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Garth Ennis: Punisher Collection 4

Mit 700 Seiten ist Paninis Abschlussband der Collection mit den Punisher-Comics von Garth Ennis zwar etwas weniger umfangreich als seine drei Vorgänger ausgefallen. Doch das wuchtige Hardcoverbuch hat es dennoch in sich.

Als Auftakt gibt es mit Roots eine von Joe Quesada kurz aber nicht schmerlos in Szene gesetzte Zahnoperation, die der Mann mit dem Totenkopf an einem Mafiaboss vornimmt.

Anschließend folgt mit Die Auferstehung der Ma Gnucci die Reunion des Dreamteams Garth Ennis und Steve Dillon, die eine wahnwitzige Fortsetzung ihrer unter dem Titel Welcome Back, Frank gestarteten Reihe lieferten. Nachdem Ennis bereits 1995 in der Story The Punisher kills the Marvel Universum von Frank Castle erzählte, gab er drei Jahre später seinen Serien-Einstand und ließ Dillon Comics in Szene setzen, von denen er später meinte: „Die meisten Geschichten waren höchst unwahrscheinlich und wurden mit einem Augenzwinkern serviert. Manchmal hörte man direkt die Looney Tunes-Melodie im Hintergrund.“

Ab 2003 beschritt Ennis neue Wege, seine Geschichten über Frank Castle hatten jetzt einen deutlich realistischeren und ziemlich grimmigen Grundton. Doch 2009 ließ er es zusammen mit Dillon noch einmal richtig krachen. Im Zentrum steht die bereits zweimal vom Punisher recht endgültig abservierte Mafiapatin Ma Gnucci, die ihre kriminellen Geschäfte fortführt.

Auch der dünkelhafte Vigilant Elite, den der Punisher ebenfalls das Lebenslicht ausgeblasen hatte, beginnt wieder damit, alles abzuschlachten, was er für Abschaum hält. Unterstützung erhält der Punisher von der hartgesottenen New Yorker Polizistin Molly von Richthofen. Die Erklärungen warum Elite und vor allem Ma Gnucci immer noch herumspuken sind herrlich aberwitzig, die Gewalttätigkeiten ebenfalls und eigentlich könnte es ewig so abgefahren weitergehen!

Doch Ennis nutzte seine weiteren Punisher-Comics dazu, um auf einem oft überraschend hohem Niveau, das fortzuführen, was er bereits ab 2001 mit seinen War Stories begonnen hatte. Ihn interessieren Superhelden nicht wirklich und sehr viel lieber erzählt er an realen Ereignissen orientierte Geschichten, die sich teilweise recht blutrünstig, aber auch sehr sorgfältig recherchiert mit dem Thema Krieg beschäftigen. Mit dem aus Kroatien stammenden Goran Parlov fand er hierfür den optimalen Zeichner. Dieser kann Kampfhandlungen explosiv in Szene setzen, lässt aber auch Dialogszenen spannend aussehen und teilt die Vorliebe von Ennis für exakt wiedergegebene Kriegsgerätschaften. Einige Seiten im Anhang dieses Buchs belegen, dass Parlov kein Problem damit hat, Seiten neu zu zeichnen, wenn er Propeller oder Fahrwerke von Flugzeugen falsch dargestellt hat.

2018 entstand mit der sechsteiligen Miniserie Platoon eine Fortsetzung zum Punisher-Comic Valley Force, Valley Force, der in Band 3 der Garth Ennis Punisher Collection enthalten ist. In einer Rahmenhandlung interviewt der Journalist Michael Goodwin im heutigen New York einige Vietnam-Veteranen, die Frank Castle ihr Leben verdanken. Erzählt wird von den ersten Kriegseinsätzen des noch unerfahrenen Offiziers Castle. Dieser findet sich schnell zurecht und hat – wenn es darauf ankommt – noch dreckigere Tricks drauf, als seine Vorgesetzten. Am Anfang der Geschichte ist Castle ein Team-Player, der sich verantwortungsbewusst für seine Männer einsetzt, doch das bleibt nicht lange so…

Interessant ist Platoon auch dadurch, dass Ennis und Parlov die Gegenseite ebenfalls zu Wort kommen lassen. So wird gezeigt, wie Michael Goodwin den äußerst kultivierten nordvietnamesischen Veteranen Giap interviewt. Dessen Fazit ist: “Die Vietnamesen kämpften für ihr Land und die Amerikaner für nichts und ohne zu wissen, warum sie es tun.“ Doch Ennis lässt den alten Mann noch ergänzen: “Nein, stimmt nicht, die Besten kämpften füreinander“. Damit benennt Garth Ennis wohl auch den Hauptgrund, warum er immer wieder Kriegsgeschichten erzählt.

