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Pierre Christin: Ost-West

Im Vorwort schreibt Pierre Christin, dass er sich selbst versprochen hat “niemals eine Autobiografie zu schreiben“, denn er hütet sich “vor all diesen Verherrlichungsmechanismen, seien sie auch noch so bescheiden“. Was er schließlich in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Philippe Aymond (Lady S.) schuf, ist nur sehr am Rande eine Biografie.

Pierre Christin: Ost-West

Christin ist u. a. der Autor von Comic-Meisterwerken wie Bilals Legenden der Gegenwart, André Juillards Lenas Reise oder Annie Goetzingers Das Fräulein von der Ehrenlegion. Seine Geschichten, auch die seiner Science-Fiction-Serie Valerian und Veronique, basieren auf Beobachtungen die Christin auf seinen zahlreichen Reisen gemacht hat.

Pierre Christin: Ost-West
© DUPUIS 2018, by Aymond (Philippe), Christin (Pierre)

Das erste Kapitel des Comics Ost-West beginnt damit, in strahlenden Farben zu erzählen, wie Christin die USA erlebte, als er dort ab 1965 als Professor für französische Literatur an der Universität von Salt Lake City arbeitete. Plötzlich befindet er sich in der prächtigen Welt des Wilden Westen, die ihm in den Pariser Kinos seine triste Nachkriegsjugend versüßte. In den USA trifft er auch seinen Jugendfreund Jean-Claude Mézières, der dort tatsächlich als Cowboy arbeitet und später Zeichner von Valerian und Veronique werden sollte.

Pierre Christin: Ost-West
© DUPUIS 2018, by Aymond (Philippe), Christin (Pierre)

In Salt Lake City lebt er allerdings auch in einer Welt voller religiösen Wahn und offenen Rassismus. Auch mit der Gegenkultur der Hippies konnte sich Christin nicht identifizieren und so kehrte er nach Frankreich zurück. Kapitel 2 und 3 des Buchs erzählen, wie Christin Frankreich vor und nach seiner USA-Reise erlebte.

Pierre Christin: Ost-West
© DUPUIS 2018, by Aymond (Philippe), Christin (Pierre)

Beeindruckend von Philippe Aymond in Szene gesetzt, wird hier dargestellt, wie begeistert Christin und Mézières von der Kunst des jungen Jean Giraud alias Moebius sind. Sehr interessant ist auch die Schilderung der ersten Begegnung mit René Goscinny und Jean-Michel Charlier, die Christin zeigen, wie sie Comics texten.

Pierre Christin: Ost-West
© DUPUIS 2018, by Aymond (Philippe), Christin (Pierre)

Doch das Kernstück des Buchs ist das letzte Kapitel, dass detailreich die Beobachtungen darstellt, die Christin – zuerst mit Mézières dann alleine – auf Reisen durch die osteuropäische Welt des real existierenden Sozialismus machte. Er erlebt, wie sich viele der dortigen Bewohner trotz katastrophaler Lebensumstände ihre Menschlichkeit bewahrt haben.

Pierre Christin: Ost-West
© DUPUIS 2018, by Aymond (Philippe), Christin (Pierre)

Nach der Rückkehr ins schillernde West-Berlin folgt ein “Gegenschock“ und Christin fragt sich (und uns): “Diese geballte Ladung an Fleisch, an Metall, an Lärm, an unnützer Hektik und an Geld – ist das unsere unübertreffliche Zukunft?“

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