Wenn erst der 26. Kino-Beitrag zum Marvel Cinematic Universe von uralten Göttern erzählt, die als “Ewige“ (= Eternals) bereits vor den Menschen auf der Erde lebten, so passt dies durchaus zur Chronologie der Comicvorlage. Gemeinsam mit Stan Lee schuf der Zeichner Jack Kirby Anfang der 60er-Jahre in kürzester Zeit fast alle bedeutenden Marvel-Superhelden wie die Fantastic Four. die Avengers oder die X-Men.
Während Stan Lee dafür fast allein den Ruhm einfuhr, wechselte Kirby 1970 zu DC, fand dort aber auch nicht sein Glück und kehrte 1976 zu Marvel zurück. Neben einer Adaption von Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum schuf er dort – mehr als ein Jahrzehnt nach Hulk, Thor und Iron Man – schuf er die Eternals. Hierbei handelt es sich um edle Recken, die im Auftrag von riesigen uralten Göttern, den Celestials, an jene Orte des Universums geschickt wurden, an denen ihre Saat aufgegangen ist und Leben entstanden ist.
Doch da die Wege auch dieser Götter unergründlich sind, schufen die Celestials zusätzlich noch die Deviants, gefährliche sich rasch vermehrende Wesen, von denen keines dem anderen gleicht. Auf der Erde versuchen die Eternals die Deviants zu bekämpfen, ohne dabei die Entwicklung der immer stärker zur Selbstzerstörung neigenden Menschheit zu beeinflussen,
Die Handlung des Kinofilm Eternals erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Jahrtausenden und stellt dabei zehn neue Marvel-Helden mit teilweise gewaltigen Kräften vor. Regie führte Chloé Zhao, die den Job noch vor ihrem Oscar-Erfolg mit Nomadland erhalten hatte. Sie setzt auf starke weibliche Charaktere, die unterschiedlich temperiert von Angelina Jolie, Salma Hayek und Gemma Chan kraftvoll auf die Leinwand gezaubert werden.
Auffallend ist, dass die Eternals in der Originalfassung mit verschiedenen Dialekten sprechen. Globaler besetzt war wohl noch kein Marvel-Film. Für eins der wenigen humoristischen Highlights sorgt Kumail Nanjiani, der als Eternal Kingo seine Unsterblichkeit nutzt, um eine lange andauernde sich angeblich über etliche Generationen erstreckende Karriere im indischen-Kino zu machen. Sein selbstberauschter Gesichtsausdruck bei einer prächtig in Szene gesetzten Bollywood-Tanznummer ist großartig.
Selbst bei einer Spieldauer von 157 Minuten bleibt vor lauter Zeitsprüngen und Zweifeln daran, ob die Celestials wirklich gute Götter sind, kaum Zeit für Verknüpfungen mit den anderen Marvel-Filme, was gut zu verkraften ist. Weniger erfreulich ist jedoch, dass Humor – abgesehen von den Auftritten von Nanjiani und dem aus dem Trailer bekannten Moment mit dem zerstörten Ikea-Tisch – eher Mangelware ist.
Seit 1977 erzählt Marvel in der Comic-Serie What if alternative Superhelden-Geschichten. Hier finden sich Antworten auf brennende Fragen, wie was passiert, wenn Spider-Man Mitglied der Fantastic Four wäre, wenn Captain America zum US-Präsident werden würde oder Loki den Hammer von Thor schwingen könnte.
Der Sinn dieser Comic-Spekulationen erschließt sich nur einer relativ kleinen Zielgruppe von Marvel-Nerds. Doch die Filme des Marvel Cinematic Universedürften mittlerweile Milliarden von Zuschauern erreicht haben. Daher erscheint es nur logisch, wenn auf Disney+ eine Serie gestreamt wird, die in halbstündigen Episoden darüber spekuliert, was auf der Leinwand auch hätte geschehen können.
What if…? wurde in einer aufwändigen Animationstechnik realisiert, die es ermöglicht, die aus dem Kino bekannten Darsteller und Szenerien wie ganz sorgfältig von Hand gezeichnet wirken zu lassen. Am 11. August 2021 versuchte die erste Episode die Frage “Was wäre, wenn Captain Carter die Erste der Avengers geworden wäre?“ zu beantworten.