Es folgt die Miniserie Sovjet in der Ennis den Punisher mit einer russischen Variante seiner selbst konfrontiert. Im Gegensatz zu Castle war Valery Stephanovich schuld daran, dass er seine Familie verloren hatte. Der Militärdienst in Afghanistan hatte ihn traumatisiert und in den Alkohol getrieben, was in einem Unfall mit tödlichem Ausgang resultierte. Sein ehemaliger Vorgesetzter Pronchenko war dafür verantwortlich, dass – abgesehen von ihm – alle Kameraden seiner Einheit brutal ermordet wurden. Als Stephanovich dies herausfand, bekam sein Leben wieder einen Sinn…

Konstantin Pronchenko hatte die Einheit an die Mudschahedin verraten und ist nach dem Ende des Afghanistan-Kriegs in den USA zu einem mächtigen Paten der Russenmafia in New York aufgestiegen. Dabei hat er sich niemals selbst die Finger schmutzig gemacht, ja noch nicht einmal den von ihm angeordneten Gewalttaten beigewohnt. Als sich Valery Stephanovich aufmacht, um dies zu ändern, findet er im Punisher einen ebenso verständnisvollen wie tatkräftigen Verbündeten.

Geschickt wechselt Ennis die Zeitebenen, erzählt realitätsnah vom Schicksal der einfachen russischen Soldaten im Afghanistan-Krieg. Auch der Ehefrau des Gangsters Pronchenko verpasst er eine interessante Vorgeschichte und das melancholische Ende wirkt noch lange nach.

Dies ist auch dem US-Zeichner Jacen Burrows (Neonomicon) zu verdanken, der mit Ennis bereits bei der ersten Crossed-Geschichte zusammenarbeitete. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch noch die von Paolo Rivera sehr ansprechend im Stile von russischer Propaganda-Kunst erstellten Titelbilder der aus sechs Heften bestehenden Miniserie.

Die letzten dreizehn in diesem Sammelband enthaltenen Hefte zeichnete wieder Goran Parlov. Im Zentrum der 2012 und 2013 veröffentlichten Storylines Kriegsgeschichten und Operation Barracuda steht nicht der Punisher, sondern der ebenfalls vom Krieg geprägte Marvel-Character Nick Fury. Bereits 2001 und 2006 hatte Garth Ennis Geschichten vom zynischen Supersoldaten mit der Augenklappe. Diese hätten sehr gut in diese Collection gepasst, auch wenn es keinen Bezug zum Punisher gibt.

Dies ist bei Operation Barracuda der Fall, denn hier spielt nicht nur der Vietnamese Giap eine wichtige Rolle, sondern in drei Heften wird auch davon erzählt, wie Fury und Castle gemeinsam in den Krieg ziehen. Insgesamt gehört die Miniserie My War Gone By zu den besten Geschichten von Ennis. Der Comic beginnt 1954 in Indochina. Kurz vor dem Ausbruch des Vietnamkriegs trifft der abgebrühte Nick Fury dort auf den jungen idealistischen Soldaten George Hatherly und auf die temperamentvolle Botschaftsangestellte Shirley Defabio.

In der im Jahre 1999 endenden Geschichte wird hauptsächlich davon erzählt, wie der nur inmitten diverser Kriege richtig aufblühende Fury immer er selbst bleibt. Zugleich ist zu erfahren, dass es das Schicksal nicht immer gut meint mit George, dem Vater einer beständig wachsenden Familie, und Shirley, die sich zwar stark zu Fury hingezogen fühlt, aber dennoch einen korrupten Politiker heiratet.

Diese unwiderstehliche Mischung aus brutaler Action, zu Herzen gehender Soap und lebendig erzählten Geschichtsunterricht lässt hoffen, dass Garth Ennis recht bald zum Punisher oder zu Nick Fury zurückkehrt.

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The Punisher in Vietnam

The Punisher trat 1974 erstmals als Nebenfigur in Spider-Man # 129 auf. Der mit Orden behängte Elitesoldat Frank Castle erlebte während des Vietnam-Kriegs Schreckliches. Doch es geschah nicht in Fernost an der Front, sondern als er Heimaturlaub hatte. Nachdem Castles Frau und seine beiden Kinder Zeugen eines Verbrechens wurden,  musste Castle miterleben,  wie sie brutal ermordet wurden. Fortan zieht er als Punisher durch den New Yorker Großstadt-Dschungel und bestraft alle Kriminellen.

The Punisher in Vietnam

Er vollstreckt so drastisch und tödlich, wie es den Autoren der immer populärer werdenden Comic-Serie nur möglich ist. Zu einer wahren Meisterschaft brachte es 2001 der mittlerweile in New York lebende Ire Garth Ennis (Preacher) in der von Steve Dillon in Szene gesetzten Storyline  Welcome Back, Frank. Gerade die ebenso drastischen, wie auch durchaus realistischen Großstadt-Krimis, die Ennis seitdem mit dem Punisher erzählt, sorgten dafür, dass der Marvel-Charakter eine Zukunft als mehrfach verfilmter Serienheld hat.

