Steve Ditko einige Zeichnungen zum Comic beisteuerte.
Panini veröffentlichte die in den USA aus 8 Heften bestehende Miniserie zunächst in zwei Sammelbänden und danach als Gesamtausgabe und schließlich auch noch als fast doppelt so große gebundene DeLuxe Edition. Ein besonderes Schmankerl ist dabei eine nicht in allen Ausgaben enthaltene Seite. Hier sind Zeichner und Autor zu sehen und Kubert meint zu Gaiman: “Ich hoffe nur, Du weißt was Du tust.“
Dieser Eindruck kann mitten in der schon einige Marvel-Grundkenntnisse voraussetzenden Lektüre schon einmal entstehen. Doch insgesamt und dank zahlreicher Überraschung am Ende der Geschichte gilt bei 1602 keinesfalls “Denn sie wissen nicht was sie tun“.
2005 erschien unter dem Titel 1602 – Die neue Welt eine erste Fortsetzung, an der weder Gaiman noch Kubert beteiligt waren.
Die US-Ausgabe von Amazing Spider-Man # 36 hat alles andere als ein erstaunliches Titelbild. Lediglich ein weißer Schriftzug auf schlichtem schwarzem Grund ziert das Cover. Babylon 5-Schöpfer J. Michael Straczynski, der die Serie ab der dreißigsten Ausgabe übernommen hatte, schont seinen Zeichner John Romita Jr. auch noch auf der ersten Comicseite.
Diese ist ebenfalls ausschließlich in schlichtem Schwarz gehalten. Hier ist dann zu lesen: „Wir unterbrechen unser reguläres Programm für die folgende Sonderausgabe.“ Dann hat es sich aber auch schon mit schlicht und es folgt eine aufwendig gezeichnete und kolorierte Doppelseite mit dem zusammengestürzten Twin Towers.
Im Vordergrund ist ein verzweifelter Spider-Man zu sehen, der ein „…god…“ murmelt. Natürlich wird er kurz darauf von zwei verzweifelten Passanten angesprochen, die wissen wollen, wie er so etwas zulassen konnte. Auch hier fehlen unserem Helden die Worte.
Leider ist dies nicht so bei Straczynski, denn dieser treibt es noch dicker, wenn er kurz darauf auch noch die Superschurken Dr. Doom und Kingpin auftreten läßt. Der düstere Doom vergießt dann sogar noch ein paar Tränen hinter seiner eisernen Maske. Wenn es im Marvel-Universum mit rechten Dingen zugehen würde Dooms Vasallenstaat Latvaria aufgrund der New Yorker Katastrophe ganz gehörig jubeln.
Das restliche Heft zeigt dann Superhelden ganz bescheiden beim Aufräumen der Trümmer und präsentiert die wahren Helden im Vordergrund: Die Polizisten und Feuerwehrmänner.
Diese Tendenz setzt sich bei den weiteren Veröffentlichungen aus dem Hause Marvel fort. Da gibt es neben dem Band Heroes, der Kitschbilder von den Rettern enthält, noch den ganz ohne Worte auskommenden Comic A Moment of Silence, der in vier Geschichten relativ unspektakulär schildert, wie Durchschnittsbürger die Katastrophe vom 11. September erlebten. Die Geschichten kommen dabei auch noch fast ohne Worte aus. Insgesamt ein Comic ohne allzu viel üblen patriotischen Beigeschmack.
Dann hätten wir da noch das I loveN. Y. – Benefit Book des Good Girl-Artisten Joseph Michael Linsner, der ins selbe Horn stößt, auf vollbusige Babes wie Dawn verzichtet und einen auf kunstvoll und bedenklich macht.
Sehr viel abwechslungsreicher sind da schon die drei voluminösen Bände der Reihe 9-11. Den Beitrag aus dem Hause DC ziert ein furchtbar kitschiges Titelbild von Alex Ross (Marvels, Kingdom Come) auf dem Superman (und sein Hund Krypto!) über die heroischen Polizisten und Feuerwehrmänner staunt.
Der Band enthält neben einer durchgeknallt pathetischen Arbeit von Dave Gibbons, bei der Superman zusammen mit einigen Multi-Kulti-Kindern zwei Türme aus Bauklötzen baut, auch interessantere und differenziertere Arbeiten.