Als Antwort wird ein Action-Trip präsentiert, der zeigt wie Steve Rogers von einem Hydra-Agenten angeschossen wird, kurz bevor ihm das Supersoldaten-Serum verabreicht wird. Da das Experiment nicht mehr zu stoppen ist, lässt sich Peggy Carter die Substanz verabreichen. Plötzlich verfügt sie über gewaltige Kräfte. Doch sind die Militärs bereit eine Frau einzusetzen, um den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen?
In der Originalfassung der Episode sind die Stimmen von Hayley Atwell als Agent Carter und die Stimmen von fast allen Darstellern aus dem Kinofilm Captain America: The First Avengerwie Samuel L. Jackson oder Jeremy Renner zu hören. Nur Chris Evans konnte nicht dafür gewonnen werden, den nicht zu Captain America gewordenen Steve Rogers zu sprechen…
What if…? läuft im Wochentakt auf Disney+ und es ist immer erst Mittwochs zu erfahren, welches Türchen zu einem alternativen Universum diesmal geöffnet wird. Nach dem grandiosen Auftakt war die zweite Episode eine ziemliche Enttäuschung.
Hier wurde die gar nicht so brennende Frage gestellt, was passiert wäre, wenn T’Challa zu Star Lord geworden wäre? Es sei gespoilert, dass in dieser Episode zwar Black Panther doch weder Gamora noch Drax, Groot und Rocket dabei sind.
Unter den neun Episoden der ersten Staffel von What if…? befinden sich Gurken wie Was wäre, wenn Doctor Strange statt seiner Hände sein Herz verloren hätte? Spaßig hingegen ist die Antwort auf Was wäre, wenn Thor ein Einzelkind gewesen wäre? Ein großartiges Mini-Epos fragt kurz und bündig Was wäre, wenn … Zombies!?
Mittlerweile gibt es übrigens auch schon Lego-Minifiguren zu den alternativen What-If-Charakteren wie Captain Carter oder Captain America als Zombie.
Der 24. Film des Marvel Cinematic Universestartet mit einer Verspätung von über einem Jahr. Manche Kinos boykottieren Black Widow zwar, weil er zeitgleich auf Disney+ zu sehen ist. Hierfür ist jedoch nicht nur ein Abo erforderlich, sondern auch noch ein Betrag von 21,99 Euro zu entrichten. Ich finde es erfreulich, dass es dennoch – genau wie im Falle von Disneys Cruella – auch wieder möglich ist aktuelle Film auf großer Leinwand zu genießen.
Das Warten auf Scarlett Johannsen als Natasha Romanoff hat sich gelohnt, zumal sie diesmal auch noch ihre schrecklich nette “Familie“ mitgebracht hat. David Harbour aus Stranger Things und die wie immer großartige Rachel Weisz (About a Boy) spielen sehr überzeugend russische Agenten, die sehr überzeugend ein durchschnittliches US-Ehepaar spielen.
Doch 1995 war für die Scheinfamilie in Ohio der amerikanische Traum ausgeträumt und sie wurde in alle Winde versprengt. Während Natasha Romanoff bei den Avengers anmusterte, wird ihre “Schwester“ Yelena zum Teil eines kollektiv gesteuerten Netzwerks von russischen Killeragentinnen. Natasha gelingt es den Kontakt zu Yelena wieder herzustellen. Die beiden jungen Frauen raufen erst einmal heftig, bevor sie sich zusammenraufen und auf die Suche nach ihren Eltern machen…
Der Film spiel zwar unmittelbar nach den Ereignissen in The First Avenger: Civil War, doch nennenswerte Gastauftritte von Marvel-Superhelden (William Hurt als General Ross zählt da nicht wirklich) gibt es nicht. Doch da die Chemie zwischen Scarlett Johannsen und der ebenfalls großartigen Florence Pugh (Die Libelle) als Yelena stimmt, funktioniert Black Widow auch als Familien-Drama mit anrührenden Momenten. Es ist erfreulich, dass das Marvel Cinematic Universe weiterhin für Überraschungen gut ist.