The Punisher in Vietnam

Doch Ennis war mit britischen Kriegs-Comics groß geworden und US-Superhelden immer etwas lächerlich fand, kümmert sich auch um Castles Vergangenheit. Dies begann 2003 in Marvels Erwachsenen-Label MAX mit der vierteiligen Miniserie Born, die bei uns in Band 2 der The Punisher – Garth Ennis Collection eröffnet. Hier erzählte Ennis davon, dass Castle bereits vor dem Massaker an seiner Familie sehr bedenkliche Tendenzen zur Selbstjustiz hatte. So sorgte er als Soldat dafür, dass ein arroganter General von gegnerischen Heckenschützen getötet wurde und ertränkte einen zu seiner Truppe gehörenden Vergewaltiger.

The Punisher in Vietnam

Dies mag eine nicht unbedingt eine zwingend nötige Erweiterung des Punisher-Mythos sein. Doch die grimmige Schilderung des Kriegs fiel erschreckend realistisch aus. Das lag auch daran, dass Ennis mit dem Zeichner Darick Robertson, der mit ihm auch bei The Boys zusammenarbeitete, einen mehr als fähigen Komplizen hatte. Das Tüpfelchen auf dem i sind die kunstvoll drastischen Titelbilder von Wieslaw Walkusi.

The Punisher in Vietnam

2004 startet Ennis bei MAX eine neue Punisher-Reihe, die weniger auf Sarkasmus setzte, sondern knallharte realitätsnahe Thriller präsentierte. Diese Ära endete vier Jahre später mit der Storyline Valley Forge, Valley Forge, in der Ennis gemeinsam mit dem kroatischen Zeichner Goran Parlov von Frank Castles Tagen als Elitesoldat in Vietnam erzählte. Dies geschieht zwar nur am Rande der ansonsten in New York spielenden Geschichte, doch der beim Punisher immer noch vorhandene Militärkodex ist das zentrale Element der Story.

The Punisher in Vietnam
Es geht um acht in kriminelle Angelegenheiten verwickelte US-Generäle, die nicht zu Unrecht vermuten, dass der ansonsten nicht eben zimperliche Punisher Probleme damit haben wird, US-Soldaten zu töten. Mit schmutzigen Tricks gelingt es den Offizieren eine Delta-Force-Spezialeinheit nach New York zu schicken, wo sie Castle zur Strecke bringen sollen. Doch ganz so einfach ist das natürlich nicht, und der an Morgan Freeman erinnernde Colonel Howe ist als Chef der Spezialeinheit auch nicht so einfach zu steuern wie erwartet.

The Punisher in Vietnam

Valley Force, Valley Force ist bei uns in Band 3 der Garth Ennis Punisher Collection enthalten und überrascht auch dadurch, dass Ennis in die Handlung scheinbar wahllos Auszüge eines vom Journalisten Michael Goodwin verfassten fiktiven Vietnam-Berichts, sowie von Goran Parlov sehr stimmig gezeichnete “Fotodokumente“, einfließen ließ. Dies verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe.

The Punisher in Vietnam

Die sechsteilige Mini-Serie Platoon (2018) von Ennis und Parlov ist auch im vierten Band der Collection mit den Punisher-Comics von Garth Ennis enthalten. Sie baut auf Born und Valley Force, Valley Force auf, bzw. erzählt die Vorgeschichte dazu. In einer Rahmenhandlung interviewt Michael Goodwin im heutigen New York einige Vietnam-Veteranen, die Frank Castle ihr Leben verdanken. Erzählt wird von den ersten Kriegseinsätzen des noch unerfahrenen Offiziers Castle. Dieser findet sich schnell zu recht. Wenn es darauf ankommt, hat Castle noch dreckigere Tricks drauf, als seine Vorgesetzten. Noch ist er ein Team-Player, der sich verantwortungsbewusst für seine Männer einsetzt, doch das bleibt nicht lange so…

The Punisher in Vietnam

Interessant ist Platoon auch dadurch, dass Ennis und Parlov versuchen die Gegenseite ebenfalls zu Wort kommen zu lassen. So wird gezeigt, wie Michael Goodwin mit einem sehr kultivierten nordvietnamesischen Veteranen spricht. Dessen Fazit ist: “Die Vietnamesen kämpften für ihr Land und die Amerikaner für nichts und ohne zu wissen, warum sie es tun.“ Doch Ennis lässt den alten Mann noch ergänzen: “Nein, stimmt nicht, die Besten kämpften füreinander“. Damit benennt Garth Ennis vielleicht auch den Grund, warum er immer wieder Kriegsgeschichten erzählt. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch seine Reihe War Stories.

Punisher: Soviet

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Miniserie Punisher: Soviet. Hier verbündet sich Frank Castle mit einen russischen Afghanistan-Veteran, dessen Schicksal ihm vertraut vorkommt. Geschickt wechselt Ennis die Zeitebenen und erzählt realitätsnah vom Schicksal der einfachen russischen Soldaten im Afghanistan-Krieg.

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