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Klaus Voorman: birth of an icon – REVOLVER 50

An einem Herbstabend des Jahres 1960 ging der 22-jährige Grafikstudent Klaus Voormann ziellos durch die Straßen Hamburgs. Aus einem Kellerlokal auf der Reeperbahn hörte er “diese Musik, die mein Leben wurde“. Er nahm allen Mut zusammen und betrat die Spelunke (Arne Bellstorf hat diesen Moment sehr gut in seinem Comic Baby’s in Black eingefangen). Im Kaiserkeller erlebte Voormann, wie John sich “seinen Lebensfrust aus dem Leib schrie“, und Paul “wie ein Gummiball“ herumhüpfte.

Klaus Voorman: birth of an icon - REVOLVER 50
Copyright © by Christina and Klaus Voormann

Klaus Voormann und seinen Freunden gefiel “diese lebensbejahende Energie und Fröhlichkeit“. Sie trafen sich regelmäßig im Kaiserkeller. Eines Tages fasste Klaus Voormann Mut und nahm Kontakt zu den Beatles auf. Er ging direkt auf John Lennon zu und zeigte ihm eine Illustration, die er für ein Plattencover zu Walk Don’t Run von den Ventures angefertigt hatte. Lennon befand die Zeichnung als “not bad“, verwies Voormann jedoch an seinen Kumpel Stu Sutcliffe, da dieser “der Kunstheini“ der Band war. Sechs Jahre später sollte es dann John Lennon sein, der sich wegen eines LP-Covers an Voormann wandte.

Klaus Voorman: birth of an icon - Revolver 50
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Voormann hielt in den nächsten Jahren Kontakt zu den Beatles, was dadurch erleichtert wurde, dass er 1964 nach London zog, wo er sich für eine Weile eine Wohnung mit George und Ringo teilte. Nachdem er als Grafiker gearbeitet hatte, spielte er als Bassist bei Manfred Mann. Auch für Lou Reed, Carly Simon, James Taylor, Harry Nilsson und Solo-Projekte von John, George und Ringo spielte er den Bass. 1966, nachdem er sich eigentlich schon von seiner Tätigkeit als Graphiker verabschiedet hatte, erhielt Klaus Voormann urplötzlich einen Anruf von John Lennon. Dieser fragte ihn ganz direkt: “Hey Klaus, hast Du eine Idee für unser neues Album-Cover?“

Klaus Voorman: birth of an icon - Revolver 50
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Klaus hatte – nachdem sich die erste Aufregung legte – und schrieb bzw. zeichnete mit seiner Grammy-prämierten Collage auf dem Cover von Revolver ein Stück Rock-Geschichte. Das lag ganz sicher auch daran, dass sich sein schwarzweißes Motiv von den damals vorherrschenden knallbunten psychedelischen Farben abhob.

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Nachdem Voormann bereits 2003 die Entstehungsgeschichte des Covers zu einem als Druck erhältlichen Kurzcomic verarbeitet hatte, folgt zum 50. Jubiläum des legendären Beatles-Albums unter dem Titel “birth of an icon“ eine 32-seitige Comic-Erzählung.

Klaus Voorman: birth of an icon - Revolver 50
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Es dauert lange, bis der in vielen verschiedenen Stilen zeichnende Voormann den richtigen Look für seine Comic-Erzählung gefunden hatte. Eine große Hilfe war der Comiczeichner Thomas von Kummant (Die Chronik der Unsterblichen, Gung Ho), der vorschlug den Comic im Stile eines Storyboards zu zeichnen. Voormann verwarf daraufhin einige bereits in einem detaillierteren Stil erstellte Seiten und brachte die Geschichte in eher skizzenhaften Bildern zu Papier.

Klaus Voorman: birth of an icon - REVOLVER 50
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Innerhalb der Erzählung entsteht dadurch ein interessanter Effekt. Voormann erzählt zunächst in eher simpel aufgebauten, aber klaren Bildern erzählt, wie er 1966 in den von Fans umlagerten EMI-Studios in der Abbey Road ankam, auf die Beatles traf und sich auf den Stuhl des Produzenten George Martin setzen durfte, um erstmals die Musik des neuen Albums zu hören. Plötzlich tauchte Voormann “ein in eine surreale Tonwelt“ und befürchtete für einen Moment, dass ihm “jemand LSD in den Kaffee geschmuggelt hatte“. Im Comic stellt Voormann sein damaliges Hörerlebnis  auf einer beeindruckend komponierten, detailreich ausgeführten sich vom Rest der Erzählung abhebenden Doppelseite dar. Sich selbst zeigt er, wie er im Produzenten-Stuhl abhebt und durch eine Traumlandschaft schwebt.

Klaus Voorman: birth of an icon - REVOLVER 50
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Doch auch den nach der Auftragsvergabe herrschenden, bzw. zunächst ausbleibenden, Schöpfungsprozess schildert Voormann in seinem Comic ebenso spannend wie faktenreich. Nach vielen nicht wirklich guten Ideen fiel ihm morgens beim Kämmen ein, dass “Haare“ ja das Wahrzeichen der Beatles sind. Daher zeichnete er die hauptsächlich aus Haaren bestehenden Köpfe von John, Paul, George und Ringo. Die Illustration garnierte er mit Foto-Elementen, wie den Augen von George oder exklusiven Fotos der Beatles (aber auch von sich selbst).

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Als Voormann sein Cover präsentierte waren die Beatles begeistert, doch Voormann musste eine kleine Collage entfernen, die Paul auf dem Klo zeigte, und auch Brian Epstein, mit einem Pisspott auf dem Kopf, schaffte es nicht aufs endgültige Cover. Doch der Comic zeigt, wie diese Collage-Elemente aussahen.

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Veröffentlicht wird die Graphic Novel als Kernstück eines gebundenen 148-seitigen Buchs im LP-Format, das mit Texten in deutscher und in englischer Sprache erscheint. So gibt es Vorworte von Paul und Ringo, viele thematisch passende Illustrationen, sowie Abdrucke einer Collage im Stile von Revolver, die Voormann 1966 mit Twiggy für die englische Ausgabe von Vogue anfertigte.

birth of an icon – REVOLVER 50 dürfte allen Freunden der Beatles viel Freude bereiten. Mit 59,- Euro ist das von Christina und Klaus Voormann im Eigenverlag verlegte Buch nicht ganz billig. Doch wer es online auf voormann.com bestellt, kann es sich von Voorman mit einer persönlichen Widmung signieren lassen.

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