Die Blu-ray von Disney enthält neben dem 134-minütigen Hauptfilm noch dieses Extras: Neun zusätzliche Szenen (14:11 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), Die Schwestern machen das (5:24 min) Alles oder nicht (8:24 min), Pannen vom Dreh (2:54 min) und Einführung von Regisseurin Cate Shortland (0:57 min)
2021 bereicherte Disney+ das Marvel Cinematic Universe in Windeseile durch drei höchst unterschiedliche Serien. WandaVision beschäftigt sich erstaunlich raffiniert und verspielt mit der Love Story zwischen Wanda Maximoff und dem Androiden Vision alias J.A.R.V.I.S.
Deutlich konventioneller kommt The Falcon and the Wintersoldier daher. Präsentiert wird ein auf knapp sechs Stunden gestreckter Spielfilm mit großartiger Action am Anfang und Ende, etlichen Durchhängern im Mittelteil, sowie niedrigkarätigen Gastauftritten (Black Panthers glatzköpfige Wachen, Captain Americas Nachbarin und Daniel Brühl).
Hinzu kam noch eine Serie über Thors Halbbruder, die bei dem Moment ansetzt, in dem sich Loki mitsamt des Tesserakts aus Avengers: Endgame verabschiedete. Er geriet in die Fänge der TVA (Time Variance Authority), einer Organisation, die darüber wacht, dass niemand von der Zeitachse abweicht.
Dort arbeitet ein gewisser Mobius M. Mobius, den Hochzeits Crasher Owen Wilson mit voller Starpower sehr charmant verkörpert und der ein interessanter Gegenpart zum Loki-Darsteller Tom Hiddleston ist. Hinzu kommt ein teilweise sehr schön verspielter 70er-Jahre-Look und skurriler Humor, irgendwo zwischen Doctor Who und Terry Gilliam.
Loki ist die erste Serie von Disney+, die für den heimischen Player veröffentlicht wird. Das limitierte optisch sehr hübsch aufgemachte Steelbook mit drei beigelegten Postkarten hat jedoch seinen Preis, denn es wird bisher nur als Kombi-Box mit zwei Blu-rays UND zwei 4K-UHD-Scheiben angeboten.
Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Geboten werden diese Dokus: „Die Erschaffung der TVA“ (5:43 min), Pannen vom Dreh (1:21 min), Zwei zusätzliche Szenen (4:59 min), Das offizielle TVA-Einführungsvideo – Miss Minutes erklärt das Innenleben der TVA-Zeitleiste (1:46 min), „Versammelt“ – Ein 63-minütiges sehr interessantes Making-Of.
So richtig bekannt wurde die „schweinische Version von Spider-Man erst vor zwei Jahren durch Spider-Man: A New Universe. Im Oscar-prämierten Animationsfilm absolvierte die Figur als aus einem Paralleluniversum stammende Looney-Tunes-Variante von Spider-Man einen vielbeachteten Gastauftritt. Doch genau wie Spider-Woman, Spider-Man-Noir und das Manga-Mädchen Peni Parker, die ebenfalls im Film als alternativen Versionen des Netzschwingers auftraten, debütierte auch Spider-Ham in einem Comicheft.
Ihren ersten Auftritt hatte die von Larry Hama, Tom DeFalco und Mark Armstrong geschaffene Figur 1993 in Marvel Tails Starring Peter Porker, the Spectacular Spider-Ham. Seitdem ist die Spinne Peter Porker, die sich nachdem sie von einer Wissenschaftlerin gebissen wurde, in ein anthropomorphes Schwein verwandelt, fester Bestandteil des Marvel-Universums.
Die brandaktuelle aus fünf Heften bestehende Miniserie Spider-Ham orientiert sich an der pummeligen Figur aus dem Animationsfilm. Leider wurde nicht die Chance genutzt, auch den nicht eben wenigen Fans von Spider-Man: A New Universe mit dem Comic eine Freude zu machen. Entstanden ist eine Insider-Spielerei, die eher auf Fanboy-Aha-Effekte als auf wirklich gute oder auch nur durchgeknallt verrückte Gags setzt.