So zeigt Tim Sale einen kleinen Jungen mit Superman-T-Shirt, der in einer Telefonzelle verschwindet und ein Hemd der New Yorker Feuerwehr anzieht. Ein weiteres Album zum Thema brachten mehrere Mainstream-Verlage (Dark Horse, Image, etc) heraus und dann gibt es noch eine schwarzweiße 9-11-Zusammenstellung von Alternative Comics.
Recht interessant ist in diesem Zusammenhang auch noch die Comic-Adaption von „The 9/11 Report„.
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Eine Alternative zu den oft etwas bombastischen Kino-Auftritten von Iron Man, Thor, Captain America & Co. ist eine sehr viel stärker geerdete TV-Serie, die ebenfalls im Marvel Cinematic Universe angesiedelt ist. Der 1964 erstmals im Comic aufgetretene blinde Anwalt Matt Murdock alias Daredevil war bereits 1989 in einem TV-Film mit dem von Bill Bixby und Lou Ferrigno verkörperten Hulk zu sehen. 14 Jahre später folgte ein nicht unumstrittener Kinofilm mit Ben Affleck, der allerdings in der fürs Heimkino veröffentlichten Langfassung sehr viel sehenswerter ist.
Statt eines ursprünglich geplanten weiteren Daredevil-Kinofilms mit Jason Statham, entstand schließlich eine TV-Serie für Netflix. Ab 10. April 2015 waren alle 13 Episoden der ersten Daredevil -Staffel online zu empfangen, natürlich gegen Gebühr. Beim Betrachten der Serie stellt sich die Frage, warum es so lange gedauert hat, bis jemand auf die Idee kam, dass sich mit dem blinden Superhelden im TV genau wie in den Comics – vor allem jenen, die von Frank Miller stammen – epische und menschlich ergreifende Geschichten erzählen lassen.
Der Mix aus Anwalts-Serie, Action, Kapitalismus-Kritik und drastischer HBO-Ästhetik überzeugt sofort, auch wenn (Vorsicht Spoiler!) Matt Murdock erst in der letzten Episode der ersten Staffel sein schlichtes schwarzes Ninja-Outfit gegen das rötliche Teufelskostüm austauscht. Die Titelrolle wird passabel vom nicht unsympathischen Briten Charlie Cox (halbwegs bekannt aus der Neil-Gaiman-Verfilmung Der Sternwanderer) verkörpert und Elden Henson (Mighty Ducks) ist als Foggy Nelson mehr als ein lustiger Sidekick.
Den speziellen Reiz der Serie machen jedoch hochkarätig besetzte Nebenrollen aus. Rosario Dawson (Sin City) überzeugt als Krankenschwester Claire Temple und Scott Glenn ist als zweifelhafter Mentor Stick mindestens so gut wie Terence Stamp in der selben Rolle im Elektra-Kinofilm mit Jennifer Garner. Eine Klasse für sich ist Vincent D’Onofrio (Full Metal Jacket) als bulliger Gangsterboss Wilson Fisk alias Kingpin. Wie bei Matt Murdock werden innerhalb der Serie in Rückblenden entscheidende Momente aus Fisks Jugend enthüllt. Hierdurch wird dieser machthungrige Mobster zu einem fast schon tragischen Antihelden.
Eine zweite Daredevil-Staffel mit Gastauftritten von Elektra und dem Punisher wurde bereits online gestellt. Doch damit nicht genug, denn Netflix zeigt mit Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist weitere Marvel-Serien, die schließlich zum Mega-Crossover Marvel’s The Defenders zusammengeführt werden sollen. Eineinhalb Jahre nach der Netflix-Premiere erscheint am 20.10. 2016 die erste Staffel von “Daredevil“ auch endlich auf DVD und Blu-ray, allerdings ohne Bonusmaterial.
Wer sich einen Überblick über die klassischen Titelbilder, der 1977 noch vor der Premiere von Star Wars gestarteten zugehörigen Comic-Serie von Marvelerhofft, dürfte von diesem Prachtband etwas enttäuscht. Denn in erster Linie feiert Marvel hier seinen am 14. Januar 2015 in den USA erfolgten Neustart von diversen Serien mit Star Wars Comics.
