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Harleen

Mit dem neuen Imprint Black Label startete DC ein sehr ambitioniertes Projekt, für Erwachsenen-Comics mit Superhelden. Dafür wurde ein neues Format kreiert, größer als die monatlichen Heftserien. Bei Panini erscheint es im Albumformat als Hardcover (wie schon zuvor Batman: Der Dunkle Prinz oder Batman: Damned), also noch größer als in den USA, was beim Lesen sehr angenehm auffällt.

Harleen

Harley Quinn trat erstmals 1992 in Joker’s Favor, der 2. Episode der preisgekrönten Batman-Zeichentrickserie auf. Im Comic Mad Love, der auch als Batman-Animated-Episode verfilmt wurde, erzählten Paul Dini und Bruce Timm, wie die Psychologin Dr. Harleen Quinzel dem Joker verfiel und zu dessen Komplizin Harley Quinn wurde. Es begann der Siegeszug dieser kreativen Neuschöpfung quer durch das ganze DC-Universum. Die Hollywood Blockbuster Suicide Squad und Birds of Prey mit Margot Robbie als Harley Quinn im DC Extended Universe sind da nur der vorläufige Höhepunkt.

Harleen

Im ersten Band des dreiteiligen Comics Harleen hält Dr. Quinzel Vorträge am Kriminalpsychologischen Institut in Gotham City. Ihre Forschung beschäftigt sich auch mit traumatisierten Soldaten. Quinzel hat erkannt, dass im Geist ähnliche Prozesse ablaufen wie in der Chemie des Körpers. Das steigert die Überlebenschancen in Krisensituationen, wenn man zum Beispiel einer Gefahr ausgesetzt ist. Und unter extremen Bedingungen im Krieg setzt der Mechanismus die Empathie außer Kraft. Das geistige Immunsystem kollabiert. Wie eine Autoimmunkrankheit richtet sich dann in einem etwas gegen einen selbst, was ihn eigentlich schützen sollte. Und solche Kampfzonen gibt es nicht nur in Kriegsgebieten, sondern auch vor der Tür in Gotham City.

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Dr. Quinzel muss aber feststellen, dass die meisten Wohltäter und Geldgeber sich nicht für ihre Welt interessieren, weil sie nicht lukrativ ist, obwohl ihre Forschung das Leben verändern könnte. Daher leidet sie an Selbstzweifeln und Schlaflosigkeit. In einer Nacht, in der sie sich ihre Sorgen wegtrinkt, kommt es zum schlimmsten, aber auch zum besten Abend ihres Lebens, da sie den Joker bei der Ausübung einer Untat trifft. Tief beeindruckt von ihren Thesen bietet Lucius Fox ihr Forschungsgelder der Wayne Foundation an, damit sie weiterzuforschen kann, um krankhafte Kriminelle zu heilen. Ihre Studien darf sie im Arkham Asylum fortsetzen, und so nimmt das Schicksal ihren Lauf.

Harleen

Obwohl Harleen nach dem Zusammenstoß mit dem Joker nicht gerade Liebe auf den ersten Blick verspürte, kann sie nicht aufhören, über Gothams Prinzen des Verbrechens nachzudenken. Sie beschließt, niemandem von ihrem traumatischen Erlebnis zu erzählen, und stürzt sich stattdessen in die Arbeit an ihrem revolutionären Heilmittel gegen den Wahnsinn. Sie muss dies tun, obwohl die Strafjustiz in Form des Bezirksstaatsanwaltes Harvey Dent und Dr. Hugo Strange, der Dirktor von Arkham Asylum, versuchen, sie bei ihrer Arbeit zu behindern.

Harleen

Der Kroate Stjepan Šejić, der diesen Comic getextete und gezeichnet hat, ist in der Lage, Harley ein Maß an Einfühlungsvermögen und Emotionen zu vermitteln, auf das in den letzten Jahren stark verzichtet wurde. Hier wird Harleen von ihren Fehlern der Vergangenheit gequält und ist entschlossen, sich zu beweisen. Sie ist unglaublich intelligent, aber auch verwundbar und wird von ihrer Arbeit verfolgt. Šejić zeigt die Risse in ihrer Fassade und die Wahrheit, dass sie – wie es Alan Moores im Batman-Klassiker The Killing Joke ausdrückte – nur einen schlechten Tag davon entfernt ist, verrückt zu werden. Zusätzlich zur tiefen gehenden Charakterisierung von Harley Quinn fängt Šejić auch das Charisma des Jokers perfekt ein. Dieser ist zwar völlig verwirrt, doch mit Intrigen und Einfühlungsvermögen, erreicht er alles was er will.

Harleen

Viele Geschichten über Batman und seine Schurken-Galerie erforschten die zerbrechliche Natur des Geistes. Der erste Band von Harleen macht in dieser Hinsicht einen fantastischen Job und stimmt perfekt auf die weitere Erforschung von Harley Quinns Abstieg in den Wahnsinn ein. Das Burnout-Syndrom und die Verzweiflung, die sie empfindet, sind glaubwürdig, selbst in einem Comic mit einem humanoiden Krokodil, das Hunderte von Menschen ermordet hat.

Harleen

Darüber hinaus ist die digitale Kunst von Šejić unglaublich ausdrucksstark und verleiht dem Comic eine beunruhigende Schönheit. Selbst als Harleen beginnt, den Verstand zu verlieren, sieht sie atemberaubend aus, was es nur noch unangenehmer macht und daran erinnert, dass Krankheit nicht immer sichtbar ist.

Norbert Elbers

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