Es ist schade, dass Zeb Wells dem Zeichner Will Robson keine bessere Story geliefert hat Optisch ist die Miniserie ein Leckerbissen, denn das von Erde 8311 stammende Spinnen-Schweinchen trifft sowohl auf niedliche Tier-Versionen von Marvel-Helden wie Iron Mouse, Crocktor Strange oder Mooster Fantastic, als auch auf eine nicht minder niedliche menschliche Mary Jane Watson.
Seit September 2016 wächst die von Panini Deutschland in Eigenregie herausgebrachte Reihe Star Wars Comic-Kollektion alle zwei Wochen um einen weiteren Hardcover-Band. Veröffentlich wurden in mehr als 100 Bänden sowohl klassische Comics, die meist aus dem Hause Dark Horse stammen, als auch Film-Adaptionen, die alle entstanden sind, bevor George Lucas sein Franchise-Universum an Disney verkaufte.
Noch vor der Premiere von Star Wars startete 1977 die zugehörige. Comic-Serie von Marvel. Da der Superhelden-Verlag mittlerweile zu Disney gehört, erscheinen dort künftig alle Comics zu Star Wars. Als am 14. Januar 2015 das erste Comicheft mit dem Titel Skywalker Strikes herauskam, verkauften sich mehr als eine Million Exemplare.
Dies lag nicht nur an der soliden Story von Jason Aaron, sondern auch daran, dass es vom ersten Heft der Serie 70 verschiedene Cover-Varianten gab. Viele dieser mit exklusiven Titelbildern versehenen Comics wurden ausschließlich in bestimmten Läden, wie etwa bei Forbidden Planet in London, verkauft.
Der Inhalt der ersten Star-Wars-Serie von Marvel bietet viel Action und beste Unterhaltung mit der Kerngruppe der klassischen Saga. Jason Aaron lässt seine Geschichte direkt nach den Ereignissen aus Episode IV spielen. Luke, Han, Leia, Chewie und die beiden allseits bekannten Droiden stehen im Zentrum des turbulenten Geschehens und welcher Schurke dabei die Hauptrolle spielt, dürfte auch klar sein…
Die einzige Überraschung in der gradlinigen Geschichte taucht am Ende von Heft 6 auf. Ansonsten verblüfft der sich sehr genau an bekannten Filmszenen orientierende Zeichner John Cassaday (Astonishing X-Men) dadurch, dass er Gerätschaften wie die Speed Bikes und Kampfläufer oder Charaktere wie Boba Fett einsetzt, obwohl diese im Kino erst in den Episoden V oder VI debütierten.
Mit Skywalker schlägt zu! startet Panini eine zweite Reihe mit Star-Wars-Comics. Genau wie bei der Star Wars Comic-Kollektion bilden die Buchrücken, der alle zwei Wochen erscheinenden 60 Hardcover-Bände, nebeneinander positioniert ein durchgehendes “galaktisches Panorama-Motiv“.
Da die Marvel-Comics auch dazu beitragen sollen, die neuen Filme zu bewerben, enthält Band 2 der Kollektion eine von Luke Ross und Marc Laming sehr solide zu Papier gebrachte Adaption von Das Erwachen der Macht, dem ersten Star-Wars-Film aus dem Hause Disney.
Als dritte Veröffentlichung folgt der Auftakt der aus 25 Heften bestehenden Reihe Reihe Darth Vader, die von Kieron Gillen (Über, Once & Future) geschrieben und Salvador Larroca gezeichnet wurde. Die altmeisterlich in Szene gesetzten Cover stammen von Adi Granov. Parallel zur Storyline von Jason Aaron Storyline wird hier erzählt, wie es Darth Vader gelang, nach der Zerstörung des Todessterns das Vertrauen des Imperators zurückzugewinnen.
Zum Auftakt gibt es ein Wiedersehen mit Jabba the Hutt und mit der Xenoarchäologin Chelli Lona Aphra wurde eine neue Figur eingeführt, die mit Doctor Aphra sogar eine eigene Serie erhielt.
Mit der vierten Ausgabe startet die ebenfalls äußerst gut gelungene Comic-Reihe Prinzessin Leia von Mark Waid (Crises on Infinite Earths, Kingdom Come) und Terry Dodson, der die wohl attraktivste Version dieser Star-Wars-Ikone zu Papier brachte.