Dass dieser zu einem Erfolg wurde, lag sicher auch daran, dass die erste Ausgabe der von Jason Aaron geschriebenen und von John Cassaday gezeichneten Comicserie Star Wars, die direkt an Episode IV anschloss, mit 70 verschiedenen Covern herausgebracht wurde. Viele dieser Hefte mit exklusiven Titelbildern gab es nur in bestimmten Läden wie etwa bei Forbidden Planet in London.
Hinzu kommen noch sechs Titelbilder die exklusiv für Panini Comics angefertigt wurden und ebenfalls in diesem Buch enthalten sind. Allein diese vielen Titelbilder, sowie einige zugehörige Skizzen und die Variant-Cover der folgenden fünf Ausgaben der neuen Comicserie Star Wars, füllen schon die Hälfte des Buchs.
Das Betrachten dieser Titelbilder hat mir sehr viel mehr Spaß gemacht, als die Lektüre der zugehörigen Comics. Unter den beteiligten Künstlern befinden sich Meister ihres Fachs wie Alex Ross ((Marvels, Kingdom Come, von ihm stammt auch das Titelbild des Buchs), Sergio Aragones, Joe Queada, J. Scott Campbell, Gabrielle Dell’Otto, Amanda Conner, Dale Keown, Mike Perkins, Stan Sakai, Skottie Young, Howard Chaykin, Humberto Ramos und Phil Noto.
Eine Klasse für sich sind jedoch die Titelbilder von John Tyler Christopher. Dieser hat nicht nur liebevolle Hommagen an die klassischen Star Wars Actionfiguren von Kenner angefertigt, sondern lässt auch den in den 70er Jahren in Marvels klassischer Serie eingeführten 1,80 m großen Hasen Jaxxon auftreten, obwohl George Lucas diese Figur angeblich hasst.
Die zweite Hälfte des Buchs zeigt die teilweise mit ähnlichen Konzepten und Ideen arbeitenden, und von den selben Künstlern erstellten, Titelbilder zu den neuen Marvel-Reihen Star Wars: Darth Vader von Kieron Gillen (Über) und Star Wars: Princess Leia von Mark Waid (Kingdom Come). Zum Abschluss des Buchs wird dann doch noch ein kleines bisschen auf Marvels “vor sehr langer Zeit“ entstandene Star-Wars-Comics eingegangen, unter besonderer Berücksichtigung der extra für zahlreiche Neu-Editionen angefertigten Titelbilder.
Für das Buch sprechen nicht nur die tollen Abbildungen, sondern auch die interessanten begleitenden Texte, in denen viele der an den neuen Marvel Comics beteiligten Künstler von ihrem Besuch auf der legendären Skywalker Ranch schwärmten, der sie in die richtige Star Wars Stimmung versetzte.
Am 30. September 2016 stellte Netflix mit “Luke Cage“ seine nach „Daredevil“ und „Jessica Jones“ dritte Marvel-Serie online. Im Zentrum steht ein seit 1972 unter dem Motto “Hero for Hire“ im Marvel Universum, und dort zumeist im New Yorker Stadtteil Harlem, tätiges ehemaliges Gang-Mitglied, das – nachdem es im Knast Experimenten unterzogen wurde- nahezu unzerstörbar ist.
Genau wie schon in Netflix‘ Jessica Jones wird Luke Cage auch diesmal wieder vom charismatischen Mike Colter verkörpert und Rosario Dawson ist als Krankenschwester Claire Temple auch hier wieder ein Bindeglied der TV-Serien mit Marvel-Charakteren. Panini hat es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, rechtzeitig zum Start der Serie einen Comic-Klassiker mit der Hauptfigur herauszubringen bzw. neu aufzulegen.
Die fünfteilige Miniserie “Cage“ erschien 2002 im Marvel-Label MAX, mit dem der Superhelden-Verlag versuchte durch Aufdrucke auf den Heften, wie „Parental Advisory Explict Content“, ein erwachseneres Publikum neugierig zu machen. Marko Djurdjevic‘ am TV-Erscheinungsbild von Mike Colter angelehntes Motiv auf dem Cover der Neuauflage täuscht ein wenig, denn inhaltlich geht es zumindest von der Optik her in eine andere Richtung.