In diesen Zusammenhang sei auch Leia, Prinzessin von Alderaan, die Manga-Adaption eines Romans von Claudia Gray empfohlen.
Es wird also ein abwechslungsreiches Begleitprogramm zu den Filmen und zu Disney+ geboten.
Black Pantherwurde 1966 von Stan Lee und Jack Kirby auf die Comic-Bühne gehievt. Zwar besiegte der erste afrikanische Marvel-Held die Fantastic Four, doch erst 1973 sollte der maskierte Herrscher von Wakanda eine eigene Heftreihe bekommen. 2005 schließlich erschien mit Who is Black Panther? eine sechsteilige Serie, die T’Challa fit für die Teilnahme beim Marvel Cinematic Universemachte.
Reginald Hudlin, der 1992 Boomerang mit Eddie Murphy inszenierte, hatte bereits fest in der Filmbranche Fuß gefasst, als er sich seinen Jugendtraum erfüllte und damit begann Comics zu schreiben. Später sollte er nicht nur Quentin Tarantinos Django Unchained produzieren, sondern auch die zugehörige Comic-Adaption verfassen.
In Who is Black Panther? verpasste Hudlin dem Marvel-Helden einen epischen Background. Er holte weit aus und zeigt, wie sich die Bewohner Wakandas bereits im 5. Jahrhundert mit trickreich konzipierten Waffen gegen einen feindlichen Stamm verteidigen. Dies setzte sich bis in die Gegenwart fort, und auch der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs von der US-Regierung nach Wakanda entsandte Captain America hatte keine Chance gegen Black Panther. Doch es wurde weiterhin versucht, an die Technologie und Bodenschätze Wakanda zu gelangen.
Hudlin stellt die Militärs und Politiker der USA ähnlich unvorteilhaft dar, wie die in seiner Geschichte auftretenden Marvel-Schurken Claw und Rhino. Der gesellschaftskritische Ansatz mindert den Unterhaltungswert von Who is Black Panther? jedoch kein bisschen, was auch daran liegt, das die beeindruckende Grafik von John Romita Jr. (Superman: Das erste Jahr, Kick-Ass, Daredevil: Der Mann ohne Furcht) stammt!
Mittlerweile ist eine Neuauflage von Wer ist Black Panther? als preisgünstige Hardcover-Ausgabe in Paninis Reihe Marvel Must-Have erschienen. Enthalten ist auch interessantes Bonusmaterial, wie etwa Entwurfszeichnungen von John Romita Jr.
Es sei auch noch auf eine sehr werkgetreue Verfilmung von Who is Black Panther? hingewiesen, die im Rahmen der Reihe Marvel Knights Animation als Motion Comic. Hierfür wurden sehr behutsam und mit sparsamer Computeranimation die Comic-Zeichnungen von John Romita Jr. in Bewegung versetzt.
Kurz bevor der Verlag Dark Horse die Comic-Rechte an Star Warsabtreten musste, wurde dort ein interessantes Experiment gewagt. Im September 2013 startete unter dem Titel The Star Wars eine 8-teilige Serie, die auf der Grundlage der ersten Drehbuchfassungen und Entwurfszeichnungen spekulativ visualisierte, was möglicherweise geschehen wäre, wenn George Lucas 1974 gleich nach dem Ende der Dreharbeiten von American Graffiti grünes Licht zur Realisierung seiner damals noch Adventures oft the Starkiller, Episode I: The Star Wars betitelten Space-Opera bekommen hätte.
Mit einem ähnlichen Konzept versuchte Dark Horse 2020 mit der fünfteiligen Miniserie Alien: The Original Screenplay einen neuen Blick auf den Film-Klassiker Alien zu werfen. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass der US-Verlag demnächst auch die Rechte an den Serien Alien und Predator verlieren könnte, da der Rechteinhaber 20th Century Fox mittlerweile 20th Century Studios heißt und – genau wie Marvel – zu Disney gehört. Wollen wir hoffen, dass Alien bei Dark Horse bleibt.