Die eher konventionelle Geschichte stammt vom viel beschäftigten Autor Brian Azzarello („100 Bullets„, „Batman: Dark Knight III„), während die Zeichnungen von der Underground- und Fantasy-Legende Richard Corben stammen. Zwar leidet das Artwork ein wenig darunter, dass der auch für seine knalligen Farben bekannte Corben hier nicht selbst kolorierte.
Doch Corbens ulkig proportionierten Gestalten sind auch heute noch eine angenehme Abwechslung, im ansonsten das Superhelden-Genre dominierenden Pseudo-Realismus.
Sehr erfreulich ist, dass der Panini-Sammelband zudem noch alle „Cage“-Cover von Richard Corben, sowohl in der schwarzweißen, als auch in der von José Villarrubia kolorierten Version, enthält. Eins davon ziert die auf 222 Exemplare limitierte Hardcover-Version des Comics.
Ein interessanter Marvel-Film-Klassiker kann mittlerweile problemlos im Heimkino bewundert werden. Dolph Lundgren spielte Anno 1989 den Punisher in einem nicht unbrutalen Film, der seinerzeit bei uns auf dem Index landete. Koch Media veröffentlicht die ungekürzte Version mit FSK-16-Freigabe in einer schönen Steelbook-Edition.
Doch lange bevor 2004 Thomas Jane und 2008 Ray Stevenson als Punisher zu sehen waren, spielte der Schwede Dolph Lundgren den Marvel-Rächer in einem seiner besten Kinofilme. Der Film überzeugte durch eine spannende Geschichte, harte Action-Szenen und gute Nebendarsteller. Als Gegenspieler des Punishers ist der Holländer Jeroen Krabbè (James Bond – Der Hauch des Todes ) zu sehen, während der Oscar-Preisträger Louis Gosset junior (Ein Offizier und Gentleman) als tougher Polizist Jake Berkowitz für rauen aber herzlichen Humor sorgt.
Ein interessantes Extra ist ein exklusiv für diese Edition produzierter Audiokommentar vom Regisseur Mark Goldblatt, der sich nicht gerade als Comic-Experte outet. Er behauptet, dass der Punisher erstmals in einem Comic mit Daredevil aufgetreten ist (in Wirklichkeit debütierte er 1974 im Heft Amazing Spider-Man # 129) und in einer Stadt agiert, deren Namen nicht genannt wird (die Punisher-Geschichten spielen jedoch meist in New York). Interessant ist, dass Goldblatt zugibt, dass es ein Fehler war Dolph Lundgren als Punisher ohne den markanten Totenkopf auf der Brust auftreten zu lassen. Seinerzeit wollte man sich abgrenzen von den billig wirkenden Spandex-Kostümen, die Superhelden im TV trugen. Goldblatt hält es für eine gute Idee, den Film noch einmal zu überarbeiten und mit CGI-Effekten das Totenkopf-Emblem auf Lundgrens Brust zu platzieren.
Die Steelbook-Edition von Koch Media enthält auf einer Blu-ray den Film wahlweise in der Unrated-Version (89:22 min) und in der Kinofassung (89:05 min). Als Extras gibt es eine wirklich witzige Gagreel untermalt mit “Psycho Killer“ von den Talking Heads (6:11 min), den deutschen Trailer (1:40 min), den US-Trailer (1:39 min), sowie eine Galerie mit 98 Fotos, Plakaten, Werberatschlägen etc. Zusätzlich liegt noch eine DVD bei, die eine etwas längere englischsprachige Workprint-Version (93:34 min) in mäßiger Bildqualität und wahlweise mit deutschen Untertiteln enthält.
Alle zwei Wochen bringt Panini Deutschland in Eigenregie einen Hardcover-Band mit einem Comic aus dem Star Wars Universum heraus. Enthalten sind sowohl klassische als auch moderne Comics, sowie Adaptionen der Filme. Nebeneinander positioniert bildet sich auf den Buchrücken ein durchgehendes “galaktisches Panorama-Motiv“.
Zum Auftakt erscheint eine Gesamtausgabe der sechsteiligen Serie Im Schatten Yavins, die 2013 bei Dark Horse veröffentlicht wurde und bei Panini in den Star Wars Heften 106, 107 und 108 als Fortsetzung zum Abdruck kam. Der einzige Makel dieser auch redaktionell vorbildlich betreuten Ausgabe der Star Wars Comic-Kollektion ist, das nicht alle sechs der plastisch kolorierten Titelbilder von In the Shadow of Yavin enthalten sind, was sehr schade ist, denn diese stammen von der Comic-Legende Alex Ross (Marvels, Kingdom Come).
Die Geschichte spielt kurz nach der legendären Schlacht von Yavin, also dem Finale des ersten Kinofilms Star Wars – A New Hope. Als Autor fungierte Brian Wood und die Zeichnungen des Comics stammen von Carlos D’Anda (Batman – Arkham City). Recht nah orientiert an den klassischen Kinofilmen, wird hier geschildert, wie es direkt nach der großen Raumschlacht mit Luke, Leia, Han, Chewbacca und Darth Vader weitergeht.
Seit die Firma Disney die Leitung von George Lucas‘ Star Wars Universum übernommen hat, geht es dort geordneter zu. Comic– oder Roman-Reihen, die munter und eigenmächtig die in den Filmen erzählten Geschichten fortführen, oder gar eine Hauptfigur wie Chewbacca sterben lassen, sind seitdem mehr angesagt. Alles was vor dem Beginn der Disney-Ära veröffentlicht wurde, ist fortan Legende und gehört daher zum Bereich Star Wars: Legends. Genau diesen Geschichten widmet sich die Star Wars Comic-Kollektion.
Doch auch die Comic-Adaptionen der ersten sechs Filme finden Aufnahme in die Edition. Beim zweiten Band der Star Wars Comic-Kollektion wurde das Cover geändert, das sich ursprünglich noch am klassischen Look von Marvels Comic-Adaption des ersten Kinofilms von 1977 orientierte und von der US-Omnibus-Ausgabe der klassischen Star Wars Comics aus dem Hause Marvel übernommen wurde.
Jetzt ziert das Cover eine plastisch kolorierte Illustration von Adi Granov, die auch auf dem Titelbild der US-Ausgabe von der “remasterten“ Neuausgabe der klassischen Comic-Adaption von Star Wars – Episode IV zu finden ist.
1977 diente dem Autor Roy Thomas (75 Years of Marvel Comics) das Drehbuch von George Lucas als Vorlage, da der Film noch gar nicht in den Kinos lief, als er bereits an der Comic-Adaption arbeitete.
Daher ließ Thomas den Zeichner Howard Chaykin Situationen in Szene setzen, die im Film gar nicht zu sehen sind (obwohl sie teilweise gedreht wurden).
Im zweiten Band der Star Wars Comic-Kollektion ist eine von Chris Sotomayo neu kolorierte Version von Chaykins klassischem Comic enthalten.
Innerhalb der Star Wars Comic-Kollektion erscheinen auch neu bearbeitete Comic-Adaptionen von Das Imperium schlägt zurück (als Band 7) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter.
Somit ist eine interessante Mischung aus legendären Star Wars Comics zu erwarten.
Zeitgleich mit dem Start seiner Erfolgsserie-Serie Preacher beim DC-Label Vertigo durfte der Ire Garth Ennis (Hellblazer, Rover Red Charlie) 1995 seine Hassliebe zum Superhelden-Genre beim Konkurrenten Marvel voll ausleben. Seine Geschichte variiert die Origin des Punishers Frank Castle geringfügig und bei Ennis sind es keine Gangster, sondern die gegen Aliens ankämpfenden X-Men und Avengers, die die Schuld am Tod seiner Familie tragen.