Dort erscheinen seit 1988 mit großem Erfolg Alien-Comics. Anders als bei Star Wars muss hierbei nicht jeder Zeichenstrich mit dem Lizenzgeber abgestimmt werden. Dies ermöglichte sehr eigenständige Alien-Comics von prominenten Comickünstlern wie David Lloyd (V wie Vendetta), John Byrne (Superman: Der Mann aus Stahl), Dave Gibbons (Watchmen), Mike Mignola (Hellboy), Eduardo Risso (100 Bullets), Richard Corben (Creepy) oder Kelley Jones (Batman & Dracula). Alle diese bemerkenswerten Geschichten wurden bei Cross Cult veröffentlicht, Nicht unerwähnt bleiben soll auch noch James Stokoes ebenfalls dort erschienener Comic Aliens: Dark Orbit.
Auch Alien: Die Urfassung ist bei Cross Cult in einer prächtigen Hardcover-Ausgabe erschienen, die auf 999 Exemplare limitiert wurde und bereits kurze Zeit nach der Veröffentlichung verlagsvergriffen war. Grundlage des Comics ist das ursprüngliche Alien-Drehbuch von Dan O’Bannon, das von der mehr als unheimlichen Begegnung der dritten Art der Besatzung des Raumschiffs Snark erzählt. Die Handlung unterscheidet sich kaum, von dem was Ridley Scott auf die Leinwand zauberte…
Herausgeber Randy Stradley hat die brasilianischen Künstler Cristiano Seixas (Text) und Guilherme Balbi (Bilder) dazu verdonnert, das geniale Filmdesign von HR Giger, Moebius und Ron Cobb zu vergessen. Die alternative Optik des Comics ist – trotz beeindruckender Bilder – zwangsläufig dem Original unterlegen.
Einen Mehrwert für Fans hat diese möglicherweise einmal zum gesuchten Sammlerstück werdende Edition durch die ebenfalls enthaltenen Titelbilder. Diese stammen vom Zeichner Walter Simonson und vom Koloristen Dave Steward, die 1979 die gefeierte Comic-Adaption von Alien schufen, die ebenfalls bei Cross Cult erschienen ist.
Den ersten Zuwachs seit Spider-Man: Far From Home bekam das Marvel Cinematic Universe nicht im Kino, sondern in der Online-Videothek von Disney+. Dort starteten am 15. Januar 2021 die ersten beiden Episoden der Serie WandaVision. Im Zentrum der Geschichte steht die Love Story zwischen Wanda Maximoff (Elizabeth Olson) und Vision (Paul Bettany), die drei Jahre zuvor im Getöse von Avengers: Infinity War ziemlich untergegangen war.
Der Auftakt von WandaVision war nicht unbedingt das, was der action-verwöhnte Marvel-Fan erwartet hatte. Wanda alias Scarlet Witch und der Androide Vision alias J.A.R.V.I.S. agieren zunächst als Hauptdarsteller einer scheinbar in den 60er-Jahren gedrehten Serie. Passend dazu wurden die ersten beiden Episoden von WandaVision in Schwarzweiß, im Bildformat 4:3 und mit Lachern vom Band realisiert.
Der Serien-Auftakt ist eine liebenswerte Hommage an TV-Klassiker wie Verliebt in eine Hexe oder Bezaubernde Jeannie. Doch zugleich tauchen immer wieder leicht verstörende Fremdkörper in der nur scheinbar heilen Vorstadtwelt von Wanda und Vision auf. Diese Mischung aus Mystery und Sitcom lässt sich erfreulich viel Zeit, um eine ganz eigene Welt zu präsentieren. Zugleich mangelt es nicht an gelungenen Gags und Spannung. Es bleibt spannend wohin die Reise von Wanda und Vision geht.
Nach und nach wurde aber auch eine parallele Storyline gestartet, deren Breitwand-Optik sich stärker an den Marvel-Kinofilmen orientiert. Hier wird von Differenzen zwischen Militärs und Wissenschaftlern erzählt. Dabei es zu einer Wiederbegegnung mit der etwas verhuschten Doktorandin Darcy Lewis (Kat Dennings), die genau wie in den ersten beiden Thor-Filmen für schrägen Humor sorgt.