Offizielle Stellen versuchen dies als Kollateralschaden herunter zu spielen und steckten Castle, der im Affekt die X-Men Cyclobs und Jubilee umbrachte, in den Knast. Doch stattdessen landet Castle bei einer gut betuchten Gruppe, deren von gut betuchte Mitglieder ebenfalls geliebte Menschen beim Einsatz von Superhelden verloren haben. Sie statten den Punisher mit der nötigen Feuerkraft aus, um sich zu rächen. Systematisch bringt Castle die Superhelden um, doch kurz vor Abschluss seiner Mission beginnt er am Sinn seines blutigen Treibens zu zweifeln…
Auf nur 44 Seiten dezimierte Ennis das Marvel-Universum und er sollte ab 2000 einige der besten Storys mit dem Punisher schreiben. Die Geschichte setzte der Brite Doug Braithwaite in recht rohen aber wirkungsvollen Bildern in Szene. Panini veröffentlichte den Klassiker Punisher kills the Marvel Universe gemeinsam mit einer ähnlich gelagerten Story, die zwar nicht von Garth Ennis, sondern 2010 von Jonathan Maberry verfasst wurde.
Hier ist es eine Seuche, die fast alle Menschen und natürlich auch die Superhelden wahnsinnig werden lässt. Lediglich der Punisher ist “normal“ geblieben und verrichtet weiterhin sein blutiges Handwerk. Mehr noch als die Geschichte überzeugen bei Marvel Universe vs. The Punisher die klaren sehr aufgeräumten Bilder des in Zagreb lebenden kroatischen Zeichners Goran Parlov. Dieser arbeitete danach bei Fury mit Garth Ennis zusammen und setzte Mark Millars Starlight in Szene.
Für Freunde des Punishers ist dieses gemischte Double uneingeschränkt zu empfehlen. Punisher kills the Marvel Universe gibt es auch als auf 444 Exemplare limitierte Hardcover-Edition mit Variant-Cover von Steve Dillon.
Krönender Abschluss meines Pilgerns auf dem Jakobsweg war auch in diesem Jahr wieder ein Besuch des spanischen Comicfestivals “Viñetas desde o Atlántico”. Es findet seit 1998 jährlich in A Coruña statt.
Im Zentrum des Plakats zum Festival stand wieder das Wahrzeichen der Stadt, der aus der Römerzeit stammende Leuchtturm. Die Zeichnung stammt von Keko, der im letzten Jahr Gast des Festivals war.
Organisiert wird das Festival von Miguelanxo Prado („Ardalén“, „Der tägliche Wahn„, rechts im Bild), dessen Heimatstadt A Coruña ist. Hier ist er gemeinsam mit Juan Diaz Canales (“Blacksad“) und Rubén Pellejero (“Dieter Lumpen“) zu sehen, die das neue Kreativ-Team von Hugo Pratts Serie „Corto Maltese“ sind.
Dies wurde mit einer Ausstellung gefeiert.
Außerdem hat sich das Festival in diesem Jahr auch eine neue lebensgroße Corto Maltese Figur spendiert.
Doch der alte Corto blieb ebenfalls weiter im Einsatz.
Auch ansonsten waren überall in der Stadt Comicfiguren zu sehen.
Hier ist Blacksad zu sehen, dessen Autor Juan Diaz Canales auf dem Festival auch den von ihm geschriebenen und gezeichneten Comic „Como viaja el aqua“.
Eine Nebenrolle spielt ein übergewichtiger Mann im Batman-Kostüm, der Luftballons verkauft.
Miguelanxo Prado hat gemeinsam mit dem Zeichner David Rubin eine Ausstellung über Leben und Werk von Miquel Cervantes zusammengestellt.
Für die längsten Schlangen bei den Signier-Aktionen sorgte kein Zeichner, sondern ein Autor.
Sehr viele Besucher ließen sich ihre Marvel-Comics von Chris Claremont unterschreiben, der 17 Jahre lang ununterbrochen als Texter für die Erfolgsserie X-MEN arbeitete.
Der spanische Zeichner Daniel Torres hingegen überraschte mit seinem Mammutwerk an dem er sechs Jahre arbeitete und in dem er auf fast 600 Seiten unglaublich detailreich beginnend von der Steinzeit bis hin zur Gegenwart die Entwicklung der menschlichen Behausung beschreibt.
“La Casa“ liegt in Spanien bereits in der zweiten Auflage vor.
Zeitgleich mit dem Comicfestival fanden in A Coruña noch weitere Aktivitäten, wie das „Tall Ship Race“ statt, was für zusätzliche Besucher sorgte,
Einmal mehr gelang dem Team von Miguelanxo Prado ein buntes und abwechslungsreiches Festival. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr, wenn die Veranstaltung ihr 20. Jubiläum feiert.