Noch einen Spoiler gefällig? Als Wandas Bruder Pietro alias Quicksilver ist diesmal nicht, wie in Avengers: Infinity War, Aaron Taylor-Johnson (Kick-Ass) zu sehen, sondern Evan Peters, der die Figur in den X-Men-Filmen der jetzt bei Disney eingemeindeten Konkurrenz-Firma Fox spielte.
In dem aus vielen Parallel-Universen bestehenden Marvel-Kosmos ist Earth-616 jene an unsere Erde erinnernde Welt, auf der die meisten hauseigenen Superhelden beheimatet sind. Eine achtteilige Doku-Reihe namens Marvels 616 ist auf Disney+ zu sehen und erzählt davon, wie viel Kreativität aufgebracht wird, um Tradition und Zeitgeist bei Marvel in Einklang zu bringen.
Dabei geht es bemerkenswerterweise überhaupt nicht um die omnipräsenten Filme des Marvel Cinematic Universe. Im Zentrum der Serie stehen nicht nur Profis, wie das weit entfernt voneinander an der Comic-Reihe Iron Man 2020 arbeitende Team des noch nach der klassischen Marvel-Methode textenden Autoren Dan Slott.
Gewürdigt werden auch Fans, die durch ihre mit viel Liebe und Aufwand produzierten Kostüme als Cosplayer oder in Schulaufführungen selbst zu Marvel-Charakteren werden.
Die Episode Schneller, höher, weiter erzählt davon, wie immer mehr Frauen durch ihre Arbeit an Serien wie Captain Marveloder Ms. Marveldie Comics auch für weibliche Leser interessant machen. Ein Beitrag über Action-Figuren stellt auch Mitchel Wu vor, dem durch das Hinzufügen von Unschärfen, sowie Rauch- oder Wasser-Effekten erstaunlich lebendige, aber oft auch sehr amüsante Fotos von kleinen Spielzeugen gelingen.
Sehr interessant ist Amazing Artisans, ein Bericht über die spanischen Zeichner Natacha Bustos (Moon Girl and Devil Dinosaur) und Javier Garrón (Miles Morales: Spider-Man), die von ihrer Heimat aus für Marvel arbeiten. Hier ist zu erfahren, wie die Künstler arbeiten und durch welche höchst unterschiedlichen Umstände sie ihre begehrten Jobs bei Marvel erhielten.
Recht amüsant ist eine Episode, die sich mit vergessenen Marvel-Figuren beschäftigt und die auch den nicht ganz ernst gemeinten Versuch dokumentiert, die tierischen Superhelden aus der 1990 nach nur vier Heften eingestellten Serie Brute Force zu revitalisieren.
Doch so richtig massenkompatibel ist das Team um den schwerbewaffneten Cyborg-Delfin Surfstreak und den Löwen auf Rädern Lionheart immer noch nicht…
Mein persönlicher Favorit der ersten Staffel dieser hoffentlich recht langlebigen Serie ist eine Episode über eine erstaunliche japanische TV-Serie mit Spider-Man.
Ein Jahr nachdem in den USA eine Realfilm-Reihe mit den Netzschwinger durchgefallen war, erhielt die Produktionsfirma Tōei 1978 die Erlaubnis ihre ganz eigene Version von Spider-Man zu realisieren.
Das Resultat lässt selbst die legendäre Pop-Art-Version von Batman mit Adam West bieder wirken. Das Kostüm und auch die zugehörigen Stunts in der japanischen Version können durchaus beeindrucken. Doch Spider-Man alias Takuya Yamashiro agiert in einer ungewohnten Umgebung voller durchgeknallter Schurken, wie Professor Monster und der aus Aliens mit Entenschnäbeln bestehenden Iron Cross Army oder einem riesigen Krabben-Dämonen.
Bemerkenswert ist auch, dass Spider-Man in Japan über das Raumschiff The Marveller verfügt, welches sich – lange vor den Transformers – in einen Roboter verwandeln kann. Die in Marvels 616 gezeigten Ausschnitte aus der immerhin aus 41 Episoden bestehenden Serie sind zum Schreien komisch, und eine synchronisierte Version wäre auf Disney+ garantiert ein Hit!